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ETYMOLOGISCHES
WÖRTERBUCH
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ROMANISCHEN SPRACHEN
VON
FBIEDBICB DIEZ.
VIERTE AUSeABE.
MIT EINEM ANHANG
VON
AUGUST SCHELEE.
BONN,
BEI ADOLPH MARCUS.
1878.
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ETYMOLOGISCHES WÖRTERBUCH
DER
ROMANISCHEN SPRACHEN.
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ETYMOLOGISCHES
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WÖRTERBUCH
DER
ROMANISCHEN SPRACHEN
VON
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FBIEDBIOH DIEZ.
VIERTE AUSGABE.
MIT EINEM ANHANG
VON
AUGUST SCHELER.
BONN,
BEI ADOLPH MARCUS.
1878.
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Das Recht der üebersetzung ist vorbehalten.
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LORENZ DIEFENBACH
SEINEM VEREHRTEN FREUNDE
GEWIDMET.
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UB.CXM,
L'BERMA
S€PrEMfi6R 19»
17636
VORREDEN DES VERFASSERS.
I. Die aufgäbe der etymologie ist, ein gegebenes wort auf seinen
Ursprung aurückeuführen. Die zur lösung dieser atsfgabe angewandte methode
ist aber nicht überaU dieselbe: leicht läßt sich eine kritische und eine un-
kritische wahrnehmen. Die unkritische nimmt ihre deutungen auf gut
glück aus einer äußerlichen ähnlichkeit der form, oder erzwingt sie bei
geringerer ähnlichkeit^ ja selbst bei gänelicher Verschiedenheit derselben^
durch eine reihe wiUkürUch geschaffener mittelglieder. Ein in seinem
grundsatse so fehlerhaftes verfahren, dessen ungeachtet doch da, wo wite
und divinationsgabe nicht fehlten, mancher treffliche wurf gelang, hat bei
vielen die ganee etymologische kunst in miscredit gebracht, während sie
sich andern durch die leichtigkeit ihrer ausübung, woeu sich jeder ohne
beruf und Vorbereitung aufgelegt fühlte, empfahl. Jene irren in ihrer ab-
neigung, diese in ihrer 0uneigung, Im gegensatjse eur unkritischen methode
U9derwirß sich die kritische schlechthin den von der lautlehre aufgefundenen
principien und regeln, ohne einen fußbreit davon abeugehen, sofern nicht
klare ihatsächliche ausnahmen daeu nöthigen; sie bestrebt sich dem genius
der Sprache auf der spur zu folgen, ihm seine geheimnisse abzugewinnen] sie
wägt jeden buchstaben und sucht den ihm in jeder steUung ssukommenden
werth jsu ermitteln. Und doch, wie wenig vermag sie oft, uAe sn/o^elhaft
sind ihre erfolge! Das höchste, was der etymologe erreicht, ist das bewußt-
sein wissenschaftlich gehandelt jsu haben; für absolute geunßheit hat er
keine gewähr, eine unbedeutende notijs kann ihm das mühsam erworbene
jm seiner beschämung unversehens unter den fußen wegmehen. Dergleichen
wird bei jeder forschung vorkommen, bei der etymologischen gehört es eu
den täglichen erfahrungen, die auch dem scharfsinnigsten nicht erlassen
werden. Darum bescheidenheit, selbst wo aUes unsre deutungen eu unter-
stützen scheint! Mit welcher strenge ich in dem vorliegenden buche meine
früheren etymologien gerichtet und gesichtet habe, wird man ohne mühe
erkennen; was ich aber gegen mich selbst angewandt, konnte ich auch
gegen andre nicht unangewändt lassen. Etwas habe ich durch vidjährige
erfahrung auf diesem gebiäe gelernt, was sich sswar von selbst versteht,
aber nicht von allen verstanden sein will: daß eu wissenschaftlich sicherem
urtheile suh nur der durcharbeitet, der den gesammten wortvorrath der
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VIII ^ VORREDE.
spräche bis in ihre tnundarten hinein eu hewäUigen nicht ermüdet Wer
nicht so weit vorjmdringen lust haty der beklage sich nichty wenn er jeden
augenblick den boden verliert. Es ist hein tvander, wenn manche avf
andern Sprachgebieten ausgezeichnete forscher auf dem romanischen so
oft fehlgreifen, da sie nur das einadne in einer bestimmten gestalt auf-
fassen, ohne seine geschichte und seine bemehungen nach aUen Seiten hin
erkannt zu haben. Die romanische Wortforschung hat eben so dunMe
Partien zu beleuchten wie vielleicht irgend eine andre; seihst die erkenntnis
des lateinischen Stoffes ist in zahlreichen fällen nicht bequemer als die des
fremden. Man schlage einmal die spanischen mit ch oder mit z aniatäenden
Wörter nach und man wird von der richtigkeit dieser behauptung eine
ahnung bekommen. Erschöpft man auch olle von den einschlägigen sprachen
gebotenen mittel, z. b. für das spanische den lateinischen, griechischen,
baskischen, celtischen, germanischen, semitischen wortvorrath, es bleibt ein
großer rest, für den es keinen rath gibt Freilich fließen manche sprachen,
woraus der Romane schöpfte, für ut^ nur noch in spärlichen quellen.
Eifriger und umsichtiger forschung abet* wird sicher gelingen noch manches
räthsel zu lösen, das bis jetzt unlösbar schien.
Ein f ortschritt ist, hoffe ich, in dem gegenwärtigen versuche geschehen;
der lautlehre, die sich an den schätzen, welche die etymologie zu tage
fördert, erfrischt und belebt, wird dies dereinst zu gute kommen. Aber
auf die bezwingung des ganzen konnte ich nicht eingehen, und wer möchte
muih und kraft und sdbstverläugnung genug dazu haben? Gleichwohl
wünschte ich ein ganzes zu geben, sei es auch nur ein bedingtes, und so
richtete sich mein augenmerk 1) auf üblichere Wörter, solche die in rede
und Schrift häufiger wiederkehren, mit ausschluß aller derer, die man sich
ohne mühe aus dem latein erklärt, die also der Untersuchung nicht anheim-
fallen können; 2) auf weniger übliche, aber etymologisch bedeutsamere,
wohin ich vomu?eg Partikeln, einfache verba, zumal aber einfache adjectiva,
demnächst vide von linguisten mehrfach besprochene, zu einem gewissen
rufe gelangte Wörter rechnete. Aber auch solchen, die weder zur einen
noch zur andern dasse gehören, sollte der eintritt unverwehrt sein, nur
fiel hier jede Verbindlichkeit der aufnähme weg: fülle ist besser als mangel
und am ende kann jedes wort zur kenntnis der bestandtheUe einer spräche
beitragen. Es gibt aber auch Wörter, deren bereits vorhandene deutung
nicht zu weiterer prüfung veranlaßt; andre nicht genügend oder gar nicht
gedeutete, dis zwar olle rücksicht verdienen, aber diesmal nicht zur Unter-
suchung reizten: gehen sie auch leer aus, sie dienen doch anzudeuten, was
einer spräche seltenes oder merkenswerthes angehört. Jene sind hier mit
dem eingeklammerten namen Uires erklärers bezeichnet, diese ohne irgend
eine beurtheilung hingesetzt worden und somit anderweitiger Untersuchung
empfohlen. Sparsamkeit in der äbfassung der artikd war mir gesetz:
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VORREDE. ^ IX
darum wähUe ich aus den volksmtmdarten meist nur unmiUelbar eum /nele
führendes; darum vermied ich, den Ursprung des aufgestellten ettfmonSy so
wie, vorwärts gewandt, die Verbreitung des romanischen ahhüdes über
fremdes gebiet eu verfolgen; darum berichtete ich nicht über alle vorge-
brachten meinungen; daß ich seichten erJdärungsversuchen die thüre schloß,
versteht sich*).
Die eintheüung des Stoffes wird man billigen. Es kam darauf an,
schon in der äußeren einrichtung eu einer klaren Übersicht desselben eu
gelangen. Zu diesem sfwecke mußten zwei theile gebildet werden. Der
erste umfaßt siendich vollständig den gesammt- oder gemeinromanischen
d. h. den auf allen drei gebieten, dem italienischen, dem spanisch-portu-
giesischen und dem provenealisch-französischen, ja selbst den auf nur
zweien dersdben einheimischen sprachstoff, in der regel wenigstens sofern
dieser den neueren Schriftsprachen angehört. Der italienischen räumte ich
m den einzdnen artikeln den vortritt ein, wozu sie ihre heimath und ihr
genauerer anschluß an die lateinische berechtigte; selbst wo sie sich weiter
von der urform entfernt als die schwestersprachen, konnte nicht füglich
vom princip abgewichen werden. Oder war es nicht rathsamer das mittel-
lateinische alle andern umfassende wort voranzustellen? Allein das mittel-
latein ist selbst vielformig und konnte nicht anders sein: sollten aber die
von manchen und notaren geschaffenen sprachformen der volksüblichen rede
den weg zeigen? Mit diesem mittellatein läßt sich viel unfug treiben.
In den früheren Jahrhunderten, als die Volkssprachen der lateinischen näher
standen, ist es allerdings eine für die Wortforschung höchst wichtige quelle,
weil es reine formen gewährt. Seitdem aber jene sprachen selbst in schrift
auflraten, kann die Wissenschaft es fast entbehren, ja sie muß es nicht
selten von sich stoßen. Wie ungeschickt man seit dem zwölften Jahrhundert
latinisierte, davon reden *beispiele wie sessicare = altfr. sescher; gordus
= altfr. gort, lat. gurges; hommagium = altfr. hommage d. i. hominaticum.
Weich ein falsches bUd gibt bo88a = /r. bosse; gra8ale=i>r. grazal, wo-
fur bocia, gradale zu ^erwarten war! Der zweite theü enthalt den jedem
der drei gdnete ausschließlich eignen sprachstoff **). In dem dritten dieser
gebiete habe ich, nicht ohne einiges bedenken, die französische form als die
bekannteste der provenzälischen voranzustellen mir erlaubt, um das nach-
schlagen zu erleichtem. Der walachischen in der fremde erzogenen, mit
den übrigen nicht aufgewachsenen tochter der römischen mutter habe ich
*) Ich bemerke hier noch: um nicht mit formen zu ermüden, habe ich im
I. theile die port. form, wenn sie der span. ganz nahe lag^ häufig unterdrückt; seltner
die prov.y da diese zugleich das höhere alter eines Wortes bezeugt
**) Von den zahlreichen arabischen Wörtern im span. und port. konnte nur eine
auswdhl aufgenommen werden, Sie sind mit latein. buchstaben geschrieben und zur
beglaübigung aus OoUus^ oder Fret/tag's Wörterbüchern nachgewiesen.
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X VORREDE.
keine eigne stelle eingeräumt, sie nur eu/r vergleichung £fugelassen, nicht
anders die churwälsche. Die volksmundarten bieten der forschung ein
unschätehareSy nie eu erschöpfendes materialy welches häufig über buch-
stäbenverhältnisse und begriffsentwicldung überraschenden aufschlug gibt:
ich habe sie daher überall eu rathe geeogen, so weit die mir gestatteten
hülfsmittd ausreichten, ihnen auch euweüen beispiels halber kleine artikd
vergönnt Schßde, daß wir nicht über recht viele derselben so einsichtige
und gewissenhafte Untersuchungen besitzen wie über die wallonische. Durch
die bemerkte Verlegung des Stoffes wird auf den ersten blick klar, was
alle gemeinschaftlich besiteen^ größtentheils das alte römische erbtheil, und
was jede noch besonders- sich angeeignet hat; nur darf ich nicht wfJbe-
merkt lassen, daß ich die französische als die uns am nächsten liegende
vor den andern, wenigstens der spanischen, begünstigt habe. Von diesem
partiellen eigenthume der sprachen sind freilich viele der aufgenommenen
artikd als gesammtromanische abzurechnen, welche nicht wohl in die erste
abtheilung paßten, weil ihre etymologie in den übrigen sprachen auf der
hand lag. So schien e. b, das lat. apium (^sp. apio, it. appio^ in seiner
franz. form ache fremdartig genug, um in der partiell franz. abtheilung
eine stelle zu finden. Kleine inconsequenzen in der vertheüung der Wörter
mögen vorkommen, sie werden dem ganzen wenig schaden: das register
bürgt zuletzt für alles. Eine größere inconsequenz wird man vielleicht
darin finden, daß ziemlich regellos hier ein verbum, dort ein nomen an
der spitze eines artikds steht. Es ist in der that oft schtver zu sagen,
welche der beiden Wortarten als die primitive anzunehmen sei. Gewöhnlich
wird dies durch die etymologie entschieden, in andern fällen wird es
nicht zu kühn sein, sich in einer sache von so geringer bedeutung durch
das gefüM leiten zu lassen.
über die unlateinischen demente in den neuen sprachen habe ich
mich vor jähren ausführlich geäußert und finde an meiner damaligen auf-
fassung der sache nichts wesentliches zu ändern. Richten wir aber noch-
mals den blick auf die Ursprachen, um dwaigen charakterzügen oder resten
dersdben in den einzelnen gebiden auf die spur zu kommen.
Für die kenntnis der italischen Ursprachen sind in neuerer zeit
wieder bedeutende denkmäler an's licht gezogen und der bau jener sprachen
so tvie ihr Stammverhältnis zum latein sorgfältig erörtert worden. Die
wichtigste der unteritalischen durch höhere ausbildung, längere dauer und
durch grösseren umfang ihrer Überreste ist ohne zweifei die oskische. Ver-
gleicht man sie nun mit der italienischen, so verräth diese nicht das ge-
ringste von den lautgesetzen der ersteren. Die oskische abneigung vor der
assimilation der consonanten ist grade das gegentheil des lateinischen im
italienischen noch weiter ausgebUdefen Verfahrens. Man hat den oskischen
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VORREDE. XI
gebrcMchy gewissen voccden ein i voreuseUsen wohl mit einem ähnlichen
neapolüanischen verglichen, gewiß aber nicht in der Voraussetzung eines
historischen jsusammenhanges, um so weniger als der neap. gebrauch unter
einen andern gesicJUspuncty den der diphthongierung eu stellen ist, die
sich übrigens ganz auf den vocal e beschränkt. Als ein bedeutsamerer
berührungspunct dürfte die osJcische neigung, tenuis in media zu verwandeln,
bemerkt werden, aber auch hieraus würcle sich keine folgerung für das
italienische ziehen lassen. Jene neigung ist gemeinromanisch, hat in den
verschwisterten mundarten noch weit stärker eingegriffen und läßt eine
tiefere nicht bloß durch berührung mit einer nachbarsprache geweckte an-
läge vermuthen. Doch sind solche gemeinsame züge, welche verschiedene
sprachen auf einem und demselben boden zu erkennen geben, der erwähnung
nicht unwerth, und so möge denn auch noch an den umbrischen und vols-
ki^chen Wegfall des flexivischen t in der conjugation (habia = habeat) er-
innert werden. Von der etruskischen spräche aber darf man völlig absehen:
was man fast nur aus eigennamen über ihre stammesart und über ihren
bau weiß oder vermuthet, findet auf dem ganzen römischen gebiete keinen
anklang. Diese abwesenheU oder dieses nur in leichten und zweifelhaften
spuren hervortretende dasein grammatischer züge der altitalischen idiome
in der römischen Volkssprache, soweit die vorhandenen mundarten auf
deren gestalt zu schließen berechtigen, hindert indessen nicht, das ganz
naturgemässe eindringen zahlreicher provindalismen at4S den untergegangenen
idiomen in dieselbe anzunehmen, ja diese annähme ist eine durch die läge
der Sache gebotene, da sie allein den zufluß heterogener im italienischen
enthaltener, in keiner der angränzenden sprachen vorfindlicher demente zu
erklären vermag. Nachweislich sind diese demente freilich nicht mehr, da
die Wörterbücher der untergegangenen sprachen fehlen. Ungeachtet des
einflusses dieser altitalischen demente ist die italienische spräche ur^zweifel-
haß unter den romanischen die am wenigsten gemischte. Dies gilt aber
nur von den mittleren dialecten, wdche das Icdeinische erbtheil am reinsten
in sich begretfen. Die südlichen lassen manches griechische und einiges
arabische erkennen, das den andern abgeht. Durchmustert man aber, über
die gränzen des alten Italiens hinausgehend, die nördlichen, die dsalpi-
nischen mundarten, so glaubt man sich in eine andre weit versetzt: in
dieser weiten landschaft, zumal in der großen ebene zwischen den Alpen
und dem Po, hat die gewaltige rvmersprache die volksmundarten nicht be-
wältigen, sich des einflusses andringender barbarensprachen nicht erwehren
können. Der zufluß deutscher, zum theil recht merkwürdiger wört$r kann
hier nicht überraschen; wer aber celtische reste von einiger erheblichkeit
erwartet, wird sich bald getäuscht sehen: das gesammte italienische gd)iet
möchte deren nur wenige aufweisen, die Schriftsprache enthält vidleicht
nicht ein einziges wort dieses Stammes, welches sich nicht auch im proven-
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Xn VORREDE.
ealischen oder franeösischen vorfände. Eine sorgfältige etymologische
Untersuchung besonders der eunächst an den Alpen oder in denselben
liegenden dicdecte würde der Sprachgeschichte reichlichen gewinn zuführen:
MonH's comaskisches Wörterbuch liefert für einen theil derselben ^chon ein
treffliches nuxterial, das in Verbindung mit dem ertrage churwalscher und
andrer' wörtersammiungen die linguistische bedeutsamkeit jener dialecte
hinlänglich übersehen läßt,
Wen^ in Italien die alten landessprachen so weit ausgerottet wurden^
daß keine von ihnen in ihrem selbständigen dasein auch nur das Au-
gustische seitdlter erreichte^ so lebt in Spanien die iberische Ursprache
dagegen bis auf den heutigen tag im baskischen fort. Aber auch diese
spräche kann Zeugnis ablegen, wie weit die zerstörende gewalt der römischen
sich erstreckte^ da wo es galt eine nationalität zu vertilgen. Denn daß
es jener gelang, in einer entlegenen gebirgsgegend ihr dasein fortzusetzen,
sagt wenig, gegen die allgemeine niederlage. Man weiß, daß schon Strabo
(3, 2 extr.) den Turdäanem, einem gebildeten südspanischen volke, das
eine einheimische litteratur aufweisen konnte, den gänzlichen Umtausch ihrer
spräche gegen die lateinische nachrühmt; dass der spätere Columella viele
provinciaüsmen des bereits über das platte land der halbinsel verbreiteten
lateins airführt; daß aber auch andrerseits Cicero (de divin. 2, 64) des
daseins einer hispanischen Sprache gedenkt; und daß nach Tacitus (annal.
4, 45) ein landmann aus dem diesseitigen Spanien vor gericld die spräche
seiner väter redete. Aber seit der erwerbung der römischen civität wurden
die spanischen Völkerschaften une die italischen sehr bald in Römer ver-
wandelt. Sehen unr jedoch naher zu, ob sich in der spanischen mundart
nicht noch irgend ein baskischer zug entdecken läßt. Als einen solchen
führt Larramendi in seiner grammatik (p. 10. 11) die mit der endung ez
gebildeten patronymica an, Rodrigo Rodriguez, Fernando Fernandez nach
dem bask. berün blei, berun^z von blei. Aber verdacht gegen diesen Ur-
sprung erregt die von seinem Verfechter selbst eingestandene thatsache,
daß sich die Basken dieser form für patronymica nicht einmal bedienen,
daß sie z. b. Manuel de Garagorri sagen statt Garagorriez. Vielmehr
scheint ez, ursprünglicher iz, nichts anders als die gothische genitivendung
is, wobei filius zu supplieren: Roderiquiz in Urkunden, später Rodriguez
ist = goth. Hröthareikis, Fredinandiz Fernandez = goth. Frithanantis.
Diese endung wird denn auch auf unpassende falle angewandt: statt
Flori, Fortunii, Pelagii, Petri, Sanctii sprach man Floris Florez, For-
tunez, Pelaez, Perez, Sanchez, genau tvie man in den tagnamen die genitive
Miercoles = Mercurii, Lunes = Lunae (dies) der grammatik abtrotzte.
Was Larramendi sonst noch hervorhebt, das ableitungssuffix eria (sp.
porqu-eria von puerco = bask. ero-querla von erö, p. 262), oder in der
conjugcUion die Umschreibung mit habere (p. 48), zerrinnt von selbst in
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VORREDE. Xni
nichts. Sollte aber das spart, lautsystem^ vornehmlich da wo es sidi vom
lateinischen oder dem der schwestersprachen lossagt^ nichts vom iberischen
Charakter verrathen? Zu vergleichungen sind hier besonders die tippen-
buchstabet} geeignet. Anlautendes lat, p tvird im baskischen nicht selten
SU h (botherea = sp. poder, lat. posse) und dies ist gam unspanisch. Der
Baske hat eine nicht eu verkennende scheu vor dem f ; nicht so der Spa-
nier^ wenigstens ist die ihm eigene Verwandlung des anlautenden f in h
etwas später entwickeltes, seiner ältesten spräche noch fremdes. V fehlt
dem Basken gänzlich: seine stelle versieht b, ja selbst m, letzterer über-
gang dem Spanier ganeunbekant^. Das unlateinische im spanischen ein-
heimische ch t^ allerdings auch ein sehr Üblicher baskischer laut, der aber
etymologisch mit dem spanischen buchstaben wenig berührung hat, indem
er häufig spanischem s, c, z, j, x entspricht; auch haben die Schwester-
spracJien ihn eben so wohl entwickelt. Doch wäre es nicht unwichtig zu
wissen, ob dieses palatale ch nebst ts, z, tz, wie Humboldt voraussetzt,
wirklich alte iberisdie laute gewesen: darüber könnte erst die entzifferung
des einheimischen cdphabetes aufschluß bringen. Ein andrer unlateinischer
laut, das aspirierte g oder j, fehlt im baskischen, dafür steht y (sprich
wie itai. j), d. h die spräche beharrte bei dem erweichten oder halbvoca-
lischen g, woraus, wie aus dem latein. j, die ^an. ausspräche nachher
eine aspirata machte (Born. gr. P, 268 — 9)^ z. b. bask. yendea = sp,
gente. Ohne mühe lassen sich noch andre nicht minder scharfe Wider-
sprüche in beiden sprachen auffinden, z, b. das im baskischen vor anlau-
tendem r vorschlagende a oder e (arraza = sp. raza, erribera = ribera).
Dagegen treffen sie zusammen in dem ganz unlateinischen gebrauche, das
ankmtende s impurum auf ein vorgefügtes e zu stützen; auch darf noch
ein punct, worin sie sich beide zu begegnen scheinen, erwähnt werden.
Der Baske, dem zusammentreffen von consonanten überhaupt nicht hold,
schiebt gerne zwischen muta und r oder auch zwischen muta und 1 einen
vocal ein: apirilla (aprilis), guiristinoa (sp. cristiano), libaraa (libro),
khurntzea (crutz), porogaDza (probanza), pulampatu (pr. plombar). Das-
selbe thut auch der Spanier und Portugiese, z. b. sp. engarra£ar (für
engarfar), taragona (draco), pg, caranquejo (pr. cranc), baraga (bra^a),
coro^ (croca), sp. coronica (chronica), pg. gurumete (neben grumete)
gorupa (neben grupa^, sp. filibote (neben flibote^ u. dgh; doch ist dabei
nicht unbemerkt zu lassen, daß auch andern roman. mundarten dies at4S'
einanderhalten der consonanten nicht fremd ist, wenn sie auch einen
mäßigeren gebrauch davon machen. Überblickt man solche thatsachen, so
wird man sich überzeugen müssen, daß sich unter dem eisernen joche der
latein. spräche von den naturanlagen oder den grammatischen eigenheiten
der iberischen in der spanischen wenig hat behaupten können. Nicht ein-
mal läßt sich eine irgend erhebliche anzafd baskischer Wörter in den an-
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XIV VORREDE.
gränzenden roman. sprachen ntichweisen: sie werden sich, manche eweifel-
hafte mitgerechnet, noch nicht auf hundert belaufen. Freilich ist dies nur
der ertrag einer bloß auf die Oberfläche gerichteten prüfung; ihn ssu ver-
mehren, unrd dem tiefer eindringenden äuge des kenners stehet gelingen.
Ohne zweifei aber hcU das von fremden sprachen eingeengte baskische gebiet
einen großen theil seines alten Wortschatzes eingebüßt. Eben darum ist
die Untersuchung des span. Sprachstoffes so schwierig. Wörter baskischen
Ursprungs hat unter andern Larramendi in großer zahl zusammengetragen
und gedeutet. Seine deutungen aus aneinandergefügten oft unscheinbaren
elementen rechtfertigt allerdings die naiur der baskischen spräche; wenn
aber aus dieser Zergliederung ein dem worte nicht wesentlich zukommendes
merkmal hervorgeht, so können sie höchstens nur auf den ersten blick
täuschen. Span, lona heißt Segeltuch, vom bask. lo-ona d. i. guter schlaf,
weil es sich zu zelten eignet, und in zelten schläft sichs gut. Solcher
etymologien finden sich hunderte bei ihm. Ich habe indessen aus seinem
Verzeichnis, mit wenigen ausnahmen, alles was mir auch nur leidlich
haltbar schien, in gegenwärtiges buch eingetragen. Wichtig ist hier die
frage: soll man alle spanische Wörter, die man außerdem nur in jener
Ursprache bemerkt, daraus herleiten? Soll man letztere in so weit gleich-
stellen mit der arabischen oder deutschen? Mir scheint bei der starken
mischung des baskischen mit romanischem die baskische herkunft eines
Wortes nur da annehmbar, wo sich seine ursprünglichkeit auf diesem boden
nachweisen läßt, eine f orderung, welche auf die nicht romanisch versetzten
sprachen keine anwendung findet. Aber wo dieser forderung genüge ge-
schieht, mag der baskische Ursprung bei partiell spanischen Wörtern dem
gothischen vorangehn, nicht eben dem ardbischen. Wie kommt es aber,
daß so viele baskische im spanischen vorhandene Wörter, fast zwei drittel
von allen, dem Portugiesen fehlen, ohne daß er eines ähnlichen Schatzes
ihm ausschließend eigner Wörter aws jener spräche sich rühmen kann?
Waren die Iberier, wie auch Humboldt in seinen Untersuchungen über die
urbewohner des landes feststellt, in Lusitanien weniger verbreitet, so daß
ihre spräche daselbst einen geringeren eindruck zurückließ, oder drangen
jene Wörter erst später aus dem baskischen in das nahe spanische gebiet
ein, ohne das entlegenere portugiesische gebiet zu erreichen?
Die wichtigste der Ursprachen Frankreichs ist die cdtische. Ich
habe, als ich die bestandtheile der romanischen sprachen untersuchte, dem
celtischen elemente wenigstens nach allgemeiner Schätzung sein recht wider-
fahren zu lassen mich bemüht und die zweifei an seinem Vorhandensein
bestritten; ein genaueres eingehn in die Sache durfte ich mir bei mangelnden
Vorstudien nicht erlauben. Seit jener zeit aber sind wir durch eindringliche
forschung über den gramfnatischen bau und zumal über den Zusammenhang
der celtischen sprachen mit den indo-germanischen besser aufgeklärt worden
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VORREDE. XV
und diese hedbaektungen dürfen auch an der romanischen etytnologie nicht
ohne erfolg voriibergehn. Das stammverhäUnis der neueren celtischen Völker y
der Iren, Gaden, Kymren und Breionen eu den aUen wird von den ge-
schiektsehreibem ewar sehr verschiedeti und oft in ganz erUgegengeseiztem
sinne beurtheiU; wie aber diese fragen einst gelöst werden mögen, für die
beurtheüung des celtischen dementes in den aus dem laiein entstandenen
sprachen scheint diese lösung nicht von großem belang. So viel darf als
ihaisachej gewiß keine unerhebliche, ausgesprochen werden, daß die franz.
und prov. spräche, auf die es hier am meisten ankommt, der kymrischen
naher stehen als der irisch- gaelischen sowohl in betreff der menge als auch
der gestaU der dem celtischen und romanischen gdnete gemeinsamen wörfer.
Auch die westromanische scheu vor anlautendem s impurum' findet sich
nur in dem kymr, zweige toieder. Manches gewährt die bretonische mund-
arty was die übrigen verweigern, und wohl darf man acht ediisches, vielleicht
selbst aUgaHisches, darunter vermuthen, allein die erstaunliche mischung
dersdben mit französisch macht diese quelle, wo sie für sich allein fließt,
für die kritische etymologie fast unbrauchbar, fast nur zur vergleichung
noch tauglich. Dagegen vergönnt diese mundart der roman. Sprachforschung
einen andern vortheü, der den etymologischen wohl noch überwiegen dürfte:
sie ist nicht allein eine fundgrube äUfranzösischer Wörter und bedeutungen,
sie liefert auch zur geschickte der französischen ausspräche schätzbare
ttufklärungen.
Die art des Übertrittes aus der cdtischen in die romanische sprach-
form hat nichts besonderes, so weit sich bei der geringfügigkeit des Stoffes
bestimmte gesetze aufstdlen lassen. Das was dem etymologen manches
bedenken macht, ist die coUision des cdtischen Stoffes mit dem germanischen,
und hierüber jemals ganz ins reine zu kommen d. h. zu bestimmen, wdcher
von beiden sprachfamilien der Romane ein in beiden vorhandenes wort
Mtmächst schulde, ist kaum zu hoffen. Doch gut dies nur in einzdnen
fäUen, denn nicht selten läßt sich aus inneren oder äußeren gründen die
frage zum vortheü der einen oder der andern dieser sprachfamüien ent-
scheiden. So wird man bei gleichen formdien ansprüchen ausdrücke für
naturgegenstände als alteinheimische lieber zum celtischen als zum germa-
nischen demente rechnen. Die Verbreitung eines wertes durch mehrere
sprachen des einen gebides gegenüber dem vorkommen dessdben in einer
einzdnen spräche des andern wird für seine ursprünglichkeit in dem
ersteren Zeugnis ablegen, wo nicht besondere anzeichen für das umgdcdhrte
Verhältnis sprechen. Entscheidender aber sind geiwisse formdle kennzeichen,
wie denn die form dem dymologen überall den sichersten, von subjectiver
auffazsung unabhängigsten anhält bidd. Solche kennzeichen liegen unter
andern in einzdnen spuren der deutschen lautverschiebung, wenn z. b. das
itäl. tetta auch citta, cizza lautd, cdtisch aber nur t6th. Sodann in dem
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XVI VORREDE.
deutschen ableitenden i oder j mancher Wörter^ wie ital. boriare, aithochd.
bargan, aUgael. aber schlechtweg bor. Wo es aber an aUen inneren und
äußeren kennseichen gebricht, da ist in betracht des unverhaUnismäßigen
übergewichtes der deutschen bestandtheile die Wahrscheinlichkeit für diese
spräche^ für die celtische nur die möglichkeit. Dieses übergewicht des
deutschen dementes über das alteinheimische ist eine uhläugbare thatsache
und jedes sträuben gegen seine anerkennung eine thorheit. WahrUeh, die
Römer müssen reine arbeit gemacht hahen^ als germanische Völker sich in
Gallien festsetzten! Es wird kaum übertrieben s^n^ wenn man behauptet j
daß der einj^ige buchstabe H im französischen nicht viel weniger deutsche
ais alle buehstaben zusammengenommen celtische Wörter in sieh begreifen.
Erinnert man sich freilich des umstandeSy daß die Franken mitten unter
den Romanen ein halbes Jahrtausend hindurch die spräche ihrer väter
fortredeten, daß in demselben maße wie die deutschen Wörter im franzö-
sischen zunahmen, die cdtischen abnehmen mußten, denn jede spräche sucht
sich ihres Überflusses zu entledigen, so erklärt sich diese erscheinung auf
die natürlichste weise.
Sollte es aber auch dieser Ursprache nicht gelungen sein wenigstens
ein fünkchen ihres geistes im französischen fort glimmen zu sehen? Es
mangelt in dtr that nicht an zusammentreffenden zügen. So das genus,
weiches in beiden sprachen^ nur zweierlei ist, männlich und weiblich, früher
dreierlei war. Aber der Untergang des neutralen geschlechtes im fran-
zösischen ist sicher älter als im celtischen und zum theü von andern um-
ständen begleitet, indem dort zahlreiche neutra in ihrer plurolform zum
feminin, hier alle zum masctdin übertraten. Giengen doch auch die ver-
schwisterten mundarten denselben weg ohne rücksicht auf die sitte altein-
heimischer oder später eingebrachter sprachen: überall ward das masctdin
und feminin festgehalten, das neutrum aufgegeben. Nicht anders wird es
sich mit einem andern gemeiftöchaftlichen zuge, der präpositionalen decli-
nation, verhalten. Selbst die altfranz. oder prov. Unterscheidung des casus
rectus und obliquus (nom. sg. amic-s, acc. amic, pl. amic, acc. amic-s^,
worin man einen wiederschein der gaelischen einrichtung (nom, sg. bard,
gen. baird, nom. pl. baird, gen. bard) zu erblicken glaubt, schmiegf sich
innig an das lat. Verhältnis, so daß sie sich gar wohl ohne äußere ein-
Wirkung entwickelt haben kann, wie denn auch die gadische einrichtung
in einem erheblichen puncte von der romanischen abweicht, da sie den dativ
sing, dem nominativ gleichbildet. Offenbar celtisch aber ist im französischen
das zählen mit zwanzigen, wdches neben der lateinischen methode in an-
Wendung blieb: altfranz. treis vinz (60), treis vinz e dis (70) u. s. f.
Auch scheinen in der syntax einige celtische spuren durchzublicken: an
eine fremde Wortfügung, wobei es auf eine völlige verläugnung des ein-
gesogenen Sprachgefühles ankommt, gewöhnt man sich minder leicht als an
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VORREDE. XVn
fremde worier und flexionen. Dahin dürfte man etwa rechnen^ daß es
im kymrischen dem genitiv vergönnt ist, ohne präposition hinter dem
regierenden nomen plate zu nehmen une im franz. hötel dieu; daß, gleich-
falls im kymrischen, das possessive Verhältnis eines Substantivs durch die
präp, i = roman. a = engl, to bezeichnet wird wie im ältfranz. la gent
aa roi, engl, servant to bis master; daß im gadischen die bedeutung ge-
wisser adjectiva durch ihre Stellung vor oder hinter dem Substantiv bedingt
ist wie im franz. honngte homme und homme honnete; daß daselbst
gleichnamige personen durch cardinalzofden unterschieden werden wie im
franz. Henri quatre ; und wieviel der kleinen züge sonst noch sein mögen,
ctuf die man sich hier berufen könnte.
Aber alles was fremde sprachen beigetragen haben^ wiegt noch nicht
den zehnten theü des lateinischen bestandtJieiles auf. Ihm fallen fast
sämmtliche grammatische Wörter (partikdn, pronomina), ohne die es kaum
möglich ist auch nur einen satz zu sprechen, ihm die wichtigsten begriffe
zu^ die das leibliche und geistige leben berühren. Darum ist dem Romanen
laiein gleichbedeutend mit spräche, mundart^ und lateinisch gleichbedeutend
mit d^itlich, leicht, bequem. Bei weitem die meisten stamme der alten spräche
behaupteten sich in der neuen, und um den vertust zu ersetzen, spalteten
sich viele Wörter in mehrere formen mit eignen bedeutungen, welche die
stdle selbständiger Wörter einnahmen. Daß diesem bestandtheile sein recht
gewahrt werde, gehört zu den grundsätzen der romanischen Wortforschung:
unfehlbar wird demselben bei aufmerksamer beobachtung noch manches
miskannte wort wieder zugeführt, manches neue gewonnen werden. Dazu
muß man alle quellen der lateinischen spräche benutzen, denn die roma-
nische birgt mehr alterthündiches oder verschollenes in sich, als man ihr
obenhin angesehen zutrauen möchte (man lese Pott's inhaltreiche abhandlung
Plattlateinisch und romanisch), und in so fem kann sie auch der lotet-
nischen Sprachkunde, was von den pflegem derselben noch nicht in recJUem
maße erkannt worden, hülfreiche hand leisten.
Einige gegenstände von praktischem belang lassen sich besser hier als
in dem wörterbuche selbst anbringen.
Die etymologie hat ihre wissenschaftliche grundlage in der lautlehr e:
hei jedem schritte, den der etymologe thut, muß er sie im sinne haben.
Es kommt indessen vor, daß die spräche in der bildung oder ausprägung
der Wörter von ihren eigenefi gesetzen abweicht und sich ganz von dem
gefühle des Wohllautes oder der Zweckmäßigkeit leiten läßt, indem sie z. b.
die Wiederholung eines buchstdbens entweder meidet oder herbeiführt, oder
indem sie verwandte begriffe formell zu nähern, unverwandte oder weniger
verwandte zu trennen sucht. Diese kleinen gefühlsäußerungen der spräche
kann die lauÜehre allenfalls unberührt lassen, sie fallen aber recht eigent-
lich der etymologie anheim und dürfen hier nicht unerwähnt bleiben. Es
B
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XVm VORREDE.
sihd hauptsächlich folgende, 1) Assimilation getrennter conso-
nanten. Sie seiet die Organenverwandten (euweilen selbst unverwandten)
anlaste zweier auf einander folgenden süben gleich, e. b. it. Cioiglia für
Siciglia, fr. chercher für cercher, picard. chorchier für sorchi^r (fr.
sorcier^, champ. chouche für souche, sp. salchicha für salsicha, altcat.
xixanta für sixanta, it. zezzo für sezzo, pipistrello für vipistrello, fian-
falnca für panfalnca, sp. nofio für nofiO; limot4S. mamela für lamela,
neupr. founfoni für symfoni. — 2J Dissimilation (Pottes Forschungen
II, 65 ff.). Vermöge derselben unrd ein consonant, der sich in einer der
folgenden silben wiederholt, in einen andern desselben organs umgesetzt: it.
veleno für veneno, fr. nomble für lomble, pr. namela für lamela, it. pelle-
grino für peregrino, fr. flairer für frairer, sp. sastre für sartre, dltfr.
varvassor für vasvassor, veron. folpo für polpo, fr. vague für gague und
zafdreiche andre. Die Verwandlung trifft zuweilen auch den zweiten
consonanten: it. filomena für filomela, fr. crible für cribre, gencive für
gengive. Nicht selten muß einer der anstößigen consonanten weichen,
gewöhnlich der erste: sp. postrar für prostat, pr. penre für prenre, ital.
cavicchia für chiavicchia (ch = cl), fr. foible für floible, it. ghiado für
ghiadio (i = l), sp. cribar für cribrar. — 3) Vereinfachung schein-
barer reduplication. Auf die unter 1. bemerkte weise entsteht für das
gehör eine art reduplication. Dagegen wird, wenn die erste und zweite
sübe eines Wortes mit demselben consonanten anheben, worauf derselbe
vocal folgt, die erste sübe als ob sie eine unnütze reduplication wäre, zu-
weilen abgestoßen: it. cenno wohl von cinbiiinns, zirlare von zinzilalarei
neap. tellecare von titillicare, fr. gourde von Cucurbita, pr. paver von
papaver, ähnlich sp. Santa Cilia (ortsname) von Sancta Caecilia. Die
der spräche der kinder abgelernte gemination (fr. bobo, dodo) hat nur in
volksmundarten würzet gefaßt. — 4) Auch die vocäle tmterliegen eupho-
nischen einunrkungen. BeacJdenswerth für die etymologie ist die begün-
stigung des a in erster unbetonter silbe in der art, daß e und i
häufig in diesen vocal verwandelt werden. Es geschieht dies am liebsten,
wenn die betonte zweite sübe ein a enthalt, aber auch ohne dies oft genug.
Einige beispide sind: it. baleno, bardosso, ciascano, danaro, ganascia,
gnarento (oit), lattovaro, laveggio, magrana, marangone, maraviglia,
margotto, marmaglia, racchetta, salvaggio, sampogna, tanaglia, taradore,
tramaglio. Am häufigsten kommt dies vor im franz., welches sonst a m e
zu schwächen geneigt ist: balance, barlong, barette, calandre, carcan,
carmin, chacun, craanter (alt), cravanter (alt), dauphin, falaise, farouche,
garant, garou, ganache, jaloux, marchand, marcotte, panache, paresse,
rangon, raquette, sarcelle, sauvage, tarin, tariere, tramail w. dergl. —
6) Ein andrer dieser züge ist die anbüdung, vermöge welcher ein wort,
sei es nun ein vorhandenes oder ein erst zu schaffendes, einem andern,
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VORREDE. XIX
legriffsverwandtm in seiner gestalt angenähert, gewöhnlich in seiner endung
gleichgese^t wird. So ist altfr. octembre gebildet nach septembre, no-
vembre, decembre, fr. mensonge nach chalonge, chapuiser nach menniser,
aitfr. boisdie nach Yoisdie, it. b6f&ce nach söffice, sdmcire nach cu-
cire, neap. Carella (Carybdis) nach Scella (Scylla). Ital. greve t^^ eine
ahbildtmg an seinen gegensate leve, pria mit seinem a an poscia. —
6) Durch mischung der stamme einigen sich euweüen ewei hegriffsver-
uHmdte in einem und demseiben worte, es wird gewissermaßen ein reis auf
einen fremden stamm geimpft. An fr, rame e, h. haben remns und ramns
iheü ; an Belon secundum und loDgum, an haut altus und unser hoch, an
refaser sowoJA recasare u)ie refntare, an it, carcame sowohl arcame wie
carca^so. — 7) Wie in dem letzten falle ewei Wörter in eins zusammen-
fließen, so kann auch um der begriffsunterscheidung Witten, ohne rücksicht
auf die lautregel, ein wort in ewei auseinandergehn, e. b. it. manco
mangeihaßy monco verstümmelt^ beide von luancas; rifutare widerlegen,
rifiutare verschmäJien, von refut^re; sp. calar niederlassen, callar schweigen,
von yaX^; fr. d^signer anzeigen, dessiner eeichnen, von designare.
Weit häufiger geschieht dies vermittelst erlaubter formveränderungen wie
im it. rio schlimm, neben reo schuldig, pesare wägen, neben pensare
denken. Eine andre art dieser scheideformen ist^ wenn ein wort, um
nichi mit einem andern, gleichlautenden eusammeneufaUen, eine mehr oder
wenige starke formveränderung annimmt: so it. pioppo von popnlus
pappd, wegen popolo voVc; melo von malus apfelbaum, wegen malus böse;
pigliare nehmen, von pllare, wegen pillare stampfen, von pila; sp. cerrar
sehließen, von sera, wegen serrar sägen, von serra; pr. monestar mahnen,
von monitare, wegen montar steigen, von mons; fr. 6tang teich, von
stagnum, wegen 6tain einn^ vom aiUlat. stagnum. — 8J Nicht selten wird
ein in seinen bestandtheüen unverständliches uwrt durch theilweise ver-
tauschung oder Übersetzung mit einem ähnlichen romanischen gedeutet, ein
sinnreiches mittel fremdlinge gane heimisch eu machen. Beispiele dieser
umdeutung sind: it. battifredo, badalisco, guiderdone, Gibilterra (Gi-
braUar), malvagio, sp. malenconico, it. manovaldo, altfr. mainboumir,
candelarbre, nfr. choacronte, orange, worin man leicht die mit battere,
badare, dono, terra, male, mano, arbre, chou, or vollzogene umdeutung
erkennt. Im fr. main de gloire {für mandegliere aus mandragora) be-
schränkt sich die umdeutung nicht auf einen theil des Wortes. Span. Sierra
morena (schwarzes gebirge) soll aus mons Marianus abgeändert sein. Be-
kannt sind Longobardns und baccalanreus.
Dem naturausdruck als büdungsmittel der neuen spräche ist kein zu
weites fdd einzuräumen: manches wort^ das man auf diesem wege ent-
standen wähnt, kann sich noch als Sprößling eines alten Stammes aus-
weisen. Doch hat dieses mächtige bUdungsmittel hier, wie überall, reichlich
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XX VORREDE.
gewuchert und seine fruchte können ihre herJcunß so wenig verläugnen^
daß mir ihre vollständige aufnähme überflüssig schien. Viele dieser natur-
producte lassen sich mit ähnlichen in fremden sprachen zusammenstellen^
aber nicht mit Sicherheit daraus herleiten.
Es wären noch manche für die etymologie nicht gleichgültige beob-
achtungen zur spräche zu bringen. Da sie ci)er alle in das gebiet der
grammatik gehören^ so lasse ich sie hier unberührt; nur einigen dringenden
fragen aus der Wortbildung kann ich die erwägung auch an dieser steile
nicht versagen. Die latein. spräche zieht unbedenklich adjectiva aus verbat-
stammen durch bloße anfügung nominaler suffixe: fidus, parcus, vivus,
congruus entstehen aus fidere, parcere, vivere, congruere. Born, gramm.
[1. ausg.] n, 235 hatte ich diesen Vorgang in den neuen sprachen als
einen höchst seltenen zugelassen: er ist aber gar nicht einzuräumen: die
spräche erfreut sich eines solchen Überflusses ausdrucksvoller adjectiv-
suffixe, daß sie neuen bildungen jener art ganz entsagen durfte Allerdings
gibt es mehrere romanische adjectiva^ die sich zu verbis zu verhalten
scheinen une die eben genannten lateinischen. Es sind etwa folgende:
sp. furo, verbum lat, furere; it. folle, fr. fou, vb. lat, follere; pr. clin,
vb. clinare; fr. mundartl. gonfle, vb. goofler; fr. morne, vb. goth. maür-
nan. Furo und folle lassen sich von den Substantiven für und foUis her-
leiten; Clin und gonfle sind abgekürzte participien = it. chino, gonfio;
für morne endlich wird man ein deutsches adjectiv muthmaßen dürfen.
— Etwas bedenklicher ist eine andre, ganz verwandte frage. Werden
substantiva persönlicher bedeutung auf eine eben so einfache art, ohne
syllabisches suffix, aus verbis gezogen wie substantiva sächlicher bedeutung?
Die latein. spräche ist mit solchen bildungen sehr sparsam: scriba, coquus,
dux, rex sind beispiele^ andre bemerkt man in compositis. Es ist der
mühe werth, die romanischen fälle, die eine solche entstehung zu fordern
scheinen, mit einiger Vollständigkeit zusammenzustellen. Masculina sind
it. furbo, vb. forbire; it. mundartl. lecco, vb. leccare; it. allievo, fr. öleve,
vb. allevare, elevare; sp. trasgo, vb. trasegar; fr. juge, vb. juger. Furbo
und lecco können in gleicMauienden ahd. Substantiven ihren grund haben;
allievo und 616ve verhalten sich nach ihrer bedeutung mehr une sächliche
als persönliche Wörter und dürfen darum beseitigt werden; trasgo ist
zweifelhaft, da trasiego zu erwarten stand; unläugbar aber ist juge, das
jedoch nicht ohne grund aus juger gezogen ward, s. II. c. Was die aus
verbis gezogenen masculina auf a betrifft, so hatten sie früher wohl eine
rein sächliche bedeutung und wurden nachher auf personen übertragen,
wie das nicht verbale boja die bedeutungen fessel und henker ausdrückt:
so denn auch sp. boga rüderer, von boga, in derselben bedeutung auch
feminin {eigentl. rüder, wiepg. voga), so it. spizzeca knicker (kneipzange?)
von pizzicare; bei andern wie sp. farfnlla Stammler, von farfuUar, pg.
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VORREDE. XXI
beberrica tritiJcery van beberricar, ist dies weniger ersichtlich. Die aus
verbis gesogenen feminina sind* ursprünglich abstracta gewesen und in
concrete persönliche hedeutung übergetreten: so it. ascolta schildwache
(ai^horchung)j scorta begleiter (begleitung), pr. bada Wächter (obacht)y
nca ausrufer (ausruf), crida schreier (schrei), it. gonfia glasmacher (auf-
blasung); bei it. trecca hökerweib, vb. treccare betrügen^ mag diese be-
ffriffsentwicklung eweifelhafter sein. Aus dem allem ergibt sich aber doch
die ungeimpheit dieser ableitungen, mit deren annähme also der etymologe
varsidUig verfahren muß.
Bonn im jüli 1853.
II. In der vorliegenden zweiten ausgäbe habe ich einen großen
theü der in der ersten enthaltenen artikel einer neuen prüfung untersogen,
wdche nicht selten auf andre ergebnisse geführt hat. Zu dieser prüfung
gaben die seit der heratssgabe des buches in etymologischen schrißen jeder
ort erschienenen sehr sahireichen bemerkungen, so weit sie su meiner
kermtnis gelangt sind, den hauptsächlichsten anlaß. Die meisten derselben
fcurden schon vor einigen jähren in einer kleinen schrift "^ Kritischer an-
hang sum etymologischen wörterbuche genaue von mir besprochen; einen
iheil ihres inhalts habe ich den betreffenden artikeln dieser neuen ausgäbe
entweder in klammem beigefügt oder in den text eit^ießen lassen. In-
dessen trat die nothwendigk^t dieser ausgäbe so rasch und unerwartet
ein, daß ich nicht im stände war, auf alle abgesprochenen deuiungen
und einwürfe, selbst nicht auf alle diejenigen, welche su meiner kenntnis-
nähme bestimmt schienen, einsugehen. Sofern ich sie unberührt lasse,
konnte ich ihnen auf meinem standpuncte allerdings nicht beipflichten, bin
aber weit entfernt, ihr verdienst in abrede su steilen, überdies habe ich
das buch mit einigen hundert artikeln vermehrt, . viele andre, wo es
wünschenswerth schien, etwas genauer aufgeführt.
Bonn im September 1861.
HL Da man in etymologischen dingen nicht überall su unwiderruf-
lichen resultaten gelangt, so tritt auch diese dritte ausgäbe nicht unver-
ändert in die öffentlichkeit. Auch ist ihr ein suwachs von neuen artikeln
SU theü geworden. Das register hat mit rücksicht auf einen vielfach aus-
gesprochenen wünsch eine mehr praktische einrichtung erhalten.
Bonn m october 1869.
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VORREDE ZUR VIERTEN AUSGABE.
Alle diejenigen, welche nicht nur Diejsens lehre hochhalten und pflegen,
sondern auch seine eigenart, was methode und darstellung betrifft^ su
würdigen wissen, werden dem Verleger des Etymologischen Wörterbuchs
dank wissen, daß er diese vierte aufläge in unveränderter gestalt erscheinen
läßt Sie werden mit ihm es für gercUhen, ja von den pflichten der pietät
für geboten halten, die werke des uns entrückten meisters so lange einer
um- oder Überarbeitung eu entziehen, als im kreise der schüler ut^ nach-
eiferer der hauch seines gcnius noch lebendig empfunden wird. Man
hüte sich ebensosehr davor, dem worte eines edlen todten, der großes ge-
schaffen, eine unantastbare autorität beizulegen, als seine persönliche arbeit
unter noch so preiswürdigem flickwerk zu verwischen.
Wenn es jedoch den Verleger drängte, unser buch, so wie es zuletzt
aus der feder des Verfassers geflossen, auf den markt zu geben, lag es
ihm nicht minder daran, dem unaufhaltsamen fortschritte der Wissenschaft
rechnung zu tragen und die abnehmer der vierten aufläge für die diesmal
ausbleibenden zusätze und Verbesserungen des autors einigermaßen dadurch
zu entschädigen, daß die wichtigeren ergebnisse der etymologischen forschung,
so weit sie seit dem erscheinen der dritten ausgäbe zu tage getreten und
den speciellen inhalt des Diez' sehen Werkes berühren, in einem Anhang
zusammengestellt würden.
I Daß ich auf sein ersuchen diese aufgäbe bereitwillig übernahm, möge
damit entschuldigt werden, daß es sich ja weniger um eigenes schaffen
und urtheilen als um das sammeln, sichten und darlegen fremder arbeit
handelte und daß mir dadurch eine erwünschte gelegenheit geboten wurde,
dem dahingeschiedenen altmeister, in seinem geiste unrkend, den tribut
• meiner Verehrung zu entrichten.
Ich habe zur erfüllung des mir gewordenen auftrags alles, was mir
in meiner isolirten Stellung zu Brüssel an Zeitschriften, commentaren,
Wörterbüchern und einschlägigen sonderarbeiten zu geböte stand, sorgfältig
durchmustert und dasjenige ausgezogen, was irgendwie für oder gegen die
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VOREEDE. XXIII
Dteß' sehen aufstellungen verwerthet werden konnte. Selbstverständlich habe
ick nur solches ctufgenommeUy wozu sich ein berufener, mehr oder weniger
Ott/* der höhe der Wissenschaft, stehender gewährsmann aufweisen ließ.
Einige wenige streng berücksichtigte notizen ausgenommen, fand sich im
nachlaß des seligen Verfassers kein matericd zur Vorbereitung einer neuen
aufläge vor; nicht einmal ein zu diesem behufe annotirtes handexemplar
konnte ausfindig gemacht werden.
Bei der druck-revision des Diez^ sehen Werkes hatte ich manche ver-
anlassung, druckfehler, die sich in die früheren ausgaben eingeschlichen
hauten, zu beseitigen. Bei genauer nachträglicher prüfung haben sich im
ersten theile noch einige fehler als übersehen ertoiesen; dieselben sind unten
angegeben. Das register habe ich erheblich, etwa um ein viertel der Wörter
vermehrt, so daß dasselbe bei dem gebrauche des Werkes als ausreichend
h^unden werden wird.
Brüssel, im august 1878.
A. Scheler.
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ABKÜRZUNGEN.
abl. ahkitung,
ags. angelsächsisch.
ahd. althochdeutsch.
cUban. albanesisch.
altn. altnordisch.
alts, (Utsächsisch.
andcU. andälusisch (nach dem wh. der
span. Akad.).
arag. aragoncsisch,
beam. beamesisch {nach Honnorat).
bergam, bresc. bergamaskisch und bres-
cianisch (nach G. Bosa).
berr. mundart von Berry (nach Jaubert).
bret. bretonisch,
bürg, burgundisch d, %. bourgognisch (nach
De la Monnoye, Mignard, dem Vocab.
langrois, dsgl. nach Monnier Vocab.
du Jura in den Mim. des antiq. de
France VI.),
cat. caiaianisch.
champ' champagnisch (nach Saubinet Vo-
cabiUaire rimois und Tarbe).
chw. churtc. churwälsch (nach Conradi
tmd Carisch).
cimbr. cimbrisch, spräche der sieben und
dreizehn gemeinden (nach SchmeUer).
com. comask. comaskisch (nach P. Monti).
cremon. cremonesisch (nach Peri).
dauph. dauphinesisch (nach ChampoUion).
flor. florentinisch (tiach verschiedenen
werken),
fr. französisch,
frs. friesisch,
gaüic. gäUicisch, in Spanien,
gase, gasconisch (nach Honnorat u. a.).
gen. genuesisch (nach Olivieri, ausg. von
1851).
genf. genferisch (nach dem Dict, gene-
vois),
hd. hochdeutsch,
henneg. hennegauisch oder rouchi (ncuih
Hicart).
it. italienisch.
lim. limous. limousinisch (eigentl. nieder-
limousinischy nach Bironie).
lomb. lombardisch,
lothr. lothringisch (nach Oberlin, dem Dict.
patois par L. M. P., Nancy 1842, und
Jadot, Par. 1854).
mail. maüändisch (nach Cherubini, 2. ausg.
1839—43. IV.).
mhd. mittelhochdeutsch,
mlat. mittellateinisch,
mnd. mittelniederdeutsch,
mndl. mittelniederländisch,
moden. modefiesisch (nach Muratori u. a.),
ndd. niederdeutsch.
ncU. niederländisch,
nds. niedersächsisch,
neap. neapolitanisch (nach Galiani).
nfr. neufranzösisch,
nhd. neuhochdeutsch,
norm, normannisch {nach E. und A. Du
Mirü).
npg. neuportugiesisch,
npr. neuprovenzalisch.
nsp. neuspanisch,
obd. oberd. oberdeutsch,
occ. occit. occitanisch, mundart von Lan-
guedoc (nach Sauvages, dem glossar zu
Goudelin u. a.).
parm. parmesanisch (nach Peschieri und
Malaspina).
pg. portugiesisch.
pic, picardisch (nach Hicart und Corblet).
piem. piemontesisch (nach ZaUi u. Ponza).
pr, provensalisch.
romagn. romagnolisch [nach Morri).
sard. sardisch (nach Porru, Spanu und
den gedickten Purgueddu's).
schwz. schweizerisch,
sie. sicil. sicüianisch (nach M, PasquaUno
und Biundi).
sp. spanisch.
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ABKÜRZUNGEN.
XXV
trient. trientinisch und roveretanisch (na<^
ÄzzoUtU),
vah vaiencianisch,
ven. venez. veneziamsch (nach Patriarchi).
veron. veronestsch (nach Ängeli),
vrlL veraltet,
wal. wälachisch,
wäld. toaidensisch (bei Raynouard, Hahn
14. o.).
waHon. waüonisch (nach Bemacle und
Qrandgagnage),
zsgs. zusammengesetzt,
ssgz. susammengezogen.
ZS3, Zusammensetzung f Zusammensetzungen.
Ägol. Agdlant, im Ferabras.
Akx. Alexandre^ ed. Miehelant
Älexs. Alexis, ed. Gessner.
Älx. Alexandra, p. p. Sanchez.
Anal, gramm. s. App. ad Prob.
Antiodi. Chanson d'Antioche, p. p. P.
Paris.
Apdt. Apohnio, p. p. Ochoa.
App. ad Prob. Appendix ad Pröbum in
Ancdect. gramm. ed. Eichenfeld et End-
licher j p. 4M ff.
Archiv, stör. üal. Archivio storico itäliano.
Aubery, p. p. Tarbe.
Aubri, im Ferabras.
B. Bartsch, Denkmäler der provenzalischen
Utteratur.
Bari. Barlaam und Josaphat herausg. v.
Meyer und Zotenberg.
Bc. Berceo, p. p. Sanchez (Mih Milagros
de N. 8.; MiU. San Millan; SDom.
San Domingo cet.).
Ben. Chromque de BenoH, p. p. Michel.
Bert. Berte, p. p. P. Paris.
Bonves. Bonvesin, ed. Becker.
Brand. Brandaine, p. p. Jubinai,
Briq. Briquigny et la Porte du Theü,
Diphmata Um. I. (ältere ausgäbe).
Brt. Brut, p. p. Leroux de Lincy.
Brun, Brunetti, Codice diplomatico, tom. I.
Bih. Poeme sur Bohce, p. p, Baynoiiard.
Cal. i D. Calila i Dymna, p. p. Gayangos.
Cane. de B. Candonero de Baena.
Corp. Carpentier, Glossarium novum cet,
Cos. Utt. Casae litterarwn, ed. Lachmann.
Cey. Histoire du chatekdn de Coucy, p.p.
Crapdet.
C. d. Poit. Boman du comte de Poitiers,
p. p. Michel.
Charl. Charlemagne, p. p. Michel.
ChCyg. Le Chevalier au cygne, p.p. Beif-
fenberg.
ChLy. Le Chevalier au lyon, ed. J^lland.
Chr. d'Escl. Chronique de Bernat d'Esdot,
p. p. Buchon.
Chx. Choix cet. p. p. Eaynouard.
Class. auct. Classici auctores, ed. Ang,
Majus.
GNA. Cento novelle antiche. Torino 1802.
Cont. TJltram. La conquista de Ultramar.,
p. p. Pascual de Gayangos.
BC. Ducange, Glossarium mediae latini-
tatis.
D. Din, Cancioneiro del rei D. Diniz,
p. p. Ijopes de Moura.
Dief. gloss. lat. germ. Diefenbach, Glos-
sarium latino-germanicum.
BMce, Dooh de Maience, p. p. Pey.
Dölop. Dölopathos, p. p. Bnmet et Mon-
taigUm.
Eracl. Eracle, ed. Massmann.
Er. En. Erec et Enide, ed. Bekker.
Esp. sagr. Espana sagrada, p. p. Florez
y Bisco.
FBej. Foros de Beja.
FC. Fäbliaux et contes, p. p. Barbazan,
Sd. de MSon.
Fer. Ferabras, ed. Bekker.
FGrav. Foros de Graväo.
Fier. Fierabras, p. p. Kröber et Servois.
FJ. Fuero Juzgo, Madr. 1815.
Flam. Flamenca, p. p. Meyer.
Fl. Bl. Flore et Blanceflor, ed. Bekker.
Form. F[>rmülae.
FSant. Foros de Santarem.
Fumag. FumagaXli, Codice diplomatico.
GAlb. Guerre des Albigeois, p. p. Fauriel.
Gar. Garin, p. p. P. Paris.
Gaufr. Gaufrey, p. p. Guessart et ChabaiÜe.
Gayd. Gaydon, p. p. Guessard et Luce.
GBourg. Gui de Bourgogne, p. p. Gues-
sard.
G. d'Angl. Guillaume d^Angleterre, p. p.
Michel.
Gest. reg. Fr. Gesta regum Francorum,
Bouquet t. L
G. Gaim. Geoffr. Gaimar, s. Chron. an-
glonorm. p. p. Michel,
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XXVI
ABKÜRZUNGEN.
Gl Glossae {Gl erford. erfurter glossare,
ed. ÖJUer),
Gloss, vet. Glossarium vetus, Classici auc-
tores VI,
GNev. Girard de Nevers, p. p, Michel.
GO. Glossaire occitamen, p. p. Eochegude,
GProv, Grammaires proven^dles, p. p,
Guessard [Chramm, rom. 2, Id.),
Grig. dialogues de 8i, GrSgoire, p. p.
Du Mtrü.
Greg, Tur. Gregorii Turonensis Historia
ecclesiastica.
GEiq. CHraud Riquier, ed. Pfaff.
GRoss. (Hrart de Bossilho, ed. Hofmann.
GVian. Girard de Viane^ im Ferabras,
GVic, Gil Vicente, Hambwrgo 1834, III.
dsgl. in Böhls Teatro espanol.
HBord. Huon de Bordeaux, p. p. Gues-
sard et Grandmaison.
HLang. Histoire generale de Languedoc,
preuves.
HPMon. Historiae patriae monumental
chartarum tom, I.
JFehr. Jaume Febrer, Valencia 1796.
Jfr. Jaufre, in Lex. rom. I.
Inf. VInfemo di Dante.
L. Lex,
L, de Gmll (LG.) Lois de Chiillaume le
Conquirant, ed, Schmid,
Legs d*am. Legs d'amors, p. p. Gatien-
Arnauld.
LJ. Livre de Job, in den Livres des Bois.
LR. Lexique roman. p. p. Raynouard.
LRs. Livres desrotSf p. p. Le Roux de Lincy.
M, Gedichte der Troubadours, ed. Mahn,
1856—57,
MabiU. annal, MäbiUon, Ännales ord, 8.
^Benedicti, Lueae 1730.
Mabül. dipl. Mabillon, Res diplomatica,
Par. 1709.
Marc, hisp, Marca hispanica, ed, Marca.
Mar. Egipc. Maria Egipciaca, p. p. Ochoa.
Marin. Marini, Papiri diplomatici.
MFr. Marie de France, p. p. Roquefort.
MGar. Mort de Garin, p. p. Du MSril
Murat. ant. ital. Muratori, Antiqmtates
italicae, Mediol. 1738.
NFC. Nouveattx fabliaux et contes, p. p.
M6on.
JNF, Jub. Nouveau reaieil de fabliaux,
p, p, Jubinal.
Nicot, Dict. frangois'latin recueiüi des
öbservations de M. Nicot cet. Par. 1573.
Og. Ogier de Danemarche, p. p. Techener.
Par. II Paradiso di Dante,
Parten. Partonopeus, p. p, Crapelet.
Pass. d. J. C. Pässion de Jisus-Christ,
p. p, Champoüion,
PC, Poema dd Cid, p, p. Sanchez.
PDuch. Parise la duchesse, p. p, Guessard
et Larchey,
PO. Parnasse occitanien, p. p. Rochegude,
PPS. Poeti del primo secolo.
Purg. H Purgatorio di Dante.
QFAym. Les quatre füs Aymon, im Fe-
rabras.
RCam. Raoul de Cambrai, p. p. Le Glay,
Ren. Renard, p, p. Mion.
RFlor. Roi Flore, p. p. Michel
RMunt. Ramon Muntaner, ed, Lanz.
Rol. Roland', p. p. Michel.
Rom. fr, Romancero frangais, p, p. P. Paris,
Rom. gramm. Romanische grammatik
4. ausg.
Roq. Roquef. Roquefort, Glossaire de la
langue romane,
^^* P- P- Pluquet.
Ruteb. Rutebeuf, p, p. Jubinal,
Rz. Ruie, p. p. Sanchez,
Sax. Chanson des Saxons, p. p. Michel.
SBem. Sermons de St. Bernard, in den
Livres des Bois,
SLSg. Vie de St, Liger, p. p. ChampoUion.
SRos. Santa Rosa, Elucidario.
SSag. Sept sages, ed. Keller.
TCant. Thomas de Canterbury, ed. Bekker,
TFr, Thiätre frangais, p, p, Monmerqui
et Michel.
Tirab. Tiraboschi, Storia della badia di
Nonantola, vol. IL
Trist, Tristan, p. p. Micliel
Trov. Trovas e cantares, Madr, 1849
{Cancioneiro inedito).
Trucch. Trucchi, Poesie inedite.
Ughell UgheUi, Italia sacra.
Voc. Vocabuiarius, z. b. duacensis, opti-
mus, S. Galli.
Wack. AUfranz, lieder und leiche, herau^g,
von Wackemagel.
Yep. Yepes, Cronica de la orden de S.
Benito.
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ERSTER THEIL.
GEMEINROMANISCHE WÖRTER.
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A.
A und ad ü,y sp. pg. ä, pr. a u. az, fr. ä, wdl, a, Präposition^ vom
lat, ad, vomef^ich auch als casuspartikel angewandt. Ob das rom. a
in gewissen fällen nicht vielmehr aus apud ahgekür^ sei, darüber s. Rom,
gramm. III, 160, 161. Eine ess. ist it, da, churw. dad, von de ad, be-
reits in Urkunden des 7, und 8. jh, vorhanden (Rom. gramm. II, 25),
entsprechend dem ahd. fona, nhd. von, aus af ana, nach Grimm TF, 782.
lieber das diesem ital. da begegnende oskische dat sehe man Bugge,
Ztschr. für vergl. sprachf. III, 419. Für da sprach man dltsardisch
daba, nach Delius nicht von de ad, sondern von de ab, s. dessen schrift
über den sard. dialect p. 4.
Abisso it., pr. abis und abisme, fr. abime, sp. pg. abismo, sard.
abisma abgrund, höüe; vb. it. abissare und sobbiasare, pr. abissar,
sp. abismar, fr. ablmer, in den abgrund versenken u. dgl.; von abyssus
{aßvaaog). Wir haben, wie es scheint] in abisme, abismo einen substan-
tivischen Superlativ une etwa in dem üblichen mlat. dominissimus vor uns,
man wollte damit den tiefsten abgrund, den der holte, stärker beeeichnen;
übrigens ist aßcaaog von hause aus ein adjectiv, mithin sfur gradatiofi
berechtigt. Abyssissimus konnte in abyssimus zusammengehn wie metip-
sissimus in metesme. Man hat auch an abyssismns gedacht, aber das
Suffix ismus gibt in den jungem sprachen nur abstracta, höchstens collec-
iiva. Andre vermuthen eine accusativform darin, aber wäre alsdann das
franz. wort nicht abisson gewesen, wie suum son, Carolum Charlon er-
gab? Zu merken die itaL nebenform nabisso aus der üblichen Verbindung
in abisso wie ninferno aus in inferno entstanden (ininferna in einer alten
messe, Mone p. 20), daher das dtsche nobis, s. Grimm^ Myih. 766, Hoff-
mann, Hör. belg. V, 38.
' Abrigo sp. pg., pr. abric, fr. abri schütz; vb. sp. pg. abrigar,
pr. abrigar, abriar, fr. abriter (für abrier mit eingeschobenem t wie oft)
schützen, decken. Umsonst hat man sich bemüM, dem lat. apricns den
sinn des rom. Wortes zu entlocken: was die sonne bescheint, ist und bleibt
unbedeckt. Läßt sich letzteres aus keiner andern spraclhe nachweisen, so
darf als etymon ein ahd. bi-rthan decken (ant-r!han enthüllen findet sich)
vermuthet werden. Für abriter sagt man in JBerry abrier, im Jura
avriller, was wohl nur diminutivisch ist. Die beam. mundart spricht mit
tenuis aprigi. — [Gegen Mahn und Littre, welche diese herleitung ange-
fochten haben und für apricus eingetreten sindj bemerkt der Krit. anJkang
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4 L ABRIGO-ACABAR.
folgendes. ^Man deute an dem warte, wie man willj in den neuen sprachen
bleibt schütz, obdach der grundgedanke, nicht bloß der sehnte vor regen
und kälte, sondern auch der vor der sonne, denn man sagt z. b, ce lieu
est ä Tabri du soleil (Dict de Trev.). Se mettre ä Tabri de la pluie
ist darum dasselbe tvie se mettre k couvert de la pluie', und schon ein
troubadour sprach: m'abric sai on sol non fer ich bin hier unter dach,
wo keine sonne hin scheint, LR. ' Wem fällt dabei nicht das horazische
quidquid in occulto est, in apricum proferet aetas ein, wo aprieum ge-
rade das gegentheil aussagt von oceultum, also ungefähr auch das gegen-
theil der roman. bedeutung? Solche Übergänge mögen allerdings in den
sprachen vorkommen^ sie müssen sich aber schritt vor schritt verfolgen
lassen, was wenigstens mir bei der fraglichen etymologie nicht ^dingen
wiU\ Der schatten schützt, nicht die sonne, das sagen die sprachen selbst:
lat. umbra, it. ombra, sp, sombra ist schatten und schütz. ' Verdächtig
wird die lat. herkunß des wertes schon dadurch, daß es (mit ausnähme
der sardischen m/tindart, die bekanntlich viele Wörter aus Spanien bezogen)
dem itäl. gebiete abgeht, denn aprico ist ein dem latein abgeborgter poe-
tischer ausdruck mit lat. bedeutung, und apricare fehlt ganz. Die eigent-
liche heimath von abrigo scheint Spanien; hier wenigstens hat es nicht
wenige ableitungen und Zusammensetzungen entwickelt, wie abrigada, abri-
gafio, abrigamiento, abrigador (pg.), desabrigo, desabrigar cet. Larra-
mendi verweist auf das bekannte in städtenamen vorkommende briga, allein
daratM wird das wort nicht Mar. ' Auch aus sp. abra (bucht) läßt es sich
nicht gewinnen, da mit ig nicht abgeleitet wird. Ich stellte darum das
ahd. rthan (decken) auf, zsgs. birihan, ags. bevrihan (bedecken); man setzte
a vor, was zumal in Spanien sehr häufig geschieht. Nicht unmerkwürdig
ist die alt fr. bed. bedecken in einer stelle bei Guill. Guiart Roq. app,: la
tres precieuse corone que Jhesu Crist ot en sa teste, si com li Juis
Ten abrierent (damit bedeckten, nicht: schützten/. Und in einer noch
älteren stelle: si ot d'une ehape forr6e abrie et vestu son cors R. de la
rose, s. P. Paris, Dict. histor. p. 30. 'Aber atu^h zu erwägen ist das in
allen deutschen sprachen vorhandene bergan, präs. birgu (l)ergen, in Sicher-
heit bringen), mit versetztem r, wie oft. Dem subst. bere, gebere (ver-
steck, Zufluchtsort) würde abrie von Seiten der bedeutung ein gut theil
näher liegen als dem lat. apricum'.] Das cot. abrig wird gradezu mit
sp. albergue übersetzt. Sichtlich von bergan ist das cdtfr. em-berguer
'couvrir, mettre ä Vabr% Roq. — Wenn R. Stephanus in seinenh wörter-
buche sagt: ung abri ou le soleil frape tousjours apricus locus, so muß
er um der etymologie willen dem franz. worte eine demselben nicht zu-
kommende bedeutung aufgedrängt haben. Denn wenn Livet, Gramm,
frang. 476, ihn damit entschuldigt, daß das wort später diese bedeutung
geändert haben könnte, so stehen die prov. Zeugnisse damit im Widerspruch,
Man vgl. übrigens Mahn p. 113 ff.
Acabar sp. pg. pr., achever fr. ausführen^ vollenden; von caput,
roman. nicht nur den anfang, auch das ende eines dinges bezeichnend.
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^
I. ACCATTARE-ACERO. 5
Aecattare t^., altsp. acabdar, ältpg. achatar SRos, ein giä enoerben,
altfr, acater verschaffen Alexs. 8, neufr. acheter Tcaufen^ so auch altit
neap, aecattare; shsL ü, accatto, pr. aeapta, aeapte, fr. aehat. Es ist
van ad-captare {nüai. aceapitare) an sich nehmten^ häufen^ eine erst im
frone. entunckeUe bedeutung^ welcher Festus stelle emere, quod nune est
mercari, antiqui accipiebant pro sumere mr Unterstützung gereichen kann.
Eine zss. ist it. r aecattare, pg. regatar, fr. racheter loskaufen; wofür
sp. rescBisr^ pg. resgatar aus re-ex-captare, sbst. rescate, resgate.
Acceggia it.j sp. areea, fr. mundartl. ac6e Schnepfe, mlat. accia,
acceia; soll in acies oder dxtj spitze (vogel mit spitzem schnabd) seinen
Ursprung haben, s. Menage und Garp'entier. Ein altes zeugnis für dieses
wort enthalten die erfurter glossare p. 269^ accega ^holtana^ Variante
acega ^holthana d. i. ags. holt-hana (holz-hahn= Schnepfe), vgl. Haupts
Zlschr. F, 197'^.
Accia, azza it., sp. haeha, pg. facha, acha, pr. apcha für acha,
fr. hache (h asp.), daher mhd. hätsche und hasche, axt, beü; vb. it.
aeciare, fr. hacher klein hacken. Gegen lat. ascia als etymon sprechen
die formen; wohl aber stimmt die franz. zum nhd. ndl. hacke Werkzeug
zum hauen, ein in der alten spräche nicht vorfindliches, aber durch das
masc. hacco (haken) und das ags. vb. haccan = engl, hack gestütztes
wort. Die deutsche keMtenuis erhielt sich im picard. vb. h^quer holz
hacken = fr. hacher. Aus dem franz. werte aber flössen die übrigen, ,
unter weichen das pg. facha mit seiner lippenaspirata die reine aspirata
nachzubilden sucht, s. unten arpa. — - Davon zu trennen ist it. ascia,
pr. aissa, vom lat. ascia; span. slzsl oder axa fehlt, aber eine abl. altsp.
axada, nsp. azada, pg. enxada, dsgl. sp. azuela haue, hacke, ist vor-
handen.
Acciajo it., sp. acero, altpg. aceiro, neupg. s^o, pr. fr. acier, wal.
otz^l (ungr. atz61), ndat aciare, aciarium stahl (s. z. b. Ciass. auct. VI,
602^); von acies sc. ferri härteres eisen. Eine andre, gleichbed. abl, ist
it. acciale, ven. azzale u. s. w., ahd. ecchil, mhd. eckel.
Accidia i^., ältsp. acidiä, pr. accidia, altfr. accide fahrlässigkeit,
Verdrossenheit; vom mlat. accidia, acedia, gr. dutjöia, dass.
Accinga it., sp. anchoa, pg. anchova, enchova, fr. anchois sar-
ddle. Aus aphja {afpvrj) oder besser aus apya {zu schließen nacJi apua)
konnte mit dem sufßx ug unzweifelhaft das it. acciaga (zunächst aus
apj-uga) entstehen, woraus denn die andern Wörter verderbt sein müssen.
MundarÜiche formen sind piem. sie. anciova, veron. ancioa, gen. anciua,
ven. anchioa. — [Mahn erkennt darin ein iberisches wort = bask. antzna
trocken, denn die Sardelle ist ein getrockneter (eingesalzener) fisch, s. seine
Etym. Untersuchungen p. 5.]
Accordo U., sp. acuerdo, pg. acordo, pr. accort, fr. accord über-
einstimmung, vertrag; vb. accordare u. ff.; gebildet nach concordare, dis-
cordare, also van cor, nicht etwa von chorda.
Äcero it., pg. acer, cdtsp. asre, neusp. umgestellt arce, cat. ars
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6 I. ADDOBBARE^AERE.
ahorn; von acer aceris. Der Franzose nentU denselben bäum 6rable (m.):
aus lat. acer wäre are oder aire, fere geworden; um dem worte mehr um-
fang jm geben, sagte man acer arbor, zsgz. esrarbre 6rarbre, dissimiliert
^rable, neuprov. in Grenöhle aber noch izerablo. Menage nimmt dafür
eine hier ganz unpassende bildung acerabnlum an. [Die hier ausge-
sprochene deutung wird unterstützt durch die florentinische glosse Ecc.
986'' acer arbor ^gundereba vel mazziltira d, i. mafiholder. Man hatte
sich in den schulen an die Verbindung beider Wörter gewöhnt, die aisdann
in das leben übergieng.]
Addobbare it., dltsp. adobar PC. u. s. w., altpg. adubar SBos.,
pr, adobar, altfr. adouber ausrüsten, nsp. npg. zubereiten, würzen. Das
wort kommt von ags. dubban, altn. dubba einefi streich geben (wallon. in
Namur dauber schlagen) und ward vorerst vom ritterscMag gebraucht,
ags. dubban t6 riddere zum ritter schlagen (a. 1085, s. Bosworth), fr.
addubber ä Chevalier Haveloh p. 28; demnächst hieß es die mit der feier-
lichkeit verbundene ausrüstung, vgl. Raoul Tadoube qui estoit ses amis:
Premiers li chausse ses esperons massis e puis li a le branc au costel
mis, en col le fiert si con il ot apris DC. v. adobare; daher adouber
richemenl; herrlich ausrüsten, se douber sich waffnen ChCyg. 1628 (diese
einfache form selten). ,Man sehe Wächters glossar. germ. p. 22, Crrimms
Rechtsalt. p. 333, überdies Scheler s. v. adouber, E. Müller s. v. dub.
, Sousa's und anderer herleitung des Wortes au^s dem ardh. ist sicher verfehlt.
Aere, aire, it., sie. ariu, sp. aire, pg. ar, pr. aire, air, fr. air,
wal. aer (allemasc.) luft, wind; von aer. Das üblichere ital. wort aber ist
nicht aere, sondern das fem. aria, welches entweder im mlat. plur: aera
(s. Schneider, Lat. gramm. II, 92), oder im adj. aerea seinen grund
haben muß; doch ist ersteres selbst in den mundarten heimisch und uHrd
auch im altsp. und prov. in seiner buchstäblichen form aßr hier und da
angewandt. Dasselbe roman. wort hat noch andre nah zusammenliegende
uhlat. bedeutungen, die mit lüft gär nichts gemein zu haben scheinen, näm-
lich ital. (aria) äusseres ansehn, sp. pg. dass., auch art und weise im be-
nehmen, dsgl. anstatt, anmuth, zierlichhsit, franz. gleichfalls art und
weise des benehmens, haltung, miene. Au^h weise in der musik, modus,
melodie bedeutet es. Ac^. it. arioso luftig, wunderlich, hübsch, ansehnlich,
sp. airoßo luftig, zierlich, auch siegreich, fr. aireux fehlt. Wie kam man
von luft auf haltung, anmuth, melodie u. dgl.? VielleicM schlug aer in
den tochtersprachen einen ähnlichen weg ein wie in der grundsprache
Spiritus die bewegte luft, ton, stirrime, geist, hoher geist, stolz; an geist
zunächst könnte sich wesen, art des benehmens knüpfen; airoso, sofern es
eitel heißt, trifft sogar mit aerius zusammen. — Femer, in den alten
mundarten Frankreichs heißt aire auch famüie, geschlecM, z. b. Amors
nasquet en un gentil aire i2?.; tot mon linh e mon aire vei revenirce^.
ds.; et as plus homes morz non sai retraire, e lor ers apovris e tot
lor aire GRoss. Mich. 368; il fu estrais de gentil aire (stammte aus
edlem geschlecht) P3Iousk. s. Gachet. Auf dieses wort hat aer keine
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I. AFFANNO. 7
ansprüche. Sollte es <U4S ager agrum stammen^ g in i aufgelöst toie in
flairar aus fragrare? Ager heißt acker, haus mit acker, in weiterem sinne
flur^ fddmark, und letzteren sinn vertritt das mlat. arum oder arus, z. h,
in der stelle in pago Arvenica, in aro, quae vocatur cet^ anderswo in
pago G., in agro S. (JDC, v. arum u. arva). Arum, ager war also ein
theil des pagns. Aus der engeren hed. haus und hof konnte die bed. familie,
geschlecht erfolgen wie anderwärts, vgl. gr. oixocr, lat, domus, sp, solar.
GleidAerechtigt mit ager ist wohl auch atrium als der platz im hause,
wo das hochzeitbett sf&nd. In den bekannten Verbindungen de bon aire,
de mal aire, de gentil aire, de put aire bedeutet aire die art, das heißt
das geschlecht, wie lat, gcnus, sp. linage. Die itaL spraclie entnahm der
prov. ihr di bon aire, das sie nachher in di buon' aria abänderte. — End-
lich ist hier noch des speciell franz, aire (f) hörst des ratibvogels zu ge-
denken. A^ria latinisiert es eine Urkunde v. j. 1216 DC, aber die be-
Zeichnung wäre viel zu allgemein; eben so wenig verträgt es sich mit aire
tenne, dem es die akademie zuweist. Dieses aire ist wiederum nichts
anders als das zum fefninin gewordene pr. aire geschlecht (vgl. z. b. pr.
aise m^ fr. aise f.), und noch jetzt sagt man un faueon de bonne aire
ein falke aus gutem neste = von guter herkunft. — Zu erwähnen ist noch
Menage's nicht ungeschickte deutung von aire aus dem derivatum vei-aire
gesichtsbildung, miene, woraus es abgekürzt wäre, und auffallend, daß
auch das sp. aire mit einem derivatum don-aire in der bedeutung (an-
stand) zusammentrifft. Diese etymologie tvürde alle Schwierigkeiten des
Wortes in seinem abgeleiteten sinne lösen, allein die abkürzung scheint zu
stark.
Affanno it., sp.pg.pr. a£an, allsp. afanö kummer, angst, ermüdung.
fr. Bii2Ln saure arbeit; vb. it. affannare (trans.) bekümmern, sp. afanar,
fr. ahaner (intr.) saure arbeit verrichten, pr. afanar (trans. intr.) ermüden,
sich abmuhen. Altfr. oder mlat. wird das wort gerne von der feldarbeit
g^aucht, terram ahanare, daher ahans angebaute f eider, ahanables,
noch henneg. ahan bestellung des feldes; allein die erreichbar älteste be-
deutung ist körperliche pein: so in der Passion Christi 1. 4. 123 (afans),
73 (ahanz), im Leodegar 1 (aanz), so auch im Alexiusliede, aber im Boe-
tkiusliede 72. 108 kann es kummer bedeuten. Carpentier bemerkt auch
ein einfaches altfr. haner arbeiten, woraus die häufig vorkommende zss.
enhaner, z. b. nn cortil einen garten bearbeiten. Da Frankreich das ein-
fache wori aufzeigen kann, so ist dieses land wohl auch die eigentliche
heimath des weder im latein. noch im deutschen vorhat^enen Stammes: das
fr. h konnte in den schwestersprachen als f auftreten. An Jierkunft aus
it. ala (beängstigung) ist wenigstens nicM zu denken, da kein roman.
Suffix ann bekannt ist, vielmehr scheint afa aus aflfanno abgezogen. Du-
cange u. a. lassen es aus einer interjection entstehen, worin sich eine den
athem beengende körperliche anstrengung ausspricht (han), einer interjec-
tion, die auch, wie man weiter bemerkt, in detn henneg. e-han-cer 'ausser
athem sein enthalten ist^ vgl. ven. afana keichend, Dante con lena affannata
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8 I. AFFÄRE-AGIO.
mit erschöpftem athem, Ahan wäre einer der vielen naiurausdrückey wdche
die spräche sich selbst verdankt und die Untersuchung könnte geschlossen
sein, wenn nicht die celtischen sprachen ähnlühe Wörter darböten. Zwar
gael. fann müde, fainne müdigkeit, welchen dc^s gleichbed, kymr, adj. gwan
entsprechen muß, scheint wenig rücksicht eu verdienen, da gael. f = kymr.
gw romanisch durch v wiedergegeben uHrd, nicht durch f; aiber in dem
kymr. afau siireit, unruhe, aufruhr, welches Owen aus einem dem barden
Taliesin eugeschriebenen gedichte anfuhrt, liegt die ganze büdung vor und
es ist nur zu erwägen, ob dies auf eine der cdt mundarten eingeschränkte,
auf keine einheimische würzet gegründete wort nicht selbst ein fremdling
ist oder überhaupt mit dem roman, zusammenhängt. Weiteres über aUfr.
ahain bei Gachet s. v.
Affare it. (m.), pr. afar, afaire (m.), fr. af faire (fj cdtfr. m,),
daher äUsp. af^r Älx. angelegenheit ; entstanden aus dem präpositionalen
infinitiv in phrasen wie ävere a fare con uno; in der romagnol. mundart
dafä d. i. da fare. Ein zweites beispiel dieser Zusammensetzung ist it.
awenire, fr. avenir sbst. Zukunft = il tempo a Venire.
Affrontare it., sp. afrontar, afrentar, pr, afrontar, fr. al^onter
angreifen, beschimpfen; von frons stirne, eigentl. einem ins gesicht hinein
sprechen oder handeln. Daher sbst. ü, affronto, fr. affront, sp. afrenta
beschimpfung. Franz. effront6, pr, esfrontat, it, sfrontato unverschämt,
von effrons bei Vopiscus.
Agazzare it,, agaeer fr, {auch pg. agastar?) reizen; vom ahd.
hazjan, nhd. hetzen, mit vorgesetzter roman. partikel a, wodurch h irilau-
tend ward und sich um so leichter in g verdichten konnte. Seitsam ist fr.
agaeer les dents die zahne durch eine säure stumpf machen, eine bedeu-
tung, in welcher es manche für eine ableitung aus Xat, acere (sauer sein)
halten. Folgendes stehe hier als anspruchlose vermuthung. Unser nhd,
ätzen heißt ^ durch säuren auf einen gegenständ einwirken : war ein älteres
gatzen (= ahd. ga-azjan) schon dieser bedeutung fähig, so ist dem franz.
Worte geholfen.
Aghirone it,, pr, aigron, cat. agrö, sp, airon, altfr. hairon, nfr.
h^ron (h asp,), in Berry 6gron ein vogel, reiher; dimin, fr. aigrette
(mit abgestoßenem hauchlatU) Meiner weißer reiher; nicht vom gr. igcodiog,
es ist vom ahd. heigir, heigro, wozu edle laute passen,
Agina, gina it. geschunndigkeit, stärke; adverbial aina PPS. II,
260, a grande aina Dante De vulg, eloq. 1, 11, altsp. agina FJ,, auch
ahina, altpg. aginha eilig, geschwind. Ein nüat. glossar hat agina S. q.
festinancia et inde agino festinare. Mit lat, agina bei Festus (scheere
an der wage, worin die zunge spielt) kann es nicht identisch sein: es
gieng aus agere une ruina aus ruere hervor, wie es denn auch der bedeu-
tung von agitatio sehr nahe tritt. Der nordwesten kennt dies wort nicht,
doch möge das neupr. agis s. v, a. fr, actione erwähnt werden.
Agio t^ {selten asio), pr, ais, aise (m.), fr. aise (f.), pg. azo ge-
mächlichkeit; adj, pr, ais, fr. aise (schon in der alten spräche, s. TFr.
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I. AGRESTO-AGUGLIA. 9
p. 612) froklichy engl, easy; adverbial it ad agio, pr. ad ais, altfr, k aise,
nfr.kVsLise bequem, daher sbst, it ad agio, aZ^r. aaise (ahaise LRs.66)f
al^g. aaso SRos. bequenüichJceit; vb, it agiare, adagiare, pr, aisar,
citfr. aisier, aaisier versorgen, pflegen, part it. agiato, fr. SLis6, behaglich,
wohlhabend. Die prov. spräche hat der ableitungen noch mehr hervorge-
bracht: aisir ins haus aufnehmen, aisi wohnung, aisina leichtigheit, ge-
legenheit, aizinar einrichten u. a., vermtUhlich ist das wort von hier aus-
gegangen. Seine herhunft ist unsicher. Menage deutet es aus otium,
Ferrari gane ungeschickt aus adaptare, Frisch nicht besser aus dem
dtschen behagen. Es verlangt ein etymon ais oder asi. Nach Perion De
ling. gaU. p. 46' ist es vom gr. alaiog glück verkündend, dsgl. erforder-
lich, gehörig, woraus sich auch das adjecHv gut erklären umrde; ToaXoiov
wäre das gehörige, passende, bequeme. Andre, wie Junius, Schilter, Cc^sti-
gliane, erkennen darin eine nur der goth. spräche bekannte in dem adj.
azfits leicht, bequem, sbst. azßti annehnüichkeit, enthaltene wureel, eine
vermuthung, welcher auch J. Grimm, Wien, jahrbb. XLVI, 188, nicht
abhold ist, vgl. auch seine Gesch. der d. spr. 352, wo das goth. wort jsu
ags. eadhe, ahd. 6di gestellt wird. Prov. viure ad ais ist gleichbed. mit
goth. vizön in azStjam in annehmlichkeiten, in Itucus leben. Freilich müßte
man alsdann ein gothisches subst. azi annehm>en dürfen, was nicht ohne
bederJcen ist, wiewohl die seltensten deutschen Wörter ihren weg ins roma-
nische fanden. Oder ist für ais baskischer ursprtmg anzunehmen? in
dieser spräche heißt aisia ruhe (labort.), aisina muße. Aber aisina ist
seiner ganeen bädung nach so acht provenßdlisch, es geht überdies nach
äner häufig hervortretenden prov. sprachsitte mit einem synonymen mas-
eulin so sicher hand in hand (aisi aisina «rte plevi pleyina, trahi trahina),
daß dem bask. derivatum besser prov. Ursprung zukommt, wodurch denn
auch der bask. Ursprung des primitivs verdächtig wird: aisia kann dem
pr. aise, tcofür sich eine ältere form aisi vermuthen läßt, sein dasein
danken, wie das adj. aisa zum pr. ais stimmt Eine sss. ist fr. malaise
ungemach. Das mit doppeltem g geschriebene it aggio (aufgeld) ist eine
bloße scheideform von agio: in der piem. mundart z. b. vereinigt letzteres
beide bedeutungen.
Agresto it, sp. agraz, pg. agra^, pr. agras, altfr. aigret Ren.,
dauph. aigrat, wdl. agris unreife traube, saß davon, eigentl. Säuerling;
von acer, cdtsp. agre, fr. aigre, mit dem sufßx as u. s. f, im ital. mit
est vertauscht Agraz entspricht in seiner bildung genau dem lat. von
IReronymus gebrauchten piraeium bimtrank.
Aguglia ü., sp. aguja, pg. pr. agulha, fr. aiguille nadel. Nicht
von acnleus: die ital. nebenform agocchia verlangt lat. acucula, in wel-
ches acicala, während c noch guttural lautete, abgeändert ward, vgl. ge-
nacolum für g^icalum Born, gramm. II, 326; acucula aber findet sich
in der thcU in mehreren Handschriften des Codex Theodos., sonst auch
mkU. acucla. Äbgd. ist sp. aguijar, pg. aguilbar stacheln, das sich
dem fr. aiguille nähert.
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10 I. AJÜTO— ALBERCOCCO.
Ajuto it. hülfe, von adjutas hei Macrobim; sonst fem. sp. aynda,
pg. pr. ajuda, ältfr. aüe, pic. al'ude, in den Eiden adiudha, aiudha; vb.
it. ajutare, sp. ^yndM, pg. pr. ajudar, wal. azudä, von adjutare. Da-
nehen entsprang noch eine verhüriste form it. aYta, pr. ahfa, altfr. aYde
{gewohnt. aYe), nfr. zsgz. aide; vh. it. al'tare, pr. aidar, /r. aider. Beide
letztere lassen sich aus syncopiertem aj'tare deuten, nicht so aYtare, präs.
aito mit betontem i.
AI cdtsp. altpg., pr. al (als), altfr. al, el, neutrales pröhomen, zu-
weilen mit einem Substantiv verbunden (al ren, ren al). Es bedeutet aliud;
aber dessen i konnte nicht spurlos untergehn, vielmehr verlangte das lata-
gesetz sp. allo oder ajo, pr. alh: mll man nun nicht annehmen, die spräche
habe dem i oder seiner unrkung entsagt, um der Verwechslung mü allium
(sp. ajo, pr. alh) auszuweichen, so sieht man sich auf das alt und volks-
mäßig lat. alid, neutr. von alis, verwiesen, das zuerst bei Lucilius, dann
bei Catull, endlich bei Lucrez, später aber nicht mehr vorkommt (worüber
Ritschi De declinatione quadam latina reconditiore, 1861).
AI ab ar da, labarda it., sp. pg. alabarda, fr. hallebarde (h asp.)
eine waffe, die den spieß mit dem heil vereinigt, hellebarte; vom mhd.
helmbarte, helnbarte, über dessen Zusammensetzung sehe man Frisch I,
442^, Schmeller II, 182, Chimm III, 442, Weigand I, 496: es ist eine
harte d. h. ein breites heil zum durchJiauen des helmes. Die getreueste
form ist churw. halumbard.
Alano it. sp., pg. aläo, alifr. alan dogge, btdlenbeifier; gewiss von
einem volkemämen. Menage zeigt, daß man Alanus für Albanus gesagt
habe, und so ist ihm alano ein hund aus defn heutigen Albanien = Epirus
s. V. a. lat. molossus, gleichfalls aus Epirus.
Alba i^. sp. pr., pg. chw. alva, fr. aube morgenröthe; von albus
Jiell, heiter, wie in Stella alba, wal. zio^ alb^ heller tag: vgl. lux albescit,
coelum albet, bei Dante il sol imbianea i fioretti die sonne färbt die
blümchen weiß. Aber Ariost gesteht dem morgenroth mehr färben zu:
poi che Taltro mattin la bella Aurora Taer ser^n fe' bianco e rosso
e giallo 23, 52. Wal. aurore, das volksübliche wort aber ist zörile
(Clemens wörterb, 334), das aus zi tag und oare zeit zusammengesetzt
scheint.
Albaner., dsgl. albanel, it. albanello, fr. aubrier ein stoßvogel.
Das entsprechende pg. alväo (Constancio, fehlt bei Moraes) soll eitlen
andern vogel bezeichnen. Die etymologie betreffend, so erklärt das DicL
de Trevoux aubrier aus auböre weiß und gefleckt, von albus.
Alberare i^., sp. arbolar, enarbolar, fr. arborer aufrichten (wie
einen mastbaum), von arbor^ it. albero, altit. albore u. s. f. Das verbum
drückt hier eine thätigkeit aus in der weise seihes primitivs: so lat. vitu-
lari springen wie ein kalb, it. piombare fallen wie blei, brillare glänzen
wie beryll, braccare umherspüren wie ein bracke.
Albercocco, auch albicocco und bacoco it., sp. albaricoque, i?5f.
albricoque, fr. abricot, neugr. ßeQVAoyLov eine frucht, aprikose; von prae-
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I. ALBERGO-ALCUNO. 11
coqnns frukaeüig, weü sie früh reif wird, früher zumal als ihr nächster
verwandier der pfirsich. Im miäelgr, ngaixoxxiovy 7tQ€xÖ7i'Aiov hat das
lat. toort sein sorgfältigstes abbild gefunden; auf die rom. formen aber
hat das arab. al-berqüq, worin d<is dem Araber fehlende ip au h werden
mußtey denn es ist ein fremdes wort (Freyt. I, 112''), sichtbarlich einge-
wirkt. Im neapolitanischen haftet noch das aus dem griechischen gebil-
dete crisuommolo (xQvao-piriXov). — [S. dazu Mahn p. 49^ Engelmann 13,
DoBg, Oosterlingen p, i]
Albergo it. altsp., tisp. pg. albergne, pr. albere, aJtfr, herbere
(hdberc Alexs.öö), dsgl. fem. pr. alberga, altfr. herbei^ das. 116 mid
überall oft^ nfr. auberge unrthshaus; r6. i<. albergare, sp. albergar,
pr, albergar und arbergar, fr. h^berger (ohne asp.) altfr. herbergier;
vom ahd. heriberga (f.), altn. herbergi (n)^ vb. ahd. heribergön. Das
altfr. bewahrte noch die alte bed. Jcriegslager: ses herberges et ses foil-
lies zelte und hatten des heeres Bri. II, 160, les herberges de Tost das.
p. 163, Das schwanken im genus mag in der gleichen erscheinung der
deutschen Wörter seinen grund haben.
Aleali it. 5p. u. s. f., vom arab. al-qali aschensalz Freyt. III, 494".
Alehfmia it., sp. pg. alqufmia, pr. alkimia, fr. alchimie, mittelgr.
^PZ*;/«'« die hmst gold zu machen, dsgl. it. sp. pg. chimica, fr. chimie
Scheidekunst; vom arab. al-k!mtä Frerßag IV, 75^, das aber aus keiner
einheimischen würzet herrührt; gr. xrif.u'ia erst bei Suidas. Das genaueste
darüber hat Mahn p. 81—85 geliefert, welcher unter den verschiedenen
herleitungen der aus gr, xv(.io(; (flüssigkeit, soft) den Vorzug zuerkennt.
Aleohol reinster Weingeist; vom arab. al-Whl einpülver die äugen-
brcmen zu schwärzen, s. Golius 2007, Freytag IV, lö"" : wegen der fein-
heit dieses pulvers ward der name auf den Weingeist übergetragen, eine
der arab. spräche unbekannte bedeutung. So Pihan gloss. des mots frang.
tires de l'arabe, — [Genaueres bei Mahn p. 107,]
Alcöva it.. sp, pg. alcoba, fr. alcöve (f.) nebenzimmer, Grimm
III, 429 und andre Sprachforscher hcdten es für deutsch, *indem sie ein
ahd. alah-koYo annehmen (alah heißt tempel, kove wäre das nhd. kofen).
Da es indessen erst aus der span.. in die übrigen mundarten eingeführt
und darum auch nicht ins mitteUatein aufgenommen ist, so werden es die
Spanier wohl aus dem arabischen geschöpft haben: hier bedeutet al-qobbah
gewölbe oder zeit Freyt. III, 388" und kommt auch {in der form Alcohü,)
als name eines portugies. dorfes vor, s. Sousa. Im prov. findet sich über-
dies aleuba GO, Flam., im dltfranz. aucube, welche derselben herkunft
sein müssen und die arab. bed. zeit bewahrt haben, wie sich z. b. aus der
stdle tendre les aucubes de lin die leinenen zelte aufschlagen Er. En.
4102 klar ergibt.
Alcano it., sp. alguno, pg, algum, pr. alcu, fr. auean, unbestimmtes
pronamen, zsgs. aus aliqui unus. Es gibt ein altfranz. ursprünglich bur-
gtmdisches pron. alquen, auquen, alcon wosc. (/i?w. aucune), bei welchem
zu untersuchen bleibt, ob es aus aliqui homo (alc'uen alc'on) zusammen-
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12 I. ALENARE^ALLODIO.
gesetet ist, wiewohl es übrigens auch adjectivischen gehrauch erlaubt: ju
querroie aucuen solaz SB. 572; mit sp. alguien Jcann es wenigstens nicht
identisch sein. Die norm, mundart kennt auch das parallele cascons für
quisgue s, Wright, Anecd, p, 88, chescon Ben. app. III, 471; überdies
ascons (aliquis horao?) LG, 50, ascun Wright, Polit. songs p, 137,
Alenare it., pr. cat. alenar athmen, fr. halener (h asp.) wittern;
sbst. it. alena, lena, pr. alena, fr, haieine (ohne asp.) athem. Das ver-
bum ist umgestellt aus lat. anhelare keichen, bei späteren auch athmen:
it, anelare, sp. anhelar (läeteres bei Pougens, Arch. fr. I, 50); das sbst.
entsprang aus dem verbum, wenigstens steht seiner ableitung aus halare 'die
Seltenheit und Unsicherheit des suffixes ena entgegen. Über sp. aliento s. II. 6.
Alf ido, auch alf iere it., sp. alfil, arfil, pg. alfil, alfir, altfr. aufin
lauf er im schach; vom pers. fil elephant, mit ^gacs^^^jxtiikd^^^, s. Du-
cange v. ^alghinus, vgl. dagegen Pott in Lassens Ztschr. IV, 12
Algebra tt., sp. dlgebra, /r. alg^bre buchstabenrechnung; vomarab.
al-gabr Wiedereinrichtung zerbrochener dinge, eine dem span. worte noch
anhängende bedeutung, daher Vereinigung zu einem ganzen, darstdhmg
verschiedener Operationen mit wenigen zeichen. S. Golius 462, Freytag /,
2S9^. Es ist gegen die reget, daß in diesem worte der accent auf dem
arab. artikel ruht.
Algo sp. pg., pr. alque, alqnes, altfr. auques (noch jäzt lothr.
6que, champ. yauque u. dgl.) neutrales pronomen; von aliquod, aliquid.
Dsgl. sp. Si,\guien, pg. alguem, vom acc. aliquem.
All arme it. (m.), sp. pr. alarma, fr. alanne, wal. lärme, lärm,
lärmschlagen; vft. allarmare/f.; von dem aw^rw/' all' arme! zudenwaffenl
Daher occ. alarmlo interjection der Verwunderung, it, arm' arme! Buom-
mattei trattat. 18, 3.
Allegro it., sp. pr. alegre, fr, alfegre munter, nebst vielen ableitun-
gen; von alacer alacrem, mit fortgerücktem accent aUcrem. Das wort
scheint in betracht seines aus a entstandenen unüautes e ursprünglich
französisch, wenigster^ war altfr. halaigre ein sehr üblicher ausdruck und
hat sich auch als geschlechtsname Aligre fortgesetzt. Die ursprünglichste
form zeigt das bask, alagnera.
Allevare it., pr. alevar fr. (Clever aufziehen, erziehen, von alle-
vare, eleyare ; eigentl., nach einer alten sitte, ein kind vom boden aufheben
um es zu erziehen, lat. tollere puerum in gleichem sinne. Es hängt also
nicht zusammen mit dem religiösen gebrauche des hebens aus der taufe,
mlat. levare de sacro fönte, der sich nur auf den pathen bezog. Daher
sbst. altsp, alevo täufling, it, alievo, fr, 616ve zögling.
Allodio i^., sp, alodio, pr, alodi und aloc, alo, fr. allen freies
erblehen. Sämmtliche formen passest in das mlat. alodlum, selbst das pr.
aloc, dessen auslaut aus derselben Verhärtung des di = dj entstand, wie
der von fastic, lat. fastidinm ; zu aloc aber verhält sich fr. allen wie zu
foc feu, zu loc lien. ÄUer als alodium ist alodis in der L. Sal. und mit
diphthong statt des langen vocals alaudes in westgoth. Urkunden. Grrimm,
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I. ALLODOLA— ALMIRANTE. 13
BechtsäU. p. 493. 950, vermuthet in diesem wort ein deutsches composi-
tum al-6d "^gans eigen j Müllenhoff eur L. Sah p. 278 wendet einen for-
malen mangel ein, da ahdeuischem öt sälisches aat (alandis für alodis)
entsprechen müßte und nimmt lieber fremden Ursprung an. Von roman.
seile läßt sich nur erinnern^ daß die form alodis besser befriedigt, daß
alandis regelrecht pr. alau (alauc), cdtfr. aloi erzeugt hätte (vgl. pr.
Aud-oart = westgoth. oder bürg, aud —), daß also die roman. formen
genau bu der salischen stimmen. Wenn das spätere nüatein alodium
scandierte (alodium fundum dicas, fundum maris imum s. Ducange), so
iä dies für die etynwlogie ohne bedeutung.
Allodola, lodola, it., bei Dante Par. 20, 71 alodetta, sie. lodana,
aUsp. aloa J. Manuel ed. Gayangos p. 260'', aloeta (aluda Canc. de B.),
nsp. alondra, pr, alauza, alauzeta, altfr. aloe (davon altn. 16a nach Grimm^
Reinh. Fuchs p. 370), nfr. alouette, mlat. laudila Crl. lind., laudula
Nyerup. 268, Hoffm. Sumerl. 10^, 27^ ein vogel, lerche. Von alauda,
gäUisch nach Plinius und Sueton, daher (Tregor v. Tours 4, 31 sagt:
avis corydalus, quam alaudam vocamus (unr Gallier). J. Grimm über
Marceüus Empir. findet das gallische wort im hymr. uchedydd schweben-
der vogd, lerche, andre verweisefi auf das bret. alc'houider, Jcymr. alaw-
adar vogd der harmonie, s. Le Gonidec Biet. fr. bret. p. p. Villemarque
p. rii. Man sehe die neueren Untersuchungen von Mahn p. 22, Diefenbach,
Orig. europ* p. 219. Den äußersten westen und osten des gebides hat
dieser fremdling nickt erreicht: der Portugiese sagt dafür cotovia, der
Wahche ciocerlän.
Almanacco it., sp. almanaque, fr. almanac Jcalender. Man hält
es, von der sübe al verführt, für arabisch und erklärt es aus dem vb.
mana^ha zählen, welches aber nicht arabisch, sondern hebräisch ist. An-
dre, auch Jos. v. Hammer, denken an al-mana'li {oder, wie Mahn in seiner
gelehrten Untersuchung berichtigt, al-min hat) geschenk vom verb. mana'ha
schenken Freyt. IV, 213^, der. kalender wäre ein geschenk. Aber auch dies
ist sehr £u besweifdn, da die kalender der Araber sich durchaus nicht
SU geschenken eignen, ihr namc auch ein ganz andrer ist, taqutm. So
bleibt die hcrkunft des Wortes noch unentschieden; s. Dozy., Oosterl. p. 11.
Almirante it. sp.pg., pr. amiran, cdtfr. amirant, dsgl. pr. amirat,
entsprechend altfr. amir6 und oft amiraut (nom. — aus, — aux), femer it.
almiraglio, ammiraglio, pr. amiralh, alt' und neufr. amiral und admiral
(so noch bei Nicot und weit späteren), ndat. amiratus, admiratus, admi-
ralduB, admiralius, admirabilis {altfr. amirafle) fürst der Sarazenen, be-
fehlshaber einer flotte; vom arab. amir ßrst, befehlshaber Freyt. I, 09".
Erst durch die Sicüianer und Genuesen soll das wort seine specidle jdzt
noch gültige bedeutung empfangen haben, s. Ducange v. amir. Die mit
al anhebenden formen danken diese silbe der einmischung des arabischen
artikels. Nach Mahn p. 7 und JEngdmann p. 64 ist das fr. amir-al die
dem originär am nächsten kommende darsteUung, insofern sie nämlich den
arabischen titd am!r-al-ba hr d. i. befdhlshaber des meeres, allerdings nach
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14 I. ALMÜSSA-AMALGAMAKE.
dbfaU des letzten wertes, btichstablich töiedergibt Vergleicht man indessen
almir-ante, worin eine anbildung an command-ante oder imper-ante nicht
eu verkennen ist, so fühlt man si(Ji gedrungen, auch in amir-al eine selche
und zwar etwa an Wörter wie general (feldherr), oficial (officier) u. a. an-
zuerkennen, während die sufi^e anderer formen gar keine oder wunder-
liehe bedeutungen ausdrücken. Im prov. und altfranz. heißt unser wort
ohnehin niemals seebefehlshaber^ sondern beherrscher der ungläubigen ; ein
troubadour nennt selbst den beherrscher der Deutschen mit diesem namen:
dels Alamans, s'ieu fos Inr amiratz LR, II, 72. Bekannt ist aus den spa-
nischen romaneen der titd almirante de la mar, dessen letzte werte den sinn
ergänzen müssen. {Dieser ansieht ist auch Dozy, Osterl. p. 5, beigetrden]
Almussa pr., fr. anmusse, altfr. aumnce (daher mndl. almutse,
amutse), sp, almucio (Seckendorf), pg. mursa; dimin. pr. almucela,
altpg. almucella, almocella, sp. almocela, in Urkunden almncella, almo-
9ala, dsgl. altfr. aumucette, sp. muceta,i^. mozzetta. Diese Wörter bedeu-
ten eine bis auf die schtdtem herabfallende kepfbedeckung zumal der geist-
lichen, oder auch, in den diminutiven formen^ ein Jcurzes mäntelchen. Der
arab. spräche gehören sie nicht, wenn sie auch, wie viele andre, zum theü
den arab. artM an sich gezogen haben: sie sind offenbar identisch mit
unserm mutze, ndl. mutse, das man aus dem vb. mutzen (abstutzen) er-
klärt. Vgl. unten mozzo.
Alna, auna, alla it., dltsp. altpg. pr. alna, n^. ana, fr. anne die.
Zunächst gewiss vom goth. aleina, ahd. elina, wozu auch das genus stimmt,
aleina aber nach Grimm III, 659 aus dem lat. ulna geformt. Ziemlich
vollständig spricht sich das deutsche wort aus im ndat. alena Hist. du
Dauphine II, 283. .
Altresi it., sp. otrosf, pg. outrosira, pr. altresi, atresi, altfr. au-
tresi, adverbium der vergleichung; von alterum sie.
Altrettale it., sp.'oixo tal, p^. outro tal, 2>^. altretal, atretal, altfr.
autretel, pronomen; von alter talis. Prov. atrestal von alterum-sic talis.
Altrettanto it., sp. otro tanto, pg. outro tanto, i^r. altretan, atre-
tan, al^r. 9,utreta,ut, pronemen; von alter tantus. Frev. atrestan von
alterum-sic tantus.
Alzare it., sp. alzar, pr. alsar, ausar, fr. hausser (h asp., vgl,
haut II. c), wd. inaltzä erhöhen; von altus, gleichsam altiare. Erwäh-
nung verdient das fratus. compos. exhausser (pr. eissausar, sp. ensal-
zar), weü fö in exaucer eine besondere form mit der bed. 'eine bitte er-
hören angenommen, denn dieu a exauc^ mes prieres heifit ursprünglich
'gott hat mein gebet erhöht, b€günstigt\
Amäca it., sp. hamaea, umgestellt amahaca, pg. maca, fr. hamac
(h asp.) hängebett; vom ndl. hangmat, hangmak. Das wort findet sich
auch im karaibischen und soll nach einigen durch die westindischen See-
räuber verbreitet worden sein, s. Pott, Doppelung cet. p. 83.
Amalgamare it. u. s. w. verquicken d. h. ein metaU mit queck-
süber verbinden; vom gr. /jdlayfia erweichung.
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I. AMARICARE-AMBASCIATA. 15
Amaricare it, auch amareggiare, sp.pg, pr. amargar bitter machen^
erhiUem van amarus, das verbutn bereits im frühsten mlatein, s. JDucange
und Class. auct. VI, 506^ ; adj, sp.pg. amargo, ca^. amarg^ dsgl. amar-
gosOy späüateinisch amaricosus Quicherat Add., sbst. amargor, letz-
tere durch eintcirkung des verbums so gebildet, Zsgs.it. rammaricarsi
sieh beklagen^ rammärico klage, verdruß^ vgl. adj. amaro kränkend,
beschwerlich^ sie. amaru betrübt, wal. amar interjection des schmerees,
ebenso dttpg. amaro de mi! GVic. II, 465.
AmsLTT&T sp.pg., amarrer fr. ein schiff festbinden; sbst. amarra^
amarre das daeu dienende tau; dsgl. fr. d6marrer ein schiff losbinden.
Nach Pougens, Trisor J, 56, vom arab. marra ein seü drehen, marr seil
Freytag FF, 163''. Es fehlt allerdings nicht an arab. schifferausdrücken
im roman.; nähere ansprüche aber hat sicher das ndl. marren, merren,
mhd. merren anbinden, befestigen, ags. merran zurückhalten = ahd. marr-
jan, vgl. unten marrire.
Ambasciata und imbasciata i^., sp. embaxada, pr. ambaissada
und masc. ambaissat, fr. ambassade, it auch ambasceria, botschaft,
gesandtschaft; it. ambasciadore ff. botschafter. Ambasciata stammt
vom ndat. ambactia dienstverrichtung , auftrag: si in dominica ambactia
(al. ambaxia) fuerit occupatus L. Sal., auch in der L. Burg., bei Colum-
banus (um 560) u. a.; dies muß eine ableitung sein aus dem von Caesar
De bell. gdll. 6, 15 für dienstmann gebrauchten ambactus: (equites) cir-
cnm se ambactos clientesque faabent, und zwar eine noch in römischer
zeit, wenigstens vor festsetzung des romanischen sprachcharaJcters, ent-
standene ableitung, da der Romane das substantivsuffix Ta zu neubildun-
gen nicht zuläßt. Ambactus aiso gab das abstractum ambactia, welches
man, seit t vor tonlosem i zum Sibilanten geworden, d. h. im ersten mittel-
alter ^ in Frankreich ambacsia aussprechen, ambaxia schreiben mußte:
hieraus erst das it. ambasciata, welches nicht zu ambactia passt, denn
seia aus ctia wäre beispiellos; denselben durchgang durch das fr. ambaxia
muß auch das sp. embaxada genommen haben. Auch das vb. ambasciare
eme botschaft verrichten war dem früheren mlatein bekannt, woraus sich
die an der spitze dieses artikels stehende participicdableitung zunächst er-
klärt; das prov. masculin findet sich schon im Capitulare de villis (am-
basciatnm) vorgebildet. Ambactus, bemerkt Festus, apud Ennium 'lingna
gallica' serrus appellatur. Hiemach ist es ein gallisch-lat. wort, und da-
bei kann die romanische etymologie stehen bleiben. Bekanntlich erkennen
Zeuß und Glück darin das kymr. amaetfa ackersm^nn, werkmann, für
2unbaeth, J. Grimm das goth. andbafats diener, ahd. ambaht; man sehe
darüber Diefenbachs neue Untersuchung des wertes, Orig. europ. p. 226. —
Zu ambasciata gesellt man amh das it. ambascia angst, beklemmung,
hei Dante zweimal infernale ambascia höUenpein, vb. ambasciare keichen,
athendas sein, angst empfinden, zsgs. trambasciare und strambasciare.
Daß die Vollziehung eines auftrages beschwerlich sein kann, versteht sich,
aber beklemmung ist keine nothwendige beglciterin derselben; selbst tra-
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16 I. AMBIARE-ANCA.
vaglio ist nie jsu dieser höhe der bedeutung hinaufgestiegen. Erich (Ericus)
in seiner wenig bekannt gewordenen t4v&Qco7toyXcüTToyovla Venet 1697
^. 417 zieht dies wort darum aus dem gr, aq>aoia spracMosigkeü^ stumm
machende angst; ist nun die Variante d(.i(paoia nicht eine bloß poetische
dem metrum eu gefallen geschaffene^ so verdient diese deutung alle rück-
sieht: die lat. betonung war amphäsia, it, amfascia {vgl. dyoQaaia, it. gras-
cia), durch einen tausch des labidls^ vielleicht um die erinnerung an fas-
cia wegzuräumen^ ambascia. Daß es den schwestersprachen versagt ist^
gibt der herleitung aus dem griech. einige berechtigung. Hierzu abait ZT. c.
Ambiare it.^ sp. pg. pr, amblar, fr, ambler den pass gehen (von
Pferden), mlat, ambalare, in dieser ausschließlichen bedeutung undassisch
und erst etwa -seit dem 9, jh, im gebrauch. Dem wal. umblä fehlt diese
bedeutung, dagegen ist es in der ursprünglichen ganz volksüblich geblieben.
Ambra it (f.), sp.pg. ämbar und alambar, alambre (m.), fr. ambre
(m.) bemstein, mhd. amber, ämer, nhd. ambra, ein harziger stoff aus dem
Xhient; zunächst von dem arab. ^anbar (zugleich name eines Seefisches) ,
das aber in dieser spräche selbst keine umrzel hat, s. Freytag III, 227''.
Ämido it-, pg. ämido, amidäo^ sp. almidon, fr. amidon stärke zum
steifen der wasche; von amylnm (a^vkov) kraftmehl. Es ist das einzige
beispiel eines gemeinrom. Überganges von 1 in d, midt. amidum Dief.
Gloss. lat. germ.
Ammainare it., sp. pg. amainar, fr. amener (les voiles) die segel
einziehen.
Amonestar sp. pr., p^. amoestar, altfr. amonester, nfr. admonöter
warnen, ermahnen, prov. auch monestar; altfr. sbst. monneste TFr. p.
446; weder im italienischen bekannt noch im miUellatein. Doch wohl von
monitare bei Venantius Fort., aber mit eingeschobenem 8, um nicht mon-
tar zu sprechen, wie vantar aus vanitare ward; also eine scheideform,
aber eine der seltsamsten. Darum gebührt der folgenden deutung eines
französischen etymölogen genaue erwägung. Der Romane muß admönere
gesprochen haben, wie er summönere (semondre) sprach: jenes verbum
gewährte ihm ein partidp admonestus, daher admonestare, admoniter.
S. Littre, Eist. d. l. l. fr. I, 34. Genau erwogen, gewährt es ihm ein
part. admost nach dem muster von somost, vielleicht selbst admonst, da
die stAstantiva somosta und somonsa vorkommen, daher denn das verbum
admoDstar, zur tilgung der härte admonestar. Diese hülfeleistung des e
vor s scheint (d>er nicht minder bedenklich als die des & vor t.
Ananas it. sp. fr. eine südamericanische staude sowie deren f ruckt,
pg. ananaz in letzterer, ananazeiro in ersterer bedeutung] der name mit
der Sache nach Europa gekommen.
Anappo, nappo it., pr. enap, altfr. hanap, henap (h asp.); vom
ahd. hnapf, früher hnap, im munde der Romanen hanap (so bereits in
den Casseler glossen), nhd. napf. Eine ableüung ist altfr. hanepier him-
schale, eigentl. gefäß, in beziehung auf ihre form, wie testa.
Anca ü. sp.pg. pr., hanche fr. (h asp.), daher engl, haunch, hüfte^
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I. ANCHE. 17
plur. $p. pr, ancas kreua der lastthiere; esgs. it. sciancato, fr, 6hanch6
lendenlahm. Zwei etymologien liegen vor: vom gr. ayyct] bug, biegtmg,
und vom dtschen anke, ahd. ancha genick^ eigentl. wohl einbiegung. Den
griech. stamm hat die roman. spräche auch sonst benutzt (vgl. anco II. h)
und Festus erwähnt selbst ein lat. ancus 'gui aduncum brachium habet
ut exporrigi non possit\ Aber das deutsche Wort lag, sumal in seiner
speeieHen anwendung (gelenk)^ dem Romanen näher als das griechische und
das SU den dUerthümem der spräche gehörige lateinische. Entschieden aus dem
ahd. ancha in der bed. tibia^ crus ist fr. anche röhre, wovon hanche durch
die aspiration (vgl. dazu fries. hancke, * hencke Kü.) geschieden ward.
Anche, anco i/., chw. aunc, aunca, partikels.v. a. lat. etiam (auch,
noch), pr. anc, dUfr. ainc s. v. a. unquam, weil, ince s. v. a. adhuc. Im
Leodegar trifft man hanc in ital. bedeutung: hanc la lingna auch die
Zunge 27, et hanc en aut merci si grand er hatte auch so große gnade
mit ihm 31. Dazu die Verbindungen pr. anc mais, anc sempre, ancse.
Die entstehung dieser partikel läßt sich auf verschiedene weise denken.
Prov. anc z. b. könnte au^ fr. onc (unquam) entstanden sein etwa wie
ara aus ora ; es unrd ebenso nur verneinend gebraucht tmd nur auf die
Vergangenheit bezogen: anc non fo hom = onc ne fut hom, und so ist
auch anc mais == fr. onc mais, it. nnqne mai. Aber es ist nicht rath-
sam, das prov. wort von seinem ital. geführten zu trennen, mit dem es in
einem alten denkmdl gleichbedeutend erscheint. Zu erwägen ist femer
adhuc, dessen sinn (bis jetzt, noch dazu, sogar) das rom. wort vollkom-
men cMsdrückt: a^ diese weise würde sich auch das sp. aun (wofür der
Portugiese ainda setzt) damit vereinigen lassen. Dessen herkunß aus ad-
huc ist unzweifelhaft: mit eingeschobenem n entstand ädunc äunc, mit
apoeopiertem c äun, welches von den Alten noch zweisilbig gesprochen und
darum auch ahun geschrieben ward, s. Berceo p. 154, 320. 203, 172.
368, 628; denselben Vorgang zeigt altsp. nin = lat. nee, pg. assim =
sie, allin GVic. 93^ = illic. Darf man ein solches rhinistisches adunc
anndtmeny das auch durch das altfr. ainsinc aus aeque sie unter-
stützt wird, so konnte dies im ital., worin d zwischen vocälen nicht leicht
ausfällt, kaum anders lauten als äd'nc anc anche. Damit trifft das pr.
anc zusammen, wiewohl a hier vielleicht aus au vereinfacht ist, vgl. anta
CMS aunta. Es ist noch eine dritte etymologie gedenkbar, aus hanc sc.
horam (vgl. wegen des zu supplierenden Substantivs it. issa sc. hora), von
Seiten des buchstäbens gewiss die einfachste^ von Seiten des begriffes aber
in so weit minder genügend, als außer horam at(cA noch ad suppliert
werden muß. — Für altfr. ainc unrd zuweilen mit beigefügtem s ains
gesetzt, z. b. Alexs. 66, 3, was von ains = sp. antes zu scheiden ist. —
Hier kommen noch zwei composita in erwägung: pr. anc-ui, altfr. enc-ui,
aJiit. u. mdartl. anc-oi hetUe; pr. anca-nuech, altfr. enque-nuit, diese
nacht. Das dcmn enthaltene anc könnte unser rom. wort sein, im zweiten
compositum euphonisch erweitert in anca {vgl. chw. aunca); der eigent-
liche sinn wäre alsdann ^noch heute, noch diese nacht\
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18 I. ANCmO— ANDAKE.
Ancino t^., sp. anzaelo, pg. anzol, fr. hame^n haken, angd;
sämmtlich aus hamas abgeleitet,
Andana cam.piem. 1) gang d. t. haltung im gehen, auch lehensweise^
2) raunty den der mäher mit einem schritt durchmißt, fr. andain (m,) in
der jsweiten bedeutung, norm, andain (m.) schritt, in Berry läge des aih-
gemähten grases, sp. andana, pg, andaina überh. läge, reihe. Nahe liegt
andare gehn, toiewohl das frar^. wort nicht mit aller zusammentrifft; die
grundbedeutung wäre schrüt, woran sich der räum eines Schrittes in dem
bemerkten sinne, endlich läge, reihe knüpfte: auch unsär Schwaden be-
eeichnet sowohl den von der sense bestrichenen räum als auch die reihe
oder läge der abgemähten halmen, Daeu kommt noch ein wort mit un-
gewöhnlichem nidU sicher su beurtheüenden suffix, altsp. andamio hai-
tung im gehn, mlat. andamius (aera 1036) gang, eugang, aUpg. andamo
mit ders. bed,, vgl. henneg. andame = fr. andain; auch sp. andamio,
pg. andaimo, andaime, bask. aldamu gang- auf dem wall oder der mauer^
dsgl. baugerüste, in welcher bedeutung man es für arabisch häU, kann
hieher gehören.
Andare it., sp. pg. andar, cal. pr. anar, wdd. annar, lomb. anji
gehen. Der Franzose hat ein anderes wort, aller; dem Churwälschen
und Walachen fehlt das eine wie das andre: jener setzt sich ein verbum
zusammen aus ire, vadera und meare (doch hat man neuerlich in einem
theile dieses gdnetes auch amnar entdeckt, Zeitschr. für vergl. sprachf.
Vin, 231), dieser braucht mearge, dessen starke flexion (mearsei, mers)
latein. herkunft verräth, also etwa auf emergere ßervorkommen) zurück-
zuführen ist, wenn nicht das älban. m^rgönem ^ich entferne mich^ auf
seine bedeutung eingeunrkt hat. Im span. und port. ist das verbum voU-
ständig, im ital. war es ehemals gleichfalls vollständig und ist es noch in
mundarten z. b. der sardischen, ergänzt oder mischt sich aber jetzt in der
art mit vadere, daß jenes die flexionsbetonten, dieses die stammbetonten
formen hergibt: vo, vai, va, andiamo, andate, vanno; andava; andai
u. s. f. Der grund dieser mischung liegt ziemlich nahe. Schon im latein
steht vadere defectiv da, es entbehrt des petfects n^st den daher abge-
leiteten Zeitformen; nur der späte Tertullian sagt einmal vasit. Für dies
fehlende tempus konnte die neue spräche das umfanglose ivi, dos noch
dazu in ii zusammenschwinden mußte, nicht brauchen; sie schuf sich ein
bequemeres verbum, andare, das nicht nur in dctö perfect und imperf. cof^.
(andai, andassi), sondern, da es im infinitiv flexionsbetont ist, allmählich
in alle flexionsbetonte stellen des Schemas eintrat, während das stammbe-
tonte vadere in den stammbetonten stehen blieb. Es findet also hier ein
Wechsel statt, dem sich der zwischen esco von exeo, und nscire, das sich
an ostinm anlehnt, vergleichen läßt: esco, esci, esce, usciamo, uscite,
escono. — Was nun den Ursprung von andare betrifft, so könnte man
die Sache kurz abthun: es wäre umgestellt aus lat. adnare herschwimmen^
welches Papias gradezu mit venire übersetzt, die prov. form würde sich
gut aus annare erklären; ward ja doch auch arrivare durch eine ähnliche
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I. ANDAEE. 19
anschauung aus adripare anlanden. Doch ist es rathsam sich weiter f«m-
susehen. Vor allem ist ein tat. verbum von ähnlichem Hange, ambulare^
zu erwägen, das um so mehr berechtigt scheint, als das frühste ndatein
sich dessen gang im sinne von andare bediente (letzteres erst in Urkunden
V. j. 972 u. 985, s, Muraiori s. v. andare), u?ie z. b. ein longob. gesetz
in der phrase ad maritum ambulare = it. andare a marito; es macht
sich sogar der ^en berührte Wechsel zwischen diesem verbum und vadere
bemerUichj der freilich nicht regelmäßig sein kann^ da die Volkssprache
selbst noch das vollständige andare besaß. So liest man z. b. ambnlando
nbi voluerit . . . vadat ubi voluerit Brun. 632 (v. j, 749); qui ad ma-
ritnm ambnlaverint ... et postea vadant Lup. 646 (v. j, 806). AUein
dieser mUxt. brauch zeigt nur, daß man ein bekanntes lat. wort einem
äknluA IcnUenden roman. unterschob, wie man z. b. corte, fr. coür, häufig
mü cnria wiedergab; er beweist nichts für den Ursprung von andare. In
der ihat ist seine entstehung aus ambulare wenigstens auf ital. gebiet
gegen alle anaiogie; auf spanischem kann sie sich auf einen einzelnen
ähnliehen faU, sendos aus singulos, sing'los berufen, aber das formell
nähere amylum gcd> doch amido, nicht ando. Vollständiger genügt ein
aus ambire abgeleitetes verbum, ambitare, entsprechend dem lat, itare aus
ire, zsgs. ambtare amtare, mt aber ward zu nd wie in eonde, duendo,
lindar, senda aus com'tem, dom'tum, lim'tare, sem'ta. Der Provenzale
sagt anar mit syncopiertem d; da aber seiner mundart diese syncope sonst
nicht zusagt, so ist einfluß des cot. anar, das sich verhält wie manar oder
fonar aus mandar, fondar, anzunehmen. Indessen steht dieser etymologie
die ital. form andare im wege, indem diese mundart mt niemals durch
nd wiedergibt, einführung aber eines Wortes dieser ort aus Spanien ganz
unwahrscheinlich ist. Muratori räth, vielleicht nach Ferrari^ s schwarJcender
andeutung, auf lat. aditare und ohne zweifei hat er das richtige getroffen.
Ennius braucht es einmal (ad eum aditavere) ; seine bedeutung ist ^oft
hinzugehen, also 'hin und hergehen, und grade diese bedeutung spricht
sich noch in verschiedenen roman. ableitungen ai^s wie im sp. andante hin
und hergehend, daher caballero andante ein irrender ritter, andorro hin
und herschweifend, sard. andareddn mit derselben bedeutung. Die form
macht nicht die geringste schunerigkeü: n ward vor d eingeschoben um
dem Worte auf roman. weise mehr umfang zu geben wie in rendere aiAS
reddere, ein verfahren, das sich mit dem Substantiv desselben Ursprunges
it. sp. ändito aus aditus belegen läßt, mlat. v. j. 800 cum viis et aquis
et anditis suis, s. Muratori und Dmange, und was den Schluß des Wortes
betrifft, so ist dlty>. ältit. renda aus reddita zu vergleichen, der tägliche
gd>raiuch verkürzte anditare endlich in andare. Günstiger für Muratori's
eiymologie wäre freilich antare gewesen, indessen erweicht sich nt wenig-
stens im span. oß in nd, im ital. kommt dies seltner vor, aber es kommt
vor (endivia, polenda, lomb. anda = fr. tante u. a.) — Andare hat
etwas merkwürdiges in seiner flexion, indem das perf. altit. andiedi, an-
detti, aitsp. andide, andnde lautete. Diese formen bewogen J. Grimm
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20 L ANDARE.
das räthsdhaße verbum aus dem deutschen her zuleiten: andettero (S.plur.)
entspräche einem altem goth, ididSdun, prät, von gaggan gehn^ dessen
stamm in der longob, mundart and lauten mochte. Diese herleitung leidet
an zu großer künstlichkeit und entbehrt alles historischen anhcdtes. Andare
und stsTG geben der roman, spräche zwei ganz parallele hUlfsverba ab: ist
es ein wunder, daß diese spräche auch ihre flexionen in eihklang zu brin-
gen suchte ? Solche anbildungen sind ja nichts seltenes, Sp, anduve ist
daher = estuve, andido = estido, andudo ==: estudo, beide letztere ver-
altete perfecta; altit. andetti = stetti, andiedi = stiedi. Auch andre
verba erster conj, wagte der Spanier so zu flectieren: entrido von entrar,
catido von catar, demandudo von demandar. — Sonst u?ird andare auch
vom deutschen wenden, wandern, wie aller von wallen hergeleitet; wer
dies thut möge aber vorher den abfall des deutschen anlautes w als etwas
auch nur einigermaßen übliches nachweisen. Span, Andaluz, Andalucla,
wenn es, was nicht ganz sicher ist (s, Bios, IM, esp, II, 10), von Wan-
dolus kommt, wäre freilich ein beispid, allein dieses wort gieng durch den
mund der Araber, welchen die roman, ausspräche des w wie gu in Guan-
dalnz, Guandalucfa nicht zusagte und so findet sich auch impla für
guimpla in einem mozarabischen missed. Wenden, goth. vandjan, ward
richtig guandir, wallön häite fr, gauler werden müssen. Mit besserm
rechte könnte man ein celtisches verbum, kymr. athu, ir. eath (gehen) in
anschlag bringen, genügte die herleitung aus der nächst berechtigten spräche
nicht vollständig. Die franz. mundart hat weder ander noch aner,
doch kommen in alten werken unzweifelhafte spuren des letztem vor: in
der Chron, de Benott I, p. 92 si qu'en exil nos en aninm (wofür frei-
lich auch aujum gelesen werden könnte), im Tristan (Chx. VI, 300) que
V08 anez por moi fors terre. Dafür bietet sie aller, altfr, aler (aber
allar bereits Boss, de J. G. 114), das sich ebenso mit vadere mischt wie
das it. andare, nur daß es das ganze präs, conj. von dem eigenthümlich
roman. verbum, das ftäur von Ire entlehnt; eine volksmundart soll {für
irai) vrai von vadere brauchen, s. Fuchs, Zeitwörter p. 311 (wenn dies
nicht aus vlendrai zusammengezogen ist). Was aller betrifft, so kann
jenes veraltete nur vom norden des franz. sprachgdnetes eine Zeitlang fest-
gehaltene aner kein bloßer provenzälismus, es muß ein achtes franz. wort
sein; aner und aler, dieses am jenem entstellt, können neben einander ge-
golten haben wie venin und velin (venenum), orphenin und orphelin, so
daß alle drei formen, andar, anar, aler, at^ ein und dasselbe wort der
lingua rustica zurüeUeiten, daß also auch hier ein zusammentreffen der
mundarten statt findet, wie oft in noch abweichenderen gebilden. Vielleicht
lassen sich noch reste ursprünglicherer formen von aditare hervorziehen.
Comask. aitee s. v. a. andato, ist es nicht unmittelbar aus aditato mit
syncopiertem d entstanden, oder wie erklärt es sich sonst? Venez. aida
s. V. a. vanne (imperat.), ist es nicfU genau das gleichfalls syncopierte
adita? Ja das wälach. dem gr. ösvqo, devre, dem goth. hiri, hirjith
entsprechende defectiv aide, aidatzi (bei Clemens), passt es nicht ebenso
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I. ANGOSCIA— ANZL 21
'su adita, aditate, oder wäre es fremdes ursprungesy da auch der Serbe
ajde, äjdate spricht? Af4S dem primitiv adire aber entstand vielleicht
das bürg. aK (aYr) s. v. a, aller, in der mundprt des Jura. — Von aller
leüet sich das sbst. allöe gang, baumgang , das JDucange aus la I6e (laie
IL c) entstanden wähnt, vgl. it andata. — [Die unchtigheit des verbums
andare hat später noch andre deutungsversuche hervorgerufen, die aber
an dieser stelle nicht auseinandergesetzt werden können. Nur soviel werde
bemerkt, daß man der oben zuerst aufgestellten deutung aus adnare den
preis zuerkannt hat, ohne sie jedoch mit neuen argumenten zu unter-
stützen.]
Ängoscia it., altsp. angoxa, pr. engoissa, fr. angoisse angst; vb.
angosciare, angoisser ängstigen; von angustia enge, noth. Der neusp.
ausdruck ist eongoxa, auch pg. ccU. congoxa, worin das vermeintliche
präfix an mit con vertauscht ward, während der Provenzdte es sich durch
en werdeuüiehte.
Anima it., pr. anma Bth., altfr. anme, nfr. äme, dsgl. mit 1 it. sp.
pg. alma (in ersterer spräche nur poet), chw. olma, mit r pr. arma, aUfr.
arme, airme sede, weil, inime seele, auch herz im physischen sinne; von
anima aihem, leben. Das masc. animns fehlt franz. und prov. und wird
in einer seiner bedeutungen mit courage, eoratge ersetzt.
Ansia it. sp. pg., pr. aissa, ältfr. ainse, aisse (s. glossar zu Benott)
angst, ängstliches verlangen, nUat. anxia Dief. Gloss. lat. germ.; vom adj.
anxins. Äbgd. it. sp. ansioso, i>r. aissos, ältfr. ainsos ängstlich, sehn-
süchtig. Die prov. mundart besitzt noch ein masc. ais, welches underwille
zu bedeuten scheint: tant es cortesa senes ais M. 39, 6; no tem lo seig-
nor del Bais, anz en moil contr' el tal ais LR. LLI, 610 (mit aide über-
setzt): ob es = sp. asco ist, wie Raynouard meint LR. U, 41, steht da-
hin: man müßte eine Umstellung acs anv^hmen.
Antafio 5p., cMpg. antanho, cdt- und npr. antan, altfr. antan, en-
tan adverhium für nähere vergangenhext, im gegensatz zu hogano {s. ugu-
anno) : pr. antan aic d'amor ses falha, mas non ai ognan sonst half ich
liebe genug, jetzt haV ich keine mehr Chx. 111, 268. Von ante annum.
Äbgd. altfr. antenois, lat. annotinns.
Anzi t/., sp. pg. dntes, pr. cot. ans, cAtfr. ans, ains präposition
und adverb 1) vor, ante, 2) vielmehr, potius; von dem in den meisten
sprachen noch fortdauernden ante mit angefügtem adverbialen s, so daß
die ital. form eigentlich für ansi steht, vgl. diesen wandel des s bei vor-
hergehendem n in senza, manzo u. a. Der herleitung aus antea wider-
spricht die Span, form und selbst im itoi. war alsdann anza {vgl. poscia)
£u erwarten, dagegen ist i eine bevorzugte endung der partikdn. Nur ist
bei anzi zu erinnern, daß ein paragogisches s dem ital. Sprachbau wider-
spricht: man müßte also hier die silbe zi als pädagogisch annehmen, wie
bei senza die sübe za. Menage stimmt für das unvorhandene, aber leicht
einzuräumende antius, als comparativ von ante, welches sowohl anzi wie
ains befriedigt, antes aber aus dem spiele unrß. Und doch muß es ein
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22 I. APE— ARANCIO.
leitender grundsaiz der Wortforschung sein^ sofern der Imchstcibe nickt
entschieden widerspricht^ am gemeinsamen Ursprung gleichbedeutender und
formell ruMiegender werter verschiedener schwestersprachen festzuhalten.
Eine ableüung unmittelbar von ante ist it anziano, sp, anciano, pr.
ancian, fr. ancien alt. Zss. mit präpositionen: it. avanti, pr. abans,
avant, fr. avant, von ab ante, letzteres schon auf einer röm. inschrifl; vb.
it. avanzare, sp. pr. avanzar, fr. avancer fördern; sbst. it. vantaggio
ßr avantaggio, pr. avantatge, fr. avantage, sp. ventaja, pg. ventagem
vortheil. Dsgl. it. davanti, altsp. devant, pr. davans, fr. devant, von
de ab ante; vb. pr. davancir, fr. devancer. Itäl. innanzi, innante,
aitsp. enante, pr. enan, enans; vb. pr. enantar, enantir. Ital. Ai-
nanzi, sp. denante, delante, pg. diante, pr. denan; it. dianzi u. a. m.
Ape it., cdtfr. pic. hs für eps biene, von apis; it. pecchia, sp.
abeja, pg. pr. abelha, fr. abeille, von apicula, dinUn. norm, avette. Da-
her ferner it. apiario, i)r. apiari, fr. schier (vrlt.) bienenhaus^ lat. wlks-
mäßig apiarinm nach Gellius, s.,Bom. gramm. I, 8. Auf walacMsch heiß
das thierchen albine, von alvus bienenkorb.
Appena Ä., sp. pg. ap6nas, fr. a peine, adverb für lat. rix, von
poena, wörtUch ^mit pein, mit noth\ also ungefähr une lat aegre oder
ahd. kümo mit beschwerlichkeit. Vix, das sich im sp. av^s erhaUen, s. 11. b.
Appö it.j Präposition; von apud. Desselben Ursprunges ist pr. ab,
amb, am, npr. emb, beam. dap, cat. ab, wald. au (neben cum Chx. IT,
cxLii)^ altit. am, cdtfr. ab (nur in den Eiden)^ sonst auch a und mit
rücJcsicht auf das ursprüngl. d od, verkürzt o, im Leodegar auch ob.
Schon im ältesten mlatein ward apud, später ab, für cum gebraucht
(beisp. Rom. gramm. III, 174), aber die erste bedeutung behauptet noch
ihr recht, z. b. encusar ab alcun bei einem verklagen SLeg. 13, aprendre
ab alcun bei einem lernen PO. 142; fud enseveliz od ses ancestres Zlte.
304. Zsgs. ist fr. avec, s. dies wort II. c.
Arabesco it., üblicher rabesco, sp. arabescos, fr. arabesques ver-
zierungen mit laubwerk in der bildhauer- und maierkunst, meistens phan-
tastischer art; nach den Arabern genannt, deren religiof^gesetze menschen
oder thiere abzubilden verbieten.
Araldo it., sp. haraldo, heraldo, alt haraute, pg. arauto,' fr. höraut
für höralt (h a^.), sp. pg. auch faraute herold; vom mlat. haraldus, he-
raldus, dem ein ahd. hariowalt heerbeamter entsprechen konnte; als eigen-
name ist bekannt Chariovaldus, alts. Hariolt, altn. Haraldr.
Ajrancio it., mail. naranz, fem. ven. naranza, sp. naranja, pg.
laranja {bask. larania), cat. taronja, wal. neranze, mgr. vegavt^wv, ngr.
vegavT^i, franz. aber orange, eine südliche frucht, pomeranze; zsgs. ü.
melarancia. Die alten nannten die äpfel der Hesperiden, sagt SoHma"
sius zu Solin p. 965, aurea mala, das mittelälter vertauschte das ent-
sprechende aurata mit dem part. präs. aurantia um einen goldapfd zu
benennen: hieraus entsprang fr. orange, ut^ aus in-aurantia = inaurata
das it. arancio. Äüein aus aurantia, wenn man diese verirrung der
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L ARATRO-AEDIGLIONE. 23
spräche augibty hontäe nur orance werden^ nimmer orange. Das wort
kam vielmehr aus dem persischen durch das arabische nach Europa, wo
es sich leicht einführte, weil ein bestimmter tat. ausdruck fehlte, pers.
näreng, arab. närang, Gol. 2346. Daß die frans, form aus einer^ um-
deutung durch aurnm entstand, ist unschwer eu erlcennen, ndat. (ende des
13. jK) sehrieb man noch arangia. — Von arancio ist das ital, adj.
ranciOy sofern es eine färbe bedeutet.
ArdtrO; arätolo it., sp. pg. arado, cot. arada (f.), val. aladre, pr.
araire, cdtfr. arfere, siidwai. aratru, aratu pflüg. Nicht alle sprachen sind
dem lat. warte treu geblieben. Im neueren frane. sagt man dafür charrue,
von carruca hasche, tragsessel, die lat. bed. noch im prov, und im ndatein,
8. b. carraca, in qua sedere consuevi BrSq, n, 250 (v, j. 700), die franst,
bereits in den legg. barb., e, b. si qnis caballam, qni carrucam trahit,
foratns fnerit L. Sal. Nicot hat noch araire, nennt es aber ein mot lion-
nais. Das frans, wort gelangte nach Portugal, wo es die form cfaarrua
annahm und eine besondere ort des pfluges, und, da pflüg und schiff etwas
verwandtes haben, auch ein lastschiff bedeutet. Auch pflng ist dem roman.
gebiete nicht fremd. Die L. Long, hat: si quis ploom (dl. plounm) aut
aratmm alienum . . scapellaverit DG.: diesem plo-um entspricht das
lamb. pi6 d. i, pl6 (BiondeUi 75), der Variante plou-um oder plov-um
das wälschtyrol. ploi (AjszoUniy. Die nordwdl. mundart hat plag aus
dem slavischen. Ein andrer ausdruck ist piem. sloira, lomb. sciloira:
ihnen würde ein aitfr, silleoire, silloire entsprechen, von silier das meer
durchfurchen = nord. sila. Piem. arn cAer ist wohl entstellt aus aratrom.
Arcione it., sp, arzon, pg. ar^o, pr. arso, fr, ar^n Sattelbogen,
Sattel. Von aretio (jgusammen^iehung) ist logisch aihu künstlich. Es
entstand vermittdst der ableitung ion aus arcus wie fr, clergon aus cler^cns,
oison aus auea, öcnsson atis scntum, lat. gleichsam arcio arcionis, und
bedeutet also etwas gebogenes, mhd. bogen.
Arcobngio, archibuso it,, arcabuz sp,, arquebuse fr, kugelbüchse;
van arcus bogen und it. bugio, buso durchbohrt, also eine mit einer röhre
versehene feuerwaffe, die den namen bogen behielt, weil sie in der neuem
kriegskunst an dessen stelle getreten war. So Ferrari u. a. Aber ein
durchbohrter bogen ist eine eben so unstatthafte auffassung wie die an-
Wendung eines in der alten kriegskunst nicht vorkommenden namens auf
die neuere eine grundlose Voraussetzung ist. Besser erklärt man es darum
mit hinsieht auf das altere fr. harquebuse, wallen, harkibuse (h äsp.),
aus dem ndl. haakbus hakenbüchse, s. Grandgagnage I, 266. 278. .
Ardiglione it., fr. ardillon, pr. ardalho dorn in der schnalle; von
ungewisser herkunft. Ein altes glossar hat ardelio ^acutus^ Class. auct.
VTf 609^, es wird aber wohl glutus eu lesen sein. Gegen Casaubonus,
der es aus dem gr. oQÖig pfeüspitee ableitet, wendet Menage mit recht
die uMubUehkeU dieses Wortes ein. Ihm selbst scheint es ein diminutiv von
dard und unlaugbar konnte sich dardillon, das im neuprov. noch vor-
kommen soU, durch dissimilation in ardillon, oder, da ein consonantanlaut
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24 ARDIRE-ARINGA.
nicht leicht wegfallt^ in lardillon, rardillon verwandeln. Das ^an, wart
für diese sache ist rejo spitjs^e.
Ardire it sich erhühnen^ pr. ardir, onardir, fr. enhardir Jcühn
machen. Lot. ardere ist at4S dem Sjpid zu lassen: man brennt vor leidere
Schaft^ nicht vor kühnheit, audacia ardere wäre wenigstens ungewöhnlich;
doch ist dies der hauptgrund nicht gegen diese herleitung. Menage dachte
anfangs an audere, it. aldire (aldace kommt vor), endlich ardire; dies
ließe sich für Italien hinnehmen, nicht für die andern provinsen. Bas
fr. hardir {mit asp. h) weist auf deutschen Ursprung, der sich im ahd.
hartjan stärken^ kräftigen findet. Auf hart verwies später auch. Menage,
so CaseneuvCy Wächter u. a. Das adj. ardito, ardit, hardi (kühn) läßt
sich fast nur als particip dieses eeitwortes legreifen, da adjectiva auf -it
u)ie lat. auritus, pellitus im romanischen selten sind; an das particip von
ardere, welches ars latdety ist nicht zu denken. Im span. aber hat man
ardido allmählich auf arder bezogen und ihm die bed. ^ erhitzt^ beigelegt;
cdtsp. fardido ^kuhn führt aber mit seinem anlaut noch unmittelbar
auf fr. hardi; vgl. Rom. gramm. I, 320. Ein artiges zusammentreffen
ist es, daß die picard. mundart hardiment ganz wie das ahd. harto ofa
adverb des grades verwendet: hardiment dur = harto herti. Daher auch
sbst. pr. ardit, dltsp. ardil kühnheit; aber sp. ardid listig, sp. pg. ardid
list scheinen aus artitus herzurühren, s. unten artigiano; freilich ist cds-
dann assimilation des t (ardid aus artid) anzunehmen.
Argano it.^ ^. drgano, ärgana und argüe (m.), cat. arga hebezeug,
hrahn^ winde, pg. argäo weinhd>er, fr. argue (f.) maschine in form einer
Schiffswinde zum durchtreiben der gold- und silberstangen (Trev.); dbgel.
it. arganello dimin., sp. arganel kleiner metallener ring, fr. arganeau
eiserner ring auf den schiffen, durch welchen die seile laufen. Ferrari
gibt ergäta {iQyarrjg) eine Vorrichtung lasten zu heben, Menage Organum
{oQyavov) Werkzeug als etymon. Jenes trifft die bedeutung von argano
besser: es konnte sich unter dem volke, welchem die endung Sta fremd
war, leicht in letzteres verwandeln; nUat. findet sich auch argata ^anntdus
crassior Dief. Gloss. lat. germ. in Übereinstimmung mit arganel, arganeau.
Arg ine it. (m.) dämm. Dies aus agger entstandene wort (vgl.
cecino aus cicer und die venez. form drzare, worin sich dctö auslautende
r erhielt) ist merkwürdig genug. Man weiß, daß die alten Römer ar für
ad gebrauchten, daher arcessere für adcessere; da nun agger eigentlich
für adger von adgerere gut, so vergegenwärtigt uns das roman. argine
augenscheinlich ein lat. volksübliches arger. Nur so erklärt sich die form,
nicht etwa durch rohe einschiebung eines r, die an dieser stelle ganz gegen
den geist der spräche wäre Das sp. dreen rand, brustwehr muß das-
selbe wort sein, vergl. arcilla at^s argilla. Ein anderes beispid dieser
art ist das venez. arfiare von adflare. 8. auch Ferrari und zumal Pott,
Platttat. 326, der armessarins L. Sal. und wal. armesariu fUr admissa-
rius anführt, femer Mussafia, Über die ital. Crescentia.
Aringa it., sp. masc. arenque, pr. arene, fr. hareng (h asp.), wal.
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I. ARINGO-ARMELLINO. 25
hering ein fisch; vom ahd, harinc, ags. nhd. hering, gewöhnlich aus lat.
halee (sailgfisch) erklärt,
Aringo it, rednerplatz , tummdpUxtZj rennbahn, fem. aringa, sp,
pg, pr. arenga, fr, harangue (h asp.) öffentliche rede; vh, ar ingare,
arengar, haranguer eine öffentliche rede halten ^ feierlich anreden; it.
aringhiera^ ringhiera rednerplatZy rednerstuhl. Der franz. anlaut gibt
den Ursprung des wortes deutlich zu erkennen: es ist vom ahd. hring,
mhd. ring, kreiß, Versammlung, schau- oder kampfplatz^ gerichtsstätte w. dgl.,
daher die roman. hed. das vor einer Versammlung vorgetragene: arenga
est apta et Concors^ verborum sententia etc. Breviloquus, s. Ducange,
vgl. lat. concio 1) versammiung, 2) rede vor derselben.
Arista it. rücken des Schweines, eigentl. börste, sp. aresta sacktein-^
wamdj fr. arete gräte, it. resta granne des komes; von arista granne, gräte.
Arlecchino it., sp. arleqnin, fr. arlequin (früher auch harlequin
gesehr.) eine komische maske der ital. bühne, überhaupt possenreifier, hans-
wurst, sp. ameqnin gUedermann. Es ist ein späteres wort von unbekann-
ter vielleicht ganz zufälliger entstehung. Etymologien sehe man bei Flöget,
Gesch. des grotesken p. 35; für ihre Wiederholung ist hier kein räum.
Eine neuere, von Genin, aus Ariecamps, name eines kirchhofes zu Arles,
für Elycamps d. i. Champs-felys^es, in nächster bedeutung gespensterchor,
Hellequin, dann das haupt dieses chores auf maskeraden ins lächerliche
entstellt, ist zwar sinnreich ausgeführt (Variat. du lang. fr.p. 451—469),
bedarf aber vor allem etymologischer rechtfertigung. Am leichtesten ist
noch Zusammenhang zwischen harlequin und hellequin zuzugeben. Bas
SUeste franz. zeugnis scheint das folgende, worin das mit schellen rasselnde
gefolge harlekins erwähnt wird: ä sa siele et ä ses lorains ot eine cent
cloketes an mains (au moins), ki demenoient tel tintin con li maisnie
hicrlekin Ben. TV, 146. Das wort ist also ein so altes französisches, daß
seine herkunß aus Italien noch sehr zweifelhaft erscheinen muß; es hat
sogar niederländ. klang. — Weiteres darüber findet sich bei Gachet 252.
Arlotto it., sp. arlote, pr. arlot, altfr. pic. arlot, harlot(herlotrm^.
Z 173) fresser, müßiggänger, altengl. harlot, herlote lotterbubcy heuengl.
harlot metze^ s. E. Müller. Menage's deutung aus helluo hat das gegen
sich, daß die allerdings häufige einschiebung des r nur hinter, nicht vor
consonanten statt zu finden pflegt. Ist das wort aus latein. stoff, so
entwickelt es sich leichter aus ardalio müßiggänger, das in den Isid. glos-
sen unter der form ardelio mit 'gluto' übersetzt wird, so daß es grade die
roman. bedeutungen umfaßt: die zusammenziehung von ardalio tto in ard-
lotto arlotto scheint keine Schwierigkeit zu haben. Noch leichter unirde es
aus gr. ägdalog entspringen, von dem man ardalio herzuleiten pflegt;
aber dies liegt schon weiter ab. Der Portugiese hat ein vb. alrotar ver-
spotten, verhöhnen^ dltpg. bettelnd uniherziehen SRqs., das aus arlotar
umgestellt sein kann wie bnka aus burla.
Armellino tmdermellino it., sp. armino, jpr. ermini, ermin, altfr.
erme, ermine BCam. 219, neufr. hermine (h stumm) eine wiesdart, hermelvn,
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26 I. ARNESE-ARPA.
herühnU wegen seines feUes, miat, hermellinns, herminiae oder anniniae
pelles. Eine geschickte etymologie gab Ducange in seinem glossar jsu
Vülehardouin v. hermine; sie ist die folgende. Die Römer nannten das
hermelin mus ponticus, weil sein feil zunächst aus dem lande Pontus kam.
Seit aber die Netteren es aus Armenien empfiengen, womit sie eine genauere
handdsverhindung hatten, tauschten sie den namen und nannten das tkier
armenius mit weglassung von mus, une auch der spätere Grieche schlecht^
weg novTtT^og sagte. Hiezu ist zu bemerken, daß die angegebene bedeu-
tung von mus pouticus nicht ganz sicher, aber nicht unwahrscheinlich ist.
Daß Armenien altfr, Ermenie heißt, käme Ducange's ansieht zu statten.
ItaL armellmo müßte diminutiv und aits armenino abgeändert sein. Nach
andern (z. b. Wackemagel) ist das wort nicht auf diesem umwege zu uns
gelangt: es ist deutsch, wie auch das thier in Deutschland gefunden wird:
ahd. harmo, dimin, harmeltn, mhd. hermelin, hieraus das rom. armellino,
und dieses harmo antwortet buchstäblich dem lithauischen szarmfi {zweifel-
hafte form, sicherer szarmouys) unesd. Vgl. Weigand I, 600.
Arnese it.y sp. pg. pr. ames, fr. harnois, hamais (h asp.) rüstungy
geschirr; dsgl. ältfr. harnas für harnasc, vb. nfr. harnacher, j^r. arna-
scar, amassar anschirren; davon mhd. harnasch, nord. hardneskja. Von
herleitung aus altn. iärn, järn (eisen) ist abzusehen, da sich der roman.
anlaut anders gestaltet haben würde, man erwäge fr. joli von jol. Den
stamm des Wortes büdet vielmehr kymr. haiarn, dltbret. hoiarn, ir. iaran
eisen, die mit dem dtschen isarn identisch sind, Zeuß I, 45. 63. 114.
120. 146; die stiffixe sind romanisch. Aber es liegt nicht in der natur
der sprachen, aus fremden stammen, die sie nicht in sich aufgenommen^
ableitungen zu ziehen, wiewohl einzelne ausnahmen vorkommen mögen; der
Bomane muß also das abgeleitete wort bereits vorgefunden und sich assi-
miliert hoben, auch muß dies erst spät geschehen sein, da es im altem
mlatein keine spur hinterlassen hat. Möglich wäre es nun, daß sich aus
dem kymr. haiarnaez eisengeräthe (s. Villemarque v. houarnach) zuerst
das engl, harness, hieraus das roman. wort gebildet hätte. Das genaueste
über den deutschen und celtischen wortstamm nebst ableitungen bei Diefen-
bach, Orig. europ. p. 367 ff.
Arnia it., arna sp.cat. bienenkorb, fehlt pg. Unbekannter herkunß:
etUsteUung aus alveare wäre zu stark. Einigermaßen erinnert es an gad.
ärcan korkholz: beide bedd. korkholz und bienenkorb umfaßt auch sp,
corcha und pg. corti^o. — [Mahn p. 104 muthmaßt iberischen oder in
beziehung auf das ital. wort selbst türkischen Ursprung. Eine brfriedi-
gende aufklärung bleibt noch zu versuchen.]
Arpa it. sp. pg. pr., harpe fr. 1) harfe, 2) sp. pr. neap. auch
kralle, haken; vb. pr. afpar, aUfr. harper, it. arpeggiare Aof/« spielen;
sp. pg. pr. arpar, nfr. harper packen, anhaken, zerreißen; it. arpi-
care, inerpicare klettern; fr. harpip haken, daher se harpigner
und se harpailler sich raufen; it. arpignone großer haken, arpione
thürangd; sp. arpon, pg. arpäo, fr. hsirpon harpune ; dsgl.fr. harpeau
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I. ARRESTO-AETICIOCCO. 27
enterhdken. AUe diese bildungen {fr am. mü asp. h) haben ihren u/rsprung
im detUschen harfe, ahd. harpha, aUn. harpa, ags. hearpe: Venantius
FwLy bei dem sich harpa imerst findet^ nennt sie ein barbarisches d. h.
germanisches insirument: Romanusque lyra, plandat tibi Barbaras harpa
7, 8. Zu ihrer hakenähnlichen gestalt passt die zweite der angegebenen
bedeutungen. Das gr. agntj (sichel) würde nickt leicht ein franz. aspirier-
tes harpe hervorgerufen haben; eben so wenig ist das aspirierte harpon
aus lai. harpago herzuholen, wie denn auch kein ältfr. harpaon, harpeon
statt findet. — Die bed. haken des sp. arpa vertritt pg. farpa, sicher
dasselbe wort^ worin, wie in andern fällen, h mit i vertauscht ward, daher
denn auch farpäo neben arpäo, farpar neben arpar: sofern es, nebst sp.
farpa, spieß oder spitze einer fahne bedeutet, erinnert es an arab. *harbah
kurzer spieß Freyt. J, 361^. Ital. f rappa ausgeschnittene zacke im tuch,
frappare auszacken, zerfetzen, sind sie aus dem letzterwähnten farpa?
Auch pg. farapo (für frapo?), sp. harapo läppen, fetzen, müssen hier
noch erwogen werden. Man sehe hierzu Dief. Orig. europ. p. 306.
Arreste it. altsp., aresto pg. aus dem fr. arret urtheil eines hohem
gerichtshofes, wovon keine appdlation statt findet; eigentl. Schluß der
gerichisverhandlung, von arrestare, arretet hemmen, einhalten, lat. ad-
restare, vgl. unser beschlufs d. i. beendigung. Das zusammentreffen
dieses Wortes mit dem gr. dgeazor ist zi^ällig, tmewohlBudaeus es daraus
herleitet, s. H. Stephani Thes. graec. ling. s. v.
Arrivare it., sp. pg. arribar, .j>r. aribar, fr. arriver anlanden, an-
kommen; von ripa, mlat. adripare ans ufer treiben, it. arripare, daher
auch noch altfr. arriver la nef (transitiv) das schiff anfahren lassen.
Durdi dieses neue verbum ward advenire aus seiner bedeutung verdrängt,
s. unten awentura.
Arsenale und arzanä it., sp. fr. arsenal zeughaus, mittelgr. dgae-
nltjg; dazu it. darsena, sie. tirzanä abgeschloßner theil eines hafens,
sp. atarazana, atarazanal, pg. taracena, tercena schuppen, fr. darse, dar-
sine = it. darsena; vom arab. därganah (dessen anlaut d frühe abfiel)
haus der bäriebsamkeit, haus, wo etwas gemacht unrd, worunter man im
allgemeinen sch^e verstarb (s. die Wörter Freytag II, 69"^, 526"), pers.
tarsanah. Vgl. über dieses wort auch Muratori, Antiqq. ital. II, 525, S.
Rosa II, 341\ suppl. 14", Cabrera I, 63, Pihan p. 42, Engelmann 64,
Doey Oost. 16.
Artieiocco it., fr. artichaut eine frucht, artischoke, vom arab. ar dt
schank! d. i. erd-dom Freyt. I, 27"; dsgl. i^ carciofo, sp. alcarchofa,
alcaebofa, pg. alcachofra, nach Sousa vom arab, al-charschufa. — [Dozy,
Oostert 18, hai diese Wörter einer neuen prüfung unterworfen. Das ardb.
ardi Bchaakt besteht aus zwei adjectiven tmd bedeutet erdartig-domig,
passt also schleckt zu einem substantivbegriffe. Die verschiedenen roman.
ausdrücke müssen abänderungen, desselben Wortes sein. Auf arabisch heißt
die bemerkte frucht harschef, woraus nachher charschof geworden, daher
das sp. al-earehofa, it. carciofo. Neben letzterem brauchte man das, wie
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28 L AKTIGIANO-ASPO.
es scheint^ daraus entstandene^ hei dem Niederländer Bodonaem (f 1675)
vorkommende als italienisch citierte arciocco, welches sich leicht in arti-
ciocco verwandelte. Dieses gieng durch den verkehr eu den Orientalen
über und erfuhr im arab. ar di-schaukt eine umdeutung, da die frucht
dornig ist und am boden wächst]
Artigiano it, fr, artisan, sp. artesano, pg, artezao künstler, hand-
werker; muthmaßlich s, v, a, artitianus vom adj, artitus ^bonis instructus
artihus Fest,, 'artibus edoctus" Gl. Placid,, "^navrexvog, daidaXog Gl, lat.
gr. In diesem falle aber muß das span, wort aus artizano umgeändert
sein. Nicht anders entstand partigiano Parteigänger aus partitus, s.
Rom, gramm, II, 335-
Artiglio it, kralle, sp, artijo, pg, artelho glied, gelenk, pr, altfr.
arteil (so noch in franz. mundarten z. b, zu Langres), nfr, orteil zehe;
von articulus gliedchen. Vgl, ardigas "^zaehun Gl, casseU.; articula "^zaeJui
Gl, Rhaban.
ArtilhaiJr. festungswerk, schanze (?); vb. altfr, arti liier befesü-
gen; pr, artilharia, altfr. artillerie, altpg, Kri^Vidix'm SBos, sppl, wurf-
geschütz oder damit beladener wagen (artillerie est le charroi qui . . est
chargi6 de quarriaus en guerre, d'arbalestes, de dars, de lances et de
targes G. Guiart, s, DO,), nfr, artillerie, ü. artiglieria etc, grobes ge-
schütz. Von ars artis hunst, kunstgriff, ude fr, engin von ingenium, vgl.
vb, artiller in der bed. aussinnen, auf listen denken Antioch. I, p, 88.
Altfr, artilleux listig. Nach Borgnet, Chev, au cygnelll, p. ^n, kommt
d<is wort artillerie nicht lange vor dem gebrauche der feuerwaffen vor,
d, h. nicht vor dem 14. jh,, und zwar zuerst bei Joinvitte.
Ascella ity pr. aissela, cat, axella achsel; von axilla, woraus nach
Cicero ala flügel, achsel entstand, ersteres schon bei Isidorus in ascilla ver-
dreht, Mundarfl,, z. b. genuesisch, bedeutet ascella achselhohle.
Ascla pr. cat. splitter, vb. asclar spalten; von astula (in mancheft
handschriften für assula, vgl. Dief, Gloss. 56') spänchen, brettchen, wel-
ches astla, euphonisch ascla ergab. Von demselben worte ist auch sp,
astilla, altfr. astele Splitter, neufr, attelle (für stelle) beinschiene, schon
pr, astela in dieser bedeutung. Für aschia spricht die neap, mundart
asca, die port, acha. Die occit, mundart hat die pleonastische Zusammen-
setzung fendasclat = fr. fendu.
Ascoltare, scoltare it., altsp, ascuchar, neusp, escuchar, pg. escu-
tar, pr. escoutar, fr, öcouter, altfr, auch ascouter hören, horchen; von
auscultare, worüber Caper (Putsch p. 2247) bemerkt, man dürfe nicht
ascultare sprechen, so daß ihm die roman. form schon bekannt sein mußte.
Daher it, ascolta, scolta, sp. escucha wache, schildwache.
Aspo und naspo it,, sp, aspa, altfr, hasple, pic. haple gamwinde;
vom ahd. haspa, haspel. Für aspo war, wie im span,, aspa zu erwarten,
allein das genus richtete sich nach dem aus dem vb. in-aspare neu ge-
bildeten naspo, welches romagnolisch sowohl naspa wie nasp lautet, sard.
naspa.
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I. ASSAI— ASTORE. 29
Assai it., äUsp. asaz, pg. assaz, pr. assatz, fr, assez^ adverbium,
von ad satis, einem ähnlichen pleonasmtis wie im mlat adplene.
Assassino ü.^ sp. asesino, pr, assassi, ansessi, /r. assassin meuchel-
mörder. Nach Süvestre de Sacy's Untersuchung (Mem. de V Institut 1818.
IV, 21 ff.) entstand das wort aus dem arab. ^haschischin, womit man di£
glieder einer secte im Orient benannte, die durch einen aus der hanfpflanze
bereiteten trank 'haschisch (Gol, 613) betauscht jeden von ihrem ober-
haupte, dem herm des berges (schajch algabal), geforderten mord zu ver-
üben gelobten: que van neys, si era part Fransa, tan li son obedien,
aucire sos guerriers mortals die, wenn es selbst über Frankreich hinaus
icfdre, so gehorsam sind sie ihm, seine todfeinde zu tödten gehn Chx, F, 10.
Das wort kann nicht vor dem 12. jh. in Europa bekannt geworden sein:
drum ist eine Urkunde v. j, 814, worin assassinium vorkommt Mural. Änt.
ital. III, 31, RPMon. n, 17 falsch oder verfälscht.
Assettare it. einrichten, ordnen, zieren, zu tisch setzen^ pr, assetar
in letzter bedeutung; zsgs. it. rassettare; sbst. it, assetto ptUz, pr.
assieta einrichtung, fr. assiette läge, zustand, eintheüung, platz der tisch-
genossen (s. Caseneuve), daher auch tdler. Ital. assettare heißt über-
dies verschneiden (castrieren) und muß in diesem sinne von secare sectus
herstammen, aber selbst die bed, ordnen knüpft sich an die von secare
abtheilen, ebenso ahd. skeran abschneiden, skara abschnitt, skerjan abthei-
len, ordnen. Das goth. satjan (säzen) kann gegen das lat. wort nicht in
betracht kommen. Ital. assetto brettchen ist von assis.
As so it., 5p. pr. fr. as, pg. az die zahl ^eins auf würfeln oder
karten; vom lat. as, das eine einheit ausdrückt. Muratori ließ sich durch
die redensart lasciare uno in asso d, i. einen im stiche lassen, zur deu-
tung des Wortes aus dem mlat, absus ^ager incultus^ verleiten, da diese
redensart vielmehr, wie vielleicht auch die entsprechende deutsche (stich =
punct, as), aus dem spiele entlehnt sein kann.
Astore ü,, altsp. aztor FC, nsp. pg. s^0T,pr. jiustor, cdtfr. ostor,
nfr. antour habicht. Die übliche herleitung ist von astur asturischer vogd,
bei Firmicus Matemus (d.^jh,), allein die lautgesetze widersprechen: astur
konnte nur astre geben. Der grammatiker Caper (bei Futsch p. 2247,
vgl. das. Beda p, 2778) kennt acceptor als einen volksüblichen ausdruck
für accipiter (so auch in hss. der L. Sdl. tit. 7) und hierzu stimmt der
buehstabe, z. b. sp. azor = acceptorem wie rezar = recitare. Wohl mag
die lingua rustica an acceptor von accipere gedacht haben, als sie das
mit diesem verbum ganz unverwandte accipiter umformte, s. Fott, Etym.
forsch. H, 64, Benfey, Ztschr. f. vergl, sprachf. IX, 78, Freilich ist pr.
anstor unorganisch für astor, es verhalt sich aber wie austronomia zu
astronomia; besser neupr. astou. Von azor, nicht etwa von accipitrare
zerfleischen, von GeUius citiert, leitet sich das span, vb. azorar schrecken,
verwirren, ursprüngl. von vögeln, die der habicht verfolgt, perdiz azorada;
nach Larramendi vom bask, zoratu den verstand verlieren, allein das
ganz entsprechende sp. vb. amilanar schrecken, entmuthigen, von milano
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30 I. ASTRO— ATTURARE.
hühnergeier, so wie das gleichbed. cat esparverar von esparver sperber,
erheben jene herleitung über jeden jsweifel.
Astro it, sp. pg.j astre pr, fr, gestim, auch geschick, glück; von
astrum. Daher sp. pg. astroso unglücklich, bei Isidor astrosus 'quasi
malo sidere natus\ bei Papias astrosus 'quasi malo astro natus; altsp.
astrugo Bc.y pr. astruc glücklich (welches Littre, Eist, litt d. l. Fr.
XXII, 35, ohne dem ende des wortes rechnung zu tragen, mit Menage aus
cdtfr. mal-estruit erklärt), sssgs. pr. benastre, benastruc, altsp. mal-
astrugo Alx.y pr. malastre, malastruc, altfr. malostru für malastru,
doJier nfr. malotru, suffix -uc an die stelle von -os getreten, hei Rabelais
malautru s. Gachet; dsgl. it. disastro, sp. desastro, pr. fr. d^sastre un-
Stern, vgl. cdtcat. per astre o per desastre Chr. d'Escl. 711".
Astuccio it., sp. estuche (estui bei Berceo), pg. estojo, pr. estng,
estui, fr. ^tui futteräl, behältnis; vb. pg. estojar, pr. estuiar, estoiar,
altfr. estuier verwahren. Estug, ^tui fügen sich in das nihd. stäche stauche,
futteral für den arm, schon nach^ Adelung ; astuccio aber {veron. besser
stuccip) umrde sich genügend nur aus einer ahd. form stächjo, wie
guancia aus wankja^ herleiten lassen. — [Estui, 6tui detäet Langensiepen
(Herrigs Archiv XXV) aus Studium, von seilen der form vollkommen ge-
nügend und selbst von seilen des begriff es su rechtfertigen: es hielte sorg-
fall, sorgfältige außewahrung, it. studiato Jieißt sogar ^sorgfältig bewahrt".
Diese etymologie wird noch unterstützt durch die altfr. form estudier sich
vorsehn, sich verwahren Gayd. p. 261, welches nach Borel (s. Roq.) für
estuier gesetzt ward. Aber mangelhaft ist, daß das etymon nicM die
völlig gleichbed. ital. und span. Wörter umfaßt, sie müßten getrennt werden.]
Ataballo, taballotY.^ ^. atabal, 2^^. atabale maumc^ pauke, sonst
auch it. timballo, sp. timbal genannt; vom arab. al-*tabl attabl Freytag
III, 40^.
Ataud sp.pg., pr. taut, taue, so cdtfr. tattt, taüc, neap. tavuto lade^
sarg; vom arab. al-tabät attabüt mit ders. bedeutung (Sousa; fehlt bei
Engelmann, der es aiso nicht als arabisch anerkennt).
Attillare it., sp. atildar, pg. atilar, pr. atilhar niedlich putzen.
Ital. titolo heißt der punct auf dem i, sp. tilde, pg. til ein nöthiger strich
über gewissen buchstaben: daher konnte man mit attitulare (eigentl. wohl
*^kein jota verßessen) die Sorgfalt im putze ausdrücken. Das ndat. verbum
findet sich überhaupt für bezeichnen (schmücken?): crucis signaculo fron-
tem eius attitulans DG.
Atturare it. verstopfen, sp. pg. aturar aushalten in der arbeit
{wohl für aturarse), cat. pr. aturar arthalten, aufhalten, refl. pr. s' aturar
sich stützen, sich anstrengen, sbst. atur anstr engung; mit vertauschter
Präposition von obturare stopfen, dalier hemmen, aufhalten und, wie im
deutschen, sich aufhalten bei einer sache, nicJU davon abgehen, ausdauem.
Das span. wort hört man noch jetzt in lat. bedeutung. Für atturare
findet auch turare (daher tura dämm), sp. turar statt, worin nur eine
abkürzung, nicht etwa das verlorene lat. simplem turare, zu erkennen ist.
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I. AÜGE-AVAEIA. 31
Ange itj sp. äuge, pg. äuge höchster pund; vom arab. aug, einem
astronomischen ausdruck aus dem pers. auk, s. Freytag /, 69", Vullers J,
140', 143\
Augurio ity sp. agüero, pg, agouro, pr. auguri, augur, agur, Vor-
bedeutung, syncopiert pr. aür (ahur), oltfr. eür, neufr. heur glück; vb. it
augurare, sp. angurar, pr. agurar, fr. augurer weissagen, pr. ahurat,
aUfr. heflr^ beglückt^ wal. urä glück wünschen; von augurium, augurare.
Zsgs. pr. bonatlr s. Honnorat, cdifr. boneür, neirfr. bonheur; mal-attr,
mdefir, malheur und so altfr. bonettrö, boneüret^; it. sciagurato, esgs.
sciaurato (dreisäb.), altsp. xaurado, nsp. xauro dend, verlassen y von
exauguratus; sbst. it. sciagura, sciaura. Auch it. uria, plurcdbildung
von augurium, ist hieher jm nehmen. — Bonheur und malheur erklärt man
aus bona hora, mala hora, welche gleichfalls und zwar in ähnlicher be-
deutung vorhanden sind, aber von den ersteren getrennt werden müssen.
Im altfr. efir wctrd etl durch synärese endlich zu eu une in peur aus
peür, und in dieser gestalt tritt es sehr früh neben eü auf. Für eur
schrieb 'man oß heur, vermuthlich weil man an hora dachte. Wäre letz-
teres aber das etymon, so müßte sich sein genus geändert haben, was hier, .
ICO das fem. heure in jedermanns munde war, schwerlich angenommen
werden dürfte; femer müßte sich, die alten formen erwogen, langes lat. o
(höra) gegen das lautgesete als pr. oder fr. u dargestellt, und endlich der
einfache vocai eu in den mehrfachen e-u gespalten haben, was unmöglich
ist. So entspricht auch heureux dem altfr. ettreux = pr. aüro», it.
angQFOSo, tnlat. auguriosus; horosus kennt weder der Lateiner noch der
Romane.
Aura, ora it., sp. pg. pr. chw. aura, altfr. ore (la ore LJ. 486'^,
bone ore Rou II, 146, bon' ore eurent e suef vent MFr. I, 364) luft,
sanfter wind; von aura. Abll. sind: pr. au rat, altfr. or4; pr. auratge,
aUfr. orage windeshauch (lo dous auratge zephyr, lo fer auratge Sturm-
wind), nfr. orage, woher sp. orage, stürm; vb. sp. orear, cat. oretjar
erfrischen, auslüften, daher sbst. or6o, oretj, dsgl. ü. oreggio, pr. aurei
frisches lüftchen. Verschieden von oreggio scheint dt. orezzo {auch
orezza), das auf eine abl. auritium weist, verkürzt rezzo kühle, schattige
stelle; in einer andern form arezzo verflacMe sich der lat. diphthong zu
9k wie in ascoltare, wenn hier nicht vielmehr aer eingegriffen hat.
Avania it. pg., avanie fr. Schabernack, plackerei, dsgl. kopfgeld
dar Christen unter türkischer herr schaß; soll ein türkisches oder vielmehr
semOisches wort sein, neugr. aßavia, s. Ducange, Glossar, med. graecit.
Avaria it. pg., sp. averia, haberia, fr. avarie, ndl. avarij, haverij,
diseh. hafarei, havarie Seeschaden, schaden an schiff oder ladung cntf der
See; adj. sp. averiado, fr. avarij durch das seewasser beschädigt (von
waaren). Daneben gelten noch andre bedeutungen: abgäbe der schiffe zwr
mUerhaUung des hafens (franz. dtsch.) oder abgäbe von wahren, die über
See gekn (span.). Die gewöhnliche herleüung ist von hafen; sie nimmt
also an, daß die zuletzt genannten bedeutungen vorausgiengen, wiewohl
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32 I. AVOCOLO-AZZARDO.
dasMaUenische und niederländische dieselben nickt eu kennen scheinen.
Doay, Oosterl. 22^ hat deni wort im arabischen^ und ewar im dassisch
arabischen, eine neue quelle eröffnet Hier bedeutet *awär sbst gebrechen,
auf waaren belogen beschädigung : das wort kam mit dem handd nach
dm italienischen Seestädten, romanisiert avaria. In der niederl. varicmte
haverij stammt h aus- dem arabischen laute ain, welches auch anderwärts
vorkommt.
Avocolo, vocolo it., fr. aveugle blind; vb. it. avocolare, fr.
aveugler, pr. avogolar blenden. Das gemeinromanische adjeäiv ist caecus,
auch im cdtfr. ciu vorhanden TCant. app., nur dem Dacoromanen ab-
gehend, der es mit orbus ersetzt, s. unten. ItcA. avocolo ist außer ge-
brauch gekommen, avocolare dauert, selbst in mundarten, noch fort. Was
das adjectiv betrifft, so muß man die erklärung mit ab-oculus, gebildet
wie ab-normiS; a-mens, so daß es ^ohne äugen bedeutet, gelten lassen, wie
denn auch die miitelgr. spräche ano ofn/naTCüv oder ä7t6(.ifAaTog für i^ofi-
^avog sagte; es mag aber eine erkünstelte büdung sein, da sie sich schlecht
assimiliert hat. Die Casseler glossen enthalten albios oculos ^staraplinter,
, nach Eckhart s. v. a. albioculus, qui nil nisi album in oculis habet; aber
in albiocülus ist wohl eher eine umdeutung denn eine alte form von
aveugle zu suchen. S. Ältrom. glossare p. 120.
Avoltore', avoltojo it., pr. voltor, fr. vautour geier; von volturius
raubvogd; sp. buitre, pg. abutre, von vultur. Äbgel. sp. buitron rd>-
hühnemetz, fischreuse; auch fr. ^pervier hat die bedd. sperber und fischnetz.
Avorio it., pr. avori, evori, fr. ivoire (m.) dfenbein; vom ad-
jeäiv eboreus.
Avventura it., sp.pg. pr. aveütura, fr. aventure (daher unser aben-
teuer, mhd. äventiure f.) ereignis, seltsames ereignis, zufaU, glück, gefahr
(aventure de mort todesgefahr Ben. I, 46), besonders auch ritterlicher
Zweikampf; von advenire ankommen, woraus die ausschließlich rom. bed.
begegnen; ebenso einigt fr. arriver beide begriffe. Aventura vertrat auch
die stelle der göttin Fortuna: de las grausas dels homes fo Aventura
faita deuessa LR. III, 506.
Azzardo it., fr. hasard (h asp. mhd. hasehart), ^. azar, cat. atsar
Wagnis, glücksfall, sp. pg. azar unglückswurf, unglückskarte, unglück, im
spätem nitat. ludus azardi glücksspiel; vb. azzardare, hasarder aufs
spiel setzen, wagen, mlat. Indexe ad azarum. Altfr. hazart bedeutd auch würfd-
Spider, hazarder dem Würfelspiel ergeben sein, s. Garpentier. Anderswo
dient es zur Verstärkung der negation, d. h. es drückt dne unbedeutende
Sache aus: ne valent pas un hasart NF. Jub. II, 90. Üblich ist der
ausdruck geter hasart FC. III, 288, Ren. II. 159. Vergldcht man die
franz. form mit den übrigen, so schdnt d zugesetzt wie in blafar-d, ho-
mar-d u. a., it. azzardo aber daher entlehnt: das acht ital. wort ist
augenschdnlich das veraltde zaro PPS. U, 255, jdzt fem. zara spiel mü
drd toürfdn (il giuoco della zara Purg.ß, 1), dgentl. wurfvon drd assen.
An versuchen, dem schtvierigen werte auf die spur zu kommen, fehlt es
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L AZZURRO-BACCALAEE. 33
nicht; Baynauard hatte sogar eu dm nordischen Äsen seine euflucht ge-
nommen. Gegen die beliebte herleitung aus dem lat. as in der bed.punct
im würfelspiei, geringster wurf, daher wagnis, gefahr (Le Duchat) streitet
leider das rom, Zy das sich als ts im cot. atsar zumal deutlich ausspricht.
Bess&r nähme man azar für eine abl. at^ dem altsp. auce (abce) Schick-
sal (s. n. b), woher auch aci-ago unglücklicher zufaU; war aber alsdann
nicht azi-ardo ssu erwarten? Doch ließe sich eur Unterstützung dieser
etymologie noch das gleichfalls auf einen stamm az weisende aUfr. haz-
eter (wütfdn) geltend machen. Weder dem buchstaben noch dem begriff
genügt arab. 'darr schade Freyt. IH, lOK Besser in beiden beziehungen
passt hebr. zarah bedenkliche sacke: ihm aber würde eher ein roman.
feminin entsprechen, das sich nur in dem erwähnten neuital. zara findet.
Man erwäge daher noch arab. jasara würfeln, jasar unirfelgesellscJiaft,
würfdpartie, dem man den vorzug vor allen zuerkennen dürfte (denn arab.
8 [sin] kann roman. z u?erden), wäre der wegfaU des anlautes so leicht
hinzunehmen; in Jasmin findet er nicht statt. — [Die bed. Würfel befrie-
digt vollkommen: da aber in jasara ein anstoß zu liegen scheint, so bietet
Mahn p. 6 dc^s vulgär-arab. zehär unirfd, zsgz. zär, une es auch türkisch
heifity mit artikd azzar. JEÜne andre vermuthung bei Jos. v. Hammer:
sp. azar konwne von arab. assr Schwierigkeit, was von seilen des begriffes
wenig zusagt. — Von einer würfelparthie erzählt das artige fabliau de
S. Pierre et du jougleor FC. III, 282, woraus über die art und weise
di^es Spiels einiges zu lernen ist.]
ÄzznrrOy azzaolo it., sp. pg. azul, pr. fr. azar dunkelblaue färbe;
vom pers. lazvard, daher lapis lazuli, der saphir der alten, arab. läzvardt
lazurähnlieh Freyt. IV, 76^. Das anlautende 1, welches man, wie Rösler
hemerkty für den artikel halten mochte, fiel im romanischen dh.
B.
Babb^o, babbaccio, babbano, babbuasso it. schwachkopf,
gimpd;pr. babau, pic. baba geck; it. bäbbole, fr. babioles iinderpos^en.
Densdben stamm fühlt man im synonymen lat. babulns Äpulej., wozu man
noch nehme baburpus ^st%dtus Ol. Md., baburra "^stuUitia Gl. Placid.y vgl.
ir. kymr. baban kind, puppe, engl, babe, babby.
Babbuino it., sp. babuino, fr. babouin eine art offen, pavian;
augenscheinlich gleiches Stammes mit dem fr, b ab ine offen- oder kuMefze,
muthmaßlich verwandt mit dem mundartl. deutschen bäppe maul; vgl.
unten be£fa.
Baeealare it., pr. bacalar^ fr. bachelier, aus letzterem it. baccel-
liere, ^. bachiller^ pg. bacbarel. Die eigentliche heimath dieses Wortes
ist Frankreich und der span. nordosten, wo baccalarins zunächst der be-
sitz&r eines großem bauemgtUes, einer baccalaria war (seit dem 9. jh.
vorkommend). Sodann gieng der ausdruck auf den ritter über, der zu
S
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34 I. BACCHETTA— BADAKE.
unvermögend oder noch au jung war, um ein eignes hanner mu fuhren^
und woU einem fremden folgte; endlich^ und dies- ist die heutige hedeu-
tungj auf den der sich im besita einer dem doctorgrade untergeordneten
akademischen würde befindet, in welchem sinne es in baccalanrens umge-
deutet ward: so bei Camoens do baccharo e da sempre verde louro Lusiad.
3, 97. Was die etymologie betrifft, so ist hier nur zu verneinen: bas-
cavalier niederer ritter kann es nicht sein, das verbietet die geschickte des
Wortes und die grammatik, die für das verschwinden des s keinen grund
kennt; auch baculus fügt sich nicht in die form, vollkommen zwar das
mit baculüS gleichbed. gad. bachall, ir. bacal, allein über den logisd^en
Zusammenhang werden sich nur unsichere vermuthungen vorbringen lassen.
— [Eine neue Untersuchung theilt LUtre mit, s. den Kritischen anhang
p. 14. Bachelier scheine aus vassal entstanden, mit dem es die doppelte
bed. lehnS' und kriegsmann gemein habe; das fem. bachelette, wofür sich
auch baisselette finde, sei offenbar derselben herkunft; b aus v mache
keine Schwierigkeit, auch 8S könne in oh übergehn, daher das nüat. ca in
bacalaria. Allein ch aus ss ist vorsichtiger weise nur da anzuneh-
men, wo letzteres ein 9 repräsentiert: lat. faciam, fr. fasse, pic. fache.
Ferner, sicher ist, daß wenn fnan ein franz. wort loUinisierte, che in ca
verwandelt ward; ob aber diese Verwandlung bei einem so früh vorkom-
menden Worte wie bacalaria cmzunehmen sei und ob die prov. spräche ihr
bacalaria aus lat. Urkunden geschöpft habe, ist eine andre frage. Später
hat Gachet dieses wort behandelt. Auch er bringt es mit vassal in Ver-
bindung, tritt aber in betreff seiner herkunft GhevaUet bei, der diese im
celt. bachan (klein) u. s. w. findet.]
Bacchetta it., baqueta sp., bagaette fr. dünner stecken, gerte;
von baculus mit verändertem suffix, s. solche fälle Rom. gramm. U, 280.
Bacino it., aUsp. pr. bacin, fr. bassin becken. Die älteste spur
desselben scheint bei Gregor v. Tours vorzuliegen: cum duabus pateris
ligneis, quas vulgo bacchinon vocant, s. Ducange, worin bacchinon
(bacchinos?) mit cch an Bacchus angeknüpft sein könnte, s. Wacker-
nagel, Umdetäschung p. 15. In den Isidor. glossen findet sich auch das
einfache bacca ^vas aqmriuni. Man leite es nicht aus unserm becken,
dem nur ein it. bacchino, fr. baquin gerecht wäre, da deutsches k nicht
in c ausartet, vgl. unten franco. Au^ demselben gründe muß auch das
ndl. bak napf, mulde zurücktreten. Das wort kann in früher zeit aus
einem alteinheimischen stamme, z. b. dem celt bac höhlung abgdeitet sein,
so daß es anfangs bakinus (woraus ahd. bechtn), nachher bacinus ge-
sprochen ward. Muthmaßlich desselben Stammes ist it. bacioccolo
beckenartiges tonwerkzeug, dessen primitiv in bacioca ^patera^ Gloss. er-
ford. p. 278^ vorzuliegen scheint. Vgl. bacia II. b.
Bacio it., richtiger, aber minder üblich bagio, sp. beso, pg. beijo,
pr. bais kuß; vb. baciare ff. küssen, auch als Substantiv gebraucht; von
basium, basiare, meist bei dichtem.
Badare it, pr. cot. badar, cdtfr. baer, beer, nfr, bayer, noch
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I. BADILE-BAGASCIA. 35
mundarÜ. (in Berry) bader. Es bedeutet 1) den mund aufsperren, gaffen:
8o im prov. cot. franjs., so im aUitci. boca badhadha Bonves,, bocca
badada Mur, Ant. itäl. IV, 434, prov. auch verhöhnen (?), occ, badado
hahngeläehter; 2) verweilen^ harren, vergeblich harren (dastehn mit offnem
maul)^ ital. prov. altfr. ; 3) nach etwas verlangen, trachten, itai. altfr. (das
maul darnach aufsperren, lechsen). Sbst. pr, bada schildwache, adv.
de bada, en bada, äUfr. en bades umsorgst, it. stare a bada mit offnem
maule dastehn, harren. Für dieses wort gibt es alte Zeugnisse, mit rückr
sieht auf wdche die bed. 'd<is maul aufsperren an die spitae gestellt wer-
den mußte, nanUich in den Md. glossen badare 'hippitare, oscitare\ in
deh Erfurter glossen p. 276" battat 'ginath* d. i gähnt, besser batat
*ginaih^ in einer andern hs. Mone's Aneeig. VII, 137. Es ist von nicht
gang gesichertem Ursprünge. Die celtischen sprachen scheinen keine pas-
sende wured eu enthatten: bret. bada staunen wird wohl eben so gut
romanisch sein wie badalein (Imouille) gähnen, das nicht aus erst^erem
herstammen kann, sondern das pr. badalhar sein muß; doch läßt sich
etwa aUirisch bdith ihor, pinsel (maulaffe) Zeufi I, 37 anmerken. Buch-
stäblich genügend ist ahd. beitön, früher baidön, säumen, harren, doch
hängt einiger eweifel daran, weil es der offenbar ältesten bedeutung von
badare nidit genügt. Letzteres konnte selbst aus einem naturausdrucke
ba, der das aufthun des mundes bezeichnete, entstanden sein, so daß man
eiwa ba-are ba-d-are eu gründe legen müßte. — Abgeleitet ist it. badig-
liare, sbadigliare, sbavigliare, pr. badalhar, ältfr. baailler, nfr. bäiller
gähnen; fr. badaad, j>r. badau maulaffe, geck; ebenso pr. badoc, baduel,
badia; auch fr. badin scherzhaft, badiner «cA^^er^, indenwbb.desl6.jh.
mit ineptus, ineptire übersetzt; it. baderla einfältiges weib, vb. oom. ba-
derla die zeit verlieren, chw. baderlar schwatzen, plaudern.
Badile ü., badil, badila sp. feuerschaufd; von batillum.
Baga sp. packseil, pr. bagua, altfr. bagae bündel, vgl. lomb. baga
weinsehlauch; daher abgel. it. bagaglia, pr. fr. bagage gepäck. Das
unlat. wori, über welches Diefenbach, Goth. wb. 1, 343, nachzulesen ist,
findet sich wieder im gael. bag, kymr. baich, bret. beac'h last, bündel, vb.
gad. bac hindern, nord. baga dass.
Bagascia it., sp. bagasa (umgestellt gavasa), pg. bagaxa, pr. ba-
goassa, altfr. bagasse, bajasse u. s. f. feile dime. Eine bedeutung wie
diese ist so verschiedenen auffassungen unterworfen, daß die ausdrücke
aß schwer zu ergründen sind. Stellt die endung assa das roman. suffix
= tat. -acea vor, itäl. in ascia verwandelt, so müßte das wort aus baga
(pack) abgeleitet sein, was keinen befriedigenden sinn gäbe. Vielleicht ist
es cdtisch: kymr. baches bedeutet Weibchen, von bach klein; oder arab.,
b&gez schändlich Freyt. I, 139^, worauf schon Muratori vermuthete, oder
bagf metze Freyt. I, 140^. Vom ältfr. wort, das gleich dem arab. bag!
auch dienerin heißt (NFC. 1, 104), bildete sich das dimin. baisele
diensimädche9$, auch bachele, wofür man ein primitiv bagache ver-
mufhen muß.
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36 L BAGATELLA-BAILO.
Bagatella ü. Ueinigkeit, taschenspiderei, daher sp. bagatela, fr.
bagatelle in ersterer bed., der alten prov. spräche noch nicht bekannt.
Muratori zieht es atis dem modenes. vb. bagattare pfuschen^ huddn^
das er aus dem arab. bagata (mischen) entstehen läßt. Eigentlich aber
setzen beide Wörter ^ nebst bagattino kleine kupfermünze, ein subst.
bagatta oder baghetta voraus^ das etwa aus dem alten rom. baga (s. oben)
abgeleitet eine geringe habseligkeit ausdrücken mochte; im parmesan. ist
bagata in dieser bedeutung vorhanden.
Bagno it.f sp. bafio, pr. banh, fr. bain bad; vb. bagnare /f., fr.
baigner; von balneum mit ausgestofienem 1, da balgno nicht jm sprechen
war (daraus auch das bask. mainhua). Das wal. bae (fem. plur.) ent-
stand aus dem lat. bajae, von dem die übrigen sprachen keinen gebrauch
gemacht haben.
Bagordo und bigordo it., dUsp. bohordo, bofordo, äUpg. bofordo,
bafordo (in Urkunden bufurdium), pr. beort, biort, zsgg. bort, dUfr. bo-
hort, bonhourt; behort ein ritterliches spiel, dsgl. die waffe dazu; vb. it.
bagordare ff. lanzen brechen. In Frankreich rannte man einzeln zu
pferd mit der lanze nach der quintaine (s. Bucange v. quintana, Aübri
im Ferabr. p. 168—162, Alex. 14, 30), in Spanien schleuderte man den
bafordo nach dem tablado (Alx. 666, vgl. bomaren [bordaren?] e tiraren
a taulat Chr. d^Escl. 687''), in Deutschland war der bühurt ein kämpf-
spiel, wo schaar gegen schaar stand. Daß bohorder, denn von der franz.
form ist auszugehn, ein ursprünglich deutsches wort sei, lehrt fast mit
gewifiheit die aspirata, die sich im spanischen als i {man erwäge
faraute von h^raut), im itdl. als g (gufo für huette) darstellt. Offenbar
ist es ein compositum, das zweite wort führt natürlich auf harten stoßen,
allein dies letztere gestaltete sich im roman. so verschieden {altfr. harter,
nicht horder), daß man davon abgehen und sich an das deutsche bürde,
ahd. hurt, ältfr. horde, vb. horder, halten muß, auch stimmt hordeYs um-
zäunung formell genau zu bohordelfs ritterspiel. Hourdum bedeutet ndat.
s. V. a. das erwähnte sp. tablado gerüste s. Garpentier, noch jetzt im
Hennegau hourd. Ganz zweifelhaft bleibt das erste wort der Zusammen-
setzung. Ist die waffe die grundbedeutung, so könnte es aus botar her-
rühren: bot-hort bohort (t schwand vor der aspirata) würde etwas nach
dem gerüste stoßendes bedeuten. ^ Einen weiteren beitrag zur deuttmg
dieses Wortes liefert Gachet p. 60^.
Bailo, balio it., sp. bayle, pg. bailio, pr. baue, altfr. bail p/leger,
erzieher, Verwalter, amtmann, fem. it. baila, balia, pr. chw. baila amme;
it. balfa, sp. pr. bailia, altfr. baillie Verwaltung, vogtei; it. heAiYOy pr.
bailiea, fr. bailli landvogt; vb. it. balire, pr. bailir, altfr. baillir ver-
walten, dsgl. pr. bailar, altfr. bailler darreichen, wal. hdk pflegen, er-
ziehen, daher beiat knabe (pflegling). Lat. bajulas heißt träger, mlai.
(z. b. bei Lupus Ferr.) erzieher, hofmeister, eigentl. wer kinder trägt oder
leitet, ganz deutlich im fem. baila ausgesprochen, daher pfleger, land-
Pfleger. Aus bajulus baj'lus ward das roman. bailo; lat. bajulare tragen
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I. BAIRE-BALCO. 37
erhielt sich buehstäblich im äUfr. und mäartl. bailler, vgh sard, baliai
ertragen,
* Baire ü. erstaunen; altfr. acfj. baYf, hmneg. bahi erstaunungsvoll;
Bsgs. ü. sbaire, pr. esbahir, fr. 4bahir, s. v. a. baire, woM auch sp.
embair einem ein hlendwerk vormachen^ eigentl. in erstaunen setzen, he-
täuben? Man hält es für einen naturausdrucky indem man das darin vor-
iommehde bah als eine heeeichnung des erstaunens nimmt und wirklich
kommt eine solche interj. im neuprov. vor, s. HofinorcU: es wäre also mit
badare von verwandter entstehung. In dem i)on einem etymologen heran-
gezogenen ahd. abaiiön verabscheuen widerstrebt vornweg die bedeutung.
Baja it., sp. pr. sard. babia, fr. baie bucht, hafen. Isidorus führt
dieses altroman. wort als ein lateinisches an: hnno portum veteres a ba-
jalandis mercibns vocabant baias. Frisch findet seinen Ursprung im fr.
bayer den mund offen haben, klc^en^ wie denn auch baie überhaupt für
etwas offen stehendes gebraucht wird, und diese erklärung scheint sich
durch die catod. form badia von badar (öffnen) au bestätigen, deren d im
Span, schon vor Mdors zeit ausgefallen wäre. Andre erblicken in babia
ein bask. wort^ daher der name Bayona zsgs. aus baia hafen und adj.
ona gut; andre ein cdtisches, gael. bädh oder b&gh^ wozu die verschiedenen
roman. formen recht wohl zu stimmen scheinen.
Baja it., sp. pg. vaya, fr. baie posse, fqpperei; davon it. bajuca
posscj. Ueinigkeit. Stammt es aus Italien, so dürfte man an gr. ßaiog
(Klein, gering) denken; aus Frankreich, so könnte es identisch sein mit
baie beere d. h. unbedeutende Sache. Der specieUe sinn des Wortes aber
verträgt sich besser wohl mit pr. bada, dem das altfr. baie entspricht,
vergdHiches harren, adv, en bada umsonst, zur posse, fr. donner la baie,
sp. dar vaya einem etwas nichtiges vormachen, einen anfuhren, vgl. oben
badare mÜ seinen ableitungen.
Bajo it., sp. bayo, pr. bai, fr. bai braun (von pferden); von dem
sdtnen tat. badias, das Varro gleichfalls von der färbe der pferde
braudU. Eine abt. ist fr. baillet bleichroth (wieder nur von pferden),
latinisiert badiolettus; pr. baiart s. v. a. bai; eine andere it. bajocco
eine kupfermünze, von der färbe benannt wie das fr. blanc, das dtsche
wei&pfennig.
Balascio it., sp. balax, balaxe, pg. balais, balache, pr. balais,
balach, fr. balais ein edelstein, genannt nach seinem fundorte, dem chanat
Badakschan (Balaschan, Balaxiam) in der nahe von Samarkand. Man
sehe Ducange t;. balascns, Bitter, Erdkunde von Asien V, 789.
Balaüstro ü., balaüstre sp., balnstre fr. kleine säule eines gelän-
ders; daher it. bai ans tr ata u. s. w.; von balanstium (ßaXavamov)
biüthe des wilden granatbaumes, it. balaAstra, wegen einer ahnlichkeit der
form (Crusca, Caseneuve).
Bai CO und palco it. gerüst, Stockwerk, von letzterer form das sp.
pg. palco; äbgel. it. balcone, sp. balcon, pg. balcäo, fr. balcon erker.
SänmtUch aus dem ahd. balcho, palcho baUcen, ndd. balke komboden,
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38 I. BALDACCHINO ^BALISA.
vgl. ältn. bälkr ver^äunung. Die pie. mundart hesiUt das deutsche wort
in seiner eigentlichsten bedetUung, banque poutre. Andre finden den Ur-
sprung von balcoüe im pers. balkan jsinne der mauer (Vullers /, 260*).
Baldacchino it, sp. baldaquiD, fr. baldaquin thronhimmel; vom
ital. Baldacco Bagdad, woher ursprünglich der dasfu gebrauchte aus gdd-
fäden und seide gewebte stoff kam; diese bedetUung eeigt noch das aUfr.
baudequin, ss. b. lors veissiez genz acesmer de samiz, de dras d'outremer,
de baadequins d'or ä oiseans Romvart p. 582, und altsp. balanquin:
balanquines e purpuras, xamit et escarlata Bc. p. 276^ 21. Vgl. Frisch
l 51'.
Baldo it.y pr. baut, altfr. altcat. band heckj üppig, frohUch; pr.
baudos dass.; sbst.ü. baldore, pr. oZ^r. baudor übermuih, fröhlichkeü^
ü. baldöria freudenfeuer; vb. dUii. sbaldire PFS. I, 66, pr. aUfr.
esbaudir heckj üppig, fröhlich werden; vom goth. balths (bei Jomandes
und im adv. balthaba), ahd. bald u. s. w. kühn, freimüthig, vb. goth.
balthjan ff. sich erkühnen. Die südwestlichen ^rächen besÜMen einen
gleichlautenden stamm in folgenden und einigen andern Wörtern: baldo
leer, entblöfity de balde und en (em) balde verg^ens, unnütz y baldio
unbenutzt, brach, balda unnütze Sache, mangd, schwäche, baldar hm-
dem, lähmen (unnütz machen), baldon, baldao beschimpfung (dgenä.
wohl unnützlichkeit, vgl. aUsp. en baldon = en balde, daher werthlosig-
keit, schimpf), baldonar, baldoar beschimpfen. Sind diese Wörter gleid^
faUs germanischer herkunft, so gieng der begriff der keckheü in den der
eitdkeit über, wie z. b. das ahd. gemeit übermüthig und vergeblich zugldqh
bedeutet. Dieser Vorgang ist aber nicht wahrscheinlich, theüs weü der
grundbegriff ^kühn im span. nirgends vertreten ist, theUs weü die span.
derivata von den übrigen ganz verschieden sind. Man hält sich also
besser an die herleitung aus dem arab. ba'tala unnütz sein Gol: 287, das
sich in batla balda verwandeln konnte wie spatula in espalda, rotnlus
in rolde.
Balicare it. (nur balicä lonU>.), aUfr. baloier sich hin und herbe-
wegen, schwanken, flattern, cat. balejar, sp. pg. a-balear gäreide schwin-
gen; etwa von ballare tanzen? oder entstellt aus banicare? s. banda*
Prov. balaiar flattern, patschen läßt sich formell nicht damit vereinigen.
Balla it., sp. pr. bala, fr. balle kugel, runder pack; augm. it.
ballone, sp. balon, /r. ballon. Da die ital. spräche für balla, ballone
auch palla, pallone erlaubt, so ist die nächste herkunft des roman. Wortes
aus dem glekhbed. ahd. balla, palla, mhd. bal, altn. böUr (von Benecke
aus einer deutschen würzet erklärt) fast unzweifelhaft, welche formen sich
dem Italiener unmittelbarer darbieten mußten als gr. ßalkeiv, TiaU^ry
sbst. nalla.
Balisa sp. pg., balissa cot., balise fr. pfähl, reisbündd, tonne u. dgl.
zur bezeichnung gefährlicher stellen am eingange der häfen (Dict. de VAc.
frang.), ndd. bake. Ein it. baligia feihlt, daher die franz.-üal. Wörter-
bücher balise umschreibend übersetzen, der prov. ausdruck ist gaviteou.
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I. BALLABE-BAMBO. 39
Es ist nicht eu ermiUdn, ob das wort nur den zweck der bemerkten gegen-
ständCj also b. b. merkseichen, wamung^ oder ob es einen dieser gegen-
stände selbst ausdrücken seil. Indem man von der letzteren ansieht aus-
gieng, haben einige es aus palus pali abgeleitet, palitia, wiewohl sich das
anlautende p gerade im span. und franz. fast niemals zu b J^erdbläßt:
dem sp. paliza (prügel d. h. schlage) ist diese abkunft nicht zu bestreiten.
Chevallet entgeht dieser Schwierigkeit^ indem er es aus dem ndl. balie
(zuber) leitet; aber ein zuber ist nicht mit tonne zu verwechseln j abgerech-
net dafi der Niederländer sein balie nicht in, dem sinne von balisa an-
wendet. Der herkunft des seemännischen wertes ist also noch nachzuspüren.
Ballare it.^ sp. pg. bailar, pr. balar, altfr. baler tanzen; sbst. it.
haUo y sp. pg. baile, pr. fr. bal tanz. Schon im ältesten mlatein trifft
man ehoreis et ballationibus Gl. Isid., wofür ein kritiker helluationibus
vorschlägt (Jahrb. f. phü. XIIL suppl. p. 238), wiewohl es diesen glossen
an wüaJt. wertem nicht fehlt Ballare scheint abgeleitet aus dem roman.
balla kugdy boUj daher ital. auch pallare wie palla; das sp. bailar ruht
€mf einem ursprünglichen balear (vgl. guerrear, manear) mit Versetzung
des e baelar bailar, ältsp. noch bailar, pg. balhar. ^Das ballwerfen war
im mittdalter wie bei den Griechen ein mit gesang und tanz verbundenes
spidy daher in den romanischen sprachen ballare tanzen. So Wacker-
naget, Jitfr. Ueder p. 236. Wie das ballwerfen auf das tanzen über-
getragen ward, so im altsp. bailar auf das singen; im walach. erfolgte
das tanzen, iacare, aus dem spielen. Eine abl. ist it. ball ata ff. tanzlied.
Balzare it. hüpfen, springen, in die hohe prallen, pr. balear?
Fer, 276] sbst. it. balzo, cat. bals, altfr. baus BCam. 320 prall, Sprung,
ital. (tuch klippe, wofür überdies fem. balza; verstärkt it. sbalzare
schleudem, sich schwingen, sbst. sbalzo. Die heimath des wertes ist sieht-
barUeh Italien, wo es sich am meisten ausgebreitet (vgl. noch balzellare,
baizalloni): um so wahrscheinlicher ist herkunft aus gr. ßaXki^eiv hüpfen,
springen, tanzen.
Bambagio, bambagia it baumwolle, maxi, bombds; von bombyx
(ßo^ßvB) Seide, baumwolle, mittelgr. ßafißaxiov, mied, bambacinm. Daher
f^. bambagino, sp. bombasf, fr. bombasin, basin baumwoUner stoff,
lat. ad$. bombycmus.
Bambo U. kindisch, einfältig, sp. bamba einfältiger mensch (nach
Cavarruvias); abgd. it, bambino, bämbolo und bdmbola, bamboccio
(hieraus fr. bamboche), sp. bambärria '(m.) Und, puppe, kindischer
mensch u. dgl., Ostreich, bams kind, bützd. Der stamm dieser bildungen
ist der des lat. bambalio bei Cicero, des gr. ßa^ßaXog, vb. ßafußaXi^eiv,
ßafißcdyuy stammeln. Auch im sp. bamba .^chaukd, bambolear schau-
kdn^ wiegen, banibdn, norm, bamboler dass., waUon. bambi wackeln,
bürg, yambe bewegung der glocke ist er anzunehmen, wie auch it. bambo-
leggiare schäkern, kindereien treiben (von bambolo kind) buchstäblich mit
sp. bambolear zusammentrifft. Vgl. auch das verwandte babbeo. Ital.
bimbo kind scheint nichts anders als eine ablautende form von bambo.
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40 I. BANCO-BANDO.
Banco it. sp. pg., fr. banc tafd oder tisch e. h. der weekder,
ruderhanky Sandbank^ eimmerbock u. dgl., das span. tvort auch in der bed.
scanmum^ pr. banc nur in leteterer und so fem. it. sp. pg. pr. banca,
fr. banque (auch bancbe felsengrund in der see Dict. de Trio.); vom
ahd. banch (f.), mhd. banc (m. f) scamnum. Zwar auch kymr. banc
(gael. binnse), aber die ital. nd>enform panca spricht deutsche herhmfi
an. Algd. it. banchiere ff. Wechsler^ mensarius; banchetto ff. hank-
chen, dsgl. gasterei: da sich aber beide bedeutungen jnemlich ferne liegen^
so scheint man die jsweüe aus dem vb. banchettare gastereien hcdten^
welches ursprüngl. ^tische und bänie rüsten bedeuten konnte^ gebogen su
haben, entsprechend dem mhd. benken: hie wart gebenket schöne, tnoch
unde bröt Üf geleit Wb. /, 84.
Banda it. sp. pr., bände fr. binde, streif y bände d. i. trty^; vom
goth. bandi (f.), ahd. band (n.) Dsgl. it. bandiera, sp. bandera, pr.
bandiera, baneira, fr. banniere fahne {daher unser panier), vgl. goth,
bandya reichen, und Patd. Diac. 1, 20: vexillum, quod bandom appel-
lant; s. darüber Muratori, Amt. ital. 11, 442; femer it. bandolo, ban-
doliera, fr. bandouli^re u. dgl. Das einfache bannom findet sich nur im
aitfr. ban, sofern es die bed. fahne zeigt, beispiele bei Ducange; dieprov.
denkmaler gewähren nur das compos. auri-ban, welches Baynouard tut-
richtig mit arrihre-ban übersetzt, vgl. die stdle on a mot anriban e trop
mot ric penon GÄlb. 2637; es ist goldbanner wie anriflamma. Vb.
sp. bandear, pr. bandeiar, baneiar hin und her schwenken (wie eine
fahne), intrans. sich bewegen, flattern, oitfr. banoier G. Chäart 11, 341,
esbanoier dass., gleicher bed. mhd. baneken s. Orimm II, 1000, worin
noch die älteste roman. form banicare zu erkennen ist, die sich auch
deutlich im comask. bangä schwanken ausspricht.
Bando it. sp. pg., pr. ban, fr. ban öffentliche Verkündigung; vb. it.
bandire, sp. pr. bandir, pg. bandir, banir, fr. bannir öffenUich verkün-
digen, daher partic. it. bandito öffentlich ausgerufener, verwiesener, strafieur
rauher. Das wort kommt frühe im nüatein vor, wo bannnm ediäum, inter-
dictum, bannire edicere, dtare, relegare heißt. Es ist deutscher herkunft
(Ghrimm, Bechtsält. 732); zu beachten ist aber, daß das rom. bandire,
bannire nicht wohl aus dem starken vb. bannan entstehen konnte, wdches
bannare, banner gegeben hätte, es stimmt mit seiner cof^ugationsform
besser zum goth. bandvjan bezeichnen, andeuten, dessen nebenform banyjan
zugleich das roman. bannir zu erklären scheint; andre deutsche dialeete
können das im gothischen so einfl/ußreiche ableitende y entbehrt haben.
Vgl. den vorigen artikel, der mit dem gegenwärtigen innerlich zusammen-
hängt. Auch die gael. spräche besitzt bann in der bedeuttmg des engl
band und ban; das sogleich zu nennende attfr. arban kann aber seine
herkunft aus dem deutschen gar nickt verläugnen. S. über bando auch
Diefenbach, Ooth. wb. I, 299, wo germanischer Ursprung oder wenigstens
sehr frühe aneignung vermuthet wird. — Eine abl. ist pr. aitfr. bandon,
fast stets mit vorgesetzter partikel k, 1) = ban: vendre gage k bandon;
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I. BARA-BARATTO. 41
S) wittkür, eigenü. preisgebung: prenez tot k Yostre bandon. Aus diesem
adv. k bandon gestdUete sich wieder ein shst. pr, fr. abandon, it. ab-
bandono, abgekürzt bandono hingehmg^ vh. abandonar ff. hingeben,
überlassen. Eine sss. ist fr. arri^reban aufgebet eum kriegsdienst, ent-
stdU oder umgedeutet aus ahd. bariban heerbann, mlat. haribannum, arri-
bannom; näher der Urform liegt das aitfr. arban frohndienst^ s. Du-
cange s. v. heribannam. Eine andre zss. ist ältfr. forbanir durch öffent-
lichen ausruf des landes verweisen (for = lat. foras), itäl. nur forban-
Düto, aUfr. sbst. forban Verweisung, dsgl. (concret) verwiesener, Seeräuber,
nfr. no(h in leteterer bedeutung, mlaf. forbannitns in der L. Rip., ferban-
nitas in der L. Bai., beide nach MüJlenhoff (zur L. Scd. p. 282) von ver-
sdiiedener Zusammensetzung. Ein weiteres compositum ist it. contrab-
bando, fr. contrebande Übertretung einer Verordnung, schleichhandd.
Bara it., fr. bar Dict. de Trev., üblicher bi^re, pr. bera todtenbahre,
tragsessd, chw. bara leiche; vom ahd. bära, ags. bser, bSre, ndl. berrie;
m letzteres fügt sieh auch neupr. berio {für beria) tragkorb.
Baracane it., sp. barragan, pg. barregana, pr. barracan, fr. bar-
rtcan, bonracan, ein stoff von Ziegenhaar, daher nhd. bercan und bar-
cbeDt; vom arab. barrakän, barkan eine (schwarze) kleidung Gol. 263,
Frtjft. I, 113*, nach Sousa persischen Ursprungs, s. baraka kleid oder
ädff aus kameelhaar VuOers I, 224:
Baracca it., barraca sp., baraqne fr. hätte, zeit; abgeleitet aus
barra stange wie it. trab-acca aus trabs. Span, etymologen hellen es aus
dem arabischen.
Baratto ü., aUsp. barato, pr. barat, fr. barat, fem. ältsp. cot. pr.
barata, alifr. barate betrügerischer handd oder tausch; vb. it. barat-
tare, aUsp. pg. cai. pr. baratar, äl^r. bareter bösen handel treiben,
prdlen, rupfen, überhaupt tauschen und täuschen, altpg. baratar zerstören,
8Bo$.; zsgs. it. sbarattare, sp. pr. desbaratar, cdtfr. desbareter zu
gnmde richten (einen um alles bringen) ; selbst nfr. baratter buttern
(durcheinander rühren, verwirren?) dürfte hieher zu rechnen sein. Aus
tf. barare {betrügen) konnte baratto auf regdmäßige weise nicht entstehen.
Die aUnord. spräche besitzt bar&tta kcmpf, und Dante Inf. 2 t 31 braucht,
wie Muratori in dieser beziehung anmerkt, baratta in gleichem sinne, allein
es bedeutet ihm gewiß nichts anders als das altfr. barate Verwicklung oder
geKÜkl in der schkuht s. Gh. des Sax. 11, 30, altsp. barata PC; auch
würden die begriffe kämpf und betrug (Verwicklung) schwerlich hand in
hand gehn. Die ahd. spräche bietet bala-räti nequitiae Graff II, 467,
dies würde^ jedoch fr. banrai oder baudrai hinterlassen haben. Ein wort,
das dem begriffe genügt, ist gr. Ttgarteiv handeln, geschäfte machen,
tniffe brauchen (wofür jetzt Trqay^avsvuv gesagt wird) ; von den griechi-
sAen kaufleuten konnte es das dbendland entÜhnen. Wegen b aus gr. tc
vgl. bette von nv^ig u. a. und wegen der einschiebung eines vocales in
dm com^i^ieierten anlaut it. calabrone von clabro für crabro (andre bei-
^ide Bom. gramm. I^ 302). Der Serbe hol augenscheinlich dasselbe wort.
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42 I. BARBACANE-BARDASCIA.
bar&tati geschäfte treiben. — Das neusp. barato heißt wohlfeü, ohne mühe^
stibst. woMfeäheit, baratar unter dem werthe verkaufen^ und wird van
J. V. Hammer aus dem arab. bar&t (bara'h) immunitas Freyt. /, 102* er-
klärt Dagegen ist einzuwenden, daß die arab. std)stantiva auf at im
span. die spätere oder vulgäre form ah reflectieren (bara müßte es heißen)
und daß diese bedeutung sich doch den obigen anlcnüpfen läßt.
Barbacane it. (m.), sp. pr. barbacana, pg, barbacäo, fr. barba-
cane brustwehr mit Schießscharten vor der hauptmauer einer festung,
churw. vrlt. barbachaun Stützmauer; nach Vossius De vit. serm.y arabischer
herkunft, was aber Muratori^ Ant. ital, IJ, 456, bestreitet, Pougens,
TrSsor J, 137 wieder behauptet. Persischen Ursprung erkennt ihm Wedg-
wood zu, nämlich von bäla-khaneh oberes zimmer (woher a«<e&balcone
stammen soll), ursprüngl. ein vorragendes fenster zum schütze des ein-
gangs.
Barbecho sp., barbeito pg. brachfdd; von veryactnm dass. Im
nordwesten ward anlautendes y wie in andern fällen, zu g und so ent-
sprangen die formen pr. garag, fr. gurret, denen im süden v(ü. gnaret,
cat. guret entsprechen. Im ital. ist das wort nur mundartlich, wie sard.
(logud.) barvattn; dafür hat die Schriftsprache maggese.
BsiT C2i it. sp. pg. pr., barc^ wal., barqne/r. kleines lastschiff, schon
im frühesten nüatein: barca, qnae cnncta navis commercia ad Utas portat
Isid. 19, 1, 19. Das übliche prov. bar ja, (dtfr. bärge, nfr. berge (bar-
qne ist fremd) verlangt jedesfaUs bärica als älteste form {vgl. carriea
Charge, serica serge) und diese könnte erwachsen sein aus gr. ßagig kahn
(baris bei Properz) wie auca avica aus avis; der griech. schifferausdrücke
gibt es im romanischen mehrere. Dagegen verweist Wackemagd (Haupts
Ztschr. IX, 673) auf ältn. barkr, das sich mit börkr zusammenstMen
lasse, ein aus rinde (borke) gebautes schiff.
Barda it. sp., barde altfr. pferdehamisch von eisenblech, altfr.
champ. barde auch zimmeraxt GVian. 1998, wai. bard^ dass., dai/gpih.
partou hackmesser, dsgl. pg. barda, fr. barde speckschnitte, die man um
ein stück braten legt, port. auch sattel; abgel. fr. bar de au scJnndd, it.
bardelia, fr. bardelle, pr. bardel platter* sattel, reitküssen; it. bardotto,
fr. bardot lastthier, das der treiber reitet (satteUhier). Diese büdungen
erinnern theils an (xhd. barta, ndl. barde hacke, theils an nord* bardi
schüd; aber pg. barda in der bed. hecke, zäun, span. domichte mauerbe-
kieidung, sind sie mit Larramendi auf bask. abarra da d. h. ^es ist ge- '
zweige zurückzuführen? Das sp. albarda saumsattd (auch speckschnitte
= pg. barda) leitet man dagegen aus dem arab. al-barda'ah unterläge
des satteis Gol. 253, Freyt. I, 106\ s. Monti, Agg. al vocab. II, 2,310.
Barda s ei a it., bardaxa sp., bardache fr. (m.) pathicus; voma/rab.
bardag sklave? Oölius p. 263. Das lomb. und piem. bardassa bedeutet
überhaupt nur knabe, bei bardassa ist = bei fanciuUo, und auch das
sard. bardascia hat diese bedeutung neben der andern. Über oi^r. bar-
dache Stange s. Qrandgagnage v. bardahe.
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I. BARGA— BARONE. 43
Barga sp. aUpg., fr, berge hohes abhängiges ufer; vielleicht ein
uraltes toartj wenigstens kein germanisches^ vgl. kymr. bargodi überhängen^
hervorspringen, bargod rand^ dachtraufe,
Bargagno ö., pr. barganb, fem. pg, pr. barganha Unterhandlung,
aUfr. bargaine ceremonie Bog,; vb. it. bargagnare, pg. pr. barganhar
feUsehen, handdn, fr. bargaigner (für bargaigner, vgl. grignon IL c.)
kmekem^ eaudem. Das mlat. barcaniare Cap. Cor. Calv. beeeugty daß g
aus c entstand und so ruM das wort vielleicht auf barca fahreeug, daSy
nach Isidors definüion, die waaren hin- iAnd herbringt, so daß bargagno
das hm- und herhandeln bedeutete. Das suffix aneum Mldet swar sonst
keine abstracta aus concreten begriffen^ allein seine bedeutung läßt sich bei
der spärliehkeit seines Vorkommens überhaupt nicht auf das genaueste be-
stimmen. Genin^ Beer. phä. /, 279, erkennt in diesem wort ein compo-
säum, bestehend in der roman. partikel bar (für bis) und gagner; aber
sowohl das mlat. barcaniare wie die unwandelbare gestalt der sübe bar,
die weder in bis noch in bes noch in ber umschlägt, hauptsächlich aber
die form gSLgn, wofür guadagn u. s. w. zu erwarten war, kurz, aUes ist
gegen ihn.
Bargello it., sp. pg. barrachel, aitfr. barigel häscherhauptmann;
vom ndai. barigildus (barigildi et advocati in einem capitular v.j. 864),
sieher ein deutsches wort, aber von unklarem Ursprung. S. Chimm, Rechts-
äUerthömer 314.
Baritono it. sp.^ pg. baritom, fr. vrlt. baryton stimme zwischen
ienor und bass; vom gr. ßagvrovog grobstimmig ^ nicht vom lat. barrltns,
mirams nur baritöne werden konnte.
Baro und barro it. falscher Spieler, schurke; augm. barone; vb.
barare, barrare Schelmerei treiben. Die herkunft dieses Stammes, der
80 einfach nur im ital. vorkommt, ist noch unauf gehellt; buchstäblich passt
zwar zu baro, barone das ndat. bams, baro, die begriffe aber einigen
sieh nicht. Dessdben Stammes sind etwa folgende warten pr. baran be-
trug; it. baroeco wucher; altsp. baruca list; it. barnllo Obsthändler
(vgl. treccare betrügen, trecca hökerweib); sp. baraja, pg. pr. baralha,
altfr. berele Ruteb. I, 78. II, 117 Verwirrung, hader; vb. barajar, ba-
nlhar, bamlbar durcheinanderwerfen, in Unordnung bringen.
Barone it., sp. varon, pg. varäo, pr. bar (acc. baro), altfr. ber
{aec. baron), nfr. baron ursprüngl. mann wie lat. vir, auch ehetnann: pr.
lo bar non es ereat per la femna, mas la femna per lo baro non est
ereatus vir propter mülierem, sed mulier propter virum. Daher bedeutet
es auch mannhaft, kräftig; altfr. Earlemaine nostre emperere ber Hol.
ed. Mich. p. x r/; ne sui pas si preux ne si ber NF. Jub. L p. 214;
pr. barnatge, oMfr. baronie, bamie tapferkeit, embarnir kräftig
werplen LB. Daneben zeigt sich bereits im prov. und altfr. die bed.
großer des reiche, lehensträger, ^o z. b. im Leodegar str. 9 baron franc
frmldsche große. Die ältesten deutschen rechtsbücher nehmen es gleich-
fdls für mann im gegensatz zum weihe: tarn baronem quam feminam
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44 I. BARONE.
L. Bip.y barum yel feminam L. Ahm,, in der L, 8dl. ist baro der frei-
gehorency in den capihüarien Karls des kahlen sind barones die proceres
oder vassallen, daher auch baro dem Joh. de Garlandia ^gravis et authen-
ticus vir bedetäet, gravis vidleicht mit anspielung auf das lautverwandte
gr. ßagig. Neben dem nüat. und romanischen begegnet noch ein clas-
sisches baro; bei Cicero, der es öfter braucht, hei fit es thor^ pinsel; dies
aber könnte andrer herkunft sein. In den schölten zum Persius wird ihm
die bed. servus müitum beigelegt und gallische herkunft angewiesen, und
snemiich übereinstimmend übersetzt es Isidorus mit mercenarius und leitet
es aus gr. ßagvg stark, grob, Mortis in laboribus\ Auch in einer oZornon-
nischen Urkunde v. j. 744 sind parones servi. Die notig des schoUasten
muß irgend einen grund haben. Sucht man im ceUischfin, so findet sich
ein dUgad. bar held, also zusammentreffend mit dem altfr. ber, sofern
dies einen tapfem mann bezeichnet. Eine zweite gael. bed. trefflicher
mann rührt an die des Joh. de Garlandia. Als eigennamen bemerkt man
das wort im frühen ndatein nicht uhhäufig, z. b. bei Fumagalli p. 91 (v.
j. 792); davon zu unterscheiden ist Bero ursus. Dies sind in edler kürze
die das wort betreffenden thatsachen; seine herkunft ist noch nicht mit
Sicherheit ermittelt. Vor allem mufS seine abstammung aus dem eelt. bar
als eine den prov. und franz. Sprachgesetzen widersprechende hypothese
abgelehnt werden. Es flectiert mit beweglichem accent (bar barön) und
alle Wörter dieser classe rühren entweder aus dem latein. (drac dragön,
Iure lairön) oder aus dem deutschen (Uc Ugön) her; der cdt. Sprachbau
bot keinen anlafi zu solchen flexionen. Es bleibt also hier nur zweierlei
übrig. Entweder ist unser baro lateinisch, wozu die bemerkung des scho-
liasten aber nicht wohl passt, oder es ist germanisch und dem widerspricht
die bemerkung des schoUasten nicht, da die Bömer germanische leicht mü
gallischen umtem verwechselten. Zu der bed. servus militum (last- oder
packträger der Soldaten) stimmt nämlich ahd. bero (acc. berun, beron) träger,
vom vb. beran, goth. bafran, welches Ulfilas für q)OQ€lv und ßaataCßiv gebraucht.
Das Substantiv hat sich im althochd. nicht erhalten, ist aber nach dem
altfries. bera vorauszusetzen. Hieraus das altfr. ber, acc. baron mit üb-
licher Verwandlung des tonlosen e in a. D€J>ei muß freilich eingeräumt
werden, da/i der Provenzale, dem der Wechsel zwischen e und a {vgl. auch
altfr. lerre larron) nicht genehm ist, den vocal des accus, auch auf den
nomin. übertragen habe. Aus der bed. träger, lastträger müßte sieh die
bed. starker bursche, kerl (fortis in laboribus) und endlich hieraus die
bedd. mann, lehensmann entwickelt haben. Es bleibt aber auch dies eine
hypothese, die, wenn sich der latein. Ursprung des Wortes gegen die sage
von seiner fremden herkunft begründen laß, von selbst verschunndet. Man
vgl. noch mhd. bar Wb. I, 88. 142. In ital. mundarten tritt unser wort
in einem bescheideneren sinne auf: cotn. bergam. bar, piem. berro, romagn.
berr heifit undder, lothr. b^rra {d. i. b^rard) dass., man sehe einen ent-
sprechenden fall unter marrone II. b. — [Herkunft aus beran vermuthete
auch MüUentioff zur L. Sal. p. 279. Weitere Untersuchungen über daß
wichtige wort s. bei Diefenbach, Orig. europ. p. 260.]
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L BARRA-BASTAEDO. 45
Barra it. sp. pr.j barre fr. Stange^ riegd; daher sp. birrio, pr.
eai. barri schutawdiTf totülj vorstadt, nüat. barrium (aera 987); fr. bar-
rean; it. barriera, sp. barrera^ fr. barriöre u. a.; vb. sp. barrar, bar-
rear, fr. barrer. Aus dem cdtisehen^. kymr. bar (m.) ast u. s. w. s. Liefen-
hoch, CeU. ly 184r vgl. mhd. bar, barre in den raman. bedeutungen. Das-
selbe wart ist auch enthaiien im ahd. sparro, vb. sperran, woraus sich die
ital. formen sbarro, sbarra, sbarrare gestaltet haben können^ nicht
eben müssen, da diese spräche den anlaut häufig mit s verstärkt. Noch
sind einige ableitungen bu erwähnen: sp. barras Stange^ sfsgs. sp. emba-
razoy fr. embarras Sperrung, hindemis, vb. embarazar, embarrasser,
dsgL fr. d^arrasser; wohl auch ^rp.. barri ca, fr. barrique tonne^ daher
barricata verrawnelung (aus fässem und ähnlichen Sachen bestehend);
a. barile, sp. pg. barril, fr. baril, kymr. baril, gad. baraill, wosfu noch
sp. l>arral große flasche kommt. Auch frane. Ortsnamen wie Bar-sur-Aube,
Bar-Ie-Duc werden stu diesem stamme gerechnet. S. auch baracca.
Bas 8 0 it.y sp. baxo, pg. baixo, pr. bas, fr. bas niedrig; vb. bas-
sare /f. Das Md. glossar hat bassns Wassus^ pinguii^ das Gloss. vetus
p. 511 bassas 'pingues oves\ bassum ^non aUum\ Papias bassns ^curtus,
kumilis (nicht profundus). Die grundbed. ist also wohi die erstere: in
der thai heißt it. bassotto dick, äÜfr. bas breite gedrungen, z. b. une
maison longhe et assez basse SSag. p. 169; ele a basses hanches et
basses jambes NF. Jub. 11, 260, wo an die bed, tief nicht eu denken ist.
Man erinnert, was seine herkunft bdrifft, an gr. ßaooußv und celt. b&s,
welchem letzteren die roman. bed. seicht zusteht'^ aber ist dies nicht ent-
Idmt und würde sich b&s so leicht in span. baxo verwandeln, das ein
doppeUess verlangt? Das wort muß vielmehr ein acht latein. sein: schon
das atte Born kannte es als zunamen, dergleichen auf körperliche eigen-
schoflen zielend sich viele vorfinden^ und hier passt die bed. der glossen
trefßch. Auch Papias sagt basus 'curtus^ a base, et (nomen) proprium
est Als eigenäicher name begegnet es z. b. in einer Urkunde des 6. jh.
Marin, p. 197", die zss. Campobassum in einer andern v. j. 635 BrSq.
p. 136^. Diefenbach, Goth. wb. I, 282, ist geneigt^ bassus 'dick^ ganz
von bassns 'niedrig^ zu trennen, vielleicht ohne noth: bassas konnte das
in die breite, nicht in die höhe gehende, das gedrungene bezeichnen, worin
sieh die begriffe dick und kurz berühren. — Aus dem adjectiv entstand
das ^>st. it. basso untertheü, fr. bas strumpf (eigenU. abgekürzt aus bas-
de-chansse, vgl. haut-de-chausses), sp. baxos, pg. baixos (pl.) unter-
Udder, auch fußbeldeidung, ein wort, womit das lat. baxea (ort schuhe,
bei Flautus), welches fr. baisse erzeugt haben würde, gewiss nicht zu-
sammenhängt.
Bastardo it. sp. pg., bastartj^r., bätard^r., m2a^. bastardus U7^t^-
siens seit dem 11. jh. uneheliches kind. Entstehung aus dem folgenden
bttsto ist wohl kaum zu bezweifeln, da auch aitfr. fils de bast, entstellt
fils de baSy gesagt ward: fille de bast schon im Aubery p. 11, fr^re de
bas 6€J CarpenÜer, fiUe le roy Henris de bas (im reime) DC. Aufweiche
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46 I. BASTO-BATTERE.
anschauung sich aber dieser attsdruck ^kind des saumsattds bejriehtj isi
nicht so leicht ins Tdare zu bringen. — [Mahn p. 17 gibt eine anspre-
chende erUärung dieses ausdrucJcs. Das deutsche bankert kommt beka$mt-
lieh von bank und heißt eigentlich der auf der bank, im gegensatee zum
bett^ erzeugte (vgl. Grimms R. A. 475). Der roman. amdruck kind des
saumsattels gieng dagegen im süden^ in der Provence oder Spanienj aus
den Sitten der mauUhiertreiber hervor, die sich in dm wirthshäusem ihre
betten von saumsätteln machten und dort mit den mägden verkehr hatten.
Ein beispiel dieses Verkehrs findet sich im D. Quixote J, 16. — Auck
Gachet hat sich an diesem worte versucht. Nach ihm ist bastard nur ein
bildlicher ausdruck und bezeichnet • eigentlich den nebenschöfiling oder
schmarotzerzweig, eines baumes, der am fuße desselben^ hervorwächst^ vgl.
dazu avoutre IL c. Man hätte also an bas Hirf unten zu denken, aber
dem widerspricht die form mit st bast entschieden.]
Basto it. sp., bast i>r., bat fr. saumsattel; vb. pr. bastar, fr.
bäter satteln. Man erinnert an das deutsche bast, weä die sättd etwa
damit befestigt worden seien. Vergleicht man aber bastone stock, so
wird man für basto eher auf die bed. stütze, unterläge, worauf die last
ruht, verwiesen, und vielleicht haben unr in ihm ein wort der römischen
Volkssprache vor uns, zusammenhängend, wie man auch sonst schon be-
hauptet hat, mit gr. ßacxatuv stützen, ßaoza^ lasUräger; an diesen stamm
mahnt auch das spätere lat. basterna sanfte, worüber J. Grimm, Gesch.
d. d. sp. p. 461, allerdings andrer meinung ist. Dem gr. ßaara^ aber
entspricht buchstäblich das gleichbed. pr. bastais, cot. bastax, sp. bastage,
t^. bastagio. Desselben Ursprunges ist, außer dem eben erwähnten it.
bas tone (fr. bäton, wal. beston u. s. f.), auch it. bastire, altsp. pr.
bastir, fr. bätir bauen (eigentl. stützen?), woher altsp. pr. bastida, it.
bastia, bastione, fr. bastille u. a.; dsgl. sp. pg. basto angefüllt,
dicht (daher die eigenthümlich span. bed. dick, grob, auch im maral.
sinne); vb. it. bastare, sp. pg. pr. bastar hinreichen (eigenÜ. ausfüllen,
une sp. harto gefüllt, hinreichend), ven. bastare hemmen (stopfen), altsp.
auch bastir versorgen PC. = bastir bauen. — Eine andre bedeutung
zeigen die Wörter it. sp. pg. cat. basta heßnaht, Steppnaht, fr. b&tir, sp.
bastear, it. imbastare, sp. cat. embastar mit weiten stichen nähen. Sie
erinnern an ahd. bestan flicken, mhd. besten schnüren, dies vom sbst.
bast; aber bastire reicht dafür at4S, wenn man die im prov. üblichen bedd.
einrichten, zusammenfugen, berücksichtigt. '
Battere it., sp. batir, pg, bater, pr. batre, fr. battre, wcd. b4te,
auch serb. b4tati schlagen; von batuere, atf roman. weise in batere ver-
kürzt. Wie selten man dies wort bei den Alten liest, um so üblicher ist
es schon im frühesten ndatein. Es mußte sich jedoch eine neue flexion
gefallen lassen: perf. battidi L. Sal., L. Long, {wie prendidi, ostendidi),
part. battutus Decret. Child. (um 596). Unter den zahlreichen ableüun-
gen ist zu erwähnen ü. battaglia, sp. batalla, fr. bataille, wal. bft4e
schlachty schon bei Adamantius Martyr. batnalia, qnae valgo battalia
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I. BATTIFREDO-BECCO. 47
dicuntnr; femer ü. battaglio, batacchio, ^. badajo für batajo Uöpfd;
ii. battigia fallende sucht; sp, batan tvdlkmühle; pr. bataria Schlägerei,
fr. batterie aufgesMUes gcschütz.
Battifredo ü., beflroi /r., aU berfroi, beffroit, wachtthurm; vom
fkkd. bercvrit, bemit zum schütz oder angriff dienender thurm^ mlat.
berfredn8; belfredus. Die itai. form lehnt sich durch umdeutung an battere.
Batto it, rudersckiff; daher battello, sp. batel, pr. batelh, fr.
bateaa nachen; stimmt zu ags. bat, dUn. bätr kleines schiff, vgl. Tcymr.
bSd hoot.
Baüle it.j sp. baül, pg. bahül, bahü, pr. baue, fr. bahut koffer,
feüeiseH. Unter diesen abweichenden formen die ursprünglichste zu er-
mittdn, ist nicht wohl möglich. Besitzt sie z. h. der Spanier, so könnte
das wort aus bajolus träger wie gerla tragkorb aus gerula sich gestdUet
hdbeHj indem der accent fortrückte, wie dies in easulla aus casola aner^
iannt werden mufi. — [Die bekannte deutung französischer philologen
am dem deutschen behüten w<xr unztdässig, weil nur ein substatttiv gernige
ikat. Ein solches weist nun Mahn p. 89 aus den unterdess erschienenen
Wörterbüchern nach: mhd. behuot bewahrung, schütz Müller 1, 732, behat
magazin Cfrimm. Daß hochd. ao = goth. ö romanisch als u, nicht als
0 auftritt, ist selten und läßt spätere einführung vermuthen.]
Bava it., sp.pg. baba, fr. bave geifer; vb.pg.pr. bavar, fr. baver,
sp. babear geifern. Es scheint ursprünglich ein naturausdruck, das mit
lauen {gr. ßaßaCeiv, vgl. älban. beb?, kleines kind) begleitete geifern der
8QUj/li$tge zu bezeichnen, darum heifit aitfr. bave eben sowohl unverstän-
diges kindisches geplauder, baveux, bavard, pr. hsLY ea plauderhcfft,
tmd das sicü. vava einigt die begriffe geifer und kind. Hieher sp. ba-
bieea dlbem (urspr. geifernd, dcJierpferdename?), babosa Schnecke u. o.,
v6. Mrf. embabiecar, pg. embabacar, y>. embaucar hintergehen, zum
besten haben.
Bazza i^., sp. baza, cat. basa, gutes glück, stich im'kartenspiel;
offenbar das seltne mhd. bazze gewinn, gleicher herkunft mit baz (besser)
s. Mhd. wb., ein vermuthtich durch deutsche Söldner verbreitetes wort.
Ähgd. it. b&zzica ein kartenspiel, bazzicare mit jemand verkehren.
Beccabungia it., sp. pg. becabunga, fr. b^cabanga, auch russ.
ibnnka, eine art der veronica; vom ndd. beckebuDge (beck bach, bnnge
bwUen), nhd. bachbunge, eipier der sehr wenigen gemeinrom. pflanzen"
namen, die aus dem deutschen genommen wurden. Das franz. wort ist
sekleeht assimiliert und wohl kein volksiibliches: man sagt dafür berle de
riri^ auf prov. creissonn kresse.
Becco it., pr. fr. bec, pg. bico Schnabel, spitze, sp. bico schnäbele
förmige spitze von gold an der mutze. Celtisches wort: cni Tolosae Dato
ci^omeii in pneritia Beceo faerat, id valet gallinacei rostram Sueton.
in Vadl. c. 18; gael. beic, bret. b6k, auch ndl. bek. Daher pr. beca
haken, vermutkiich auch fr. bSche für beche grdbscheit, wiewohl aitfr.
begebe geschrieben wird; vb.i(. beccare,^. bechar, /r. becquer Aoc&en,
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48 I. BEFFA-BERBICE.
hioher graben, nhd. bicken, picken; daher femer ü. beccaccia, fr.
b^casse, cat becada schnepfe (langer Schnabel); fr. b^quille krüeken-
stock. Zsgs. fr. ab^quer junge vögel füttern; pg. debicar eine sipeise
leicht berühren. Im ital. bezzicare mit dem schnahd hacken (picken)
mögen sich die stamme becco und pizza {s. unten) gemischt haben.
Beffa it.y sp. bela, altfr. beffe, mit a altsp. (Alex.) und pr. bafa
Verspottung; vb. it. beffare, sp. befar, alt bafar verspotten, fr. bafouer
(mit erweiterter form^ etwa lothringisch) verächÜich behanddn; daeu sp.
bei 0 Unterlippe des pferdes, als adj. dickUppig, in welcher bedeutung
auch belfo gesagt wirdj cat. bifi, occ. befe; dsgl. pic. bafe lecher-
matd, maulschelk. Vermuthlich aus dem deutschen^ vgl. bair. ndl. be£fen
bellen, keifen. Zu thüring. bäppe maul Frisch J, 45'' stimmt maü. babbi,
com. bebb, occ. bSbo lippe] gen. ik beffe heißt die lippen gegen eitlen
spitaen. Eine abl. ist fr. beffler spotten, engl, baffle.
Beiare it., bSler fr. blöken; von belare, einer seltnen von Varro
gebrauchten form für balare, vgl. in dem Vocabtdarius S. GaU. belat
^plojrif {blökt). Daher romagn. be geblöke, cat. be schcf, norm, bai ham^
mel, vgl. aber auch ähnliche ausdrücke s. v. bidet 11. c.
Ben da ü.pr., 2om&. binda, ^. venda, fr.hsLadevitta, taenia, fasciOy
vb. bendare ff. fasciare {altfr. bender vincire e. b. DMce. p. 161, 13);
vom ahd. binda, vb. ahd. goth. bindan. Unserm bUndel^ engl, bandle ent-
spricht altfr. bonndel Roq. U, 618.
Benna it.korbschlitten, comask. karren, auch der dcum gehörige korb^
churw. fuhrwerk auf schleifsohlen, fr. banne korb für lastthierCy großes
tuch eum schütz der waaren, altfr. benne; abgel. com. benöla, chw. ban-
aigl, fr. bannean, bennean, bannet on u. dgl. Von dem auch durch
die german. sprachen verbreiteten worte sagt Festus: benna lingoa gallica
genas vehicali appellatar, und in dieser bedeutung und in der eines ge-
fäßes braucht es auch das ndatein, e. b. Haec omnia vehicalo, quod
Yolgo benna dicitur, imposait Flodoard. Coxit panes et cames et ac-
cepit cemsiam in vascalis, prout potait, qaae omnia in vase, qaod
volgo benna dicitur, collocavit Vit. S. Remig (DC). Damit ist eu ver-
binden sp. cat. neupr. banasta^ altfr. banaste großer korb: stammt es,
was kaum eu bezweifeln ist, von benna, so muß, da ein sethstandiges
Suffix ast unerweislich ist, dies aus dem sufßx aster abgekürzt sein, wie
denn das wort altfr. auch banastre Ren. I, 149, piem. ebenso lautet; aus
goth. bansts a7to&ri%rj konnte banasta nicht entstehen, weil eingesdwbene
vocale nicht betont zu werden pflegen, und ein dem goth, worte entspre-
chendes ahd. bdnasta annehmen, ist bei dem grade vor s oder st seUed
vorkommenden eintritt des derivativen a jedenfalls bedenklicher als der
durchgang von bandsta durch ein rom. bandstra. Buchstäblich dem goth.
banst entspricht nur das mundartl. fr. banse (f.) großer korb, wiege, nUat.
bansta, vgl. Guerard, Polypt. d'Irmin. p. 315, auch im deutschen einhei-
misch, s. Grimms wb. v. banse.
Berbice it., pr. berbitz, fr. brebis, pic. berbis (f.) schaf, wal. ber-
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L BERGAMOTTA-BERTOVELLO. 49
beace widder] von berbex, einer bei Petronius vorkommenden gemeinen
form für vervex hammel^ s, Schneiders Lot. gramm. U^ 227, mlat, berbix
in den ältesten Schriftwerken. Daher pr. bergier, fr. berger schäfer,
m frühem nüatein berbicarius; altfr. b ereil schaf stall, gleichsam vervecile;
nfr. bercail dass., mit vervecale £fu erklären.
Bergamotta sc. pera it., sp. bergamota, fr. bergamote eine art
bimen; aus dem türkischen beg annödi d. i. herrehbime, so genannt wegen
ihres Wohlgeschmacks.
Börnia und sbemia it., sp. bemia, fr. bernie, berne (bei Nicot)
ein grober stoff eu mänteln so me der daraus verfertigte mantel; von
Hibemia^ woher der Stoff kam (Nicot, Covarruvias, Menage). Entsprechend
sp. holanda holländische leinwand, vom ländemamen Holanda u. a. fäUe.
Berretta it., sp. birreta, pr. berreta, barreta, fr. barrette mütjse,
nmsc. aU^. barrete, pr. birret dciss.; vom spätem lat. birrus (byrrhus)
kleid von flockigem stoff, s. bujo. Eine Urkunde v. j. 632 Breq. p. 47
hai birreto auricnlari.
Berta it. fopperei, lomb. piem. elster, plaudertasche; vb. berteg-
giare foppen; pr. bertaat armer uncht? PO. 134, henneg. bertaud
eastriert, vb. bertauder castrieren, fr. bretauder, com. bertoldä die ohren
stuisenj die haare abscheren, dltfr. foppen, quälen NFC. II, 184; it. b er-
töne pferd mit gestutzten ohren; bertuccio äffe. Woher dieser stamm
bert oder bret, der Verstümmelung, Verhöhnung bedeuten muß ? Darf man
erinnem an äUn. britia in stücke schneiden, oder an bretön im Mlde-
brandslied, das Lachmann verstümmeln, Grimm IV, 710 zermalmen über-
s^zt? Ital. berta heifit aber auch ein Werkzeug, womit man pfähle in die
erde stampft, ramme, Jungfer, fr. demoi^elle, russ. bäba weib, ramme,
und wenn man erwägt, daß die grauenhafte eiserne Bertha der deutschen
sage auch den namen Stempfe führt, mit deren stampfen oder treten die
hinder bedroht wurden {Grimms Myth. p. 266), so ist die herkunft des
ital. Wortes deutlich genug. Ob etwa auch die übrigen roman. Wörter da-
mit zusammenhängen oder eigne quellen haben, wird sich minder leicht
ins reine bringen lassen.
Bertesea und baltresca it. streitgerüste an mauern oder thürmen
zum aufziehen und niederlassen, pr. bertresca, altfr. bretesche kleines
holzemes mit zinnen versehenes cast^ll, deren mehrere zur befestigung
eines ortes angdegt wurden, z. b. et a una bertresca sobre cascun pilar
e podon en cascana xx cavayer estar Fer. 2337, vgl. Ducange v. bre-
tachiae. Seine herkunft betreffend, so hat das von Chevallet aufgestdUe
deutsche brett-dach in dieser spräche selbst kein dasein und befriedigt
nicht einmal die form. Eine besser begründete deutung aus dem ein-
fachen brett mit romanischer endung gibt Mahn p. 121. Auch in pre-
della II. a und in brelan' II. c hat der Romane das deutsche wort benutzt.
Bertovello it. fischreuse. Wer fühlt nicht darin das bekannte
yertebolam der L. Sal., womit ein geräthe zum fischfang benannt wird?
si quis statoale, tremacle aut vertebolum {al. vertivolo) furaverit. Aus
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50 I. BETULA-BIADO. •
yertebra /fo/l vertebulum, hieraus entstand mit vertauschtem suffix {trie
aus martulus martello) das itai. wort, ven. bertevolo, piem. crem. maü.
bertavel, com. bertavelle und bertarel; in allen diesen mundarten hei fit es
auch ein ähnliches geräthe eum Vogelfang. Vertebalum aber zog seine
bedeutung unmittelbar aus dem vb. vertere, nicht aus yertebra: die reuse
heißt sOf weil ihr hals nach innen gekehrt, umgewandt ist. Für diese
auffassung gewährt die itai. spräche einen unzweifelhaften beleg, indem
der hak oder die mündung der reuse ritroso = retrorsus (etwas rückwärts
gekehrtes) genannt wird. Bertovello bedeutet auch ofenbrücke, ein Werk-
zeug zum umwenden der kohlen. Es ist also an yerriculutn (zugnetz)
nicht zu denken, woraus das saiische wort grammatisch nickt entstehen
konnte. Aber auch im franz. läßt es sich wahrnehmen: yeryeux, richti-
ger yerveu, wie man sonst schrieb^ heißt eine reuse von gam^ für yertyeu
= yertoyello, bertoyello; näher jedoch kommt letzterem das limaus.
yertuel. Man sehe Pott, Platttat. 402, wo bereits yeryeu mit yertebolom
verglichen ist.
B6tula, betulla it. pg.y dsgl. it. bedello (crem, b^ddol), co^. bedoll,
sp. abedul, pic. champ. boule [für beoule?), daher fr. bouleau (dimin.
für beouleau) birke; von betala, betulla, celtischen Ursprungs, in primi-
tiver gestaÜ neupr. cot. bes = com. betho, bezo, kymr. bedu, bret. b&ö,
gael. beth, s. Diefenbach, Orig. eurqp. p. 257.
B^yero it., sp. bibaro, alt befre, fr. bieyre, wal. breb, neupr. yibre
ein in den nördlichen gegenden lebendes säugethier, biber, oMn. bifr, ags.
befor, beofer, ahd. bibar, lith. bebru, russ. bober, gad. beabhar, com.
befer. Es ist identisch mit lat. fiber, dessen aspiräta im germanischen,
lithauischen, slavischen und cdtischen nach gemeiner reget zur media wer-
den mußte, vgl. Zeuß, I, 44. Bebrinus adj. findet sich in den scholien zum
Juvenal 12, 34,
Biado it., pr. cot. blat, altfr. bled, bleif, nfr. bl^, fem. it. biada,
maü. ven. piem, biaya {vgl. Royigo aus Rhodigium), altfr. bl^e getreide,
sowohl der halm wie das kom; fehlt span. Daher pr. bladaria, cdtfr.
blairie weidezins] zsgs. it. imbiadare, fr. emblayer {für embla-er) mü
getreide besäen. Die gewöhnliche herleitung ist aus dem ags. bted (f.)
frucht, glück, segen; wie aber überhaupt nur sehr wenige alte roman.
Wörter aus der landwirthschaft den german. sprachen entlehnt sind, so ist
eine solche entlehnung aus dem entlegeneren angelsächsischen kaum anzu-
nehmen^ ja blsed mag aus dem roman, entlehnt sein wie ahd. fruht aus
lat. fructus. J. Grimm gesch. d. d. spr. p. 69 denkt lieher an kymr.
blawd mehl, dem aber, so wie es vorliegt, das roman. wort nicht gemäß
ist. Der ausdruck ist wichtig genug um hier eine noch unversuchte deu-
tung zu rechtfertigen. Lat. ablata (neutr. plur.) gab mit dem roman. ar-
tUcd Fablata, V abiada, la biada, als masc. behandelt U biado: es bedeutet
das davon getragene, was auch unser getreide aussagt, den ertrag, das
geemtäe: ähnlich scheint unser herbst so wie das gr. xagnog das geraffte,
gesammelte zu bezeichnen (s. Schwencks d. wb.), noch abstracter ist das
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\
I. BIANCO— BIAVO. 51
sieil. layari arbeitf feldfrüchte. Mkd. ablatnm, abladas, abladium für
messis JcomnU wirklich vor. Die erJdärung von la biada aus dem articu-
Herten V abiada ist nicht einmal streng nöthig^ a«^ ablata konnte durch
aphärese biada entstehen. Unter den italischen mundarten braucht die
eremonesische biada auch für oblata, fr. oublie. — [In l&siehung auf
Maikns vertheidigung der cdtischen herhunft p. 19 bemerkt der Krit. an-
hang: 'Eine formelle Schwierigkeit liegt nicht vor, denn den anlautenden ton-
losen vocci gibt die spräche auch sonst auf und hier mochte es um so
dher geschehn, als man ihn in der weiblichen form jmm artikel rechnen
konnte: i'ablata lautete wie la blata. Auch die doppelform nach beiden
gesehkchtem ist dieser herleitung günstig: biado ist = ablatum, biada
= plur. ablata. Die herleitung aus kymr. blawd (mehl), wofür aber das
gad. blSth (bUUhe^ frucht) passender u^ire, da jenes ein rom. bland, blöd
gegeben hätte, ist sicher aller beachtung werth: ich konnte mich aber nicht
darauf emlassen, weil ich mein principe die lateinische herkunfl eines
Wortes so lange festjKuhälten, als buchstabe und begriff es erlauben, nicht
ahne noth verlasse.^
Bianco ü., sp. blanco, pg. branco, pr. blanc, fr. blanc weiß; vom
äkd. planchy mhd. u. s. w, blanc glänzend weiß, überh. weiß, verwandt
mit blinken (fehlt goih. aits.). Im roman. ward es der eigentliche^ volks-
übliche ausdruck für lat. albus, welches im nordwesten trotz zahlreicher
derwata gätudieh erlosch, im Südwesten {sp. albo, pg. alvo) die bed. schnee-
weiße im itcA. die bed. trüblich entwickelte. Nur im churw. und wälach.,
worin blank keine aufnähme fand, blieb ihm sein volles recht.
Biascin sard., pr. väl. altcat. biais, neucat. biax, fr. biais (sämmtl.
mase.) quere^ schiefe, daher wohl pg. viez schrägheit, mit vor gefügtem s
ü. sbiescio schräg {vgl. piem. sbias, npr. esbiai); vb. sard. sbiasciai,
pr. biaisar, fr. biaiser. In den Isidor. glossen Uest man bifax 'duos
habens obtutus, also mit doppeltem blick, schielend, wie sp. bis-ojo doppel-
<Mgig, sendend heißt, bair. zweiängeln schielen Schmdler IV, 299. Aus
bifax (bis-fax für bis-ocnlus) konnte pr. bifais biais werden {vgl. wegen
des sgncopierien f refnsar rensar, profundus preon) und zwar erstmals
adjectiv mit der bed. schielend oder quer (denn auch als adjectiv begegnet
es: via biajssa Ghx. V, 64^ paranlas biaisas GProv. *85, estivals biais
Flam. 2208), nachher als Substantiv gebraucht. Mlat. bifacies, bifaciare
Carp. stimmen ganz zu biais, biaisar.
.Biasimo it., altsp. blasmo, i>r. blasme, fr. bläme tadel; vb. bia-
simare ff. taddn; von ßXaoq>rifiov adj., ßhxotprj^eiv. Ein zweites aus
ßlaa^fiig entstandenes wort mit unorganischer Vertretung^ des i durch t
ist it. biastemma, bestemmia, chw. blastemma, pr. blastenh, ältfr.
blastenge, wal. biestern lästerung; vb. biastemmare u. s. f. lästern,
fbwhen; mit abgeworfenem anlaut (wie in lacio für flacio) sp. pg. Idstima
sMmpfwort, wehklage, vb. lastimar mishandeln, beleidigen, zum mitleid
bewegen.
Biayo U. mdarÜ. z. b. venez., auch bei Bojardo 2, 37, altsp.
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52 I. BICCHIERE-BIGIO.
blavo, pr. blau (fem. blava), fr. bleu (teie peu aus pau), daher it. blü
caertdeus; dim. it. biadetto; zsgs. sbiavato, sbiadato; vomahd.h^,
blaw. Das wort hat sich im prov. am meisten verbreitet: blavenc, bla-
veza, blaveiar, blayairo, emblauzir.
Bicchiere it., chw. bich^r trinkgefäß, übrigens mit anlautender
tenuis it. p6cchero pocai, wal. pehar (wegen des letjsteren vgl. Miklosieh,
Slav. demente im Rumun. p. 36), pr. dUfr. pichier, pechier, sp. pg.
pichel, bask. pitcherra gefäß jnt verschiedenen zwecken: die Livr. d. rois
p. 256 übersähen z. b. auch hamula (kleiner eimer) mit picher. Im
späteren ndatein bicarium, picarium, altn. bikar, ahd. pehhar, nhd. becher.
Festus verzeichnet ein ähnliches wart bacar 'vas vinarium\ wovon aber
bicchiere mit seinem radicolen i weit genug absteht; zu ihm bekennt sieh
das sicil. bäcara kleiner krug. Ital. becco Schnabel bedeutet auch die enge
mündung eines gefäfieSy diese bedeutung wäre jedoch auf einen becher iibd
angewandt. Mit recht mag man es darum atis dem griechischen herüber-
leiten, worin ßixot; ein irdenes gefäß ist: hochdeutscher einfluß kamUe
b in p schärfen, it. p6cchero hat sogar deutschen accent.
Bicocca, auch bicciocca, bicicocca, it. warte oder kleines schloß
auf einem berggipfd^ ven. bicoca baufälliges haus, sard. bicocca häuschen^
treppe mit zwei absätzen, terrasse, lomb. gamunnde, sp. bicoca steinernes
schüderhaus, enges stübchen, schlecht befestigt-er ort, fr. bicoque mit letzterer
bed., hi CO q(m.)geißfuß, ein Werkzeug mit gehaltenem ende zum herauf-
ziehen einer last; vb. lomb. bicoci hin und her schwanken. Dahin wohl
auch einige ausdrücke für kopfbedeckungen: sp. bicoquete eine bauem-
mutze, bicoquin mutze mit zwei zipfdn, piem. bicochin eine priester-
mutze. Unsichere herleüung: soll man ein derivatum oder ein composi-
tum darin annehmen? Menage räth auf vicus. Das vortreten der zwei-
zahl (zwei absätze der treppe, gespaltenes d. h. doppeltes ende, zwei zipfel)
läßt auf zss. mit bis schließen, minder klar ist der sinn von cocca in den
verschiedenen und sehr abweichenden bedeutungen des wertes.
Bidello it., sp. pr. bedel, fr. bedeau gerichtsbote; fußt genau auf
dem ahd. petil emissarius Diut. II, 47, minder genau auf dem ags.
bydel praeco = ahd. putil, nhd. bttttel.
Bigio it., pr. fr. bis hdlgrau, aschgrau, schwärzlich. Damit ist zu
verbinden piem. pr. bisa, /r. bise (auch sp. brisa?) fwrdwind, bret. biz
nordostunnd, altfr. auch nördliche gegend, norden, z. b. contre bise Brand,
p. 131, devers bise Antioch. II, 11: denn den norden nannte man dunkd
oder schwarz, so lat. aquilo von aquilus. Den namen des windes bisa kennt
schon unsre älteste hochd. spräche, Schweiz, bise, beise. Ist nun die
Wurzel deutsch und der name der färbe aus dem der wdtgegend abge-
leitet? Isaac Vossius (Menage, Orig. d. ling. üai. p. 509) gibt eine
etymologie, die alle rücksicht verdient. Er verweist auf das formell genau
zustimmende lat. bysseus, welches baumwollenzeug heißen müßte, in seiner
bedeutung aber, wie andre ausdrücke für färben, ausgeartet wäre. Aber
ßioaog bedeutet auch die braune seide der pinna marina, die vid verwd4
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^
L BIGLIA— BINOCOLO. 53
wardy und in dieser hinsieht würde bysseus ganz woJd passen. Was
dieser herleitung aber noch besseren halt gibt, ist das mit bigio gleichbed.
pg. buzio, welches gleichfalls aas bysseus entstehen konnte, da ja das
grieck v mit i sowohl wie mit n ausgedrückt ward; dies letztere wort
kennt auch Älfric in der form busius faTb, s. Ducange. Die Vereinfachung
des BS im fem. bisa, bise macht keine Schwierigkeit: sie ist dieselbe wie
im partic. misa, mise = lat. missa. Abgel. it. bigione feigendrossely
fr. biset holztaube, beide nach der färbe benannt. — [Mahn p. 87 be-
zweifeU die obige deutung jxus einem uwvorhandenen bysseus und gründet
das wort auf bask. baltza oder beltza schwarz j wofür er die formen baza,
beza ofe berechtigte aufstellt. ^Aber auch diese syncopierten formen können
das roman. toort nicht befriedigen, welchem, vornehmlich dem it. bigio,
nur ein radicäles i gerecht ist, denn dieser vocoi repräsentiert in tonsilben
(ein paar fäUe vor mehrfacher consonanz abgerechnet) überall den gleichen
voeal der grundsprachen. Gegen die herkunft eines ital. prov. franz. dem
Spanier unbekannten, wenigstens in derselben form unbekannttn Wortes
aus dem baslüschen kann ich überhaupt meine Zweifel nicht überwinden. '
Menage dachte an piceus, allein die bedeutung pechschwarz schreckte ihn
ab. Das wäre nun kein großes bedenken, denn das pech ist nicht so
sdtwarz, wie man es macht; allein die erweichung eines anlautenden p in
b ist ein seltener und immer nur auf einzelne Wörter einzelner g^iete be-
schränkter Vorgang, so daß ich nicht darauf einzugehen wagte. Neben
dem oben atefgesteUten bysseus dürfte auch bombyeius erwogen werden,
dessen erste sübe wegfiel, wofür es nicht an Zeugnissen fehlt* (ndat. bacius
Dief. Gloss. lat. germ. 78% it. baco, sard. basinu, fr. basin, für bomba-
rins cet.), dessen zweite silhe formen mit u und a zeigt (bambucinum u.
bnmbaeium DC^, it. bambagio), daher das pg.. buzio und wohl at4ch das
sp. bazo, wdches eher hieher gehört als zu dem bereits in bayo vorhan-
denen badias, pan bazo wäre also genau das fr. pain bis. Seidne und
baumwollene Stoffe kamen in Scharlach oder purpur gefärbt nach Europa,
vgl. ndat. bombicina Scharlach Dief., it. bambagello purpurschminke, ahd.
gfdln 'coccineus^ Chraff. -Die grundbedeutung unseres wertes war dunkel-
farbig, dttfr. azur bis ist dunkelblau, vert bis dunkelgrün; die bed.
schwärzlich erfolgte hieraus. Bombyeius empfiehlt sich besser als bysseus,
tkeäs weil es ein vorhandenes wort ist, theils weü sämmtliche formen, mit
i, u und a, darin ihre rechtfertigung finden. Man scheint die erste sübe
(^geändert oder weggelassen zu haben, um die erinnerung an bombus zu
beseitigen. Aus dem Erit. anhang.]
Biglia it., sp. billa, fr. bille kugel von bein; vermutUich vom mhd.
biekel hnöehlein, würfet, ndl. bikkel beinchen, womit die kinder spielen.
Daher abgd. fr. biliar d kugelspid, billot klotz. Fr. bilha %gneus
hdus GFrov. 63\
Bilaneia it., maü. ven. sp. balanza, pr. balansa, fr. balanee u;a^6;
wm bilanx bilaneis.
Binoeolo it., binoele fr. femglasfür zwei aug^; zsgs. aus bini oculi.
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54 L BIONDO— BIRRA.
Biondo it.y pr. blon {fem. blonda), fr. blond, daher sp. blondo?
(fehU pg. und cat), nhd. blond gleichfalls aus dem fram. (dafür mhd.
val falb). Man hat auf aplnda hülsen des getreides, Jdeie, auch auf
bladam, fr. bl6, verwiesen, weil die färbe des reifen getreides der blonden
ahnlich sei. Das einzige buchstäblich eutreffende etyman, das die sprachen
gewähren^ findet sich im ags. blonden-feax mischhaarig d. h. grauhaarig
(s. Dief. Goth. wb. /, 304), aber der Übergang vom grauen durch das
weiße oder hellfarbige eum blonden ist bei aUer Veränderlichkeit der färben-
begriffe (s. z. b. pardo JI. b) nicht unbedenklich. Vielleicht hilft ein
anderes deutsches wort. Ist blond, das nur vom haar gebraucht wird,
etwa eine rhinistische form aus dem cdtn. bland, dän. blöd, schwed. blöt
sanft j weich, nämlich von färbe oder beschaff enheit? Dem entspricht auch
ein bret. blöd, über dessen verhalten in den schwestersprachen s. Dief.
l. c. p. 308. Zu beachten ist, da/S der Albanese beide begriffe, blond und
sanft, mit demselben werte (rnss) ausdrückt. Zu blond kommt noch die
prov. und altfr. nebenform bloi, welche unmittelbar auf blöd (vgl. äUfr.
.goi aus god) leitet. Bloi ist lichtfarb oder gelb, besonders von blumen
und vom haupthaar gebraucJU, in späterm mlatein bloins, blodins. Das
haupthaar der schönen IsoÜ wird daher ohne unterschied blond und bloi
genannt: pr. Yseut la blonda PO. p. 9, Ysseulz ab lo pel bloy Ghx.
ni, 204. Eine abl. ist it. blond ella tausendgüldenkraut, weil es zum
blondfärben gebraucht wird.
Biotto it. armselig, eiernd, lomb. biott, blot, chw. bktt nackt, ven.
bioto einfach,, Icmter, pr. altfr. blos entblöß, beraubt (in letzterer spräche
seilten, s. Altrom. sprachd. p. 51), neupr. blous pur (z. b. aigna blonsa),
moden. bloss nackt, auch bask. bulnza. Deutsches wort, bair. blutt,
Schweiz, blutt und blntz, vb. blatten, ndat. in der L. lAng. blntare aus-
leeren, dsgl. mit z mhd. bl6z, woher das pr. blos, dem bereits ein cM.
blöz die form gewiesen haben muß. Im maüänd. ist nüdns durch biott
fast gane verdrängt worden.
Biroccio', baroccio it. zweirädriges fuhrwerk, daher sp. barrocho;
sicher von birotue, aber, wie es scheint, dem suffix occio, z. b. in car-
roccio, angebüdet.. Das franz. wort ist brouette zweirädriger hand-
wagen, für bi-rouette, waUon. berwette, bei Ph. Mousket bouroaite. Von
biroccio ist unser birutsche; von der form birozzo (venez.) scheint protze,
protzwagen, die syncope des i auch im sie. brocciu, chw. bröz.
Birra it., fr. biere, wal. beare ein getränk. Das ital. wort. (ven.
bira) ist aus dem nhd. bier, das franz. aus dem mhd. hiev, der genus-
Wechsel hat wenig zu bedeuten. Altere deutsche formen sind ahd. beer,
bior, ags. beor, altn. bior. Auch die celtischen sprachen besitzen es:
gad. beöir (f.), bret. biorc'h (m.). Aber weder im deutschen noch im
celtischen scheint es seine würzet zu haben. Nach Wackemagtls ver-
muthung (Haupts Ztschr. VI, 261) ist das deutscthc bier vielmehr aus dem
syncopierten lat. infinitiv bibere, der schon im ältesten latein in der form
biber als Substantiv üplich war und trank bedeutete (mlat. hihere&'potiones
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I. BIS-BITTA. 55
vd parvi caiices* Ol. paris. 2685 Fb.), iL b^vere b^ere bere, sard. biere,
und dieser ansieht neigt sich auch Grimm im wb. zu. Schon Vossius
hatte sie: a biber extrito b est belgicum bier, s. Etym. lat. s. v. bibo.
Auch im wal. hei fit bier beutur^ d. i. trank (Livadit Dictaionar); engl.
bever vesperbrot — Eine neuere deutung leitet das ahd. bior auf ein goth.
*biii8, dies auf skr. piv, plb = pä trinken zurück, worin auch slav. pivo
seine quelle hat, s. Ztschr. für vergl. sprachf. V, 369, VJI, 224. Dem
Spanier fehlt das worty dessen stelle vertritt cerveza, so auch pg. cer-
veja, pr. cerveza Eluc, altfr. cervoise, it. cervigia, cervogia, cervosa
(beide letztere aus dem franz.) = lat. cerevisia, cervisia, sicher der ältere
romanische über aMe provinzen verbreitete ausdrucJc.
Bis dgenthünäich roman. nur in Zusammensetzungen übliche par-
tikelj die das ungdiörige, unächte, verkehrte ausdrückt und sich zuweilen
in die formen ber oder bar kleidet: it. biscantare nicht ordentlich singen^
trauern^ pr. beslei verkehrter glaube^ it. barlume für bislume schwaches
lichte fr. bertonser (bei Menage) ungleich scheren, piem. berlichö ein
wenig belecken, berlaita molken (unächte, geringe müch, fr. petit lait)^
vgl. Rotn. gramm. II, 435. Aber woher diese partikel? Gegen lat. bis
sträubt sich der begriff, gegen das deutsche mis die form, gegen bret. besk
(abgestutzt) beides, besk-aigre z. b. hätte unfehlbar fr. b^chaigre gegeben
statt besaigre; zusammenziehung aus fr. biais wäre zu stark. Sollte es
aus lat. vice entstanden sein? Yicedominus z. b. ist der Stellvertreter
des herm, nidU der r^hte herr, und so biscantare nicht das rechte singen,
bislmne nicht das rechte Ucht. Lat.^ als anlaut wird Ual. und ^an.
leicht zu b, franz. freilich nicht so leicht, und eben darum ist diese er-
Jdärung oder die aus yix, die man etwa noch vorbringen könnte, nicht zu
halten. Aber möglich wäre, dafi man das Zahladverb bis, sofern es in
Zusammensetzungen aus dem begriffe des doppelten in den des schiefen
übergeht, wie im sp. bis-ojo doppelaugig, schielend, fr. bi-ais doppdsicht,
schiefe^ am ende auch auf alles verkehrte, ungehörige angewandt hätte,
wie im (jÜfr. bes-ivre schlimm betrunken, bes-order übel beflecken, piem.
bes-anca verrenkt (eigenÜ. schlecht in den hinten sitzend) heifit. An den-
sähen Ursprung mahnt sp. bisel, occ. bizel, fr. biseau schiefe ebene.
Bisaccia it., sp. bisaza, fr. besace quersack; von bisaccium eigentl.
dqppelsack, plur. bisaccia, bei Fetronius. Dsgl. pr. fr. bissac, piem.
bersac, bersacca, sard. brisacca, barsacca, von bis-saccns. Für bisaza
findet sich sp. biaza, vermuthlich durch anlehnung an via, viage reise, da
g sonst nicht ausfäilt; auch neupr. biassa.
Bisante i^., sp. pg. besante, pr. bezan, fr. besant eine byzan-
Umsehe münze, nUat. byzantius, auch byzantus, gr. ßv^awiog, dessen t
hier keine schärfung in z erfuhr.
Bi Scott 0 t^., sp. bizcocho, pr. biscueit, fr. biscait, zuneback; von
bis eoctns. So auch it. guascotto a^. halbgar, von quasi coctus,
Bitta it., sp. cot. bita, fr. bitte stück holz zu verschiedenem gebrauch,
pfähl; wohl vom altn. biti querbalken, engl, hii, Schweiz, bissen ; vgl. in
den Erfurter glossen p. 279'' bitus %gnum, quo vincti flagdlantur.
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56 I. BIZZARRO-BOCA.
Bizzarro it. aomig^ eigensinnig, seltsam^ lebJtaft, sp. pg.hizsLTTO
ritterlich, prächtig, freigebig, fr, bizarre wunderlich. Für das itai. toort
gibt es ein primitiv bizza £fom, das, wenn es nicht etwa deutschen ur^
Sprunges ist (vgl. oM. btzön hnirschen), aus dem fremden bizzarro abge-
zogen sein muß, da arr kein ital. sufjßx ist. über das span. wort läßt
sich nur sagen, daß es sich mit gleicher bedetUung auch im baskischen
findet und daß hier noch ein subst. bizarra bort vorkommt, weiches Lctrrch
mendi in biz arra ^er sei männlich^ zerlegt und die weiteren span. be-
detitungen daraus ableitet. — [Mahn, Etym. unters, p. 137 ff., leitet es
entschieden aus dem bemerkten bask. bizarra, worin biz die wursel, arra
die endung, tapfer die Urbedeutung sein muß.]
Blasone it. Wappenkunde, sp. blason, pg. brasao wappen, dsgl.
rühm, preis, fr. blason wappen, Wappenkunde, engl, blazon; vb, it. bla-
se nare, fr. blasonner wappen malen, sp. blasonar rühmen, sich rühmen.
Am frühsten bemerkt man dies wort in Frankreich, wo es schild, eigentl.
wohl Wappenschild bedeutet (Äubri im Fer. 16 P, Alex. p. 22, 29), im
prov. hat es die ziemlich abweichende form blezo, blizo: blezos cubertz
de teins e blancs e blaus Wappenschilde mit weißen und blauen färben
bedeckt LR. I, 338, Der valencianische wappendichter Jaume Febrer
(gegen ende des 13. jh.) braucht blasö theüs für wappen oder wappen-
zeichen (armes 6 blasö str. 9), theils für rühm oder glänz (llustre 6 blasö
Str. 2), also schon ganz im neuspan. sinne; die bed. Wappenkunde ist erst
später und zwar in Frankreich hineingelegt worden. Sein Ursprung kann
kaum zweifelhaft sein : er liegt im lltgs. blase, engl, blaze, mhd. blas bren-
nende fackel, daher glänz sowohl als auszeichnung im Schilde une auch
als prunk oder rühm verstanden. S. darüber Bernd, Wappenwissenschaft
l 344. 346, E. Müller s, v. blaze.
Bliaut pr. Chx. V, 163, auch blizaut Fer. 707, dsgl. blial, bliau,
altfr. bliaut ein kleidungsstück von verschiedenem stoff (ndat z. b. blian-
dus canabinus, fustaneus, fr. bliaut de soie, sebelin HBord.), eine tunica
sowohl für männer wie für frauen, sp. pg. brial bloß für frauen, feihU
ital., findet sich aber in Frankreich mundartlich in mancherlei formen,
bürg. z. b. bei La Monnoye biaude mit der bed. souqueniUe. Während
das rofnan. wort nur ein kleidungsstück zu bezeichnen scheint, wird unter
dem mhd. blialt, bltat ein seidner goldstoff zu kleidern, bettdecken und
dgl. verstanden. Wo findet sich der stamm bli oder blld (letztere form
nach pr. blizaut zu vermuthen), mit dem sich die suffixe ald und al ver-
banden? Ist es orientalisch? Mahn p. 40 findet seinen Ursprung im
persischen baljäd ein kleidungsstück, VuUers I, 262''. Ducange verweist
aufkymr. bliant feines leinenzeug, das im seitischen selbst nicht umrzdnd
mit dem roman. wort zusammenhängen dürfte, altengl. bleaunt, blehand
HalliweU.
Boca i^., sp. pg. boga, pr. buga, fr. bogue (Nemnich) ein fisch,
meerbrassen; vom lat. box bocis (m.) bei Plinius, nach dem gr. ßoa^, ßd^.
Paulus in seinen excerpten aus Festus gibt bereits eine hoibroman. form,
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I. BOCCA-BOLLA. 57
wdche 0. Müller für einen acc. plur. hält: bocas 'genus piscis a boando
appellatnr.
Bocca U., sp. pg. pr. boca, fr, boache mund; von bucca hacken,
auch für mund oder matd gebraucht, die erstere bedeutung nur im wdl.
hnee erhalten. Prov, bucela, von buccella bei Martiäl; dsgl. bossi,
aJtfr. boQBsin bissen, gleichsam buccinum; sp, bozal maulJcorb, gleichsam
bacceale von bnccea bissen.
Boccale it., sp. fr. wdl. bocal hrug, becher, poJcal; vom miat.
baucalis, dies vom gr. ßccvxdliov grfäß, ßavxaXiq auf einem papyrus, s.
Leironne im Joum. d. sav. 1833 p. 478.
Boja dUit. s. Lex. rom., pr. boia, aitfr. buie kette, fessel, daher
mhd. boije dass.; von boja bei PlatUus und andern: bojae ^genus vincur
lorum tarn ferreae quam ligneae Festus. Dasselbe wort ist der schiffer-
ausdruek sp. hojsi, pg. boie, altfr. boye, nfr. bou^e, dtsch. boje w. s. w.
ein auf dem wasser schwimmendes mit einem seil (boja) befestigtes stück höh.
Boja it henker,'auch altsp. boya, neupr. boiou, waUon. boie, chw.
bojer. Ehe man sich in Untersuchungen über dieses wort vertiefe, erwäge
man, daß die ital. spräche keine mascülina auf a bildet, wohl aber femi-
nina cmf a als masadina behandelt (il camerata, lo spia), das wort muß
also ein schon vorhandenes sein, vorhanden aber ist im latein. und aUit.
boja fessel, namentlich hcdsfessel, vgl. Papias bogia Horques damnatoruni,
woeu die venea. form bogia passt. Dem Spanier ist ruthe und henker
dassdbe, s. yerdngo 11. b.
Bolgia it.j altfr, böge ranzen, neufr. bouge stübchen; abgd. sp.
burjaca schnappsack; fr. bougette reisesack, daher altengl. bogett,
boQgett, neuengl. budget, letzteres wieder ins franz. eingeführt. Es ist
das lai. bnlga bei Lucüius, welches Festus ein von den Gcdliem gebrauch-
tes wart nennt: bnlgas Galli saccnlos scorteos yocant, altirisch boie
Zeuß 1, 17, gad. builg, eben sowoJä ahd. bulga (aus dem vb. belgan
sehwellen). Übrigens fließet^ die roman. formen, wie oft, aus einer latein.
adjectivbildung bulgea (balgia), keineswegs aus dem celtischen oder deut-
schen. Man sehe über dieses wort Diefenbach, Goth. wb. I, 271, Orig.
europ. p. 274.
Bolla und bulla it., sp. pr. bola, bula, pg. bolha, buUa, fr. beule,
bulle blase, kugel, daher Urkundensiegel (für letztere bedeutung gilt meist
die form mit u); nMsc. it. bollo sieget, sp. bollo beide; von hnlls, Wasser-
blase, beule, buekd. Span, bola, nebst altfr. pic. beule unndl^eutdei, be-
trug, gehen auf die bed. Wasserblase zurück; daher vb. bouler den kröpf
(Mufblasen. Abgd. it. bolletta, buUetta, fr. billet zettel, eigentl. besiegeltes
blättchen; it. bollettino, fr. bulletin berichtzettel; dsgl. sp. bellen,
fr. boulon nagd mit dickem köpf, altfr. bolzen: ebenso heißt lat. bulla
tcpf des nagds. Desselben stanrntes, vonbuUire, ist it. bollire, sp. pr.
balllr, pg.hjdiT, bolir, fr. bouillir sieden, wällen, in unruhe sein; hieraus
das fbsi. it. bollone, /r. bouillon aufwaUung, auch fleischbrüke (ähnlich
sp. ealdo mit letzterer bedeutung, eigentl. hitze, pic. caudiau, altfr. eaudel
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58 I. BOLZONE— BORBOGLURE.
GNev. p. 117); dsgl sp. balla, pg. bulha unruhCj aufrukr, daher cd,
esbullar vertoirren, verstreuen, und wohl auch pg. esbalhar ^ ^enoti
durchsuchen^ berauben (eigentt. verstören?), das man sonst aus spoliare
erJdärt.
Bolzone tY., altsp. altfr. bozon, pr. bosso pfeü mit stumpfem ende,
dsgl. mcmerbrecher ; kann, ohne anlehnung an das deutsche bolz, bolzen,
mittelst des Suffixes cion aus bulla nagdkopf (woher auch fr. boulon bol-
sen) wie fr. hame^on aus hamu8 abgeleitet sein. Die roman. urform
balcia bultio ist in altdeutschen glossaren zu finden.
Boinba|>r., auch altvai. bei A. March^ praJUereij geprä/nge; dsgl.
it. bombanza jubeiy dltfr. bombance bei MSnage, gewöhnlich bobance,
pr. bobansa s. v. a. bomba; pr. bobans für boban, aitfr. bobant dass.
Von bombus gesumse, geräusch, adj. bombicus geräuschvoll^ prahlerisch^
bei Venant. Fort. Daher denn auch Wörter wie bomba ein summendes
geschofi, dsgl. bombarda, vb. it. rimbombare wiederhallen.
Bomba sp. pg. cat., fr. pompe, engl, pump eine maschine zum
wasserschöpfen, pumpe. Nach Adelung vom geräusch, dm sie macht; eur
nächst woM vom roman. vb. bombare trinken, schlürfen, denn die pumpe
saugt, aber auch dies verbum ist ein naturausdruck, s. bobo 17. a. Der
Italiener nennt sie tromba, nickt weil sie ein trmnpetenartiges geräusch macht,
was nicht der fall ist, sondern weil tromba, wie es scheint, aus lat. taba
entstand und dies 1) trompete, 2) röhre in einem drudewerke heifit.
Bonaccia it, pr. bonassa, fr. bonace, sp. mit eingeschobenem n
bonanza meeresstiUe; eigentl. heiteres weiter, von bonus, vgl. sp. bonazo
friedlich und wal. resbune es heitert sich auf Das gegentheü davon ist
altsp. malina ungewitter von malus.
Bonete sp. pg., pr. boneta, fr. bonnet mutze. Ursprünglich name
eines Stoffes: ab illo tempore nunqnam indutus est squarleto vel panno
viridi seu bonneta Guill de Nangiaco (um 1300). Woher dem stoff
dieser name geworden, mufi dahingestellt bleiben. Indessen erkennt J.
Grimm zu Merkel L. Sal.p, uv in dem malbergischen ob-bonis (ob-pinis,
aboBnis unterhaube, haarbinde) ein dem roman. bonneta bereits ver-
wandtes wort.
Borbogliare it., pic. borbouUer murmeln, sp. borbollar, i?^. bor-
bolhar, borbulhar sprudeln, blasen werfen, cat. borboUar veneirren, be-
trügen; sbst. sp. burbnja, pg. borbulha Wasserblase, knospe (etwas her-
vorquellendes). Die hispan. verba erklären sich vielleicht aus einem ver-
stärkten lat. buUare, bei den andern mag dies zweifdhaßer sein, wiewohl
die begriffe sprudeln und murmeln sich nahe berühren. Neben borbogliare
stellt sich nämlich das gleichbed. borbottare, altfr. borbeter Ben. III^
529y pic. borboter, neben sp. borbollar ebenso das gleichbed. borbotar,
ohne zweifei naturausdrücke une gr. ßogßoQvüiv brausen, gad. borban
gemurmel, vermutlich auch it. bürbero mürrisch. Eine andre form mü
der bed, murmeln lehnt sich an barba: sp. barbotar, matt, barbotta^
pic. barboter, cat. barbotejar. Dazu noch it. barbugliare, sp. barbullar
unverstäf^ich sprechen.
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L BORDA-BORQO. 59
Borda pr. cat.y borde aUfr. harake; vom goth. baürd, aitn. bord,
ahd. bort icrfelj brett, vgl. ir. gad. börd, kfftnr. bwrdh. Daher^ it. bor-
dello, pr. fr. bordel, sp. burdel (auch adj.X ursprüngl. hüUehen, 8. die
sküen bei Ducange, dUfr. auch fem. bördele schlechte hätte SB. 666.
Borde sp., pr. bort, aUfr. borde, sard. burdu shst. u. adfj. hastardy
n^^enschöfiling. Es ist augenscheinlich das primitiv des späteren lat. bardo
fnaulihier, bastard des pferdes (burdonem producit equas conjanctas
asellae, s. Ducange)^ wdches aber selbst ein fremdwart sein muß und von
eimgm etymologen mit dem deutschen beran (tragen) zusammengestellt
•wrd, s. Schulende, Beiträge aur lat. wortforsch. J, 17, Grraff Jlly 1 63.
Bordo fehlt in diesem sinne dem roman. gebiete, denn das im prov. Elu-
eidariy dem nicht überall zu trauen ist^ angefahrte burdo i^ offenbar
lateinisch.
Bordo it. pg.j sp. bordo, borde, fr. bord, fem. ältsp. pg. borda
rand b. b. des Verdeckes, wal. boarte kränz; vom ahd. bort, dlts. bord
rofkl, schiffsrandf vgl. ahd. borto band. Daher sp, bordar, fr, border,
engl, border einfassen. Das span. wort bedeutet auch sticken, wie sich denn
beide handlungen nahe beriäiren, allein dafür besitzen andre sprachen eine
besondre form: cat. brodar, fr. broder, engl, broider, kymr. brodio, zu-
sammenfaUend mit dem gael. brod, altengl. brode stechen, denn auch
steigen und sticken, fr. brocher, sind verwandte hcmdlungen. Eine andre
form ist wdtton. brosder, cUtsp. altpg. broslar /&> brosdar (ndat. brosdus
aus dem 10. jh., später brnstus gestickt), offenbar vom gleichbed. ahd. ga-
prort6n, sofern dies nebst ags. brord, altn. broddr spitze, Stachel auf ein
goÜL bmzdön zurückfuhrt, vgl. Grimm I^ 319, Diefenbach, Goth. wb. I,
285, 286, Mussafia, Gloss. zu Prise de Pampdune s. v. bmsti und zu
Momtm. ant. s. v. enbrostar.
Bordone it., sp.pr. bordon, pg. bordao, fr. boardon stütze, pitger-
Stab. Der wandrer konnte den stob, auf den er sich stützte, vergleichungs-
weise sein lastthier nennen und so wäre bordone nichts anders als das so
fben berührte lat. bardo, u^dche uralte etymologie zu unterstützen Covar-
nwias treffend das sp. maleta (maülihier und krückenstock) anführt. —
Nach Gaehefs vermuthung gehört das wort zur zahlreichen familie des
goth. bafran; es möchte aber nicht leicht sein es daraus zu construieren.
Bordone it., sp. bordon, pg. bordao, fr. bourdon bass, basssaite,
fr. auch hummel, vgl atticas (attacas) vel burdo Gl. Aelfr.; vb. fr. bour-
donner summen. Ist es richtig, daß die langen trompetefi oder Orgel-
pfeifen diesen namen führten (Ferrari, Dudlange), sa konnte man ihn von
dem der langen pügerstäbe (s. den vorigen artikel) entlehnt haben und
hiemach wäre das gad. bdrdan gesunwne, altengl. boardon, von außen
eingeführt.
Borgo it., sp. pg. bargo, pr. bore, fr. bourg kleine stadt, flecken.
Dassdbe wort ist in allen germanischen sprachen heimisch und seine
Wurzel darin nachweislich, goth. baürgs, ahd. barg, von bafi^n, bergan.
Indessen kannten auch die spätem Römer das wort bargas und zwar als
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60 I. BORINO-BORRAGGINE.
ein tmlgäres: castellam parrnm^ quem burgam vocant, sagt Vegetius De
re milit 4, 10 (vgl. die stellen beiBöcking, Annot odNotü. Occ. p.704)]
und wenn es aus dem deutsehen in' das latein übergieng, so seheint es
wenigstens seine ausprägung cds masculin dem gr. nvqyog eu danken.
Aus diesem längst vor dem falle des westlichen reiches dem Römer be-
kannten burgus istj genau genommen, das rom, borgo herzuleiten, nickt
unmittelbar aus dem deutschen bürg, aus welchem sich die abl. it. borgese,
sp, burges, pg, burgel, fr. bourgeois nicht entwickeln konnte (vgl. unten
ftranciJ), d, h. in der römischen Volkssprache muß schon bargensis gegolten
haben, bis durch einflufi des deutschen bürg die form mit gtdturdlem
g, it. borghese, pg. burguez, pr, borgues, altfr. borgois daneben aufkam.
Auch im span. Ortsnamen Burgos hat sich das wort erhalten, es ist eine
pluralform, lat Burgi Burgorum, ude denn die stadt mit Vereinigung
mehrerer dörfer (im j. 884) erbaut ward, s. Esp. sagr. XXVI, 169. über
die weite Verbreitung dieses wortes vgl. Diefenbach, Goth. wb. I, 264.
Borin 0 it, burin /r., sp. pg. buril, aZ^sp. boril grabstichel; woJd
vom ahd. bora terebra, borön terebrare.
Bornio it., borni cat., borgne fr., borli limous. einäugig; vb. dUfr.
borgnoier, im Voc. dtMLC. bornier mit der bed. lippire. Hieß es ur-
sprünglich schielend, eine bedeutung, die ihm das bemerkte glossar von
Douai beilegt (borne ^strabo) und die sich auch in einer mundarÜ. eur
sammensetjmng mit oculus ausspricht (bornicle schielendes auges Dict.
genev. p. 42, im Jura bournicler schielen), so ist sp. bornear krümmen,
ausweichen gleiches Ursprunges: in derselben spräche heißt tuerto -ge-
krümmt, schielend, einäugig, turnio schielend, von tornear drehen. Woher
aber dies wort? Das bret. born steht jzu eimdn im cdtischen da, um
nicht verdacht der entlehnung aus dem franz. eu erregen. Es findet sich
ein henneg, bigornier schielen, welches Hecart aus bicornis eu deuten
geneigt ist, aber die syncope wäre zu ungewöhnlich. Ital. borniola
falsches urtheU wird wohl hieher zu stellen sein.
Borra it. sp. pr., bourre fr. scherwolle, abgeschorenes haar von
tüchem, grobe wotte, flocken von haar. Wir haben hier, wie schon Aldrete
fol. 47"^ anmerkt, den Singular des bei Ausonius vorfindlichen barrae
passen, lappalien (auch it. borre, sp. borras in demselben sinne) vor uns:
flocke und posse berühren sich öfter. Aus diesem burra bildete das altere
mUitein ein adj. reburrus struppig, kraus. Dahin gehört auch sp. borra,
borro junges schaf, mit kurzer wolle, abgel. borrego dass.; it. borrac-
cia, 5p. borracha weinschlauch (von ziegenf eil?); pr. borräs, fr. bourras
grobes tuch, nüat. borratium; t?6. />. bourrer, it. abborrare ndt wolle
ausstopfen, sp. pg. borrar sudeln, klecksen (aus der bed. von borra un-
nützes zeug in Schriften)', sbst. sp. b orro n, pg. borräo klecks. Vgi. burro,
Borrace it., sp. borrax, fr. borax ein aus China und Japan kom-
mendes mittelsalz; vom arab. büraq Golius 260, Fr O/tag I, HP.
Borraggine it., zsgs. borrana, auch borrace, sp. borraja, pg. bor-
ragem, pr. borrage, fr. bourrache, wal. borantze ein kraut, borretseh,
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L BORSA-BOTTAEE. 61
barrago Linn. Das Vaterland dieser pflame *soU die Levante^ namentlich
die umgegend von Akppo sein, und daher konnte auch der Yuxme kommen.
Indessen hat borraggine ein acht ital. gepräge^ indem diese spräche eine
anßoM pflaneennamen mittelst des Suffixes aggine = lat ago neu bildet
(eapr-, fus-, lent-, ulivaggine). M nun der stamm nicht ein erweislich
fremdery so dürfte man in beeiditmg auf die Jiaarichten blätter des krautes
wohl an das oben genannte borra, besonders an dessen span. bed. strup-
piges barthaar und an die frane, bed. rauhe haut über den hervorbrechen-
den äugen des weinstockes. so wie an die ital. form borrace, sofern sie
dem fr. bonrras (grober stoff) bu entsprechen scheint^ erinnern.
Borsa it. pr.j sp. pg. bolsa, fr. bourse geldbeutd, börse, Versamm-
lungsort der kaufleute; vommlat. bursa, byrsa, gr. ßvgaa, feil, leder.
Borzaccbino ö., sp. borcegui, fr. brodeqain art halbstiefel; vom
nmdl. broseken KU., in älterer gestalt brosektn, dimin. von broos (f)
mit gl bed., vermuthlich umgestellt aus byrsa leder, wie auch leerse stiefd
aus leer (leder) entstand.
Bosco it., sp. pg. bosque, pr. bosc, fr. bois^ mlat. boscus utid
boßcus gehÖUf. Dieses wort darf nach J. Grimm, über diphtf^onge {vgl.
gramm. 11^ 277, wb. v. busch) auf eine deutsche wursel 0urückgeführt
werden, bauen, wovon eine ahd. adjectivform buwisc, buisc baumateridl,
höh {wie fr. bois) atumnehmen wäre; auch das sbst. busch brauchte nicht
eben aus dem romanischen zurückgekehrt zu sein (doch wohl mhd. bosche?)
Das deutsche ü müßte sich also im roman. durch position gekürzt haben,
daher bosco ßr busco, s. busca. Die franz. abll. bosquet und bo-
cage, ßr die veralteten hoBchet, boschage, schließen sich mit ihrer kehl-
temds den südlichen formen (i^. boschetto, sp. boscage) an; auch bouquet
bkmenstraufi ßr bousquet (vgl. lat. Silva wald, dsgl. menge pflanzen) ist
kiäwr zu nehmen. Zsgs. ist it. imboscare, sp. pr. emboscar, fr. em-
bnsquer {aU embuscher und embuissier) in den busch d. h. in den hinter-
halt legen, daher im Garin en un bruillet (gebüsch) les a fait embuschier
DC. v. brolium; engl, ambush hinterhcdt.
BosBO rt., sp. box, pg. buxo, pr. bois, fr. buis buchsbaum; von
bnxus. Daher dbgel. it. buscione,- fr. buisson, pr. boisson straiuih
(nickt von bois, bosc, welchen nur ein pr. boscon gemäß sein würde);
dsgl. it. bössolo buchsbaum und büchse, sp. bruxula compass (mit einge-
schobenem r, vgl. pr. brostia unter boite //. c), fr. boussole, so wie
ip. buxeta, pr. bosseta, /r. bossette ^cAoo^a^ vonbuchs, überhaupt büchse.
Botta: it., ättfr. botte, auch hoz Ren. II, 152, kröte, champ. dauphin.
böte; scheint aus deutscher würzet in bözen stoßen, treiben, so daß es das
amfgeiriehene thier bezeichnete. Auch sp. boto acfj. stumpf, fr. bot in
pied bot Jdumpfufi, botte klumpen, chw. hott hügd, u;aZ. butaciu stumpf,
blöde {ungr. buda) müssen dieser würzet zufallen: nhd. butz, butzen, näd.
butt bedeuten etwas abgestumpftes.
Bottare it. in dibottare durcheinander schlagen, dsgl. buttare
ausschlagen (von bäumen), sp. pg. pr. botar, fr. bouter stoßen; vom mhd.
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62 I. BOTTE-BRACA.
bözen stoßen^ Jchpfen. Sbst. maü. bntt knospe, ü. botto, botta^ sp. böte
fr. botte stoß, bout ende, spüjse (obd. bütz hrustwaree)^ daher debont auf-
reckt, mettre debont mit dem ende hinsteUen, aufrecht stellen^ dsgl.
aboutir eu ende gehen. Abgel. it. bottone, sp. pr. boton, fr. bonton
knospe, knöpf eigentl. etwas hervorstoßendes, ausschlagendes^ vidleicht
buchstäblich das ahd. bözo bündel (knoUen?). Auch kymr. bot, böth runr
der körper ist verglicken worden, die itai. doppelform aber mit t und z
in bottone und bozza (s. unten) scheint deutschen Ursprung anjmseigen.
Botte i^., ^« i>^- bota, fr. botte, boute, mwZ. botq, bnte haben die
bedd. faß, kübel, schlauch, stiefd u. dgl. Die Wörter sind vielen sprachen
gemein, z. b. gr. ßovTig, ßuzig flasche, ags. bntte, nkd. btttte ein großes
gefäß, gael. bot Stiefel. Bntte begegnet schon in einer Urkunde v. j. 664
Marin, p. 124. AbU. sind it. bottiglia, «p. botilla, botija, fr. bon-
teille, ndat. buticnla, in den Casseler glossen pnticla, in einem scherz-
haften artikd jmr L. Säl. (cod. guslf. 8.jh.) aber schon botilia; dsgl. it.
bottino Wasserbehälter, ahd. bntin, ags. byden u. o. m.
Bottega it., sp. botica, pr. botiga, fr. bontiqne krandaden; von
apotheca vorraihskammer, neap. mit tenuis potega, sie. pntiga. Der weg-
fall des a kann darin seinen grund haben, daß man in l'apotheca es ewn
artikel rechnete.
Bottino it., sp. botin, beide wohl aus dem fr. bntin beute; vom
nord. byti, nihd. büten, s. Mhd. wb.
Bozza it., pr. bossa, fr. bosse, pic. boche betde; ac(j. fr. bossn
buckelig, bosseler bucklig machen, beiden oder getriebene arbeit machen,
bosseln; dsgl. it. boccia knospe, kugel, sp. bocha mit leteterer bed., pg.
bochecha aufgeblasener backen. Im latein sucht man diesen stamm
vergebens; leicht aber erkennt iTMn darin das unter botta schon erwähnte
hochd. bntze, bntzen etwas abgestumpftes, klumpenartiges, vgl. ndl. bntse
beule, vom mhd. bözen stoßen (h^orstoßen) , s. oben bottare. Ital.
bozza und bozzo bedeuten auch einen grob bearbeiteten d. h. einen noch
unförmlichen stein, daher das vb. abbozzare aus dem rohen arbeiten,
pg. esbo^ar, altsp. sbst. esbozo = ü. abbozzo, wogegen das sp. bosque-
jar eine sehr abweichende gestalt- zeigt. — Derselben herkunß wie die
obigen formen mit radicaUm o sind andere mü n: it. bnzzo boMteh,
nadelküssen, sp. bnche bissen, kröpf, magen, auch bausch eines kleides;
sp. bnchete s. v. a. bochecha; fr. bnt erhabene mitte eines dinges, siel
des schützen, daher zweck (wie auch das letztere deutsche wort Ursprung-
lieh den nagelkopf im fnittelpunct der Zielscheibe bedeutet), zsgs. d6but;
fem. bntte aufgeworfener erdhaufe (altn: bütr äbgesiumpßes ding). Von
bnzzo ist maH. buzzecca, piem. bnseca, it. bnsecchio gedärm, vgl. ahd.
gebnzze "^exta Graff UI, 233, An sp. bnche' scheint sich auch zu schlie-
ßen bncha brotbehäUer, Sparbüchse, vb. buchar verstecken.
Braca it,, sp. pg. braga, pr. braya, altfr. braie hose (gewöhnt, im
plur.), sp. braga, nfr. braie windet; vom lat. braca, in frühem mitteüatein
braga, angeblich ein gallisches wort, bret. bragez.
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I. BRACCO-BRANDO. 63
Bracco f^., sp. braco, pr. brac, fr. braque Jagdhund^ Spürhund; vb.
ü. braccare nachspüren; vom ahd. braccho, nAd. bracke. Span., adj.
braco stumpfnasig. Aus der altfr, form bracon floß braconnier tcüd"
dieb, vb. braconner in fremdem gehege jagen.
Bragia, brascia, bracia it., sp. pr. brasa, pg. braza, fr. braise glühende
ioAIe, /Zorn, brase KU.; rft./r. braser löihen, altfr. brasoier rösten DMce.
p. 68, Uy brasiller dass. Roq.; zsgs. it. abbragiare^ sp. abrasar, fr.
embraser onBünden, altfr. esbraser LRs. 307. Vom oitn. brasa löthen,
sehced. brasa flammen, wie Diefehbach, Goth. wb. /, 327, gegen die
deutvng ams ags. blase fackel {wovon blason) mit recht behauptet; dies
nord. brasa wäre dann das ags. bräsian vererben, woraus sich die ital.
form bragiare gut erMärt, bracia aber ist ausgeartet wie cacio von caseus.
Dieselbe deutung schon bei Wächter, Gloss. germ., und Löscher, Literator
edta p. 94. Zu merken ist noch mail. brasca anzünden.
Brago it., aiUsp. bray Conq. Ultram., pr. brac, altfr. brai schlämm,
daher le pajs de Bray nach Ducange, pr. auch eiter, cot. brac geschwür;
adj. pr. bragos, aitfr. bragenx schlammig. Die herkunft dieses, wie man
siM, gemeinrom. Wortes steht nicht sicher. Menage verweist auf ein gr.
ßQoyog = HXog sumpf, teich bei Hesychius, und Isadk Vossius in seinen
amnerhungen macht das ndl. braak (bruch) davon abhängig. Das griech,
elymon genügt buchstiUdich und erregt auf das ital. wort angewandt am
wenigsten bedenken. Neufr. brai hat nur die bed. iheer, daher wohl sp,
brea, pg. breo dass., vb. brayer, brear theeren.
Bramare it., chw. brammar heftig verlangen, sp. pr. bramar, fr
bramer schreien, neupr. brami mit beiden bedd., vgl. oMcat. glatir bellen^
neucat. begehren, und Festus stelle: latrare Ennius pro poscere posait
Es iti das ahd. breman, ndl. bremmen brüllen, entsprechend dem gr.
ßifdfiMr.
Branca it. altsp. altpg. pr., fr. branche, pr. auch masc. branc
kndlej sweig, wal. brenc? hand, vorderfufi, mlat. branca leonis eine pflanze
(mm 1070). Verwerflich ist die deutung at*s brachiam mit emgesetetem
n, da eine solche form immer nur brancia ergeben konnte. Unzweifelhaft
ist branca em sehr altes roman. wort, ja vielleicht schon der römischen
Volkssprache bekannt: für ersteres spricht die ital. abl. brancicare mit
palatalem c, indem solche bildungen nur aus alten stammen hervorgiengen
oder doch in alter zeit entstanden ; für letzteres das dasein des Wortes im
walach. mit eigenlhümlicher bedeutung. Zusammenhang desselben mit dem
aUgad. brac, com. brech (e aus a), kymr. breich arm (des baumes äste
sind seine arme) mit ausgefaUnem n muß man anerkennen und vidleicht
vergegenwärtigt das bret. brank noch die reinere form. Vgl. Diefenbach,
CM. I, 210. Von branca kommt it. brancolare tappen u. a. m.
Brando it., pr. bran, altval. brant (noch bei A. March), altfr. brant,
bninc^ bran schwertklinge (branc de Tespöe); vom ahd. brant tüio, aUn.
brandr gladius, vgl. wegen der bedetUungen den span. schwertnamen
Tizon = titio, später in Tizona verändert, s. Sanchez, Colecc. I, 227.
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64 I. BRANDONE-BRAVO.
Daher it. brandire, pr. fr. brandir, sp. blandir den degen, die Icoize
schtvingen; dim. /r. brandiller schtoingen, dsgl. hreLnleTy j^gs. ihreLnler,
für brandoler. Eine andre abl. ist pr. brando, /r. brandon, sp. blandon
fachel; altfr. brander brennen, in flammen stehn s. Chron. de Fantosme
V. 958y pr. brandar, neupr. brandd, piem. brande hocken, wallen, dUpr.
abrandar in brand seteen.
Brando ne ü.^ esge. brano, feteen fleisch oder tuch^ aUsp. brahon
{für bradon) tucMappen, pr. bradon, brazon, braon, aUfr. braion, lothr.
bravon, engl, brawn wulst fleisch, dickbein; vb. it. sbranare, altfr.
esbraoner zerfleischen; vom ahd. bräto {acc. brätnn, bräton) fleischiger
theil, wade.
Brasile it., sp. pg. brasil, fr. br^sil (7 mouille) eine ort höh zum
rothfärben, das sich in großer menge in Brasilien findet, woher der name
des landes. Das mittelcdter bezog es von einem andern bäume aus ver-
schiedenen gegenden des Orients: grana de brasile (brasüienscharlach) er-
wähnt bereits eine italische Urkunde von 1193 s. Ducange; andre niUst.
Schreibungen sind brasilinm, bresillum, braxile, pr. brezilh, bresil, ältfr.
une neufr. und oft neben orientalischen färbestoffen und gewürzen genannt.
Aber das wort verweigert der Orient, der Araber z. b. nennt die sacke
baqqam. Gekt man von der prov. form aus (und Marseilles weUhandd
berechtigt dazu), so darf man mit fug an eine ableitung aus briza krüm-
chen denken (s. briser U. c), woher auch brezilhar zerkrümeln, noch jetzt
fr. br^siller (bres für bris euphonisch wegen des folgenden i), so daß es
etwas zerbröckeltes bedeutete, denn das brasUienholz kommt und kam wohl
auch sonst gewöhnlich in Meinen spänen nach Europa. Auch andre han-
delsartikel dieser art, wie Scharlach (grana), zimmet (cannella) nannte
man nach der gestaU, in der man sie empfieng. Diese grammatisch und
logisch begründete herleitung wird sich besser empfehlen als die gewöhn-
liche at4S brasa glühende kohle (in beziehung auf die färbe), denn das
naturreich hätte schicklichere vergleichungen dargeboten. Überdies müßte
man alsdann die span. form zu gründe legen, deren suffix il aber dem
begriffe wenig angef)tessen scheint, abgesehn davon, daß der Provenzaie
keinen grund hatte, von dem buchstaben des bei ihm gleichfalls einhei-
mischen brasa abzugehn. — Das it. brasile nebst brasiletto haben erst
neuere Wörterbücher; dafür ist verzino (bereits beiL. Pulci) Üblich. Ncu^
der strenge des lautgesetzes stimmt es nicht zu brasil oder brasil; erwägt
man indessen das ven. verz-el-ä d. i. verz-el-ato, das sowohl mit seiner
bedeutung (fleisdvfarbig) wie mit seinen suffixen das sp. bras-il-ado r^^ä-
sentiert, so unrd man auf die möglichkeit einer identität von brasil und
verzino geleitet. Aber letzteres fordert noch die vergleichung eines arab.
Wortes. Vars ist eine als gdb, häufiger als roth bezeichnete zum zeug-
färben und schminken gebrauchte, im handel befindliche pflanze Arabiens:
gegen dieses etymon würde wenigstens die grammatik keine sckwierigheit
erheben.
Brayo it. sp. pg., brau pr. (f. brava), braye/r. (hieraus unser brav,
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I. BRAZA-BRENNO. 65
seU dem 17. jk im gebrauch); abgd, sp. pg. bravfo. Dk älteste noch
im Südwesten fortdauernde bedetdung ist ^urUfändig, stürmiscK^ dalier sp.
braviar hriUlen, aUsp. abravar in unUh bringen Conq. Wltram.; aber
<mch im aUüal. Uest man unde brave stürmische wogen s, Archiv, stör,
iki. app. num. 18yp. 60. Besonders braucht man es von ungeeahmten
ihieren, sdbst von unlden pflanzen: ndat. bravus bo8, it. bue brado (für
bntYo) junger noch nicht ans eichen gewöhnter ochse^ npr. brau stier, cät.
hdb, sp. ganso bravo unlde gans, pg. uva brava wilde trmcbe. Daran
hwpfl sich die bed. stürmisch im kämpfe, tapfer, sodann tücJüig^ trefflich,
stattlich. Das fr. brave, welches jene grundbedeutung nicht anerkennt,
muß erst später aus dem ital. oder span., in welchen sprachen, der leta-
leren besonders, unser wort die meisten sprossen getrieben, entlehfU sein;
es fMt der älteren spräche, worin es brou oder breu hätte lauten müssen,
die ursprüngliche form und bedeutung aber blicht noch hervor aus ^brouer
brausen, rabroaer grob anfahren, die am brau mtstanden wie clouer
am elau, wiewohl Le Duchat rabrouer aus lat. abrogare deutet. Die
herhunfi von bravo ist nicht gesichert. Drei Wörter am drei verschiedenen
sprachen bieten sich der erwägung da/ri lat. pravus verkehrt, unrecht,
bfmr. braw sbst. schrecken, ahd. raw roh. Aus pravus konnte it. bravo
geworden sein, nicht leicht sp. bravo oder pr. brau, aber die bedeuttmgen
stolzen sich cib; übrigens findet sich das lat. wort außer im it. sp. pravo
auch im pr. prau richtig geformt und ganz in seinem lat, sinne. Daß
das derivatum pravitas, it. pravita, sp. pravedad, dem mit b anlautenden
stamme gänslich fehlt, woüen unr nicht 0u hoch anschlagen. Bessere an-
^miche scheint das gane formgerechte braw zu haben, allein ist es nicht
verdächtig, daß es dem Romanen in seiner eigentlichen geltung als Sub-
stantiv fehlt? Das bret. braö (schön, lieblich) ist nebst dem gleichbed.
ndl. brauwe (s. EUian) nicht celtischer, sondern franz. herkunft. Wie
aus dem lat. crudus konnten sich aus dem ahd. raw leicht die bedd. un-
biegsam, wüd, rauh, tapfer entfalten; hier muß eine Verstärkung des an-
lautenden r durch b angenommen werden, die auch in andern fällen
(bniire, brusco, braire cet.) vorzuliegen scheint, deren verhältnismäßige
sdtenheü aber auch diese detUung nicht zu voller glaubwürdigkeit gelangen
läßt. Sollte ein Zusammenhang anzunehmen sein zwischen brau und dem
unten vorhmtmenden briu kraß, oder zwischen brau und braire pr.
schreien, 1)raidiu kitzig, stürmisch, vgl. das oben erwähnte it. brado für
bravo? Aber der Wechsel zwischen den diphthangen au und iu oder au
•md ai gründet sich auf zu wenige fälle für eine solche annähme. Die
alte herleitung aus ßgaßeiov können unr bei seile setzen. Grimm D. wb.
gibt auch noch das slav. pravi (recht, acht) zu bedenken, aber gestält, be-
dmäung tmd selbst heimaih dieses Wortes scheinen es nicht zu empfehleti.
Braza sp. pg., pr. brassa, fr. brasse ein längenmaß, Uafter; vom
plur. braehia die (amgestreckten) arme, daher altfr. brace lev^e mit offnen
armen Antioeh. I, 47.
Brenno genues., sard. brinnu, piem. comask. pr. altfr. altsp. bren,
6
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66 I. BRESCA-BRIBE.
piem. auch bran Weic, tifr, bran äbfaÜ, ausumrf; nach Diefenbachy Goth.
wh I, 321, auch sp. brana abfall von bäumen, Viehweide, brana schon im
8. jk Yep. iZT, n. 17 (v,j, 780), später auch branea; ein ceU. wort^ gad.
bran, hymr. brän, bret. brenn kleie,
Bresca mantuan. sard. sp. cot. pr,, yriscasic, bresche altfr^homg-
wabe, in späterem mlat. brisca. Villemarque, Did. fr. br. p. vil erJdäri
es für celtisch: ir. briosg, Äymr. bresg, bret. break, aber die lexica ver-
sagen diese Wörter. In deutschen glossaren toird brisica mit "^wirz über-
setzt, dies bedeutet mit honig gemengtes wasser (Mhd. wb. HI, 761, Dief.
Gloss. tat. germ.), allein dieser umstand führt uns der queUe des Wortes
nicht näher. Mahn gesellt es zum pr. brusc bienenkorb.
Brete sp. fufischellen, pg. vogelschlinge, pr. bret (bretz? LR. II,
266) nebst attfr. bret mit letzterer bed,; abgd. aitfr. broion schlinge
Sax. J, 233, II, 86, Og. 1939; bretelle tragband, comask. bretela, bar-
tela schwanariemen. Diese Wörter scheinen stammgenossen, und Mahn
p. 64 deutet sie passend aus ahd. brettan stringere. In diesem faUe kam
also das hochd. t, une in einigen andern, namentlich dem wur£ielverwandten
it. brettine (s. unten brida), in anwendung, Rom. gramm. I, 314.
Brettonica i^., ^. pg. hrQU)v\Q.2i, eine pfUmze; von betonica, nur
wegen des eingeschobenen r zu erwähnen, fr. b^toine.
Brezza it., fr. brise, engl, breeze kühler windeshatich, maU. brisa
kühles lüftchen aus norden, altsp. pg. briza, neusp. brisa nordostwind;
zsgs, it. ribrezzo frost, schauder. Von unsicherer herkunft; sp. brisa
k(kinte selbst aus bisa entstellt sein. Es gibt ein oberdeutsches britzen,
britzein fein regnen, rieseln, das aber dem begriffe nicht genügt. Besser
nimmt man, von Italien ausgehend, in brezza eine Verstärkung des an-
latdes von rezza für orezza sanfter windeshauch an, wodurch zugleich
dem abweichenden genus in ri-brezzo genüge geschieht, da auch orezzo
vorhanden ist, s. oben aura.
Bribe fr. stück übrig gebliebenes brot, wallon. brib aknosen; vb.
wallon. brib er, pic. brimber auf bettelei amgehn. Die picard. form für
bribe ist brife, daher dUfr. brifer gierig essen (wie der betüer das brot),
brifaud fresser, auch bret. hrils^ brifaod, wohl auch ä. briffalda dime,
landstreicherin. Denkt man sich bribe aus ahd. bilibi brot, nahrung ent-
standm, indefn l in r übertrat, so erklärt sich zugleich das picard. i aus
ndd. form, z. b. ags. bilifen; doch findet sich vieUeicht^eine einfachere er-
Märung. Man hat freilich auch auf^ kymr. briw etwas abgebrochenes, vb.
briwo, verunesen; kann aber aus kymr. w ein rom. b oder I hervorgehnP
Offenbar derselben herkunft ts^ g?. bribar ein landstreicherld>en fuhren
= M;aZiow. briber ; sbst. briba, it. birba landstreicherleben; sp. bribon,
it. birbone, birbante, altfr. briban landstreicher. — [Gegen den vorge-
brachten detäungsversuch wendet Wackemagd die muthmaßliche b^onung
bilibi ein. Entscheidend möchte der einwand doch wohl nicht sein, da der
Romane den deutschen accent leicht fortrückt, für büibi also bilibi, end-
lich blibi sprechen Iconnte.]
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I. BRICCO-BRILLAEE. 67
Bricco ü.f briqne fr. Ziegelstein; vom ags, brice abg^ochenes stück;
engl, brick, ursprüngl. also ein bntchstein. Henneg. und bürg, bedeutet
briqae überhaupt ein stück: briqne de pain ist = ags.]iMeBhnce. Bim.
ü. briccolino Stückchen. Zu demselben stamme gehört wohl auch it.
brieca rauhe gegend, piem. brich alpe, comask. sbrich^ maü. bricol ab-
siurßy steile höhe.
Bricco it. in s-bricco, daher briccone, pr. bric, bricon {auch fem.
brieonaX dUfr. = prov. schelm, spitzbube (gesellt sich gerne zu fol, s.
Gar. H 24, LR, 11, 268). Nach Ducange vom roman, briga zank,
wozu aber die kehltenuis nicht passt. Näher liegt ahd. brecho verletzer,
störcTj vgl. hfis-brecho praedator, ags. brica, dsgl, altfries. breker ver-
brecher.
Brida sp. pg. pr., fr. bride, al^r. bridel, it predello zäum; vom
ahd. brittil, prftil (mhd, brtten weben). Eine andre form ist it. briglia
aus dem zsgz. britl, daher entlehnt das wal. bregle; eine dritte it. bröt-
tine (für brettUe?)
Briga it. aitpg., dltfr. brigue (broie NFC. J, 297?\ sp. pg. pr.
cot. brega zank (iiai. at4ch geschäft, cot. lärm, getümmel, nfr. bewerbung);
vb. ü. brigare, fr. briguer eifrig streben, dringend bitten, sp. bregar,
pg. brigar zanken, sich anstrengen, pr. cat. bregar, fr. broyer zerreiben;
dsgl. it. bri gante aufwiegler (adj. geschäftig), pg. brigao zänker, sp.
bergante, pg. bargante spitzbube, schdm, fr. brigand strafienräuber; it.
brigata geseUschaft, rotte, heerschaar, daher fr. brigade. Daß sich aUe
diese Wörter zu einem stamme brig mit kurzem i bekennen, ist leicht zu
ermessen; die grundbsdeutung mochte unruhe, geschäftigkeit sein. Die
german. sprachen bieten diesen stamm nirgends, bekannt ist dagegen das
cdt. briga in städtenamen (Humboldt, Urbewohn. Hisp. p. 143) und das
hfmr. brig gipfele aber auch nur der buchstabe gewährt anlehnung. Son-
derbar liegen grade im ital. die worte am vollständigsten und reinsten
vor (vgl. auch noch die zsgs. disbrigare, imbrigare), während im Süd-
westen der stamm zwischen brig, breg, berg, barg schwankt. Das span.
Wörterbuch stellt auch ein veraltetes briga Stadt, flecken auf, es ist aber
nur ein von den gelehrten eingetragenes wort. Brigante ist im itai. ein
klares particip, das keiner herleitung aus dem celt. völkemamen Brigantes
bedarf, die franz. und port. formen brigand, brigao aber haben etwas
fremdartiges, sie erinnern an tmand, tmäo (s. das.). Im miatein verstand
man unter brigantes leichtes fußvolk, daher fr. brigandine art panzer;
das it. brigantino soll ursprünglich raubschiff bedeutet haben. Mansche
auch Diefenbach, Odt. 1, 212 ff., Goth. wb. I, 322, Orig. europ. p. 271.
Brillare it., sp. pr. brillar, fr. briller glänzen, funkeln. Da die
it4Ü. spräche nidU brigliare gibt, so enthielt auch das etymon^ wenn nicht
cMes trügt, die doppelconsonanz 11, die sich in den übrigen sprachen ohne
Schwierigkeit erweicht, und so ist die bekannte herleitung aus beryllus
(m der parmes. mundart brill) name eines wasserheUen edelsteines, gram-
wuäiseh voUkommen richtig, ja das pr. und fr. 11 ließe sich auf die alte
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68 L BRIN-BROCCO.
form bericle aus beryllus bestehen. Dem begriffe etwas naher läge ewar
vibrillare von vibrare funkdn, gliteem^ aber das sufßx ill würde it. eil
(brellare) verlangen; für vibriculare war brigliare su erwarten.
Brin arag. pr., pg. brim, fr. brin faser; scheint gleiches ursprui^
ges mit bren, s. brenno.
Brio it. 5p. pg.y briu pr., oMfr. bri (selten^ js. b. DMce. p. 161, 21)
lebhaßigheit, kraft, muth; daher pr. brivar, abrivar drängen, part. abri-
vatz, aitfr. abriv6 (oß abriev6 geschr.) eilfertig, sp. brio so hraftvoU,
brigoso im Canc. de Baena; ob auch ü. abbrivo voller lauf des Schiffes,
abbrivare absegeln, und nicht von ab-ripare? Nahe liegt gr. ßQifv ^ark
sein; naher aber doch wohl das aUiriscfie brtg Zeuß 1, 26^ gael. brigh
hraft, leben, vgl. wegen u aus g pr. crau aus crag.
Brocca it., pr. fr, broc kanne, krug, daher das schweif, broke,
brög kübd. Nach Ferrari vom gr. ngoxovg wasserkrug; nicht verwerf-
lich, da der griech. anlaut rc in einigen fällen zur media wird. Wer
steht aber dafür, daß dies wort nicht mit dem folgenden identisch sei, in-
dem man die kanne nach ihrer hervorstehenden mündung oder schnauze
(lat. nasas, rostnim) benannte? Schon Le Duchat dachte daran. Ein
diminutiv ist pr. broisson hals der flasche {gleichsam lat. broccio), pic.
brochon auch visier des hehnes (ursprüngl. etwas hervorstehendes).
Broc CO ü. {verstärkt sbrocco, sprocco) spitzes abgebrochenes holz-
chen, auch spröfichen, parm. broch ast, altfr. und noch picard. broc spitze,
spieß, dsgl. mit c piem. brocio = it. brocco, lomb. broc = broch, fem.
it. brocca oben gespaltener stecken, sie. brocca dass., auch pfropfreis,
würzdchen, piem. parm. ven. broca kleiner nagel, lomb. ast (uHe das masc.),
sp. broca spule, bohrer, schuhmacherzweck, pr. broca, fr. broche spieß,
hölzerne nadd (s. brocca DG.); dimin. it. bröccolo kohlsprosse (vgl. die
bedeutungen des it. sverza kohl und Splitter); vb. it. broccare,^. brocar,
fr. brocher stechen, sticken, daher broccato, brocard ein mit blumen durch-
wirkter stoff. Dieses rom, brocc unirde dem lat. broccus entsprechen,
wenn die bedeutung der lexica ^einer der hervorstehende zahne hat, dsgl.
ein solcher zahn selbst" oder 'hervorstehend, von zahnen (Freund), hdUbar
wäre, welches aber Schwenck, Deutsch, wb. p. xn, widerlegt, indem er dem
Worte nur die bed. dicklippig oder kurzlippig (so daß die oberen zahne
nicht ledeckt sind) als eine mögliche zugesteht. Merkwürdig ist, daß diese
bloß auf die lippen bezogene bedeutung auch die der alten lat. -deutschen
glossare ist: ^hocMeftzig, hochmundig', oder 'des sync oeverste lypp dicke
is Dief. Gloss. lat. germ. 82^, eine bedeutung, die freilich schon in d&n
Gloss. vetus 612 vorlag: brocca 'labrosa\ oder in einem der Erfurter glos-
sare p. 278^: broccus 'qui labrum super justum modum habet \ Broccus
ist also nicht zu brauchen, aber was bleibt übrig? Frisch verweist (xuf
das deutsche sprot, sprofs, das aber trotz der ital. form sprocco nicht
passt. Menage und Ferrari gewinnen das roman. u)ort aus lat. veru
'mitteist des sufßxes oc: veroc vrocc brocc; aber dies sufßx wird schwer-
lich auf den in broc enthaltenen begriff angewandt, nimmt auch im span.
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1
I. BRODO— BRONZO. 69
regdmäßig die form uec an. Noch weniger geht verüculum. Was das
deutsche brocken und brach betrifft^ so geben sie immer nur den sinn des
dbgebrocheneny der im roman. nicht entschieden vertreten ist. Vollkommen
befriedigt ir. gaeL brog (verb.) stacheln^ brog dhle (mit verschiedenen
deruHiUen), wenn dieser stamm nicht atis dem roman. entlehnt ist, '
BrodO; broda it., sp.pg. brodio, bodrio, pr. bro, daher fr. brouet
brühe; vom ahd. brod, ags. brodh, ir. broth, gael. brot, edle mit derselben
bedeutung; nUai. brodiiUD; 'bruegx Voc. opt. 10, 142 und anderwärts.
Broglio tmd braolo it. (s. ersteres bei Ferrari), pr. braelh, fr.
hrmil, fem. pg. bralha, pr. braelha, altfr. braelle umeäuntes gebüsch
oder baumstüch, brühl; vb. it. brogliare, cUtsp. brollar, |)^. j>r. brolhar,
fr. brouUler, pg. auch abrolhar sprossen, sprudeln, sich empören (hervor-
brechen), it. broglio empörung. Ein altes Zeugnis gewährt das Capit. de
viUis: lucos nostros, quos vulgus brogilos vocat, sonst auch broilns, bro-
lius im nüatein. Das wort wird für celtisch gehalten: hymr. brog heißt
auf Schwellung, ein mit keimen und sprudeln verwandter begriff; brog-il
aber mit dem suffixe il hat sichtbarlich deutsche ausprägung erfaJiren,
wenn nicht die wureel selbst deutsch war (vgl. mhd. brogeu sich erheben),
wie denn dctö wort auch in alten deutschen Ortsnamen vorkommt, Graff
III, 282, Forstemann II, 298. Abgeleitet von fr. brouiller vermengen,
verwirren, trüben, ist brouillon Unruhstifter, dsgl. concept (eigentl.
8udelblatt)f aber wohl nicht bronillard nebel, s. brou^e II. c.
Bronco it. stamm, stock, ast, sard. hmnou Schößling (dsgl. schnaujse,
wcfär auch runcn), fem. fr. bronche Strauch, altsp. broncha ast; abgel.
it. broncone abgehauener ast; vb. fr. broncher straucheln (wie it.
cespo Strauch, cespicare straucheln)^ pr. abroncar anstoßen, anklopfen.
Vergleicht man fom^en wie parm. .brocon = it. broncone, mail. brocca
ost = aUfr. bronche, so könnte n eingeschoben sein und bronc könnte isu
bioec gehören. Doch mag, da bronc eher etwas stumpfes als etwas spitzes
bedeudet, noch erwogen werden ahd. brach, ndl. brok etwas abgebrochenes,
abgestumpftes (daher Strauch, Staude), dem das pr. bruc in jedem sinne
eintspricht, s.II.c. Dieselbe herkunfl verräth auch das sp.pg. adj. bronco
rauh, plump, stumpf von geist {vgl. für diese bildliche anwendung lat.
tnmcus und nhd. klotz), so wie pr. bronc grobheit; in erster an erblickt
Aldrete fol. 47" entschieden das lat. broncus.
Bronzo it., sp. bronce {auch umgestellt brozne), fr. bronze eine
metaUmisehung, glockenspeise, ers; adj. it. bronzino er z farbig, mgr.
ix^i xai dvo Ttograg jigovr^iveg eherne thüren DC. gloss. graec; vb. it,
abbronzare verbrennen, schwärzen (von der sonne), altsp. bronzar, fr.
bronzer eine erefarbe geben. Obryzum auram, xQvaiov oßQv^oVy ist gold,
das die feuerprobe bestanden hat, in mittellat. glossaren, z. b. bei Papias,
auch *8plendor auri* : sollte man obryzum duf die ruich ihrem gusse gold-
aknliche eremischung übertragen haben? Hat man doch auch das messing
golderz genannt, s. unten oricalco. Das roman. wort müßte in Italien
geprägt worden sein, wo der anlatd o leicht abfallen und n vor dem dental
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70 I. BROTE— BRUCIARE.
leicM eintreten kannte. Aber sicherer erklärt man es doch wohl mit Mu-
ratori und andern aus bruno, so daß es für branizzo stände, wdches
bräunlich heißen konnte, freilich mit einer zurückeiehung des accentes, die
in nominalahleitungen nur selten, 0, b, im it. pincio aus pinicens, vor-
kommt; brunitius aber findet sich, von der färbe der pferde gebrautJdj in
den Gloss.trev.IIoffm.p.3, 36: mannas brun ros, quem vulgo brunicam
yel brnnitium yocant Wegen der bedeutung vergleiche man auch branire
gläfusend machen^ metallglanz geben. Ein treffliches etymon wäre engl
brafs erz, kupfer, ags. bras, ließe sich a so leicht in 0 verdrehen. In der
venee. mundart heißt bronza glühende kohle, vielleicht das dtsche brunst
gluth. — [Dieser deutung stelU sich eine neuere gegenüber ^ aus dem per-
sischen buring oder piring, bei Eichardson copper, valuable mountain brass,
orichalkj s. Dozy 26y auch von Biefenbach ausgesprochen^ der übrigens
gesteht j daß der vocal nicht stimme und Zwischenstufen nicht bekannt seien^
Brote, brota sp., pr. brot, fr. brout (fehlt it. pg.) knospe, auch sp,
pr. broton; vb. sp. pr. brotar knospen; vomahd. broz sprosse, brozzen
sprossen. Cdt. beeiehungen in Diefenbachs Goth. wb. I, 322.
Broza sp. abfall von bäumen, rinde, blättery pr. brossa, fr. brosse
kleines borstiges gestrüpp, heidekraut, dsgl. sp. broza, bruza bürste, so
auch fr. brosse, masc. pr. brus bruyere L. Rom^, daher fr. broüssaille
Strauchwerk, wohl auch it. bmzzaglia gesindel. Erwägt man die aUfr.
nebenform broce, pic. brouche, so muß ss = st sein und auch ^r. brostar,
fr. brouter (für brofiter) abweiden (altfr. broust weide, blääerabfäll) ist
hieher eu ziehen; it. brustia ßei Ferrari) = sp. bruza £feigt gleichfalls
st. Im gad. bruis bürste, abfalle, oder kymr. brwys üppiger wuchs ist
broza nicht eu suchen, da die form sich nicht hinein ßgt; genau passt
ahd. barst, brnsta d. i. börste, kämm (etwas struppiges), besonders deut-
lich hervortretend im fr. compos. rebours gegenstrich, rebourser, re-
brousser gegen den strich d. h. gegen die börste eines thieres fahren, vgl.
mlat. rebursus struppig. Die form mit st erinnert dagegen unmittelbar
an dlts. bmstian sprossen, bret. broust Strauch, brousta abweiden.
Bruciare, brusciare {in abbrusciare) it, pr. bruzar, bruizar, chw.
brischar verbrennen; daher abgd. it. brustolare, abbrustiare, pr. bruslar,
fr. brüler. Da sich eu diesem begriffe nirgends- ein stamm bruz oder brost
bietety so darf eine nicht ungeschickte deutung MuratorVs aus einem lat.
compositum hier eine stelle finden. Aus perustus fließt ein freguentcdio
perustare, welches romanisch in prustare syncopiert ward, daher mit er-
weichung des anlautenden p in b brustare, wofür es mehrere umfwdfel-
hafte fälle gibt, endlich mit bekannter behandlung des st, it. brusciare,
entstellt in bruoiare (vgl. cacio für cascio u. a.), pr. bruzar statt brussar.
So von dem hypothetischen perustulare it. brustolare u. s. w. Wodurch
diese deutung einigen anheilt gewinnt, ist daß brustolare, brusler formell
jm dem vorhandenen roman. verbum ustolare d. h. zu dem gleichfalls
vorhandenen lat. ustulare passt, so daß die formen mit anlautendem b
nur daraus erweitert eu sein scheinen. Dieses ustulare findet sich auch
im altsp. uslar Bc, pr. usciar {für ustlar), wal. usturä.
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L BRÜCO-BUBBONE. 71
Brnco ü. raupe, sp. bmgo erdfloh^ von braohus (ßQOvxog) heur
s(krecke^ hei JPrudeniius; daher auch iL brucare des laubes herauhm^
oiMatten? Eine andre ital. form^ br ucio^ weist aurf eine abl. bruchens.
Vgl. wai. vrah maikäfer.
Brngna t^., pg, brnnho, abrunho, sp. bruno, fr, brugnon, maü.
bnignoeu, dsgl. fr. brignole pflaume, Pflaumenbaum. Sie sind äugen-
stJieifdieh verschiedener herhunft Da neben U. brugna auch pragna,
neben brngnoen auch pragnölo besteht, so ist eine erwekhung des anUxu^es
p tn b anmmehmen, indem sich prugna aus prunea, wie ciriegia aus
cerasea, erklärt. Sp. brnno schwarae pflaume scheint aber auf das adj.
bnino surückeugehen. Im fr. brignole erkennt man den namen der
pflauinenberühnUen Stadt Brignole (Broniolacnm nach MSnage).
Bruire i^., fr. bruire, pr. brugir, bruzir, comask. brügi, aUcat.
brogir rauschen, murmeln; sbst. it. bruito, fr. brait, pr. bräit, brdida.
Nicht \inwahrscheinlich ist, schon nach Menage, dem lat, rugire, sbst. ru-
gitns, um der onomatopöie unUen ein b vorgesetzt, wenn nicht bereits in
der römischen Volkssprache eine form brugire, dem gr. ßqvxBiv nahe
liegend, vorhanden war. In der L. Alam. begegnet für rugit die lesart
brogit Prov. bruzir würde sich freilich auch ins lat. rudere fügen.
Bruma sp. pg. pr,, fr. brume, cot. ausgeartet in broma dunst, nebel,
wd. brume reif; von bruma kürjsester tag, wintereeit, bereits in den
Undenbr. glossen bruma ^ripho* reif, vgl. auch die Flor, glossen (Diu-
Udta II, 233).
Bruno it. sp. pg., pr. brun, fr. hmn fuscus; vom ahd. brfln, nhd.
braun. Daher vb. it. brunire, sp. brufiir, brofiir, vgl. pg. brunir, bor-
nir, pr. fr. brunir polieren, wie mhd. briunen glänzend machen.
Brusco it. sp., brusc fr. (woher unser brüsch), pg. fem. brusca
mjfrtendom, Stechpalme, mittelgr. /4n:Qovayu)g', von ru8cum {woher auch
nhd. mache) mit verstärktem anlaut: nicht anders verhält sich pr. brusc
rinde, bienenkarb zum gleichbed. rusca, it. bruscare abrinden eum com.
rasdt n^ ders. bed. Dahin auch pr. cot. brusca gerte (wie fr. houssine
von houx, 8. das.).
Brusco it. etwas herb von geschmack {z. b. wein), dsgl. mürrisch,
unfreundlich, sp. pg. brusco auffcJirend, verdrießlich, finster {z. b. vom
Iwnmd), fr. brusque auffahrend, hitzig; vb.fr. brusquer grob anfahren.
Nicht unpassend erklärt es Ferrari aus dem adj. labruscus in vitis oder
UYa labrusca wüde d. i. herbe traube; die erste sübe fiel auf ital. weise
ab und so wanderte das wort in die andern gebiete. Eben so gut mit dem
buchstaben, theilweise mit dem begriffe genügt ihm ahd. bruttisc, zsgz.
bmtf sc, finster, grimmig, doch mag das lat. wort auch hier den vorrang
h/Aen.
Bubbone it, sp. bubon, pg. bubäo, fr. bubon, wal. buboiu beule,
gesckmkt; vom gr. ßovßdv dass. Hieraus zog man ein primüiv sp.
bubft, bna, pg. bouba, bubo, fr. bube, wal. bube; ein auch bei mehreren
andern roman. Wörtern wahrzunehmendes verfahrm, s. Rom. Gramm. 1, 29.
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72 BUCATO-BUF.
Bucato ü.y sp. pr. bugada, fr. ba^e das waschen in lauge^ hurg,
buie lauge; vb. nur altfr. buer, chw. abgel, buadar in lauge waschenj
bret. bnga, das auf ein älteres fr. bnguer deutet. Es ist augensdteinliek
unser nhd. baachen, ndd. bücken, aber nicht dah^ entlehnt. Passend
leitet es Ferrari {mit welchem Weigand bei Diefenbach^ Goth. wb. 7, 278^
zusammentrifft) vom it. buca loch (bucare durchlöchern), weil die lauge
durch ein mit kleinen löchern versehenes tuch geseiht werde; im span. wird
darum dieselbe handlung colada (durchseihung) genannt, wie Schmdler s. v.
sechteln anmerkt.
Bucherame it., cot. bocaram, pr. bocaran, boqueran, /r. boogran,
mhd. buckeram ein steifes gewebe von leinen oder baumwolle^ ursprüng-
lich, wie man glaubt, von Ziegenhaaren, daher der name (boc, boc-ar-an) ;
nach Schmeller 111, 413 aber vom it. bucherare durchlöchern, also eigentl.
lockerer erst durch leim gesteifter zeug.
Buco it. sp. loch (fehlt pg,), dsgl. sp. buque geholt hohler körper,
bauch der laute, rümpf des Schiffes, cat. buc wie sp. buque, dsgl. bauch
des menschen, und nebst pr. altfr. buc bienenkorb, com. bugh rümpf fem.
nur it. buca loch, hohle; vb, it bucare durchhöhlen; vom ahd. büh,
das im mhd. buch, im altn. bükr, im mndl. buk, buik (Huydecoper zu
Stoke III, 469) bauch und rümpf hie/i, also beide roman. bedeutungen
(bauch = höhle) einschloß, im älteren ndl. biebuyck KU. auch die bed.
apiarium hatte, vgl Adelung, Mithr. II, 536. Damit ist zsgs. sp. pr.
trabucar, fr, tr^bucher zu boden werfen, (intr.) stürzen, pur zein, eigentl.
mit dem rümpf aus der richtung bringen oder kommen, gleichsam über-
rümpfen, vgl. it. tram-bustare umstürzen, von busto rümpf. Von trabucar
ist sbst. sp. trabuco, pr. trabuc, trabuquet, fr. trebuchet ein wurf-
geschütz. Als eine auf bocca (mund) zurückgeführte umdeutung fasse
tnan it. traboccare, trabocco, trabocchetto, mlat. tribocus Voc. opt,
mhd. triboc, s. Müller im Wb. III, 89; dafür richtiger ven. trabucare,
oltit. trabucco PPS. I, 21, com. trabuc, veron. strabuco.
Budello it., altsp. budel Alx., so auch pr., fr. boyau (cdt boel)
darm; von botellus Würstchen, bei Martial; die rom. bedeutung schon
im frühen nüatein, z. b. L. Angl. si intestina vel botelli pcrforati claudi
non potuerint. Nach GeUius 17, 7 war botulus ein nur dem volke an-
gehöriges wort; nicht dies, sondern das diminutiv, hat sich behauptet.
Bnf pr. fr. interjection; it. buffo, mail. hoS windstoß; it. buffa,
sp. bufa posse (daher buffone), altfr. buffe schlag, stoß, bufet ohrfeige,
wcMon. bofet nadelküssen (d. i. etwas aufgeblähtes, ausgestopftes), sp.
bofeton = altfr. bufet, neupr. buffo hinterbacken, altfr. buffoi hochmuth;
vb. it. buffare, parm. boffar, sp. pg. pr. bufiar, fr. bouffer und bonffir,
neupr. buffd,. bouffä blasen, aufblasen, altfr. buffier beohrf eigen; abgd.
neupr. boufögd sich aufblasen, bouffigo blase im leibe. Die berührung
von blasen und schlagen ist nicht ungewöhnlich, fr. souffler und souffiet
liefern ein nahe liegendes beispiel. Die german. sprachen besitzen den-
selben wortstamm, ziehen aber die tenuis im anlaute vor: mhd. hn£, puf,
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I. BUGIA-BUGNA. 73
»
nkd. puff ais itUerj. und sbsi.j dsgl. puffe, puffen, puffer, 8o auch fr.
pouf interj., vb. pouffer bersten^ tväl. pn£&iu aufgeblasenheit. Enüehnung
dieses weUreiehenden naturausdruckes aus dem deutschen an/eunehmenj thut
aber nidU noth: läßt es sich doch in unsem ältesten mundarten nicht
ntuhweisen, Merkenswerth ist noch das it. adj. böffice bauschig ^ eine
offenbare anbüdung an söffice ; piem. schlechtweg bot — Welcher umstand
dem credenetische frans, den namen buf fet gab (schon altfr.y s. Fer. 156^) ,
ist unbekannt; sp. bufete hei fit Schreibtisch: waren diese möbelstücke, etwa
hoMckig, gleichsam aufgetrieben? Nach Mahn p. 106 ist buffet eigent-
lieh prunktisch, von buffer außlasen, worin der begriff der pracht und
des prunkes stecke, daher auch altfr. büfoi pomp.
Bugia it., lomb. bnsfa lüge, pr. bauzia, bauza, altfr. boisie trug,
Mnterlist; vb. bngiare lügen, bauzar, boiser hintergehen-, pr. baussan
{fem. -ana) betrüger; auch sp. bausan stroJmMnn den feind zu täuschen?
Die stammvocale u, an, oi £nelen unläugbar auf ein urspr. au, vgl. it.
robare = pr. raubar, altfr. poi = pr. pauc : nur, so scheint es, in un-
betonter sübe (also nicht in bauza) kann pr. au aus o entstehen. Muth-
mafilich ist das wort deutsch: ein vb. bausjan, bausan würde bauzar,
boiser, bugiare nebst mlat. bausiare umfassen. Beruhte das ahd. pösi
schlecht, gebrechlich, nichtig, nhd. böse, auf einem altem bausi, was bei
der unbestimmiheit des ahd. 6 nicht schlechthin anzunehmen ist (das wort,
dessen detUschheit Grimm P 100 zweifelhaft schien, die er aber später
zugab s. Über die, namen des donners, fehlt goth. ags. altn.), so wäre der
form damit genüge zu thun; bösa bedeutet posse (ganz das pr. bauza),
b6sön lästern, vielleicht auch lügen wie lat. nugari. Ital. bugiare, busare
heifit auch durchlöchern, bugio loch (ältsp. buso), adj. bugio, buso durch-
löchert, leer, bedeutungen, die gleichfalls in bösi (eitel, gehaltlos) ihre
befriedigung finden tvürden. Man sehe auch Schwende v. posse. — Neben
altfr. boisie begegnet noch eine form boisdie (adj. boisdif), die eine
blofie anbüdung an das sinnverwandte voisdie (s. unten vizio) sein mufi,
da kein adj. bois^, woraus böisedie boisdie werden konnte, vorliegt.
Bngla it., so auch sp. pg., pr. bog<a ("v. j.1460), fr. bougie (v. j.
1312, s. Boquef zu Mar. de Fr. I, 63) Wachskerze; von Bugie in Nord-
africa, woher sie ehemals durch den handel nach Europa kamen (Menage).
Bugna mail. venez., romagn. bogna, neupr. bougno, cdtfr. bugne,
nfr. bigne (bei Minage beugne) beule, masc. mail. bugn, sard. bugnu
dass.y romagn. bogn finne (kleine beule); abgel. veron. bugnon stofi;
crem, bugnocca beule; npr. bougneto, fr. beignet, bignet, sp. bunuelo
em aufgelaufenes backwerk, limous. bouni. Gleichbed. mit pr. bougno ist
bondongno (s. bouder 11. c.) : sollte jenes aus diesem contrahiert und so
in die übrigen sprachen eingedrungen sein? Verwandtschaft mit ahd.
bungo, mhd. bunge knollen, altn. bfinga, aÜengl. bung nebst bunny ge-
schundst liegt nahe genug, schwerlich ist aber das rom. wort aus dem
deutschen, dem eine form bonga besser entsprochen hätte ; aus becke-bunge
machte der Italiener becca-bungia, was aber wohl ein wort von spätem
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74 I. BUJO-BUSCA.
gepräge ist. Bei fr. bigne t^ die identität noch fraglich, da die ausardmg
des u in i eigentlich nur in mundarten geltung hat.
Bujo it. dunkdy lomb. bur. Beiden formen kann nur ein etymon
burens, burins genügen und hiermit verträgt sich atich $p. buriel, pr.
burel braunrothy alt fr. buire (cape buire G. d'Angl. p. 104) dass., neufr.
hxxTet purpurschneeke; it. burel la und biijose (plur.) dunkler kerker.
Bei Festus findet sich burram antiqui quod nonc dicimas ruf am: dieses
dUlai. wort, das man aus d^n gr. nv^^og herleitet (womit auch Diefefh
hoch, Orig. europ. p. 260, einverstanden ist), scheint sich erhalten sm
haben, und wiewohl weder form noch begriff genau eu bujo sich schicken,
so dürfte dieses doch, wenn man sich eine abl, burrius denkt (vgl. fnjo
von f urvius d. i. f urvus u. dgl. Rom. gramm, II, 301) und den bei färben
üblichen wandet der bedeutung in anschlag bringt, seine erUärung darin
finden, wie auch schon andre vermuthet haben. Oft gibt die färbe dem
Stoff den namen: daher fr. bure grobes wollenes tuch; sp. buriel, pg.
pr. burel, fr. bureau dass., in letzterer spt;ache auch eine mit solchem
tuche bedeckte tafel; it. buratto, und andere abU. Schon das lat. toort
bezeichnet in der form birrus (i so gut wie u aus gr. v) ein kleidungs-
stück, oberkleid bei Vopiscus, zottiges kleid bei Papias, vgl. oben berretta.
Burla it. sp. pg., npr. bourlo posse, spass, spott; vb. ü, burlare,
sp. pg. burlar spott traben, verhöhnen; pr. nur sbst, burlaire , altfr. nur
bourleur; ac^. it. burlesco u. s. f. Ausonius Ao^ burra lappalie (urspr.
woM eotte, rom. borra, s, oben, vgl. it. fiocco flocke und posse), hieraus
entstand, wie schon Menage behauptet, burrula (so im sard-X burla, wohl
auch sp. borla troddel.
Burraflca it. (aber mit o borrascoso), sp. pg. cot. borrasca, fr.
(entlehnt) bourrasque sturmwetter mit regen. Wie aus sp. nieve uevaÄca,
so erunfchs aus U. borea, mail. ven. romagn. bora nordunnd = lat. boreas,
mit Verdoppelung des r, borrasca, burrasca. Sicil. burrascuni heißt dünner
nebel, berührt sich also von Seiten des begriffes mit dem im it. brina //. a.
gemuthmaßten stamme.
Burro sp. pg. esd. Daher mit gleicher bed. pg. burrico, sp.
neap. borrico, fr. bourrique, lonth. borich, it. bricco; daher auch pr.
burquier, wenn es eselsstall heißt. Buricus klepper ist ein sehr altes wart,
das sich schon im 5. jh. bei Paul. Nolanus vorfindet; davon sagt Isidorus:
equus brevior, quem vulgo buricum vocant Vermuthlich nannte man
den esd burro von seinem zottigen haar (borra s. o.): i» der mundart
von Berry, die ihn bourru d. i. zottig nennt, ist dies deutlich ausgespro-
chen. Sonst wird das nUat. buricus (bürTcus soU man sprechen) von
burrus röthlich (s. oben bujo) abgeleitä. Vgl. Diefenbach, Orig. europ.
p. 378. 379.
Busca lomb. piem. pr., sie. vusca, altfr, busche Splitter^ co^. busca,
bru8ca ruthe, gerte, fr. buche scheit; vb. fr. buch er holz hauen, pr.
buscalhar holz lesen GProv. 62'', Es ist wahrscheinlich mit bois, bosc
{s. oben bosco) gleicher herkunß, indem es mit seinem vocal auf die älteste,
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BUSCARE-CABALA. 75
freüich nur hypoth^isehe form bawisc, buisc jsnmickleitet: seine Urbedeu-
tung wäre hiemach bauhoh, gespaltenes hoU^ scheit^ demnächst span.
Splitter, Die vergleichung des dltfr. embuscher mit dem it, imboscare
mufi dieser herleUtmg ewr bestätigung dienen^ nicht weniger das dem fr.
bfiche begrifflich entsprechende henneg^ boisse.
Buscare iL erhaschen, sp, pg. bnscar, dlfsp. boscar suchen, nach-
spüren, fr. büsqner nachtrachten, nachstreben; sbst, it. sp. pg. busca
ncuAsuchung. Des wertes eigentliche heimath ist Spanien, wo es den dienst
des it. cercare, fr. chercher thut^ prov. fehlt es. Befriedigend ist die alte
deutung aus bosco gebüsch, so daß es urspr. heißt 'durch das gebüsch '
gehen (vgl. montar auf den berg gehn), daher jagen, nachspüren, sp.
bufica spiirhund, altsp. basco fährte des wildes.
Busto it. sp. pg., pr. bust, fr. buste (m.) rümpf, bruststück, brüst-
bUd; in den lAndenbr. glossen busta 'arbor ramis trunc<xta\ Gegen das
lat. bnBtnm (verbrannter leichnam) streitet der begriff, und auch unser
deutsches brost kann nicht in erwägung kommen, da der ausfaU des r,
dem eine anlautende muta vorausgeht^ dem französischen wenigstens und
italienischen Sprachcharakter vöUig zuwider und mit keinem beispiele zu
bdegen ist, es müßte denn ein zweites r im werte enthaiten sein, so daß
der grund des ausfalles ein euphonischer wäre. Für Ijaeto sagt man itai.
auch fasto, wie man bioccolo für fioccolo, bonte für fönte sagt, und so
liegt die vermuthung seiner entstehung aus fnstis nahe genug, und schon
Ferrari dachte daran; aber alsdann müßte diese form von Italien aus-
gegangen sein, was allerdings zweifei erregt. Dagegen wird keinem ety-
mologen die beobachtung entgangen sein^ daß sich die sprachen für rümpf
oder brüst solcher Wörter zu bedienen geneigt sind, welche behälter, gefäß
bedeuten: so mlat. arca (s. Ducange), so it. casso (capsus), so engl, ehest,
so w%ser rümpf, ursprünglich ein gefäß aus baumrinde {wie pr. brusc).
Warum sollte sich diese Übertragung nicht auch bei busto ereignet haben?
Mlat. busta^ bustula bedeutet arca, arcüla, die änderung des genus ist
ein häufiger Vorgang, s. Rom. gramm. II, 18, wo zahlreiche beispiele ge-
geben sind; beide mlat. Wörter aber sind aus bnxida, pyxida geformt, s.
botte n. c. Eine zss. ist it. imbnsto schnürleib, brustlatz, sp. emboste
flitterstaat, lug und trug, embustero heuchler (nach Larramendi vom bask.
eman geben, uste hoffnung), it. trambustare umwerfen.'
c.
Ca altit. cdtsp. altpg. conjunction s. v. a. lat. nam, quia; wohl von
qua re (pr. fr. car), nach andern von quia. Das churw. sard. und lomb.
ea stimmt begrifflich zu que (daß) und könnte daraus entstellt sein. ÄUit.
attpg. ca hinter dem comparativ PPS. II, 79. 95, D. Din., Trov. weist
auf quam.
CÄbala it. sp, pg., cabaie fr. geheimnisvolle erUärung des alten
testamentes u. dgl., auch hinterlistige Verhandlung; vom hehr, kabalah
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76 I. CACAO-CAFFE.
Überlieferung^ geheimlehre. Die von mehreren angenommene herleitung aus
engl, cabal als acrostisch aus den namen von fünf siaatsräthen Karls IL
widerlegt Mahn p. 68.
CacäO; caccäo, ü.j sp.pg. fr. cacäo die fruchi eines südameräcani'
sehen baumes^ span. port, auch der bäum selbst; vom mexican. kakahuatl.
Der bäum heißt überdies sp. cacagual, pg. cacaoeiro, fr. cacaoyer,
cacaotier.
Cacciare iV., sp. pg. cazar, pr. cassar, altfr. chacier, nfr. chasser
jagd machen auf etwas, dsgl. verjagen; sbst. caccia, caza, cassa, chace,
chasse jagd. Das entsprechende lat. venari ist in den tocktersprachen
allmählich untergegangen. Noch im altspan. sagte man venar (>. b. Cai.
e D. 29^. 56". 66^), ebenso pr. venar GRoss., altfr. vener; gänelich fehlt
es im port. catal. ital. churw., nur im wal. vena, präs. venez, lebt es
fort. Was nun cacciare betrifft, so mögen unter den wenigstens nicht
unverständigen deutungen des vielfach besprochenen Wortes nur erwähnt
werden die aus cassis jägergam, das aber ein ital. vb. cagiare oder altfr.
chaisier erzeugt hätte; die aus unserm hatzen, dessen anlaute jedoch der
romanische understrebt; die aus dem engl, cate^, das gleichfalls Schwierig-
keiten in der form bietet; die aus lat. capsus (s. Ducange), das sich ebenso
verhält wie cassis. | Das beste hat Menage getroffen, der es vom lat. cap-
tare herleitet: captare feras hiefi schon dem Römer wHd jagen^ und ein
altes glossar seiet &i]Q6VTTjg ^captator, venator. Eigentlich aber leit^
der Romane sein wort vermittelst des suffixes iare aus dem part. captns,
also captiare cacciare cet. s. Rom. gramm. 11,402. Nur mit captiare
vertragen sich die formen aller mundarten; aUsp. schrieb man sogar cabzar.
Dieses captiare ward aber der allgemeine ausdruck für venari, welches
sich nur im prov. und altfr. behauptete. — [Mit recht fügt Gachet p. 77'
vorstehender deutung das in einer Urkunde v. j. 1162 vorkommende sbst.
captia d. i. venatio bei.]
Cadaüno, cadano it., sp. cada uno, pg. cada hnm, pr. cada an
(noch jetzt cadun), altfr. cadhun in den Eiden, später chenn LRs. 26,
pronomcfi für quisque. Muthmafilich ist caduuo eine äbkürjsung von us-
que ad nnnm d. i. nullo excepto, wofür churw. s-cadin (s. v. a. scadnn)
mit seinem anlautenden s deutlich spricht; doch darf auch an qnisque ad
unum (altsp. quiscadauno PC, altpg. quiscadaun FGrav. 387) gedacht
werden. In diesem sinne unrd lat. ad unum omnes von GeUius, Ammia-
nus, Apulejus öfters gesetzt. Hiervon müße sich denn cad, euphonisch
cada, abgelöst haben, um im sp. pg. pr. altfr. (kiede) ein selbständiges
pronomen zu bilden. Etwas ganz analoges bietet das ngr. xa&ivag ßr
quisqtie, entstanden aus xa&' ^va (einzeln) und ebenso wie cada hat sich
das adj. wi&e davon abgesondert: xad^e devÖQov == sp. cada ärbol. Ist
die deutung richtig^ so beruhen die ital. formen mit t catauno, catuno auf
einer falschen schreibu/ng.
Caffe ü., caf6 sp. fr. ein trankt vom arah. qahvah eigenÜ. wein,
dsgl. ein aus beeren gekochter trank Freyt. III, 51P mit Verweisung auf
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I. CALAFATARE-ÖALANDRA. 77
SUverire de Sact/'s chrestomaihie ; vgl. wegen des rom. f aus arab. h sp,
aljöfar von algafihar.
Calaf atare ü.y sp. calafatear, pr. calaiatar, fr. calafater, calfeutrer,
mäkigr. xfxXafpcneiv die ritzen besonders eines Schiffes verstopfen oder
theeren^ vgl. pr. una caxeta (histchen) empeguntada e calefafada LB.;
vom arab. qalafa ein schiff verkitten Freyt. III, 491", türh. qalfät geiheer-
ter stapfen Pihan p. 76, vgl. Monti, Agg. al voc. IL 1, 312. — Diese
bekannte herleitung beanstandet Engelmann und zieht das wort aus lat.
calefectare, denn die frühere bedeutung sei gewesen ^ein schiff heizen.
Ajugenseheinlich haben indessen die roman. formen eifien fremden anstrich
und könnten, da sie sich der büdungsregel nicht unterworfen haben (cale-
fectare hätte z. b. pr. calfeitar geben müssen), erst aus dem lat. Wörter-
buche in die neuen sprachen gelangt sein. ^
Calamandr^a it., sp. camedrio, fr. germandr^e eine pflanze, ga-
mander, gamänderlein; von chamaedrys {xafialdgvg).
Calaminaria sc. pietra it., sp. pg. calamina, fr. calamine kieseh
haUiger zink; vom gleichbed. cadmia {xadfieia, xaöfiia) mit adjectivsuffixen,
dtsch. galmei.
Galamita it. sp. pg. (ital. zuerst bei O. GuiniceUi, PPS. I, 73)^
pr. cot. caramida, fr. calamite, neugr. xakafiiza (alle fem.) magnetnadd,
auch magnet. Von calamus, weil die nadd in einen halm (oder auch in
ein Stückchen kork) gesteckt und so in ein grfäfi mit u^asser gelegt ward:
en un festu Tont couchi^, en Teve le metent sanz plus et li festaz la
tient desnz, pais ee torne la pointe tonte contre Testoile si sanz donte
eä. Guiat de Prov. FC. II, 328 (eine den nautischen gebrauch des mag-
netes um den anfang des 13. jh. beweisende stelle, s. z. b. HiUlmann,
Städtewesen I, 131); qni une aignille de fer boute en an poi de liege
Michel, Lais ined. pag. ///. Die anwendung des Suffixes ita auf sächliche
gegenstände ist übrigens im romanischen so selten, daß man auch in ea-
laniita schwerlich eine solche annehmen darf. Man konnte, etwa in Italien,
das im latein vorhandene calamites (laubfrosch) in hinsieht auf dessen
herkunß von calamus auf die neue Vorrichtung anwenden, wobei man aber
das genus änderte und in einigen sprachen auch die endung mehr roma-
nisierte d. h. ida für ita sprach.
Calandra it. pr., sp. cot. ealandria, pg. calhandra, neupr. calian-
dro, cariandro, fr. caiandre, nihd. galander Wb. I, 457, eine art lerchen,
haubenlerche. Es soll aus dem gleichbed. galerita oder aus caliendrnm
(haube) efvtstellt sein; eine zweite span. form caladre zeugt für yctQaÖQtng,
dessen bedeutung zwar nicht mit der von calandra, calandria, wohl aber,
wie Menage, Orig. itaJ., zeigt, mit der des dimin. ealandrino zusammen-
trifft. Dazu kommt, daß in glossaren caradrius gewöhnlich mit ahd,
lerihba (lerche) übersetzt unrd. Über die Verwechselung beider geschlechter,
des charadrios und galander, s. W. Grimms neue anm. zu Freidank
143, 7. — [Zu dieser bis heute öfters besprochenen und anerkannten ety-
mologie von calandra aus charadrins macht Stier, Ztschr. f. vgl. spradif.
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78 I. CALARE-CALMA.
Xl^ 221y die überraschende hemerhung^ dafi dieses zurückkämmen auf das
jsweifelhafte xaqaÖQiog unbegreiflich sei, da xakavöga schon im griechischen
vorkomme^ was denn die Wörterbücher auch bestätigen.]
Galare it., sp. pg. pr. calar, fr. caler niederlassen; vom gr. xp^
nachlasseny lai. chalare bei VitruVy daher churw. calar aufhören, pie.
caler nachgd>en, sich eurückeiehen, auch junge werfen d. i. niedersetsenj
mettre bas. Aus. der bed. nachlassen entfcdtete sich im pg. pr. calar die
bed. schweigen, wofür der Spanier die form callar erfand. Beide bedd.
herablassen und schweigen einigt aiuih das neupr. calä. Von calare ist
das sbst. it. ^. pg. pr. cala, fr. cale, dsgl. it. neupr. calanca kleine
bucht d. h. eine stelle, wohin man vom hohen meere hinabsteigt, auch gad.
cala hafen, bucht, rhede, vb. cal in den hafen einlaufen. Vieüeieht ist
auch hieher eu nehmen sp. cala sonde, eäpfchen, ursprünglich wohl etwas
stum einsenken dienliches, sp. pg. einschnitt, vb. calar eindringen, durch-
dringen, und selbst fr. cale plattes stück höh als unterläge eingeschoben,
vb. caler: denn das von Servius cms LucUius angepäirte cala passt mü
seiner bed. stück brennhoh, xalov, nicht wohl eum franss. worte, zum spoit^,
gar nicht.
Cal da ja ü., sp. caldera, pr. caudiera, fr, chandiere kessel, mlat:
caldaria Greg. Tur.; von caldarins eum wärmen bestimmt; augm. ü.
calderone, ^. calderon, fr. chaudron.
Calere it,, alt^. pr. caler, fehlt pg,, altfr. chaloir vb. impers. mit
dem dativ der person, wichtig sein, gelegen sein, a. b, it. non me ne cale,
pr. no m'en cal, altfr. il ne m'en chaut es liegt mir nichts daran, aUsp.
dellos poco min cal PC. 2367, poco me cala Alx. 140, non te cal 72.
Es ist vom lat. calere aliqna re erhitjst sein von etwas, aber, wie andre
verba, in unpersönliche anwendung ausgeartet: calet mihi es ist mir heiß
um eine sache, sie liegt mir am herzen. Man vgl, wegen der bedeutung
e. b. gr. ^aXrtBiv brennen, fig. sorge inachen, kümmern: ifui ovdh dtiXnu
xd^dog an gewinn liegt mir nichts. Zsgs. nfr, nonchalant nachlässig,
nonchalance nachlässigkeit.
Calesse, calesso it., sp. calesa, fr. caföche, (f.) ort kutschen; vom
böhm. kolesa, eigentl. rädeffuhrwerk (russ, koleso rad).
Calibro it., sp. fr. calibre innerer umfang einer röhre; nach Her-
bdoi, une Menage sagt, vom arab. kalib moddl. Freytag HI, 486 hat
qälab form zum erjsgiessen, modelt, qalib brunnen. — [Mahn p. 5 erklärt
dieses wort aus der frage qna libra? von welchem pfund oder gewicht?
auf dm durchmesser der kugeln angewandt. Wenn er aber qalib darum
verwirft, weil ihm das r fehlt und weil die bed. moddl nicht passt, so iä
in betreff der ersten Anwendung zu erinnern, dafi der Romane diese
liquida einem consonantauslaut oft anfügt und dafi im altspan. sogar eine
form calibo vorliegt; in betreff der zweiten, dafi das franz. wort OMch das
modeU bedeutet, wonach ein schiff gebaut unrd.]
Galma it. sp. pg., daher fr. calme (m.) unndstüle, ruhe, ndl. kalm,
kalmte; vb. calmare ff. beruhigen, reinfranz. chommer für chaomer
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L CALZADA-CAMICIA. 79
feiern. V(m calare nacJdassen? allein ma ist kein rom. suffix. Sp. pr.
calma bedeutet auch die heiße tagesgeit, wahrscheinlich vom gr. navfta
brande hitze, im nücU, für sonnenhiUe garte üblich^ b. b. dum ex nimio
eanmate lassus ad qnandam declinaret umbram (bei Ducange). Selten
JswiMr entstand al cms au (vgl. unten gota), aber hier könnte es sich cms
aiüehnung an calor erklären. Die heiße tagesseit nöthigtj schatten und
ruhe £U stiche» wie in dem mitgetheilten beispide^ und so mochte das
wort die bed. feiereeity stille, ruhe entwickeln. Neupr. chaume heißt ruhe-
eeU der heerden, chw. cauma schattiger ort ßr dieseü>en.
Galzada sp. pg,^ pr. caussada, fr. chauss^e dämm, dammweg;
gleichsam calciata von calx, eigenü. mit kaik gemauerte straßCy wie auch
der auf dem trocknen stehende theU einer brücke^ da er mit kalk aufgeführt
istj diesen namen trägt.
CalzOy calza it., sp. calza, pr. caussa, fr. chausse, abgel. calzone
ff^ fr. chausson und cale^on, eine fuß- und beinbekleidung; von calceus.
Zsgs. ü. discalzOy scalzo, sp. descalzo, pr. descaus, ine. d^caus, lothr.
deicbaox u. s. w. barfuß, ndat. discalcius L. Sal. tit. 68, für discalceatus.
Gamagiio it.j pr. capmalh, altfr. camail hais des paneerhemdes, ,
womit auch der köpf bedeckt werden konnte, s. Juhinal, Sur les armes
defens. p. 20, nfr. mäntelchen; von cap köpf oberer theU, und maiha
panser. Auch sp. camal halsring muß hieher gehören, wohl auch gra*
msklla, panjserhemdj dsgl. eine amtstracht.
Camarlingo it., sp. camarlengo, pr. camarlenc, aitfr. chambrelenc,
nfir. ehambellan, vom ahd. chamarlinc, nhd. kämmerling.
Cambellotto, ciambellotto (Marco Polo), eammellino it., sp.
camelote, cbamelote (Covarruvias), pg. chamalote, cameläo, fr. camelot
ein vornehmlich aus siegenhaar und wolle, früher nach alten Zeugnissen
aus kameelhaar gewebter, namentlich von den mönchen (s. Ducange) ge-
tragener Stoff, ndat. camelotum, camelinum, bei Joinviüe und im Benart
eamelin. Nicht unwahrscheinlich Ao^ camelot, da das suffix Ott in älteren
Mcugnamen nidU angewandt erscheint, seinen Ursprung im gr. laxfirjkami
kameelhaut.
Oambiare, cangiare it., sp. pg. cambiar, pr. cambiar, camjar, fr.
ehanger tauschen; sbst. it. sp. pg. oambio, pr. cambi, camje, fr. change
iamsehy wechsd; im frühsten ndat. e. b. der L. Sal. und schon bei den
feidmessem cambiare neben cambire, letzteres bei Apidejus (xa^Tweiv,
Ttofißeiv). 2igs. it. s cambiare, wal. schimbä u. s. f.
Camerata it. (m.)y sp. camarada (m., pg. m. f.), fr. camarade
(n^ f.), gefahrte (gefährtin); seiner büdung nach urspr. ein collectiv, nach-
her auf eine einzelne person angewandt, eigentl. Stubengenossenschaft, und
in dieser bedeutung im iUd. span. port. vorhanden aber veraltet, la came-
rata /f. Äncdog ist das piem. mascrada maskenzug, einzelne maske.
Camicia, camiscia it., sp.pg.pr. camisa, fr. chemise, wal. cemas^
alban. cemUe leinenes Unterkleid, hemd; daher pr. aitfr. chamsil Pass.
de Jl Chr. 86 leinenes kleidungsstück oder zeug (camiza d*un ric camsil Jfr.)^
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80 I. CAMINATA-CAMMEO.
mkU. camisile, campsile; desgl. it. camiciola, sp. camisola^ fr. cami-
sole vorhemdcheny westchen; esgs. i^. ine amic lata, sp. encamisada, fr.
camisade nächtlicher Überfall (wobei die Soldaten ein hemd über der
rüstung trugen am sich zu erkennen). Das erste eeugnis bei Hieronymus:
Tolo pro legentis facilitate abuti sermone vulgato: solent militantes
habere iineas, quas eamisias voeant, man sehe Ducange, ForceUini.
Demnächst bemerkt man es in der Lex Sal., bei Gregor d. gr.^ Venant.
Fort.,, IsidoruSy in alten Urkunden e. b. Marini p. 126 v. j. 664. War
es ein vocäbulum castrense, wie Hieronymus vermuthm läßt, so konnte es
aus einer entlegenen spräche eingeführt sein^ was seinen Ursprung noch
mehr verdunkeln muß. Findet man diesen im ahd. hamidi, ^hemidi indu"
sium, dessen anlaut h aÜfränk. in ch, detnnächst in c verhärtä wäre,
so bleibt das suffigierte isia immer noch unklar, was auch bei Isidors her-
leitung aus eama (bett) der fall ist: eamisias voeamus, quod in bis dor-
mimos in eamis, also bettgewänder; oder bei der von andern versuchten
deutung aus eannabis. Hier ist nun ssu bemerketi, daß eine noch einfachere
bildung vorhanden isty die nicht wohl aus eamisia mit zurückgezogenem
accent abgekürzt sein kann^ it. eämiee (m.), altfr. ehainse (m. f.) lei-
nenes gewand, messhemd der priester, auch im slavischen, s. b. iUyr. kamsa
Chorhemd. Diese bildung findet sich allerdings in einigen sprachen fast
buchstäblich wieder. Arab. qami; heißt Unterkleid Gol. 1966, Freyt. III,
497; aber theüs hat es in dieser spräche keine etymologie, denn die wür-
zet, der man es zutheüt, ist logisch unverwandt, theHs ist eine so aüe
entlehnung aus dem arabiscJ^en gegen alle Wahrscheinlichkeit und eher der
umgekehrte Vorgang anzunehmen. Auch fehlt es im syrischen und hd>räi'
sehen. Mahn p. 21 hält es gleichwohl für arabisch, stammend aber oms
dem indischen ksehauma leinenzeug. Ferner findet sich das rom. ehainse
im ältirischen eaimmse 'nomen vestis" cod. Frisciani, also von hohem alter,
kymr. eamse langes Meid, und hierin erkennt Zeuß U, 749 das unzwei-
felhaße etymon von eamisia, ohne übrigens auf das radicale Verhältnis
des celtischen wortes einzugehn. Gewiss ist, daß der rom. spräche eine
Wurzel eam nicht genügt, daß nur eine form edmis befriedigen kann,
woraus ein adjectivisches eamisia abgeleitet ward. — [Was Mohns her-
leitung von qami; aus ksehauma betrifft, so hätte der Araber (nach der
bemerkung eines gelehrten Orientalisten) die indische nominativendung
hierzu anwenden müssen, während er alle wirklich indische Wörter ohne
diese endung übernimmt, sie auch nicht mit o^ ausgedrückt haben würde^
Gaminata, eamminata it. sadl, /r. eheminöe rauchfang. Dasndat.
eaminata, schon in einer* fränk. Urkunde v. j. 684 Solarium eum eammi-
nata Breq. p. 79", hieß ein mit einer feuerstätte (eaminus) versehenes ge-
mach, daher die glosse Älfrics eaminatum ^fyrhüs" (feuerhaus), ahd. ehe-
minäta. S. besonders Schmeller II, 296.
Cammeo it. (z. b, bei Benvenuto Cellini, mitte des 16. jh.), fr.
eam6e (m.) und eamaKeu, sp. eamafeo (fehlt den äUem ausgaben der
akademie), pg, eamafeo, eamafeu, eamafeio, mhd. gamaheu bei Konr. v.
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I. CAMMINO. 81
Wurjgburg (die media wie in gompost, gngele, gulter), ndcU. camaheu
1376 Paris j camahelug (nach einer frone, form camayeul?) 1321 PariSy
camahutns 1296 London^ camahotns 1315^ in heiUiger hedeutung ein aus
swei verschieden gefärhten, schichten bestehender erhaben geschnittener
stein^ im weiteren sinne überhaupt ein erhaben geschnittener stein. Aus
der stdle unas lapis de camaheu au schließen, hieß es auch die erhabene
arbeit oder figur auf dem stein, wie noch im ital. Man faßte solche
steine in ringe, vgl annulos auri novem cum saphyris, anum cum cama-
huto ; das port. wort bedeutet daher auch siegdring, namentlich den der
iämge und in den Alfansinisehen Verordnungen das Jcönigliche bildnis auf
müngen (Constancio). Die detäung von cammeo ist eins der schwieri-
geren Probleme romanischer etymoUgie. Frisch erUärte es aus dem sp,
eama läge, scMcht (was wäre alsdann !eo in camafeo?); Lessing aus
gemma onychea; Bapp, Gramm. IL a, 127 aus dem slav. kamen] stein
(dann müßte man diese hunstarbeUen von den Slaven belogen haben).
Scharfsinniger deutet Mahn p. 73, indem er gleichfalls auf gemma jsu-
rückgeht: altfransi. lautet es auch game und dessen g konnte sich leicht eu c
verhärten, also came, vgl. ahd. kimma. Aus came entstand ein adj.
cammaeas, daher das it. cammeo. In cammahutus ist hutns das fr.
haut, jenes bedeutet also cammaeus altus, ein erhaben geschnittener stein.
Indessen, genau erwogen, stehen auch dieser auslegung einige nicht uner-
hebliche Schwierigkeiten entgegen. Die härtung der anlautenden kehlmedia
in tenuis ist ewar im alihochd. am rechten ort, nimmer im romanischen;
das mit aens abgeleitete adjectiv wäre, das einzige beispiel dieser ort; die
sss. eammahotus statt cammahota ist wenigstens auffallend. Romanische
warter sind ursprünglicher und gesünder als mittellateinische, die des vor-
liegenden faUes auch älter: in camaheu und camafeu trifft Frankreich
mit Spanien und Portugal eusammen, was dieser form gewicht gibt; das
span. f antwortet dem fr. h, aus der frans, form konnte sich die ital. ge-
kargt haben. Aber damit rückt man dem etymon nicht näher. Folgendes
ist nur eine bescheidene vermuthung; in schwierigen dingen kann mehr-
seitige betrachtmig förderlich ausschlagen, und namentlich ist eine verfehlte
etpmciogie nicht immer eine verlorene arbeit. Griech. xo^fia heißt einge-
schnittenes, auch schlag, prägung; ein roman. diminutiv davon wäre com-
matalnm, dem ein fr. camaYeu entsprechen wurde wie dem lat. vetulus
dfMS fr. yienx entspricht; der anlaut ca für co wäre nicht unregelmäßiger
cds esk für gQ und findet sich e. b. auch in calessa für colessa, calandre
für colandre, canap^ für conop^. Aber at^ch hier ist ein bedenken. Wie
kam man su dieser anwendung des griech. Wortes, das man aus dem latein
nur in einer grammatischen bedeutung kannte? Das einzige, womit sich
Mohns auslegung unterstützen ließe, wäre die annähme, daß das wort
nicht auf dem wege nationaler Sprachbildung entstanden, daß es von künst-
lem tmd faehkennem erfunden worden sei. Doch wird die vorhergehende
deutung etwas mehr Wahrscheinlichkeit für sich haben.
Cammino it., sp. Camino, pg. caminho, pr. cami, fr. chemin weg;
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82 I. CAMOZZA-CAMPAGNA.
vb, camminare, caminar, cheminer weg macheny wandern. Uc Faidü
sagt: caminar 'equüare per 8trai<i$\ es heifit jedoch eben sowohl eu fufie
gehn. Caminus für via liest man schon in einem spanischen ocienMüA
des 7. Jh.: Oxoma teneat de Furca usque ad Aylanzon, qaomodo corrit
in Camino S. Petri, qui vadit ad S. lacobom (DC). Ferrari hält eam-
minare fiir eine ableitung aus Tux^niy gamba hug, bein, es heifie dgenÜidi
die beine bewegen; aber ein verbalsuffix in ist nicht nachweisli^. Das
substänHv würde sich allerdings als csaam-iw auffassen lassen; aber der
sinn d, h. die herleitung von "^weg oder auch von ^gang* aus '6em' mUtdst
dieses sufßxes ist schu^erlich statthaft Glaublicher noch wäre eine ess.
cambe-menare = it. menar le gambe. Nach Bappy Qramm. 11. a, 127^
ist cammino ein slav. wort, eig. steinweg, von kamenj stein; allein theäs
ist diese bedeutung nirgends ersichtlich und dem Slaven selbst unbekannt^
theils hatte der Romane Jcein bedürfnis, ein wort wie dieses aus dem
Slavenlande bei sich einzuführen. Vielleicht ist es ein alteinheimisches:
stu dieser vermuthung berechtigt hymr. cam schritt^ caman weg, s. Dief.
Ceüica J, 109.
Gamozza it., y>. camaza und gamuza, cot. gamassa, pg. camn^i,
camnrQa, masc. fr. chamois, neupr. camous, chw. camuotsch, chamotsch
ein der eiege verwandtes in den oipengegenden lebendes thier^ gemse;
daeu it. camoscio gemsbock, oberd. der gems. Die suffixe in den verschie-
denen formen decken sich nicht. Ital. ozz ist ein iMicheSy wenn auch
nicht auf thiemamcn (außer in bacherozzo wurm) angewandtes suffix,
daraus muß oscio entstellt sein; die mundarten kennen diese abweichung
nicht, B. b. tyrol. camozza, camozz, piem, camossa, camoss. Spa»^ uz
und fr. ois sind andre, sprachrichtige ableüungsformen. Die herkunft des
Wortes ist ungewiß. Im latein ist dieser name des thieres nicht bekannt,
es heifit rapicapra, auch der Baske besitzt nur ein entsprechendes compo-
situm ba8auntza.(ba8a wüd, anntza nege\ der Walache hat capr^ selba-
tece. Offenbar trifft camozza mit dem mhd. gam-z, ai$ch im suffiz, mu-
sammen, wenn man ein älteres gam-oz (wie hir-uz hirsch) annimmt, kann
aber nicht wohl dctraus geformt sein, weil die gemeinrom, Steigerung des
anlatäs ohne ein schwanken in die media (denn auf sp. gamnza kann
gama eingewirkt haben) ein aUeu seltenes ereignis ist; auch kennt man
keine deutsche wurzel. Gegen das erwähnte sp. gama &= tat. dama er-
hebt sich dassdbe bedenken, die bedeutung hat weniger mu sagen. Steub,
Rhätische ethnologie p. 185, vermuthet Ursprung aus ceÜisch cam krumm,
so dafi gemse das thier mit den krummen hörnern bedeuten könnte; damit
würde man aber nichts gesagt haben, was dieses thier von den verwandten
hömerträgem unterschiede.
Gampagna it., sp. campana, fr. campagne (statt des veralteten
Champagne, das auf die benennung einer landschaft in Frankreich einge-
schränkt ward) flaches gefUde^ flur; von Gampania, weiches als cg^pdlaiiv
schon Gregor v. Tours gebraucht, s. Ducange. Bei den fddmessem ist
das adj. campaneos, campanios äbUeh.
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I. CAMPANA-CAMÜSO. 83
Gampana ü, sp. cai. pr.^ campainha j9p. glocke, (Man. cambane;
tM frans, dutreh eloche ousgedrückty aber doch südlicheren mundarten he-
hmnl, Itmous. campano glocke^ in Berry campaine scheUcy in einer hs,
der L, Sai. cds maib. glosse campania mit ders. bed. (Pardessus p. 85).
So genannt von der landschaft Campania, wo die glücken zuerst für den
gattesdienst eingeführt wurden^ s. Ducange. Das älteste eeugnis des toortes
bei Isidor 16, 24: campana 'stalera unius lands^ e regione Italiae nomen
accepit; ihm also bedeute es schneUwage von der ähniichkeit der einrich-
Umg, und erdsprechende bedeutungen hat auch das wai. campe ne wag-
schale, brwmenschwengel. Bei Beda und fast edlen späteren seigt cam-
pana oder campanam nur die bed. glocke; AnastasiuSy Biblioth. (9. jh.),
kennt beide bedd. glocke und schnellwage.
Gampeggio it., sp. campeche, fr. campgehe eine hoUart jsum
ßrbenj aus der bai von Campeche in Centrdlamerica.
Campe it. u. s. w. in der bed. Schlachtfeld wie schon lat. campus,
das aber im mittellatein auch den kämpf selbst d. h. den Zweikampf be-
deutete, der auf einem eingeschlossenen platze vorgieng: de pngna duornm,
quod nostri campum vocant Regino, s. DC, daher entlehnt ahd. kam!
'dneUmn. Abgel. it. campione, sp. campeon, pr. campio, fr. champion,
ahd. kam!)Oy mhd. kempfe, nhd. kämpe, ags. cempa, altn. kappi kämpfer,
feehter, gumdl einer der für einen andern einen gerichtlichen Zweikampf
QHsficht, mkd. campio ^gladiator, pugnator Ol Isid., gebildet wie tabellio
von tabella. Vb. sp, campar sich lagern, daher fr. camper, aber ahd.
kamp^an pradiari und so aUfr. champier Er. En. 3030; dsgl. it. cam-
pe^iare einen streifzug machen, sp. campear das fdd halten, fr. cham-
poier Boq. Aus campear ist campeador, bekannt als beiname des Cid
Bmf Diaz, arab. cambeyator schon um 1109, s. Dozy, Eecherch. II, 63,
2* id. (welchem Schriftsteller es sich aber von selbst versteht, daß das
wort nichts gemein habe mit campus, sondern vom deutschen kämpf her-
führe).
Gamaso it., sp. fehlt, pr. camus, gamas (fem. -nm), fr. camus
plattnasig, pr. auch aXbem, camnsia dlbemheit. Cam ist auch im gleich-
hed. fr. cam-ard vorhanden und kann das ceUische auch im latein. ein-
heimisdte cam sein, dessen bed. gekrümmt d. h. eingedrückt nicht unpassend
seheini. Da indessen ein nominalsuffix as nicht vorkommt, so muß es,
vidleieht unter einwirkung von muso (schnauze), in einer entstellung seinen
grund haben. Andre erklären das wort aus lat. cdmurus mit wandet des
f in s wie im fr. ehaise und einigen andern, wodurch die endung gerecht-
fertigt wäre, bedenken aber nicht, daß dieser wandet weder im ital. noch
im prov. anerkanni ist und daß auch der accent widerspricht. — Für
eamnso m^ man Hol. auch camoscio, und dies führt auf das bekannte
franz. ac{j. camoissiö, welches gequetscht oder von Verletzungen gefleckt
heißen muß: se dou haabert ne fast qaassez et camoisiez et debataz
Er. En. 3225; camosez fa del bon hanberc RCam. p. 219; que tot a
le Tis eamoissi^ (vom schlag mit einer tatze) Ren. III, 163; pr. Jaufr^
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84 L CANAGLIA— CANNIBALE.
ab lo vis camazat Fer. 2136 (gefleckt von narben, nicht ScachS, wiellayn,
übersetzt); vgl. henneg. camouss^ pockennarbig. Dazu ein prav. Sub-
stantiv: totz era ples de sanc e de camois GRoss. 5554 vM von bkU
und Quetschungen oder blauen flecken. Zu nennen ist noch das vb, camos-
ciare it,, altfr. camoissier leder sämisch gerben^ rauh oder kleinnarbig
arbeiten (s. Carp.), welches auf camoscio gemse bezogen wird. — [Gleich-
zeitig hat Mahn, was camaso betrifft, p. 112 dessen rein cdtische her-
kunft dargelegt, nämlich aus dem oben nur als mögliche quelle bezeich-
neten cam und dem suffix us, woraus das vorhandene irische camos bucht
d. i. biegung, welches also das romanische wort sein ititt/l.]
Canaglia it., sp. eanalla, fr. canaille, altfr. chienaille gesinddy
eigentl. hundevolk, wie sp. perreria.
Cänape it., woA. c^nep^, sp. cdüamo, pr. canebe, cambre, fr. chan-
vre, hanf; von cannabis, cannabas. Daher it. canayac<iio, sp. caAa-
mazo, pr. canäbas, fr. canevas grobe leinwand.
Gancellare it., pr. chancelar, fr. chanceler faüen wollen, wanken;
eigentl. die beine übereinander kreuzen um nicht zu fallen, vom lat. can-
cellare gitter förmig machen, daher ins kreuz setzen: die gleiche bedeutung
entwickelte unsei* mhd. schranken {vom sbst. schranke cancelli). S. Altrom.
glossare p. 46, wo bereits die glosse des 8. jh. nntare ^canceUare vorliegt.
Man hat angemerkt, dafi im 12. jh. Petrus von Elois sich des wertes als
eines lateinischen bedient: in hoc modico cancellavit Plato.
Gandire it. in zucker sieden, fr. se candir sich krystallisierenj
dsgl. it. zucchero candito und candi, sp. azacar cande, fr. sucre candi
hrystallisierter zucker. ^Den meisten zucker, den die Venetianer einführteti,
holten sie von Kandia (kandis-zucker/ sagt HuUmann, Städtewesen 1,76;
aber das factum, daß vomehnUich Kandia kandiszucker geliefert habe,
scheint nicht verbürgt und candire passt schlecht zu dem namen der inseL
Arabisch heißt dieser zucker gleichfalls qand oder qandat, schon in einem
Wörterbuche des 10. jh. Cunde forte vulgo saccharum candi' Golius 1970),
aber das wort wurzelt in dieser spräche nicht, sondern geht bis ins indiscJke
zurückj worin khanda stück, dsgl. zucker in krystaUartigen stücken (wur-
zd khand brechen) bedeutet, s. Mahn p. 47.
Gänf ora it. sp., fr. camphre ein harz, kämpf er; vom ardb. al-kMfir
Freyt. IV, 47^ mit eingeschobenem n oder m, sp. auch alcanfor; ohne
diese einschiebung it. cafura wie mhd. gaffer. Ursprünglich aus dem
indischen.
Gangrena it. sp., fr. cangrene, besser sp. gangrena^ fr. gangrene
eine krankheit, krebs; von gangraena (yayyQcuva), dessen anlautende media
durch einmischung von cancer in tenuis verwandelt werden mochte.
Gannamele it., sp. canamiel, nUat. canamella Zuckerrohr, eigenü.
honigrohr.
Gannella it., sp. pg. pr. canela, fr. cannelle, daher ndl. kaneel
zimmet; von canna röhre, weil er gerolU ist.
Gannfbale it., sp. canibal, fr. cannibale roher, grausamer mensch;
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n
I. CANNONE-CAPERE. 85
•
eigenÜ. menschenfresser a/uf den Antillen, in dortiger spräche. Daß im
deutschen das wart bereits im j. 1544 vorkomme, bemerkt Weigand 7, 201.
Span, caribe, d. i. Garaibe, braucht man in derselben bedeutung.
'Gannone f^., sp, caüon, fr, canon röhre^ demnächst flintenlauf,
schweres geschüte; von canna.
Canope i/., wcd, canapen, sp. fr. canap6 (altpg. ganap6 SRos.)
ruhebett; von conopeum {Tnovianelov) mückenneis, also ein mit einem sol-
chen net£ versehenes ruhebett, wie fr. bureau teppich und damit bedeckter
tisch heißt,
Cantiere it.y pg, canteiro, fr. chantier unterläge^ wohl auch sp.
eantel strick eur brfestigung der tonnen; von canterius jochgeländer,
spätre, bair. gander.
Canto it. sp. pg., cant aUfr. ecke, winkd, sp. pg, auch stein, itäl.
auch Seite, gegend. Die hier einschlagenden thatsachen sind etwa folgende.
Grieeh. /My^og ist winket des auges, reif um das rad; lat, canthus hat
die letztere bedeutung und wird von Quintüian für africanisch oder hi-
spanisch erklärt. Kymr. cant heißt umzäunwng, kreiß, radschiene, rand,
stinrnU also trefflich mm lat. worte und muß, wie Diefenbach, Gelt. I, 112,
bemerkt, eben das von Quintüian gemeinte barbarische wort sein; diegael.
mundart kennt es nicht. Altfries, kaed, nord. kantr, wÄd. kante scharfe
Seite, auch rand eines dinges. Logisch passt nun das rom. wort, dessen
grmdbed, ecke eiemlich alte mlat. stellen verbürgen, durchaus nicht jsum
latein. oder cdtischen; Vermittlung aber gewährt das deutsche) welches. als
ein nicht auf heimischem boden umrzdndes celtischer herkunft sein mag,
auf das roman, aber uneder eingewirkt haben kann. Die bcgriffsfolge
wäre hiemach celt. kreiß, rand, dtsch. rand, scharfe seile, ecke, rom. ecke,
ofichsdte, gegend. Jbll. sind it. cantone, sp.pr, fr. canton ecke, land-
Schaft {dieselben bedd. im bair. ort), wald. canton abtheilung Hahn 577;
sp. eantillo steinchen. pr. eantel, fr. chanteau stück; auch it. sp, can-
tina, fr. cantine kdler, eigentl. winkd, nach einer andern ansieht esgz.
aus canovettina dimin. von canova kdler, welches Idstere übrigens nur
die ital. spräche kennt. Zsgs. ist it. biscanto scWupfwinkd, piem. bes-
cant quere, schiefe, — Eine neue tief eingehende Untersuchung des wichti-
gen Wortes danken wir Diefenbach, Orig. europ. p. 278,
CsL^SLunsL it., sp. cabaüa, pg. pr, piem. u. s. tv. cabana, fr. cabane
Imtte. Schon aus dem 7. jh. bekannt: haue rustici capannam vocant,
quod unom tantnm eapiat, sagt Isidorus, Nicht aber von capere, da die
rom, Sprache kein sufßx anna anerkennt; eben so wenig also auch von
dem subst. cappa mantel, welches altspan, (s. Alex.) und mailänd. auch
hätte bedeutet: das wort muß, wie es da ist, aufgenommen sein und hier
ist an das gleichbed. kymr. caban (m.), dimin. von cab, JSfu erinnern; hier-
aus engl, cabin, fr, cabinet, it. gabinetto, sp. gabinete.
Capere ü., sp.pg.pr, caber, vb, intr. mit der bed. platz haben, so
daß die phrase totus orbis id non capit durch id non capit toto in orbe
ausgedrückt ward; so bereits in der Vülgata sermo mens non capit
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86 I. CAPITANO— CAPPA.
(x^ogeT) in vobis Ev. Joh. S, 37, in der wäldens. übersetetmg ed. GüU/
la mia parolla non cap en vos, in der prav. aber li mieua paraala non
pren en vos, im ähd. Tatian ni bifähit. Capere und prendere bedeuten
hier eigentlich wurigel fassen, platß greifen, stelle einnehmen. Venant.
Fort, sagt 3, 26 in quo cnncta capit ^worin alles enthäuten %st\
Capitano it., alt cattano, sp. capitan hauptmann, gleichsam capi-
tanns von capat; dasselbe wort mit anderm suffix mlat. capitanens bereits
in einer urk. v. j. 651 Marin, p. 182^, pr. capitani, fr. capitaine, aU
chevetaine, chataine, engl, chieftain.
Capitello it. Jcöpfchen, knauf, sp. caudillo, aUsp. capdiello, pr.
capdel Oberhaupt, häuptling; von capitellam für capitnlnm köpf. Daher
vb. sp. acandillar, pr. capdeiar, altfr. cadeler Rol., caieler DMce.
p. 260. 263 führen.
Gapftoio it., sp. capitulo, cabildo, pg. cabido, pr. capitol, fr.
chapitre in der bed. Versammlung eines geistlichen oder weltlichen Ordens;
von capitalum hauptstück einer schrift, weil die in capitd getheUten ordens-
Statuten daselbst verlesen wurden, oder weil auf den grund dersdben ver-
handelt ward. In Südfrankreich führte auch der mtmicipalrath den
namen capitöl, ja der einsfdne schaffe, daher das fr. capitoui.
Caporale it., aUsp. caboral und caporai ac^j. hauptsächlich, subst.
anführer, befehishaber, henneg. co^orsA, corporal, »/. atirA caporano, dass.;
ein in Italien entstandenes aus capo (haupt) durch einschiebung fast selt-
sam gebildetes, möglicherweise dem adj. und subst. generale nachgeformtes
wort.
Gappa it., sp. pg. pr. capa, fr. cbape mantd. Ein sehr altes wort,
vielleicht noch aus der röm. voUcssprache: capa, quia quasi totum capiat
hominem, bemerkt Isidorus 19, 31, 3, wo er die capa auch capitis orna-
mentum nennt, denn man zog sie über den köpf; cappa fif^det sich in
einer urk. v. j. 660, s. Breq. n. 146 und später oft, e. b. mitra kappa
Gl. ant. (Class. auäores). Man leite es nicht von caput, woraus wohl
capo, schwerlich ein in seiner bedeutung so sehr abweichendes fem. capa
cappa werden konnte. Die einfachen substantiva entspringen hauptsäch-
lich aus verbis und so entsprang cappa, wie auch Isidor sagt, aus capere
und bedeutet das umfangende: so heißt ahd. gifang kleid von fähan fan-
gen, mhd. vazzen ist sowohl capere wie vestire. Das doppelte p {auch
Span, scheidet sich capa vom vb. caber) ist kein einwand: schärfungen
eines consonanten in einem bestimmten worte sind nicht selten, eine solche
begegnet auch in cappone von capo. Abll. in menge, e. b. it. cap eil o,
fr. chapeau hut, oitfr. chapel kravM stall des hules getragen (cappello
ghirlanda secondo il volgar francese Boccac. dec. 1, 1); it. cappella
u, s. f. ursprüngl. kursier mantd, speddl das stück eines mantds des heil
Martinas, das in einer kleinen hofkirche aufbewahrt wurde, daher über-
haupt kleine kirche, s. Ducange; it. cappotto, sp. capote, fr. capot
manteljnit einer kappe; it. cappuccio, sp. capuz, capucho, fr. capuce,
capuchon mönchskappe, und wegen einer ähnlichkeit capuccio und fr.
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I. CAPPERO-CABA. 87
cabus kohlkapf^ kappe8;-ü, capperone, fr. ehaperoD, pr. capairö mütjge
eek; wohi auch sp. capazo, capacho lederner eimer, kiepe, großer Jcorbj
pg. capacho mit plüsch gefütterter korb.
Cippero it., fr. cäpre ein gewürs^ kaper; von capparis, arab. al-
kabar Gol. 1996, hieraus sp. pg. alcaparra, arag. eirfach caparra.
Cappio it. schleife f knoten, sp. pg. Ghhle, fr. c&ble seil, tau^ anker-
tau. Es ist ohne zweifei das mlatein. capulum, das auch Isidorus kennt:
capalmn ^unis a capiendo; caplum Ywnts' Gl. Isid.; mittelgriech. Ka/tliovy
ndl. kabel. Wer es aus dem arab. 'habl erklärt, der bedenkt nicht, dafi
das eindringen arab. Wörter erst lange nach Isidors eeit anfieng, noch dafi
sich anlautendes arab. 'h (.) nie in c verhärtet. Das gleuMed. sp. pg.
cabo, ufelches sich logisch nicht wohl zu caput schickty mag aus capulam
abgekürzt sein.
Capriccio t^.; daher sp. capricho, fr. caprice umnderlicher einfäll;
van capra siege, in bejriehung auf das benehmen dieses thieres, man er-
wäge das synonyme ticchio II. a und füge noch hinzu comask. nucia =
capretta, nncc = Capriccio.
Gar, qnar pr. fr. altsp. altpg. partikel für lat. nam^ quia; von
qaare, womit es ursprünglich gleichbedeutend war: morz a me quar no
yes? tod warum kommst du nicht zu mir? Bth. 130, vgl. Rom. gramm.
in, 214. Dem Italiener fehlt das wort, denn Daniels und Cecco's qnare
Iw/l 27, 72, Acerb. 4, 1 ist latinismus. S. oben ca.
Cara sp. pg. pr., attfr. chiere, daher entlehnt it, chw. cera antUtz.
Noch die franz. wbb. des 16. jh. so wie die heutige norm, und lothr. mund-
ort kennen die alte bedeutung: so findet sich bei Nicot avoir la chere
baisste vuUum demittere; aber schon damals galt die darin entwickelte
hed. miene, freundliche oder unfreundliche aufnähme (noch jetzt il ne sait
quelle chöre lai faire wdche aufnähme), bis das wort endlich auf die
weiter daraus entfaltete bed. beuArihung, gastmahl eingeschränkt ward.
(Eime genauere geschichte seiner bedeutungen gibt Gachet p. 88.) Cara
'anüitä' braucht schon, wie Ferrari anmerkte, ein dichter des 6. jh., Co-
rippus De laud. Justini 2, 412, 413: postquam venere verendam Cae-
saris ante caram. Dafi der africanische dichter, natürlich ohne alle be-
Ziehung auf die römische Volkssprache, ein griech, wort xagay äol. xagrj
haupi, aber auch antlitz (s. die commentatoren zur stelle, ausg. v. Bekker
p. 399) in seinen latein. text einführte, ist nicht zu vervmndem; dafi
dieses wort eher in der letzteren seltneren selbst dem Neugriechen un-
bekannten bedeutung, ohne das mit griech. bestandtheilen am meisten ver-
setzte ital. oder walach. gebiet zu berühren, seinen weg in die westlichen
tmmdarten fand, ist überraschend und entschuldigt den gegen diese etymo-
loffie erhobenen zweifei. Aber es gibt keine bessere. [Dagegen hat Lorenzo
IMvL Modignani später (1867) in einem mit classischer gelehrsamkeit
geschrid>enen aufsatz gezeigt, dafi das ital. cera, welches bereits in den
äÜesten denhnalem dieser spräche vorkomme und gesichtsfarbe, demnächst
peeichtdnldung bedeute, von cara abzusondern und auf lat. cera in den
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88 CABABA-CARDO.
bedd. farbey portrat smrücTczuführen s«.] — Zss. sind sp. carear, acarar,
altfr. acarier confrontieren; nfr. acari&tre hartnäeldg, wunderlich. Nach
Huet gehört hieher auch fr. contrecarrer zuwider handebt, besser aber und
im einJdang mit dem buchstaben deutet es Frisch aus fr. carrer = lat.
qnadrare in Ordnung bringen, vgl. contrecarre antisophisma bei Nicot. —
Entstand wal. ocdre schimpf etwa aus a-carare, gebildet wie affrontare?
Cäraba sp. ein fahrseug; von carabus 'parva scapha Isid. 19, 1, 26 y
gr. xagaßag-, daher sp, carabela, it. caravella, fr. caravelle.
Garabi na it. sp. pg., fr. carabine ein feuergewehr, fr. carabin «n
damit bewaffneter reifer. Für letzteres gibt es eine ältere form calabrin
Boquef., it. calabrino, und so läfit sich carabine aus dem pr. calibre
wurfgeschütz (s. caable //. c) ableiten: daß man waffennamen äUerer
iriegsJcunst auf neuere übertrug, kann nicht befremden.
Caracca it., sp. pg. fr. carraca, carraque, ndl. kraecke eine ort
grosser schiffe; nimmer vom arab. 'harraqah brander (Monti, Agg. ai voc.
II, 2, 313), da anlautendes arab. 'h kein c ergibt, s. cappio.
Caraffa it., sp. garrafa (so auch dUval., JFebr. str. 154), fr. ca-
raffe, sie. carrabba flasche mit weitem bauch und engem hals; vgl. arab.
giräf ein maß für trockne dinge, vb, garafa schöpfen Freyt. III, 270^. —
[Neue bemerktmgen s. bei Dozy.]
Caragollo it. (nach Ferrari), sp. pg. fr. caracol, cot. caragol
Schnecke, wendeltrq^, Wendung mit dem pferd, in letzterer bed. it. cara-
collo. Man deutet es aus dem arab. karkara sich im kreiße drehen Freyt.
IV, 28", was Übel angeht, da ein arab, subst. fehlt. Besser würde passen
das gael. carach gewunden, gedreht.
Carato it., fr. carat, sp. pg. quilate, altpg. quirate ein kleines ge-
wicht, karat; vom arab. qträ't, dies vom gr. Ti^gdrinv hiäsenfrucht als
gewicht gebraucht, man sdie Freyt. III, 427". Isidorus nennt es cerates,
was der span. form ganz nahe kommt: cerates oboli pars media est, sili-
quam habens unam et semis. Venez. carato same des Johannisbrotbaumes.
Carcasso it., sp. carcax, pg. carcas, fr. carquois (für carqnais)
köcher, ältfr. auch brustkasten, thorax DMce. 285; dsgl. U. pg. carcassa,
sp. carcasa, fr. carcasse gerippe. Der zweite theil- dieses zsgs. Wortes ist
offenbar capsns (s. unten casso), der erste scheint caro zu sein und die
ursprüngl. bed. rümpf oder bruststück eines thieres, buchstäblich fleisch-
kosten, fleischgerippe, übertragen auf den von reifen zusammengehaltenen
köcher, wie carcassa auch eine mit reifen umgebene bombe heißt. Zu
widersprechen scheint it. carc-ame geripp, das einen stamm carc fordert,
also auch carc-asso ? Allein asso ist kein sufßx: carcame entstand durch
einmischung von carcasso aus arcame, das aus arca kosten abgeieitet
ward. Die parmes, mundart sagt für carcasso cassiron.
Cardo it. sp. pg. distel, kardendistel zum wollkratzen, von Carduus;
abgel. sp. pr, cardon, fr. chardon; vb. it. cardare ff. aufkratzen, käm-
men; zsgs. it. s cardo krämpel, fr. ^charde Stachel der distel, splitter (so
auch neop. scarda); sp. escardar disteln ausjäten, norm, ^harder ab-
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I. CARESTIA-CAREIERA. 89
schuppen. Verschieden von ^charde und deutscher herkunß ist henneg.
^rd, wäUon, h&rd scharte s. Grandgagnägey vb. 6carder, harder schartig
machen, ahd. scartt,' altn, skard bruch,^ einschnitt^ ahd. skertan, ciUn,
skarda einschnitte machen u. s. w.; auch cot. esqnerdar brechen, spalten
ist dieses Ursprunges.
Gares^ia it. sp. pg. pr., mlat. caristia, so auch sp. pg., altsp. ca-
TSkBtm Apol. Str. 66 theurung^ nuingd; it. carestoso, pr. carestios
Flam. nothleidend; augenscheinlich aus carus, aber wie abgeleitet oder
susammengesetzt? Vgl. bash. garestia {UAort. carastia) adj. = carns.
In den Joyas dd gai saber p. 264 wird sogar carfstia gesprochen, reimend
auf h6sti&, ahcTj die richtigkeit dieser betonung vorausgesetzt, läßt es sich
doch mit dem nichts toeniger als sinnverwandten griech. charistia plur.
(freudenmahl) nicht vereinigen. Eine occit. abl. ist carestiö. — [Hat
eucharistia auf die büdung dieses wertes eingewirkt? fragt WackertMgd.]
Caricare, carcare it., sp. pr. cargar, pg. carregar, fr. charger
hdaden; sbst. it. carico, sp. cargo, pr. carc, fem. it. carica, sp, pr.
esLfgSi, fr. Charge last, figürl. and. Carricare, von carrus, findet sich bei
Hieronymus (nach Ducange), discarricare bei Venant. Fort., discargare
in der L. Sah Das it. caricare bedeutet auch überladen, übertreiben in
rede oder Zeichnung, daher caricatura Zerrbild.
Carmesino, cr^misi, cremisino it.\ sp. carmesl, fr. cramoisi subst.
und adj., eine hochrothe färbe bezeichnend; vom arab. qermez Scharlach,
adj. qermaz! Freyt. III, 434^. Das wort, seinem Ursprünge nach indisch,
entspricht dem sanskr. krimi-dscha d. i. wurmerzeugt (Pott in Lassens
2is<Ar. IV, 42). Derselben herkunft ist it. carminio, sp. carmin, fr.
carmin.
Carogna it. pr., sp. carrofia, fr. charogne fleisch, acts, adj. sp.
earrofio verfauU; jedesfcAls von caro, wenn auch im Widerspruche mit den
üMreiehen ableitungen aus dem thema cam, indem man, wie es scheint,
durch canmcala verführt, in car den eigentlichen stamm dieser ableitungen
fuUte.
Carpa sp., fr. carpe, wai. crap, pr. escarpa, it. carpione ein fisch,
karpfen; vom nilat. carpa, schon bei Cassiodor, s. Vossius De vit. serm.,
einem weit verbreiteten schwerlich aus cyprinus entstellten worte.
Garpentiere it. wagner, Zimmermann, sp. carpintero, ^r. carpeii-
tier, fr. charpentier nur in letzterer bed.; von carpentarius wagner, im
ndatein üherhaupt holzarbeiter, carpentarius 'zimbermann Gloss. Herrad.
Franz. charpente (f.) zimmeruwrk, lat. carpentum wagen.
Carriera it., fr. carrifere lauf bahn, sp. carrera lauf bahn, straße,
pr. carriera strafie; eig. fahrweg, von carrus. Besser als carrifere ist die
aUfr. und mundarü. form charrifere, da ersteres auch steingrube bedeutet
und in diesem sinne aus einer andern umrzd herrührt, s. quadro. Andre
abü. von carrus sind: t^ carrozza, sp. carroza, fr. carrosse kutsche,
mhd. karrosche, karrutsche; fr. carrousel ringelrennen, daher it. caro-
sello, garosello.
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90 I. CARRUBA-CASERMA.
Carrnba ü.y sp. garroba, algarroba, garrofa, pg, alfarroba, fr.
caroube, carouge Johannisbrot; ü. carrobo, carrubbio, sp. garrobo, al-
garrobo, pg. BMe^rroheirsi Johannisbrotbaum; vorn^ gleichbed. arab. charrfib
Freyt. /, 471\
Carvi ü, sp. fr., neupr, charui feldkümmel, Icarbe; von careum
(xagnv). Derselben herkunft ist arab. al-karavta Gol. 2028, toodurch die
roman. Wörter vieUeicht naher bestimmt tourden, übrigens auch sp. aI-
caravea.
Casa it. sp. pg. pr., cas*^ wal. für lat, domus seit dem frühsten
mlateinj daher casa dei Chron. Laurish., casa regis L. Long., casa do-
minica L. Baito. Ital. mundarten verkürzen es in ca. UfUer den abll.
ssu erwähnen chw. vb, casar wohnen, hausen, it. casare, sp. pg.pr.cs^ssa
verheirathen, eigentl. hätislich einrichten, ausstatten; so mhd. heimen hei-
rathen^ von heim haus. Grimm, Rechtsalt. p. 420, vergleicht aUn. byggja
saman jiusammen wohnen. Die sard. mundart bewahrt doma und braucht
es ganz wie das ital. casa.
Casacca it., sp. pg. casaca, fr. casaque lange Überjacke; von casa
hütte, mit einer begriffsübertragung wie im nüat. casala {s. casipola);
auch unser hose ist mit casa gleicher wunsel, s. Wackernagel b. Haupt
VI, 297. Dasselbe suffix im it. gnarnaoca üherkleid.
Casamatta it., sp. casamata, fr. casemate waUkeller; aus gr.
xdofia grübe, höhle, plur. x^^^^^^^j deutet MSnage. Eine Zerlegung in
casa-matta versucht mit glück Mahn p, 6. Matto nämlich habe in einigen
Verbindungen die bedeutung des deutschen matt: carro matto leiterwagen
e. b. sei der schwache, rohe, unvoWcofnmene wagen, und so sei casa matta
das schwache, todte, versteckte haus. Im mailänd. heifit matt s. v. a.
pseudo: perla matta ist perla falsa, giussumin matt gdsomino süvestre^
unter unserm warte läfit sich ein haus denken, das diesen namen nicht
verdient. Im sicü. bedeutet mattu düster, in dieser mundart würde man
ein düsteres haus darunter verstehn. Bezeichnender noch ist Wedgwood*s
auslegung des Wortes aus sp. casa und matar tödten, entsprechend dem
deutschen mordkeller und dem in diesem sinne veralteten engl, slaughter-
house, nur ist für das hier unstatthafte vb. matar das subst. mata jgu
setzen, so dafi der sinn ist 'haus der metzelei.
Cascio, cacio it., sp. queso, pg. queixo käse; von caseus, vgl. für
das span. wort denselben lautübergang in qnepo von capio.
Gaserma it., wdl. cesarm^, richtiger sp. pg. caserna, fr. caseme
Soldatenhütte; von casa wie lat. caverna von cava. — [Gaserma, cesarm^
nebst dem volksmäßigen deutschen casarm machen diese deutung, wie
Mahn p. 6 einwendet, zweifelhaft und es sei die herleitung aus casa d*arme
vorzuziehn. 'Ich habe die formen mit m denen mit n nicht als gleichbe-
rechtigt entgegenstellen wollen, weil caserma, wenn es ein gfites mit arma
zusammengesetztes ital. wort sein sollte, doch casarma oder eigentUek
casarme lauten müßte, die wai. und deutsche form aber den grammatischen
werth der span. und franz. nicht aufwiegen können. Überdies scheint
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I. CASIPOLA-CATACOMBA. 91
waffenkaus für soldatenhüäe etwas pretiös. Das suffix erna i^ allerdings
ein seUen angetvandteSj aber wie leicht konnte das beispiel von eava ca-
vema verführen^ ihm ein casa caserna an die seile ßsu setzen.^ Krit.
cmkang.]
Casipola, easnpola it. hüttchen, daher fr. chasable messgewand.
Das jtpon. wori ist casnlla m letzterer hedeutung (altfr. casnle Gloss.
de Laie 22^) = nUat, casula nach Isidor quasi minor casa eo qnod
totom hominem tegat; vielleicht formte man casipola nach dem muster
des von manns stammenden manipnlus. Wie sid^ übrigens die begriffe
hSMe und mantel berühren, steigt auch das in ersterer hedeutung gebrauchte
cappa, s. capanna.
Cass pr. altfr. gebrochen, gebeugt: brisi^ et cas Sax. II, 186; vb.
pr. cassar, t^r. casser brechen; von qnassns, qoassare. Ital. accasciare
ermatten erfordert eine abl. qnassiare. Dasselbe wort mit eingeschobenem
n ist aUsp. canso müde, nsp. cansar müde machen (die kraft brechen),
das sieh vom it. cansare durch seine bedeutung scheidet; esgs. sp. des-
eansar ruhen, prov. dass. ORoss. 1137.
Cassa it., sp. caxa, pg. calxa, pr. caissa, fr. caisse kiste^ dsgl. fr.
ch&gse einfassung; von capsa behäÜnis. Abgel. it. cassetta, casset-
toDe, Msgjf. castone {wie pwmes. castöina aius cassettina). Zsgs. pg. en-
caixar, fr. enchässer einfassen, einfügen; gleichbed. cat. encastar, sp.
engastar, it. incastrare, pr. encastrar, fr. encastrer; so wie pr. enca-
stonar, pg. encastöar, ^. engastonar, vgl. mlat. incastratura. *
Cas so it. sp. pg., pr. cas, aitfr. qnas leer, unnütz; von cassns.
Ihgl. vb. cassare ff., fr. casser su nichte machen, lat. cassare für cassum
reddere bei Sidonius und CJassiodorus.
Cas so it. brüst, thorax, mlat. cassum, cassns; t;oncapsns behältnis,
wie auch mlat. arca denselben begriff erfÜUt. Prov. cais hnnlade ist
^eidifäUs von capsns wie eis von ipse, nicht von cassar brechen (als
äwas eermoimendes), da der diphthong ai widerstrebt. Endlich muß im
^eickbed. pg. qneixo {cat. qnex), woher queixada, sp. qnixada und
vokl auch sp. qnixera beschlag am schaft der armbrust ßackenstück),
dassdbe cais oder- capsns anerkannt werden.
Cataoomba it., sp, pr. catacnmba, fr. catacombe unterirdische
gmfl. Offenbar ein compositumj in dessen erstem theile man gewöhnlich
die griech. prap. yutta, in dem jnceiten das subst. tumba erkennt, cata-
ciimbae wäre also = ad tnmbas an den grüften. Es ist aber nicht ein-
euseken, warum die spräche, wenn man auch die einmischung einer griech.
partikd euläfit, die gruft als etwas an der gruft befindliches aufgefaßt
haben soUte. Vidleieht ist cata c6e» nur das rom. vb. catar schauen
(s. unten) und comba entweder durch assimilation an den anlaut c {in
cata) entstelU aus tomba (sp. catatnmba findet sich in Bengif o's reimbuch,
maü catatomba bei Cherubini) oder auch unentstellt, da es im span.
gewSbe bedeutet, so daß also cata-comba schau-gruft heißen würde. Die
rmisehen catacomben bargen nämlich die körper voß märtyrem und hei-
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92 I. CATAFALCO-CATAR.
Ugen und tourden darum von andächtigen Christen besucht, s. die stdle
des h. Hieronymus bei Ducange. Man könnte sdbst das sdbinische cnmba
heraneiehen, wovon Festussagt: cnmbam Sabini vocant eam, quam mili-
tares lecticam, also sanfte, tragebett (s, K, 0. Müller zu der stelle),- wäre
tomba oder comba nicht der Sache angemessener. Die hier ausgesprochene
deutung könnte gleichufohl gewagt scheinen, fände sie nicht in den beiden
folgenden (Artikeln unterstütjmng, fast bestätigung. — [Bellermann, Über die
ältesten christl. begräbnisstätten p. 7, nimmt eine griech. bildung xata"
TVfißinv dafür an.]
Catafalco ü., sp. cadafalso, cmlahalso, cadalso, pr. cadafalc, ott-
cat. cadafal Chr. d* Esel. 597", vaZ. carafal, oZ^r. eseadafaut, cadelant,
chafaut,* n/r. 6chafaud, mndl. scafant, nhd. Schafott gerüste eu verschie-
denen zwecken, trauergerüste, blutgerüste u. dgl. Die reinste form ist
catafalco; das sp. cadidalso mit s für c t^ unklar, muthmaßlich hat sieh
falso ac{). in der Verbindung edificio falso gebäude, das auf keinem festen
gründe ruht, oder das rothwälsche falso henker eingemengt; im aUfr. es-
cadafaut gieng auslautendes c in t über wie in Estrabort für Estrabore,
nfr. Strasbourg. Das wort ist zsgs. af4S catar schauen, prov. erweicht in
cadar, und atis falco, entstellt etwa im munde der Deutschen, detien p
leicht zu ph oder i ward, aus ital. palco gerüst, das selbst wieder deut-
schen Ursprunges ist, also schaugerüste, gerüste zu öffentlicher schau, un-
mittelbar aus dem itcä. entlehnt ist fr. catafalque, sp. cadafaleo. JauU
wül in falco das arab. falak anhöhe Freyt. III, 372^ erkennen, allein
warum sollte die spräche dieses wort nur in einem compositum aufbewahrt
haben? selten wenigstens geschieht dergleichen in unlat. Wörtern. Ducange
setzt es zusammen aus gr. Aoia und lat. palus oder fala (gerüst), womit
aber die endung c unerklärt bleibt, andre haben ein deutsches schauhaus
oder ndl. schauvat (schaufaß) dafür aufgestellt.
Cataletto U. paradebett, buchstäblich schaubett; von catar Kn<{ letto,
s. die beiden letzten artikel. Dem entspricht buchstäblich sp. cadalecho
binsenlager, neupr. cadaliech, altfr. kaalit HBord. p. 147, iieufr. chälit
spannbett, fußgestell des bettes, letzteres gewöhnlich aus chasse-lit erklärt.
Catar oitsp. sehen, schauen, (catö ä todas partes PC*. 357), ebenso
altpg. (com quaes olhos vos catey D. Din. p. 38 und öfter), nsp. pg.
versuchen, untersuchen, nachsuchen; sbst. cata Untersuchung; zsgs. reca-
tar wiedei' kosten, dsgl. sorgfältig bewahren, recato vorsieht, geheimnis;
acatar untersuclien, verehren, acatamiento ehrfurcht u. a. m. Im prov.
ist das wort nicht einheimisch und wird darum im Ehwidari erklärt:
catar vol dire vezer (sehen) LR; eben so wenig besitzt es der Franzose,
doch führt Menage eine abl. catiller 'ausspähen aus Monstrelet an. Churw.
ober heißt catar finden, ebenso parm. venez. catar, lomb. cata finden, er-
greifen; daß es im ital. auch vorhanden war und schauen hieß, scheint
sich aus cata-comba, cata-falco, cata-letto zu ergeben, welchen span. com-
posit^ wie cata-lecho, cata-ribera, cata-viento entsprechen. Dem Waiachen
endlich bedeutet ceutä schauen, suchen, hüten. Schon Isidorus kennt das
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I. CATASTRO-CAVIALE. 93
wort in seiner äUspan. bed.: cattas (Icatze), qnod cattat {al. catat, captat)
L e. videt 12, 2, 35. Die herkunft desselben vom IcU, captare (lauem)
kann nicht BweifeUuxft sein. In der L. Sal. emend. taird noch captare
geschrieben^ aber auch hier ist die bed. schauen, gleichsam oculis captare,
nicht lu verkennen, s. Pott, PlatÜateinisch 392. Das it. cattare ist nebst
sp. captar, fr. capter erst später aus dem classischen latein aufgenommen
worden. — Seltsam ist das it. cata-colto 'ertappt\ für catato-colto, ein
offenbarer pleonasmus um das unverständlich gewordene catato mit einem
synonymen ausdrucke eu erklären.
Catastro it. «p., cadastre fr. {it. auch catasto) Steuerregister; gleich-
som capitastnun kopfsteuerliste. Das frühste mittelalter brauchte dafür
eapitnlarium Greg. Tur. 9, 30 mit dem eusatz in quo tribnta contine-
bMitar, eigenil. eine in capitula abgetheilte schrift; capitastrom aber ent-
stand gewiß unmittelbar aus caput wie sp. cabezon steuerliste aus cabeza.
Catrame it.y pg. alcatrao, sp. alqnitran, fr. gnitran, goadron, mlat.
catarumus theer; vom arab. alqa'trän dass. Freyt. Illy 464*".
Cattivo it.y sp, cativo, pr. caitia, fr. cWtil efend, sMedU; von
captiTus gefangen^ in knechtschaft, daher unglücklich nebst den weitem
led&dumgen; die ursprüngliche wird durch cattivo it.^ cantivo*^., captif
fr. vertreten.
Cayallo it., sp. caballo, pr. caval, fr. cbeval, wal. oal (auch alban.
cale, calle) pferd; von caballus {naßailrjg), nach Ä, W. Schlegels muih-
mafmng ein üalisches bauemwort, womit das pferd in der landwirthschaft
beseiehnä ward, s. dessen Ind. bibl. /, 240. Daher it. cavalcare, sp.
cabalgar, fr. chevaucber (fehlt wal.) reiten^ wie gr. mnsvaiv von inno^y
in der L. Sal. caballicare und zwar caballicare caballum une rom. caval-
eare un cavallo. Von equus blieb nur das fem. sp. yegaa, pg, egoa,
pr. egaa, dltfr. aigae, wal. eap;, sard. ebb^. Aus caballus leitet sich
femer ndat. caballarius Gl. Isid., it. cavaliere, sp. cabaUero, pr. cava-
lier und cavayer, fr. Chevalier und cavalier ritter, reiter; dsgl. it, caval-
letta, sp. caballeta grüne Jieuschrecke, pferdchen genannt wegen der ahn-
liekkeit ihres köpf es mit einem pferdekopfe, heupferd.
Cavezza it. haifter, oitfr, chevece kragen, sp.pg. cabeza köpf, auch
pr. cabeissa; dsgl. sp. pg, cabezo, pr, cabes der obere theU eines
dinges; abgd. ü. cavezzone, fr. caveQon kappeaum, sp. cabezon hemd-
kragen; von caput Daß chevece und cabeza eins seien, ist unzweifelhaft;
aber auch cavezza stimmt dazu, wiewohl capezza (vgl. capezzale aus ca-
pitimn bei Gellius) erwartet werden durfte. Kragen als köpf des hemdes
ist der müteJbegriff zwischen haupt und halfter, doch könnte sich sp.
cabeza auch unmittelbar auf capitinm in der bed. einer kopfbedechung be-
ziehen, in den JErf. glossen 283" wird es mit dem ags. ^hood* pHeus über-
säht. lUA. Bcavezzare abhauen ist = scapezzare, ^. descabezar.
Caviale it., sp. cabial, pg. fr. caviar, ngr. xaviagi eingesalzener
rogen des in aUen europäischen gewässem heimischen störs und einiger
andern fische.
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94 I. CAVICCHIA-CEDRO.
Cavicchia, caviglia it.^ pg. pr. cavilha, fr. cheviUe, j^locky masc
it. cavicchio, caviglio dass. Lot. clavicala ward durch dis8imäati(m
in cavicla vereinfacht um das doppelte cl jsu beseitigen: ohne diese eupho-
nische rücksicht dürfte eine schwäcJiung des anlautes nicht angenommen
werden. Der Spanier behielt cl in clavija, worin jene rücksicht wegßd.
Cavolo it., sp. col, pg. oouve, pr. caul, fr. chou kohi; bemerkens-
werthj weil diese formen so uHe das kymr. cawl, das bret. kaol auf caalis,
nicht auf das anscheinend volksmäßige colis weisen.
Cayo sp. (nur im plur. üblich), altfr. caye Sandbank, mit anderer
bed. pg. caes (sg. und pl.J, fr. qnai dämm an flüssen, deich, ndl. kaai,
engl, kay, ndd. kaje. Alle vier roman. Wörter sind formdl eins und auch
die begriffe liegen sich nicht fem. Ein altes jseugnis dafür gewähren die
Md. glossen: kai ^cancellae\ kaij (kaji?) 'cancelli* schranken. Unpassend
bringt dies Scaliger mit dem PlatUinischen cajare (schlagen) in Verbin-
dung: es ist augenscheinlich, wie schon Ducange behauptet, das kynw.
cae jsaun^ Umzäunung, bret. ka6 auch deich, ka^a eineäunen; vieüeickt
darf auch an ahd. cahot munimentum, bair. kachet jifaun Graff IV, 361
erinnert werden. Belegen ist bair. kai hegung, als eine spätere Verhär-
tung aus gehai von haien hegen (Schmeller U, 129), nicht in anschlag
eu bringen. Warum aber fr. qaai und nickt chai? muihmafilich weil
das wort ein erst später aus dem picard. oder gascon. (vgl. cayum haus
bei Ducange, gad. cai dass.) aufgenommenes ist.
Cazza it., cot. cassa, altfr. pic. casse, masc. chw. caz, sp. cazo
pfanne mit einem stiel; vom ahd. chezi, kezi, altn. kati ein kochgesckirr,
woher unser kessel. Abgel. it. cazzuola, sp. cazaela, mit einmisckmng
eines r (wie in mouch-er-oUe, mus-er-oUe u. a.) fr. casserole bratpfanne,
woher it. casserola, pic. champ. castrole, dtsch. castrol. Ein altes eeugnis
des Wortes in den Wiener, glossen Hoffm. p. 68, 16 gazza 'cActta* =
churw. caza schöpf keUe.
Cece it., sp. chlcharo, i>r. cezer, fr. chiche (gewöhnt. pl. pois chiches)
kichererbse, von cicer; it. cicerchia, sp. cicercha, von cicercala.
Cicero it. schwan, alt c6cino, mlat. cecinus L. Sal. tit. 7, cicinns
^olor (oUo ms.) Gl. Paris, ed. HUd., item Papias; vom tat. cicer, dctö im
it. cece knoUen am Schnabel dieses vogels heißt. Besser aus cecinus als
aus cygnus erklärt sich auch das sp. pg. dUfr. cisne (dltpg. cime Moraes)y
da einschiebung des s für die südwestl. spräche nicht annehmbar ist.
G^dola ü., sp. pg. pr. c^dala, fr. cMule eettd; von schednla wie
cisma von schisma. Aus einer andern ausspräche (skedtda) entsprang
sp. esquela.
Cedro it., (AAx?^ sp. pg., in leteterer spräche auch cidräo, fr. cltron
eine frucht, citrone; it. cedro, sp. cidro, fr. citronnier cüronenbaum; von
citrus citronen- oder pomeranzenbaum, citream dessen frucht. Der bamm
heißt ital. auch cedemo, geformt wie lat. qnernus von quercus. Die zwei^
feihafte quantüät des i in citrus erklärt die roman. formen mit e und L
Das vornehmste wort für citrone aber ist ein fremdes, limone (s. das.).
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I. CELATA-CERCAEE. 95
AiU. sind: ü. cedronella, sp, cidronela, fr. citronnelle melissef dtrago;
ü. citri Qolo, cedrinolo gurke, fr. citronille hürbifi^ wegen der ähnUch-
keU dieser fruchte mit der citrone.
Gel ata ü,, sp. celada, fr. salade hdm, pickelhaübej engl, salad,
hffmr. sided ; mit recht wegen des darauf vorkommenden bildwerkes von
caelata (caseis caelata bei Cicero) hergeleitet, wahrscheinlich in Italien
aufgekommen. Es ist also hier ein epitheton ornans mm namen der sache
geworden. Im miUdhochd. findet sich gleichbedeutend sauer, welches
romamscken klang hol, aber aus diesen sprachen nicht nachweislich ist,
QuA aus caelata nicht abstammen konnte.
Cenno ö., chw.oinwink, sp.Geüorunjfdnderstirne;vb.pr.eennsiT,
dUfr. cener e. aec. HBord. p. 178, 1, it. accennare, oJtop.acefiar^Io:., aUfr.
acener mwinken. Ginnas, ssu unterscheiden von dem acht lat. cinnas (Ver-
mischung mehrerer dinge), begegnet in alten glossaren; eins der Erfurter z. b.
p.287^ hat cinnas 'tortio oris\ inde est dictum cincinns und cynnavit
'immitjpromisit^ auch die Isid. glossen kennen das wort, das wahrscheinlich
aus cincinnns locke {xiKivyog) abgekürzt ward, indem cinnare, cennare eine
eigenschafl der locken^ das wallen oder winken ausdrückte.
Centinare it., fr. cintrer wölben, bogenrund machen; daher sbst.
it. cintina, fr. cintre (m.) gewölbe, rüstbogen eu einem gewölbe; von
cinctnrare, das man sich aus cinctura ableitete: Uoi. n aus r wie in cecino
aus cicer. Über die berührung der begriffe gewölbe und umgürtung
s. Rödiger und Pott in Lassens Ztschr. III, 59. Das calal. wort ist
eindria, das span. aber cimbr ia, cimbra, mb vielleicht durch einnUschung
wn eimborio huppd.
Cercare it., wai. cercä, pr. cercar (sercar), nfr. chercher, dUfr.
oerchier durchsuchen^ suchen^ aus diesem das engl, search. Die erstere
ist die grundbedeutung: in derselben braucht es noch Dante in einer
mdtrfaeh misverstandnen stelle Inf. i, 84 che m*han fatto cercar lo tuo
Yohune, vgl. dttfr. cerchier les montagnes die berge durchsuchen und
ähnliche steilen. Span. port. cercar bedeutet einschlie/ien, altpg. aber
gleichfalls durchsuchen: andoa em busca delie cercando toda aqnella
terra s. Constancio. Gercare ist das wenn auch nicht von Properjs 4, 9,
3b, doch von den feldmessem gebrauchte GiTGBxe um etwas herumgehen,
es umgtben : circat montem Cos. litt., in den Isid. glossen circat 'circum-
vemt\ daher mhU. circa die runde, circator Wächter, vgl. alban. k^rcöig
ntdien, durchforschen^ vom gr. xiqkovv umgeben, umringen; kymr. kyrcbu,
brcL kerchat werden aus derselben quelle sein wie cercare. Es bedarf
«fa> eur erJUärung desselben keines neuen Wortes quaericare. Zwc^r
schreibt der Sarde van Logudoro qnircare, aber er schreibt nur so, die
ausspräche ist kircare wie im latein. Die fram, form chercber hcU ihren
grund offenbar in bequemerer ausspräche des richtigen cercber, pic. cer-
qnier (wdehes letztere aber, gleichfalls durch assimilation der ersten an
die ßweite sUbe^ auch in der form querqnier vorkommt), vgl. it. Giciglia
/iir Siciglia. Eilte mss. ist pr. ensercar unterscheiden, pg. enxergar;
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96 L CERCETA-CHETO.
ein frequentativ im älteren mitteUatein ist circitare (circat, circitat xvtdsvei
Gl. lat, gr,)y hieraus wal. cercetk untersuchen, besuchen, das der hcrhunfl
aus quaericare entschieden widerspricht.
Cerceta, zärzeta sp. pg., pr, sercela, fr. cercelle, sarcelle, eaJt,
masc. xerxet ein wasservogel, hriechetite; von querqnednla. Daraus ent-
stellt scheint it. garganello, engl, gargane, s. Ferrari; Ncmnich fuhrt
auch cercednla, cercevolo an.
C6 reine it. (m.) ring, ringartige sache, fr. eerne (w., a«« cenj'ne)
iret/l, sp. e^rcen, pg. ceree; vb. it. fehlt, fr. cerner ununngeln, aber
sp. cercenar ringsum beschneiden, eig. abrunden, cortar ä cercen glatt
abschneiden. Die Wörter sind von cireinus airkel, circinare abzirkeln.
Cerfoglio it., sp. cerafolio, fr. cerfeuil ein küchenkraut, körbd;
von eaerefoliam (xaiQitpvklov).
Gerne cchio it., sp. cemeja, pg. cemelha haarbüschd. Cabrercls
deutung ou^ crinicalus, wogegen begriff und buchstabe streiten, durfte
nach der von Ferrari aus discerniculam haamadel Cacus, quae captUos
disseparat^ Nonit^J, dsgl. abgetheiltes haar, nicht mehr aufgestellt werden.
Cervello it., pr. cervel, fr. cerveau him, dsgl. fem. dem itai.
plur. cervella entsprechend chw. pr. cervella, fr. cervelle; von cere-
bellum, dessen roman. gestoit oervellus schon der Vocäb. S. Galli kennt,
cervella das Gloss. Salom., cerevella das Gloss. von Schlettstadt. Die
span. und port. spräche haben nur das primitive celebro, cerebro, so ciuA
die walach., deren crleri (plur.) aus cerebrum, umgestellt creebmm, ge-
bildet sein wird.
Getto it., altsp. cMpg. cedo (encedo" Chron. dd Cid ed. Uuber
p. 203) adverbium, von citö.
Ghaveco pg., sp. xabeque, it. sciabecco (?), fr. ehebec, dtsch.
schebeeke, ein kleines dreimastiges kriegsschiff, welches rüder fOhrt; sott
türkisch oder arabisch sein, ist aber nach Dosy p. 28 unentschiedener
herkunft.
Ghe it., sp. pg. pr. fr. que {auch alban. che) geschlechÜoses reiaüv^
pronomen und conjunction; wahrscheinlich von quid, s. Bom. gramm. III,
322—324, wo auch von wal. ce, ce, ca die rede ist. Frans, quoi {alt
quei) hat seinen grund in dem bestreben der spräche, gewissen einsilbigen
Wörtern mehr umfang jsu geben, vgl. moi, mei aus me. Ital. chi, fr. qui,
von quis; sard. chini, sp. quien, pg. quem, vom accusativ quem, s. U. b.
Gbeto it., sp. pg. qaedo, altfr. coit, coi, recoi ruhig, von quietos,
daher vb. it. chetare beruhigen, sp. pg. quedar ruhig lassen, (intr.)
ruhig bleiben; fr, coiser s. v. a. it. chetare, gebildet une hausser von
altus. Ein lat. vb. quietare bei Priscian ist bestritten, vgl. Struve, LaL
decl. und conj. 117. Dasselbe quietus setzte mit der bed. ^ ledig' eine
zweite keine Verwandlung des i in ^ erlaubende form ab, eine scheideformj
gleichsam quitus: fr. quitte, alt cuite, pr. quiti, sp. quito, dtsch. quitt;
daher sp. pg. quitar ledig machen, frei lassen PC. 637. 894. 1043,
wegnehmen, eigenü. losmachen, fr. quitter losgeben, gehen lassen, verlassent
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CHIAMARE-CIANCIA. 97
it, qaitare, chitare sein recht aufgeben. Die hedeutung "kennt schon die
Lex. Long,: sit qnietus d. i. sü absolutus. Für cheto sagt man ital. auch
ehiotto (aweisilb.), vielleicht aus dem fr. coit mit eingeschobenem i = 1,
neqp. cnoto.
Chiamare it.y weil, chi^mä, sp. llamar, pg. chamar rufen^ nennen^
pr, clamar, altfr. claimer ausrufen; von clamare. Die bed. nennen läßt
sich bereits im ältesten miatein nachweisen, z. b. si qnis alterum vulpem
clamayerit L. Sal. tit. 30.
Chiarina, clarinetto, clarone it.^ sp. darin, clarinete, fr.
darinette, clairon, aUfr.pr. clarion blasinstrumente; von clarus heU tönend.
Chiasso it. aus dem pr. das geschrei, altfr. glas (chlaz Trist. U,
80) glockengeläute^ nfr, anschlagen der todtenglocke^ wohl auch ir. glas
wdiklage, das Fielet p. 70 im sanskr. blas gesellt; von dassicnm signal
mit der trompete, mlat. in der dltfr. bedeutungy vgl. condassare 'conclc^
mare Gl. Isid. Das nah liegende glatir war anlaßy daß man das wort
gerne vom hundeg^eU brauchte. Wal. glas schallf stimme ist das gleich-
bed. serb. glas.
Chiglia it. (bei Barberino chiela), sp. qnilla, fr. qaille kiel des
sdiiffes; vom ahd. kiol, altn. kiölr. Sofern fr. qaille kegel bedeutet^ floß
es aus ahd. kegil, was schon Frisch erkannte; eigentlich passen auch die
andern Wörter j une man leicht sieht, besser in dieses etymon als in das
erstere, aber die bedeutung entscheidet.
Ghimera it., sp. quimera, fr. chimöre himgespinst; von Chimaera,
dem mffthischen ungeheuer.
Ghiocciare, crocdare it., sp. doquear, neupr. douchd, fr. glousser,
wd. doc^ glucksen; naturausdrücke wie das dtsche wort und das lat.
glocire, wenn nicht irnm theil aus diesem entstanden, vgl. ags. doccan.
Sbst. it. ehioccia, 5p. dueca, pgp. chöca, wai. cXoe^, nÄd. glucke brütende
keime, daher ein a^. it. chioccio, sp. clueco, Uueco glucksend, heiser.
Chitarra it., sp. pg. pr. guitarra, fr. guitare ein Saiteninstrument;
vom gr. Tu^aQo, Vom lat. cithara aber ist it. cetera, cetra, pr. cidra,
citöla, dltfr. citole, mhd. zitöle u. s. w. Cithara, non cetera bemerkt ein
grammatiker in beziehung auf die volkstibliche form, s. Anal, gramm. p. 443.
Chi ädere i^, sp. cluir in compos., cdtpg. chouvir, pr. claure, fr.
elore schließen; von clüdere und clandere. Zsgs. pr. esclanre, fr.
6clore, von ex und clandere; 2>r. esc Iure, fr. exclnre, von exclndere.
Ciabatta it., sp. zapata, fr. savate abgenutzter schuh, pr. sabata
Oberh. schuh, und so sp. pg. zapato; it. ciabattiere ff. Schuhmacher.
Nach Sousa vom arab. sabat, dies vom vb. sabata beschuhen, das bei
Fregtag 11^ 275'' diese bedeutung nicht hat. Mahn p. 16 findet seine
gudle im baskischen.
Ciancia it. geschwätz, possen, vb. cianciare schäkern, possen treiben,
ehw. cioncia geplauder, sp. pg. chanza spass; naturausdruck? vgl. aber
auch nhd. zänzeln kosen Frisch U, 464^, mhd. zSnselen, zinselen dass.,
sp. cb&chara geschwätze, ngr. t^otCot^ gleichbed.
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98 I. CIARLARE-CIFRA.
Ciarlare ü., sp. pg. charlar, t;a2. charrar, norm, charer schwaUm;
it. ciarlatano {woher fr, charlatan) marktschreierj windbeutd. Sdtsam
leitet es Muratori^ Ant. itai, Ily 846, von Charles, Charlemagne, einem
namen, den die französischen bänkdsänger in Italien stets im munde ge-
führt hätten. Menage verweist auf lat, circulari (circ'lari) das gewerbe des
marktschreiers treiben; getvifi passend, wäre nur der ausfall des c vor 1 nicht
anstößig. Ciarlare kann auf romanischetn boden gewachsen, es kann ein
n(xturausdruck sein^ wenn man nicht vielmehr eine ablautform von zirlare,
sp. chirlar, darin erblicken wiU, vgl, bask. chirchila = charlatan. Das
mit ciarlatano gleichbed. it. cerretano..soK nocA einigen von dem städte-
namen Cerreto herrühren.
Ciascnno it., altsp. cascun^., pr. cascnn chascun, altfr. chascon,
auch chescan, neufr. chacnn {nicfd chäcan), pronomen, von qnisqne nnns,
qnisc' nnns, vgl. chaqne//. c; it. auch ciascheduno von qaisqne et oniiB
oder qnisqne ad nnnm, wie altsp. quiscadanno, s. cadanno. Eine alte
genues. form cascha-nn s. Archiv, stör. it(d. app. num. 18, p. 20 und öfter.
Ciborio it., so auch pg., fr. eiboire gehäuse für die geweihten hostien,
dsgl. pr. cibori, altfr. chiboire, sp. pg. cimborio schirm oder kuppet über
dem aUar, mlat. ciborinm, mittelgr. Acßtigiov; werden aus dem gr. Tußtigiop
fruchtgehäuse einer pflanze, auch becher, hergeleitet, man sehe Duoange
und Minage.
Cica it. kleinigkeit. adj. cigolo, einfacher sp, chico, eo^. xic chic
klein, gering, fr. chiche knauserig (vgl. gr. apitxQÖQ klein, cfiiTLQivr^g geiz-
hals), fr. chiqnet bißchen, chicot splüter, knoten, sp. chicote ende eines
taues, chichota kleinigkeit; vb. fr. chichoter über kleinigkeiten zanken,
altsp. chicotar Canc, d. B., wohl auch sp. cicatear knausern. Aüe von
ciccnm Jdeinigkeit, mit pdlataler aus^n-ache des c wie im sp. chicbaro,
fr. chiche von cicer. Verwandt scheint älban. tzice ein wenig. Hieher
wahrscheinlich auch fr. chicane, das ursprüngl. krümchen brot bedeutä
haben soü, daher unnütee Spitzfindigkeit, hader um nichts. Wegen des
adj. chico aus dem sbst. ciccnm vgl. wci. mic klein, von lat. mica. —
Bei diesem stamme bot sich herleitung aus dem bask. chiqnia 'winzig
leicht dar, aber ein so weit verzweigter stamm, gegen dessen latein. Ur-
sprung nichts vorliegt, warum sollte er anderswo gesticht werden? Dem
lat. ciccnm non interdnim entspricht ja wörtlich das ücd. non darei cica.
Aus sp. chico hääe freilich bask. chicoa werden fnüssen, nicht chiqnia»
aber auch aus bask. chiqnia nur span. chiqnio, nicht chico. Itai. cica
für cicca köntUe bedenken machen, stände nicht bereits im Vxtein häufig
genug c neben cc (baca bacca, braca bracca, sncns snccns, mncns mnccus).
Ciclaton ^,^ pr. sisclato, dttfr. siglaton, singlaton kleidungsstOck
unten rund zugeschnitten, dsgl. stoff, woratui es verfertigt ward; von
cyclas cycladis staatsMeid der frauen, woher auch mhd. ziklät {gen.
ziklades), ein mit gold durchwebter Seidenstoff. Nach andern arabischer
herkunft, von JEngelmann aber nicht aufgenommen.
Cifra, cifera it. geheimschrift, sp. pg. cifra zcMzeichen^ fr. chiHre
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L CIGALA-CINGHIARE. 99
mit beiden bedd. ürspr. ein edhieeichen ohne absoluten werth, nuü^ im
JBreväoqum cifra ^figura nihüt und so noch wcd. cifre. Von den Arabern
empfieng Europa das indische zahlensystemj arabisch Kann also wohl auch
das wart sein. Hier heißt ^afar, fifr (fifron) leer, letisteres als shst. das
seichen nuU, arab. meist durch einen punct ausgedrückt, s. Qol. 1363,
Frefft. II, 503^. Den namen dieses Zeichens übertrug man nachher a/uf
die übrigen neun. Genaueres bei Mahn p, 46, Dosy 30.
Cigala it. pr. cot., cigale fr., cigarra sp. heuschrecke; von cicada,
statt dessen wegen der formen mit 1 nicht einmal cicadula angenommen
jffu werden braucht, da Übergang des A. in \ kein selter^es ereignis ist Die
span. form chicharra soU wohl den eirpenden laut des thierchens nachahmen.
Gima it., so auch «p. pg. pr., fr. cime gipfel. Von cyma jsarte
sprosse, wai. chimf keim, vgl. altsp. cima eweig, ursprünglidi also der
oberste theU der pflanee, sodann spitze, berggipfd, wie ü. vetta diese be-
deutungen einigt. Sanchez, Colecc. II, 492 bemerkt ein mundartlich ^an.
quima, das gradeeu auf gr. xvfia zurückgeht. Abgel. it. cimiero, fr.
cimier, sp. cimera reichen oder schmuck oben auf dem helme, wcd. tzimirin
Jcennseicken, schüd, mhd. zimier, zimierde.
Cimeterio it., 5p. cimenterio, fr. cimeti^re (m.) kirchhof; von
eoemeteriani eigenÜ. schlafstäUe, xoi^rjTrjQiov. Ein andrer ausdruck für
eine begräbnisstatte ist it. camajo, sp. carnero, pr. carnier, fr. charnier,
akd. charnare, mhd. gerner beinhaus; von camariom fleischbehälter.
Cinäbro it., sp. pg. cinabrio, fr. cinabre, pr. aber cynobre ein
minercd, Zinnober, von cinnabaris; wcd. chinov&r vom gr. yuwaßaqig.
Cincel sp., pg. sizel, cat. sisell, fr. ciseau meißel, pl. ciseaux
seheere; vb. ciseler ff. ausmeißeln. Nach einigen von caesus: wie aber
das diminutiv eines solchen particips (caesillus) die active bedeutung eines
Werkzeuges annehmen konnte, ist schwer begreiflich, abgesehen davon, daß
der meißel ein schneidendes, kein hauendes Werkzeug ist. Plautus hat si-
cilicnla (von sicilis, daher woi. seäcere?) kleines Werkzeug zum schneiden,
dies konnte auf roman. weise in sicilicellus, scilcellas abgeändert werden,
woraus die obigen formen. Für scilcellas spricht das schwanken zwischen
dem anlaute c und s, ja selbst das span. n für 1, das man auch in zonzo
aus insnlsas wahrnimmt: sonst könnte man eben so wohl secellus, von
seciüa siehei, heranziehen. — [Das breton. kizel = altfr. cisel verträgt
sieh^ wie Diefenbach einwendet, nicht mit scilcel oder secel, es verlangt
den avilaut c. Hiemach wäre ein besseres etymon cisorium Werkzeug zum
schneiden Veget., altfr. cisoir dass., woraus mit vertauschtem suffix cisean
entstehen konnte, angebUdet dem begriffsverwandten contean.]
Cinghia it., wcd. chinge, pg. cilha, pr. singla, fr. sangle gurt;
vb. einghiare ff. gürten, umgürten, umfassen; von eingnla; dsgl. it.
cinto, cinta, ^. einto, cinta, cincha, altfr. (aint, pr. cinta, vom sbst.
cinetns. Eine neue bildung aus dem vb. cingere ist it. cigna, pr. cenha,
altfr. segne, schon in den Cass. glossen cinge nach W. Grimm p. 18.
Cinghiare, cinghiale, cignare, cignale it., pr. senglar, fr. sanglier,
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100 L CIO-CIUFOLO.
wilder eher, keUef-j mlat singularis 'epur (eher) Voc. S, GaUi. Er hat,
wie Cujacius lehrtj den namen daher ^ weil er einsam lebt (atisgenommen,
wie Menage anmerkt, in den beiden ersten jähren, wo er bfete de com-
pagnie heiß) : auf dieselbe eigenschaft bezieht sich sein griech. beiname
^oviog so wie das sard, sulone, das doch wohl aus solus eu erklären ist.
Ital. cinghiale ist also verderbt aus singhiale wie concistorio aus con-
sistorio. Das span. wort ist jabalf. In den sardischen mundarten findet sich
außer salone noch porcabru^ eine offenbare jsusammensetjmng von porcos
und aper. — [Auch der raubvogel lebt einsam, • daher der griech. name
oiwvog von olog, wie Lid>recht (Gachet 422") eu sanglier anmerkt^
Ciö it,, pr. aisso und so, altfr, i^o, ^ (geschr. ceo), nfr. ce, pro-
nomen, von ecce hoc; dazu pr. aquo, aco, von eccu' hoc.
Giocciare it. saugen^ zutschea; ciötola näpfchen zum trinken,
vgl. Schweiz, zotteli dass., nhd. zaute; sp. chotar saugen, choto zicJUem,
comask. ciot Mt^, ciotin lämmchen, chw. tschutt dass.; champ. tater an
den fingern saugen (von kindem) und ähnliche Wörter, sämmüich natur-
ausdrücke.
Ciocco it. klotz, stück holz, altfr. choqne, chouqnet stamm, nfr.
choc, sp. choqne stoßy nd)st chocar, choqner anstoßen, dtsch. schock,
schocken, vgl. auch it. ciocca büschd mit schock häufe, anzaU. Wie
sich klotz und stoß berühren, zeigt auch toppo.
Cioccolata it., chocolate sp., chocolat fr. eingetränke; nach span.
etymologen vom mexican. chocoUatl, zsgs. aus choco cacao und latl wasser.
Man sehe bei Cabrera und Monlau.
Ciriegia, ciliegia it., sp. cereza, pg. cereja, pr. serisia, fr. cerise,
wal. cirds^ (ciredse), pr. auch cereira und so cot. cirera kirsche; it. ciri-
egio, ciliegio, sp. cerezo, wal. cir^^n, pg. cerejeira, fr. cerisier, pr.
serier, cot. cirer, cirerer kirschbaum. Nicht, wie unser kirsche, früher
kirsa, kirse aus c6rasnm, c^rasns, das beweist schon der roman. accent
der zweiten silbe (vgl. auch ven. cier^sa, sie. ciräsa, sard. cerexia, chiri-
4xa, cariasa cet.), sondern gleich andern baumnamen (fitggio, pmgiio,
quercia) aus einem adjectiv, ceräsens, daJwr ital. richtig ciriegia (ie durch
einunrkung des folgenden e = i wie in primiero aus primarins, gi €ius
si), sp. cereza, pg. cereja, für cereija. Pr. cereira muß früher cereisa
gelautet haben (s in r geschwächt), daJier mit i fr. cerise (fr. i = prl ei
Rom. gramm. I, 412) und so verhält sich auch cot. cirera.
Cisma f^., so auch sp., pr. scisma, altfr. cisme Spaltung, zwist;
von Schisma.
Cittä it., wal. cetate, sp. cindad, pr. cintat, fr. cit6 Stadt, dcusu
die nominativform pr. ein, altfr. cit; von civitas. .
Giüfoio, zülolo it., sp. chnfa, pr. chnfla, altfr. chnfle, dsgl. sp.
pr. chifla pfeife, auspfeifung, Verspottung; vb. it. znfolare ff. pfeifen^
verspotten; naturausdrücke mit anlehnung an lat. sifilare ufid sufflare, s.
siHler II. c. G. Galvani aber vermuthet in zufolo das tuscisehe subalo
flötenspieler, s. Archiv, stör. ital. XIV, 364.
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I. CIURMA-COCCA. 101
Ciurma it., sp. chnsmsi, pg. chnsma; chunna, cholma, co^. xnrma,
fr, chiounne gesammiheit der ruderkneckte eines Schiffes. Die arglose
herleitung (xus lat. tnnna findet anstoß in der behandiung des anlatäes;
überdies passt dojsfu nicht einmal das innere des Wortes^ dessen ursprüng-
lichste farm^ da nach gemeiner regel wohl r aus s, nicht umgekehrt s aus
r entspringt, die spanische sein mufi, vgl. sp. nsma, it. orma, oder pg.
cisne cirne. Zu der spctn. form geseilt sich noch eine genues. cinsma
(aUgenues. geschr. chnsma Archiv, stör. num. 18 p. 34). Man muß sich
also nach einem andern Ursprünge umsehen. Wie nsma hat das wort
griechisches gepräge, und hier bietet wUlkommne aushunft %ilevaf.ia, ce-
leusma, womit das commando des aufsehers der ruderknechte, im roman.
die ganze zahl derselben bezeichnet wird, loie unser commando sowohl den
hefeü wie auch die unter dem befehl stehende mannschaft bedeutet. Am
TÜnofia ward clensma und endlich chnsma wie aus clamare chamar und
dazu stimmt auch die sicü. form chinrma ßr clnrma, clusma, während
die üd. sich schon weiter entfernt, d. h. cinnna entstand aus chinrma wie
etwa moTcia aus morchia. Derselben herkunft ist doch wohl auch das
itci. vb. cinrmare durch geheimnisvolle worte und winke bezaubern,
eigeHÜ. zeichen und befehle geben.
Clavicembalo, gravicembalo it., sp. clavecimbano, fr. clavecin
ein saUeninstrument, das mit tasten gespielt wird, sonst auch clavicordio
genannt; von clavis Schlüssel, im sinne von taste (daher fr. clavier reihe
der tasten) und cjmbalnm.
Cobalto it. sp. pg., cobalt, cobolt fr. ein mineral; aus dem deutschen
kobalt, wdehes Frisch I, 171^ auf das böhm. kow mäall zurückleitet,
Weigand ßr eine andre form von kobold (berggeist) erkläH.
Cobrar sp. pg. pr., altfr. conbrer bekommen, in besitz nehmen,
fassen, ahd. koborön; von recnperare, mit abgeschnittener partikel um die
vorstdhmg der Wiederholung zu beseitigen, ein verfahren, dem vielleicht
iein zweites beispid zur seile steht. Das vollständige verbum erhielt sich
gleidifäUs, aber neben der alten gewann es eine neue stark abweichende
hedeutung: it. ricoTrare sich flüchten, sich retten, sp. recobrarse, pr. re-
cobrar, ältfr. recouTrer uneder zu sich kommen, sich erholen, sich erkobem;
schon im altem mlatein: rex graviter aegrotavit, quo recuperante filius
ejus aegrotare coepit Gest. reg. Fr. In dieser bedetUung ist überall das
reflexivpronomen zu supplieren, welches nur der Spanier setzt: sich wieder-
erlangen, sich zurückbekommen, daher uneder zu sich kommen, ital. sich
zurückbegeben. Dieselbe begriffsentwicUung in ressortir {s. sortire 2) so
wie im gr. ayaxo^ifyo&at 1) zurückbekommet^, 2) sich zurückbegeben, sich
retten.
Cocca it., pr. coca (zu schtiefien aus encocar), fr. coche, engl, cock
ierbe z. b. an der armhrust; vb.it. cocca re die sehne einlegen, scoccare
cihschndlen, fr. encocher u. s. w. Von dunklem Ursprung. Das altgael.
adj. coca 'hohf wird man nicht hieher ziehen wollen, eben so wenig mit
Minage cavica von cavns. Armstrong führt ein gad. sgoch mit der be-
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102 I. COCCA-CODARDO.
deutung von cocca an, das mit diesem in etymologischem eusammenkange
stehen dürfte,
Cocca it., sp. coca, altfr. coque, nfr. coche (f.) kleines fahreeug.
Papias bietet candica "^navictda, aber nicht einmal in der form codica
wäre es dem it. cocca angemessen. Es ist von concha muschelschdle, ge-
faß (ü. auch conca, sp. cuenca, concha), vgl. wegen der form it. cocchiglia
von conchylium, wegen des begri/fes altfr. coquet schiff und grfäß (letsstere
bed. bei Ducange). Das wort ist eben sowohl in den germanischen und
cdtischen sprachen vorhanden, z. b. ahd. koccho, ndl. kog, hymr. cweh
(m.), bret. koked. Es tritt aber noch in andern bedeutungen auf^ die
sich gleichfalls an concha knüpfen: sp. coca muschdschaiey nufischak,
himschcde oder köpf für letztere bedeutung sard. conca (vgl. lai. testa
und gr. ycoyxri), fr. coqne eier- und nußschcde. Äbgel. sp. cogote, pr.
cogot hinterkopf; fr. cocon gehäuse (fer Seidenraupe, wofür auch coque.
Aus dem ckI;. conchens it. coccio scherbe, coccia köpf sp. cnezo, cneza
kübel.
Cocchio it. wagen fürpersonen^ kutsche, Streuwagen der aUtnund
^9^'} fi^^ coclo von cocca fahreeug (dimintäiva nehmen häufig männliche
form anj. Wie nun aus ital. nicchia fr. niche und hieraus sp. nicho,
so konnte aus cocchio das entsprechende fr. coche, und aus diesem das
sp. coche nebst unserm kutsche (schon bei Keisersberg f 1510 gutsche)
so wie das ndl. koets (vgl. rots aw5 röche) entstehn. Weil sich das wort
auch in den westlichen Slavenlanden findet, wie böhm. kotsch cet., so hält
man es, ohne es in diesen sprachen etymologisch zu begründen, für slavisch.
Sonst galt es für das ungar. kotsi, woher wcä. coeie gekommen sein kann.
Schon Ävüa (1653) sagt von Karl V. se puso 4 donnir en un carro
cubierto, al quäl en Hungria llaman coche, el nombre y la invencion
es de aquella tierra (nach Cabrera I, 66). Sicher ist: it. cocchio läßt
sich nur aus den eignen miäeln dieser spräche und nicht aus dem slavi-
schen erklären, fr. coche kann ohne slavischen beistand aus dem ital. er-
klärt werden.
Cocciniglia it., sp. cochinilla, fr. Cochenille ein mexicanisches
insect, das eine scharlachfarbe gibt; vom IcU. coccinns scharlachfarbig.
Cochiglia it., coquille fr. muschel; von conchylium, die form con-
quilium in einem alten glossar, Mone's Anzeiger VII, 138^. Dem Spanier
genügt concha.
GoAsL ü., pr. coa, fr. queüe, sp.pg. cola für coda (wie esquela für
esqueda = scheda t/. a.), cdtsp, coa schwänz; von cauda. Daher z. h.
it. codione, codrione bürzel der vögel, altsp. codilla steiß, kreuz,
wohl auch codaste hintersteven am schiffe; vb. it. scodare, fr. 6couer
den schwänz abstutzen.
Codardo it., sp. pg. cobarde, altsp. cobardo (aus co-ardo für co-
dardo, wie juvicio aus ju-icio), pr. coart, fr. couard feige, memmenhcft;
vb. altsp. cobardar, altfr. couarder. Zwei etymdogien kommen in er-
wägung, welche beide schon Nicot kennt. Von cauda im eigenÜiehen sinne,
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I. COFANO-COLCAEE: 103
wcU der kund und ihm verwandte ihiere aus furcht den schwanz' ein-
stehen, $. Eckhardt swr L. Sah und Grinm, Reinh. p. XLI und CCXXXV.
Von caada im abgeleiteten sinne, wonach es den hintern theil eines dinges,
schilpe, nachtrab u. dgl. bedeutet: codardo ist einer der sich hinten hält,
sich nicht hervorwagt. Die erstere deutung ist anbrechender, weil sie aus
einer naturanschauung genommen ist, allein sie legt etwas in das wort,
das sich, streng genommen, mit seinem Suffixe nicht verträgt, indem co-
dardo nur gestänwänet oder schwänzdnd heißen könnte: sie weicht also in
einen bu spedeUen sinn aus. Die dichter der thierfabel wenigstens müssen
diese anschauung nicht getheilt haben, da sie grade dem hasen diesen
namen beilegten, — [Nach Mahn p. 76 wäre die eigentliche bedeutung
'haregesekwänsf und käme dem hasen mit vollem rechte ^eu. Dagegen
wird der Uwe, der den schwane eingebogen trägt, in der heraldik lion
conard genannt, s. Gachet 102'', was der ersteren auslegung eu statten
hmmt]
Cöfano it., sp. pr. cofre, fr. coffre kiste, sp. cnebano großer korb,
sp.pr. cofin, fr. coSin körbchen; von cophinns. Verkürj^ sp. cofe, ü.
eofia mastkorb.
Cogliere it., sp. coger, pg, colher, pr. culhir, fr. cneillir, iodl.
coldlge sammeln, lesen, pflücken; von colligere. Eine jsss. ist sp. esco-
ger ff. auswählen; sbst. oUpg. escol SBos. suppl. auswahl, au^nmd, pr.
escolh ort und weise, gattung (escolhz 'color GProv. 64').
Coglione it., mundartlich cojon, sp. cojon, pr. fr. coillon testiculus;
um coleoB dass., pr. aitfr. coil, wdl. coiu. Ital. coglione auch für memme,
sdmft gebraucht, daher sp. collon, fr. coyon.
Cognato it., sp. codado, pr. cnnhat, wal. cumnat schwager, fem.
cc^nata ff.; von cognatns blutsverwandt, ndat. in roman. bedeutung bei
Jck de Janua. Dafür fr. bean-fr^re II. c.
Coitar, cochar ältsp. pg. pr., altfr. coiter antreiben, drängen;
dfst.aUsp. pr. coita u. s. w. bedrängnis; adj. coitoso bedrängt, ange-
iriden, eilfertig. Das verbum erklärt sich aus dem unlat. frequentativ
coetare, welchem die in dem primitiv coquere schon enthaltene bed. äng-
stigen smgewandt ward. Bewiesen wird dieser Ursprung durch das sp.
eochar, dem in der that neben der eben bemerkten noch die eigentliche
bedeutung von coquere jsusteht: cochado =? cocido FJ., so wie durch das
citpg. coito = lat. coctus, s. S. Rosa. — [Gachet 94" denkt bei coitar
liAer an qoatere und qnassare, weil der eigentliche sinn (js. b. einpferd
antreiben) dem figürlichen (quälen) vorgehen fnüsse, bleibt aber die buch-
stäbliche nachweisung schuldig.]
Coitare altit., sp. pg. pr. cuidar, cdtfr. cuidier denken, sorgen; von
cogitare. Sbst. aUit. coto, aitsp. cuida, pg. cuido, pr. cuit, cuida, altfr.
coide; sp. pg. cuidado sorge. Zsgs. it. tracotanza, fr. outrecuidance
vermessenheit, gleichsam ultracogitantia.
Coli it., sp. acnllä, pg. slco\&, wal. coleä, ortsadverb, von ecca* illac.
Golcare, corcare, coricare it., wdl. cnlcä, pr. colgar, fr. coucher
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104 I. COLLA— COMBO.
niederlegen, zu bette legen, sp, pg, colgar aufhängen, behängen (anbinr
den an namenstagen), cat. bedecken z, b.pflaneen mit erde, reben einsenken
{wie auch it. coricare); sbst. pr. colga, fr, couche lager; von coUocare
setzen, legen, hinstrecken, in hss. der L, Sai, culcare.
Co IIa it., »p. cola, fr. coUe leim; vom gr. xoA^ dass.
Colmo it. sp., fr. comble häufe, übermafi, gipfel, als adj. übervoll;
vb. colmare u. s. f aufhäufen, überfüllen; zsgs. sp. cogolmar gleichbed.
für cocolmar (durch dissimilation, wie in cogombro, coguUo). Das Sub-
stantiv entspricht in seiner bedeutung theils dem lat. camuluB gehätrfles
maß, theüs dem lat. cnlmen; in seiner form mehr dem letzteren, wenigstens
ist ein it. colmo aus cnmnlns kaum anzunehmen und die gleich gestalteten
Wörter churw. culm berg, cnlmen gebirge, wal. cnlme gipfel, vielleicht
auch bair. knlm weisen auf cnlmen une pg. colmo stroh auf cnlmns. 2k
ungetrübter darstellung gelangte cnlmen im sp. cnmbre für cnlmbre,
pg. cnme gipfel, so wie cnmnlns im pg. cömoro, combro erdhaufe
(nüat. combrns), pr. cömol (als adj. = it. colmo) ; mit letzterem ist ssgs.
2?r. /r. encombre, it. ingombro hindemis, encombrar, encombrer, in-
gombrare hindern; dsgl. fr. d^combres schult; it. sgombrare weg-
räumen u. a. Nhd. knmmer schutthaufe und gram, mhd. knmber, am
dem romanischen.
Colpo it., aUsp. colpe Bc., nsp. pg. golpe, pr. colp, fr. conp hieb,
schlag; vb. it. colpire schlagen, altsp. colpar, fr. conper abschlagen,
abschneiden. Die herleitung aus dem ndl. klop, kloppen, ist abzfdehnen,
da die roman. spräche den anlaut kl eher herbeiführen als zerstören würde.
Leitet man es etwa vom ahd. kolpo, kolbo, nhd. kolben (vgl. pr. eolbe
für colp) oder vom kymr. colp, womit Werkzeuge zum stechen oder hoiuen
bezeichnet werden, so entfernt man sich nicht zu weit vom begriffe, aber
naher liegt doch das lat. colaphns faustschlag, das auch keine formdle
schtüierigkeit bietet, da ph (f) leicht in p Übertritt (it. Ginseppe, zam-
pogna, sp. soplar, pr. solpre) und mehrmals, z. b. in der L. Sal. tit. 40
und in alten glossaren wie dem Keronischen, die form colapns, anderswo,
z. b. in hss. der L. Alam., colopns wirklich vorkommt. Ein alter gram-
matiker warnt schon vor der Verwechselung des ph mit p: stropha, non
stropa; amphora non ampora s. Anal, gramm. p. 446. 446.
Cöltrice it. (für colcitre), altsp. colcedra, pr. consser, cosser
federbett, Unterbett, von cnlcitra dass.; dsgl. it. coltra, coltre (f.), düfr.
cotre, vom syncopierten cnlctra; endlich sp. pg. colcha, von cnlcta für
cnlcita, worauf auch fr. coite, conette, altfr. conte, kente, qniente (für
colte u. s. w.), pr. cota (für colta, vgl. mot für molt) zurückgeführt wer-
den dürfen; dem gr. >cokr] bleiben keine ansprüche. Ein dimin. von cnl-
cita, gleichsam cnlcitinnm cnl^tinnm, ist it. cnscino, sp. coxin, /r. cous-
sin kleines polster, daher unser küssen, ahd. chnssln.
Combo sp., comb pr. gekrümmt; sbst. sp. comba krümmung, pr.
comba, al^r. combe tiefes thcd, Schlucht (s. zu Garin I, 96), üai. in
Ortsnamen wie Alta-comba, Comba-longa so une impiem. conba, im com.
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I. COMB— COMINCIARE. 105
gomba, ya, wie man hehauptetj im orUmamen Como (P, Monti, Vocäb.
p. XXVIII), pr. auch combel; vh. sp. com bar hrümmen^ wohl auch gen.
inj^ombfise sieh krümmen; dem Portugiesen fehlt das wort. Sein älter
kann eine Urkunde v. j. 631 bezeugen^ worin der geographische name
Cnmba vorkommt^ Breq. 136'*; auch in gumba ^cuneus, cripa (cripta)
Gl, Isid. wül man camba unedererkennen. Ducange und andre erblicken
darin die ndat. form cumba für cymba kahn, gr. y^v^ßrj^ wegen der
ähnliehen gestaut andre das Jcymr. cwm (m.) tiefes thdl; allein bei ersterem
ist die begriffsübertragung unstatthaft, bei letzterem bleibt das zugetretene
b anstößig (bret. komb kann aus dem franz. herrühren), auch fehlt das
adj. dem Gelten ganz. Konnte combo nicht aus concayas, combar nicht
aus concavare entstehen, welche die bedd. hohl und gekrümmt, höhlen tmd
hrümmen in sich fassen? Dactylisch abfallende Wörter zog die Volkssprache
hainfig zusammen; daß sich aber in concVus c nicht behaupten konnte,
versteht sich; daß nv mit mv- oder mb vertauscht ward, kann nicht be-
fremden, hat doch der Italiener imboto aus invoto (Veneroni), der Spanier
ambidos aus invitus, comboi au^ convoi, der Provenzäle amban aus
anvan, der Franzose embler aus involare geformt. Auch für das sbst.
comba Ueiet sich ein unmittelbares etymon in dem plural concava hohle
örter, wie sich oft roman. feminina (xus dem plural lateinischer neutra
festsetzen. Das mlatein braucht letzteres wort häufig und ganz im sinne
von comba: concava vallis Venant. Fort. 10, 19, vallium concava Esp.
sagr. XI, 90 (9. jh.), per concava montium HLang. I, col. 31, gr. xd
xolhx. — fCombe, cumba ist bis jetzt zweifelhaften Ursprungs; das an-^
gMiehe ags. comb darf kaum angeführt werden Diefenbach in Kuhns
und Schleichers Beiträgen I, 260. Man nehme den obigen versuch für
einen ersten schritt zur außlärung des Wortes, der über oM auf construction
aus lat. dement gerichtet sein muß. Erwägungen andrer' art können frei-
lich mit recht über solche berechnungen hinausgehn.]
Come ü. aitpg. (Trovas), sp. pg. cdtit. (noch bei G. Cavdlcanti)
como, sidl. comu, oitsp. attpg. pr. altfr. com, cum, letztere form auch
wal., nfr. comme, auch prov. zuweüen coma, eine partikel; von quomodo,
wcfür BiondeUi ein lomb. comud anmerkt. Zsgs. mit dem adverbialen
mentepr. comen, fr. comment, sard. comenti; eine andre zss.pr, cossi,
noch jetzt coussi, von quomodo sie. Für com brauchte der Provenzäle
oncÄ CO, entweder durch weitere dbkürzung oder unmittelbar aus quo für
quo modo, s. Oudendorps register zum Apuiejus.
Cominciare it., sp. pr. comenzar, pg. come^ar, fr. commencer an-
fangen; zsgs. aus com und initiare, mail. inzä. Vielleicht steigt dieses
cominitiare noch in römische zeit hinauf da sich der Romane der müßigen
oder nur verstärkenden composition mit cum, wie im IcU. comedere, con-
fringere, fast durchaus enthielt. Altspan, sagte man mit eingeschobenem
p compenzar PC. 2594, auch compezar, und dieselbe einschiebung zeigt
das noch gebräuchliche aus in-initiare zsgs. sp.pg, empezar, vgl. sard.
ineumbenzai. Diese einschaltung der labiaitenuis in empezar ist allerdings
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106 I. COMPAGNO-CONCERTÄRE.
eiioas unubliches, allein man ist eu dieser deuiung, im hitMick auf das
eur Seite gehende compenzar, hesser berechtigt als zur annähme eines
darin enthaltenen am pieza gebildeten verbums mit der bed. anschneiden,
demnächst anfangen^ wie im fr, entamer (s. IL c)y da ein solches verbmn
eerstücken, nicht anschneiden^ bedeutet haben würde. Der Waiache besitgt
dafür das achtere incepe von incipere, auch chw. antsch^iver, der Pro-
venzale besafi auch enquar von inchoare.
Compagno it., sp. compafio, pr. altfr. compaing gefShrte; daher
compagnia ti. a. oibll.; vb, compagnare, accompagnare ff. begleiten.
Es ist das nüat. companium geseUschaft L. Sal., zsgs. aus com und panis
nach dem muster des ahd. gi-mazo oder gi-leip brotgenosse {ahd. gi =
lat. cum). Aus compaganus landsmann (s. Grut. Inscr. 209, i, v. j.
946 V. C.) würde sich compagno nur durch accentverschiebung (compi-
ganns) deuten lassen, die aber bei einem so üblichen suffixe nicht voraus-
zuseteen ist. Eher dürfte an compaginare (zusammenfügen) gedockt wer-
den, allein das prov. und cat. companatge, womit jedes gericht bezeichnet
wird, wozu man brot ißt, gibt den ausschlagt com-pan-aticnm floß eben
sowohl aus panis wie com-pan-inm. Das älteste zeugnis des rom. wories
begegnet in den Vatic. glossen ed. W. Grimm: ubi (h)abui8ti mansionem
(h)ac nocte, conpagn?
Gompasso it. pg., compas sp. pr. fr. zirhel ois instrumeni] vb.
it. compassare ff. abzirkeln, altfr. auch bauen, hünstlich bildepi^ m. b.
un chastel Bou I, p. 20, une esp^e GVian. 2694, qne [diens] chiel et
terre fist et tout a compass^ DMce. p. 206. Dies wort berührt sich mü
einem celtischen: hymr. cwmp hrdß, davon das glbd. cwmpas; aus kreiß
wäre dann das ihn beschreibende Werkzeug geworden wie im deutschen
Zirkel. S. Diefenbach, Celt. I, 112. Indessen läßt es sich ohne zwang
der lat. spräche zuweisen, geht man nur auf die älteste bedeutung zurück.
Prov. und altfr. ist compas gleicher schritt, mitschritt, von com-passus,
z. b. eil ä cheval e eil ä pi6 . . tindrent lor eire e lor compas . . ke
Tun Taltre ne trespassout die zu ross und die zu fuß hielten ihren marsch
tmd ihren gleichen schritt, so. daß keiner dem andern zuvorkam, s. JLex.
rom. Daher bedeutet es eben sowohl, wie auch im span., tact, versmafi,
überhaupt maß und das Werkzeug zum messen. Compassar gleichen schritt
halten bildet den gegensatz zu traspassar überschreiten, wie in der ange-
führten stelle. Die bed. nautisches instrument hat sich später eingefunden.
Concertare it., sp. concertar, /K.concerter verabreden, anordnen;
concerto, concierto, concert Verabredung, verabredete sache; von con-
certare zusammen streiten. Zusammen verabreden und zusammen streiten
liegen sich nahe genug: ndat. placitare heißt eben sowohl streit fähren
wie vertrage schließen; in beiden fällen ist der mMelhegriff werte wechsein.
Span, concertar heißt auch ausbessern, etwas zerbrochenes wieder herstellen,
nach Cabrera von consertare für conserere, was möglich ist. Unter concerto
di musica kann man ursprünglich nur eine Verabredung oder anordnung
zum zwecke der musik verstanden haben; an concentus istnicM zu denken.
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I. CONDORE-CONVEGNO. 107
Gondoie it., sp. condor, fr, condor ein mdamericanischer raubvogel,
tmliur ffryphm; das wart aus der heimath des thieres.
Confortare it., sp. conhortar, i>r. conortar (vgl. den ausfaU des f
m preon van profundus), fr. conforter stärken; vom spätem lat. con-
fortare.
Coniglio ü., sp. conejo, pg. coelho, pr. äUfr. connil, mit ver-
tausektem suffix fr. connin, connine (jet^ä \&pin) kaninchen; van cuniculus.
Vb. fr. coniller ausfluchte suchen (den kaninchen ähnUchy die sich in
ihre gange surückeiehn).
Conoechia it., fr. quenouille spinnracken; im Sliem nUatein
z. b. L. Ripuar. conucula für colucula vam lat. colus (f.), ahd. kuncla^
fM. kunkeL
Contare it., sp. contar, pr. comtar rechnen, erzählen, fr. compter
injenerj conter in dieser bedeutung; van computare berechnen, ehensa
ahd. zdj9Ji nu$nerare, enarrare. Sbst. it. cömputo, conto, sp. cuento,
eventa, pr. compte, comte, conte, fr. compte, conte, lat. computus bei
Jirm. Matemus.
Conte it., sp. pg. conde, pr. coms, altfr. quens, accus, in beiden
sprachen und nfr. comte graf; van comes, begleiter des filrsten, demnächst
hoher beamter, richter eines größeren beeirks. Daher it. contado ff.
grafschaß, landschaft, contadino landmaim.
Contestabile, connestabile it., sp. condestable, fr. conn^table in
erster bedeutung cberstalhneister ; van comes stabuli.
Conto it.f cointe altfr. kundig {vgl. Alexs. 43 dunt il ja bien fut
cointe), demnächst altfr. sa wie pr. cointe, coinde, zierlich^ anmuthig;
fimfi in cognitus seinen Ursprung halben mit der grundbed. bekannt, ver-
traut, angenehm, wie mhd. maere bekatmt und lieb heifit. Daher vb. pr.
coindar zu erkennen gehen^ altfr. cointer und cointoier unterrichten,
sehmiidcenj zsgs. pr. acoindar, fr. accointer bekannt machen^ engl.
acquaiDt, mlai. adcognitare ; s'accointer ä qqun sich mit einem befreunden,
it. aeeontarsi sich besprechen; pr. acoindansa, aJtfr. accointance ver-
trauliehkeit. Daau kommt percoinder kundUhun (^percagnitare) Pass.
de J. C. 29. In einem glassar des 12. jh. liest man cogniter vel cognite
'benigne, humane^ Class. auct. VIII, 166'' . Vgl. conciare //. a.
Contra ta aitit., jetzt mit d contrada, pr. dass.y fr. contr^e gegend;
eigentl. das entgegenliegende, vam adv. contra mit dem suffix ata, das
sich sonst nicht an partikein fügt, vielleicht eine nachahmung des deutschen
gegend, mhd. gegenöte. Indessen sagt man prav. in diesem sinne auch
eDoontrada von encontrar begegnen, woraus contrada recht wohl abgekürzt
sein konnte. Diese form mit en beseitigt zugleich die van mehreren vor-
gArachte herleitung aus conterrata, s. bei Ducange.
Convegno it.j sp. convenio, cat. conveni, pr. fehlt, öüfr. convin,
con?ine, conyigne (m.) Übereinkunft, fr. auch vorhaben, treiben, benehmen,
daher altengl. covin, covine einverständnis, kabale; dazu fem. it. con-
vegna, pr. coTina OAIb. 1060, mlat. conyenia v. j. 679. Die masculina
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108 I. CONVITARE— COBDOVANO.
drücken das vom Romanen wenig angewandte suffix ium (conviv-ium) aus, die
feminina sind daraus moviert. Dafi convenire jnt gründe liegt, versteht sieh.
Convitare it., sp. pg. pr. convidar, fr. convier einladen; daher
sbst, it. convito, sp. pg. convite, pr. convit, altfr. convi einladung,
gastmcM; von invitare mit vertauschter präposition unter einwirkung von
convivium.
Coppa it., sp. pg. pr. copa, fr. coupe, wal. cofe hecher, masc. U.
coppo, pg. copo trinkgefäfiy pr. cob-s, ^testa capitis^ GProv. 53"; von
cnppa, nebenform von cüpa faß, s. Schneider, Lat. gramm. I, 426; ndat.
gleichfalls cuppa, aber mit roman. bedeutung. Der lateinischen blieben
die formen mit u getreu, sp. pg.pr. cuba, /r. cuve, ahd. kuba CiroZ. cnpe
maßi)^ Abu. sind pr. cubel kübel; sp. q uhilet e, pr. fr. gobelet becher,
ndat. gubellns u. a. m.; auch it. cüpola, woher sp. cüpula, fr. conpole
halbkugelförmiges dach, huppet, frane. auch schlechtweg coupe, von der
gestalt einer umgestür/den schale so genannt. ^Dieselbe anschauung im
altfr. cope, pic. coupet, couplet berggipfel, gipfel überhaupt, Jcymr. cop
und copa, ndl. kop, nhd. köpf und knppe (wie ahd. stouf be(Aer und
felsgipfel); abgel. nfr. coupeau, sp. pg. copete, letzteres nedst copo auch
büschd, vgl. unten toppo.
Gopparosa it., sp. pg. caparrosa, fr. couperose vitriol; von cnpri
rosa s. V. a. gr. xaXyMvd^ov kupferblume.
Coppia it., couple fr. das paar, von copnla; so auch altit. cöb-
bola, pr. cobla, fr. couplet Verknüpfung von versen d. i. striche. Zsgs.
it. scoppiare ein paar trennen, verschieden von scoppiare plateen,
s. schioppo //. a.
Coraggio it., sp. corage, fr. courage herehaftigkeit, muth, in älterer
spräche gemüthe; vom lat. cor cordis ohne einmischung des radicalen d,
une dies auch in andern abll. aus diesem worte der faU ist.
Corazza it., sp. coraza, pr. coirassa, fr. cuirasse paneer; von
corium, gleichsam coriacea lederwerk.
Corbacho sp., cravache fr., dtsch. karbatsche, name dernubischen
aus rhinoceroshaut geschnittenen geissei, türk. kyrb&tsch, russ. korbatsch
u. s. w., vgl. Schmeller II, 326, J. v. Hammer num, 329, Weigand 1, 563.
Corbeta sp., corveta. pg., eorvette fr. kleineres kriegsschiff zwischen
fregatte und brick; von corblta lastschiff, mit romanisierter endung.
Cordoglio Ä., sp. cordojo, pr. cordolh, ctuo. cordoli herzeieid;
von cordolium, nur bei Plautus und später wieder bei Äpul^jus. Mit
dolium trifft auch fr. deuil, it. doglia zusammen.
Cordovano it., sp. cordoban, pr. cordoan, fr. cordouan eine sonst
von den Mauren in Spanien zubereitete sorte ziegenieder; nach Cordoba
benannt, woher es bezogen ward. Der frühere name, zu Ludwigs des
frommen und Karls des kahlen zeit, war cordovesus, cordebisus nach lat.
eordubensis, sp. cordobes; das arab. kortobani, d. h. von Cordova, aber
verdrängte die einheimische äbleitungsform. Daher it. cordovaniere,
fr. cordonnier, oft cordoanier, Schuhmacher.
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I. COREGGIA-COSA. 109
Coreggia ii., sp. pg. correa, pr. correja, fr. courroie, wai. cureä
Hemm; van corrigia. Daher auch it. mor^g^is, peitsche.
Cornamasa it. sp. pg.pr., cornemuse fr. sackpfeife sott oti« comu
Musae gusammengesetet sein. Prov. corna, altfr. corne heifit harn als
iongeräthe, mnsa, altfr. muse, pf^^y flöte, aber die composition ist für
die Sache nickt heeeichnend.
Cornia und corniolo it., sp. cornizola, pg. cornisolo, fr. cornouille,
wd, coarne iomelkirsche ; it. cornio und corniolo, 5p. cornizo und cor-
Dejo, pg. corniso, fr. comouiller, wal. com kamdbaum; von cornum,
eomns, sum theü aber vom adj. Corneas, corneolus {vgl. über baumnamen
aus adjediven ciriegio) oder vom sbst. comiculum (comejo), comncnlnm
(comonille).
Cor nie e it., sp. cornisa, fr. comiche, wailon. coroniss, nhd. carnies
hrangleiste am hauptgesimse, die figur eines S bildend; von coronis %
(TLOQiang) verschlungenes aeichen, im roman. verwechselt mit comix, wie
auch gr.'xogcivrj krümmung,, kranB und krähe bedeutet.
Corniola it., sp. comerina, pg» pr. comelina, fr. cornaline ein
«fem, cameol; von comu, weil seine färbe der des (aus hom gebildeten)
nagds am finger gleicht, darum auch gr. ow^ genannt.
Corruccio it., sp. fehlt, pr. corrotz, fr. courroux ärger, jsfom; für
collemccio u. s. w. von cholera galle, gaüensucht. Davon it. corruc-
ciare, crncciare, pr. corrossar, fr. courroucer erjnimen. AUfr. corine
groU, gleichsam cholerina.
Corsare, corsale it., sp. corsario, cosario, pr. corsari, fr. corsaire
Seeräuber; von corsos, woher auch sp. corsa ausflug eur see.
Corte it. sp. pg., pr. cort, fr. cour, wal. carte hof; bekanntlich von
chors chortis Viehhof vgl. Schneider I, 188. Ableitungen, die sich der
roman. bed. fürsüicher hof anschliefien, sind e.b. it. cortese, sp. cortes,
fr. coortois höflich, gleichsam cortensis; hieraus sp. cortesano, fr. coar-
ÜBan, it. cortigiano höfling, schon im frühen mlatein cortisanus (wie U.
Parmigiano aus Parmensis); vb. it. cort egg iare, sp. cortejar und
cortezar, fr. coartiser den hof machen ; sbst. it. corteggio gefölge, daher
fr. cort4;e.
Corteccfa it., sp. corteza, pg. corti^a schale, rinde, kruste, vom
adj, corticens aus cortex; vb. it. scorticare und so pr. escorgar {in
der neuen spräche noch escoartegd), fr. 6corcher, sp. pg. escorchar die
rinde oder haut abziehen, in der L. Sdl. excorticare, von cortex.
C Ol tinsL it. sp. pr., coartine fr., cortin^ wäl. bettvorhang, schon
hei Isidorus vorkommend: cortinae sant aolaea. Es weist auf chors um-
zäunungj wie aolaeam auf aala. Mlatein. bedetdet es höfchen, mauer
zwischen bastionen, Vorhang um den altar, überhaupt etwas schützendes^
imd ist im gründe mit dem dassischen cortina rundung, kreifi identisch.
Corvetta it., sp. corveta, fr. coarbette mittlerer sprung des pferdes;
eigentl. krummer sprung, von caryus.
Cosa U. sp. pg. pr., chose fr. sacke, ding; vom lat. caasa Ursache^
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-Fl
110 L COSCIA— COSTUMA.
das bereits in der L. Sal.j bei Gregor v. Tours u, o. diese bedeiäung
zeigt, reckt handgreiflich im Capüulare de viUis: non poreelium, non
agnellom nee aliam causam. Der WalacJie wählte dafür lucru von
lucrom, dessen erste bedeutung arbeit oder werk ist. Für den ursprüng-
lichen begriff bUeb die ursprüngliche form, it. sp, cansa, pg. cousa,
fr. cause, wal. causq, nur pr, causa vertritt auch den neueren sinn.
Dieselbe begriffsentwicklung zeigt unser sache so wie das ngr. nQay^Oj
beide sonst für Ursache gültig. Vom vb. causari ist it. cuü9lt ebehaupteny
pr. chausar, altfr. choser sfonken; nfr. causer plaudern, welches weder
eu cause fu>ch eu chose passt^ dankt seine form vielleicht unserm kosen,
ahd. chösön, das aber selbst aus causari herstammt.
Coscia it., sp. fehlt, pg. coxa, pr. cueissa, fr. cuisse, wal. coaps^
oberer schenket, bein zwischen knie und hüfte; von coxa hüße, mit abge-
» änderter bedeutung, entsprechend gr. fujgiov hüfte^ neugr. fAijgi sckenkd,
Äc{f. sp. coxo, cot. cox hinkend, ein altes wort: catax ^daudus, coxus
Gl, Isid.y vgl. catax dicitur, quem nunc coxonem vocant Non. Maredlus.
Daher sp. quixote, vol. .cuixot beinhamisch, fr. cuissot schlaget des
wildprets.
Cosi it., entsprechend aUsp. ansf, aitfr. ainsinc {noch bürg, ansin,
pic. ^]ü9in); auch issi z. b. HBord., DMce., nfr, ainsi, n^. asf, pg. assim,
pr. aissi (nickt zu verwechseln mit dem gleichlautenden ortsadv.), waL
asä, adverbium der vergleichung. Diese verschiedenen in ihrem ersten
theUe ziemlich unähnlichen formen mögen doch von derselben zuscmtmen-
Setzung sein. An eccum zu denken leidet der begriff nicht, besser fügt
sich aeque, woraus der Italiener, der den vocalanUxut leickt abstößt und
qu wie cu ausspricht, cu und so cusi, cosi machen konnte, sie. accussL
Der Spanier stellt auslautendes c wohl als n dar (aun von adhuc, nin
von nee, sin von sie) und so konnte aus aeqne d. i. ec bei dem bekannten
übertritt des anlautenden e in a die form an, daher ansf, durch Unter-
drückung des IL sai entstehen. Merkwürdig ist, daß die handschrift des
prov. Boetkius v. 146 acsi für aissi setzt, das in der tkat auf aeque sie deuten
könnte, üim schließt sich das romagn. aese, dsgl. icsi aus der nrnndari
von Brescia {Ferrari v. insi) so wie das lomb. insci für cosi an. Frä$h
kiscke Urkunden brauchen oft ae si, aber als conjundion für lat. lic^. —
Von derselben Zusammensetzung sind die gleich unten zu nennenden cotale
und cotanto. Andrer natur aber ist das ital. präfix co in colui, costui,
cotestui: mundarten scheiden beiderlei präfixe auch durch die form, die
römische z. b. spricht quelni, qnestui, nicht aber quesi, quetale, quetanto.
Costa it. pg. pr., cuesta sp., c6te fr. rippe, seile, auch küste; von
Costa rippe. Daher it. costato, sp. costado, fr. cöt6 seite; ü. cös-
tola rippe, costolina, fr. cötelette rippchen; it. c oster ella kleiner hügd,
fr. coteau für cöteau abhang eines berges; vb. it. aecostare, sp. pr.
aeostar, fr. accoster näkem, dg. zur seite stellen, vgl. die prov. prcqm.
Costa, dUfr. encoste juoda.
Costuma U. pr.^ sp. costumbre, fr. coutume (aUe fem.), it. pg.
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I. COTALE— COTTA. 111
eostame, pr. cai. costum, fr, costume (aUe mase.^ das cot. wort auch
fem.) gewohnheit, siite. Schlechtweg aus consuetudiii; ßsga. costndn, läßt
es sieh nicht consiruieren, da ein gemeinrom. Übergang des inlautenden
uin m ein gane veretneeltes ereignis wäre. Vielmehr ward dem lat.
warte bei der Schwierigkeit^ sein suffix ndin eu behandeln, das sufßx
nmen angepasst, womit die roman. spräche eigenschaften beeeichnet {it.
asprume, pg. ciume, pr. frescum): dasselbe widerfuhr auch andern sub-
stantiven jener ableitung^ wie mansuetudo, sp. mansedumbre, pg. manse-
dame, und noch auf andre art suchte man dem suffix ndin auszuweichen,
pg. mansidao, pr. mansneza, it. testnggine, s. Rom. gramm. II, 340.
So ist also die männliche form costume die ursprünglichere, die weibliche
fehlt sogar dem Portugiesen ganz, doch ist sie dU, da man in einer ur^
bmde v. j. 705 bereits constuma findet^ s. Carpentier.
Cotale it^ wal. cutare, pronomen, von aeque talis? Dahin auch
sp. atal, entsprechend pr. aital^ altfr. aintel, itel, norm, entel, Hai. bei
«mcw dUen pisan. dichter aitale FPS. J, 457. 8. oben cosi. Die capi-
tutorien Karls d. kahlen brauchen häufig hie talis; soUte es eine nach-
lädung des altfr. itel sein, früher gesprochen ictel ?
Cotanto ital. pronomen, von aeque tantus? Desselben Ursprunges
schetHt altsp. atanto, pr. aitant, altfr. itant. Man sehe oben cosi.
Cotenna, codenna it., pr. codena, fr. couenne schwarte, sp. co-
dena dichtigkeit des tuches. Nahe liegt allerdings cutis, aber ein suffix
enna fddt; nur wenn man couenne für couaine und dieses für ein aitfr.
codaine nifnmt, woraus erst codena gebildet worden, läßt sich das wort
deuten, nändieh aus cutaneus. Port, cödea rinde konnte immlat. cntica
seinen grund haben, wovon auch it. cotica (parm. codga, ven. coöga,
gen. qnla) und cnticagna.
Cotogna it,, pr. codoing, fr. coing, wal. gutuie quitte; von cydo-
nia, tvdtoviov, bei den feldmessem cotoneum, cotonium, nUat. cottanum
HcffnL Sumerlaten, nach der Stadt Gydon aufCreta benannt; ahd. kutina^
mhd. ktiten, quiten ebendai^er.
Gotone it., fr. coton, sp. algodon baumwoUe {daher unser kattun);
vom arab. qo'ton al-qo'ton Gol. 1093, Freyt. III, 469K Sp. algodon
und alcoton heißen auch watte, davon pr. alcoto, altfr. auqueton, nfr.
lioqneton (h asp.), mndl. acottoen gestepptes wamms (man zog es über die
ekmise Sax. /, p. 229); nach Perizonius vofh gr. 6 xixfav, gana wn-
statihaft.
Gotta it., sp. pg: pr. cota, altfr. cote langes oberkleid, neufr, cotte
Unterrock, cotte de maille panzerhemd, masc. pr. cot = cota; mlat.
cotta, eottos (9.jh); abgel. fr. cotillon, cotteron u. a.; zsgs, pr.
fr. sureot, im Vocabularius opiimus 13, 67 surcotus ^surcof, letzteres
als deutsches wort hingestellt. Die gewöhnliche herleitung ist aus engl.
eot = (Mgs. cote hütte, und wir wissen aus mehr als einem beispiel, daß
man die Wörter für hütte oder haus auch auf kleidungsstücke übertrug;
oder auch aus dem deutschen kotze, ahd. chozzo (m.) grober wollener
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112 I. COVARE-CRESCIONE.
Stoffe eottige decke, das aber nebst dem engl, coat selbst erst am dm
ndatein, oder romanischen eingebracht ist. Bleibt man auf latein. gdnä,
so würde sich nur cutis (f.)^ daSy wie manche andre, in die 1. decUn.
versetzt werden konnte, darbieten und man. könnte sich etwa auf unser
mhd. hfit (cutis) berufen, das in tarn-hfit als ein den ganzen körper um-
hüllendes gewand gedacht wird. Vgl. Diefenbach^ Neue jahrb. für Phä,
u. Päd. LXXVIl 768.
C Ovare it., coar pr., couver fr. brüten; von cubare im sinne vm
incubare. Sbst. ü. cova, covo wüdlager, sp. cueva höhle; von cubare
im eigentlichen sinne. Sp. coba bereits in einer Urkunde des 9. jh. Esp.
sagr. XXXVII, 339. Aus pg. cova entstand wohl auch das adj. coto
hohl, das also mit it. cupo II. a. gar nickt verwandt wäre.
Gozzare i^., sp. cozar fdiU, fr. cosser, pic. coissier und coehier
mit den hörnern stolzen; sbst. cozzo stoß. Nach Frisch vom dtschen hutzen,
aber härtung des reiften hauchlautes in gutturales c ist nicht eineuräumm.
Vielmehr wird sich auch dieses wort dem röm. elemente euu)eisen lassen.
Von co-icere (eusammenstofien) umrde das part. prät. co-ictus (coctua)
lauten, hieraus das vb. cozzare, une aus directus dirizzare, aiso ein par-
tidpiaiverbum. An diesen Ursprung des Wortes erinnert auch die itd.
construction cozzare con uno mit einem j^usammenstofien, co-icere cum
aliquo.
Cozzone it., pr. aitcat. cussö, altfr. cosson Boquef., wcdlon. gosou
mäkler besonders im pferdeha/rläel, prov. als Schimpfwort g^aucht. Ohne
Zweifel vom gleichbed. cocio bei Plautus, nach GeUius 16. 7 ein plumper
volksatcsdruck. Festus (Paulus) schreibt coctio, und sonderbar, dcLfi die
roman. formen, entschieden die ital,, diese Schreibung verlangen^ weicher
auch das mlatein in coccio oder coqcio offenbar beipflichtet. Zsgs. ü.
scozzone einer der die pferde zureitet.
Cravatta ü., sp. corbata, fr. cravate halsbinde; Roteres wort^ in
Frankreich seit der ersten hälfte des 17. jh. (MSnage), gebildet aus dem
volkemamen Cravate Croate {sp. Corvato), da man die sache von diesem
Volke entlehnte, daher it. auch croatta, henneg. croate, croyatte.
Crebantarpr., altfr. cravanter, sp.pg. quebrantar brechen (trcms.);
von crepare, part. crepans.
Grema it. sp. pr., crßme fr. rahm, mlat. crema (n.) bei Venant.
Fort.; abgeändert aus cremor milchsaft.
Crepare it., pr. crebar, fr. crever, sp. pg. durch umsteiUung que-
brar bersten, brechen; von crepare, dessen bed. ein geräusch mcu^en in
den jüngeren sprachen erloschen ist. Zsgs. it. screpolare aufspringen,
8cr6polo riß; sp. requebrar die stimme biegen (vgl. pr. TelTsmiheY cUmss.),
daher artigkeiten sagen, sbst. requiebro liebesrede, liebkosung.
Crescione it., fr. cresson, neupr. creissoun, cot. crexen eine pfUmse,
kresse; a celeritate Crescendi so genannt, wie C. Stephanus mit reckt
bemerkt, also ein prägnanter ausdruck. Aus dem roman. ist unser kresse,
ahd. kresso, nicht umgekehrt, da dieses im deutschen keine wureel hat
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I. CROCCIA-CROSCIARE. 113
tmd raman. pfianBennamen nur sdkn aus jener spräche herstammen. —
Weigandj Wb. /, 638, weist nunmehr eine deutsche wurxel nach, das ahd.
starke verbum chr^san hriechen^ prät, chras, aus leUfterem das subst.
ehnwja, ehressa, chresso (ss aus sj); der wureetvoccd wäre dann nicht ^,
wie man nicht streng erweislich annimmt, sondern e, der ausdruch belöge
sieh ai^ die kriechenden Stengel der brunnenkresse. Sicher, wenn keine
andre spräche sich meidet, dankt entweder die roman. der deutschen oder
die deutsche der roman. das auch im russischen, lettischen und esthnischen
bekamUe wort. Nach dem buchstaben kann cresson sowohl vom lat. cres-
cere {äUfr. crestre, präs, nous cressons) wie vom deutschen kresso, ace.
kressoDy stammen. Ist das letztere der fall, so hat das roman. wort
wenigstens eine umdeutung mit ctescere erfahren, worauf schon die ital.
und prov. form anspielt, und eine umdeutung ist eine Wiedergeburt. Das
eat. cr^xen läfit sich nicht mehr aus dem deutschen ableiten^ es ist dem
präs. ind, von cr^xer entnommen und heißt 'sie wachsen (diese kräuter).
Croccia, gruccia it. knicke, cruccia grabscheit, aÜsp. croza, pr.
croesa, fr. orosse krummstab. Die herleitung aus dem fr. croc (haken)
findä Schwierigkeit im buchstaben, dem nur ein fr. croche gerecht wäre.
Wie pancia, panzai panse aus pantex, so konnte croccia mit seinen
genossen aus crux, leichter noch, in betracht der doppdconsonanjs cc,
88, aus dem ad^. crncea entstehen, woraus auch ahd. krokja entstanden
scheint.
Crollare it., pr. crollar^ crotlar schütteln, fr. cronler einstürzen,
dttfr. croler, erodier, crosler wie prov. Wohl dürfte man bei diesem wort
m das nord. krnlla (verwirren) denken, böte sich kein lat. etymon. Prov.
erotlar nämiich (offenbar dUerthümlicher als crollar, wiewohl dies schon
die Passion Christi kennt, str. 81) führt auf crotolar und dies konnte
ans eo-rotülare zusammengezogen sein, womit auch das einfache rotlar =
rotolare überein stimmt. Ebenso stimmt fr. crouler zu roaler, ja es thut
in der redensart crouler an bätiment ^ein schiff vom ufer rollen lassen
^ig dessen dienst, und d>enso ist cdtfr. cronller leg lex DMce. p, 249, 2
so vid eis roXller les iex ds. 271, 21 'die äugen rollen lassen. Im
gansen kimtmt das neue vb. co-rotnlare auf die bedeutungen von volutare,
voiutari (walzen, rollen, schwanken, schwanken machen) heraus.
Croseiare i^., sp. cruxir, pr. dttfr. croissir, waüon. crohl knirschen,
imrsehen machen. Weder die lat. noch die ceU. spräche gewährt ein
äffmon, dagegen besitzt die goih. das ganz gleichbedeutende kriustan, z. b.
kriugtith tanthnnB Marc. 9, 18 lautet span. emxe los dlentes, pr. cruis
las dens Chx. II, 148, gr. rgi^ei xovg odovrag. Aber nicht leicht un-
mittelbar aus kriustan konnten die rom. formen, wenigstens nicht die itai.,
sieh hervarbüden: es ist ein abgel. kraustjan (vgl. kiusan kausjan, fr.
ehoisir) dafür anzunehmen, stj = it. sei wie in angustia angoscia. Merk-
würdig ist, daji auch büdungen desselben verbums nach der zweiten rom.
ccnj. vorkommen, so cat. cröxer, chw. s-erüscer, cUtfr. croistre, so daß äUe
drei conjugationen an diesem verbum theü haben.
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114 I. CUBEBE— CUCCO.,
Cubebe it. (m.)y sp. pg. pr. cubeba, fr. cubÄbe name einer indir
sehen pflaneey die eine ort pfeffer gibt; arab. kab&bat Freytag IVy 2*.
Cübito it., sp. codo, cdt cobdo, pg. cövado, coto, pr. coide, code,
fr. coude, wdl. cot eilenbogen; von cnbitus. Andre üci. formen skd
gömito (bereits im Voe. S. GaU, cnmitas ^ellinpogo), mit eingeschobenem
m gömbitOy ckurw. cümbet. Daher pg. cotovello = coto, umgestdU
aus covetello? sp. codillo vorderfufi der thiere vom knie aufwärts. Zsgs.
sp. recodo winket, biegung, bucht , wie gr. dyxciv.
Cnccagna it., sp. cncana, fr. cocagne, altengl. cokaygne schlaraffeih
land; vom dtschen kuchen, u>eil die häuser daselbst mit kuehen gededd
seien, bemerkt J. Grimm, Ged. auf Friedr. p. 96. Gegen die vorsteUung
ist nichts eu erinnern, doch läßt sich das wort aus roman, qudle abkiten:
kuehen heißt cot. coca, chw. cocca, occit. coco, pic. conqne, von coquerc
backen^ also gebackenes, so torcek gedrehtes von torqnere. Auch das itaL
kinderwori cacco ei, ovum kommt hier in anschlag, grade weU es ein
kinderwort ist, und an gesottenen eiern wird es im schlaraffenlande nicht
fehlen: waUon. bedeutet cocogne Ostereier. In Neapel war cnccagna ein
gur Volksbelustigung aufgeführter berg, welcher wurste und andre eß-
waaren ausspie, um die das volk sich schlug. Hierauf besieht si(h m. b.
ein sicU. gedieht La cuccagna conquistata, Palermo 1674. Das wort
kommt also, bemerkt Genin, Recreat. II, 89, vom fr. coq und bedeutä
gleichsam ein hahnengefecht. Aber die hauptidee dabei war nicht die beir
gerei, sondern der freigebige berg.
Cucchiajo it., cMpg. colhär, pr, cnihier, fem. it. cncchiaja, sp.
cuchara, pg. colh^r, fr. cuiller, cnill^re löffel; von cochlearinm, cochle-
aria. In colher und cniller, wosu noch ein altsp. cnchdr kommt, vermisst
man die weibliche endung; diese Wörter nehmen also im gründe ein fem.
cochlearis in anspruch. Der wal. ausdruck ist lingnr^ = lat. lingnla.
Cuccio, cncciolo it., sie. gnzzu, gnzza, cuccia, pr. goz, gossa^ sp.
gozque (was soll hier die aweite sübe?) kleiner hund, vgl. gotz ^parvus
canis^ GProv. 57. Im catal. ist gos der übliche ausdruck für hund über-
haupt, so daß Jaume Febrer das von ihm gebrauchte can erklären oder recht-
fertigen 0U müssen glaubte: un gos que en bon llemosf can es nomenat
Str. 161. Im wallon. ist go der männliche, in der Schweiß göschli der
weibliche hund. Ital. cncciolo, sie. gnzzn bedeuten als adjectiva Mein:
beide Wörter könnten in beiden bedeutungen aus cncco nestUng, lieiUng
entstanden sein, denn cncciolo ist namentlich schooßhündchen. In anschlag
0U bringen ist aber vor allem, daß das wort oder ein gane ähnliches cmf
fremden dem ital. nah liegenden Sprachgebieten heimisch ist: ein kleiner
hund heißt ülgr. kntze, ungr. knszi.
Cncco it. kukuk (in dieser form und bedeutun^ nur in voUcsmund-
arten, ven. cnco, romagn. cocch u. dgl), jpr. cnco (wenn nicJU syncopiert
aus cncnlo) dass.; von dem seltnen cncns, bei Isidor 12, 7 (auch bei
PlautusPJ. Dsgl. it. cncülo, ^. cogül, fr. cocn, concon, von cnculus,
yi>an. umgebildet in cnqnillo, abgd. cndiUo. Meist bedeuten diese Wörter,
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I. CÜCINA-CUFFIA. 115
eocn heut eu tage aussehließlichy auch hahnrei, in welchem sinne eich noch
pr. eogotz {vgl. cot. cucnt), esga. eontz^ aUfr. cous, hinsu gesellt An IcU,
earroca ist dabei nicht bu denken, dttsfu deutlich hat die spräche den
kaknrei mit dem h^kuk eusammengestelU: gab man nUn etwa dem betro-
gelten ehemann per antiphrasin den namen des vogelSy der seine eier in
fremde nester legt? 8p. eu car verhöhnen ist augenscheinlich aus dem
namen des höhnenden vogds abgeleitet und geht auf die form cucus jmriick.
Cncina it., cocina sp., cuisine fr., cocne^ wai. Jcüche, so auch ahd.
koehioa, ags. cycene, altir. cngann Zeuß J, 80, Tcymr. cegin; von co-
qniiia für cnlina im spätesten latein. Vb. cucinare /f. die küche be-
sorgen, von coqainare, vielleicht nur bei Pkmtus.
Cucire it, richtiger cuscire {maus s entstanden), sp. coser, cuair,
pg. coser, pr. cöser, cusir, fr. coudre, wal. coase nähen; von consuere,
dem schon in den Isidor. glossen cusire Bur seite steht, so denn auch
etiBire Gl. Paris, ed. HM., cnseheit Gl. Seiest. 9, 6. Äbgel. it. costura
fiAen cacitnra, gleichsam consutura, fr. coutnre ymM, nähterei, daher vb.
fr, accontrer surecht machen, eubereiten, herausputzen, raccoutrer wieder
ewähen, fliehen. Auftrennen hei fit it. sdrucire, sdruscire, ohne eweifd
entstanden aus dem gleichbed. resnere, mit vorgesetztem privativen s s-rescire,
mü euphonisch eingeschobenem d sdrescire, mit anbildung an cuscire
sdruscire. — [Bei accoutrer liefie sich auch an cultura erinnern (s.
Seheier), um so mehr als es nichts von der bedeutung seines oben aufge-
stMen prinritivs verräth. Bei Nicot heißt accoustrer aptare, parare,
Omare, accommodare u. dgl,^ accoustrement omatt4S, cuUus. Andrerseits
hat freäifh auch das aÜfr. coutare = cultura nur den beschränkten eon-
erden sinn angebautes land. Die grundbedeutung des franz. verbums,
wem man es jsu consuere stellt, müßte sein': eine naht machen, demnächst
veHrindeny ztAsammenfügen (vgl. sp, coser nähen, verbinden), endlich zu-
recht machen (pr. aparelhar vereinigen, zubereiten). Auch bastire bauen,
eiftrichten, nähen dürfte verglichen werden,]
Cucuzza it. 1) kürbiß, 2) köpf, altfr. cosse Bog. [beide bedd. hat
auch serb. tikya); entstellt aus Cucurbita. Daneben tritt noch mit der
zweiten bed. it. zucca, woher pr. zuc, suc, zuquet, ältfr. suc, nach Me-
nage vom gr. amva länglichter kürbiß; ist es aber nicht vielmehr umge-
stdU aus cuzza für cucuzza? doch mag daneben das neupr. tuca (mit
beiden bedd.) erwogen werden. Zu Cucurbita gehört auch fr. gourde
härbififiasche, bei Perion gougourde, neupr, cougourdo; auch courge,
Ml Jura coudre, muß sich hieraus gestaltet haben.
Gnffia und scuffia it., sp. cofia, escofia, pg. coi£Bi, alt escoifa,
fr. coiffe (coeffe), wal. coif (m.J, mndl. coifie fMube, Die erreichbar
SÜeste form ist cofea bei Venard. Fort., eine spätere cuphia u, dgl. Man
hoU es aus dem hebräischen,, worin kobha (kova) hdm bedeutet, aber die
hUdung des roman. Wortes understrebt. Andre weisen auf unser haube,
fMfi. hni^ allein die aitfränk. Verhärtung des anlautenden h jm ch oder c
hat kein roman. appettativ getroffen. OleichwoM floß es zunächst aus der
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116 I. CUGINO-DALA.
deutschen spräche. Ahd, knppa knppha heifit mürOy daneben läfit skk
eine form mü dem in der ältesten spräche sehr teirksamen suffix j kaphja
(vgl. krippa, kripja) voraussetzen, genau das mlat. cofea, cuphia. Jenes
kuppha c^er scheint nichts anders als das lat. cappa gefäß, becher («.
oben coppa): Verwandlung der lat. lippentenuis in a^irata kann leieU
bis auf Venantius eeit hinaufreichen, da das uralte hochd. denktnal, das
Cassder glossar, bereits choffa, chapf u. a. fälle enthält. Wie sich aber
kopfbedeckung und gefäfi berühren, zeigt unter andern das lat. galeola.
Cngino it., pr. cosin, fr. cousin vetter, cugina /f. base; esge. ans
consobrinus, wie dies die churw. formen cusrin^ cnsdrin erweisen. Cosina
^magin (verwandte) hat schon der Vocab. S. GdU. (7. jh.) Der span.
ausdruck ist das unverkürzte sobrino.
Cnpido 2^., pr. cobe gierig^ zumal geldgierig; daher it. cnpidi-
gia, cupidezza, sp. codicia, alt cobdicia, pr. cobiticia, cobezeza, fr. con-
voitise (für covoitise), lat. gleichsam cupiditia; vb. it. cubitare, pr.
cobeitar, fr. convoiter. Der Provenzale besitzt auch ein einfaches verbum
cobir mU der bed. ^zu (heil werden, das fast nur mit joy verbunden
wird: jois m'es cobitz freude ist mir zu theil geworden, vergönnt worden;
es ist von cnpere alicui einem gutes wünschen, chw. curir dass.; zsgs.
pr. encobir, altfr. encovir begehren.
Cura sp. pg. (m.) pfarrer, eigenü. p/leger, in welchem sinne das
wort schon bei den Römern und im frühsten nUatein als masculin ver-
wendet ward. Gleichbed. mit sp. cura ist it. cnrato, fr. cur6, d. h. mU
der seelsorge, cura, beauftragt. Dahin femer it. curattiere (für curt-
tiere), pic. conratier, zsgz. fr. courtier mokier, von curatus besorger von
gesch&ften (curatarius).
D.
Dado ü. sp. pg., datjjr., d6 fr. unirfel; wird aus dare in der bed.
werfen (dare ad terram u. dgl.) erklärt, wonach es also etwas auf den
tisch geworfenes bezeichnen würde. Nach Golius p. 808 wäre es vom
arab. dadd lusus, res ludicra; was sich wenig empfiehlt.
Daga it. sp., pg. außer daga auch adaga, fr. dague kurzer degen,
dolch, ndl. dagge dass., engl, dag, kleines schiefigewehr, dsgl. dagger
dolch. Hieraus ist unser im 16. jh. eingeführtes degen, s. Weigand^ S^
wb. 11, 1193. Auch cell, sprachen kennen es: gael. dag pistole, bret. dag,
dager dolch (über die Verwechslung beider dinge s. unten pistola); ob &
von da ausgegangen, steht dahin. Ungr. däkos. Abgel. ist fr. daguet
spiefihirsch.
Dala sp. pg., fr. dalle rinne auf dem verdeck der schiffe das wasser
aus der pumpe abzuleiten. Nach Frisch vom ahd. dola röhre, rinne, aber
der abweichende stammvocal erregt zweifei. Die span. form a-dala ent-
hält eine anspielung auf arab. herkunft: in dieser spräche heißt dsDa
leiten, dälälah leitung Gol. 849, welches letztere der Vereinfachung in dala
kaum widerstehen konnte; vgl. aucfi it. doccia rinne, von ducere.
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I. DALLE— DES. 117
Dalle »p. (m.)y pr. dalh, alifr. dail, dauphin. dailli sichd; vb. pr.
dalhar mU der stehet schneiden^ altfr. dailler hauen^ fechten Chr. de
Lomgioß (Wright p. 296), s'entredalier zusammen streiten LBs. 236.
Scheint diminutiv von daga deich (dagol?).
Damasco it. sp., /r. damas, it. auch damasto ein gewehe mit ein-
gewirÜen figuren, damast; von der Stadt Damascns, wo dieses gewebe ver-
fertigt ward. Itoi. damaschino u, s. w. damascener Jdinge, aus stcM
von Damascus.
DaDzare it. {für dansare wie anzare für ansare), sp. pg. pr. dan-
gar, fr. danser, wd. d^ntzni saltare; sbst. it. danza/f. saitatio; vom ahd.
dansön eiehen^ dehnen, dies vom starken vb. dinsan, goth. thinsan {prät.
thans), unser tanzen aber aus d^m romanischen.
Dardo it. sp.^ pr. dart, fr. dard, wal. darde (f.)y auch slav. ungr.
d&rda, Wurfspieß, wurfpfeü (er konnte gefiedert sein, dart empenn^ BMce.
302, 26; ihn führte der knappe, die lanee der ritter, s. b. Jfr. p. 67'');
vom ags. daradh^ darodh, engl, dart, aitn. darradbr, ahd. tart spieß; da-
zu eis primitiv aUn. dörr. Nach einigen von öoqv doQctrog.
Dittero it., sp. pr. ddtil, pg. d&tile, fr. datte eine fruckt, dattel;
von daetylns.
Ddzio it., sp. d4cio, altfr. dace (f.) at^ge, Steuer; von datio, dem
das nUatein, b. b. in einem actenstück v. j. 826 DG., dieselbe bedeutung,
gezwungene gäbe, beilegte.
Demonio it. pg., sp. demonio, dimodo, pr. demoni teufel; von
daemonion böser geist, bei Tertuilian.
Denaro, danaro it., sp. dinero, pg. dinheiro, pr. fr. denier eine
geringe münse; von denarius römische silbermünee ursprüngl. von zehn
asses, später und im mittelälter von verschiedenem werthe. Daher it.
derrata, sp. dinerada eigentl. summe oder werth eines denarit^s, fr.
denröe eßwaare, gleichbed. bair. pfennwerth d. i. werth eines Pfennigs.
Dentello it., dentelh pr., dentellon sp. einschnitt an gesimsen u.
dgl., it. dentelli (plur.), fr. dentelle ein gewirk, spitzen, wegen der zackigen
form; von dens zahn.
Derrengar sp., pg. derrear {für derrenar), pr. desrenar, deregnar,
dtfr. ^iner, nfr. ^reinter kreuzlahm machen, das kreuz brechen; von
ren niere, renes lenden; die span. form zu erklären mit dis-ren-icare.
Ital. rmr ^st. direnato Verletzung der lenden, aber piem deme = pr,
desrenar.
Des altsp. aUpg., in der neuen spräche des-de, pr. des, deis, fr. d^s,
Präposition theUs für das lat. zeitliche ex, it. da, theils für das örtliche
usque a, inde a: z. b. sp. desde aqnel tiempo, fr. des ce temps-Iä, lat.
ex illo tempore, it. da quel tempo. Man hat an eine zss. von de und
ipse gedacht, Ahs ce temps-lä wäre '= de ipso illo tempore; die ganz
präpositionale natur des Wortes aber, die keine adverbiale anwendung, wie
die büdungen mit ipse, erlaubt, läßt eher auf ex mit vorgesetztem sinn-
verstärkenden' de vermuthen: fr. d^s lors scheint = de ex illa hora, d^s-
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118 I. DESINARE.
ormais = de ex hora magis von stund! an. Ganz deuäich MU die
sf8Sf. mit ex hervor im äUfr, desanz = de exante, im aUsp. desent = de
ex inde, desi = de ex ibi, im nsp, despues {s. poi) = de ex post;
exante und exinde sind ja der lat. spräche wohlbekannt.
Desinare, disinare it., pr. disnar, dirnar, dinar, aUcat. dmarC%r.
d'Esd. p. 691'*, fr. diner jm mittag essen. Die ergründung dieses woHes
wird durch die zweifelhafte natur des darin enthaltenen s erschwert, da
es sich fragt, ob dieser buchstahe radicdl oder bloß eingeschoben, ob diner
aus disner, disinare verkürzt oder ob es die buchstäblich getreue form sd.
Altfranz, schrieb man häufig disgner, aber schon die ziemlich aJUe hand-
Schrift der Livr. d. rois hat digner. Indessen kann sich disnare als die
älteste forfn ausweisen: in den Vatic. glossen ed. W. Grimm (9.jh.) heifii
es: disnavi me ibi; disnasti te hodie? und auch Papias schreibt mit s:
jantare disnare dicitur valgo. Man leitet es vom gr. deuiveiv die haupt-
mcMzeit halten^ romanisch in dinar, disnar verwandelt; cdsdann müßte es
von der Provence ausgegangen sein. Dsgl. vom lat. dignare domine an-
fang eines tischgebetes ; dies stimmt trefflich zum altfr. digner, wäre die
sad^ nur erst gehörig erwiesen oder diese form als die älteste anzuer-
kennen. Man könnte an decima hora denken, wie ja auch aÜfr. noner,
von nona hora, zu mittag speisen bedeutet, aber decima für mittagsz^
ist nicht gebräuchlich, wenn man auch den Übergang des m in u zugibt.
Besser erklärt es sich aus de-coenare, fnit verschobenem accent präs. d6ceno
desne dtne, vgl. decima desme dtme, it. buccina bnsna. De in dieser
Zusammensetzung steht freilich ziemlich müßig, allein das spätere latein
verwendet es häufig in dieser weise, so in debatnere Petron., defirui Sytmik,
defugare Tfieod. Prise., delaborare Afran., delustrare Apul., deoptare
Hyg., depetere TertuU., despemere Colum., in welchen fällen das einfache
wort ausreichen würde; übrigens dürfte man bei decoenare an unser ab-
speisen erinnern. Auch Pott, Forsch. II, 282 denkt an coenare; zw'
Unterstützung der thatsache, daß auch Frankreich das lat. coenare kamUe,
läßt sich noch aÜfr. re einer abendbrot essen, von recoenare, anführen,
wiewohl sich dies nicht in resner verkürzte. Man dürfte bei dieser etff-
mologie vielleicht selbst den activen gebrauch des rom. und lat. partidps
anschlagen: il est mal dln^ = male coenatus est; dieser gebrauch könnte
sich im roman. allmählich auf das ganze verbum erstreckt haben, daher
disner qnelqukm de qch., reflexiv se disner, une schon in der vaticanischen
stelle. — [ifan hat an decoenare den mangel des rom. s ausgesetzt.
Diesem übelstand läßt sich einfach mit Verweisung auf ü. pu-signo =
post-coenium abhelfen. Wie unser wort aus dem an die steüe von de-
coensie gesetzten dis-jejnnare, welches in d6-jeflner die richtige form ge-
funden, habe entstehen können, ist schwer zu fassen : der ganze stamm,
mit dem langen u, wäre geschwunden. Wunderlich wäre femer, wenn
der Franzose, der das frühstück mit recht als ein fastenbrechen betrachtete,
dieselbe anschauung auch auf das mittagessen erstreckt hätte. Mahn p. 19
hebt hervor, daß r in der prov, form dimar auf s {nicht 5) weise;
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I. DBSTRIERO-DIO. 119
solUe aber denken^ ein seeundäres s, da es dieselbe ausspräche hatte wie
an primäres, könnte eben so wohl in r geschwächt werden. S. Krü. an-
hmg p. iß.]
Destriero it., destrier pr. altfr. streitross, ndat. dextrarius, weü
der knappe es sur retMen seines eignen pferdes führte, ehe der ritter auf-
stieg: [Y ^cndiers) Ihi menet en destre son bon destrier GBoss. 3275;
l66 valets leg menoient en dextre sur autrefe roussins, man sehe Ducange.
Di am ante it. sp.,pr. diaman, fr. diamant em edelstein; aus adanias
adamantis entstellt, melleicht mit rüeisicht auf dia&no durchsichtig. Eine
mßeite fomi ist pr. adiman, aziman, a^bnan, dlifr. aYmant, nfr. aimant,
9. pg. iman, das in die bed. magnet übergieng, in welcher sich auch
mlat. adamas findet, s. das nähere bei MSnage v. aimant
Diaspro it.y sp. diaspero ein stein; von jaspis jaspidis, mit dar-
stdlung des j durch di wie im mundartl. it. diacere von jacere Eom.
gramm. I, 274, wohl eine in Italien entstandene form. Dasselbe wort
istpr. altfr. di4spe bunter stoff nach ort des jaspts, adj. fr. diapr6
hmt gezeichnet.
Dieta it. sp.j di^ fr. lebensordnung; von diaeta {diawa) glekh-
bedeutend.
Dieta it. sp.j di^te fr. reichstag, ital. auch tagereise; von dies, vgl.
die nüat. all. dietim für guotidie.
Diga t^., digae fr., dique sp. (m.) schutedamm gegen das wasser,
auch pr. die? Ragn. Lex. rom.; zunächst vom ndl. dyk, ags. die.
Dilegnare it., pr. deslegar, fr. dölayer flüssig machen; von dis-
liqaare. Das span. wort ist desleir, das aber aus dieser quelle nicht
fUefien konnte. Woher nun? weder deliquescere noch diluere erlaubt der
budistabe. Altsp. desleido, deleido Bc. S. Dom. 640. 690 bedeutä para-
liftisch, des-leir ist also = /tagaXvstv: sollte man leir aus huuv gezogen
haben? dem gr. v widerspricht sp. i oder e nicht. Zwar Larramendi
leitd desleir aus bask. desleyatu, von leya kälte: man sieht aber leicht,
dafi ersteres aus dem pr. deslegar gebildet, letzteres, wofür auch yela ge-
sagt wird, aus dem sp. yelo umgestellt ist.
Dio it., sp. diös, altpg. sard. d^ns, neupg. d6os, (deös GVic. I,
p. 266), pr. di6n, fr. dieu (älteste form deo in den Eiden), wal. fehlt
das einfache wort. Die südwestl. spräche behanddt deus wie einen eigen-
namm und Uefi ihm das fkxivische s wie in andern fällen (Garlos, Mar-
eos, Beynaldos), die tonverschiebung trat später ein; eben so anomal ist
der plur. dioses, wofür man im Alex, dies findet, von Sanchez und Los
Bios IM. esp. 27, 567 dies betont. Aber mit der heiligkeU eines namens
hangen zuweilen anomalien der form und flexion zusammen (Grimm P.
KJ71, Dief. Groth. wh. II, 416): der Spanier wagte deus nicht einen
buchstäbm abzubrechen, es nicht umzirformen wie mens. Eine übliche
Zusammensetzung ist it. domeneddio, 2>r. dame-dieu, (ütfr. dame-diea/
dombre-dieu u. s. w. herr-gott, wal. dumne-zeu, welches das einfache zeu
ganz aus der spräche verdrängte und auch von abgöttem gebraucht wird.
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120 I. DBPANARE— DOCCIARE.
über ü, iddio 8. Rom. granm. in, 26. Eine bekannte formd ist iL
addio, sp, & dios, fr. adieu, vollständiger pr, a dien siatz, dltfr, kiiea
soyez, cdtcat, a dien siaa gott befohlen LB. III, 32. Die beOieimmg
ü. madiö, $p. madios, fr. maidien erklärt man mit m'aide dien, dUfr.
si m'ait diens = ita deas me adjuvet, s. Menage; eine andre deidung
des ücd. Wortes (ma von mai = magis) gibt Blanc, Oramm. 646.
Dipanare it., pr. debanar, sp. devanar abhaspeln; von panus
büschd wolle zum ginnen.
Dirupare t^., pg. derrubar, sp. derrnmbar von einem felsen^ rnpes,
hinabstürzen; daher dirapo absturz, aUfr. desrube Ägol. 316, Bob. le
didble F. P col. 2, desruble NF. Jub. I, 98, dsgl. desrubant scUmkt,
pr. deruben; cd^r. desrabison Äntioch. II, 130; auch sp. derrubio erd-
fdU an ufern.
Discolo it. sp. pg. mürrisch; vom gr. dvaxoXog dass.
-r Disegnare, designare it. 1) anzeigen, 2) zeichnen, sp. deeignar,
(üt deseüar, pr. desegnar, designar, fr. d^signer in ersterer bed., sp.
disefiar, fr. dessiner in letzterer; sbst. it. disegno, sp. disefio, designio,
/r.vdessein, dessin entwurf, Zeichnung. Vom lat. designare, dessen im
ital. noch zusammentreffende bedeutungen der Spanier und Franzose durch
die form zu trennen suchte, vgl. sp. signo neben seüa, fr. signe nAen
seing.
Disfidare, sfidare it., pr. desfizar, fr. d^fier, ^. pg. desafiar,
cdtpg. desfiar SBos. I, 371 herausfordern zum streit, eigenÜ. einem die
treue oder das vertrauen, fides, aufsagen, einen verläugnen: ains me
lairoie tos les menbres coper qne ja Mahon soit par moi desfi^ dier
wollte ich mir aXU glieder abhauen lassen, ais Mahomet verläugnen Og.
3068; li miens cuers te def&e mein herz entzieht dir dUes vertrauen
Äntioch. I, 82.
Disio it., sp. deseo, pg. desejo, cat. desitj, fehlt fr., Sehnsucht; vb.
disiare, desear, desejar, desitjar. Nicht von desiderinm, die formen
passen sehr wohi zu dissidinm (deutlich zumal das cat. desitj), so daß es
gleich dem pg. sandade eigenü. trennung, zunächst das daraus hervor-
gehende verlangen nach Wiedervereinigung ausdrückt.
Diviso it., pr. fr. devis entwurf, wünsch, fem. it. divisa, 5p. divisa,
pr. devisa, fr. devise abtheütmg, wohl, Wahlspruch, sinn und bedeutung;
vb. it. divisare, sp. divisar cä)theilen, unterscheiden, auseinandersetzen.
Wie schon lat. dividere unterscheiden bedeutet, so pr. deyire, woran sid^
die bed. auseinandersetzen knüpfte, die denn auch auf das frequentatio
devisar übergieng. Man vergleiche dieselbe begriffsbUdung z. b. im sp.
departir 1) theüen, trennen, 2) unterscheiden, 3) auseinandersetzen, er-
klären: departeme eso qae has dicho ^erkläre mir, was du gesengt hast*
Col. S D. p. 66^. Lat. visus ist hier nicht im spide.^
Docciare it. begießen, sbst. doccia, fr. doache, 5p. ducha wasser-
röhre, rinne; von dnctiare leiten (vom wasser), dctö man aus dem pari.
dactns bildete, wie succiare aus suctns. Aus dem sbst. ductus entstand
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I. DOGA— DOGANA. 121
aUfr, dnit LBs. 408, norm, doui; aus dnctio das fem. pr. dotz, aUfr.
dois (la dois et la fontaine ö. d'Angl. p. 75, vgl. Oar. J, 264).
Doga it. pr. cot., wai. doagp, alban. dog^, wendisch doga, dnga,
mit V /r. douve, maü. dova seitenbrett des fasses, mndl. duyghe, nndl.
daigy «eAtTjer. dange, fihd. daube; abgd.sp. dovela, daela, aduela, norm.
douveUe, douelle, lothr. doale. Prov. doga (m der neuen mundart dongo)
verhäli sich su fr. douve wie rogar eu altfr. rouver, g fiel aus und v
trat ein^ sähst die mittlere form doa (doha BC.) ist vorhanden. Damit
trifft ein wort anderer bedeutung buchstäblich eusanmien, pr. doga, norm.
doQve, das man gewöhnlich mit fosse (graben) übersetzt, das aber auch,
wie schon Carpentier erUärt (vgl. Trevoux), die fassung des grabens,
tmmer oder dämm desselben heißt, mlat. douvam sive aggerem (v.j. 1269)
hei Oarpentier; les doves des fossez Ben. I, p. 492; de morz est si la
doTe emplie H, 127; pr. doga del vallat; mlat. juxta dogas vallatorum
maroram; altfr. qni a doahe, il a fossö (rechtsgrundsaU), Ital. doga
hfil^i auch rings unüaufender streif an einem Meide, sp. dogal strich um
den hals, was der bed. einfassung zusagt. Ber Zusammenhang dieser mit
der bed. daube oder eigentl. gesammtheit der dauben eines fasses liegt am
tage. Hin sehr altes Zeugnis hat man bei Gregor v. T. gefunden, wo es
aber canoi zu bedeuten scheint: fossas in circaitu basilicae fieri jussit,
D6 forte dogig occnltis lymphae deducerentur in fontem. "Ober die her-
bmfl des wories sind die meinungen verschieden. Frisch denkt, sofern
es graben heißt, an lat. dneere, und in der that das synonyme doccia
hat denselben Ursprung: u konnte kurz gesprochen werden wie in dnx
dttcis, daher das rom. o. Besser erhennt Bucange darin ein schon vor-
handenes lat. doga, das ein gefäß oder ein maß (s. Freund) bedeuten muß:
&eta erat ratio dogae cnpamm navinm et operum Vopisc, dazu doga
ßovTtrß {ßovTzig) Gl. Philox. FjS leitet sich vom gr. doxT] receptaculum,
und diese bedeutung ist fest zu halten; Hesychius erklärt svQiTCog (meer-
enge) mit doxfj vödriov, s. Vossius Be vit. serm. Also Wasserbehälter,
graben, fassung des grabens, fassung eines gefäßes d. i. faßdaube sind
die bedeutungen.
Dogana it., pr. doana, fr. donane, sp.pg. sAusinsi Zollhaus, mauth,
auch die von den waaren zu entrichtende abgäbe; man sehe Boccaccio' s
besehreSnmg Bec. 8, 10. Ber etymologien sind mehrere. Frisch leitet es
aus dacere in beziehung auf das einführen der waaren, ohne zu bedenken,
daß sich das suffix an nicht an verba fügt. Ferrari läßt e^ at^ doga
entstdien, weil die waaren in fässer gepackt werden; doga ist aber nicht
der ausdruck für faß. Weit passender erklärt es Menage aus dem gr.
imdptj ort zur aufnähme, daher ort, wo man die abgäbe einnimmt; be-
fremdUd^ ist aber, daß weder die mittel- noch die neugr. spräche diese
amcendung des Wortes kennen. Biese drei erklärungsversuche sind eben
80 vide verirrungen. Mit recht erblicken neuere grammatiker in doana
das bekannte arab. dtvän addtv&n staatsrath, indem sie ihm die bed.
stoßAerath für abgaben beilegen: der hcibvocal v Uste sich gleich dem
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122 I. DOMENICA-DONNO.
cUschen w in o oder n auf (diuana doana dnana), im ikil. ward g em-
geschoben, Beachtenswerth ist dabei, dafi der Spanier für divan m seiner
eigentl. bed. auch duan sagte. Offenbar knüpfen manche stellen aus der
mittleren litter atur das wort an arabisches geinet: malti Saracenomm,
qui in daanis fiscales reditus coUigebant, sagt Hugo Fdlcand%tö] in
donanam i. e. in domum Soldani eum dacentes Vinc. BeUov.; pr. si son
en terra de Sarrazis, en doana o paazon Lex, rom. Am besten vieUeiek
faßt man divän in seiner bed, rechnungsbuch Gol, 888, Freyt. II, 74%
vgl. bei Boccae i doganieri poi scrivono in sul libro della dogana a
ragione del mercatante tutta la sua mercatanzia. — [Das arah. aus dem
persischen entlehnte dtwftn, bemerkt Engclmann, heißt register, gedichU-
Sammlung, dann bureau, staatsrath, audienzsaal, canalei, endlich maM-
bureau: daher adnana. Vgl. Doay p. 33—35.]
Domenica t/., sp. pg. domingo, pr. dimenge, dimergue, fr. di-
manche sonntag; ital. aus dominica, span. pg. aus dominicus, prov. fraiu.
aus dies dominicus, daher dUfr. diemenche (viersüb,) tag des herm, gr.
nvQiaxtj. Keine rom. spräche kennt solis: sie enim Barbaries vocitare
diem dominicam consueta est Greg. Tur, Eist. 3, 16.
Dominio it. sp. pg. herrschest, eigenihum, besitaung, fr. domaLoe
(m.) in specieUerer bed. erbgut, krongut, daher die prov. und span. formen
domani, domanio; von dominiam. Adj. it. dominicale, «p. jpr. dominical,
fr. domanial herrschaftlich^ gutsherrli6h, Bemerkenswerth ist hier nur die
fram, formung des wortes, worin lat. i zu ai ward; aber man schrid
auch altfr. mainer neben mener ßhren, und noch jetzt zeigt daigner oder
Sardaigne ai für \. Eine stärkere abänderung, deren grund wohl mar
in der Veränderlichkeit der tonlosen ersten silbe zu suchen ist, liegt vor
im altfr. demaine, demenie, dem ein altit. diminio entspricht, im späteren
mittellatein demaniam, noch engl, demain. Dieses altfr. demaine bedeutd
überdies als Substantiv einen dienstmann (z. b, li demaine et li pair), ak
adjectiv eigen, angehörig (ma chambre demaine, mon demaine lit), mW.
demanias; prov. lautet es als adjectiv domfni (domini ser LR. III, 71
eigner knecht) und scheifü aus dominicus, das auch im nUatein proprio
bedeutet, abgekürzt wie gramazi aus grammaticns.
Donno, donna it., sp. don, dona, dnena, pg, dorn, dona, pr, don
(dons von frauen\ dombre (in dombre-dien), domna, alifr. masc. dame
(in dame-dieu), dan, dant, alt- und neufr, fem. dame (daher pr. sp.
dama), wal, domn, doamne; alle von dominus, domina, wofür schon w4
rom. inschriften domnus, domna, im ersten ndatein donnns, donna (z, h.
Breq. p. 27'', v, j. 528) vorkommt, Dimin. sp. doncel, doncella, pr,
donsei, donselia, altfr. damoisiel (danzel), damoisele, nfr, damoisean,
demoiselle, hieraus it. damigello, damigelia, sp. pr. damisela; lat. gleich-
sam dominicillns, wal, domnisor. Vb. pr, domneiar, altfr. donoier
buMen, daher it. donneare, sbst. domnei, donoi buhlschaß. Wegen des frans.
a der Stammsilbe vgl. altfr. damesche von domesticus, danter van domi-
tare. Eine prov. und caUd. abkürzung von dominus unmittdbar vor
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I. DRAGOMANNO-DRUDO. 123
eigetmamen ist En (dom-en für dom-in), von domina Na (dom-na) e. 6.
En-Barral (daher U, Imberal CNA.), Na Maria, vgl. Baynouard, Chx.
n9B.
Dragomanno ü,y sp. dragoman, pr. drogoman, fr. drogman, mhd,
tragemnnt, dolmeischer, in andrer form iL turcimanno, sp. trujaman,
fr. trncheman, truchement; vom arab. targomän, torgom&n, ausleger, dies
von targama auslegen, ursprünglich chaidäisch und von den Juden den
Arabern Oberlirferi (Doxy 35).
Drappo it.j pr. cot. fr. drap tuch, daher drappello, drapeau
fdj^en, fahne. Drappns kennt das frühere ndatein: si quis altero per
mano aut per drappo iratus priserit Capit. ad L. Ahm. Im Span, und
pori. hat es die tenuis eum ahlaut: trapo, trapajo, trapero, traperia,
wiewohl auch drapero, in Urkunden draperias gesagt wird; man sehe
Ducange. Die Verschiedenheit des ardautes scheint deutsche herkunft an-
iitieigen, denn d würde den niederdeutschen, t den hochdeutschen lautge-
setzen entsprechen. Frisch verweist auf unser trappen derb auftreten, so-,
fem es für dicht treten, wirken angewandt werden konnte; es käme nur
drauf an, die verwandtsc/ioft von treten und wirken oder wd>en mit anr
dem beispielen 3u bdegen. Ein zuverlässigeres etymon scheint aber das
t» einem hochd. glossar des 12. jh. enthaltene subst. trabo Hrama, extrema
pars vestimenti, fimbria Graff V, 480: der einschlag oder auch der säum
des tuehes konnte auf das ganze tuch übertragen werden.
Droga it. sp. pg. pr., drogue fr. specer ei, gewüra, farbwaare; vom
ndi droog trocken, also eigenüf trockne waare (Frisch). Adj. />r. droguit
hremlich, schwärelich.
Drudo it. cUtpg., pr. altfr. drut, /i?m. druda, drue freund, freundin,
gdidter, gdiebte; abgd. altfr. drugun TCkmt. 20, 8, besser druiun -Faw-
i(mie V. 716 vertrauter. Drudo steht an der gränee zwischen cdtisch und
germanisch: gad. drfith dime, merdrix, ahd. trflt, drüt, auch drfid Otfr.
i, 4, 5, in comp. Dmdbald, Wieldrud, (aus triuwi freu hergdeitd) lieb-
ling, freund, gefährte, diener, fem. triutin gdiebte. Offenbar schließt sich
das rom. wort mit seiner bedeutung dem deutschen auf das genaueste an,
fem von jedem Vorwurf bejdeht es sich eben sowohl auf vertraute freund-
schafl wie auf lid)e: der drut ist der gdreue, der anhänger, das wort
sucht dcarum. die gesdlschaft von ami: mes drus et mes amis; ses amis
et ses drus; vos amis et vos drus; in einem capitular Karls des kahlen
gesdU es sich zu vassaU: sine solatio et comitatu drudorum atque vas-
somm. Das Otfriedische gotes dröt unirde sich daher ganz wohl durch
drut dien übersdzen lassen. Neben dem Substantiv ist noch ein adjectiv
zu erwägen, it. drudo verliebt, artig, dsgl. wacker, fr. dru munter, üppig:
ees moineaux sont drus sind munter, wollen ausfliegen, Therbe drue das
üppige, dichte gras, la pluie tombe dru der regen fallt dicht, altfr. teus
puet estre riches et drus mancher kann reich und üppig sein, daher vb.
endruir dicht machen NFC. II, 116, genues. druo dicht, dick, drueza
überftufi (s. das alte denhnal dieser mundart Archiv, stör. ital. app. num.
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124 I. DUCA-DUNQÜE.
18j p. 21, 58), piem. neupr. dru üppig, fruchtbar (vcm boden). Wmm
nun auch die ideenfolge ^vertraut, verliebt, üppig^ an sich nichts auffal-
lendes hcU, so wird man doch hier auf celt adjediva, wie gad. drfitk
niuthwiHig, hymr. dtud kräftig, kühn, oder mit Gachet auf das dUn,
driugr, schwed. dryg derb, voll, deren bedeutungen das üppige näher stdU
als denen des hochd. Wortes, hingeführt. S. vor allem Dief. Gatk tob.
U, 679.
Duca it., wcd. duc§, sp. pg. dnqne, pr. duc, fr. duc führer, hereog;
it. dncato, sp. pg. dacado, pr. dacat, fr. dnchä (bei den alten fem.,
daher it. dac6a) heraogihum, im spätem latdn schon dncatns für daetns.
Nicht unmittelbar atcs dax konnte sich ein ital. masc. wie dnca gestalten,
dessen richtige form doce (nUat. dox docis L. Long, ven. doge) gewesen
sein würde; es gieng sfuvor durch den mund der Byzantiner, welche mit
doi^, acc. dovTta, oder mit dovxag lange vor der litterärischen aeit der
ital. Sprache den kriegsdbersten einer provine oder Stadt benannten. 8.
Ducange Gloss. graec. — Von duca ist auch it. ducato, ducatone,
sp. dacado, dncaton, fr. dncat, dncaton eine silber- oder goldmünse, zu-
erst in Italien, wie es scheint, unter Boger IL, könig von Sicüien, in be-
/riehung auf das hereogthum Äpulien (ducato d'Apnglia) seit 1140 ge-
prägt, s. Ducange Gloss. lat. s. v,
Daello it., sp. dnelo, fr. dnel eweikampf; von einer veralteten,
wenn auch im Äugustischen Zeitalter noch angewandten form dnellam für
bellum. Das wort ist kein aitromanisches : man nahm es erst später auf
üen grund einer misverstandenen etymologie aus dem latein auf; dem
mittelalter genügte battalia auch für diesen begriff, daher in einer sieUe
aus dem anfange des 13. jh.: permitto battalias omnes, qnas grammatici
duella Yocant DG. Sonst romanisch auch battaglia singolare wie akd.
einwic einzelkampf.
Du na it. sp.^ vom fr. dune sandhügel am meere; dies zunächst vom
gleichbed. ndl. duin (n.) = ags. dün (f.), engl, down, deren Ursprung
aber im cdtischen zu liegen scheint : ältir. dfln, kymr. din hugd, • urspr,
befestigter ort, daher die städtenamen mit dunum (Augustodunum, Lug-
dunum u. s. f.) s. Zeufi I, 29, 30. 64, 118, oder befestigte anhohe s.
Bichards, Welsh dict. v. din. Weiteres über dies wort bei Du Jfirü^
Formation d. l. l. frang, 35, Mahn, Etym. untersuch, p. 30, Diefenbiuk,
Orig. europ. 326 ff.
Dunque, adunque it., alt donqua, adonqua und dunche, adunche,
altsp. doncas, fr. donc, conclusivpartikel. Altfr. dune (so schon im Fragm.
V. Vaienciennes), donc, donques, adunc, pr. dune, adonc, sind zeUpartikdn
und entsprechen dem lat. tum und unserm dann: erst hieraus entfaltete
sich die condusive bedeutung, une dies auch sonst wahrzunehmen ist, jb. h.
'igitur' apud antiquos ponebatur pro inde et postea et tum, sagt Festus;
ahd. danne gut für tum und ergo; ähnlichen Übergang von der zeit zur
folgerung zeigt sp. pues und luego. Was nun den ursprtmg des Wortes
betrifft, so sträubt sich gegen de unquam der begriff; es mufi vielmehr
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L DURARE-ECCO. 125
wm tone mit vorgeseUftem a oder ad herrühren, so daß das dadurch kum in-
Umt gewordene t in d, atanc in adanc übergehen konnte; dies wäre also
die ursprüngliche^ dune t^ eine dbgekürete form. A tunc und ad tanc
trifft man in Urkunden nicht selten^ z. b. HLang. J, 25 (v. j. 782), 99
(v. j. 862). Muratori erklärt suA für ad hunc sc. modum, finem, aber
die ßeiüiche bedeutung scheint dies nicht zu gestatten. -- Ital. danque ist
also aus donche entstellt, die reinere form lebt in det^ mundarten fort,
z. b. com. donch, ven. donca; neap. addonca.
Durare «., sp. dnrar, fr. durer wahren^ mhd. düren, tären, nhd.
dauern, engl. dure. Das etymon ist bekannt^ hat aber die bed. härten
eingebüfit, wofür indurare bestimmt ward. Dagegen drückt es neben der
oMsdehnung in der zeit nun auch die im räume aus, namentlich im prov.
und aUfranz., z. b. un böse que dura ben xx legas ein wdldy der sich
20 meOen weit erstreckt Jfr. 164'; Babiloine dure xx. liues jFZ. H.1787.
Tant que la lance dure, so weit sie reicht^ liest man häufig.
E.
Ea sp. (auch bask.), pg. eia, dsgl. pr. eia (eya) 'Flam. 2311, aUfr.
aye (aia tutti ^wda alle Gl. Cass.), sicil. jeja, interjection der aufforde-
rung oder Verwunderung; stimmt überein mit lat. eja, gr. eta, mhd. eiä,
letzteres nach Grrimms vermuihung III, 301. 778 aus dem lateinischen
emgefuhrtf was von den romanischen Wörtern noch zuversichtlicher aus-
gesprochen werden darf.
Ebbio it., sp. yedgo, yezgo, pg. engo, pr. evol, fr. hi^ble (h ctöp.),
in Berry geble, venez. g^valo attich; von ebulum. In yedgo läfit sich
d zwar aus 1 erklären (vgl. sendos von singulos), im übrigen aber bleibt
die entstdhmg des Wortes stark; man hat darum selbst an eine Verwechse-
lung mit aesculus gedacht, allein beid^ gewächse sind grwndversckieden.
Ebbri&co, imbriaco, ubbriaco, briaco it., aÜsp. embridgo, pr.
ebriaCy wäld. ubriart, fr. (in Berry) ebriat, imbriat betrunken; vom lat.
vermuädieh nur volksmäßigen ebriäcus bei Platdus nach Nonius, gebildet
wie meräcus aus merus, wiewohl die lexica ebriäcus, als sei es griechisch^
setzen. Daher rührt der pflanzenname pr. abriaga, fr. ivraie trespe,
taubkraut, rauschkorn, ein unkraut mit berauschender kraft.
Ecco it., wal. eace, pr. ec, aUfr. eke, adverbium, von eccum, häu-
fig mit einem Personalpronomen verknüpft: it. eccomi, eccoti, eccolo, ec-
cola, eecoci u. s. f., wal. eaceme, pr. ecvos, altfr. ekevos; aber sicher
auch sp. ele, elo, eia (für ec-le, ec-lo, ec-la), 6tele (=i7. eccotelo), nicht
^wa für hele oder feie aus vele (s. he II. b), da der abfall des an-
lautenden h für f = V minder leicht vor sich geht, niemals z. b. emencia
für hemencia, femencia = vehementia gesagt wird. Eine cumulation
ist pr. yec aus ye (imper. von vezer, lat. vide) und ec, daher vecvos,
ßsgz. veus; so auch in ital. mundarten vecco, veccolo, dessen v Salviati,
Aweriim. (Mü. 1810) II, 132, für reinen zusatz hält. Aus ecce ist
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126 I. EDERA-ERA.
dltfr. eis, es, ez mit angefügtem vos, wom man einen piural mit
verhdlflexum es-tes-vos schrf, nicht unähnlich dem it. egii-no; auch pg,
eis scheint aus ecce. Diese lat, partikel wirkt in vielen composüis form-
und begriffsverstärkendy vgl. unten qua, qaello, questo, qui.
fidera, älera ö., sp. hiedra, pg. hera, pr. edra, fr. lierre (aus
aUfr. pxc. hierre, yerre mit agglutiniertem artUcd^ den auch neap. lellen,
gen. lellua 0eigt) epheu; von hedera.
Egli it.y sp. 61, pg. eile, pr. el, elh, fr. il, wal. el, pronomen.
Die formen erklären sich theüs aus ille, theUs aus illic für ille (W
Terene), Dsgl. it. pr. fr. wai. lui (im prov. Boeth. lüi accentuiert)^ fMdh-
maßlich aus ill-uic, s.Bom. gramm. IIj 82; fem. it. pr. wcd. lei, aUfr. (bwrg.)
lei und eben souhM 116, von illae für illi; plur. it. loro, jw. wai. lor, /r.
lenr, von illornm (sard. insoru t;. ipsoram). In den seltsamen itaLpluroi-
formen egli-no, elle-no ist no ein offenbares verbalsufßx: egli-no canta-no.
Elce it.y sard. 61ighe, pr. euze, fr. yeuse Steineiche, von ilex; ä.
leccio, vom adj. ilicens. Gleicher bedeutung ist das abgd. it. eleina,
sp^ encina, pg. enzinha, azinho, gewöhnlich azinheira, pr. olzina 6rO., vgl.
das adj. illicinus Yep. IV. num. 13 (aer. 952). Ital. lecceto stein-
eichenwaid, von iliöetom.
£1 issir e it., sp. elixir, fr. ölixir eine auflösung verschiedener arjsmei'
Stoffe in Weingeist; vom arab. el-ikstr stein der weisen, dieses aber, nach
Doey, kein achtes arabisches, sondern ein dem griechischen enüehntes mä
abgeändertes wort. Aus lat. elixas, welches andre aufstellen, würde siA
die endung ir nicht erklären.
Elmo it. pg. cdtsp., nsp. yeimo, pr. elm, fr. heanme (h asp.); vom
ahd. heim, aitn. hiälmr, goth. hilms. Eine aUpg. bedeutung ist decke
(etwas schützendes): nnum elmum laboratam pro super ipsum altare urk
V. j. 1087 SRos. Abgd. «p. pg. almete für elmete vielleicht nach dem
dltfr. healmet; au^ almete aber scheint sich wiederum das fr. armet
Pickelhaube eu erklären.
Endivia it. sp. pg. pr., endive fr. ein kraut, endivie; vom lat.
intybus (intibus, intubus Schneider 1, 47), genauer von dem unvorhaH-
denen adj. intybeus, intybea.
Enola, ella, lella it., sp. pg. ^nula und ala, fr. aun6e eine pflanse,
alant; von inula, gr. eliviov. Alter und volksüblichkeit der zuzeiten
span. form ergibt sich ausisidor's stelle: inula, quam alam rustici vocant
Letzteres scheint, wie Weigand bemerkt, noch in unserm aalbeere /Sr
alantbeere durchzublicken.
Era it. sp., 6re fr. Zeitrechnung d. h. die folge der von einem festm
zeitpuncte an gezählten jähre. Dem Römer waren aera, plur. von aes,
rechenpfennige, dsgl. die posten in einer rechnung. Erst die späteste la-
tinität machte hieraus einen m^. aera, gen. aerae (roman. beispiele
dieser art s. Gramm. II, 23) und bratAchte das neue wort theils in dem
bemerkten sinne, theils für eine gegebene zahl, wonach eine rechnung an-
gesteUt werden soU, iheHs endlich für die epoche, von der man in der
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L EKMO— ESCIRE. 127
ßrikeckmmg ausgefUy UtsUre hedeuiung hei Isidorus, s. Freund s. v. Im
Span, bedeutete das wori^ so lange die aera hispanica dauerte d. h. iis 1383,
seUechtweg so vid als ano = annus; es aber darum aus dem gothischen
SU schöpfen, worin jer, pl. jSra, dieselbe hedeuiung hat, ist verlorene mühe,
Ermo it., sp. yenno, pr. cdtfr. erme, herme, wcd, erinu, hask. eremu
emsam, eis sbst. einöde; vom gr, eQtj^og, shst. rj egrjfiogy lat. eremus, hei
Prudentius eremus (fervebat via sicca er6mi serpentibas atris), micU,
ermos, hermus, so dafi die roman, spräche hier dem griech. accent folgte.
Abgel. neupr. hermas heide.
Ervo und lero i<ms Tervo) it., sp. yervo, yero, pr. fr. ers eine
käsenfrueht ; von ervum, die form ers vielleicht durch einwirhmg des
dtsehen erbse, ahd. arwlz. Aus dem abgeleiteten tat. ervilia (wiche) ent-
stand sp. arveja, alveija, com. erbeja, it rubiglia, letzteres mit umge-
stäUem r {Aenso rigoglio ruiben orgoglio), dsgl. maü. erbion fUr erviglione.
Esca it. pr., altfr. eche G. Guiart I, 156, sp, yesca, wal. easc^
ntnder; vom lat. esca lockspeise (des feuers). Schon Isidorus kennt die
neuere bedeutung: esca vulgo dicitar (fungus), qaod sit fomes ignis.
Bas einfache vb. escar in der bed. ködern besüsst nur die prov, mund-
ort, pr. iscar hei^t die angel mit köder versehen, sard. escai ^zen, füttern;
ssgs. it. adescare, sp. enescar. Von esca ist auch sp. esquero großer
lederner beutet für feuerjseug u. dgl.
Escamel sp. pg. ein bankartiges geräthe der schwertfeger, pr. es-
caimel, altfr. eschamel ein bänkchen, schemel; nicht von scabellum (it.
sgtbello, fr. escabean, cot. escambell u. s. w.), wie Grandgagnage 1, 269
richtig bemerkty sondern von der form scamellam {dl. scamillam, scam-
ndlam) bei Prisdan oms Apulejus.
Escanciar sp., escanfar pg., eschancer altfr. einschenken (chw.
schanghiar schenken, dono dare); sbst. /r. ächanson, sp. escanciano^
pg. escaiiQao der schenke; vom ahd. scencan, sbst. scenco, ursprünglicher
scaDcjan, scancjo, woher stunöchst das nüat. scancio, scantio L. Sal. 11, 1
(cod. ftdd.). Vom nhd. schenken cAer leitet man fr. chinquer zechen,
woßr nmndarUich aber auch chiquer vorkommt, s. Dict, Genev. v. chiqae.
Die ital. spräche hat scancia, scansfa gestell mit fächern für gläser
oder bücher =■ mkU, scancia schenke, bair. schanz.
äscara it., sp. pg. escdra, fr. escarre schorf, grind; vom lat.
esehara {eoxdgcc).
Escire it,, gewöhnt, ascirey wäl. eä, altsp. exir, pr. altfr. eissir,
issir, Qssir ausgehn; von exire. Zsgs. it. riuscire, fr. rönssir wohl aus-
gAen, gelingen, aitfir. rissir wieder ausgehn. Was die formen uscire und
issir bdrifft, so darf einmisckung des sbst. uscio, altfr. as thüre ver-
nmlkä werden; Castelvetro II, 261 leitet das verbum gradejsu daher ab.
Man lebt im hause, nicht im freien: thüre wird darum siuerst als ausgang,
mekt als eingang, gefaxt, lat. foras ire, gr. d-igaKe eQxea^ai drücken die
hewegung von innen nach der thüre und durd^ dieselbe aus; bask. athea
ist ssz u. uflcio, atheratu = uscire;
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128 I. ESCLUSA-ESSERE.
Esclasa s^., ^clase fr. schleuse, nüai. exclnsa, scluBa £. iSoI., Qteg.
Tur,j Venant. Fort.; van excludere, nicht vom ahd. sliozan schUefiaif
dcis eher fr, ^clnce, Flusse erzeugt haben würde^ darum auch ndl. Bivys,
nicht sluyt
Escupir 9>. pg.j pr. dUfr. escopir, escnpir, und. scnipä speien,
alb. scüpira auswurf. ümstdlung aus exspuere (ecspaere) u>äre nidit
gegen den geist wenigstens der span. spräche^ aber dem weit verbreiteteii
Worte (vgl. Dief. Goth. wb. II, 296) scheint eine eigne wurjsd jmjmkommen.
Esmari>r., aitfr. esmer, altsp. altpg. BsmsLVy osmar Trov. schätzen;
sbst. pr. dltfr. esme, cot. esma, occ. tme, lothr. anme Schätzung; v(m
aestimare. Zsgs. pr. azesmar d. i. adaestimare (oft asesmar geschr.)
berechnen, bereiten (Übergang vom gedanken eur ihat^ wie etwa im fM.
reiten computare, parare): a son colp azesmat er hat seinen streich wM
berechnet, hat wohl gesfidt Fer. 1636; mit Wandlung des s in r azermar,
endlich auch sermar. Von azesmar ist das dltfr. acesmer ordnen ß. h.
la bataille, dUgenues. acesmar Arch. stör. ital. nuim. 18, p. 34. 39, gewit
auch Daniels accismare zurichten Inf. 28, 37, das man sonst aus cisma
(axiofio) erklärt; aber auch azzimare, sp. azemar, welches mit gr. a^vfiog
nichts gemein haben kann. Esmar, pic. amer, findä sich wieder im engL
aim beabsichtigen, sfiden, mhd. amen, aemen mü leteterer bedeutung.
jfcssere it.,pr. chw. össer, fr. gtre, sp. pg. ser vb. sein. Daß man
lat. esse; um ihm die gestdlt ei$%es rom. inßnitivs mu leihen, in essere
erweiterte {sard. neben essiri noch essi), liegt auf der hand, und diese
bildung kommt in alten Urkunden mehrmals vor, $. b. impf. conj. esseret
Fumag. p. 18 (vor dem j. 750), vgl. Ducange. Franz. mußte sich das
wort in die form estre, Stre kleiden wie tessere (texere) in die form
tistre, titre, und auch jene form läßt sich früh nachweisen, Spcm. ser
aber, das in der dUen spräche seer geschrieben und zweisilbig gesprochen
ward, kann nur von sedere lierrühren, wie Rom. gramm. 11, 174 aus-
geführt ist. Dies verbum hatte schon im latein die bed. sich wo hefindei^,
bleiben oder wohnen entwickelt, und so brauchte es das mittelaUer sthr
häufig: wenn es der Römer z. b. hin und wieder einmal auf die läge
einer stadt anwendet (Campo Nola sedet), so ist es später der übliche
ausdruck bei Städten oder bergen, z. b. mons in valle sedet Venant. Fort.
3, 10; oitfr. ü Rome seit wo Rom liege Brt. I, p. 3, ebenso sied bei
Froissart; it. siede la terra snlla marina Inf. 6, 97; rivo o fönte siede
ombrosa valle Petr. canz. 17, 1. Gerne verband es sich zumal, als ein
intensiveres hiUfsverb, mit participien: ut orbata filiis sedeas Crreg. Tur.
ö, 40; de hac causa ductns sedeat Form. Marc, i, 38; besonders häufig
in Spanien: non sedeat dimissnm sei nicht entlassen Esp. sagr. XXXVI^
p. XXVIII (v.J. 1020); quod sedeamus perjuratos XL, 411 (v.j. 1032);
sedeat excusato SRos. i, 54 (v. j. 1189). So denn auch aitsp. seo bien
pagado Bc. Mil. 816; en la su merced seo Bc. SDom. 767. Endlich
mischte sich sedere entschieden mit esse, es lieh ihm den imperativ (86,
sonst sey), das gerundium, das particip. prät. (sido, sonst seMo), den
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I. ESSO-ESTRIBO. 129
infinUiv, vieUeicki auch das präs. conj. (sea, sonst seya), auweilen auch
das mperfed (altpg. sia für era, SBos. v. syha). Man halte dcusu goth.
Yisan wohnen^ bleiben, sein, Grimm IV, 82 L
Esso it, alt isso, sp. ese^ pg, esse, pr. eis, älter eps Bth., Pass.
de J. Chr., wah insu, pronomen, von ipse, ältsp. essi von ips' hie. Als
neutrum oder adverbium verbindet sich esso oft mit Partikeln^ tvie im it.
loBghesso, soyresso, im pr. aneeis (?), demanes, vgl. lat. nnne ipsnm,
isthttc ipsnm Terent. Ändr. i, 2, 13, sp. ahora mismo ; mit dem dtschen
da-selbst stimmt das pr. aqai eis (im Jaufre oft) wörtlich überein. Eine
Bss. für lai. nunc (auch perpetuo) ist it. adesso, altsp. adiesso, pr.
dÜfr. ades von ad ipsum; gleichbed. ältit. issa (churw. assa) von ipsa
sc. hora = altsp. esora. JEin andres adverb. kennt nur der nordwesten:
pr. epsamen, eissamen, dltfr. esement Ben. III, 400, essement Carp.,
essiment Crreg. 441. 443, s. v. a. lat. eodem modo, pariter, wofür dltfr.
ensement (mü eingeschobenem n) weit üblicher, pr. ensament ziemlich
sdten ist, da es wohl nur im Jaufre vorkommt. Vgl. auch des.
Esto citit., sp. pg. este, pr. est, altfr. ist (in den Eiden), wal. ist,
aist, pronomen, von iste. Zsgs. it. questo, cotesto s. II. a.
Estribo sp. pg., cat. estreb, pr. estrep Jfr., estreup (estruep Chx.
ni, 143), estrinb, estrieu, estriop GG., altfr. estreu Ben., estrief PMousk.
Steigbügel; dbgel. sp. estribera, pg. estribeira, pr. mit u für i estru-
bieira, fr. ^trivifere und masc. ^trier {esge. aus ötrivier?). Bas ital. ge-
biet setst staffia an die stelle dieses wertes. Estribo und estriab, für die
doch schwerlich ewei verschiedene quellen aneunehmen sind, decken sich
fdeht voUkammen, da pr. u dem ^. b hinlänglich antwortet (vgl. sp. es-
cribo, pr. escriu, escrieu), b oder p also nochmals beigefügt sein müßte:
in der form estrnbieira ist einfluß des diphthonges (in) anzunehmen und
es sdi^int nicht nöthig, strapns (für struppus) zu hülfe zu rufen. Bie
franz. Wörter zeigen dagegen nichts anomales. Entschieden abzulehnen ist
Salmasius^ herleitung (von 6trivi^re) aus gr. dorgaßr] hölzerner satiel, in
dm Isid. glossen ^tabella, in qua pedes requiescunf, also fußbänkchen, in-
dem weder die bedeutung noch der tonvocal passen, s. Caseneuve v. ^trieu.
firisch II, 348 führt das rom. wort auf das nds. striepe lederschlinge
zurück. Wackemagel verweist dagegen auf mhd. stege-reif, mndd. sti-reip,
für die bedeutung genügend und auch der form nicht undersprechend, wenn
man es in streep zusammenzieht; das engl, stirrup könnte uns sogar das
pr. estreup erklären, wenn jene form hoch genug hinauf gienge (ags.
sdgrap, stirap). 2!u dem sübstcmtiv gesellt sich noch ein verbum: sp. pg.
pr. estribar, cat. estrebar stützen, sich stützen (der bügel ist des reiters
stütze), port. auch den fuß in den bügel setzen, altfr. des-estriver aus
dem hügd bringen (del destre pi6 Fa tout desestriv^ Bdam. p. 159) ;
eine prav. nebenform estmbar knüpft dieses verbum fester mit dem Sub-
stantiv zusammen. Bazu kommt ein altsp. compositum costribo stütze,
eo6tribar sich anstrengen. Merkwürdig ist, daß dieses costribar auch die
bed. wm constipare, so wie sp. estribar die von stipare hat d. h. stopfen,
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130 I. ESTRO-PACCIA.
aYifutleni soUten sie mit eingeschobenem r daraus enistanden sein? ÄUm
ihr Zusammenhang mit estribo t^ evident; stipare kann sich eingemengt
haben. Entschieden erinnert estribar an unser streben, estribo heißt auch
Strebepfeiler, aber die bed. bügel ist unserm strebe fremd. Wohl aberpasst
streben zu altfr. estriver kämpfen (mhd. e. b, mit dem tievel streben),
sbst. estrif kämpf {woraus bret. strtf^ engl, strife), auch pr. estri-s. Frei-
lich estrit im Leodegar str. 10 trifft genau mit ahd, strit zusammen, md
selbst estriver konnte aus strttan entstehen. — Wir haben hier wieder ein
beispiet von der Unsicherheit etymologischer kunst auf einem gebiete, wo
sich sinn- und knUverwandte Wörter berechtigter sprachen von allen Seiten
zudrängen^ ohne daß es sich entscheiden läßt, ob eins oder mehrere der-
selben an einem roman. producte theü haben mögen. — Nicht verschieden
von dem behandelten worte scheint sp. estribo, estribillo scMufreim, refräm,
eigentl. worauf man sich stützt wie auf den Stegreif, worauf man stets
zurückkommt. Daher vermuthlich in hinsieht auf die poetische form, o&sp.
estribote (escamios & laydos estribotes Bc.'SDom. 648), oitfr. estri-
bot, estrabot (vers ne firent e estraboz ü out assez de yilains moz
s. Ben. I, p, 288\ pr. estribot JPO. p. 324 spottlied. Vgl. strambo.
Estro it. sp. begeisterung; von oestms (olaTQog) gleichbedeutend.
F.
Faccenda it., pg. pr. fazenda, sp. hacienda, aitfr. fetciende ge-
schäft; plur. des particips feciendum. Span. porL bedeutet es zumal Ver-
waltung der guter so wie die verwalteten guter selbst, überhaupt habe,
vermögen, daher it. azienda. Geschäfte und landgui heißt auch das pr.
SLÜx, s. oben affare.
Facchino it., sp. ÜEUiuin, fr. faquin sackträger. In dieser beden-
tung fuhrt Nicot das franz. wort an, cÄer als ein aus Italien gekommenes.
Jetzt heißt es wicht, schelm, stroh- oder hdlzßgur, wonach man rannte,
mdartl. (norm. pic. berr. u. s. w.) geputzter mann, Stutzer. Läßt sich sein
früheres vorkommen im franz. erweisen, so ist vermuthlich ein älteres ndl.
vant-kin (reyntken KU.) = neundl. ventje junger bursche (kerUhen)
darin enthalten und das wort hat sich in detber bedeutung (kerl) ans
Frankreich weiter verbreitet. Die herleitung aus fascis kann natürlich
nicht genügen; eher wäre arab. feqir arm, dürftig Freyt. HI, 363^ her-
anzuziehen. Sicil. facchina heißt schenktvirth. — [Scheler unterstützt die
obige vermuthung noch durch hinweisung oi^manneqain: tmch dieses gieng
von der bed. männchen aus und gelangte zur bed. holzeme puppe.]
Faccia it., wal. fatze, jpr. fassa, fr. face, dsgl. pr. fetz, sp. hu
(fecha aus dem ital.), pg. fece geeicht; von fecies, doch führen die vier
ersten formen auf ein altrom. fecia, das sich bereits in den Casseler glossen
vorfindet: fecias 'wangun. Dieselbe form bekennt auch das span. ds
Präposition für lat. versus gebrauchte häcia (fecia): andaba hacia (i)
la puente heißt eigentl 'er gieng das gesiebt nach der brüeke gewandt",
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I. FAGGIO-FALAVESCA. 131
1^ Mayans y Sisear I, 70. Zsgs. pr. es-fassar, /r. effacer auslöschen^
tilgen^ eigenU. das ansehn entstellen^ unkenntlich machen.
Faggio it., fiitj cot., fem. sp. haya, pg.pr. faia buche, altfr. fage
(f.) buchenwald; vom adj. fageas, fagea, eine für verschiedene namen der
b^tme gewcMte form. Aber auch das sbst. fagus verlor sich nicht: wai.
feg, sie. fegu, fiiu, pr. chw. henneg. fau, altfr. fo, feu LR., lomb. gen. fö;
schon in den Erfurter glossen 322, 34 gana romanisch fau 'arbor i. e.
boc (buche). JEüne abl. ist fr. fonteaa buche, früher wahrscheinlich fou-
ean, wie noch pic. fo-ian s. Hecart, nachher t eingeschoben; fr. fatne
buchecker, aüfr, lothr. üäYne, vom adj. faginea, esge. fägina, wie schon ifi
den SMettst. glossen VI, 214 accentuiert wird; dafür it. fagginola, sp.
febaco {staU üetguco) mit demselben suffix wie in almendraco mandel, cot.
fisitja d. i. fiagea.
Fagotto, fangotto it., pr.fr. fagot, sp. fogote reisbündd, reiswelle,
daher engl, foggot, kymr. ffagod (f.). Auch ein blasinstrument wird so
genannt^ wahrscheinlich, weil es sich in mehrere theile zerlegen und wie
em reisbündd jeusammenpacken läßt. Fax fercis bedeutet ursprüngl, ein
bündd Späne, gr. (pwuXog, hieraus fegotto mit ansckließung an die nomi-
natüform ÜEtc-s {nicht an £ac-em, ü. fiace) und erweichung der kehltenuis
in die media wie im it. sorgo aus sorec-s, sp. perdigon aus perdic-s,
pr. lngor aus Inc-s; wegen der cAnlichkeit mit einem bündel späne konnte
der name einer reiswdle attö üx gebildet werden, um so mehr als sie
gleichfalls £um brennen bestimmt war. Das sp. fogote ist wohl aus dem
frone, enüehnt und dankt seine abweichende form einer umdeutung mit
faego, dem Portugiesen und Catdlanen fehlt das wort gane. Fax scheint
sich erhalten au haben im wdl. hac reisbündd {so ja auch nnc von nux),
das nidit von fsLgüB, wdl. fiag, herrühren kann. Von fagus leiten andre
OMch fegotto, aber wäre daraus nicht fr. fayot geworden? wenigstens haben
foir eben gesehen, daß fagus seine kehlmedia nirgends festhält.
Faina it., ebenso mit radicalefh a ccU. fegina, neupr. faguino, £a-
hino, aUfr.fajJie, mit radicaiem ou neufr. (ouine, daher wohl sp. fuina,
pg. iiiiiiha, vgl. ven. faina, foina, lomb. piem. foin marder. Nach Adelung
vom dtschen fehe ausländischer marder, ags. fäg, fah bunt, gemalt, glän-
zend, goth. fiüh (Utsteres von Grimm P. 94 gefolgert). Im franz. müßte
der stammvocoil ausgeartet sein, fast wie in po^le aus patella. Dagegen
deutet Diefenbach das wort mit berufung auf die catai. form und auf
unser 'buchmarder (ms fagus. Dieser deutung beistimmend darf man sich
in bäreff des fr. fou-ine auf das altfr. fo {s. oben faggio) berufen. Selt-
sam ia das ekurw. fierna, fiergna. Von dem subst. kommt ein verbum
genf. foainer, henneg. founier, lomb. iognk, ausspüren^ durchsuchen, wie
fr. fureter durchstöbern von füret frettchen, it. braccare nachspüren von
bnu^eo Spürhund. Das waUon. vb. fougni häU Grandgagnage lieber für
das fr. foailler: fouine lautet hier faweine.
Falavesca it. (s. Menage) flugasche, pg. fafsca, ältsp. fufsca funke;
vb. pg. £ai8car sprühen. Falavesca ist verseiet aius favalesea für favil-
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132 I. FALBALA-PALDA.
lesca von fkvilla glühende asche, mundarü. e, &. verein, parm. cremen.
faliva; faisca entstand vermöge der bekannten abneigung des Portugiesen
vor 1 ; faisca steht wohl für foisca, dies für foyisca fidvisca (vgl topo,
lat talpa). Das ahd. falawisca isty wie Diefenbach bemerkt^ romaniseher
herkunß. Dasselbe sufjßx eeigt auch das synonyme fr. flamm^he von
flamma.
Falbalä it. sp. pg. fr., spaw. auch farfiEdd, cremen, parm. frambala,
piem. farabalä, henneg. fabala gefältelter besäte an weiberröcken, faihd.
Unbekannter herkunft. Es ist kaum der erwahnung werth, daß es Genin,
Becreat.^ philol J, 11, aus einer Verlängerung des sinnverwandten sp.
falda erklärt.
Falbo it, sp. feKlt, pr. falb, fr. fauve helvus, gilvus. Nicht wohl
von flayns, denn l pflegt die anlautende muta nicht eu verlassen; sicherer
vom ahd. falo, flectiert falwer, dessen w im üai. eben sowohl une im nkd.
falb zu b' werden konnte. Falbus Gl. Paris, ed. HUd., üelIwiis Gl lAn-
denbr., falvus ^ulvus, eivus color Papias.
Falcare, diffalcare it., sp. pg. desfeilcar, fr. d^falquer einen ab-
eug machen von einer summe. Die übliche herleitung ist von &lx, so dafi
es hieße absicheln, was eu seiner bedeutung übel pa^t. Es ist vielmehr
gane deutsch: ahd. üsdgan berauben, abziehen, nach härterer ausspräche
üalcan. Wäre das deutsche wort aus dem romanischen, so lautete es M-
chan, falachan.
Falcone ♦/., sp. halcon, pg. falcao, pr. fialco, fr. faucon, spätgr.
q>alKCt)v (Suidas), nebst den nominativformen it. falco, pr. falex, altfr.
faucs ein raübvogel, ahd. falcho; vom lat. falco, erst bei Servius ad Aen.
10, 146, gebildet von fidx, also eigentl sichelträger wegen der stark ge-
krümmten krallen des vogels, vgl. falcula kleine sidhel, kralle. Nach
Festus nannte man falcones auch menschen mit eingekrümmter großer
gehe, qaorum digiti poUices in pedibus intro sunt curvati. Über das
Verhältnis des gael. faolchoD und kymr. gwalch zum neulat. werte s.
Diefenbach, Orig. europ. p. 3^. — Dem mittdalter, weiches die beize
liebte, lag es nahe, einer Schußwaffe oder einem wurfgeschütz den namen
eines stoßvogels beizulegen, welcher name denn auch auf die feuerwaffen
der neueren zeit übergieng, und so heißt falcone, felcon, faacon {u?oher
unser falkaane) ein schweres geschütz, falconetto, falconete, fanconneau
ein leichteres, feldschlange. Vgl. unten moschetto, sagro, terzuolo.
Falda it., sp. falda, halda, pg. fralda, pr. fanda, altfr. fände der
untere faltige theil eines kleidungsstücks, schooß, säum; vom ahd. Mi, ags.
feald plica, welcher bedeutung sich das chw. üsdda genauer anschliefil
Das it. sp. pg. wort bedeutet auch die biegung oder den abhang eines
berges bis zu seinem fuße d. h. den untern wie bei einem rock sich (mus-
breitenden theü desselben: es ist also nicht nothwendig, ihm in diesem
sinne das ahd. halda, nhd. halde unterzulegen,'' auch kommt f aus h vw
vocalen im span. wenig, in der ital. Schriftsprache gar nicht vor. Vb. dtfr.
fauderjpKer Roq., von Mtan.
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L FALDISTORIO--FANGO. 133
Faldistorio it. sp. pg.^ dltfr. fetadestneil, nfr. faateuil lehnsessel;
vom akd. faltstuol, weü er BusammengefcMen werden Iconnte wie die römische
sdla curtdis. Für fitldistorio findet sich dUsp, auch facistor, facistol,
das jetit kirchenpült bedeutet, vermuthlich von falz-stnol. Dahin auch it,
palchistuolo Wetterdach (von palco).
Fallire it., aJtsp, altpg. fallir falir {jet^t fellecer falecer), pr. fr.
fiüUir fehlen, verfeMen, täuschen, daher unser fehlen, mhd, vaelen; von
Mere. Aus den starken formen des fr. faillir, das ehedem im perf. und
im part.prät. doppdformig war, gestaltete sich ein aweites, unpersönliches
veHmm mit der hed. nötJUg sein, präs. faut, pf. fallut, pari, fallu, inf.
falloir, altfr. feldre, feudre NFC. 1, 26: il me faut = lat. me fallit
es entgeht mir, ist mir nöthig. Aus fallire ist das subst. it. fallo,
falla, aitsp. falla Sanchez gloss., und so pr. falba, altfr. faille, selbst
aUit. &glia Trucch. I, 52. 86, PPS. I, 48 mangd, fehler; freilich schon
lat. bei Nonius falla, fala /t<r fallacia, allein gegen diesen Ursprung eeugt
das erweichte U der franz. form, da dies regelrecht nur vor oder nach
{ aus lat. M entspringt. Aus dem Substantiv floß das vb. it. fallare tau-
sAe», sp. fedlar. verläugnen, chw. fdlar fehlschlagen.
Falö it. freudenfeuer, fr. falot laterne; von q>av6g leuchte, oder von
q^Qog leuchtthurm, vgl. piem. fiirö, ven. fanö. Ac^. it. falotico wunder-
lich (flackerig?). Von q>av6g ist auch ä. f anale, sp. fr. fanal schiffs-
laterne.
Faltare ü., sp. pg. <ar mangeln, fehlen; daher sbst. it. sp. pg.
falta, fr. flaute mangel, fehler, und aus diesem subst. das sp. pg. adj.
&ko mangelhaft; esgs. it. dif falta, pr. defanta, altfr. defaute, masc.
nenfr. d^&nt s. v. a. falta. Bas verbum ist ein rom. iterativ von fiallere,
also syncopiert oti» fallitare.
Famiglio it., attsp. altpg. famillo, familio, churw. famaigl diener,
häsiher; moviert aus familia, vgl. sp. manceba aus mancipiom, worin
ein feminin aus einem neutrum moviert ward, Rom. gramm. II, 297.
Fanfa aUsp. prahlerei; it. fAnfano, sp. fanfarron, fr. fanfaron
prahlerisch, fanfare trompetenschall; dsgl. sp. farfante, occ. farfan-
taire großsprecher; wohl nur naturausdrücke.
Fanfalnca it. loderasche, figürl. passen, fr. fanfreluclie, äU fanfe-
Ine, flUterhram, norm, fanflne blitzen vor den äugen. Die Flor, glossen
hoben: £Eunfialaca graece, bnlla aqnatica latine dicitur. Es ist entstellt
aus pompholyx, das zugleich Wasserblase und hüttenrauch bedeutet. Eine
abkürzung scheint maü. feinfiilla, com. fanfola, sie. fanfonj (pl.) possen;
eine noch stärhere das altfr. falue Parton. J, 30; eine ableitung fr. fre-
luqaet geck, Stutzer, für fanfrelnquet.
Fango it. sp., pr. altfr. fanc, fem. lomb. fanga, pr. fanha, fr.
&nge, norm. &ngae schlämm. Vom goth. fani (n.), gen. fanjis, dessen
i oder j sieh in f^nha phonetisch ganz richtig durch h darstellte, sonst
aber sich zu g oder c verhärtete, vgl. lat. venio, it. vengo, pr. veno.
Die Bretanen haben flEuik aus dem altfranz., wenn auch Pictet p. 32 es
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134 I. FARDO— FASTEDIO.
nebst dem ir. fochall /m sanshr. panka ordnet. Das adj. fangoso, £an-
geax, stimmt ewßr buchstäblich zu dem von Festus angeführten ÜEunicosns
palustris (von famex nach 0. Müller)^ muß aber folgerecht auf fango
zurückgeleitet werden. Vgl. hierzu Grandgagnage II, p. XXTU.
Fardo sp. pg, schwerer pack, ballen; sp. fardillo, P9' P^- ferdel
bündel, reisesack, fr. £ardeau last, bürde; sp. farda^ alfarda kerbe in
einem bcdken, dsgl, eine gewisse abgäbe, pg. farda, alferda soldaienrock;
sp. {sLTdsLge, pg. fardagem, ü. fardaggio soldatengepäck. Die nur im
Südwesten heimischen primüiva lassen arah. Ursprung vermuthen. Hier
heißt far d (far'don) kerbe des pfeils, gesetzliche zaJUung, löhnung des
Soldaten, tuch, Ueidung Freyt. UI, 335*, und hierzu passen die bedeu-
tungen von farda. Weniger die von fardo, aber sein dimin. fardel be-
deutet doch auch die ausstattung einer braut mit Meidem, nicht bloß
bündd: sonst dürfte man auch an a/rdb. 'hard impedimentum GM. 695
denken.
Farfalla ü. Schmetterling, auch figürlich flattergeist, woi. ferfäle »tö
letzterer bedeutung (aus dem itod.?), bask. uliferfalla (ulia mücke); pg.
farfalhas plur. metaUschnitzd vom prägen, dsgl. auf Schneiderei; vb. tt
sfarfallare aufschneiden, wind machen, neupr. esfarfisdhi ausstreuen
(fr. öparpiller). Aus papilio ward it. parpaglione und vielleicht durch
einfluß des ahd. fi&Itra (Schmetterling) farfaglione, farfalla. Übrigens
trifft man farfall auch im schwedischen. MSnage's erklärung aus gr. ipaHt]
(tj TteTio/aevrj xpvxi] Hesych.), durch reduplication fafeUa ferfidla, setzt
einen Vorgang voraus, den nur franz. mundarten {henneg. b6b6te von bSte)
kennen. Anzumerken ist noch comask. farfdtola in der bemerkten figür-
lichen bed. flattergeist, sard. parabatula, barabatula in der eigenüichen.
Etymologisch zu trennen von farfalla ist churw. fafarinna d. i. lat. £ac
farinam mach' mehl: der Schmetterling wird miüler genannt, weil er be-
stäubt ist; auch bei uns nennen ihn die kinder miäler mahler. Damit
trifft der sardische ausdruck faghe-farina zusammen.
Farfogliare neap., lomb. farfojä, sp. farfallar, henneg. farfoulier
stottern; von ähnlicher bedetUung arab. farfara vid und verworren reden
Freyt. III, 339K
Farsa U. sp.pg. aus dem fr. farce dramatische posse, ursprünglich,
wie noch im franz., füllsd, daher nach der ansieht der franz. litterär-
historiker ein gemenge von allerhand gegenständen; vom part. farsus aus-
gestopft, wifher auch it. farsetto wams d. h. etwas ausgestopftes. Daß
die begriffe des lat. satira densdben gang genommen, erinnert Wacker-
nagel. Von farsa ist wohl auch pg. disfarzar, sp. disfrazar (cot. dis-
fressar!) verkleiden, maskieren, wie in den Schauspielen.
Fascio it., sp. faxo und als zweite form haz, pg. feixe, fr. faix
bund, bürde; von fascis. Ab gel. it. fastello (für fascettello), fr. fais-
ceau bündd; it. fascina, sp. faxina, hacina u. s. w. reisbündd; vb. pr.
affaissar, fr. affaisser niederdrücken.
Fastidio it., sp. fastio, hastfo, jenes auch pg., cot. fastig, pr. fastig.
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I. FATA-FELCE. 135
fiistic, Ciisti^ aUfr. fasti Roq. Überdruß, widertvüle, von fastidium; daher
vb, it. fastidiare, altsp. hastiar, pr. fastigar, fasticar, fr. fascher,
ficher überdi-uß machen, ärgern; adj. ü. fastidioso, altsp. hastioso/
cai. pr, ÜEtstigos, fr. f&cheax, tat. fastidiosus. Auffallend ist in dnigen
sprächen der ungesetzliche übertritt des lat. di oder dj in gutturales g
oder e, der sich kaum anders als aus einer ableitung £ast-icare erUären
lassen möchte.
Fata it., sp. fiada, hada, pg. pr. fada, fr. fte, dauphin. faye, mhd.
feie, feine ein dämonisches schicJcsalbestimmendes wesen; vb. it. fatare,
sp. hadar, pr. fadar, altfr. ffer, faer, mhd. feinen verhängen, bezaubern,
fest machen (dex Ta fa^ gott hat ihn fest, unverwundbar gemacht DMce.
p. 121, 26); vom lat. tstk für parca, schon auf einer münze Diocletians,
vgl auch fatis für diis manibus auf einer inschrift ohne datum Grut.
869, 11. Es ist aus £atnm moviert gleich dem masc. fatns bei Petronius,
wiewohl auch die herleitung des rom. Wortes aus fatua Wahrsagerin Mar-
(Aon. Cap. nicht regelwidrig wäre. Andre deutungen erwähnt Müller,
Mhd. wb. UI, 289.
Fattizio it. ff. durch hunst hervorgebracht, lat. facticius; sbst. sp.
hechizo, pg. feiti^ Zauberei, une ahd. zoubar von zoawan machen
(Grimm, Myth. p. 985); daher sp. hechicero, pg. feiticeiro zaüberer,
ü. fiittncchiero. Auch iactara gieng auf diese bedeutung ein: it. fattnra,
pr. iaitara: vb. it. fatturare, pr. faitnrar; sbst. pr. fachnrier, dauph. fai-
turier. JProv. faitilha bezauberung muß gleichfalls, aus facere abge-
leUä sein.
FaYola it., fr. fiable, pr. fanla mährchen, sp. £abla, habla, pg. falla
rede, von fabala; it. favella spräche, von fobella, masc. sard. fueddu
rede, wort; dimin. fr. fabliaa, altfr. pr. fablel kleine erzäMung; vb. it.
farolare, fayellare, sp. hablar {woher seit dem 16. jh. fr. habler mit
osp. h), pg. fallar und so pr. £ayelar, fanlar, altfr. fabler erzählen, reden,
wai. hebl^ plauderr^ von üabulari, miat. fabellari Gl. Faris. cd Hildebr.
Bie üd. nd>enform fola ist = pr. faala; fiaba = cdtfr. flabe, mit ver-
setztem L
Fdgato it., sp. hfgado, pg. flgado, pr. fetge, fr. foie (m.) leber;
vom niUxt. ficatam sc. jeenr, eigentlich die mit feigen gemästete gänseleber
(pingnibns et ficis pastnm jecur aüseris albi Horat. sat. 2, 8, 88), dem-
nächst hher überhaupt, vgl. ngr. aixoTi atis avxwTdv fjnaQ. Die ausspräche
&atam mag früh aufgekommen sein, da sie gemeinromanisch ist, die
Cassder glossen bringen bef^eits figido, worin die zweite silbe, da sie &
mitA tauschen konnte, unbetont gewesen sein muß. Nur der Sarde spricht
figan, der Venezianer figi, der WaJache ficdt. Durch Umstellung entstand
das hmb. fidegh aus fighed, letzteres dem erwähnten figido ganz nahe
stehend.
Felce it., sp. helecho, fr. fougfere farrenkraut; das erste {nebst
dem occ. feonze) von filix, das zweite von filictnm, das dritte (für feag^re)
von dem unlat. filicaria.
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136 I. FELLO— FELTRO.
Fello it., pr. aitfr. fei grausam, gotäos; ü. fellone großer hose-
toicJU, (ütsp, felon, feilon Bc, s. v. a. ü, fello, fr. f§lon auch meineidig^
rebellisch; it altsp. fei Ion ia, pr. felnia, feania ruchlosigkeü, fr. fflonie
Verletzung der vassaUenpflicht, lehensfrevel, und so auch nsp. felonia.
Mlat. felo im 9. jh. : non tibi sit curae, rex, quae tibi refernnt illi fe-
lones atque ignobiles (Jap. Cor. C. Man leitet das wort wohl vom hxL
fei, adjedivisch gebraucht^ so daß es gallicht, Bomig bedeutete (vgl. pr.
fin e lial e senes fei treu, redlich und ohne gaUe M. I, p. 212*), aber
es verschmäht überall den grammatisch wohlbegründeten im it fiele, sp.
hiel, fr. fiel vorliegenden diphthong. Das vorhandene adj. fellens würde
nur zur prov. form felh stimmen. Eine neue bildung fello fellonis wäre
ungewöhnlich und ergäbe schwerlich ein it. fello, denn solche nommativ'
formen scheinen nur aus vorhandenen lat. Wörtern herzustammen (ladro,
ladrone). Dagegen sieht Hickes seinen Ursprung in dem bei Sommer ver-
zeichneten ags. feil böse, grausam, engl, feil = ncU. fei. Sehen wir aber
von diesem in den quellen nicht vorkommenden ags. worte ab, dessen deutsch-
heit noch dahin steht, so bietet sich uns das ahd. vb. fillan: davon ist ein
sbst. fillo geisseler, schinder (und die grundbedeutung von fello ist ^grau-
sam, unbarmherzig*) anzunehmen, dem sowohl fello une fellone gemäß isL
Das offne ital. e hindert nicht, es ist auch in völlo von lat. villus. Diese
etymologie wird noch durch eine Wahrnehmung an dem rom. worte umder-
stützt. Die ursprüngliche dedination im prov. und dUfranz. ist nom. sg.
fei (fels), acc. felon (so durchaus in der Fassion Christi und im Leodegar),
der nom. felon ist selten und eine spätere verirrung. Äüe ableitungen,
selbst das fem. felona (fella ist unbekannt) fließen aus dem casus cbliquus.
Das wort verlangt also ein etymon, dessen accus, die endung on zeigt,
d. h. ein thema felon, und dies gewährt das deutsche fillo, acc. fiUon,
fiUon. — [ Was sich allein gegen diese deutung einwenden läßt, ist daß
sie auf ein nur vorausgesetztes, wenn auch mit grund vorausgesetztes wori
gebaut ist. Aber die queUensprachen verweigern ein besseres. Man kömite
noch an kymr. flfell (verschlagen, weise) denken, wäre dessen bedeuiung
passender und ließe sich die prov. dedination damit in eifüdang bringer^
Felpa it. sp. pg. eine art plüsch, pelzsammet, dtsch. felbel, schwed.
fälp ; ein fr. feulpier verzeichnd Roquefort und erklärt es mit fripier,
auch sagt man bürg, poil feulpln milchhaar. Ferrari hält das itd. wort
für deutsch, Äddung das deutsche für ital., aber aus lateinischem Stoffe
ist es sichtbarlich nicht gebildet. Bair. felber (m.^ t^^ zugleich der name
der Salweide, ahd. felwa: sollte man den stoff nach diesem bäume wegen
seiner wollichten oder filzigen blätter benannt haben? Aber die vermuthung
ist gewagt, da es an ähnlichen Übertragungen fehlt. Zu merken sind
noch einige formen: it. pelpa (bei Veneroni), sie. felba, sard. cot. pelfii.
Im attport. heißt falifa schafpdz.
Feltro it., sp. fiejtro, pr. fr. feutre, nUat. filtrum, feltrum, L.Baiw.,
mittdgr. dfpiXsTQov dichtes gewd>e von haaren; vb. it. feit rare, sp. fil-
trar, fr. filtrer durchsähen; vom ahd. filz, ags. feit, mit angefügtem r,
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L FEKLINO-FIANCO. 137
toas hinter t nicht sdten varkammty Born, gramm. 7, 344. 361, 451. Es
ffüd ein äUfr. verbum fautrer prügeln: batre et fautrer; povres clers
est &ntr^ quant du portier est encontr^, s. CarpenHer, der es aber
unrichtig übersäet. Dieses wort, für welches Gachet ein fnlat. falcastrare
mtfstfiltj verhält sieh bwihstäblich d>enso zu filzen wie fautre (denn auch
diese form ist vorhanden) eu filz, fiUfen aber heifit walken d. i. stampfen,
sMagen.
Ferlino it., altsp. ferlin, dltfr. ferling ferlin eine münee, viertel-
denar; vom ags. feordhling.
Feluca ä., sp. feiluca, pg. falua, fr. ffelouque kleines ruderschiff;
noA Engelmann und andern orientdtisten vom arab. folk schiff, dies votn
vb. ÜEÜaka rund sein Freyt. III, 373", nach Doey vielmehr vom arab.
hanika kleines see- oder flufisehiff:
Ferrana ü., pg. ferraa, sp. herren (f.) mengfutter; von farrago,
it. auch forraggine^ pg. farragem.
Fetta it. schnitte, fettuccia schnittchen, bändchen, altsp. fita band
Siha ed. Grimm p. 252, so auch port. Herkunft aus vitta (binde) ist bei
der säinen vertauschung des anlautes v mit (wenig wahrscheinlich: dieses
wort zeugt it. vetta, sp. pr. yeta. Ein passenderes etymon scheint ahd.
fiza band, faden, womit auch tihd. fetzen {chw. fetza) jmsammenhängen
mag. Man sehe Weigand, Syn. wb. I, 276, Diefenbach, Goth. wb. I, 373.
Fiacco it., sp. flaco, pg. fraco, pr. dltfr. flac, flaque matt, schwaSi;
vb. fiaccare matt machen, brechen; von flaceus schlaff. Aber das neufr.
fUsqae kann, genau erwogen, nicht unmittelbar at^ flaceus gebildet sein,
und da Umstellung aus ahd. sclaf fUr die franz. spräche zu stark wäre
{in der span. könnte man sie zugeben), so wird es wohl aus flaccidas ge-
sprochen flaxidus, umgestellt flasquidus {vgl. laxus läsqae lache) ent-
standen sein, wenn auch d in dem suffix idus nicht leicht schwindet. Zu
fiasqnidas summt auch lothr. fi&che und comask. fiasch weichlich.
Fi&ccola ü., sp. hacha {daher henneg. hache, hace), pg. facha,
pr. faihsL, eitfr. fiiille LB. fackel; von facula, dies von fax. Über das
eingesduMete i = 1 in fiaccola s. Bom. gratnm. 7, 305. Fada fiir fax
rügt ein grammatiker App. ad Prob. p. 445, es kam also vor.
Fiadone it. honigwabe, pr. flaazon (flazon?), sp. flaon, fr. flan
zsgz. aus dem alten flaon, engl, flawn, platter kuchen, auch münzplatte.
Ein ältbezeugtes wort, da bereits Venant. Fort, flado gebraucht, wofür
<mdre flato schreiben. Dasselbe wort ist ahd. flado und fem. flada (über-
setzt durch laganum, placenta, torta, libum, favus), ndl. vlade (f.), eigentl.
etwas flaches, gr. nXarvg, was im deutschen auch mit platz ausgedrückt
wird.
Fiama piem., sp. fleme (m.), pr. flecme, fr. flamme (f.), engl, fleam,
flam dn werkziug zum aderlassen, Schnepper; vom gleichbed. Phlebotomus
(in die ader schneidend), woher auch ahd. fliedimä, mhd. verkürzt fliede,
nhd. fliete. Im pr. flecme rührt c aus t her.
Fiaaco ü., pr. fr. flaue der weiche theü unter den rippen, die
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138 I. FIASCO.
Seite, ^. flanco müitärischer ausdrmk aus dem franjs. Wir nennen diesm
theil des Jcörpers weiche, mhd. kiefi er krenke von kranc d. h, schwadk
Es wäre also von Seiten des hegriffes nichts dagegen zu erinnern^ wem
man sich das wort aus flaccus weich, schwach (so heißt es im roman.)
entstanden dächte^ wobei n, wie öfter vor kehllauten {it. fangotto, pr. en-
gual, fr. ancolie, jonglear) eingeschoben sein müßte. Dagegen weist
Wächter auf das gleichbed. ahd. lancha, woraus, wenn man die f&m
hlanca Hattemer I, 299^ unierlegt, durch übertritt des h in das verwandte
f der anlaut fl entstehen konnte. In diesem fälle kann das wort nicht von
Frankreich ausgegangen sein, wo der deutsche anlaut h, namenÜich in den
Verbindungen hn, hr, sich erhielt, nur das altn. hr sich in einer spateren
Sprachperiode au fr gestaltete. In Italien härtete sich anlautendes h eimgt-
mal zu g (s. gufo U, a), auch macht Wackemagel zur Unterstützung der
letzteren etymologie (Haupts Zeitschr. U, 656, vgl. Grimm das. VII, 470)
den ital, namen Fiovo aus Chlodoveus (chl fränk. für hl) geltend, der
in den Bedli di Francia vorkommt, nimmt aber an, die Verwandlung sei
nicht eben durch die Romanen, sondern durch die Deutschen selbst ge-
schehen. Indessen liegt noch eine nicht zu übersehende Schwierigkeit für
diese etymologie im genus, da fast ohne irgend eine ausnähme (it. solcio
aus sulza) die in großer zahl eingeführten deutschen feminina auf a ihr
genus und ihren endvocal [fr. e) im rofnan. behaupten. Überdies ist tu
hRtnca das anlautende h zicar gesetzlich, aber in den ältesten denkmaiem
schon geschumnden, und für flanca gibt es nirgends ein zeugnis. und so
scheint die entstehung von fianco aus lateinischem dement, wenn auch
nicht ganz gesichert, doch voller beachtung werth.
Fiasco it., sp. flasco, frasco, pg. frasco, fem. it. fiasca, dl^r.
Hasche, nfr. nur flacon für flascon, ein gefäß, auch in germ. tmd ceU.
sprachen heimisch, dsgl. serb. ploska, wai. plosc^, ungr. palatzk, UA.
pleczca, mhd, plasche neben vlasche. Die weite Verbreitung dieses wortts
erschwert die erforschung seiner herkunft. Im mlatein tritt es sehr frühe
auf: duo lignea vascala, quae vulgo flascones vocantur Oreg. M. DiaL
2, 18; flascae pro vehendis ac recondendis phialis primum fetctae sunt,
postea in asum yini transierunt Isidor. 20, 6, 2. Nach dem letzierm
Zeugnisse käme es von phiala, man sieht aber leicht, daß der ursprüngliche
gebrauch der sache erst aus dieser etymologie herausgedeutet worden ist.
Die Isid. glossen geben, wie es scheint, eine andre form desselben wertes:
pilasca 'vas vinarium ex corio\ bei Joh. de Janua pilasca ^vas vinarium
corio piloso opertum\ also von pilus, cAer flasca ist alter als pilasca.
Nach form und inhalt unverwerflich, mithin ziemlich gesichert, ist folgende
nicht eben neue aber besser begründete herleitung aus dem lateinischen.
Wie durch Umstellung des I ital. fiaba (für flaba) aus fabula, pioppo cm
populus, sp. bloca aus baccula, blago aus baculus, pr. floronc aus foron-
culus geformt wurden, ebenso fiasco aus vasculum mit einer härtung des
V zu {, die hier nicht ausbleiben kontUe {vgl. parafredus für paravredas)
und selbst vor voccden zuweilen eintritt (via /, biffera //. a, he U. b).
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I. FICCARE-FILA. 139
Vascalnm erschöpft aUe bedeutungen des rom. oder ceU. wortes, es ist ge-
ßß im weitesten sinne, von fnetall oder höh, auch bienenkorb. also nicht
eben diminutiven sinnes. Selbst das schwanken im genus verdient beach-
(tmg, da dies den ursprünglichen neutris besonders eigen ist. Daß Gregor
und ebenso die Keron. glossen flaseo mit yascalam übersetzen, trifft eu
ohne iu beweisen. Nach Grävius kannten die Isid. glossen bereits jene
Verwandlung des y in t, allein ob daselbst das mit discum übersetzte fas-
ctdam unser wort sei, steht noch dahin. Ins deutsche ward es sehr früh
eingeführt, schon die Cass. glossen übersetzen das rom. paticla mit flasca.
Ficcare it., aUsp. pg. pr. ficar, fr, ficher, mit eingeschobenem n
dltsp. pg. fincar, neusp. hincar eintreiben, eiriheften, refl. it. ficcarsi, sp.
finearse auf etwas bestehen; esgs. U. af ficcare, pr, aficar, fr. afficher
anheften, dUsp. ahincar drängen. Form und begriff zeigen auf figere
und affigere, und doch ist unmittelbare entstehung daraus oder aus fixas
grammatisch unmöglich. Der Römer leitete mit dem sufßxe ic verba aus
miis, fodicare aus fodere, vellicare aus vellere, der Romane that das-
sdbe, lid>er zwar bei verbis erster conj., aber doch auch zweiter und dritter:
gemicare, volricare {altsp. volcar), pendicare, sorbicare. Dürfte man
darum in ficcare nicht eine form figicare vermuthen urspr, mit diminu-
tivem oder frequeniativem sinne? Seltsam stimmt das schwed. reflexiv
fikas w seiner bedeutung zum ronian. ficcarsi: ist ein historischer Zusam-
menhang zwischen beiden anzunehmen? Das mhd. ficken (heften) nebst
unserm ficke (tasche) ist aus dem roman,, s. Weigand s, v., so auch das
nmdl. fiecken figere. Die Picarden haben ein vb. hinquer sich bestreben
(h asp.) vermuthli^A aus dem genannten sp. hincar.
Fiera it., sp, feria, pg. pr. feira, fr. foire Jahrmarkt; von feria
am feriae feier- oder festzeit, weil die Jahrmärkte an kirchlichen feier-
tagen gehalten wurden, wo das landvolk die stadt zu besuchen pflegt.
Ebenso knüpß sich das deutsche messe an die kirchenfeier. Aus forum
Aötte nicht einmal das fr, foire werden können, das schlechthin aw/" feira,
feria zurückdeutet.
Fievole üy sp. pr. fehle, pg. fehre, fr. foihle, alt floihle LJ.öOS"
und floihe, sdnvach, matt, chw. fleivels; von flehilis kläglich, mit eupho-
nischer tügung des ersten oder zweiten \. Vergleichung gewährt von Seiten
^ ff^griffes ß. b. unser schwach 1) flebilis, miscr, 2) debilis, s. Schmeller
III, 528; oder, wie Wackemagel hiezu erinnert, unser wenig 1) flebilis,
2) panms, paucus.
Fila it.sp. pg. pr., file fr. reihe, ursprüngl. schnür, von filum faden,
das feminin fila im älteren miatein: habent breves filas. Vb, fr. filer
wirf d^filer in einer reihe hinter einander gehen, daher sbst. d6fil6 enger
weg. Auch it. sp. filo, fr. fil schärfe oder schneide einer waffe gehört
hiAer und heißt eigentlich die feine linie oder kante der klinge; vb. it,
affilare schärfen, auch reizen (wie acaere), afilar sp, in der ersten, pg.
in der zweiten bed,; pg, enfiar einfädeln, durchbohren (wie der faden
die nadd), metaph. erschrecken, bleich machen.
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140 I. FILIPENDULA-FIO.
Filipendula it. sp. pg,, filipeüdule /r. rother Steinbrech; soge-
nannt weil an den fadenartigen würeelchen dieser pflanee vide inoBai
hangen.
Finanza it. quüttmg, fr. finance geldsumme^ die man dem hömg
für den genufi einer pfrUnde u. dgl. bezahlt, plur, finanze, finances staaiS'
einhünfte, daher sp. finanzas vrlt. (SecJcendorf). Prov, aitfr. fin heilet enie^
friedej abschluß einer sache, reXog; spedell wird es von der beUegimg
eines rechtsstreites gebraucht^ gewöhnlich wenn dies vermittelst eMmg
einer summe geschieht, nüat. finis *findlis concordia, amic(ünlis compositio\
finem facere (faire fin) 'componere de lue vel de crimine DC, engl, fine
gddbuße für eine beleidigung, s. JE. Hlüller /, 378. Entsprechend heifit
das vb. finar, finer, finire eine vertragsmäßige summe entrichten. Diese
summe ist eigentlich la finance, wiewohl jede summe so genannt werden
konnte, denn schon das dUfr. fin war dieser letjsteren bedeutung fähig,
beispiele Gachet p. 212''. Mlat. financia ist überhaupt praestatio pecu-
niaria, vgl. pr. demandar de un presonier finansa d'aur e d'argen LR
III, 333, dtengl. finaance = neuengl. fine. Erst in späterer zeit wari
es auf die gegenwärtige bedeutung eingeschränkt.
Fino it. sp, pg., in ersterer spräche auch fine, pr. fr. fin adj., daher
mhd. fin, nhd. fein, ahd. finliho (10. jh.). Die grundbedeutung ist 'voU-
kommen, acht, lauter : pr. fin aar, fin' amor, fina vertatz, altfr. de fine
ire aus lauter eom Ren. I, p. 91. Es ist kaum su eweifdn, daß dieses
weitverbreitete wort abgekürzt sei aus finitus vollendet, vollkommen. So
kürzte sich pr. clin aus clinatus, sp. cuerdo at4S cordatus, ü. manso am
mansnetus, und was die bedeutung anlangt, so heißt sp. aeabado, pr. aca-
h^iil) beendigt, 2) vorzüglich, vollkommen (proeza acabada Chx. IV, 153)^
ebenso verhält sich lat. perfectus, gr. rihing. — [Hiezu verweist Gachä
212" noch auf die stelle im Gormond: vo8 estes en dol tut fin6 ganz
vollkommen, vollendet.]
Finocchio it., sp. hinojo, pg. fancho, pr. fenolh, cot. fonoU, fr.
fenouil fenchel; von foenicuium, mlat. feuuclum z. b. Hattemer 1, 293*.
Zu bemerken ist pg. funcho wegen des verlegten accentes, worin es zufaüig
mit dem deutschen worte zusammentrifft.
Fio it., pr. aJtcat. feu (dc^er cdtpg. feu SBos.), fr. fief (aus dem
alten fieu) lehngut, lehnzins; vb. fr. fieffer (aus dem alten fiever), pr.
affeuar zu lehen geben. Unmittelbar stimmen die roman. Wörter zum
longob. fiu in faderfiu-m väterliches gut, ahd. fihu, fehu vieh, goth. fitihu
vermögen, altfries. fia mit beiden bedd. vieh und vermögen : h fid aus,
kurzes e in fehu ward diphthongiert (ebenso pr. mieu aus lat. mens) imd
pr. u franz. in f consonantiert (fr. juif aus pr. judeu), welches f auch
inlautend in fieffer seine stelle behauptete (vgl. ensuifer neben ensuiver).
Im sicil. fegu stellte sich h als g dar, und dies ist der üblichere fall, s. Born,
gramm. I, 320. — Aus feu ist ein hochwichtiges wort des mitteHaieins,
das etwa im 9. jh. auftretende feu dum, feodum, erwachsen: um nämtiA
nicht feu-am sprechen zu müssen (denn man rechnete, wie zumal die prov.
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L FIONDA-FLAUTO. 141
imd frone, form beweist, u jsum stamme), schob man ein euphonisches d
daswischen, ein auch in andern Wörtern, e. b. im it. ladico für laYco oder
in dem ganz analogen chiodo für chio-o (lai. clav-us clau-us) vorJcom-
mendes hiaiustügendes mittel. ProvemoA. Urkunden setzen dafür gradeeu
feum, ß. b. allode, quod Grimaldas habet a feo MabiU. Dipl: p. 572
(v, j. 960). Hiernach ist feu-d-um romanische umprägung eines deut-
schen Wortes und vermögen sein grundbegriff, der strenge juristische sinn
trat spater himsu. Eine gana abweichende deutung von feod, aus dem
goth. thiuth aya&ov (sbst. das gtU), gibt Wackernagel in Haupts Ztschr.
n, 557 und abh. über die spräche der Burgunden 24.
Fionda ü., pr. fronda, fr. fronde Schleuder; von funda {auch it.
fonda, aUfr. fonde), entweder 1 (= ü. i) oder r eingeschoben, ersteres
auch im occU. flonndo.
Fioretto it., sp. florete, fr. fleuret rapier; so genannt von dem
hwpfchen an der spitze^ das einer blume ahnlich sah.
Fiorino it., sp. florin, fr. florin, ursprüngl. eine florentinische gold-
müHse mit dem zeichen der lüie, von fiore blume. Das gleichbed. altpg.
frolen^ ßr floren^ SRos. 7, 482 sucht den namen der Stadt auseu-
drücken.
Fiotta, frotta it.y sp. flota, pg. frota, aUfr. flöte, masc. it. fiotto,
frotto (vgl. firagello von flagellam), fr. flot schwärm, fluth; von flactns.
Fi. it, fiottare ff. schwimmen^ lat. fluctuare. Von frotta ist it. frot-
tola scherzhaftes aus einzelnen Sprüchen zusammengesetztes gedieht, comask.
frotola posse.
Fitto Ä., sp. hito, pg. fito eingesteckt, geheftet; sbst. 5p. hito, pg.
fito tn den baden gesteckter pfähl, gränepfahl, hita pflock; auch it. fitto
zins (das festgesäzte?). Von dem alterthümlich lat. pari. Actus für fixus
bei Luerez und Varro, vgl. petra fita Yep. II, num. 13 (aera 684). Selbst
das fr. fiche pflock = sp. hita würde sich hieherziehen lassen, wenn
auch das vb. ficher besser zu ficcarc gestellt unrd. S. Rom. gramm. 1, 16.
Flanella, frenelia ü., sp. franela, fr. flanelle, engl, flannel ein
wollener stoff. Das primitiv wird man im aitfr. flaine anerkennen müssen,
welchem Boquef ort die bed. bettuberzug beilegt: der name des Stoffes konnte
seinem vornehmsten gebrauche entnomfnen sein, auch gael. cüraing heifit
1) Überzug, 2) flanell. Möglicherweise entstand also flaine aus yelamen
r'lamen wie flasca aus vlasca. Ganz anomal ist die port. form farinella.
Flaato ü., wal. flaute, sp. pr. flauta, fr. flute ein blasinstrument,
flöte; vb. pg. f rautar, i?r. flautar, fr. flüter. Um diesem worte oMf den
grund zu kommen, ist zuerst die ursprünglichste form desselben aufzu-
suchen und diese bietet das altfranzösische. Hier heißt das instrument
flahute flaute (noch jetzt picard.), auch wird mit eingeschobenem s flahuste
gesehrieben, vb. flahuter flaüter. Aus dem zweisilb. att machte der Pro-
venzaie den diphthong au {une in aul at4S a-ul avoi) und so wanderte
flauta nach Spanien und Itcdien, wo sein der Umbildung in o entgangener
diphihang für die späte einfuhrung des fremdartigen wertes zeugt. Flaüter,
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142 I. FLOSCIO-FOLLE.
denn das verbum gieng dem sahst, voran, steht nun durch lautverset3m§
für flattier (wie aÜfr. veude für vidae, pr. teune für tenae), dieses ward
aus denty auch van den Alten auf das blasen der flöte angewcmdten, subd.
flatus gebildet mit beobaehtung des ableitenden Uj volücammen une in flat-
u-eux, welchemj wohl zu merken, kein lai. flatnosus das muster vorkidt.
Ein dimin. von flanta ist pr. flau toi, flanjol (gleichsam flaa[t]iolii8),
cdtfr. ÜSkjol, n/r. flageolet. Die Italiener haben ein vb. fiatare imriedeH,
das sich aus einem älteren flaatare erklärt, ganz analog dem vb. rubare
vom dtschen rauben.
Floscio it., sp. floxo, pg, frouxo, pr. fluis schieß; vom pari, floins
flüssig, schlotternd; eben daher auch it. flusso vergänglich, eitel.
Flotta it., sp. flota, pg. frota, fr. flotte. Die alten roman. ausdrüde
für das lat. dassis sind it. armata, sp. armada, pr. estol, fr. estoire.
Das altfr. flöte hieß menge, schwärm (von flüctns, s. oben fiotta), man
sagte so gut flöte de gens wie flöte de nefe (selbst flöte de poil haarflode
DMce. p. 210, 11), es stammt also nicht vom dUn. floti oder ags. flöta,
es war vorhanden, ward aber später durch einfluß des ndl. vloot oder
schwed. flotta in seiner bedeutung näher bestimmt und theüte sich so den
südlichen sprachen mit. Zusammenstellung mit deutschen Wörtern s. w
Diefenbachs Goth. wb. /, 387.
Focaccia it., sp. hogaza, fr. fouasse kuchen, mhd. pögatz; obgeL
von focuSy also etwas auf dem herde gebackenes, bei Isidor 20, 2, 16:
cinere coctus et reversatus est focacius.
Fodero it., sp. pg. forro, fr. feurre, pr. altfr. fuerre, mit versehte-
denen bedeutungen: üal. scheide, unterftdter, futter zur nahrung, span,
port. unterfutter, prov. altfr. scheide, nfr. futter; abgel. fr. fourreao;
sp. forrage, fr. fourrage, fourrure, fourrier u. dgl.; vb. it. foderare,
sp. forrar, pr. folrar, fr. fourrer. Vom goth. f5dr scheide, ahd. fuotar
scheide, futter zur nahrung, cdtn. födr scheide, unterfutter.
FoUare it., sp. hoUar, pr. folar, fr. fouler (daher engl, foil) walken^
niedertreten; sbst. it. folla, sp. foUa, fr. foule (davon pg. fula) gedrängt
eile (entsprechend it. calca menge, gedränge von calcare treten); dsgl. sp.
huella fufitapfe, huello tritt. Ein vb. fuUare hat die lat. litteratur nicU
außewahrt, wohl aber sbst. Mio, walker, gleichbed. Ä. foUone, /r. f oulon.
Neben folla stellt sich eine zweite ital. vermutlich aus dem prav. an-
gedrungene auch in mundarten vorhandne form fola, woraus folata
schwärm, schwoll. Zsgs. it. affollare drängen, ottsp. afoUar, pr. afolar,
altfr. afoler beschädigen, verderben, eine auch dem einfachen fr. fooler
zustehende bedeutung.
Folie it., altsp. fol Bc., Alx., pr. fol und folh, fem. fola, fr. fou,
foUe, sbst. und adj. narr, närrisch, cot. foU zornig; daher z. b. oft- wid
neufr. affoler zum narren nuichen (verschieden von afoler verderben, s,
vorigen artikel), pr. afolir zum narren werden. Die herleitungen aus dem
gr. (paikog, dem dtschen faul, detn ceÜ. fol können bei seite gesetzt werden.
Die lat. spräche bietet follere sich hin- und herbewegen (bei Hieronywms),
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L FONDACO-FONDO. 143
follis Uaäxdg d. h. etwas sich hin- und herhewegendes, eine hedeutungy
die im ü. folletto, pr. cot. /r. foUet, heam, ^ovXti Poltergeist^ neckischer
geisty wie Grimm sagt, Myth. p. 476, oder im fr, feu follet irrlicht klar
hervortrat, aber auch in unserm rem, foUe (possenhaft, grillenhaft) noch
BU fOkien ist. Nur darf letzteres nickt als eine neue bildung aus foUere
mtfgrfafit werden^ da aus verbis, wie es scheint, keine siAstantiva dritter
dedin, und schlechthin keine adjectiva ohne sufßx gewonnen werden; foUe
ist das als adjecHv gebrauchte follis selbst. So und nicht follus heifit es
bei einem schriftsteiler des 9. jh, Joh, Diaconus: ille more gallico (=
franeogaliico) sanctnm senem increpitans follem ab eo quidem virga leviter
percnssas est; desgl, bei Ouill. Mäensis: tollem me verbo rustico appel-
lasti . . . ut qoi follis extiti, non fierem follior DC, Im prov, und frane,
ist das adjecHv also erst später eweier ctidungen geworden. Andre er-
klären das roman. wort gleicfifaUs at4S dem tat, Substantiv, aber in be-
£khmg auf die den köpf des narren beeeichnende leere des blasbalges;
oMein theHs ist dies eine zu abstrade auffassung, theils läfit sich das ab-
gdeiteie follet (unruhiger geist) nicht füglich damit in eihklang bringen,
Bemerkenswerth ist noch, daß in einem ältfr, psalter die stellen erravi
sicnt oris qnae perit; de mandatis tnis non erravi übersetzt werden
foleai si cum oeüle que perit ; de tes commandemenz ne foliai LR,, wo
also folier irren, abirren un eigentlichen und bildlichen sinne bedeutet.
In roman. gestcdt und bedeutung kommt unser wort zuerst in den von W.
Grimm herausg. Altdeutschen gesprächen vor: ausculta fol ^gahorestu
narro\ Eine ableitung ist sp, follon träge, auch betrügerisch, im alt-
Span, prahlerisch (aufgeblasen) PC. 968; dsgl. das bürg, feulteu wohl-
thätiger geist, der des nachts die hausthiere besorgt, es müßte fr. fclletot
Föndaco it., sp. fdndago, altfr. fondiqae magazin; vom arah.
fondoq, al-fondoq (dcJier die span, form alhöndiga, pg, alfandega) her-
berge der kaufleiäe, wo sie mit ihren waaren einkehren Gol, p, 1826,
Freyt. HI, 375^ (dies vom gr. navdoyceiov, navdoyuov gasthaus?). Zwar
erinnert fondaco an mlat. fanda (s. fonda II, b), aber das sufßx Tc ist
in der roman. farnüie so wenig üblich, daß man sich besser an das arab.
wort häU. Näheres über dasselbe J. v. Hammer num. 352.
Fondo it. cot., sp. hondo, altsp. pg. fhndo ti^. Man könnte es für
kürzung von profundus nehmen mit beziehung auf it. tondo von rotundus,
widerspräche nicht die große Seltenheit so starker kürzungen; es ist also
von fondns grund, sp. fondo, pg. fundo u. s. w,, das Substantiv als ad-
jectiü angewandt. Anders ergieng es diesem stibstantiv im nordwesten:
pr. fons {neupr.adj. founs, fem. fonnso), fr. fonds (neben fond) erstarrten
am dem nomin. fandns une fr. fils aus filius, und die ableitungen flössen
ikeüs aus dieser flectierten form, wovon man sonst im franz. kaum ein
beispiei fi$%det, iheils aus dem wahren stamme: pr. fonsar, fondar, fr,
foncer, fonder grund haben, dsgl, pr. afonsar, fr. enfoncer, altfr. afonder
auf den grund gehen. Aber auch vom pr. preon (profundus) entspringt
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144 I. FONTANA-FORESTA.
preonsar mit der hed. von afonsar, wovon es eine narMüdung sein mag.
Noch ist eu merken^ daß einige Wörter dieses urspnmges ein eingesdwibenes
r eeigen: pr. esfondrar, fr, effondrer, so auch afondrer Brt. 7, 205,
allein dieses r ist, nach dem ü, sfondolare jsu schließen, aus 1 entstdU,
Fontana it, sp. pr., fr. fontaine, wai. fi^nt^ne quelle; eine urolk
ahl. aus fons, vgl. fontana L. Long., ad Albam Fontanam in einer frank,
urJcunde v. j. 667, BrSq. n. 166, per fontanam, quae vocatur Dianoa
V. j. 670, das. n. 168.
Forbire it., pr. forbir (furbir LR. I, 309), fr. foorbir gUüei^
putzen; vom ahd. farban reinigen, abwischen: da lor costami fa che ti
ti forbi Inf. 15, 69. Dahin auch it. furbo, fr. fourbe scheUn, hetrügtr,
einer der wegputzt, wie fripon von friper reiben, sp. limpiar putzen uni
entwenden,
Forcatura it., pr. forcadura, aitfr. foorch^nre, sp. borcajadnit
die gegend des körpers, wo die schenket sich öffnen wie eine gabd (fdrca),
sp. horcadura der obere theU eines baumstammes, wo die äste anfangm.
Derselben herkunft ist it. forcella, pr. forsela, altfr. fonrcele, deren
bedeutungen Gachet p. 217'' erläfUert.
Foresta it., sp. pg. cat. floresta, pr. forest (aucA foresta), fr. foret
(f.) wald, gehölz. Span, floresta ist entlehnt und hat sich wunderluAmi
flor gemischt, daher es auch eine blumige unese, figürlich eine blumenl^
bedeutet. Das roman. wort ist schon im frühen mlatein, z. b. in der L
Long., in carolingischen Urkunden und capitülaren, sehr üblich u$ul z^
hier die formen forestis (f., woher fr. forfet), foreste (n.), forestos, fores-
tum, forastam, foresta^.forasta. Mlat. und altrom. bedeutet es den dem
unldbann unterworfenen nicht eingezäunten wald; der eingezäunte hie^
parcus, für den offenen gibt es ein sard. padenti, das aber in die allge-
meine bed. wald übergegangen ist. Auch die zum fischfang gehegten teiche
führten diesen namen, vielleicht nur weil sie in dem forstgebiete lagen:
man unterschied daher zuweilen zwischen foresta venationis und foresta
piscationis. Was die herhmft des Wortes betrifft^ so hielt man es sonst
für deutsch, entlehnt atcs unserm forst; schon eine alte glosse lautet Tust
^nemus, lu€us\ dicitur enim Francorum lingua foresta Crraff m, 698.
Jetzt erMärt man umgekehrt das deutsche wort aus dem romanischen, w
diesem aber erkennt man eine abl. atts dem ahd. foraha ßhre oder aus
forehahi ßhrcnwäld (s. Grimm P. 416). Will man auch über das ver-
schunnden des h wegsehen, so ist ein suffix ast unromamsch, est wem
auch nicht unerhört, doch höchst selten oder zweifelhaft. Nach andern,
z. b. Frisch I, 287^, ist das wort lateinischer herkunft, aus dem adveri
foris, foras, womit auch die doppelform forest, forast übereinstimmt, ircß
von belang ist. In der that kennt schon der grammatiker Plaeidus foras-
ticus ^exterior, abgeleitet wie cras-tinus oder rus-ticus, ein wort der spar
testen latinität (auch beim h. Bonifacius), woraus man im frühen mittd-
alter forastis, forestis abziehen konnte mit der bed* ^das toas außerhih
liegf, UHJiS ausgenommen ist, nicht betreten werden darf. Dieselbe am
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I. FORFARE-FORNIRE. 145
foris hervorgehende bedeiäung ^ extra spürt man noch in forestiere, sofern
es fremder, auswärtiger, exter, extrarius heißt. Aber auch jenes forasticns
hat sieh in den neuen sprachen erhalten: it. forastico, sicil. farestico,
pr. foresgne, cai. feresteg wUd, rauh, störrig, waidens, forest fremd Hahn
p. 585. Eine dem sinne nach ähnliche all, wie foras-ticus ist daspicard,
hors-ain landvoTk, eigenÜ. was außerhalb (der Stadt) ist, so ndl. buiten-
man landbewohner. — Foresta findet sich auch im kymr. flforest wieder,
welches Zeuß II, 811 unter den äbleitungen dieser spräche anführt: bei
der klaren besriehung eum latein bedarf indessen das rom. wort dieses
fremden (seihst entlehnten) etymons nicht, — Man höre darüber noch
Weigand, Synon. wb, II, 103.
Forfare alUt, pr. fr, forfaire, fehlt span., ndat. foris facere, in
den Isid. glossen foris facio ^offendo, ru>ceo. Die grundbedeutung muß
sein 'über die rechte gränee hinaus handeln, daher übel thun, missähun,
und diesen inlransiiiven sinn hat es noch immer, indem es ganz dem goth.
fira-Yaürkjan (sündigen) entspricht. Ebenso hieß foris consiliare übel
rathen, verrathen. Prov. und attfr. wird forfaire mit dem dat. der person
verbunden, s. Altrom, sprcuMenkm. p. 64; reflexiv sagte man auch se
forfiure envers qqun LBs. 295 = se m^faire vers qqun RFlor. p. 19.
Mit dem acc. der sache heißt es ^sich eines dinges durch geseteundrige
handhmg verlustig machen s. b, forfaire son fie^ wihd, verwtirken, ags.
fonryrcean. Das pari, forfatto, forfait zeigt als Substantiv gebraucht
zwä bedeutungen, eine persönliche, nur altfr. z. b. Ben. I, 337, mlat.
forisfactus L. Rip. übdthäter, schuldiger, eigentl. übel geschehener, goth.
fravadrbts {Wackemagels Les(i>. v. verwtirken), oder einer der übel thut,
übd that? (solche participien Rom. gramm, HI, 253); eine sächliche,
nUat. forisfactnm tnissähat, goth. frayaürhts (f.).
YoTgisL piem., sp, pg, forja, fr. forge, anders gestaltet pr. farga,
sp. fraga schmiede; von fabrica werkstätte; vb. forgiare ff, schmieden,
fabricare. Der vocal o erklärt sich aus au von ab, die mundart des prov.
Gir. de Ross. hat daher faur = fober, eine auch im waladi, vorhandne
form, oitfr. aber fevre, noch in orffevre (aurifaber aurifex) erhalten,
Formaggio ü,, pr, formatge, fromatge, fr, fromage, pic, u. s, w.
formage, kaum sp. fonnage, käse. Das lat. wort wäre formaticns, von
forma: käse ist etwas in einer fofm, einem geflochtenen gefäfie verfertigtes:
iiqaor in fiscellas aut in calathos vel in formas transferendus est Colu-
mdla 7, 8; fiscella forma, ubi casei exprimuntur Gl, Isid. In der neupr.
mundart hat auch das primitiv fonrmo = forma diese bedeutung. Die-
selbe mundart besitzt noch einen ausdruck für den frischen ungesalzenen
käse, tamo (f.), auch piem. toma, sicil. tnma, worin man das gr, ro/nrj
äwas abgeschnittenes, in formen abgetheütes erkennen wtU, s. auch Ducange
V. toma.
Fornire ö., sp. pg. pr. fomir, fr. fournir versorgen, ausstatten.
Es wird von fiinms hergeleitet, so daß es bedeuten müßte ^vermittelst des
ofens Mubereiten, backen, was einen allzu eingeschränkten sinn gäbe,
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146 I. FORO— FRAGRARE.
Neben fornir findet sich prov. noch das weit üblichere fonnir, furmir v^
hringeny ausfuhren^ befriedigen, ein genüge thun, ohne ßweifd idenü»A
mit fornire, da letzterem im itäl. dltfr. prov. diese bedeutungen gleichfalls
Bustehn; inlautendes m muß sich also in n, oder u inm vertoanddt hahen^
welches beides selten vorkommt. Nimmt man aber jbu formir die nden-
form fromir Ghx. III, 475, GBiq. p. 32. 130 (auch ein itai. fronire kemU
Galvaniy Osserv. p. 124, dazu sard. frunire), so leitet dies unwidersteUiA
auf ahd. frumjan fordern, vollbringen, schaffen, dessen u sich sogar aus
einer diesem vocäl abgeneigten spräche nicht ganz verdrängen ließ. Dk
bed. ausstatten konnte sich leicht at4S 'fordern, vorwärts bringen, vorscU
thun entwickeln. Das eine nur ist befremdlich, daß r gegen den gewohir
liehen brauch vom anlaute abgetrennt ward, der es sonst, wie in fro-
mage, anzuziehen pflegt, doch fehlt es auch dafür nicht an beispielen, Rom.
gramm. /, 224.
Foro it.pg., sp. ftiero gericht, gesetz, pr. for, dltfr. feur geseiZj faxe;
von forum markt, gerichtsstätte. Daher sp. pg. pr. aforar, alifr. afeuier
taxieren. Von forensis ist sp. forense fremd, it. forese bauer, unter ein-
Wirkung der bed. von foras 'außerhalb der stadt^.
Forza it., sp. faerza, sp. forsa, fr. force stärke; vb. forzare /f.
zwingen. Schon das frühste ndatein^ z. b. L. Rip., Baiw., Long., keimi
forcia (so noch im span. Alex.), eigentl. fortia, eine vielleicht bis in die
römische Volkssprache hinaufrächende abl. aus fortis, da man später gewi^
fortia, wie aus falsus faisia, gebildet haben würde. Oder floß forza nidä
vielmehr aus dem vb. fortiare, dies aus fortis mit beobachtung des ab-
leitenden i, wie dies im nüat. graviare von gravis, leviare von levis gt-
schah? Abgeleitet ist z. b. ü. sforzare, sp. esforzar, fr. eflforcer, Mer-
von sbst. it. sforzo, sp. esfiierzo, pr. esfortz, fr. aber effort für effors
(esfort schon bei den AUen), indem man s = pr. z für eine flexian nahm
und abstieß, vgl. ^lan unter lancia.
Fracassare it., sp. fracasar, fr. fracasser zerschmettern; sbsL
fracasso, fracaso, fracas, chw. fercas. Dasselbe wort scheint pr. fras-
car (lansas frascar, escatz traucar e fendre eimes bmnitz LB.), umge-
stellt aus fracsar wie läse aus laxas. Das wort kann nicht als eine abl
frac-assare verstanden werden, da im ital kein suffix ass vorkommt. Es
ist vielmehr, wie auch Menage meint, eine vermtäMich in Italien entstan-
dene zss. fra-cassare hineinbrechen, von einander brechen, die sich dem
lat. interrumpere (it. fra s. v. a. lat. inter) vergleicht. Andre erbUck&i^
darin eine zss. aus frangere und quassare.
Fragrare, fiagare, flairar, sämmüich in den sard. mundarten, pr.
cot. flairar, fr. flairer, pg, cheirar (ch = fl) duften; sbst. sard. fraga,
fiagu, dUfr. pic. flair, pg. cheiro, cat. fem. flaira dufty auch eomisch
flair Zeuß I, 189; von fragrare, durch dissimilation flagrare. — Al^.
flairer hieß sowohl olere wie odorari; die neue spräche beschränkt dieses
verbum auf letztere bedeutung und drückt olere mit fleurer aus. JBemer-
hingen darüber bei Gachet 213. 214.
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I. FRANCO— FREGATA. U7
Franco ü. sp. pg.y pr. fr. franc frei, aufrichügj letztere bedeutung
noch im neupr. Sprichwort fran coumo Tor lauter wie gold. Man leitete
dies acljectiv aus dem völkemamen Francas, der zugleich der name des
freien mannes wc^j ahd. Franco, diesen aus dem ags. franca Wurfspieß,
dinUn. zu Aramea bei Tacititö (Wackemagels glossar); J, Grimm erkennt
nm darin ein ursprünglicJhes adjectiv aus der goth. wurzei freis = nhd.
frei, woraus erst der völkemame und aus diesem der name der waffe ent-
stand, Gesch. d. d. spr. p. 512 ff. Zu bemerken ist bei diesem warte, daß
in den ableitungen mit einem der hellen vocale ursprüngliches c sich
tkeSs als 9 oder c, theils als k (ch, qu) darstellt: ü. francese, sp. fran-
ces, fr. fran^ais, dagegen it. franchezza, sp. franqueza, fr. franchise
(fr, ch ist hier = it. ch, vgl. dachesse, Sachet u. a.): die bildungen mit
c sind aus dem lat. Francia, die andern aus dem deutschen Franco, denn
die gutturalen buchstaben deutscher stamme bleiben auch in der ableitung
guttural. Andre bemerkungen über das auch im celtischen vorhandne
Wort s. bei Diefenbach, Goth. wb. I, 403.
Frangia it., sp. franja, fr. frange, dcAer ndl. frangie, nhd. franse.
Buekstäblich fügt sich dies eigentlich franz. wort zu dem bekannten dtschen
firamea wie vendange zu yindemia. Fransen sind herabhangende spieße
oder spitzen wie der rockschooß ein breites speereisen (s. gherone). Diese
äymdogie ist grammatisch und logisch untadelhaft^ die folgende hat
bessern historischen boden, da die volksüblicfüceit eines Wortes wie framea,
wiewohl Gregor von Tours es noch häufig im munde führt, nicht sicher
stAt. Lat. fimbria konnte sich in frimbia fringe frange verwandeln und
wirüich hat der Walache (aus der alten Volkssprache?) frimbie und im
ältesten prov. (Bth. v. 192) trifft man fremna, wo aber doch frembia zu
erwarten war. Hennegauisch lautet das wort frinche, das sich offenbar
an frimbia hält, auch das sidl. frinza weist auf ein älteres fr. fringe.
Freccia it., altsp. pg. frecha, richtiger mit 1 nsp. pg. pr. flecha,
fr. fleche, piem. sard. flecia, in andern ital. mundarten mit i frizza,
waUon. fliehe pfeil : vom ndl. flits dass.^ mhd. vliz bogen, daneben auch
flitsch Frisch I, 278", woraus sich die formen mit ch besser erklären.
Vgl Weigand I, 253. Gegen diese herleitung macht Grrandgagnage v.
fliehe die ältfr. form mit dem kdülaute flique geltendy die sich allerdings
mt flitz nicht verträgt. Aber flique scheint überall nur die auch in fleche
enthaltene bed. speckschnitte zu vertreten, s. letzteres II. c.
Fregare it., sp. pg. pr. fregar, fr. frayer, richtiger altfr. froyer,
(f^/. plicare ployer) reiben, streifen; von fricare. Daher it. frega lüstern-
heit, fr. frai das laichen der fische, altfr. frtiye, chw. frega, it. fregola
dass. Zsgs. sp. refregar reiben, refriega streit; it. sfregare, |}^. es-
fregar, span. entstellt in estregar s. v. a. fregare.
Fregata it., sp. pg. cot. neap. fragata, fr. fr^gate ursprünglich
üeines rudersckiff. Vülehardouin, Jayme Febrer, Boccaccio kennen das
wart bereits. An unser fähre, schwed. fäija,. ist dabei (mit Chevallet) nicht
zu denken: höchstens würde sich die erste silhe daraus erklären. Es soll
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148 I. FREGIO-FRIZZARE.
aus Italien stammen; die span. und franz, form zeigen in der that tm
itoi. endung. In Italien nannte man ein schiff bastimento d. h. dum
gebautes: eben sowohl konnte man es etwas gezimmertes nennen, &bricata
zsgz. fargata, fregata. Herleitung aus dem arab, weist J. v. Hammer ab.
Fregio ü.j sp, friso, freso, fr. frise, fraise (ältfr. frese geschriden)
krause Verzierung, franse u. dgl; vb. it. fregiare, fr. friser, fraiser
kräuseln, verzieren, sp, frisar tuch aufkratzen; abgd. it. frisato gestraf-
tes tuch, fr. fraisette handkrause (dahin auch sp. frezada, frazada lang-
, hornige decke?). Phrygiae vestes bei den Alten waren gestickte Üeider:
aus dem adjectiv konnte wohl it. fregio, nimmer fraise, Mse entstäie^^
eher kann das itdl. wort aus dem franz. entlehnt sein, wie auch fregione
dem fr. frison erUspricht. Als grundbedeutung des verbums ist kräusdn
anzunehmen: bedeutet nun wirklich der deutsche volkemame Frisa, Fress
^gelockt\ so bedarf es keiner weitem Untersuchung, s. Grimm I\ 408
(bezweifelt in der Gesch. d. d. spr. 669), wenigstens läßt sich das roman.
wort im fries. frisle, engl, frizzle wiedererkennen. Das engl, fleece wol-
liges fdl, vlies, liegt jedenfalls weiter ab. Sind die frisii pamii des mä-
tddtters friesische oder geflockte? saga fresonica, pallia fresonica, vesti-
menta de Fresarum provincia werden im früheren mittdaUer erwähU^
man sehe Ducange v. sagum. — [Gachet p. 844^ bemerkt, daß die roÄai
tücher von Friesland mit den goldstoffen von Phrygien keine gemeinsckafl
hätten. Dies ist gui. Wenn er aber bei der alten herleitung cms phiy-
gius stehen bleibt, so hätte er den buchstäblichen Zusammenhang zwischen
diesem und dem franz. worte- nachweisen sollen. Das deutsche Frisa oder
frisle ist oben nur als etymologisches dement, nicht in beziehung auf die
heimath der stoffe benutzt worden. — Auf eine neue Untersuchung des
schwierigen wertes von Atzler p. 98, anknüpfend an das deutsche friesel
(schauer, gleichsam kräuselung der haut), ist hier etwa noch hinzuweisen.]
F res CO it. sp. pg., pr. frese, fr. frais, (fem. fratche), waUon. fns%
frisch, jung, neu; vom ahd. frise, auf welches it. fresco mit geschlossenem
e streng zurückweist; ags. ferse, kymr. fresg, brd. fresk.
Fr et fr. {mit hörbarem t), pg. frete, sp. flete miethe eines schiffes;
vom ahd. freht verdienst; oder vom. ndl. vracht?
Frettare it., pr. fretar fegen, reiben; sbst. it. fretta, neupr. freto
eüfertigkeit; von fricare, frictum. Die franz. spräche bietd dafür frotter,
das sich, freilich gegen die regel, aus froiter vereinfacht haben müßte, im
bürg, fretter (hecheln) hätte sich der richtige vocäl behauptd. Aus der
franz. form wäre denn auch sp. frotar, flotar entnommen, das dem Por-
tugiesen fehlt. Ein diminutiv von frotter ist fr. fr 61 er anstreifen, fwr
frotler, dessen norm, form freuler wnmittelbar auf das lat. dymon zurück-
zugehen scheint. Vgl. auch das mundartl. dtsche fretten Frisch J, 291,
das schon Muratori anführte; Zusammenstellungen bei Diefenbach, Gotk
wb. I, 102. 103.
Frizzare it. stechen oder fressen unter der haut, sp. frezar fressen,
reiben, wühlen, neupr. frizä zerreiben; sbst. sp. freza, pr. fressa spw.
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I. FRONCIR^FURON. 149
Die Wörter mahnen an das ahd. frezzan, goth. fritan; vergleicht man aber
frizzare^ frezar mit dirizzare, derezar von directus, so wird man auf
frictos, partieip von fricare, geßhrt und diese deutung gemnnt an wahr-
8chei$ili6hkeUy wenn man den seltnen Übergang des goth. t in sp. z an-
schlägt. Ein frone, -fresser fehlt.
Froncir aUsp. PC. 1762, nsp. fruncir und so. auch cat. frunsir,
sard. frnnziri, pr. altfr. froncir, neufr. aber froncer in falten legen, ndl.
fronsen ; daher sbst. altfr. fronce faltCj sard. frunza. Froncer, gleichsam
frontiare, hann eine handlung der stirne ausdrücken wie ciller eine hand-
lung der wimpem, pg. olhar eine der äugen; die auffallendste handlung
der stirne aber ist Vire fäUelung und so konnte froncer fälteln bedeuten;
vgl. bair. 'ein gestim (d. i. eine stirne) machen die stirne falten Schmetter
IIIj 659. Das pg. franzir beruht wohl nur auf einer entstellung.
Frugare it.y sp. hnrgar, pg. forcar, neupr. färgd, altfr. fdrgier
Ben. 7, p. 21 durchstöbern, umrühren; von furca gabel. Einen einge-
schobenen vocal erkennt man im ven. fdregare und sard. forogäi. Dte-
sdbe begriffsentuncklung im it. rinvergare aufspüren, von verga stab,
piem. fasügnh durchsuchen, von fristis.
Fuoco Ä., sp. fuego, pg. fogo, pr. ftiec, fr. feu, wal. foc feuer;
von focus herd, poetisch auch feuer, in letsfterem sinne entschieden seit
dem ersten mitteUdter, z. b. in der L. Älam., daher focum lacere ignem
exdtare. Die neue spräche traf diese wähl, weil sie das ausdruckslose
ignis (Dante's igne ist IcUinismus) nicht brauchen konnte. Vor der Ver-
wechslung warnt der Vocab. optimus p. 18: non focus est ignis, immo
proprie locus ignis. Von focus ist it. focile, fucile, ^r. fusil feuerstein,
feuergewehr, vgl. unser flinte von flint kiesel. Für das sssgs. it. infocare,
(üitsp. enfogar glühend machen ist das alte zeugnis infocare "^ignicare
Ghs8. vet. 627 eu bemerken.
Fnora und fuori it., sp. fuera, alt fueras, pg. fora, pr. foras, fors,
fr. hors (h asp.), vrÜ. fors (schon in den Vatican. glossen ed. W. Grimm),
wal. fere, neue präposition mit der bed. extra, von foras hinaus^ foris
draußen, s. Ducange v. foras. Auch das churw. ora, or ist dieser her-
bmft. Zsgs.pr. forceis ausgenommen LR. III, 372 für fors-eis = foras
ipgum {vgl. anceis, ain^ois); fr. hor-mis = foras missum herausgelegt,
aus dem spiel gelassen. Äbgd. ist sp. foraneo, forano, fr. {orsLin fremd,
äUfr. deforain u. a.
Furon citsp., nsp. huron, pg. furäo, altfr. fuiron, mit einem an-
dern sufßx it. furetto, fr. füret, ndl. füret, foret, fret eine art tciesd,
f rettet, zum jagen der kaninchen gebraucht, occ. fur6 maus; vb. sp. huro-
near, sard. Airittai, fr. fureter durchsuchen, durchstöbern. Auch von
diesem muthmafHich noch aus der römischen Volkssprache herrührenden
icorte hat bidorus künde: furo, sagt er, a furvo dictus, unde et für:
tenebrosos enim et occultos cuniculos effodit. Es kann nur von für dieb,
weher auch it. furone erzdid>, abstammen (im frühem mlat. furo furonis,
vgl. Fott in der abh. PlatikUein). Leitet man füret vom kymr. flfured =
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^
150 I. FUSTA-GAFA.
engl, ferret, so steht sowohl das uralte suffix on wie auch der i» dBf^
obigere bildungen auf fi deutende stammvocal im wege. Besser würde mm
mit Villemargue bret för 'Uug, verschlagen anführen.
Füstu it. sp. pg., fr. fiiste ruderschiff; von fustis prügd, sp. ftiste,
pr. fast, nilat. fustis bäum, hole, vgl. it. legno fahreeug, von lignum. M
fr. fflt ist esgs. affüt schaft, lavette, vb. affüter, it. affustare schäßen.
Fustagno, frustagno it., sp. fastan, pr, fastani, fr. fdtaine m
baumwollener stoff, barchent; so genannt nach der Stadt , wo er verfertigt
ward, Fostat oder Fossat (Cairo), s. das wort Gol 1798, Freyt. III, 347^.
G.
Gabarra sp. cot., fehlt pg., fr. gabare ein plattes und breites fahr-
Beug; woher?
Gabbäno i^., sp, ältfr. gaban regenmantd; von ungewisser her-
hunft, vielleicht at4s gleichem stamme mit cabana, gabinetto (s. oben ca-
panna), denn hütte kann als der umhüllende schützende mantel aufgefaft
werden.
Gabbia, gaggia it., sp. pg. gaym, neupr. gavi (m.), mit terms fr.
cage (f.), aitfr. caive, ven. sard. cabbia Jcäfig, zum theü auch mit der unM.
bed. mastkorb; von cayea. Ein dimin. ist it. gabbiuola, sp. gayola,
pg. gaiola, ältfr. gaole, jaiole (dafter die span. nebenform jaula), nfr.
geöle käfig, kerker, fr. geölier kerkermeister ; vb. fr. cajoler liebhosen
mit Worten (behandeln uAe eitlen vogel im käfig); dsgl. esgs. enjöler
schmeichelnd hintergehn, urspr. in den käfig locken wie sp. enjanlar in
den käfig thun.
Gabbo it., pr. ältfr. gab spass, spott; vb. gabbare ff., auch äUsp,
gabar Alx.; vgl. nord. gabb Verspottung, gabba hintergehen. Über mög-
lichen cdt. Ursprung s. Diefenbach, Goth. wb. I, 169.
Gabella it. pg., sp. pr. gabela abgäbe, Steuer, fr. gabelle säUsstefner]
vb. it. gabellare versteuern. Man findet seine quelle im gleichbed, ags.
gaful, gafol, engl, gavel (s. Ducange), vom vb. gifan, goth. giban Grimm
n, 24, daher mlat. gablum, gabulum, endlich gabella (eigentl. plural tm
gabellum aus gabnlum?). Diese herleitung ist grammatisch die sicherste:
die aus ahd. garba manipulus setzt einen vor b nicht üblichen ausfaU
des r voraus, die aus dem arab. vb. qabala (einr^ehmen) eine sonst nicht
vorkommende erweichung des arab. ardautes q (>3) eu g. [Dem argumenU
gegen das arab. etymon stimmt auch Engelmann bei p. 19.]
Gafa sp. pg., sard. gaffa, fr. gaffe, pr. gaf eiserner haken, engl
gaff, adj. sp. gaf 0 krampfhaft (von nerven), wohl auch comask. gab haken,
gavöl krummes stück werkhole; vb. sp. gafar, fr. gaffer hakein, gascm,
gaha üblicher ausdruck für prendre; vom deutschen gafel, gabel «öci
Frisch, besser aber vergleicht man das obd. gaifen krumm ausschneiden^
gaifung eiserner Mng, ur^, mit Dieferibach, gad. ga£ *
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I. GAGGIO— GAJO. 151
Gaggio ü., sp. gage, pg, pr. fr. gage pfand, gewahrleistungy sold
(besonders im plur.), prov. auch, mmol in den formen gadi, gazi, Ideter
träfe, testameni; vb. pr. gatjar, älifr. gager pfänden, nfr. wetten, besoU
den; esgs. it. ingaggiare, pr. engatjar, fr. engager verpfänden; fr. d6-
gager ausloseny los oder frei machen. Man bemerkt diese Wörter im
ältesien tnlatein, am häufigsten in den germanischen gesetzen: vadium oder
mit w wadium bürgschctft, pfand L. Älam. (donet legitimum yadinm),
Ckron. Laurish.y Odo Cluniac., fem. yadia L. Long, (vadiam dare), vb.
wadiare (e. b, bannum), invadiare, disvadiare, revadiare. Daher neugr.
ßadtov, bask. bahia. Abßuweisen^ ist Ducange's etymologie aus lat. vadnm
in der redensart res est in vado ist in Sicherheit, da hieraus kein vb. ya-
diare abgeleitei worden wäre. Am vas vadis konnte der Bomane ein vb.
vadiare, hieraus wieder ein sbst. yadinm, yadia ableiten, aber der durch-
greifende anlaut g für gn, gestützt auf die uralte Schreibung mit w, leitet
auf deutsche quelle eurück: das rom. wort ist, wie viele dieser gattung,
aus dem germanischen rechtswesen entlehnt: goth. yadi pfand, ahd. wetti,
mhd. wette, aitfrs. yed pfand, bürgschaft, Verheißung, auch ersatz, geld-
hufie, nhd. wette ^onsio, vb. goth. gayadjön geloben, mhd. w%tten pfand
geben, dUfrs. vedia bürgen, gewette zahlen u. s. w., vgl. Grimm, Bechts-
aU. 60t Den Ursprung von vadi findet man theils in dem starken ver-
htm yidan binden s. Grimm II, 26, Diefenbach, Goth. wb. I, 140, theils
im lat. yas yadis.
Gagliardo it., sp. pg. ebenso gallardo, pr. galhart, fr. gaillard
mmter, üppig, kräftig, kühn, frech. Aus gala konrde dies adjectiv nicht
entstehen, es würde galardo lauten. Schwerlich auch aus gajo, da man
einmischung des Suffixes igl annehmen müßte (gaj-igl-ardo). Keine for-
melle Schwierigkeit läge im ags. gagol, geagle nmthunUig, üppig. Aber
wahrscheinlicher noch birgt das roman. wort eine cdtische würzet, kymr.
gall traft, dltgad. galach muth, tapferkeit: erweichung des 11 ist wenig-
stens im prov. und span. sehr üblich.
Gaglioffo it., sp. gallofo schelm, taugenichts, landstr eicher, henneg.
galonfe, wdüon. galofa, gaioufe fresser; dsgl. sp. gallofa stück bettelbrot,
chw. gaglioflEa, lomb. gajoflfa schleppsack ßettelsack?). Nach Covarruvias
zsgs. aus Galli offa almosen, das man in den klöstem den nach S. Jago
pügemden Franzosen reichte. Die erklärung hat den anstrich einer ety-
mologischen erfindung, dllein das Wörterbuch zeigt wirklich diese bedeutung.
Die catal. form galyöfol ist dann aus Galli offula.
Gajo it., aUsp. gayo (Seckendorf), pg. gaio, pr. gai, jai, fr. gai
mmter, Idihafl; leitete sdhon Muraiori vom ahd. gähi rasch, kräftig, nhd.
jähe, mit ausgestoßenem h. (Prov. gan, welches Raynouard Meherzieht
LR in, 441, steht für gai hahn: del prumier gan ist = sp. al primer
gallo beim ersten hdhnenschrei.) Damit trifft zusammen der name eines
vogds, den die alten dichter Frankreichs zur nachtigall gesellten, sp. gayo,
gaya, pr. gai, jai, altfr. pic. gai, nfr. geai holzhäher, markolf, also der
muntere oder der bunte, denn gajo hat auch diese läztere bedeutung (altfr.
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152 I. OALA-GALEAi
piaus gaies et noires bunte und schwarze feile G. cCAngl. p. 119)^ sp,
gSijB,T hunt machen.
Gala it.feierUeid, busenstreif der frauen (Boccaccio), digala mm-
ter, lustig, sp. pg. gala feierMeid, anstand, anmuthy fr. gale munterkeU^
ergötdicMeit, freudenfest (Froissart^ A. Chartier, CoquiUart, s. Bord);
abgd. it. gallone, sp. galoii, fr. galon borte, tresse; it. galante, fr.
galant artig, sp. galante artig, freigebig, daher galanteria, galanteggiwe
u. s. w.; ^. galano, galan hübsch, geputzt, sinnreich, davon gaUnia^
galannra; auch ein altfr. adj. galois zieht man hieher, s. Boqurfort md
Du Merü, Biet. norm. Ein einfaches verbum ist altfr. galer feste feiern,
schwärmen: je plains le temps de ma jeunesse, auqnel ay plas qn'en
antre temps gal6 (ViUon); il y aura beu et g9!l\^(Pathelin). Merkumr-
dig ist, daß. gala nebst seinem ganzen gefolge im prov. noch nicht vor-
kommt und daß auch im franz. des 12. und 13. jh. gale nicht vorhanden
scheint; es fehlt daher auch im mittellcUein. Was seine herhunft betrifft, so
. erUärt es Ferion nicht ungeschickt aus gr. xaXog schön, li^Uch, anständig,
ta Tcala die annehmlichkeitefi des lebens: nicht unhäufig entsteht anlauten-
des g aus der tenuis. Andre verweisen auf dyakleiv schmücken, äyailaa^
sich schmücken, sich brüsten, sich freuen; schwerlich aber würde der Ita-
liener, der doch wohl das wort eingeführt haben müßte, das doppelte I
mit einfachem vertauscht haben. Auch auf ein arab. etymon wird vertdesen:
chalaa'h ehrenMeid als fürstliches geschenk. Indessen gewahren <Ke
Wörterbücher dieser spräche nur chilaa'h und es ist unerweislich, daß das
vulgär-arokbische in Spanien i mit a tauschte; Engelmann bemerkt diesen
Wechsel nicht, verwirft übrigens die deutung aus einem andern gründe
(p. 107). Ehrenkleid entspricht überhaupt dem begriffe des roman. wertes
nicht: gala ist ursprünglich ein abstr actum und heißt putz, staat, beiAnt.
Nebrissensis 'elegantia vel lautitia vestium\ yestido de gala staatslUeid^
Bessere ansprüche als das arabische wort scheint ein deutsches zu haben:
ahd. geili (f.) prunk, stolz, mhd. geile Üppigkeit, lustigkeit (wie fr. gale),
geilen erfreuten (fr. galer = sich geilen).
Galanga it, sp. pg,, altsp. garingal Conq. Ultram., altfr. galange,
häufig garingal (poivre, canele et garingal Fl. Bl. 2029), engl, galingal,
ahd. mhd. galgan, nhd. galgant, eine aus China und Java kommende
Wurzel, Es ist das arab. chalan', ursprüngl. persisch Gol. 762.
Gälbero it. (Jagemanns Wb.), maü. comctök. galbe Goldamsel; laL
galbula, bei Martial und Flinius, muthmaßlich dasselbe wort. Zu ein^
andern lesart bei dem leteteren Schriftsteller galgulus slimmt sowohl sp.
galgulo wie it. ri-gögolo, rigoletto, beide letztere ohne zweifei aus
anrigalgalus. Das parm. galbMer, cremen, galp^der, entstand offenbar
aus galbicterus. Der Spanier nennt den vogel auch oro-pendola gold-feder.
Gal^a it. altsp., pg.^i^ (f.), pr. gal6a, galeya, gal6, aitfr. gid^
galie, mittelgr. yaXsa, yalaia ursprüngl. ein langes ruderschiff: tune rex
jussit cymbas et galeas i. e. longas naves febricari, sagt Asser (9. jh.),
s. Voss. Vit. serm.; it. galeotta, sp. pg. galeota, altfr. galiot IdchU
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I. GALERNO-GALOPPARE. 153
galea; it. galeazza, sp. pg. galeaza, fr, galöasse großes schiff dieser
art; ü, galeone, sp, galeon, pg. galeao, fr. galion großes fahrzeug.
GJeichbed. mit galea t^ it. sp. pg. pr. galera, fr. gal^re: abstammend
aber von jenem müßte es it. galiera, pg. galeira, fr. gali^re latden, nur
die sp. form wäre richtig und diese müßte sich den übrigen mundarten
mitgetheilt haben. Einige leiten galea vom lat. galea heim als abdeichen
eines Schiffes j wie degenigen, welches den dichter Ovid trug: a picta cas-
side nomen habet Trist. 1, 10 (Voss. l. c); aber aus gdlea wird nicht
gal^ und cassis steht da als name des einednen Schiffes, nicht einer art
von schiffen. Nach andern entlehnte man den namen wegen einer ahn-
lichkeit der gestalt vom gr. yaleog haifisch^ und galeotta aus gleichem
gründe von yakeiorrjg Schwertfisch. Das letztere gleichnis wäre besonders
passend, man enoäge die beschreibung der galea in der Bist. Hieros. DC,
worin es heißt: ligniim a prora praefixnm habet et vulgo calcar dicitur,
qüo rates hostinm transfignntnr percussae. At4ch galeotta für galeota
läßt sich mit ähnlichen beispielen, wie patriotta, Gandiotta, rechtfertigen, •
Daß dieses wort aber auch auf roman. weise attö gal6a abgeleitet sein
kann, versteht sich. Noch ein anderes griechisches erst bei Hesychius vor-
kommendes wort ist in betracht gezogen worden: yalrj = i^idgag eldog^
also eine art gallerie^ und sehr wohl konnte ein langes schiff mit einem
langen bedeckten gange verglichen werden; man sprach mit betonung des
gedehnten endvocals gal6 (vgl. akor]^ alo6) und fügte das weibliche a an.
Von diesem gal^ oder zunächst von galera ist denn auch das bekannte
rom. galleria, das wenigstens schon im 9. jh. vorkommt: trQB domos
cultas, yideUcet galeria posita via Aurelia . . . reliquas vero duas i. e.
galeriam positam äc. DC; hier scheint es ein zierliches gebäude zu heißen;
in spatem steiUen, aus der ersten hälfte des Itjh., ist es ein eingeschlossener
ortj ein hcf: in galeria intra castellmn vel de foris habitantibus Ughell.
I, p. 121*; curtem, quae dicitur galeria, in qua est ecclesia S. Mar. das.
p- 136'. Aber so wie jene älteste stelle es gibt, stimmt es besser zur rom.
bedeukmg. Noch einer etymologie ist zu gedenken. Muratori vermuthet
den Ursprung von galea und galeone im arab. chalaia und chalion;
wendd man sich an Golius, so erfährt man (p. 763. 764), daß chal!
(chaUon) leer, frei, demnächst (in einem wb. vor d. j. 1000) bienenkorb,
großes schiff, weil es frei sei von ruderwerk, bedeutet. Weder J. v. Ham-
mer noch Engelmann sind hierauf eingegangen.
Oalerno sp. pg., galema pr., galeme fr. nordwestwind, vgl. bret.
gwsienkj gwalam, gwalom. Die irische spräche besitzt das einfache gal
Windhauch, die engl, gale kühler unnd. Für begriffe dieser classe liebt
die prov. spräche das suffix ema (bolema stürm, buema r^d, suberna
Strömung), es ist also wohl zunächst eine prov. bildung, aber, so scheint
es, aus edtischem Stoffe, unewohl Nicot erklärt 'nom de vent, qui fait geler
les vignes^. Zu vergleichen ist aber auch, was engl, gale und ir. gal be-
trifft, Dief., Goth. wb. fl, 439, E. MüUer v. gale.
Galoppare it., sp. pg. galopar, pr. galaupar Fcr. 4ff P, fr. galoper
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154 I. GALOSCIA-GAMBA.
sich in Sprüngen fortbewegen (von pferdm), gäloppiereny prov. und frone,
auch in gcdopp setzen; daher sbst. galoppo /f. Faidit definiert galopar
Unter trotar et currere^ zunschen traben und laufen, GProv, 31. Sälmasm,
Vossius u, a. sahen darin das gr. xaln^v traben, trott gehen, mit ange-
schobenem 0, aber eingeschobene vocale betont man nicht. Es ist das gotk
hlaupan mit vorgesetztem ga,, ahd. gahlaufan, ags. gehleäpan, nhd. laufen,
eine durch die prov. form bestätigte herleitung, indem hier au dem deä-
sehen diphihong au gleichsteht: aunir = hannjan, raubar = raubon, ran»
= raus. Oder sollte der ardaut g ein verkapptes w sein, da man mnä.
walop, walopeeren, mhd. walap, walopieren findet? Dies ist eher nm
einem fr, walop, waloper nachgesprochen, indem sich in nordfranz. muni-
arten g manchmal in w verirrt, woher auch it. gualoppare, vgl. gar^on
war^on, gaignon waignon (hund), wohl auch gaquiire waquiere (jachere).
An diesen Übergang des g in w gewöhnt sprach der Niederländer auch
Walewein, franz. gewöhnlich Galvain, wiewohl fr. g hier zufällig fit
gu steht, hymr. Gwalchmai. Das persönliche subst. «p. galopo, ä. ga-
luppo beiläufer, daher fr. galopin (in der thierfabd name des als boU
gerauchten hosen) wird dem ahd. hloufo nachgebildet sein. [Hierzu eint
beachtenswerthe randglosse Wacl'emagels : 'Galoppare möchte ich kaum
auf gahlaufan mit dieser hier so zufälligen und bedeutungsleeren vorsjßt
zurückführen. Vielleicht g&ho hloufen*? Es möchte dagegen zu erin$ierH
sein, daß grade der JRomane die bedeutungsleere der partikd, die er auck
sonst mehrfach aufnahm, am wenigsten fühlte, er liebte verstärkte worler.
Das wirkliche vorkommen eines compositums gählouf würde, versteht sieh,
entscheiden.]
Galoscia it., galocha sp., galoche fr. Überschuh; vom lat. gallica
parUoffely mit verstärkter form oder eigentlich mit vertauschtem sirffix, s.
Rom. gramm. II, 319. Das itdl. wort scheint aus dem franz. enUeh^,
in welchem g hier eben so wenig zu j ward wie in gal (gallus), Gaules
(Galliae). uindre leiten es von calceus, was die lautgesetze nicht gestatten,
oder von caliga, welches jedesfalls weiter abliegt als gallicus. Gleichbed.
ist das sp. haloza.
Garn b a it. sp. cot., pr. gamba in gambaut, pg. gambia, /r. jambe bein
vom knie bis zum fuß^ Schienbein. Neben dieser form mit anlautender
media stellt sich eine gleichfalls weit verbreitete mit anlautender tenuis:
ältsp. camba Alx., so auch pr. sard., churw. comba, vgl. alban. khembe.
Einer dritten form fehlt der letzte consonant: altsp. cama PC, gleichlauL
cot. beam., altfr. aber jame. Daß die tenuis der media vorangegangen^
camba älter als gamba sei, leidet kaum einen zweifcl; beide konnten nebenr
einander fortbestehen une it. castigare und gastigare, pr. cat und gat
Zwischen camba tmd cama aber ist es theoretisch zweifelhaft, ob b ein-
geschoben oder ausgefallen sei, ob man also camb oder cam als thema
anzunehmen habe. Die grundbed. von camba muß bug, kniebug gewesen
sein, wie andre bildungen desselben Ursprungs bezeugen: pg. camba rad-
feige (krummes holz), cambaio krummbeinig, altsp. encamar {$. v. o. en-
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I. GAMBAIS- GANTA. 155
cambar) beugen s. Sanchee eum Cüd, wohl auch bürg, (in ISerry) cam-
boisser hrümmen^ dsgl. nüat. cambuta hrummstab, das in der form cabuta
schon in einer urhmde v. j. 633 BrSq. n. 16 erscheint. Die wureel findet
sich auf lat. Sprachgebiete in cam-urus, cam-erus ifcr«mw, cam-era Wölbung,
cam-erare wölben (fr. cambrer), einfach im cdt. cam gebogen, gekrümmt
(iyinr. camineg radfeige, wie pg. camba), ihre weitere ausprägung in
eamba lag vielleicht schon im IcUein vor, da auch die griech. spräche
xauTnj hat und celt. cam airf älteres camb (vgl. Gambodnnnm u. a. geogr.
namen, Zeuß /, 76. 96) eurückzuführen ist. Aber gamba für ungula bei
Vegetius ü. F. ist ein undassisches tport. Vom deutschen hamma oder
wampa ist ganz äbeusehen. Zu gamba gehört noch sp. Jamba pfosten,
it. gambo stengd (bein der pflanze), nfr. jambon, sp. jamon Schinken,
düfr. ga mache beinbekleidung.
Gambais pr., dUfr. gambais, wambais, altsp. gambax Alx., altpg.
canbas SRos., daher mhd. wambeis, wambois, wambts, nhd. wams, im
späteren ndaiein mit schwankender endung gambacium, wanbasinm, fehlt
itd.; dsgl. pr. gambaiso, altfr. gambeson, wambaison, spätmlcU. gambaso
gambasonis ; ein den Oberleib bedeckendes kleidungsstück. Nicht von gamba;
caxf goth. vamba, ahd.' wamba (bauch) leitet namentlich der franz. anlaut
w. Was aber die endung betrifft, so ist ein ahd. wambaiz bei der Selten-
heit und Ungewißheit des Suffixes aiz, eiz nicht zu vermuthen, daher im
nm. ais das lat. acens, in gambois, mlat. wambosiam, eine unächte form
anzunehmen. Qayangos zieht ein arabisches etymon vor: gonb&z 'species
vesHmenti crassiy quo Collum tegitur^ Freyt. III, 298' (ohne wurzelverbum).
Gimbero it., sp. gdmbaro, altfr. jamble, npr. jambre, dauph.
cbambrö krd>s; von cammarns seekrebs.
Game IIa sp. pg., gamelle fr. hölzerne schüssel für matrosen oder
Soldaten; von camella trihkgeschirr (une noch im span.).
Gana it. sp. pg. cot. heßige begier. Es läßt sich nur behaupten,
daß es grammatisch zum ahd. geinön passe, dessen bed. den mund auf-
sperren m die bed. lechzen übergehen konnte, wie pr. badar, lat. hiare,
gr. xairiiv beide bedeutungen umfassen. Vgl. unten guadagnare.
Ganascia it., /r. ganache kinnbacken (des pferdes); wird mit recht
für ein augmentativ von gena gehalten, welches letztere die spräche früh
aufgab. Menage fuhrt auch ein ^p. ganassa an, von dem die Wörterbücher
nichts wissen.
Gancio it., sp. pg. gancho haken, vielleicht auch /r. ganse schlinge,
die als knqpßoch dient. Span, etymologen lassen gancho aus gr. ya^iipog
(eingdarümmt) entstehen, aber ps wird sich schwerlich in sp. ch verwan-
ddn: wohl pl in dem synonyinen napinvXog, womit aber das itäl. wort
unerklärt bliebe. Ungr. gants gleichbed. wird aus letzterem herrühren.
Ganta pr., noch itzt ganto, storch, kranich, wüde gans (ardea nigra
nach Honnorat), cdtfr. gante Og. 4266, gente BG. v. auca. Für dieses
wort hat man ein uraltes Zeugnis: Plinius 10, 22 sagt von den gänsen:
candidi ibi (in Germania), vero minores, gantae {al. ganzae) vocantur.
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156 I. GARBINO— GAROFANO.
Eine mitteUat. stelle ist: Gonspicit innumerabilem mnltitadinem avinm,
quas vulgus gantas vocat Mirac. S, Gentdfi, DC. Venant. Fort, mter-
scheidet ewischen ganta und anser, indem er gras, ganta, anser, olor ob
verschiedene gattungen msammenstelU. Daher das rom. ganta = ndd.
gante, ndl. gent, mhd. ganze, aM. ganazzo. Dem wäl. gunsce, gmk
erkennt MUdosich slavische herkunß zu. Der Spanier benutzte die hochd.
form gans eu seinem ganso (denn gänazzo hätte ihm eher ganzo (xfer
gandzo gegeben), das ihm auch als adjectiv dumm, dem Catalanen oh-
gefeimt, eigentl. sich dumm stellend, bedeutet] die gleiche Übertragung m
wcd. adj. lud dumm, vom ungr. lud, gans. — Eine ausführliche Unter-
suchung des Wortes bei Diefenbach, Orig. europ. 347 ff.
Garbino it. sp., garbin neupr. südwcstunnd im miUelländisdm
meere; leitet man richtig aus dem arabischen: hier heißt garb! wesüidi,
vom vb. garaba weggehen, untergehen (von der sonne) Fretft. III, 267'j
daher auch pg. garabia westen. Die ital. form a-gherbino scheint an
diese ardb. herkunft jsu erinnern,
Garbo it. sp. pg. anstand; vb. it. garbare anstand verleihen, sp.
garbar sich eieren; pr. nur garbier prahlerisch; vom ahd. garawf, garwi
schmuck, vb. garawan, nhd. gerben, ndl. gaerwen bereiten, schmücken, b
aus w auch im it. felbo von falawer. Schon Frisch I, 342*^ sagt: das
ücd. garbato schon, artig, gebutet etc. kommt von diesem verbo gärben,
sofern es mit Kleidern ausjsieren bedeutet; s. auch Schmeller II, 64. Das
bask. garbatu wird von der ssubereitung des flachses gd)raucht. Auch
an das formell weiter abliegende gr. yavqov stohe haUung hat man
gedacht.
Garbuglio it., sp. garbullo, ältfr. garbouil, grabouil lärmender
häufe, Verwirrung. Sicher ein compositum. Das erste wort ist wahr-
scheinlich von garrire schwatzen, das andre ohne eweifd von buUire brau-
sen, sbst. sp. bulla, it. buglione, cat. buUanga verworrenes geschrei.
Gargatta it., altfr. pic. gargate s. Boquef. und Brut I, 103, und
so churw. gargata, in Genf gargataine, im Jura garguelotte u. dgl., auck
bret. gargaden, attengl. gargate, sp. pg. cat. mit eingeschobenem n gar-
ganta gurgel; abgeleitet von gurges mittelst des Suffixes att utUer cinwir-
kung des naturausdruckes gargarizare gurgeln, sp. g&rgara gegurgd =
arab. gargara (vb.), vgl. it. gorgogliare, gorgozza abgeändert in gargagli-
are, gargozza. Auch sp. gärgola, fr. gargouille speiröhre der dach-
traufe unrd hieher zu stellen sein. Seltsam ist pr. gargamela gurgd, fr.
gargamelle bei Rabelais, noch jetzt lothringisch, vom gase, gamo, man seht
Dict. de Trevoux und Oberlin (Patois lorr.), vgl. auch pg. gorgomilos
(ph), sp. gorgomillera schlurf. Eine Zusammenstellung mundartlicher
mit garg gebildeter Wörter findet sich bei Honru>rat. Hieher wohl auch
pr. gargar ßinsprudeln?) M. I, 191\ 202\
Garöfano it., sp. girofle, girofre, pr. fr. girofle würznelk^; von
caryophyllum mit dem griech. accente in 7uxQv6q)vU.ov gesprochen, waL
aber carofil, garoffl.
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I. GARRA-GAS. 157
Garra sp. pg. kralle^ pr. garra hniebug? (vgl. sguarar couper le
jarrä GO.), Ufnous. jaro, genf. jaire. Daher it. garretto, aUfr. garret,
nfr. jarret, sp, jarrete, pg. jarrete Jcniebug, Jcniekehle; neupr. garrou
schweinshamme; sard, garroni = garretto; dsgl.fr. garrot gelenkt fuge,
kneM, sp. pg. garrote mit letzterer bedeutung. Vom hymr. gär Schenkel^
brä. gar sduefU>ein; vgl. Tcymr. c&mez g&r hniebug, bret. garan einschnitt.
BeriiJming der begriffe glied, gdenk, kralle lehrt oben artiglio. Weiteres
bei Diefenbach, Cdt. /, 129.
Garzone it., sp. garzon, pg. gar^ao, fr. gar^on, pr. auch gartz,
aUfr. gars kndbe, bursche, junggesell, fem. fr. garce liederliche dime.
Die vHHichste bedeutung dieses wortes^ das im nUaiein erst spät auftaucht,
war im oitfranB. nicht knabe, dafür brauchte man lieber danzel oder
yaslet, es hieß diener, handlanger, trossknecht, 0umal aber in moralischer
heeiekung lotterbube; auch der port. Codex Alfons. braucht gar^m in
ktsterem sinne SRos. s. v. Dagegen hieß das fem. garce ursprüngl. mäd-
chen, wohl auch dienstmädchen, ohne Übeln nebenbegriff (Le Glay eum
Baoul de Cambr. p. 166) und schon hieraus ist sm schließen, daß die
grmdbedeutung der mäntdichen form garzon die des lat. puer war, wie
auch die Wörterbücher des 16. jh. übersetzen, daß es aber, wie unser bube,
in iAlen sinn ausartete. In der mundart des Jura heißt noch jetzt gars
söhn, garge tochter, gleichfalls ohne schlimmen nebenbegriff. Was nun
sdne herkunß betrifft, so sind alle vorgebrachte deutungen bodenlos. Der
anlaut g iann deutschem w nicht entsprechen, da kein it. gaarzone statt-
findä, die jmweHen vorkommende prov. Schreibung guarso beruht auf un-
gemmigkeii; auch nicht bretonischem gw in gwerc'h Jungfrau (Pott,
Fcrsck 77, 347). Die gael. spräche hat freilich ein wort garsan, aber
aus dem franz., sie verumndelt oft das rom. on in ihr eigenes suffix an,
vgl caban, baran, bürdan, ladran, fr. chapon, baron, bourdon, larron.
Das wort erklärt sich wie so viele, die man in der ferne sucht, klar und
einfach aus dem lat. sprachstoff. Mit garzone nämlich ist augenscheinlich
gleicies Stammes it. garznolo herz des kohles, maü. garzoen knospe, von
cardaiiB (s. unten II. a), hiemach ist knabe etwas noch unentwickeltes,
knospe, butzen, Strunk, eine anschauung, die sich auch im it. toso, im fr.
petit trognon, im dtschen kleiner btttzel, im gr. xogog, im gael. gas aus-
spricht, ja das maü. garzon bedeutet außer knabe auch eine distelartige
pflanze und leitet dergestalt unmittelbar auf Carduus zurück. Wie willig
aber in Carduus die tenuis der media wich, bezeugt auch das lothr. gade
= carde, gadä = carder. — Ist nicht auch it. sp. garza reiher identisch
imt fr, garce mädchcn, indem man den vom köpfe zurückwallenden feder-
husch dieses vogds mit dem herahfdUenden kurzen haar eines kleinen
mädchens verglich? Oder soUte der itai. mundart, worin das wort am
reichsten gewuchert hat und woher es ausgieng, das feminin gefehlt haben?
Span, garceta heifit kleiner reiher und herabfallende haarlodce. über den
su)^dhaften arabischen Ursprung des Wortes s. Engdmann p. 81.
Gas ein luftstoff; von dem äUem van Helmont erfundenes, vielleicht
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158 I. GASALHA— ftAVETTA.
aus ndl. geest d. i, geist gebildetes wort (Adelung). Weigernd l 390
vermuthet vom deutschen gäschen schäumen.
Gasalha pr.j cdtfr. gazaille, fnlat. gasalia gemeinschafl, gesA-
Schaft (nicht gewinn^ wie Lex. rom. III j 449 bestimpU wird); dahin auch
pg. agasalhar und gasalhar (nach dem subst. gasalhado Lus. 2, 15 su
schließen), sp. agasajar, gasajar freundlieh aufnehmen, dUpg. agasalhar-
se com huma mulher sich verheirathen SRos. append. Vom oAd. gisello,
in älterer form gasaljo, nhd. geselle geführte, freund, vh. gotK salJMi,
ahd. gaselljan. In einer span. Urkunde v. j. 804 Esp. sagr. XXVI, 445
liest man: feci ibi presnras cum meis gasalianibus (theiÖwibem) mecun
commorantibus, worin gasalianes nach dem goth, plural gasaljans gefmd
sein muß. Menage erwähnt auch ein it. ghisello compagno; aus wdeker
mundart soll dies geschöpft sein? S. Rosa verzeichnet ein aUpg, gas-
yillado asodado, ioas vielleicht aus gasaillado verschrieben ist,
Gatto ü.j sp. gato, cot. gat, pr. cat, fr, chat, fem. gatta, gata,
cata, chatte, ngr. yaia kotze, fehlt dem Wdlachen, der mutze und pisfoe
dafür hat. Felis aber fehlt äUen; nur im picard. Wörterbuch wird fölc
als ein seltner ausdruck bemerkt und aus felis hergeleitet, uHkS hier mf
sich beruhen möge. Das neue wort ist at4ch durch die cdtischen tmi
german. sprachen verbreitet: ir. cat, kymr. cäth, ags. cat, aUn. köttr. £«
lat, c&tus kommt erst spät, bei Paüaäius und bei einem dichter vor (s.
Freund), ist aber vielleicht schon in cätolus enthalten, venoandt mi
cänis (Schwenck); bei Isidorus gut es noch für ein wort des gemmm
lebens: hmic (mnrionem) ynlgus catnm a captara vocant 12, 2, 38. Jht
herleitung aus captare, altrom. catar, ist indessen unstatthaft, da, abge-
sehen vom lat. catas für captus, auch im roman. sich die anlaute md
inlaute widersprechen, it, gatto und catare.
Gavela pg,, sp. gavilla, pr, gnavella GO., fr. javelle reiänkM
welle, handvoU ähren, span. auch häufe menschen (ebenso vol. gavella J-
Febr. 64). Grammatisch unbefriedigend ist die erUärung von Ffisch ws
dem dtschen gaufei; nicht besser die aus dem ahd, garba, detm r duldä^
wie schon unter gabella erinnert ward, vor b keinen ausfäU; unnöthig dk
von Menage aus einem hypothetischen capus als primitiv von capala&
Es kommt, wenn man die bed. handvoll aus handhabe oder griff folgern
darf, unmittelbar von capulus, umgebildet in capellus, capella, um so
wahrscheinlicher, cds ein fieupr. masc. gavel, pic, gaviau vorliegt;
ebenso verwandelte sich martulus, scrophula roman, in martellas, scro-
phella (6crouelle). Franz. j aber konnte aus lat. c entstehen, wie dies w
Jambe und geöle anerkannt werden muß. Im engl, gavel treffen gavela
und gabella (abgäbe) zusammen, gleichwohl scheint ^ je nach seiner be-
deuiung verschiedener herkunft. S. auch E, Müller v. gavel.
Gavetta it., sp, gdbata, /r. jatte hölzerner vwipf oder schüssd; von
gabäta eßgeschirr, ahd, gebita, mlat. capita, vgl. nord. jata krippe. Frans,
jatte aus gabata verhält sich lautlich u?ie dette aus debitnm. Pieari,
sagt man gate, norm, gade, jade, daher altfr. jadean. Aud^ sp. g^-
veta Schublade wird derselben abkunß sein.
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I. GAVIA-GECCHIRE. 159
Gavia sp. ein vogdj tnöwe; ist das lat gayia hei PliniuSy für
wdehes die bed. möwe nur auf vef^uthung beruhi, durch das roman. wort
aber gerechtfertigt wird. Daher die glekhbed. ablh sp. gaviota, pg,
gaiYota; sp. pr. map. gavina; it gabbiano, pg, gaiyao, letjderes eine
schwalbenari.
Qazza it.y gacha pr., besser pr. agassa, fr. agace eister, hrähe;
vom ahd. agalstra, was eine eweite ital. form gdzzera noch anschatdicher
madU; die Verbindung st stdlte sich romanisch durch z, c^ ss dar. Die
Flor, glossen geben agaza als deutsches wort und übersetsen es mit pica.
Zu merken ist noch die romagn. form argaza. Der sinn des deutschen
ä-gal-astra ist nach Grimm II, 367 der rauhschreiende krächeende vogd.
Gazzella ü.^ gazela sp.j gazelle, algazelle fr. ein säugethier im
Orient und Nordafrica; vom arab. gaz&l junge gaeelle Fretft. III, 274''.
Oazzetta it., gazeta sp., gazette fr. jseitung; eigentl. name einer
ital. münse (von gaza schatjg?), wofür man das eeitungsblaU kaufte. So
Minage und Ferrari. Nach Schmellers vermuthung aber ist gazzetta das
diminutiv von gsaxsL elster, indem die ersten aeitungsblätter etwa das
etMem des geschwätjngen vogels getragen hätten, Bair. wb. IV, 293. —
[Mahn p. 90 tritt Menage bei. Die ersten eeUungsblätter, bemerkt er,
ersehimen eu Venedig (1563?) und waren geschrieben; für die erlaubnis
^ £u lesen sohlte man eine gaaetta, daher der name dieser blätter, denn
sie konnten bei der dürftigkeit ihres inhcdtes nichts weniger als geschwäteig
genannt werden; auch sei es nicht wahrscheinlich, daß die Verfasser ein
solches emblem gewählt hätten, da man sich nickt leicht selbst verspotte. —
Dagegen möchte sich doch wieder einwenden lassen, daß was man für
eine bestimmte münsse kauft, schwerlich mit dem namen derselben benannt
worden wäre (dafür hatte man das suffix ata wie in derrata, quattrinata),
femer daß wenn auch nicht der Verfasser, doch das publicum eine seitung
füglich eine plaudertasche nennen konnte, weil ihre nachrichten oft genug
grundlos sein mochten.]
Gecchire it. in aggecchirsi sich demüthigen, sich unterwerfen {ait
gicchito demüthig, s. Perticari p. 300, giachito PPS. II, 176, maxi.
geechiss d. i. geecbirsi), pr. gequir, dUsp. jaquir überlassen, oMcat. jaqnir
erlauben, oitfr. gehir gestehen, sagen. Alle diese Wörter lassen sich auf
eins jmrüekbringen, das ahd. jeban aussagen, eugestehen, vgl. mhd. jehen
c. dat. einem den sieg euerkemien, sich überwunden geben. Ital. aggec-
chirsi, das Ciampi (zu dno) gegen die grammaiik aiAS abiettito (abjectns)
erklärt, bedeutet sich einem eugestehen, sich einem überlassen, h durch ch
vertreten wie in annichilare. Ebenso das prov. wort: qui tot non lor o
gic wer ihnen nicht alles jmsagt, überläßt Chx. TV, 344; se gequir de
ana ren sich von äwas lossagen. AÜcat. nos jaqnesca escapar er erlaube
uns jm entrinnen, lasse uns entrinnen RMunt. 114*". Am nächsten schließt
sich die bedeutung des aUfr. Wortes an die des deutschen: jehir ses pe-
cbi^ seine Sünden beichten Gar. II, 222; ist doch beichte, ahd. bigiht,
sdbst aus jehan entstar^en. Was die begriffsentuncklung betrifft, so ist
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160 I. GELDRA-GERGO.
besonders ssu vergleichen goth. gaknnnan sik sich bekennen, sich wikr-
werfen^ vTVOTOTTea&ai. *
Geldra i^. lumpenvolky pr. gelda, cdifr. gelde trupp besonders wm
fußvolk: trente milie de gelde triginta müia pedüum LRs. 15, vom niat.
gelda congregcUiOf dies at4S dem deutschen: ags, gild cuUuSy soddlUßs,
gegilde sodalis, ndd. gilde. A^Ach ein altfr. gueude findet sich (gii nd>m
g £f, b. in gueule, geule): la 80ci6t6 yulgairement appel6e gueude mu-
chande kaufmannsgilde^ s. MSnage. Von pr. gelda ist geldon lansm-
träger, daher ü. gialdoniere dass. ÄUit. gialda lanj^e erinnert swar m
goth. giltha sichelj hippe: man kann aber die waffe nach den leuten be-
nannt haben, die sie tragen, vgl. partigiana. S. auch Füomena ed. Cian^
p. 143.
Gengiva U. pg. pr., sp> encia, fr. geneive, und. gingie sahttfleisd;
von gingiya, mit abänderungen, um das sich wiederholende g eu bes^
gen, vgl. auch sard. sfnzia, pr. angiva, cot. geniva, fr. in Berry gendife
u. a. formen.
Gente altü. (wohl aus dem prov.), aiisp. gento (gente Mar.
Egipc. nach Pidci ist unrichtig, s. Janer 313^), pr. gent, fem. genta,
ältcat. gint, ginta, altfr. (noch in Berry) gent, gente artig, hübsch; vb.
agenzare, agensar, agencer gefallen. Fon gentilis mi^ jmrückgeßogenem
accent und weggefallnem suffix wäre nicht gegen die grammatik, man be-
denke sp. manso aus mansuetus u. a. Vielleicht aber findet sich m
näher liegendes wort. Buchstäblich passt nur genitus, worauf schon
Sanchee, Colecc. tom. III, vermuthäe. Homo genitus konnte einen numn
von fierkunft, einen eddn bedeuten, wie man einen solchen, aber minder
kühn, mhd. von geburt, fr. homme de naissance nennt, und hieraus
konnte sich die bed. artig entunckdn, die auch gentilis d. i. qui gentem
habet annehmen muffte. Vgl. Grandgagnage v. ajancener.
Gergo it., sp. xerga; it. gergone, fr. Jargon; altsp. girgonz Alx.
{gebildet wie vascuence =» vasconice), nsp. gerigonza kauderwälsch, roth-
wälsch, so pr. gergons ^vulgare trutanorum* spitabubensprache GProv.94.
Nicht unpassend nennt Charles von Orleans die spräche der thiere ein
Jargon, eine für wis unverständliche rede: il n*y a ne beste ne oyseau
qu'en son Jargon ne chante et erie. Altfr. sagte man für jargonner onc*
gargoner Roquef., Hob. le diabl. IIP. col. 1, altengl. gargoun HaUiw.:
hieraus folgt 1) daß trote dem pic. gergon (denn diese mundart pflegt
das gutturale g jgu bewahren) ga der ursprüngliche anlaut war, 2) dal^
das wort von Frankreich ausgegangen. Gleichwohl ist sein Ursprung nicU
sicher, wenigstens läßt es sich aus dem nord. jarg Salbaderei, wenn man
auf ga als dem richtigen anlaute besteht, nicht herleiten. Man sagt fr-
le jars jargonne der gänserich schnattert, allein die art der ableiiung von
Jargon aus jars läßt sich nicht klar machen. Es möchte also woU
gebildet sein aus dem roman. stamme garg (s. oben gargatta), so daß es
eigentl. gegurgd, widerliches unverständliches gerede bedeutete. Vgl. auch
das sp. guirigay .kauderwälsch.
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j
I. GEßLA-GflIAÖO. 161
Gerla t^., neupr. gerlo, oAtfr. geurle -KTC. 7, 220, jarle JSoj. trage-
horby eimer; von gernlns tragend, in den Casseler glossen gerala tina
^£M$ipar' (jmber).
Oesmino ä. {entstellt in gelsomino), ^.Jasmin, in der alten prov.
litteratur nicht vorhanden, neupr. jaussemin, gensemil, fr. Jasmin ein
siaudengewächs; vom pers. jäsemtn, auch arab. jäsamün, das Freytag IV,
514^ ds ein fremdes toort gibt
Gesta a., geste dUfr., wohl auch pr. gesta geschlecht, stamm. Lot.
gesta cds singutar g^aucht (man sehe Ducange) nannte das mütelalter
die tkaten eines vornehmen geschlechtes, sodann die beschreibung derselben,
die Chronik, endlichj vermöge einer Übertragung der Sachen auf die per-
sonenj die geschlechtsfolge, den stamm selbst. Altfr. beispide der beiden
letzteren bedeutungen sind: an (en) la geste est escrit Sax. II, 161; en
vielle geste le trueve Ton lisant Bom, de Boncev. p. 67; ClodoYs qui
commenga la bone geste NF, Jub, II, 19; la geste Mahom der stamm,
das Volk Mahomets Sax, II, 84; li varlet de haute gieste JEracl 3362.
Auch das aitsp. toort heißt chronik: aquis' conpieza la gesta de mio Cid
PC 1093,
Gettare, gittare it,, j|p. jitar, pr. getar, gitar, fr. jeter, sp. mit ab-
geäoßenem j echar, werfen; von jactare oder, wie der allgemeine über-
tritt des 2i in e vermuthen läßt, von ejectare, wal, ajepta. Sbst, fr. j e t
wurf, auch Schleuder, strick, pr. get, it. getto, geto. Zu merken ist pg,
deitar = /r. d^jeter, von dejectare, welches Gettius aus Mattius an-
fuhrt; die altere spräche aber kennt auch geitar. — [Diese deutung von
gettare aus ejectare, gegenüber der herkömndichen aus jactare, ist von
achtbarster seile bestritten worden, Sie kann sich aber unter andern dar-
auf berufen, daß im itaiienischen aus der lat. silbe act niemals ett oder
itt wird, und daß auch die wcd, form, (deren anlaut b, so gut jm lat, e
passt wie in alege von eligere «. a.) gleichfalls ein radicäles e zeigt.]
Gherone, garone U., sp. giron, pg. giräo, fr. giron, altfr. auch
gaeron esgs, gron Comte de Poit, p. 14 (so noch picard,) schooß, schleppe,
m der wappenkunst dreieck; aus dem ähd. gero, acc. gferun, mhd. g6re,
altfries, gare angesetztes keilförmiges stück in einem kleide, um es bau-
schig 8u machen^ von ggr speer wegen der cämlichkeit: ebenso nüat. pilum
vestimenti speer des gewandes, oder das in einem glossar (Crraff IV, 225)
mit ggro übersetzte romanische lansa. S. Grimm, Rechtsalt, 168.
Ghiado it. äußerste kälte, pr. glay schrecken, cat. erstaunen; zsgs.
pr. eat. esglay s. v. a. glay, altsp. aglayo; vb, it. agghiadare vor
kälte erstarren, altsp. aglayarse erstaunen, pr. esglayar erschrecken, nieder-
schlagen, cat. in erstaunen setzen. Prov. glay bedeutet auch schwort, von
gladius, vgl. die form desglayar tödten, neben desglaziar (mlat. degladi-
andi 'deoccidendV Class. auct. VI, 520''); auch altfr. glaive ist die tödt-
lide vHxffe und der tödtliche schrecken; it. morto a ghiado heißt erstochen
(com. parm. ghia stächet), agghiadare auch erstechen, niederhauen, pic.
a^ver umkommen. Schrecken oder kälte werden als ein herzdurchdrin-
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162 L GHIATTIRE-GHIGNARE.
gendes Schwert gedacht. Konnte aber it ghiado aus gladins entst^ien? durA
dissimüation allerdings^ da ghiadio mislautete.
Ghiattire und sghlattire i/., pr. altfr. glatir, ndat. glattire Dief.
Voc. lat, germ.j neufr, clatir, sp, pg. latir Uaffen^ beUen, anschlagen;
subst. pr. glat, wohl auch altfr. glai (lärm^ geschrei); naturausdrud wie
nhd. klatschen, ndl. klat-eren, gr. idaCeiv^ ylaüiv, lat. lat-rare.
Ghiazzerino it., sp. jacerina, pg. jazerina, pr. jazeran, aUfr.
jazerant, jazerenc, daher pg. jazeräo, paneerhemd aus Meinen ringen su-
sammengesetjst; npr. jaziran, bürg, jazeran halsband der weiber. Eigetd-
lieh ist das wort ein von seinem Substantiv getrenntes adjectiv, sp. cota
jacerina, fr. haaberc jazerant, vgl. pr. rausbercs fon jazerans daspanser-
hemd war von ringen. Le Duchat leitet es vom dtschen ganz-rinc, das
aber nicht vorhanden ist, Reiffenberg zu Chev. au cygne I, p. 71 tm
jaque acerin stahljacke, allein jaqne ist kein altes wort. Andre AaJen
an das einfache acerin oder an das altdeutsche tsam (eisen) gedacht, oht
über das vortretende j rechenschaft aibeulegcn. Span, jazarino heifU d-
gierisch, vom arab. gazätr Algier: bezog man etwa die besten geringeUen
Panzerhemden von dort? Covarruvias v. Argel versichert dies ohne be-
denken. Die Eist, de las guerras civiles de Granade cap. 8 kennt wenig-
stens eine jacerina labrada en Damasco. In Wolframs Willehaim 366j
12 aber fOhrt der könig der Berberei ein in Jaeeranz gearbeitetes panzer-
hemd mit sich: der kttnec von Barberie bräht ini einen hakpere: in
Jazeranz daz selbe werc worhte derz wol künde. Aus keinem aÜfr.
gedieht ist diese auffassung bekannt, die übrigens der deutung aus jazarino
zu statten kommen unirde. [Dieser deutung stimmt Engdmann bei, p. 83]
Ghignare und sghignare it. heimlich lächeln, sp. guinar, j>r. guinhar,
fr. guigner mit den äugen winken, seitwärts blicken, spähen, pg. gninar
von dem wege abweichen; sbst. it guigno, sp. guino, pr. gninh. Ent-
stehung aus dem ahd. winkjan winken (in welchem falle it. gh sieh ver-
halten muffte wie in ghindare für guindare) süzt ausfall des k zwischen
n und j vorauSy wofür sich kein zweites beispiel vorfindet: aus winken
ward vielmehr norm, guincher wie aus dem buchstäblich nahe liegenden
wenkjan altfr. guenchir, nicht guegnier. Da die picard. mundart nicht
winier, sondern guinier spricht, so ist es nicht einmal rathsam, den anlaut
aus ursprünglichem w herzuleiten und so kann denn auch das kymr. gwing
Wendung, unnk nicht in betracht kommen. Ags. ginian, aUn. gina, ahd.
ginen heißt gaffen: hieran konnte sich etwa die franz. bed. ^mit den äugen
verfolgen und daraus wieder die andern entwickeln, vgl. fr. b6er gaffen,
betrachten; aber der grundbegriff des rom. Wortes ist doch offenbar winken,
anlächeln, und so passt es besser zu ahd. ktnan, wovon ein altes glossar
sagt chinit ^adrisit^ Graff IV, 450, wiewohl übrigens anlautendes deut-
sches k bei folgendem vocal selten zu roman. media wird. Auch bask.
quenua, kheinna bedeutet wink, es fragt sich nur, ob es ein eingdHrtrenes
oder aus Spanien eingewandertes wort ist. Span, g härtet sich sonst
nicht zu bask. qn, aber die bildung hat roman. gepräge, vgl, bask. ceinna
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I. GHINDARE-GU. 163
= pr. senh, esteinua = pr. estanh. [SolUe vielleicht engl, sqnint et4
herücksichtigen seinP^ fragt Atzler, Man sehe das toart bei E. Müller^
Ghindare ü. (für guindare), sp. pg, guindar, fr. guinder aufwin-
den; vom ahd. windaji. Daher it. guindolo (emfar^ tn bindolo, trient.
binda), sp. guindola, fr. guindre winde, haspel u. dgl.; sp.^pg. guin-
daste, /r. gnindas und vindas, atds dem ndl. wind-as (windachse), daher
hret. gwindask, engl, aber windlass.
Ghiotto ü.^ pr. altfr. glot vielfraß, schlemmer; von glütus, wofür,
nach glnttire jn* urtheüen, auch gluttas staitfandy daher das roman. o.
Dsgl. it. ghiottone, sp. pr. gloton, fr. glouton, von gluto bei Festus
s. V. inglnyies; vb. it. inghiottire, pr. englotir, fr. engloutir ein-
schlucken, von gluttire. Aus derselben quelle ist pr. glot bissen, schluck,
und selbst das gewöhnlich von gutta hergeleitete it. ghiozzo, worin sich
tt in zz verwandelte.
Ghirlanda it., sp. pg. guirnalda, altsp. guarlanda, pg. guimalda,
grmalda, pr. cot. garlanda, fr. guirlande, altfr. auch garlande kranjs.
Ungeachtet der alten formen mit radicalem a scheinen die mit i ursprüng-
licher, da dieses in erster tonloser sübe leicht mit a, nicht leicht a mit i
vertauscht wird. Das suffix anda muß dasselbe sein wie im it. lavanda
oder im fr. girande, es setzt also ein vb. ghirlare voraus, das aber nicht
vorhanden ist. Schwieriger ist der anlatU. Ist g, gh, gn = g oder =
w? It. ghirlanda spricht für ersteres, aber nicht entscheidend, denn auch
m ghindare ist gh = w. Altsp. guarlanda zeugt stark für w, ein
störkeres zeugnis noch wäre ein altfr, wirlande. Geht man von g at4S,
so kommt man auf gyrus, woraus man gyrulare ableiten muß, girillare
(vmdm, gam winden) kommt im miatein vor und wird von Joh. de Janua
aus gyms erklärt. Allein warum alsdann nicht girlanda? Jault erinnert
an ags. gjrdan gürten, sbst. gyrdel, aber rom. i = ags. y ist sehr pro-,
blematisch und auch die bedeutung sagt wenig zu. Geht man von w aus,
so geräth man mit Frisch, unter Voraussetzung einer abl. wierelen, auf
mhd. wieren einfassen, unechten, schmücken, sbst. wiere eingelegte arbeit,
ring mit solcher arbeit, ahd. wiara Corona, crista. Oberitaiien besitzt
noch ein mit ghirlanda formell übereinstimmendes wort ghirlo vortex
(BiondeUi, Azzolini), vom dtscheti wirbel d. h. etwas das sich im kreiße
bewegt, aber die Übertragung auf kränz wäre kühn. Des Wortes herleüung
ist unsicher.
Ghiro it. ein säugethier, ratz, pr. glire, fr. loir Siebenschläfer; von
gtis ^ris. Abgel. fr. liron, sp. liron, pg. liräo mit ders. bed. Aus
einem dknintUiv aber scheint npr. greoule entstanden. Erwähnenswerth
ist in beziehung auf die des anlautes verlustig gewordenen formen ein
altes deuts€h4at. glossem lirun, 'glires\ bei Schmeller II, 472, der dabei
an das mundartliche leinl (kleine hasdmaus) erinnert, insofern dies aus
leir-lein entstelU sein könnte (leir unirde also wohl romanischer abstam-
mung seifn).
Gia tf^ sp. dUpg. ya, npg. pr. altfr. ja adverb, von jam; nfr. zsgs.
d^ä = i^. di gia.
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164 I. GIACO-GIGA.
Giaco it. (in einigen whb.), sp, jaco, fr. jaque (f.) hureer oberrod
der hriegsleutey daher unser jacke. Ein späteres wart wohl von sufäüigm
Ursprung; nach Ducange's vermuthung, die wenigstens die lauüehre nickt
verletzt wie die herleitung aus sagnm, von Jaque, dem namen eines häupt-
lings von Beauvais um 1368. Ein altes span. hei^nei an jaqae de sedt
bei L. de Äyala (gegen ende des 14. jh.)
Giallo it., sp. jalde, pg. jalne, jalde, jardo, fr. jaune gelh. Die
franjg. form^ urspr. jalne, ist offenbar von gälbinus {wal. gälbin), aus
jalne aber ward mit einer kleinen euphonischen Veränderung jalde, lomb.
giald. Ital. giallo erklärt sich mit minderer Schwierigkeit aus ahd. gdo
= nhd. gelb ais aus fr. jaune, vgl. a für e im aUit. gialnra von geh
kalte PPS. l 520.
Giara it.^ sp. jarra, pg. pr. jarra, fr. jarre großes gefäß mit swei
henkeln; masc.it. gia,rro, sp. j&rro, pg. jsltto krug u. dgl.^ vom arab. garnih
Wassergefäß Freyt. /, 260''. Im aUport. trifft man überdies die form
zarra SRos.
Giardino it., sp. jardin, pg. jardim, pr. jardi, gardi, jerzi, fr.
jardin, mdartl. gardin, dsgl. fem. pr. giardina garten; vom (xhd. garto
{gen. dat. gartin) oder, wom die bildung giardina fast nothigt, roman.
ableitung aus ahd. gart, ursprüngl. gard, umsäunung, goth. gards behau-
sung, womit auch gael. gart, kymr. gardd eusammentrifft, selbst aUfr.
jarz Er. En. 5694. Wal gard (mun) ist buchstäblich das goth. gards
und nebst atban. garde vielleicht (nach MiTdosich schwerlich) daher gü-
lehnt, wogegen gredine (garten) auf das gleichbed. alban. g^radfnf , serb.
grädina {von gräd festung, russ. görod) zurückgeht.
Giavelotto it. wahrscheiräich aus dem fr. javelot, alt garelot,
fehlt pr., bret. gavlod, mhd. gabilöt Wurfspeer; mit anderm sufjßx it. gia-
velina, sp. jabalina, fr. javeline, auch bret. gavlin. Außer der her-
leitung aus jaculum, gegen welche aber schon der aUfr. anlaut g «cfc «^
hebt^ sind ewei in bäracht zu eichen. Nach Grimm III, 443 nämlick
hat es seine quelle im engl, gavellock, ags. gafläc, einem compositum^
dessen erste hälfte sich in dem oitn. speemamen geQa wiedereufinden
scheine, die eweite das ags. läc (spiel) sein müsse. Pott, Forsch. II, 107
verweist lieber auf ir. gabhla speer, vgl. auch Diefenbach, CeU. I, 137,
Goth. wb. 11^ 402. Die js^ss. gaf-läc ist, ßumal neben den formen gafeloe,
gafeluc, altn. gaflok, allerdings nicht unzweifelhaft, das wort könnte so-
gar seinen grund haben im kymr. gafl-ach gefiederter speer, einem grcmt-
malisch richtigen derivatum at^s dem sbst gafl: wenigstens wäre das um-
gekehrte Verhältnis nicht wahrscheivlich^ da auslautendem ags. c (engl, k)
regelmäßig kymr. g, nicht ch antwortet (parwg, cög, dug = ags. parmc,
cöc, engl, duke u. dgl). Ohne etymologische bedeutung scheint die altfr.
nicht unhaußge form gaverlot Brt I, 296, sssgz. garlot GH. de Laie
p. 9 (19 Seh.).
Gigai^. ältsp.pr., gigue, gigle altfr. ein Saiteninstrument, nsp. gig»,
nfr. gigue ein tane mit musikbegleitung ; vom mhd. gtge, nhd. geige> dies
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I. GIGLIO-GIRFALCO. 165
vom starken vb. gtgen, s. Grimm 11, 47, Mutter^ MM, tcb. J, 511. Da-
her fr. gigot hammdskeule (wegen der ähnlichkeit), 5p. gigote gehackt
fleisch (nämlich von der hammetskeulCy wie Covarruvias bemerkt).
Giglio it., sp. pg. lirio, pr. Uli, liri, lis, at4ch lir LR. /, 408, fr.
lis, überdies piem. maü. liri, sard. lillu, cdtsp. lilio, churw. fem. gilgia,
mhd. gilge, schw£f. jilge, ilge, lilie. Ein bemerkenswerthes beispiel von
dissimilaiion: um dem tciederholten 1 amjsuweicher^, ward theüs der erste
dieser buchstaben in g, theüs der gweite in das verwandte r umgesetzt; gr.
hiQioy hat schwerlich theü daran. Die franz, mit s ausgestattete form
aber ist eine nominativische lilias, wie denn das wort auch im ahd. lilio,
mhd. gilge ais masc, behandelt ward. Der walach. ausdruck ist crin,
vom gr. xqivov. Vgl. Pott, Forsch. II, 99.
Ginepro U., sp. enebro, pg. zimbro (z ßr g selten)^ fr. geni^vre
wachholder; von juniperns. E oder i für u venäth frane. einfluß, vgl.
g^nisse II Cy daher auch ndl. jenever, dän. enebaer.
Gineta sp., pg. gineta, fr. genette, engl, genet, fehlt itcd., eine art
der viverra, in der Levante, bisamkatee. Im altpg. findet sich pelle de
janeta = edbettinas urk. v. j. 1137, s. Santa Rosa I, 472. Die neupr.
form ist chäino. Der name, den uns Menage aus faginetta = fouinette
deutet, wird wohi der Levante angehören.
Ginocchio i^., wal. genunche, sp. hinojo, oitsp. ginojo, pg. giolho,
joelho, fr. genou aus genouil knie; von genuciilam für geniculiim j^. b.
schon in der L. Sal. tit. 44, in Rothari Legg. u. s. w.
Giocolaro, giallaro it. gaukler, spielmann, von jocularius; sp.
joglar, jnglar, pr. joglar dass., von jocularis; it. giocolatore, altfr.
jogleor, nfr. Jongleur dass., von jocolator; vb.pic. jongier scherten, von
jocnlari.
Gioglio it., sp. joyo, pg. joio, pr. juelh unkraut; von lolium, vgl
wegen des anlauies giglio von lUinm. Aber auch it. loglio, arag. luello
u. s. w. Daher pg. joeira getreideschwinge das unnütze abzusondern.
Giorno it., pr. aUcat. jorn, fr. jour tag; von diurnum taglang
(nUat. jornos, z. b. in einer Urkunde v. j. 897 DC), das in einigen
sprachen Ober das klanglose dies die oberhand gewann: noch it. di, sp.
pg- pr. neucat. dia. Zsgs.it. soggiorno, altsp. sojorno Rz., pr. sojorn,
fr. s^jonr airfenthält u. o.
Giovedi it., fr. jeudi, pr. cot. dijous donnerstag, von Jovis dies,
die« Jovis; sp. jne|ve8, pr. auch Jons, vom genitiv Jovis, wal. joi, ven.
romagn. zobia. Dcrfur pg. qninta feira wie ngr. Ttifimri und mhd.
pfinztae, man sehe über letzteres so wie über diese art, die tage zu be-
nenneny SchmeUer I. 321.
Giraffa it., sp. girafa, fr. girafe kameelparder; vom arab. zarrSfiah
Fre^. II, 234\
Girfalco, gerfideo it., sp. gerifalte (aus dem franz.), pr. girfalc,
fr. geiiant; mlat. gyrofalco, a gyrando, qnia diu gyrando acriter prae-
dam insequitnr Albertus M. s. Ducange, nicht von eitlem dtschen gir.
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166 I. GIRO-GIULIVO.
geier, welches woM selbst erst aus gyrare herrührt. Jenes «iwÄ^rArct/kn
der rauhvögel heißt sonst auch it, ruota, ven, ronda; das gr. tuqxoq be-
deutet darum 1) ring, kreiß, 2) falke. Da ein andrer stoßvogd den
namen sagro trägt (s. unten), so construierten andre für girÜEÜco ein
etymon hiero-falco.
Giro it., sp. giro, pr. gir kreiß, unüauf, umfang; von gyrns. ÄÜfr.
findet sich plur. gires geburtswehen QFA. 783, vielleicht von den drekun-
gen des kindes bei der geburt so genannt, mundartlich (in Berry) girande,
gerente kreißendes weib (womit also der sinn des deutschen wortes eu-
sammentrifft, wenn es von kreifs, nicht von kreisten d. i. stöhnen her-
kommt). Daher vb. it. girare ff., altfr. girer sich im kreiße drehen,
nüat. gyrare L.Alam.; it. girdndola, sp. gir&ndala, fr. girandole feuer-
rad, von einem verlorenen giranda, entsprechend dem erhaltenen fr. gi-
rande; fr. gironette Wetterfahne für girotette {vgl. it. girotta), nichi
durch on erweitert aus girette.
Ginbba, ginppa it., sp. al-juba, i>r. jnpa, /r. jupe, dsgl. mit i
com» cremon. gibba, mail. churw. gippa^ mhd. gippe^ Joppe; abgel it.
giubbone, sp. jubon, pg. jubäo, gibäo, cat. gipö, pr. jubo, fr. jupon,
auch wai. zubeä ein kleidungsstück, jacke, wams. Die span. form ßhrt
auf arab. algnbbah (al-gobbah) baumwoUnes Unterkleid, in einem wb. aus
dem ende des 10. jh., s. Gol. 460 y Freyt. I, 238''. Das radicale i in
mehreren mundarten hat vielleicht nur im fr. n seinen grund. IRdtGr
auch sp. chupa jacke, weste, it. cioppa langes oberUeid der frauen? Unser
deutsches schaube, früher schuba, hat dieselbe quelle, Schmeller III, 306.
Ginbetto, giubbetta it., fr. gibet galgen, daher engl, gibbet. Die
ital. form weist sich deutlich aus als diminutiv von giubba, so daß es
ursprüngl. den strick um den hals bedeutete, Jäckchen, kollerchen, kragen.
Durch einen ähnlichen schere bezeichnet der Spanier mit jnbon die strafe
des Staupbesens, da sie den rücken trifft. Über i aus u vgl. g^nisse H. c.
Giubilare t^., sp. Jubilar frohlocken, jauchzen; von jubilare ein
wildes geschrei erheben, die rotnan. bedetUung auch in unserem jubeln, ju-
bilieren. Aber Sardinien legt seinem giuilare noch die alte bed. rufen,
schreien bei (chiamare, gridare, s. Spanu voc. sard.) und construiert es
auch mit dem acc. wie der Laieiner sein jubilaje. Dcusu Rom. granm.
I, 19.
Giüggiola it., sp. jujuba (in einigen wbb.), fr. jujube brustbeere;
von zizyphum. Das üblichere span. wort ist azuJEEiifa II. b.
Giulebbe i^., sp. julepe, pr. fr. julep ein kühUrank; vom arab.
golab, dies vom pers. gul rose und Sb wasser, also rosenwasser, s. Gel.
518, Freyt. I, 290\
Giulivo it., pr. altfr. joli für jolif fröhlich, nfr. joli, sp. juli Canc.
de B. artig, hübsch; vb. altfr. j oliv er, jolier sich freuen und andrt
abll. Nicht von jovialis, es ist ein von der Normandie ausgegangenes
wort, altn. jol freudenfest zur Weihnachtszeit, schtved. dän. jul weihnaehts-
fest, goth. jiuleis julmonat.
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I. QIUNARE-GIUSO. 167
Gianare Ä., wäl. azunä, sp. aynnar, pg. jejuar, pr. jeonar, fr.
jeAner fasten; van jejunare hei TertuUian. In aynnar ward a vor
[jeljunare gesetzt vgl. a-yer aus heri, in jeüner fiei j aus. Für it giunare
ist ühlicker diginnare mü fast bedeutungslos vorgesetzter partikel, pr. eat.
dejonar, a((;. digiuno, dejun (jejunus). Eine andre ess. ist fr. döjeüner,
pr. desdejonar, sp. desayanar^ wal. dejunä frühstücken^ eigentl. fasten-
brechen wie engl, break-fast.
Giunchiglia it.^ sp. junquillo, fr. jonquille eine art narcissen;
von jnncus, weü sie binsenartxQe blätter hat^ narcissus juncifolius. Daß man
nicht giunciglia bildete, zeigt eine spätere entstehung des Wortes an, aber
man behandelte juncetnm auf dieselbe weise, indem man giuncheto sprach.
Giusarma it., pr. jusarma, dttfr. jusarme und zuweilen gisarme,
gisarne Alex. 289, 29, wie altengl. gisarm, gysarn cet., dsgl. mit guttu-
ralem g aitfr. guisarme, pr. gasarma, auch altfr. wisarme, visarme (letz-
teres PDuch. ed. M. p. 146, aber jusarme ed. G. et L. p. 67), wozu altsp.
bisarma stimmt; bedeutet eine leichtere waffe, vgl. die stelle falces, gisar-
mas, cultellos et alia arma minuta DC. v. gisarma, und zwar eine schnei-
dende, z. b. a nuit, fet il, la teste m*oste ä eeste jusarme trenchant
KFC. I, 19. Des. Wortes herkunft liegt noch im dunkeln, die verschiede-
nen formen sind für seine aufhdlung nicht förderlich, doch lohnt es der
mähe eine deutung zn versuchen. Man bemerkt es öfters in geseUschaft
von falx, ÜEtuchon, faussart, s. Ducange u. Boquef. I, 725, so daß es eine
sithd' oder säbelartige waffe zu bedeuten scheint. Falx, falcastrum wer-
den ahd. mit get-isam ßäteisen) übersetzt, s. Docens MisceU. II, 231,
ScUettst. glossen 6, 237, und dies konnte sich leicht in get-sdma gisdrna,
durch umdeutung mit arma (waffe) in gisarma verwandeln. Zur form
wisarme, die übrigens kaum vorkommt, mochte der übliche Wechsel zwi-
schen gu, g und w in andern Wörtern verführt hohen (guivre givre wivre,
gachiöre jachiöre waqui^re). Aber warum soll das wort nicht aus dem
gallischen gaesum und arma zu^sammengesetzt sein? Weil diese Zusam-
mensetzung schleppend und pedantisch wäre, wie denn auch arma nie in
eine solche interpretierende Stellung eintritt. — [Wie problematisch die
vorstehende etymologie sein mag, so sind es die späteren doch nicht minder.
Gachä p. 242 glaubt gisarme in gysarum, das im englischen mittellatein
vorkommt und ein kurzes schwert bedeuten soll, wiederzuerkennen, indem
er es für eine Verlängerung von gaesum hält; diese Verlängerung wäre
seltsam genug. Diefenbach, Orig. europ. p. 353, denkt sich unser wort
aus gesara (s. unten gtee IL c.) entstanden, doch amh bei dieser an-
nähme bleibt die buchstäbliche fortbildung ungerechtfertigt, wenn man nicht
arma zu hülfe ruft^
Giaso it., abgekürzt giü, oitsp. yuso, ayuso und jus Alx., altpg.
Juso FSant. p. 531, pr. jos, jotz, jus, altfr. jus, wal. diu ios, partikel
ßr lat. infra; von deosum für deorsum, im frühen mlat. bereits josum,
jusom wie jomus von diumus (et pausant arma sua josum L. Alam.),
im altsp. noch dinso: de parte de diuso de la cabeza Cabrera II, 703.
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168 I. GIUSQUIAMO-GOLPE.
Giusquiamo ü., $j). josqniamo, fr. jusqaiame (f.) bäsenkraut;
von hyosciamus (voaxvafAog) schon bei Pätladius entstdU in jusqniamos.
Die JcefUtenuis in diesem worte ist at48 dem griechischen.
Giusta und giusto ü. (ebenso contra, contro), pr.jostA, of^r. joste,
juste; von juxta, roman. auch für secundum gebraucht wie bereits m
classischen und häufiger im mitteUatein. Daher vb. it. giustare, gio-
strare, 5p. justar, pg. justar, pr. jostar, justar, fr. jouter, alt joster,
jaster 1) vereinigen, 2) zusammentreffen mit den wa/fen, jntsammenstofienj
tumieren; sbst. it. gio8tra,i)r. josta, justa, /r.joute tumier, mhd. tjost,
mndl. joeste. Nach Ferrari u. a. von justa in dem sinne von pugna
parium s. aequcHium. Die grundbedetdung hat sich am besten in der
mundart von Berry erhalten: mon champ joute au sien gräwt oder ^fi
daran. Zsgs. pr. ajostar, fr. ajouter vereinigen, beifügen.
Gobbo it., churw. gob buckel, fr. gobin bucklig; von gibba, gib-
bu8. Das kymr, gob JMufe, dämm liegt mit seiner bedeutung mehr ah
als das lat. gibbus mit seiner form, denn hier ist nicht zu übersehen^ da^
das frühere mlatein häufig mit y gybbus schrieb (gr. ycvtpog) und gemf^
auch sprach (z. b. Gl. Cass., Gl. bibl. Haltemer p. 227'', Gl. lAnd^tbr.);
ein vocabularius hat gradezu mit u = rom. o gupiös ^hover (höcker)
Haupts mehr. III, 373.
Godere und gioire it., cdtpg. gouvir, pr. gaüzir, jauzir, fr. jouir,
pic. se gaudir sich freuen, genießen, von gaudere; sbst. pg, goivo, pr.
gaug und joi, wald. goy freude, dsgl. fem. it, gioja, sp. joya, pg. pr.
joia, fr. joie freude, kleinod (sp. pg. letzteres, fr. ersteres, it. pr. beides),
von gaudium, pl. gaudia; abgel. it. giojello, sp. joyel, pr. joiel, dUfr.
joel, nfr. joyau juwel, ndat. unrichtig jocale für gaudiale oder besser für
gaudiellum. Hieher auch pr. jauzion, fem. jauzionda, von gandibun-
dus bei Aptdejus und im mlatein, noch jetzt Jausion als familienname
im Süden Frankreichs.
Goffo it., sp. gofo, fehlt pg., fr. goflfe plump, tölpelhaft, Hai. auch
plump gearbeitet, mdarü. engl, gof, guff HdUiw. Ist es CMch enthalten
in der Isid. glosse bigera ^vestis gufa vel vülata, wo es grob zu bedeuten
scheint, so ist uns seine herkunft gleichwohl verborgen. Man hat an gr.
yc(jt)q>6g dumm, stumpf erinnert; ganz unstatthaft leitet es Frisch vom
dtschen gauch geck; aber bair, goff dummkqpf kann Zusammenhang nut
dem roman. worte nicht verläugnen.
Golfo it. sp. pg. meerbusen, daher fr. golfe, pr. golfo, das eigent-
liche fr. wort ist gouffre (m.) dbgrund, Strudel, eine auch dem span. worte
nicht versagte bedeutung s. Covarruvias. Auch dieser Schifferausdruck ist,
wie mancher andre, au^ dem griechischen : von xdlnog (meerbusen, hofdung)
ward 7t aspiriert, was z. b. auch in trofeo*vo» rgoTtalov geschah^ und'
schon ein altes glossar gewährt xohpog 'sinus s. Ducange, Gloss. graeam.
Die niederl. spräche hat gulp, golf, veraltet golpe, golve strudd, fhäh.
Golpe it. (flor.), so auch dltsp. im Alex., chw. guolp, golp, daher
altsp. gulpeja Bz., aUfr. goupille, gourpille, gewöhnlich masc. goapü,
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I. GOMONA-GORDO. 169
gourpil, nmndarÜ, wourpille, werpille, werpil fuchs; vb, altfr. goupiller
sich verkriechen icie der fuchs^ sich feige benehmen; nfr. gonpillon tcedel,
eigenä. fuchsschwaws. Wegen der vorliegenden behandiung des anlaiutes
in Ynlpes s. Bam. grcmm. /, 288. Prov. blieb volp unverändert. Andre
namen des fcibelberühnten ihieres sind: fr. renard, pr. guiner, cot. guineu,
sp. raposa, zorra, aUsp, marota (nach Seckendorf), gulhara Rg.y sard.
margiani (vgl. neugr. fiagyiokog verschlagen)^ mazzone, lodde^ occit man-
dro bei Gouddin.
Gömona, gömena, gumina »7., gümena sp. pg.^ goumene /r.. tau,
ankertau; nach Muratori und alteren etymölogen vom ardb. al-gommal
sckiffseü (?).
Gonfalone it., aUpg. gonfaläo, pr.'oZ^r. gonfanon, w/r. gonfalon
iriegsfahne; vom ahd. gundfano, dies von gundja kämpf fano tt4ch. Auf
die form mü anlautender tenuis cundfano weist piem. sp. confalon, pr.
coofano, aUfr. confanon, sie. cunfaluni, ven. confaloniero.
Gonfiare it., fr. gonfler, wal. gnnfk aufblähen; von lat. conflare
ßir inflare (neupr. mit tenuLs coufld): intestina conflata für inflata Coel.
Aurd. Adj. it. gonfio, in Genf gonfle = fr. gonflä, wie daselbst auch
enfle für enM gesagt wird, dsgl. bürg, gönfle, neupr. coufle. Auch npr.
gofe voUgestopßy goufA blähen, bauschen, genf. goffet dick, fett, scheinen
kidier zu gehören und nicht zu goflfo.
Gonna it. weiberrock vom gürtel bis zur ferse reichend, aitsp. gdna
Ccmc de B., und so pr. gona, äUfr. gone rock zumal der mönche, ndat.
gonna beim h. Bonifacius, mittdgr. yovya s. v. a. diq>9^iqa feil, Meid von
fdl, aUban. gune mantel, rock. Varro L. L. kennt gaunäcum zottige decke
oder bddeidung : der wegfäll der letzten silbe . (wie im it. chiasso aus
classicnm, im ältfr. rüste aus rusticus) läf^t sich zugeben; im ital. aber
ist es nicht üblich, das auf lat. au gegründete o durch doppdconsonanz
SU kürzen, auch würde der Provenzcde lieber gauna gesagt haben. Eben
so wenig ist es von yovva: umgekehrt wird dem Neugriechen das rom. o
oder lat. n zu ov (ßovXa, ftiavT^og, xovna, aovna, ßovQTta = it. boUa,
mozzo, eoppa, fr. soupe, brosse). Es fragt sich nun: ist kymr. gwn =
engl, gown acht cdtisch? Sonst kann dies nebst seinem dimin. gynnel
recht wohl aus gone, gonelle entnommen sein wie etwa fwl aus fol. Der
Ursprung des Wortes ist also noch aufzuklären.
Gonzo, engonzo pg., sp. gonce, gozne, fr. gond, pr. gofon für
^nfon thürangd. Nicht alle gleiches Ursprungs: gonzo könnte von con-
tus spieß, freilich mit einer nicht gewöhnlidien schärfung des t herrühren;
^ofon fuhrt auf gomphus pflock, im mlat. häufig gebraucht, vom gr. yo^uqpog;
gond neigt sich mehr zum ersteren worte, ist aber wohl, mit hinsieht auf
das gldchbed. lothr. angon, von ancon haken.
Gordo sp. pg., gort pr. dick, fett, ältsp. einfältig, stumpfsinnig, fr.
gourd steif, ungdenk; vb. gourdir (Nicot) und engourdir erstarren
machen; vom lat. gurdus bei Laberius nach GeUius zeugnis, auch von
QukUiUan erwähnt, der ihm die bed. stolidus beilegt und die sage mit-
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170 ' I. GORGO— GRADO.
theil4y es sei aus Spanien getcommen, ex Hispania doxisse originem au-
divi; in glossaren übersäst mit obtusus, surdus, inutilis, stuUuSj s, Bm-
cange. Über seine spuren im baskischen Dieferibach, Orig. europ,p.36i
Die verwandtschaß der begriffe dich und dumm berührt Rom, gramm. 193.
Dem Italiener, selbst dem Sarden, feMt gordo; jener hat ein cowipos. In-
go rdo gefräßig, unmäßig, übermäßig, welches Mhiage unstatthc^, tretl
der gefräßige fett werde^ aus gardus herleitet: was soll alsdann die su-
sammensetzung mit in? Es scheint vielmehr aus in gargitem 'in die gur-
gele hinein entstanden, vgl. denselben fall beim altfr. adj. enfrum H, c,
und das it. vb. ingordarsi gefräßig sein, buchstäblich das lat. se ingnr-
gitare sich überladen.
Gorgo it., pr. altfr. gorc, gort, nfr. gour strudd; dsgl. it. sp. pr.
gorga, mit palatalem g it. gorgia, fr. gorge strudd, Schlund, gurgd;
von gurges, dem nur die erste bedeutung zukommt. Gurga für gurges
bei den feldmessem (Cas. litt. p. 330). Prov. gorgolh von gurgulio,
vb. it. gorgogliare u. s. w.
Gorra it. sp. pg., sp. auch gorro eine art mütaen; von unbdcamder
herkunft. Die grundbedeutung mag band oder binde gewesen sein, da
das ital. wort auch weidenjnoeig, das port. auch binsenstrick heißt, etn
altfr. gorre (bei Roquef.) mit ruban übersetzt wird. — [Mahn p. 15
leitet es mit bestimmtheit aus dem bctök. gorria roth, als einer liMings-
färbe für dieses kleidungsstück bei deti Basken.]
Gota it., pr. gauta, fr. joue (daher woÜ engl, jaw, altengl. jowe,
wie auch E. Müller vermuihet) kinnbacken, wange; in mundarten \ ßr vi^
cat. galta, moden. golta (trient. gouta), chw. gaulta ; der Spanier hat nur
g altera backen am heim. Bei der erklärung dieses wofies gut es um
den prov. diphthong au, woraus o, al, ou hervor giengen; gauta ist Id.
gabata, nüat. gävata js:sg£:. gau'ta, tcie parabola paravola parau'la er-
eeugte. Gabata bedeutet eßgeschirr [occ. gaoudo) und so verräüi gaute
eine der Volkssprache durchaus gemäße auffassung menschlicher körpertheik,
die at4ch in andern Wörtern begegnet. Das der lat. form noch näher tre-
tende dem fr. joue gleichbed. bret. ge^ved (fehlt kymr.) muß jeden jsweifel
an der richtigkeit dieser herleitung beseitigen.
Gotta it., sp. pg. gota, fr. goutte gicht, wal. gute, it. gocciola
schlagfluß; von gutta, dtsch. troph Vocab.opt. p. 4l\ tropfen 'apoplexid
wb. v. 1446 bei Schmeller 1, 499, vgl. Frisch II, 389', so genannt, ml
man die Ursache dieser kränksten gewissen aus dem him herabfaUenäff^
tropfen zuschrieb. S. auch Ducange s. v.
Gracco, gracculo, gracchiart., sp. grajo, graja, pg. gralho, gralha,
pr. in letsfterer form und so altfr. graille dster, dohle; von graculus, ndaL
gracula.
Gracidare ü. quaken (vom frosch), sp. pg. graznar krächscH
(vom raben); lehnen sich dem lat. crocitare an.
Grado it. sp. pg., pr. grat, fr. gr6 belieben, dank; von gratum ge-
fäüigkeit. Zsgs. it. mal grado, pr. malgrat, fr. malgrö schlechter dwnk,
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I. GRAFFIO— GRANJA. 171
adverbial gewöhnlich mit unterdrückter präpos. (a) malgrado ff. zum unr
dank, wider willen, snim trotz, vgl, laU male gratus nicht recht dankbar.
Vb. it. gradire, pr. grazir zu dank aufnehmen, freundlich aufnehmen;
zsgs. it. aggradire, aggradare, sp. agradar, pr, agradar, agreiar, fr.
agrfer genehmigen, gefallen, von a grado u. s. w. zu danke; ac^j. it. aggra-
devole, sp, pr. agradable, fr. agr6able angenehm, lieblich.
Graffio it., sp. garfio und garfa, pr. grafio haken, krdUe; vb, it.
graffiare, bürg, graffiner (sbst. graffin) kratzen; zsgs.fr. agrafe Jclam-
mer; it. aggraffare, sp, agarrafar, engarrafar, waUon. agrafer ergreifen.
Gewöhnlich hält man graffio für das lat. graphium griffet, aber die bed.
haken widersteht. Diese bedeutung aber findet sich im ahd. krapfo, krafo,
w<^ür auch krapQo, kraQo zu vermtähen ist. Ihm geht zwar auch ein
hymr, craf oder crap zur seite, bei dem sicJi aber das dem stamme ange-
fügte i in graffio minder leicht würde erklären lassen,
Grama sp. romagn,, it. grdmola, pg. gramadeira hanßreche,
sp, gramilla Schwingmesser, hanfschwinger; vb. pg. gramar, romagn.
gramg hanf brechen, sp, gramar teig kneten, it. gramolare mit beiden 6c-
deidungen. Entsprechend bair. gramel, gramein = gramola, gramolare.
Nach Frisch I, dTT" von carminare, nicht gegen die lautgesetze. Vgl.
mich Diefenbach, Goth. wb. II, 425,
Gramo it., pr. gram, cdtfr. gram, graim Älexs. 26 betrübt; sbst.
aUfr. graigne Antioch. I, 68; vb. it. gramare, altfr, gramoier, gre-
moier betrübet; vom aJhd. gram erzürnt, unmuthig, gram! erbittemng,
gramjan, gramen aufreizen. Dieselbe wendung in den bedeutungen nahmen
2, b. das nhd. gram und das pr, ira kummer,
Grampa ü. kralle, aggrampare häkeln, fr, crampe krampf, eram-
pon Hammer, bürg, so crampir sich anklammern, altfr. cranpi zusammen-
gekrümmt Ren. I, p. 52; vom ahd. cramph gekrümmt, nhd. krampf.
Grana it. sp. pr\, pg. graa, altfr. graine ein färbestoff, Scharlach-
oder färbebeere, coccus üicis, dsgl. scharlachfarbe, scharlachtuch, im span.
auch Cochenille (coccus codi), mlat. grana, mhd. gran; von granum kern,
wie gr. xojtxog kern, Scharlachbeere, Scharlach.
Granchio, grancio it., cranc pr. cot., auch kymr. cranc, bret.
krank, waJlon. cranche krebs, fr. chancre krebsgeschwür ; umgestellt aus
lat, Cancer cancri. Eine abl. ist pg. granquejo und mit eingeschobenem
a garanguejo, span. aber cangrejo, gleichsam cancriculus. Daher auch it.
grancire anpacken, ergreifen?
Granit 0 ü,, sp. granido, fr. granit ein harter stein; von granum,
wen er mü kömem durchsetzt ist, partic. des roman. vbs. granire kömicht
machen.
Gran ja sp., pg. pr. granja, fr. grange scheune; dgenÜ. komboden,
vom adj. granea, schon im frülisten mlatein gebraucht: si enim domnm
infra cnrtem incenderit aut scuriam aut graneam vel cellaria L. Alam.
81, 2. Äußer granea begegnet auch granica: ad casas dominicas, sta-
bolare^ fenile, granicam cet. L. Baiw. 1, 14, sicher das dUfr. granche,
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172 I. GRAPPA-GREPPIA.
pr. granga. Die spedell span. bedeiäung ist meieret, daher vb. gran-
gear betmrihsckaften, bauen, pflegen.
Grappa i^., sp, pr. grapa Mammer, kralle, masc. it. grappo das
zugreifen, pr. graps 'manus curva GProv^ 40", sp. grapon dass.; fr.
grappin anker, ven. grapeia Uette-, t;6. i^. grappare, aggrappare, norm,
grapper, pic. agraper packen (agrape, wallon. agrap = fr. agrafe). Ym
ahd. krapfo, nhd. krappen, vgl. kymr. crap. -Zw demselben stamme beiemd
sich it. grappo, grappolo, fr. grappe, cUtfr. pic. champ. crape traubm-
kämm, traube u. a., ndl. grappe, krappe KU., engl, grape.
Grass 0 it., sp. graso, pg. graxo, pr. chw. wal. fr. gras adj. fäi;
von crassas, mlat. grassus, vgl naxog grassitudo Gl. gr. lat. ; aber mtck
it. pg. crasso, sp. craso, crasio, fr. crasse dick, grob.
Grata it., sp. grada, pg. grade (f.) guter, sp. pg. auch ege, Ü.
gradella geflochtener fischbehalter; von crates. Aus dem dimin. craticoU
(ndat. graticula Hattemer I, 246'') entstand fr. grille, gril, maü. greDa
rost, gitter, vb. fr. griller rösten, eigentl für graKlle graille (wegen des
neufr. i aus altfr. ai s. chignon und grignon IL c), altfr. sond auA
grail Jubindl Jongl et trouv. 133, vb. graelier GVian. 2744, graaiUier
Brt. I, p. 166, NFC. II, 101, dsgl greYslier DMce. p. 130, noch jdd
in Berry gräler.
Grattare it., sp. pr. gratar, fr. gratter kratzen; vom ahd. chrazön,
ndl. krat-sen u. s. w. Daher fr. gratin scharre, ^gratigner hraJteen,
ritjsen, dsgl. mit seltnem sufflx it. grattugio, dauph. gratusi raspd,
reibeisen, vb. it. grattugiare, pr. gratnzar, altfr. gratuser.
Grena sp. verwormes haupthaar, so auch pg. grenha, aber pr. gren
(m,) bart; daher altsp. grefion, grinon Bc, Älx. s. Sanchez gloss. und
Ochoa p. 669", pr. altfr. grignon, grenon, guemon bart sowohl der Ober-
lippe UHC des kinnes: pr. los grenons loncs sobre laboca Jfr. 64''; aiifr.
ä son menton n'avoit ne barbe ne grenon Fl Bl p. 89. Granns hat
schon Isidorus: videmus granos et cinnabar Gothonim; granones, gre-
nones das spätere mlatein. Das wort ist über das deutsche gdnet ver-
breitet, z. b. ahd. gran (f.) pl grani übersetzt mit grenones, mhd. gnai
(f.) barthaar der Oberlippe, nhd. granne Stachel der Öhre, altn. grön bari
u. s. w.; aber auch dem celtischen bekannt, z. b. gael granni langes haar,
kymr. grann cüium, paJpebra. Es konnte indessen kaum ausbleä>en, da^
man das lat. crinis mit dem detäsch-cdtischen worte verwechselte, indem
man altfr. crenu bemähnt (von pferden, vgl crin rosshaar) unbedenklidi
grenu und guernu schrieb (s. Gachet 246^); selbst die obigen formen «itf
radicalem i, wenn nicht die mit e, zeigen einmischung des lat. Wortes an.
Eine handschrift des Papias gibt daher auch crinones ßr grinones. Vgl
GHmm, Rechtsalt. 283, Diefenhach, Goth. wb. I, 317. II, 427; Orig,
europ. 363.
Greppia it., mdartl creppia, pr. crepia, crepcha, altfr. crebe
Roquef., greche Buteb. II, p. 6, nfr. ergehe krippe; vom ahd. krippa
krippea, wdcJie letztere bei Graff nur einfach belegte form, n(Mch deri
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I. 6RETT0-GRIS0. 173
romamschen eu schließen, die älteste oder üblichste gewesen sein muß,
auch aUs. cribbia. Prov. crupia, piem. ven, grupia, gen. groeppia, romagn.
gropia schließen sich dem ndd. krnbbe an, s. Brem. wb,; die bask, spräche
hesUgt das gane ähnliche khorbua. Der Spanier bewahrt das lat. wort
für diese Sache: pesebre, so lomb. pars6iv, pres6f.
Gretto U. geie, hnickerei, adj. knickerig; vom mhd. grit gier^ hdb-
suekt, aäj. gritec. Derselben herkunft mit niederd. A für t ist fr. gredin
ipk. guerdin, lothr. gordin) bettelhaft^ armselig^ vgl. goth. grgdus, altn.
gräd, engl, greed hunger, gier. S. Frisch J, 574*, Diefenbach, Goth, wb.
//, 428.
Greye it., pr. greu, altfr. grief (nfr. sbst. grief), wal. greu schwer;
von gravis; abgeleitet it. aggrevare, oltfr. agrever, pr. aber agreujar
(gleichsam aggraviare aggreviare), altfr. agregier beschweren, wie auch
nfr. rengr^ger verschlimmem. Sprach man grevis, um das wort seinem
gegensatee levis ansfugleichen? man erwäge die prov. formet ni greu ni
leu 'weder schwer noch leicht*. Stark zusammengebogen ist das altfr.
griötö = gravitas.
Gridare if., sp. pg. mit t gritar, fr. crier schreien, daher engl.
cry, vielleicht auch mhd. krten Wb. 7, 879; sbst. it. grido, grida, sp.
grito, fr. cri schrei, ruf. Daeu mdartl. formen wie parm. cridar, ven.
criare, inail. criä, altsp. cridar gridar, crida grida grido. Dem hier be-
merüichen schwanken eunschen tenuis und media unterliegen auch andre
Wörter und so kann ^ dies keinen grund hergeben, die formen zu trennen
tmä am verschiedenen quellen zu leiten. Man findet diese z. b. im goth.
gretan weinen, oder im ndl. kryten schreien, oder auch in celtischen
Wörtern. Aber die nächste quelle bietet das lat. Sprachgebiet selbst. Schon
Scaliger (zu p. 68 der Cataleda) verwies auf das gleichbeä. quTrltare,
romanisch ausgesprochen kiritare, weiches sein kurzes tonloses i im laufe
der zeit nicht retten konnte und in critare, gridare übergehen mußte; ein
ganz ähnliches beispiel ist der franz. eigenname Cricq aus Quiricus Voc.
hagid. oder auch triaca aus theriaca. Aber im frühem mittellatein be-
gegnet noch die unverkürzte form : quiritant vermes, cum vocem dant
Gl. Undenbr., vgl. it. gridalto vom frosche gebraucht; wahrscheifdich auch
qttaeritat ^clamaC Gl. erford. 369^ 13 und anderwärts. In der altrom.
Passion Christi str. 72 findet sich die äbl. cridarun, offenbar verschrieben
fwr cridazun, buchstäblich das lat. quiritatio. Eine zss. ist- it. sgridalre ,
altf^. escrier, weiches letztere zur herleitung aus ahd. scrtan verführen kann.
Grill o qp., pg. grilho, pr. grilho, /r. grillet hand- oder fußschellen;
sidier von gryllus wegen des tones, wie^ auch altfr. gresiUon grille und
fessd heißt.
Grinar ^. grinsen, knurren; vom ahd. grtnan, nhd. greinen; dsgl.
it. digrignare, com. bergam. eit^ach grignä, champ. pic. grigner les
dentg, so auch in Berry u. s. w., von einer ahd. form grtnjan = ags.
grlnian. Sbst. chw. grigna fraize.
Griso, grigio it., sp. pg. gris, fr. gris ac^j. grau, dsgl. sp. pr.
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174 I. GRONDA-GROTTA.
aUfr. gris shst. grauwerk; daher rt. grisetto, sp. griseta, /r. ^grisette
ein urspr. grauer stoff, frane. auch eine persan geringen Standes, Ym
altsächs, gris ^canus* in glossen des 8— 9. jh, s. Graffs Diutisha II, 192,
mhd. gris, grise, nüat, griseus (9. jh.), von letzterer form grigio so wk
chw. grisch, dsgl, altsp, griseo.
Gronda it., chw. grunda, fr. s^veronde, henneg. souvronte, dlifr.
souronde Wetterdach; von subgrunda hei Varro, wo es diesdbe bedeuhmg
hat. Im franz. ward ^ elidiert.
Groppo, gruppo it., sp. gropo, gorupo, fr. groupe Mump, bwkn;
dsgl. it. groppa, sp. grupa, pg. garupa, pr. cropa, fr. croupe /t^mt As
Pferdes {vgl. beide bedd. im fr. trousse) ; vb. alifr. crotfpir hocken, kauen^
nfr. stocJcen. Die umrzel findet sich mit der bed. einer zusammengebaUtm
Sache sowohl in den german. wie in den celt. sprachen, e. b. ahd. kropf^
nord. kryppii höcker, ahd. crupel krüppel, vb. nord. krinpa, ndd. krupen
hocken, gael, crup zusammenziehen, kymr. cropa kröpf. Unter den oibki-
tungen ist neben dem it. groppoae und fr. croupion zu bemerken das äUfr.
crepon kreuz an menschen und thieien (et 11 pristrent ä batre le dos
et le crepon seil, k RoUant s. Fer. p. 157'', vgl. DMce. p. 14, 3, Bm.
II, 122), dessen radicales e wohl in dem nord. krippa, das die steUe des
älteren kryppa einnahm, seinen grund hat.
Grosella sp. catj fr. groseille, comash crosela (pg. groselheini
Nemnich) Stachelbeere, Johannisbeere. Es trennt sich schon durdi den
buchstaben, d. h. durch das einfache s, von grossus dick oder grossus i«-
reife feige, wozu auch das henneg. grusiele und woHlon. grnzale stimfd^
und ist augenscheinlich germanischer herkunft, indem man die erste k-
deutungals die ursprüngliche nimmt: hd. krausbeere, kräuselbeere, schwd.
krnsb&r, ndl. kraisbezie eine art rauher (krauser) Stachelbeeren, darum
auch it. uva crespa. Das gael. gröisead tvird aus dem franz. herrühren.
Zu bemerken ist noch eine stelle aus dem anfange des 10 jh. : radix sacrae
Spinae, quae vulgo groselarium vocatur, fr. groseillier, s. Haupte Zä-
sehr. V, 204.
Grosso it. pg.y sp. grueso, pr. wal. fr. gros dick, daher sbst. gros
name einer münze. Das wort kommt schon in der Vulgata und bei Sulp.
Severus (vestem respuit grossiorem) vor und kann mit dem daUsehen
gröz grandis, crassus, welches prov. vermuthlich graut ergebeti IwUe, mdi^
gemein hohen. In einer franz. mundart, der von Berry, läßt sich aber
auch das deutsche wort entdecken, wo es die form grot, grout angenom-
men: grot homme dicker mqfin, groute orge dicke gerste, les grous dk
großen, die rächen.
Grotta it., sp. pg. grata, fr. grotte, pr. altfr. mit tenuis crota,
crote höhle, daher bürg. genf. encrotter begraben; von crypta {xqvTnr^
keller, wal. cripte; adj. it. grottesco wunderlich, phantastisch, nach oW
der grottengemälde. Baynouard's deutung aus dem pr. cava rota ge-
brochener keller LR. ist mehr sinnreich als richtig, Grapta gewähi
schon eine ital. Urkunde vom j. 887 DC.
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I. GRUGNIRE-GUADO. 175
ftrugnire it., sp. grufiir, pr. gronhir, gronir, toällon. grognt gnm-
sm^ murren; von gjrunnire. Nach erster conj, gebildet it. grugnare,
fr, grogner. Daher sbst. iL grugno, pr. gronh, fr. groin, (ütpg. gruin
SRos. rüssd, eig. gruneer. Vgl. denselben stamm im ahd, grün, grunni,
engl, groan, kymr. grwn u. s. w. Atts der vorclassischen van grammatikem
erwähnten nAenform grundire ist pr. grondir, dltfr. grondir und grondre,
neyfr. gronder. Altfr, groncer aber ist vom ahd. grunzen.
Grumo it. sp. pg. Tdümpclhen, span. auch knospe^ aUfr. grume
aUerlei gäreide Boquef.^ bürg, trauhenkeme, it. griimolo her£f des kohles
(von den susammenscJdießenden blättern gebildet), sp. grumete kleiner
jungej Schiffsjunge {vgl. oben garzone), daher fr. gourmette; fr. se gru-
meler sieh klumpenj gerinnen; von grümus, grümalnB häufchen.
Gnadagnare tY., cäm?. gudoignar, pr. gazanhar /Kr gadanhar, dltfr.
gaagner, neufr. gagner erwerben, gewinnen, altsp. gaadaüar mähen (bei
Seckendorf); sbst. it. guadagno, pr. gazanh, fr. gain gewinn, sp. gua-
d^^ P9' guadanha sichel, sense. Das wort muß in betracht seines an-
lautes deutsch sein und vermuthlich liegt seine grundbedeutung im altfr.
gaaigner das fdd bauen (daher gaagnage, gaaignerie LRs. 436 ausge-
stdUer acker, dsgl. ertrag desselben), woraus die bed. erwerben erfolgte.
Die form führt auf ahd. weidanön jagen, weiden oder auf weidanjan, wie
Wackemagelj Altfr. lieder p. 166, lieber wül: ja auch ableitung aus
weida (weide, jagd) mit dem roman. suffix agn ist denkbar. Der begriff
hmnie sich von dem jagd- und hirtenleben auf den ackerbau erstrecken.
Neben goadagnare steht noch pg. ganhar, alt guanhar D. Din. p. 132,
cd. vol. schon im 13. jh. guanyar erwerben, vermtähiich nur aus ersterem
zusammengebogen, worauf auch das altpg. gaanharia SRos. (für gadan-
haria) weist. Aber sp. altpg. ganar ist schwerlich daraus syncopiert, da
setne^form durch set^r alte Zeugnisse geschütjst wird, z. b. in eitler Urkunde
vom j. 747 Esp. sagr. XL, 3ö7 (quicquid potni ganare vel applicare),
oder, da deren ächiheit zweifeVuxft ist, in einer andern vom j. 990 (gana-
rimns et emimus villas) s. Ducange. Am passendsten stellt man es zum
«te/. gana (s. oben), denn das ziel des begehrens ist das erreichen: ahn-
luA keifkn sp. alcanzar, lat. consequi sowohl verfolgen une erreichen. Das
arab. gania (nutzen ziehen) hätte eher gaöar oder ganir gegeben. Von
ganar ist pg. ganancia, zsgz. gan^a, vb. gangar, wogegen sich altpg.
gnaanfar wieder gnadagnare amiähert. — Dante braucht ringavagnare
Inf. 24, 12, aus dem dUfr. regaagner mit eingefügtem hiatustilgenden v.
Guado ä., auch vado, sard. vadu, sp. vado, pg. vao, ältcat. guau,
^leutat. gual, pr. guä, ga, fr. gu6 seichte stelle im wasser, fürt; vb. it.
gaadare, sp. pg. vadear, jE>r. guasarffO. (für guazar) durch das wasser
9^j fr. ga6er abspühlen. Daß die mit v anlautenden formen zum lat.
vadnm, vadare (letzteres nur bei Vegetius) gehören, versteht sich; bei den
mit g anlautenden ist wenigstens eir^uß des ahd. mhd. wat, altn. vad
fürt, f^. ahd. watan, mhd. nhd. waten anzunehmen. Zu den verzeichneten
uförtem kommt noch sp. esguazo, esguazar, aus dem prov., so auch it.
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176 I. GUADO-GUANTO.
guazzo, guazzare. Letzteres keifet atuik abspühlen, absckwemmenf gamib
heißt auch pfütee, dastu noch gnazza thau, so daß^man an ahd. wazzar
denken könnte; aUem fr, ga6er hat die nämlichen bedetdungen hervorge-
bracht wie gaazzare: aus dem waten ergab sich das dbspühienj da äies
an seichten stellen des flusses geschieht. Aber einfluß des prov. z mufi
angenommen werden: schärfung des A jm z ist im üaL selten und gesehitk
wohl nur nach n und r. Hieher vielleicht auch sp. gnächaro wasser-
süchtig, guacha-pear das wasser mit den fußen trüben. Vgl. daeu Diefenhadij
Goth. wb. l 248.
Gaado it., fr. guede (f.), in der alten spräche gaide, waide G.
d'Ängl.p. 12 9 y mdartt. vouede eine pflanze, waid; ist das ahd. weit, ag$.
väd, s. Grimm IL 67. Aus der bekannten oitfr. einschiebung des s
(gaesde) entstarul milcU. waisda, gnasdium, gaesdium, waUon, waiss
ac{j. königsblau (für waist, une cress für crest, lai, crista; aonss ßr
aoust; lat. augustus). Sp. pg. t^. glasto ist buchstäblich das gaUisck
glastum. Auch hier, wie so oß, wäre Diefenbach bu vergleicheny CdL l
139, Orig. europ. 360.
Guai it. sp. pg., aUfr. wai SB., nfr. ouais, intetjection für lai.vae;
sbst. it. guajo, sp. pg. gaaya; vom goth. vai, ahd. w6, vgl. kymr. gwat
Die dUmaü. mundart hat sich auch ein adj. guajo geschaffen.
Guaime it., aUfr. gaYn Ren. II, 133, wdtton. wayen, lothr. veyeB,
nfr. esgs. re-gain grummet; kann nicht aus gagner, urspr. gaagner, ge-
formt sein, füglich aber aus ahd. weida futter, gras, nhd. weide, oder
aus weidön füttern, mit dem roman. suffix ime goad-ime gua-ime: so
floß it. guastime aus guastare. Das urspr. m hat sich auch im henn^.
waimiau behauptet. Normann. lautet das wort mit euphonisch abgeän-
dertem stammvocal vouin (für gouin, gaYn), altfr. vuin (nicht win su
lesenj: aussi qu'an vuin 'sictä in tempore autumpnt Brand, p. 103m, 51.
Guai na it., fr. gatne, alt gaYne, henneg. waine, auch kymr. gwain
scheide; von vagina. Den hiatus zu beseitigen spricht der McUUmder
guadinna, der Venezianer gnazina.
Guai da sp., pg. gualde, fr. gaude, it. guadarella (Ncmmch)
eine pflanzt zum gelbfärben, reseda luteöla, da/ter adj. sp. gualdo, pg.
gualde gelb, und wohl auch dltsp, guado gelbe färbe; vom engl, weld,
nhd. wau.
Gualdrappa it., sp. pg. gualdrapa lange Satteldecke, bair. wal-
trappen. Ferrari erinnert an das seltsame vastrapes (fifuvalia (feminaUa)
in den glossen des Philoxenus, da eine solche decke wegen ihrer ähnlichen
bestimmung sich einer beinbekleidung wohl vergleichen lasse; andre sehen
darin eine Zusammensetzung mit drappo, wissen aber für guai keinen rdtk
Guanto t^., «p. i^^r. guante, pr. guan, fr. gant handschuh; da^
eigentl. port. wort aber ist lua, guante bedeutet panzerhandschuk. MUU.
wantus liegt in sehr alten Zeugnissen vor, schon Beda erwähnt sein vor-
kommen in Gallien: tegumenta manuum, quae Galli wantos i. e. chiro*
thecas vocant Das aUfr. wanz kennen die Casseler glossen. Das wori
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L GUAPPO-GUARI. 177
isi em deutsches, wiewohl es in der hochd. ags. u. a. mundarten fehlte
aber aiUn. vöttr ist = vantr, schwed. dän. yante. S. darüber Grimm,
BechtsoM. 152, Gramm. III 461.
Gnappo neap., mail. guapo hochmiithig, com. vap eitd (y sieht hier
öfters für gn), sp. pg. guapo kiihnj galant, sehen geputjdj auch gase.
gouapon; sbst. sp. gnapeza prahlerei; vb. norm, gouaper schereen.
Der Q^aut ga spricht für einen deutschen stamm und dieser findet sich,
wenn man das prahlerische oder eitle als grundbegriff voranstellt, im ags.
vapul pompholyx, Wasserblase (bei Sonmerus), vb. yapolian ^pruddn, ndl.
wapperen flauem. Wohin gehört aber wdllon. wapp wässerig, süßlich?
doch wohl eu ndl. weepsch mit gl. bed.
Guaragno it., sp. guarafion, alt guaran (vol. gaari), pr. (nach
Dueange) guaragnon hengst; vom mlat. waranio L. Sal. u. s. w., dies
aus dem deutschen, altndd. wrenjo, mndl. wr^ne, ahd. reinneo, vgl. Graff
l 978, Grimm eur L. Sal. p. XXVIII, Gesch. d. d. «pr. 30. Das frane.
wort ist ^talon, das üblichere ital. ist Stallone, das wal. armesariu = ad-
miflsarios.
Guardare it., sp.pg.pr. guardar, fr. garder Aä^, vom ahd. warten
adit haben; sbst. it. sp. guardia (f.), pr. guarda (f.), fr. garde (f. m.)
wache, Wächter, vom goth. yardja, ahd. warto (m.), warta (f). Daher
femer it. guardiano, sp. pr. guardian, fr. gardien Aü^^; it. guardingo,
sp, pg. gardingo behutsam. Eine compos. ist it. sgaardare, <dtsp. es-
gnardar, aUfr. esgarder, eswarder.
Gnarento altit., sp. garante, pr. guaran und guiren, fr. garant
gewährsmann, nUcU. warens, altfries. werand, warend; aus dem ahd. wßrSn
leisten, verbürgen, s. Chrimm, Rechtsalt. p. 603. Die prov. form guiren
ist die reinste, in den übrigen ward i mit a vertauscht. Vb. it. guaren-
tire, sp. garantir, garantizar, pr. garentir, fr. garantir, altfr. auch ga-
nmdir gewährleisten.
Guari it., pr: cot. gaire, fr, gufere, guferes, ein synonym des lat.
fmMum; dagegen neuwald. gaire für lat. guot. Der Provenmle hat außer
gaire noch ein ähnliches wort, eusammengesetet aus grandis res, gran-
rön, ganr^n, tmd mit oder ohne negation gebraucht, wogegen gaire nur
dubitativ oder mit non negativ steht. Als partitiva stimmen beide nach
bedeHtu9ig und construction gane et^ammen und werden z. b. wie ad^ectiva
(Jme weitere Vermittlung dem Substantiv vorgesetzt: ganren yegadas, gaire
eompanhos wie it. guari tempo. Gleichwohl sind sie nichts weniger als
ideiUiseh, indem der anlaut in gaire, une das uralte fr. waires (z. b. in
dm Serm. de Bern.), das lothr. voufere, das pic. w6re, das wallon. wair
imd das ehw. u^ra zur genüge lehren und auch das it. guari bestätigt,
deutsches w vertritt. Aber welches ist das deutsche wort? Buchstäblich
passt kaum ein anderes als das ahd. wäri verus, aus dem sich it. guari,
prov. mit versetztem i dem brauche dieser mundart gemäß guaire gaire
gestalten konnte: man muß es adverbial im sinne des lat. probe genommen
haben, wie denn auch das sbst. gawäri pnobitas bedeutet. Die prov.
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178 I. GUARIRE— GUASTARE.
phrase non o pretz gaire wäre hiemach ^ich schäise es nichi waMiaft,
nicht sehr. Von ^sehr aber bis ^vid^ ist nur ein kureer schritt. Zsgs.
ist fr. naguere = il n' a gaere, it. non ha gaari ^e^ ist nichi lange her;
piem. pa-vaire toenig^ nicht viel = pr. pas guaire. Im aUfr. guer-soi
vid durst ßeim isutrinken) Rtdd). /, 93, vgl. 239, Ben. I, p. 120 ßo^
sich gahre gane in positivem sinne. Für gaari findet sich in der comast.
mundart gerr, sicher kein eignes wort, sondern, wie auch P. Monti mekit^
aus altit. gueri (das aber zuerst in gheri Obergieng). — [Die vorstehende
deutung von guari aus wäri kann sich des Vorwurfes nicM erwdtrm, dafi
sich ein dem romanischen entsprechender deutscher gebrauch des urwortes
nicht nachweisen läßt. Aber noch ein anderes deutsches wort verdient ge-
nannt ssu werden. Mhd. unweiger heißt 'nicht viei\ b. b. diu stände
was unweiger lanc = it. Tora non fn guari lunga. Das einfache weiger
muß also ^vieC bedeutet haben, und so bemerkt man es einmal im aithotM,
worin ne weigaro das lat. non muitum ausdrückt, s. Mhd. wb. III, 556.
Eine merkwürdige Unterstützung dieser etymclogie gewährt die aUeäe
prov. form gaigre Bth. v. 13, die das deutsche wort so voUkommen wieder- ^
gibt wie möglich. Ißt dies die richtige lösung? Wenn sie es ist^ so mufi
das nur in wenigen stellen vorliegende weigar ^e^ volksüblich gewesen sein,
da es in alle roman. sprachen einjsudringen vermochte.]
Guarire, guerire it., altsp. dUpg. guarir (ja^^rt guarecer), pr. aUfr.
garir, nfr. guarir heilen, genesen; vom goth. yaijan, ahd. wegan ver-
theidigen, nhd. wehren. Sichtbariich von demsdben verbum ist pg. gua-
ri ta, sp. garita, altfr. garite, nfr. gu6rite sicherer ort (vgl. die frone,
phrase gagner la gu^rite sich durch die flucht retten), daher schäderham,
warte auf mauern oder hätisern (altfr. gariter befestigen). Das suffix
dieses Wortes setet eigentlich eine itai. participidlbildung guarita als nädiste
quelle voraus, une fr. r^ussite auf it. riuscita zurückgeht, aber sdbst die
heimischen Wörter, piem. garita, ven, gareta, cremon. garetta weisen mit
ihrem arUaut auf franz. Ursprung; das acht span. wort ist guarida Zu-
flucht, pr. guerida, das dem ahd. warid, werid (geschützter ort im wasser,
werd, werder) ähnlich sieht, ohne davon abstammen zu müssen. Vgl. Dief.
Goth. wb. I, 206.
Ouarnire und guemire it., altsp. guamir (jetzt guameeer), pr.fr.
gamir verwahren; vom gleichbed. ahd. wamön, nhd. warnen, oder mU
genauerem anscMuß an den buchstaben vom ags. vamian sorge tragen,
hüten, aUfries. wemia verbürgen, daher auch chw. vamiar — wogegen
das lomb. guamä ganz zu dem ahd. worte passt, da es den abieitungs-
vocäl i ni(M hervortreten läßt. Altfr. gamir heifd auch benachrichtigen
LBs. 366, Bou I, p. 149, FC. II, p. 61, wie ahd. wamÖn, ags. Yunian
admonere. Desselben stamtnes ist it. guarnaccia^ guamacca, ^. gar-
nacha, pr. gannacha, fr. garnache Überrock, mhd. gamaesch, vgl. ahd.
Warna, mhd. warne fürsorge; so auch it. guarnello Unterrock.
Guastare it., cdtsp. cdtpg. pr. guastar, nsp. npg. gastar, fr. gater
verderben, verzehren. Stam$yü es vom lat. vastare oder vom ahd. wastjan
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I. GUATARE-GUERRA. 179
(leUteres aus dem shst. was^o und dem mhd. wasten £fu folgern)? Da
das adj. ü. guasto, pg. gasto, aUfr. guaste, noch jetzt mundarü. (e. h.
in Berry) g&te, sich in vastus, das esgs. diguastare, degastar, d^gäter
in deyastare wiederfindet^ so ist herJcunft aus dem latein^ aber unter ein-
fluß des deutschen ardautes w, wie hei einigen andern mit gu anlautenden
fomofi. Wörtern, einzuräumen. Die bed, beschädigen kennt schon die L.
Sai, tu. 9: penitas eam (caballam) vastare non debet. Als eine unmit-
tdbare bildung aus wastjan darf aber das alffr. gastir Ben. I, 256 an-
genommen werden. Abgd. cdtfr. gnastine wüste LRs. 103 (adj. gastin
SoF. J, 209).
Gaatare Ö., pr. guaitar, fr. guetter anschauen, beobachten, lauem;
Ast. cremen, pr. gnaita, altfr. guette, nfr. masc. guet wache; vom ahd.
wahten wache holten; ^st. wahta, nhd. wacht, goth. vahtvö. Zsgs. it.
aggnatare, sp. pr. aguaitar, altfr. aguetier s. v. a. guatare; sbst. it.
aguato, sp. agait, fr. agnet (nur noch im plur. üblich) lauer, daher
aÜfr. dagaet (= d'aguet) heimlicher weise.
Gabia sp., pg. goiva, npr. gnbio, fr. gouge (f) hohlmeipel. ScJwn
Isidorus 19, 19 führt neben taratrnm und scobina ein werhseug an, das
die ausgaben theils guvia, gabia, theils gulvia, gnlbia schreiben. Die
Cassder glossen setzen gulvinm für das dtsche noila hobel. Die Variante
gnlbia weist sich als eine nebenform aus durch das it. gorbia, sgorbia,
wdches andre aus dem gr. ygoatpog herholen. Das wort scheint iberisch:
bask. gnbia bogen, gnbioa JceJde in W. v. Humboldts Verzeichnis, vgl.
wegen der begriffe unser kehle und kehlleiste d. i. gehöhlte leiste. Larra-
mendi erklärt das bask. gubia aus gurbfa oder gurbiaz, wodurch sich
vidUicht die formen mit 1 oder r rechtfertigen lassen.
Guercio it. {com. verstärkt sguerc), chw. guersch, uiersch, ältsp.
gaercho, aber pr. guer, guerle, dauph. gnerlio schielend. Sie setzen einen
deutschen anüaut w voraus und so konnten sie aus ahd. twer, dwerch
d. i. quer^ nach abgestoßenem dentaUaute, entstanden sein, vgl. gualiar
U. c — [Diese ansieht aucft bei Diefehbach, Goth. wb. II, 721]
Gnerra ü. sp. pg. pr., guerre fr. krieg (daher engl, war, früher
warre, werre, Grimm, Rechtsalt, 603, E, Müller s. v.) ; vom ahd. werra,
mhd. mndl. aUengl. werre zank, Zwietracht, vb. ahd. werran verwirren:
rixas et dissensiones sen seditiones, qnas valgus werras nominat Cap.
Gar. C. Bellum {kymr. bret. bei) war dem Romanen neben dem adj.
bellns, weichem polcher hatte weichen müssen, unbrauchbar geworden und
lebt nur in ableitungen und Zusammensetzungen fort; das einfache vb.
belar ^bdla facere steht nur in einem prov. Wörterverzeichnis GProv. 29.
Man sudtte ersatz im deutschen: das übliche w!c mochte etwas zu klang-
los «in, werra gefid» besser. Auch der Baske sagt guerla, der Waläche
ersetzte das lat. wort mit dem slav. resboi plünderung, was die gramma-
tiker des landes freilich von rebellare herleiten. Zu merken ist, daß das
von gaerra abgdeitete guerrier im dttrom. die bed. feind, widersactier
(ursprüngl. verwirrer?) zdgt, z. b. prov, (wo dies am üblichsten ist)
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180 L GUIDARE-GUISA.
aucire sos guerriers mortals seine todfeinde tödten Chx. F, 10; fr, ainc
en nule maniere ne forfis que fuissiez ma guerriere Rom. fr, p. 88; iL
che non mi sea guerrera Trucch, I, 194, vgl. 205; contra li nostri
guerrer ella ö molt forte guerrera Bonves. p, 479, 43; sp. semejasme
guerrero Apol, 275,
Guidare it., sp. pg. guiar, pr. guidar, guizar, guiar, fr, guider
l-eiienj etirechtweisen; sbst. it, guida, sp. guia, pr. guida und guit, aUfr.
gui-s, nfr. guide führer. Für die deutschheit des Wortes redet jHeikUeh
unzweideutig der anlaut gu, eu welchem stamme aber gehört es? Nach
der lautregel verlangt es gotk. veid, ahd. wtt^ allein dieser stamm gewaki
keinen angemessenen begriff. Nimmt man goth, vitan beobachten^ bewoAm
als etymon, so ist gegen den begriff ewar nichts su erinnern, auch iL
scorgere heif^t wahrnehmen und leiten, aUein die darstdlung der goth.
tenuis durch die rom. media wäre ungewöhnlich. Gleichwohl ist diese
deutung lendässig: auch dUfr. hadir^ haYr entsprang mit derselben lautver-
Schiebung aus goth. hatan (Rom. gramm. J, 3t2); selbst' das sbst. guid»
schließt sich alsdann dem ags. (und goth.?) vita ältester, rathgeber un-
mittelbar an, vgl. das prov. masc. guit, fr. guide. [Wackemagel gibt auch
das alts. gi-wttan zu bedenken, de^en bed. 'gehen doch etwas entfernter
eu liegen scheint^ Von guidare ist fr. guidon fahne u. a. m.
Guiderdone it., awcA guidardone, pr. guazardon (für guadardon),
guiardon, guierdon, altfr. guerredon, guerdoD, sp. galardon (gualardon
FJ. Cal. 6 D,), pg. galardäo, altcat. guardö, mlat, widerdonum (uinUr
Karl d. kahlen) Vergeltung; vi. guider donare ff. belohnen. Der ersU
theil des Wortes macht keine Schwierigkeit, es ist das dtsche wider, i»
älterer form widar, das auch in dem gleichbed. widrigilt vorliegt; a für
i in der ersten sübe von guazardon, gualardon, \oird nicht stören, man
.sehe die bemerkung oben in der vorrede. Widerdonum ist eine leichte
entstellung des ahd. widarlön recompensatio Graff U, 220, ags. widher-
leän, wozu erinnerung an lat. donum verführen konnte. Das sp. galar-
don ließe sich selbst aus einer in dieser spräche ziemlich üblichen umstd-
lung der buchstaben (für gadarlon) deuten, wäre es nicht rathsam, sämnit-
liehe sprachen an demselben vor gange theü nehmen zu lassen und 1 aufi
zurückzuleiten. Merkwürdig ist das synonyme pr. guazardinc, kerne
nebenform, sondern durch das longob. thinx und garathinx als ein sdbd-
ständiges wort gerechtfertigt.
Guisa it. sp.pg. pr., guise fr. weise, art, beschaffenheit, daher engl
guise; vb. sp. altpg. guisar zubereiten; zsgs. pr. desguisar, fr. d^
guiser entstellen, die gestcdt benehmen. Das etymon ist unschwer zu finden,
da fast alle germanischen gebiete dasselbe wort besitzeti: ahd. wts, alts.
wlsa, nhd. weise, ags. wise, altn. vis. Sdbst die adverbiale anwendung wie im
ahd. in wis, zi wis (quomodo) spiegelt sich ab im rom. in guisa, a guisa. Fer-
rari*s lat. etymon vice (z. b. vice canis = more canis) genügt dem buchstaben
nicht, MSnage\s visus, visa eben so wenig dem begriffe. Aber pr. guia $. v. a.
guisa scheint aus via entstanden, da s zwischen vocälen kaum ausfäüt.
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I. GUSCIO-HENNIR. 181
Guscio it. schäle der nüsse^ eier, schalthiere u. dgl., übersfug, ven.
sgusso tmd fem. gussa, sgussa dass., auch hülse des komes, spreu, mail.
guss, gussa, romagn. goss, gossa ebenso, fr, gousse (f.), hülse, schote;
i?6. rt. sgusciare schälen. Von etveifelhafter herJcunft, Folgende Wörter
dürften in betracht Tiormnen, Der grammatiker Placidus Tcennt gallici-
ciola ^cortex nuds juglandis: ist dieses ungeschlachte wort Schreibfehler
ßr galliciola^ so fuhrt es auf ein adjectivisches primitiv gallicia (von nux
gallica wallnuß), das sich ital. in galcia galscia gnscio, fr. gausse gousse
verwanddn mochte. Das ursprüngliche all hätte alsdann auch in dem
d^Mhong des comask. s-gausc für sgalso seinen ausdruck gefunden. Ähd.
gabissa, gavissa 5prew, wegwurf. AM. hulsa und hülst, worauf Scheler
Mntveist, scheinen mit ihrem anlaute nicht zum franz. worte jm stimmen,
wohl gihulsi, das aber nicht nachweislich ist. — Die Wörter für schale,
sdiote, hülse sind in den roman. sprachen und mundarten zahlreich und
oft schwierig zu deuten. Die obige deutung aus gallicia aber hat sich die
beistimmung Mussaßa's erworben, der auf die übereinstimmende toscanische
form gallessa verweist, s. Zeitschr. ßr vergl. sprachf. XV, 397.
H.
Haca sp., ältsp. pg. faca, ältfr. haque (h asp.) Roq. Mepper; cdtfr.
haqnet, sie. acchettu dass., pic. haguette kleine stute; nfr. haquet karren,
ht hier h oder f der richtige laut? Faca könnte sich auf ältn. fökr pferd
berufen, allein wie hätte sich dieser poetische ausdruck nach Spanien ver-
irren sollen? Es kann mit der bekannten span. darstellung der franz.
aspiration {vgl. oben arpa) von haque hergenommen sein, dies aber vom
engl, hack miähklepper: dafür spricht auch die engl. zss. hack-ney, ndl.
hakke-nei (engl, nag, ndl. negg, nhd. nickel pferdchen), wovon fr. ha-
quen^e, ältsp. pg. facanea, nsp. hacanea, it. acchinea, üblicher chinea.
S. auch Diefenbach, Goth. wi. I, 30. II, 122.
Halar sp., haier fr. (h asp.), alar pg. ziehen am seüe; vom ältn.
halsL ziehen, ähd. halön.
Hennir fr. (spr. hanir, h asp.) wiehern. Diesmal ist es die franz.
spräche, die das lat. original am genauesten wiedergibt. Die ital. hat
dafür nitrire, annitrire, sbst. nitrito, von hinnitus mit bekannter einschie-
bung eines lautverstärkenden r. Die erzeugnisse der übrigen sprachen
weichen noch mehr ab, so daß die etymologische rechenkunst nicht überall
ausreicht. Sie haben sich alle zur 1. conj. geschlagen. Span, lautet das
wort relinchar, alte/' relnchar Conq. Ultram., pg. rinchar. Verkürzt man
das bei Lucilius vorliegende hinnilitare in hinniltare, so gewinnt man sp.
hinchar, dem man zum unterschiede von hinchar = inflare die partikel
re oder red vorsetzte; das darin enthaltene d aber trat auf spanische
weise leicht in 1 über. Ein vorgesetztes re zeigt sich auch im cat. renil-
lar, wofür der Piovenzale einfacher enilhar, inhilar, aber auch endilhar
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182 I. lERI-IMPROVERARE.
spricht. Im sard. anninnijare endlich glaubt man deutlich die stimsne des
Pferdes (hin hin) -et* vernehmen; andre mundarten derselben provim habm
dafür annirgai und anniggiä. Das wal, wort ist rencheza (ronchissare),
i. j.
leri f^., sp. ayer (6ei Berceo eri), pr. her, fr. hier, wal. eri aiveth^
vom lat. heri. Sp. ayer ist nicht = adheri, a ist vielmehr ein eupkm-
scher Vorschlag vor j wie in ayantar, ayuso statt yantar, yuso, und so
mag sich auch das cat. ahir, das sie. ajeri verhalten.
II, lo, la it., sp. el, lo, la, pg. o, a, ält^el, lo, la, pr. \0y la(il),/r.
le, la, alt li, lo, la, wal. le (1), la (oa, a) artikd, von ille, illum, Bm,
gramm. II, 16. 27 ff. Sardisch su, sa, von ipse, ipsa.
Imbuto it.y sp. embudo, pg. fehlt, pr. embut GProv. 69 tridUer;
von butig faß, also wie fr. entonnoir, sagt Menage; vgl. auch t^. imbotta-
tojo mit ders. bed., von botte = butis.
Immantinente it., pr. mantenen, fr. maintenant, eeitadverb, iBtco,
sine mora. Es ist kein particip des rom. vb. mantenere, so daß es dm
lat. in continenti gleich wäre, wozu die begriffe nicht stimmen, sondern
eine selbständige Zusammensetzung in manu tenens in der hand haltend^
in bereitschaft, ohne Vorbereitung, ohne aufschub. Prov. auch de mantenen,
altfr. de maintenant. Wald, atenent Hahn p. 673.
Imprenta und impronta it., sp. pr. emprenta, fr. empreinte je-
präge, abdruck; vb. it. imprentare, improntare,. sp. emprentar, daher ndi.
printen, engl, print. Von imprimitare, meint Ferrari. Da die neue»
sprachen indessen nur wenige iteroHva, diese aber immer mit iterativer in
imprentare gar nicht fühlbarer bedeutung schufen, das verbum auch m
franz. und prov. nicht vorhanden ist, so sucht man seinen Ursprung ioohl
richtiger im franz. particip empreint: um so eher konnte der ItaUener
das fremde in seinem Ursprünge ihm unverständliche wort in impronta
entstellen.
Improntare it., emprnnter fr. entlehnen, borgen, sbst. emprunt
Nach Muratori, Änt. ital. I, 1895, wäre das ital. wort aus dem front.
Peeuniam alicui promere heißt einem geld hervorlangen: woUte mctn nun
mit impromtum, impromtare das einnehmen des geldes ausdrücken? Das
gezwungene dieser vermuthung wird einleuchten. Diesmal fuhrt die walatk
spräche auf die richtige spur. Sbst. inprumnt heißt borg, vb. inprumuti
auf borg geben oder nehmen, vom lat. promutuum darlehen, zsgs. in-pro-
mutuum, in-promutuare, was denn lacht improntare ergab. Sdtsam ist
fr. u für o: sollte es der einwirkung des ausgefallenen u in der stlbe iwxi
sein dasein danken? Der Wallone sagt e^ronter, aber o vertritt ihm oß fr. n.
Improverare, rimproverare it., sp. improperar, fr. vrU. impro-
p6rer vorumrfe machen; sbst. »^. rimproverio cet. Vorwurf; von im-
properare hineineilen Varro, vorwerfen Fetron., eig. drauf losfahren, wie
Pott deutet, improperiom Vulg., s. Quicherat Add. s. v.
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I. INCALCIAKE— INGANNO. 183
Incalciare, incalzare it, altsp, encalzar ^{o;., pr. encansar, aUfr.
encbsincernachsetem, verfolgen, daher shst aitsp. encalzo, aUpg, ebenso
enealQO SBos., pr. encaus, aUfr. enchaux; eigenÜ. einem auf der ferse
sem, von calx.
Ineanto ä., encante aUsp., enquant encant pr., encan fr. Ver-
steigerung, mhd. gant; d. i. ßr wie vid, wie hoch? von in qaantam; vh.
ä. incantare, pr. enqaantar, altfr.&nosjii&T versteigern, verganten. Nicht
vom incantare, wenn sich awh dUfr. durch umdeutung enchanter (en-
chaDtement Assis, de Jerus.) findet. Vgl. Grimm, Rechtsdlt. p. 610.
Inchiostro it. tinie (richtiger aJtmaü. incostro Bonves.); von en-
caustam {eyxavatov) rothe Hnte, womit die griechischen haiser unter-
sekrid>en; dassdbe wart, mit griechischer hetotmng, ist fr. encre, sonst
auch enque, die stärkste ahhüreung, die in dieser spräche vorkommt, sicil.
inga, ndl. inkt, engl. ink. Atramentum blieb im pr. airamen, altfr.
errement Tinta ist der sp. pg. cot. sard. ausdruck, schon ahd. tincta,
dincta. Der Walache empfieng vom Slaven, dem er auch die buchstaben
verdanktej den ausdruck für tinte, cerneal^ d. i. schwär ee.
Incinta it., pr. encencha, fr. enceinte schwarzer. Davon sagt
Iridarus: incincta praegnans eo qnod est sine cinctn d. h. incincta ist s. v. a.
diflcincta entgürtet, weil sie keiften gürtel tragen kann: ne me pnis ceindre
sagt eine solche, FC. IV, 275. Andre auslegungen s. bei MSnage, vgl. auch
Gdvam im Archiv, stör. itdl. XIV, 362. Das frane. sbst. enceinte um-
gäunung aber ist von incinctus in seiner classischen bedeutung.
Incdde Mftdt incndine, ancüde und ancndine it., sp. yonque, ayanque,
pg. inende (poet.), pr. enclnget, fr. enclume amboß: von incns incüdis,
sum iheil sehr entstellt. Das ü. incndine beruht auf der falschen dedi-
natian incndo incadinis, ungefähr wie das sp. hambre an^ £Etmes faminis.
Das sp. yonque entstand aus incu'e durch versetaung des u. Die piem.
form aneuso, die catal. encinsa scheinen aus dem nominativ entstanden.
Indaco it., aUsp. öndico, fr. indigo, pr. indi, endi eine blaue färbe,
indig; vom lat. indicnm blaiues pigment aus Indien. Hieraus ein adj.
alisp. jndio Chron. rimad. p. p. Michel v. 117, pr. indi, a^r. inde.
Indi it., dU ende, enne, daher en und das jetzt übliche ne, altsp.
äUpg. ende, pr. en und ne (letzteres e. b. in dem halbfrans. Leodegar str.
11), dltfr. int (in den Eiden), ent, nfr. en, woi. inde, ortsadverb und
pronomincipartikd, s. Bom. gramm. III, 56. Näher dem urworte als das
fr. en steht das henneg. end in end-aler = fr. en aller, abgeküret d (i
d' a requeu ü en a recuperi). Im altüal. inclinierte ende = neuit. ne
sdir hm^g z. b. nonde capapo non ne campo PPS. II, 33, nulland'
onoro nuÜa ne onoro 71, peronde temo pero ne temo 73, vgl. Blanc,
Itd. gramm. 305. 306. Zsgs. ist sp. den de präposition für desde,
aUsp. dent, altpg. dende, al^r. den Pass. de J. Chr. str. 30, SLeg. 21,
vcn de-inde.
Inganno it., sp. engano, pg. engano, pr. engan betrug; vb. in-
gannare, engafiar, enganar, al^r. enganer betrügen, wal. ing^nä (aus
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184 I. INGEGNO— INTERO.
dem ital.?) verhöhnen. Das einfache wort findet sich im aUem ndatän:
gannat ^A^va^ßt Gl. lat. gr.^ sbst, gannum spoU Gest. reg. Fr., ganni-
tura Bonif.^ Rh. Maur., Äldhelm; der Froveneale hat ganhar laclm,
spotten, es scheint aber nicht dassdbe wort. Wer gannum aus ingenium
entstehen läßt, der setzt sich über die handgreiflichsten lautregdn hinweg;
auch die herleitung aus dem ahd. geinön den mund aufsperren ist nach
begriff und laut unhaltbar: in letaterer beeiehung würde sich doppeltes
aus einfachem n nicht rechtfertigen lassen. Möglich aber ist ent^ekmg
aus ahd. gaman spiel, scherz, ags. gamen scherz, spott, höhn, zsgz. gamn;
man erwäge dieselbe behandlung der Verbindung mn in danmum, it. danno,
sp. dafio, pg. dano, pr. dan. Spiel und betrug berühren sich nah, vgl it,
giuoco spiel, hunstgriff, com. gioeuch (göch) betrug, fr. jouer qqun men
betrügen. Das gael. gang-aid betrug hätte andre formen erzeugt.
Ingegno i^., dltsp. engeno, pr. engeinh^ engin, fr. engin erfindungs-
kraft, dsgl. künstliche fnascMne; von ingenium. Daher altfr. engignier
überlisten, pr. engenhar nachstellen, it. ingegnarsi, nfr. s'ing^nier avf
mittel sinnen; sbst. pr. enginhaire, fr. ingönieur, it. ingegnere, wio/.
ingeniosus kriegsbaumeister. Aus lat. genius geschmack, witz leitä sich
it. genio, sp. genio, fr, g^nie. Pr. geinh aber, gleichbed. mit engeinh,
u)ie ginhos mü enginhos, scheint aus ingenium abgekürzt.
Inguine it., sp, engle (für engne), neupr. lengue (für engne),
fr. aine (f.) weiche am menschlichen körper; von inguen. Itai. anguinaglia
von inguinalia.
Insegna it., äUsp. ensena, neusp. pg. insignia, pr. ensenha, fr.
enseigne zeichen, kennzeichen, it. pr. fr. auch fahne; von insignia, pbtr.
von insigne. Das einfache Signum gab ^. sena, pg. pr. gleichlautend.
Insegnare it., sp. ensehax, pg. ensinar, fr. enseigner lehren. Von
insinuare bekannt machen; oder ist es neues wort, in-signare einzeidmen,
einprägen? vgl. iyxaQaaoeiv Hnsignare, incisare' Gl. gr. lat. Nicht tmr
der begriff, auch der buchstöbe redet für das letztere, dessen stamn gans
mit Signum in den acht roman. formen segno, sefia, senh zusammentrifft',
volle bestätigung gewährt aber das wal. insemnä. anzeigen, von^semn =
Signum, also insignare.
Insembre, insembra it., cdtsp. ensembra, ensemble, oZ^p^. ensem-
bra, fr. ensemble, dsgl. it. insieme, pr. ensems, altwald. ensemp, adverb
für lat. una; von insimul, dessen 1 zum theil in r verwanddt oder apo-
copiert ward; wal. aseämene von ad simul. Einfaches senps = simol /imW
sich in der Pass. Christi str. 104, Vgl. unten sembrare.
Intero und intögro it., sp. entero, pg, inteiro, pr. enteir, fr. entier
vollständig, ganz, altfr, in der bed. unverletzt: li sain et li entier 2)3fec.
p. 176; von integer integri, lomb. und wal. intreg. Abgel. pr. aitfr. a^.
enterin vollkommen, vb. altfr. enteriner gerichtlich gut heiß^%. Da in-
tero auch grade oder aufrecht bedeutet, so knüpft sich hieran das vb. in-
tirizzare, pg. inteiri^ar starr machen, starr werden (adj. inteiri^o voü-
ständig, dsgl. starr): die physische und moralische bed. fest, unbeugsam
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I. INTRAMBO-LACAYO. 185
hat auch unser steif. Abgeändert aus diesem verhum mit vertauschung
der Partikel ist aitpg, sp. aterir, aterecer, span. auch ateritar.
Intrambo, entrambi t7., sp. entrambos (getrennt entre Eachel e
Vidas a parte yxieron amos PC. 191)^ pr. entrambs beide, alle beide,
s$g$. mit der partikel inter, welche die bed. 'unter sich, miteinander, zu-
sammen angenommen hatte, also beide zusammen, s. Rom, gramm. III,
408 noie.
In vor DO und verno it., sp. invierno (yvierno PC. ed. Jan. v. 1620),
pr. lYern, fr. hiver, wal. earn^ winter ; vom adj. hibernus, hibernum, dem
das wdnldsame hiems weichen mußte.
Investire it., sp. embestir, fr. investir einen platz berennen, ein-
schließen, auch ihn angreifen; von investire bekleiden, und schon im la-
teinischen umgeben, s. b. focnm investire sich um den herd stellen,
lo it., sp. yo, pg. wal, eu, pr. gaUic. ieu, eu, dltfr. eo, ieo, jeo, jo,
nfr, je; von ego, syncopiert eo, woraus sich alle romanischen formen er-
klären, die neufranzös. durch consonatUierung des anlautenden i, das mit
e SU einem diphthong verbunden in kurzem lat. e (vgl. dien aus deus)
seinen grund hatte,
Issare it., sp, pg. izar, fr, hisser (h asp,) in die höhe ziehen; vom
schced, hissa, ndd, hissen.
Iva sp. pg., if fr. (m.) taxusbaum; ist das ahd. iwa, nhd. eibe,
ags. iv, engl, yew, kymr. yw (/*., sg. ywen), com. hivin.
Ivi, vi it., alHt. i, cdtsp. aJtpg, pr, hi, y, fr. y, nsp. pg. {mit vor-
geschlagenem a wie in ayer von heri) ah( ortsadverb, von ibi.
Jnsbarba sp. mäusedom, /r. joubarbe, pr. barbajol hauswurz; alle
entsprechend dem lat. Jovis barba bei Plinius (anthyllis barba Jovis L.),
ü. barba di Giove. Span, chubarba scheint eine andre form desselben
Wortes, vgl. in betreff des anlautes chnpa = fr, jupe.
L.
La it., sp. alld, altpg, aU SRos., npg, lä, pr. la, lai, fr. lä ortsad-
verb, von illac.
Lacayo sp. pg., fr. laquais, daher it. lacche diener, der seinen
herm zu fuße begleUet, pedissequus. Im span. ist dies wort nicht alt,
wenigstens erklärt es Covarruvias für ein erst mit könig Philipp (I.) aus
Deutschland gekommenes, es fehlt daher auch bei ÄntoniUrS Nebrissensis.
Weit früher muß Frankreich es gekannt haben, da schon Froissart (vor
1400) sagt: en France il y a cent ans, que les pages vilains allans ä
pied ont eommanc^ d'estre nommez laquets et naquets (Menage). In
einer Urkunde v. j. 1470 liest man: gens arbalestiers appellez laquaiz:
leichte truppen wurden also damals so benannt, was der nachweislich älte-
sten noch jetzt üblichen bedeutung nichts schadet, s, darüber bei Carpentier,
Man hat es wohl aus dem arab. hergeleitet, von dem formell ganz un-
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186 L LACCA-LAIDO.
passenden laqf t ausgesetzter hnabe Freyt. IV^ 119", oder lakf a schmüzij^
niedrig 123*. Larramendi führt es zurück auf bask, lacun, lagun gesA-
Schafte hiäfey und ayo einer der wartet und folgt: Jcenner dieser spradie
haben zu entscheiden, oh aus dieser Verbindung das bask. lacayoa erwackta^
konnte oder ob es dem span. entnommen ward. Indessen bedarf es (wt
unsem zweck dieser prüfung nicht einmal. Sehen wir uns nändiek fpif
roman. gebiete um, so begegnet uns das alte prov. lecai naschhaft, üppig
{s. unten leccare), neupr. (limous.) mit bekannter Verwandlung des iwr
losen e in a laccai n^enschößing des getreides (passend zu dem begriffe
fiaschhaft), dsgl. diener wie im franz. Leicht konnte man den seinem hem
fest anhängenden ihm überall nachtretenden diener mit einem unmäm
üppigen von der pflanze lebenden Schößling vergleichen; das dUpg. lecco,
buchstäblich •= pr. lec, dem primitiv von lecai, hat sogar ohne ableitungs-
Suffix die bed. von lacayo entwickelt s. S. Rosa, was dieser vermuthung fasi
zur bestäUgung gereichen kann. Zu bemerken ist auch noch, daß eine der
baskischen mundarten, die labortanische, mit e für a lekhayoa sagt, der
alten prov. form gemäß.
Lacca it., sp. pr. laca, fr. laque, nUat. laca (1327) ein ostindisdttt
harz; pers. lak, sanskr. läkschä.
Laccia it., sie. alaccia, neupr. alacho Honnar. alse, maifisch, sp.
alacha, andäl. lacha (JSemnich) sardeile (alse, Sardelle, hering gehören tu
einer und derselben gattung, clupea); muthmaßlich entstellt aus haiec, nach
Diefenbach, Orig. europ. 222, aus dem celt. alausa. Entschieden <m
halec ist it. Alice (f.), sie. al6ci sardeile, sp. al^ce (m.) ragout von fisck-
lebem, dsgl. sp. haleche eine ort der makrele, aus weldhem fisch die
Römer ein treffliches garum machten.
Laccio it., sp, pg. lazo, pr. latz, fr. lacs, wal. latz schnür; von
laqueus; vb. it. lacciare, allacciare u. s. f., fr. lacer. Aus dem roma».
auch unser latz klappe.
Lacerta it., gew. lucerta, lucertola (sard. caluscerta, caluxertnla),
sp. pg. lagarto, fr. l^zard, bürg. fem. l&arde und so altfr. laissarde
RMont. 399, 30, Voc. d' Evreux p. 20, chw. lusciard eidechsc (pg. la-
garta raupe); von lacerta, das aber fast gemeinromanisch s^ne endung
mit dem auf viele thiemamen angewandten suffix ard vertauschen nrnfüe.
Der Spanier mag frühe lacarta für lacerta gesprochen haben.
Lagnarsi it., altsp. lanarse, pr, se lanhar, altfr. laigner sich be-
klagen; sbst. it. lagna, pr. lanha klage, Jammer; von laniare se (prae
dolore), ude Ferrari und Muratori mit grund vermuthen, vgl. pg. carpir-
se weinen, sich beklagen, eigentl. sich zerreißen, oder die minder starken
lat. und griech. ausdrücke plangere und xoTtTsad-ai.
Laido it. altsp. altpg., pr. lait, fr. laid häßlich; vom ahd. leid ver-
haßt, altn. leidhr, ags. lädh ; altfr. il m'est lait = twAd. mir ist leit, das
gegentheü von il m'est bei = mir ist liep. Altfr. auch sbst. lait (faire
lait ä qqun wie ahd. leit tuon), dsgl. chw. laid, bask. laidoa. Vb. ä,
laidare, altsp. laizar Bc.Mü. 394 (aus dem prov.), a2(p^. laidar <S/!as.,
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I. LAMA-LANDRA. 187
pr. laizar aUfr. laider hränken, verldeen^ von leidon, leiden, dsgl. it.
laidire, pr. oß/r. laidir von leidjan, ags. lädhjan. Eine bemerkenstoerthe
ati. isi cdtfr. laidenge kränkung (vb. laidengier), pr. ledena Bth. 73
ßr laidenha, vgl. ahd. leidnnga beschüldigtmg.
Lama it. sp. pg., dauph. lamma sumpf; von dem seltnen lat. lama
(fw lac-ma, vgl. lac-ns), wovon Festus sagt: aquae collectio, quam lamam
dicunt, Obrigens von Horcus gebraucht. In demselben sinne findet es sich
(nuk bei Dante, wiewohl manche seiner ausleger es anders deuten^ s. Fer-
rari s. V. und Muratori, Ant. itci. 11, col. 1106. Bekanntlich führt
Paulus lama als ein longob. wort an, s. darüber Grimma Oesch, d. d, spr.
p. 694.
Lama it. pr., lame fr. ploUe, klinge, altsp. laila Scheibe, rietnen; von
lamina. Dasselbe etymon hat altfr. \B,m^ grabstein. Äbgel. altfr. lemele,
alemele Brt. I, p. 108 {leteteres aus Talemele für la lemele), nfr. entstellt
in alnmelle. Daher mhd. lämel.
Lambicco, limbicco it., sp. alambiqae, pg. iBmhiquQ, ^. elambic,
fr. alambic destiUierkolben; vom arab. al-anbtq, welches aber selbst in
diese spräche eingeführt sein soll, Gol. 166, vgl. Freytag I, 62^.
Lambrnsca it. sp., lambruche fr. unlde rebe; von labrnsca dass.
Lampo it. sp. pg., pr. lamp, lam, neupr. lan blita; eigenü. schein
wie fr. Eclair, von lampas, aher neu gebildet aus dem stamme lamp ohne
rücksicht auf die ableitung lamp-ad, ein noch stärkerer fall als capo cap-
accio cm cap-ut. Eine ableitung mit derselben bed. ist cot. Udmpeg,
9p. pg. Msgs. relämpago.
Lampreda it., sp. pg. lamprea, fr. lamproie ein fisch, lamprete;
umgestdU aus lam-petra steinlecker (lambere), weil sich dieser fisch mit
dem nund an die steine cmhängt. S. Voss. Etym. v. petra. Das lat. wort
ist undassisch und kommt erst in den ghssen des Fhiloxenus vor: lam-
petra ^tvQaiva (meeraal).
Lancia it., sp. lanza, pr. lansa, fr. lance, wdl. lance speer, vom
lat. lancea, nach Varro bei Gellius ein hispanisches, nach andern ein
galUsches oder germanisches wort (das genaueste darüber bei Diefenbach,
Orig. europ. 372); vb. it. lanciare ff., lat. lanceare erst bei Tertullian;
daher i^. lancio, sp. lance, pg. lango^ pr. lans schwung, sprung. Zsgs.
it. slanciare, pr. eslansar, fr. 61ancer schwingen; sbst. fr. 61an für
^laM Sprung, säte.
Landa it. pr., so auch altsp. s. Canc. de B., lande fr. heide, ebene,
altfr. lande saltus LRs. 86. 186. 351, Gloss. deUlle 15 (Seh. 34), daher
lande foUie GVian. 3011, also auch buschgegend; bask. landa feld. Das
wort h(ü deutsches aussehn: goth. land (n.) xotQot, aygog; mit seiner be-
deutung aber neigt es sich entschiedetier eum breton. lann stacheliger
Strauch, pl. lannoa steppe, man vgl. denselben begriffsübergang im fr.
brande Strauch, pl. brandes heidefeld. Lann aber, in älterer form land,
scheint acht celtisch, s. Zeuß I, 168.
Landra, slandra it. metae, feüe umherstreifende dime, dauph.
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188 I. LANIERE-LASCIARE.
landra dass. s, ChampoUion; ab gel. neupr. landrin, landraire tagedid;
com. slandron landstreichery ven. slandrona meize; vb. neupr. landra
Pflaster treten (auch se land4 Honn.). Zsgs. ü. malandrino, sp, neupr.
raalandrin, henneg. limous. mandrin Straßenräuber, landstreicher, taugt-
nichts, für mal-landrino w. s, f,, comash fem. malandra meretrix, m.
mandro (f.) name des fu^hses, mandrouno hupplerin {nach Sauvages vm
matrona), tooJU auch 5jp. molondro müßiggänger; femer ae^'.^^r. vilandrier
Pflaster tretend, für vil-landrier. Aus it. slandra ist wal. suleandre [duirdk
einschiebung wie zumal tz aus nhd. schmalz). Es gibt ein ahd. lenne me-
retrix s. Freidank p. 363 (1. ausg.), dem aber dr nicht ohne grammati-
schen grund hätte angefügt werden l'önnen. Besser s^ treffen scheint unser
wÄd. lenderen Wb. /, 963, oder ndl. slenteren, nhd. schlendern müf^
umhergelien. Zu beachten ist au^h das ahd. für tat. latro gd>rauckk
lantderi einer der land und leuten schadet, passend sumcd für mal-landr-
ino. Doch mag man sich weiter umsehen und z. b. auch das bash. lan-
derra fremd, dürftig Larram. I, XXI heranziehn.
Laniere it., pr. fr. lanier, engl, lanner, eine geringere faUsenaH,
Wachtel fätke, umrger; wird von laniarius geleitet, a laniandis avibus. My
lanier gierig.
Lanzichenecco it. {abgekürzt lanzo), sp. lasqnenete, fr. lans-
qnenet deutscher soldat zu fuß; bekanntlich von landsknecht d. i. hneöU
oder bewaffneter im dienst des landes (im mhd. nicht vorhanden), daher
auch ein von den landsknechten eingeführtes kartenspiel.
Lapo sp. schlag mit flacher klinge; vom ahd. lappa, nhd. läppen.
vgl. das verwandte dtsche Aap, welches läppen und schlag mit etwas flachm
heißt. Gleicher herkunft comask. lapina ohrfeige, fr. in Berry lapigne
lumpen, läpean träger mensch, churw. lapi wicht, pinsel = nhd. läpp
schlaff. Zsgs. sp. solapar da^ kieid überschlagen.
Lappare it. (in oberitcd. mundarten), fr. laper, pr. lepar, cd.
Hepar auflecken; = nhd. läppen, altn. lepia, kymr. Uepio, gr. lanuif
u. s. w., ein weitverbreitetes wort.
Lar sp. pg. occit., llar cat. herd; offenbar das lat. Lar, das bereits
bei den Römern aus der bed. hausgott in die bed. herd übertrat, s. z. h.
Schwenck, Böfn. myth. 237. Dasselbe wort ist gewiß das it. alare
feuerbock, worin scJj^n Redi das lat. lar anerkennt, s. dessen Etimol. üal.
Auch sp. llares kesselhaken (plur.) mag dieses Ursprunges sein.
Lasciare, lassare it., altsp. lexar, leixar, pg. leixar, pr. laissar,
fr. laisser, wal. l^sä, chw. cd>gekürzt schar lassen; von laxare sMaff
machen, nachlasset? (sp.lsxsLT nur in dieser bed.). Z^^^^.jpr. s'eslaissar,
dltfr. s'eslaisser sich wohin stürzen, eigentl. sich loslassen, sbst. eslais
Sturz, Sprung, it. slascio. Dahin auch adj. it. lasco, pr. läse, lasch, fr,
lache, henneg. lake träge, vb. sp. lascar, altpg. laiscar SRös., pr. las-
car, laschar, pic. laskier, fr. lächer (alt lasquer Bol. p. 150), von lascns
umgestellt aus laxus, vgl. denselben Vorgang im gael. leasg, ir. leisg, kymr.
Uesg = lat. laxus; gael. asgall, com. ascle = lat. axella; ^oel. flusg =
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I. LASSO— LATENO. 189
l(d. fluxas u. a., aber auch in roman. tnundarten: champ. fisqaer = fixer,
lusque = luxe. — Merkwürdig ist das henneg. norm, laier für laisser,
das auch im aUfrane, häufig genug begegnet. Ist es das ndl. Laien? denn
das ahd. läzan würde sein z nicht so leicht preis gegeben haben und an
das ahgekürste mhd. län isty als eine zu späte form, sicher nicht sfu denken.
Aber laier scheint in einer entfernten roman. mundart seines gleichen zu
haben: das bt4chstäblich zutreffende lomb. lagä thut ganz den dienst von
lasciare, mit dem es übrigens keine gemeinschaft haben kann; es muß
vidmehr aus legare (hinterlassen) entstanden sein, dem auch eine henneg.
form leier entspricht (vgl. Escallier^ Sur le patois p. 109). Vielleicht
aber läjU sich laier von lagare trennen und mit laisser verbinden. Das
fut. laisserai laisVai nämlich konnte in lairai syncopiert werden ,wie
gesirai in gerrai, und diese syncopierte form konnte auf die gestait des
verbums einfluß üben. Aber die erste erklärung scheint sicherer. Gael.
\e\gj aitirisch Igic zulassen.
Lasso it. pg.^ sp. laso, fr. las rnüäCy unglücklich, interj. it. iahi
lassOy fem, ahi lassa, pr. ai las, altfr. ha las, engl, alas, nfr. b^las (s.
hi IL c), vom lat lassus müde; vb.it. lassare ff. ermüden, von lassare.
Aus dem adj. entstand auch das altfr. sbst. laste Eracl. 2346, lastö Bert.
1092 (ed. Sehder) müdigkeit, kummer, altsp. lasedad.
Lasto it., sp. lastre (m.), fr. laste (1m.^ ein schiff sgeuncht, last; vom
ahd. lüast, altfrs. hlest, ags. last onus. Daher auch fr. lest (m.) bailast.
Span, lastre zeigt ein eingeschobenes r und trifft zusammen mit lastre, pg.
lastro bdUast (vb. lastrar mit ballast beladen), dsgl. Steinplatte, für letzteres
auch fem. lastra, und so it. lastra stein- oder metaUplatte, bedeutungen,
wdche diese worter dem gr. tfirclaatgov {s. piastra) näher rücken als
dem deutschen last
Latino it., sp. latin, pg. latim ff. bedeutet zuerst die lateinische
Sprache, ward aber auch auf Wissenschaft oder kenntnisse ausg^ehnt wie
bei uns, wenn wir sagen: er ist zu ende mit seinem latein. Alsdann nahm
man es auch in nuüam partem: sp. saber mucho latino schlau sein, sp.
pg. aäjj. (mit d für t, besser romanisiert) ladino scMau, listig. Aber was dem
gddurten das ledein, das war dem ungelehrten seine muttersprache: so kam
es, daß man das wort auf jede mundart iä}ertrug, selbst die arabische:
pr. parlar en son lati heißt in seiner mundart reden, und auch die vögel
reden in ihrem latein, in ihrer mundart, denn ein anderes latein ver-
stehen sie nicht: pr. Taasel canton en lor latis und bei Dante reden
ebenso gli augelli ciascuno in suo latino; bei Gottfried von Straßburg
hießen diu wilden waltvögelin si willekomen stn vil suoze in ir lattne.
War man einmal bis zur bed. muttersprache vorgerückt, verstand man
unter dem latein namentlich das romanische, so konnte man mit dem
Italiener dem adj. latino oder ladino die bedd. leicht, bequem, zugänglich
(verständlich lag in der mitte) beilegen, vne sich dies schon bei Dante
findet: n che m'h piü latino d. i. piü facHe Par. 5, 63; latino di dar
aadienza faeüis aUoquio, ladino della mano promtus, expedüus, welchen
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190 I. LATTA-LEGA.
sinn auch das churw. ladin ausdrückt. Ferrari deutet dieses aäjeth
lieber aus latus weit, daher bequem. Von latin ist pr. altfr. latinier
sprachkundiger, doUnetscher, aUengl. latynere, latymer, Ivg. bei Ducangt:
latinier fü, si sot parier roman, englois, gallois et breton et nonn^
Dam Genin, RecrScUions phüql. II, 71.
hAttsi it., sp. pr. lata, fr. latte flache höleeme Stange, stück bM;
nicht vom tat. lata breit, unmittelbar vom ahd. latta, ags. lätta, vgl. h/m,
ll&th (f.). Der Wälache hat dafür das masc. latz.
Lattovaro, lattuaro it., sp. electuario, alt lectnario, pr. lactoari,
lectoari, fr. ^lectnaire, alt lectnaire latwerge ; nd>st andern formen m
lat. electarinm, wofür auch electuarium vorkommt.
Layanda, lavöndola it., sp. lavindnla, fr. lavande ein woU-
riechendes kraut, lavendel; soll seinen namen daher haben, weü es sum
waschen des körpers (lavare) gebraucht wird, une denn it. lavanda and
Waschung bedeutet.
Ldzaro sp. bettler, maü. Idzzer schmtdjrig, pic. lazaire arm, deni
pr. fr. ladre aussätzig; dbgcl. dUsp. lac^ria armuth, dsgl. aussatjs; i.
lazzeretto, sp. lazareto siechenhaus; it. lazzarone. Von dem namm
des siechen bettlers Lazams Uv. Luc. c. 16. Die älteste prov. oder fnau.
form war sicher lazer, vgl. Pass. de J. Chr. str. 8 lo Lazer und die tm-
merkung dazu; wie zr eu dr, so ward auch sr eu dr in madr^ von ma-
sar, in S. Ludre von S. Lusor Voc. hagiol.
Leccare it., pr. liquar, lichar, lechar, fr. lecher, chw. lichiar, wd.
licei lecken; dafür sp. lamer, cat. Hepar. Neben it. leccatore, altfr. lecheor
leckermaul, Schmarotzer gut auch pr. lec, lomb. piem. ebenso leeh, sk.
liccu, it. leccone. Auch gibt es ein prov. adj. lecai, licai (sbst. licai-
aria) und licaitz (sbst. licaz-aria), beides seltne bildungen. Die äUeäe
künde des roman. Wortes findet sich in den Isid. glossen: lecator ^gulom\
Vom gr. Xeixeiv kann es nicht abstammen, dies hätte it. licare, bei Isidor
licator gegeben, doch mag dem wälach. worte dieser Ursprung sugestanden
werden. Leccare ist das ahd. lecchön, alts. liccön, leccön, ags. liccijui:
lec, leccone würden einem ahd. sbst. lecco entsprechen, wenn ein solches
vorhanden wäre. Kaum sswar kennen die Isid. glossen ein deutsches worl
gegen lecator aber ist schwerlich etwas etfuniwenden. Wenn es jedoch o»
einer andern stelle dieser glossen heißt leno 'lecator, mediator, lenuhs
"^parvus lecator, lenocinium ^lecacitas\ so mag diese bedeutung aus dem
gr. laixdKeiv abstrahiert sein, denn lecacitas erinnert so stark an dos
pr. lecaitz {gleichsam lecax), daß es keine trennung davon gestattä.
Aber auch das rom. lecheor hatte eine üble bedeutung, es war ein schiff^f-
wort für Spielleute geworden (parasitus 'spileman Schlettst. gloss. 29, 62;
39, 422) und ist nicht herzuleiten vom ahd. leichari bänhdsänger, «ie
J. Grimm wül, Ged. auf Friedr. p. 17, um so weniger als nirgends eine
form lacheor sich darbietet (ahd. ei = rom. a).
Lega it. pr., besser pr. sp. legua, pg. legoa, fr. Heue ein längff^
maß, meile; von leuca meile bei den Galliern: mensuras viamm nos mil-
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I. LEGA-LEONINO. 191
liaria dicimns, Galli lencas Isid.; Xevyt] fthgov xi FaXaraig Hesffch. Das
wart erhieU sich besser ün roman, als im ceUischen; hier besiiet es die
bretan. mundart in der form lev (leo), es scheint aber dem roman. eni'
Idmt, und das gad. leig ist offenbar das engl, league. Die roman. for-
men beruhen auf einer wnstdlung von lenca oder leuga in legaa, franz.
mit diphthangierung des e und ausfaU des g lieue. Im altfr. bedeutete
es auch einen ßeUraum, s. RCam. p. 264, FC. /, 194, IV, 39, Erad.
935, Joum. d. sav. 1832 p. 161; so das it. miglio Bocc. J)ec, 6, 10
(im schera), das mhd. mile Wb. II, 170. Eine abl. ist aUfr. lo^e md-
lenweUe, Man sehe Mahn p. 37, Diefenbach, Orig. europ. p. 374.
Lega t^., sp. \ey, fr. loi, aloi gesetzlicher geheilt der münzen; vb.
ü. allegare, sp. alear, fr. aloyer legieren; von lex, ad legem, vgl. pr.
aleyalar justifier.
L^ndine it., sp. liendre, pg. lendea, pr. lende, fr. lente niß; von
lens lendis, wofür das volk, durt^ ähnliche fälle verführt, lendinis gesagt
eu haben seheint; selbst fr. lente könnte aus dem gemeinrom. lendine
(auch wal. lindine) abgekürzt sein wie page aus pagina. AuffoiUen muß
das eat. ll^ena: ist es umgestellt aus Uenema llendema (d nach n fällt
hier häufig aus), so läßt sich m kaum anders denn als accusativendung
fassen.
Lenza ü. binde von leinwand, sp. lienzo Schnupftuch; von lintea,
lintenm. Abgel. it. lenznolo, sp. lenznelo, pg. langol, pr, lensol, fr.
lincenl leiniuch, bättuch, lat, linteolum.
Leonino it. sp. u. s. w., mlat. leoninus adj. mit versus verbunden
(z. b. in einer handschrift des 12. jh. s. Altd. blätter I, 212) ist ein
hexameter oder pentameter, deren miUe und ende zusammen reimen une
in dem hexamder contra Vim mortis | non est medicamen in hortis. Daß
em pariser dichter Leonius gegen ende des 12. jh. dergleichen verse zuerst
oder wenigstens mit Vorliebe gebraucht habe, ist eine zur deutung des
Wortes aufgebrachte sage (Hist, litt, de la France XIII, 446), sie kom-
men schon bei den Römern und zumal häufig seit anfang jenes jahrh. vor
(Mural. Ant. ital. III, 686, besonders W. Grrimm, Zu/r gesch. des reims
107—160). Bei den cdtfranz. dichtem aber i^ rime leonime etwas anders,
es ist ein endreim, der das eigne haty daß er nicht bloß die betonte, son-
dern auch die vorhergehende unbetonte silbe wie in cassons: passons, oder
sdbst drei sUben beherrscht une in vraiement: paiement Die neueren
nennen ihn rime riche. Wackemagel, Altfr. lieder p. 173, trennt dies
leonime von leoninns und erklärt es aus einem griech. worte Xeiowfiog
(van leiog). Dies hieße also glattnamig und man könnte dabei an ital.
verso piano den glatten, ebenen d. h. den weiblichen vers erinnern. Aber
raihsam scheint es doch, in dem franz. worte nur eine andre form des
loMmseken anzunehmen, sofern es sich mit letzterem in der sache einigen
läßt, und dies ist möglich. SoUte nämlich der reim in der lat, poesie
recht ins gdwr faUen, so machte man ihn zweisilbig une in dem obigen
vers (audi der einsilbige, wie wenn es contra vim mortis | non est medi-
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192 I. LESINA-LIA.
camen in arvis hieße^ war zulässig) und dies geschah besonders seä im
11. jh. (Grimm l. c, p. 160), Dem Franzosen «wn, der mortis, hortfe
accentuierte, traf dieser von aridem Völkern als weiblich aufgrfaßk rm
mit seinem reichen männlichen (cassöns : passöns) zusamfnen und hmk
ihm nicht unschicklich auch den namen leihen. Daß man leonime tmd
nicht leonine sprach, mag einen euphonischen grund haben wie das naifr.
yenimeux für venineux.
L^sil^a it., lesna sp., besser sp. alesna, pr. alena (aber limous.krm^
r für s), fr, al^ne ein Werkzeug, ahie; vom ahd. alansa, umgestellt al&sna,
Schweiz, alasme, nUat. alesna Dirf. Gloss. lat germ. Wie es kam, ia^
lesina, woher fr. lösine, auch knauserei bedeutet, darüber höre man Mmgt.
L6sine, du livre Italien, intitulö Della famosissima Compagnia (feBa
Lesina: lequel contient divers moyens de manage. L'Autear de ce ÜTre,
qui est un nommö Vidlardi, feint que cette Compagnie fut ainsi appel^
di certi Taccagnoni, i quali, per marcia, miseria, et avarizia, si mettevam
insino a rattacconar le scarpette e le pianeUe, con le loro proprie «k»»,
per non ispendere. E per che tat mestier dd rattacconar e non si puo fan
senza lesina, anzi e lo stromentoprincipale,presono questo nome della Lesina.
Lesto it. pg,, fr. leste, sp. listo gewandt, flink, itcd. auch gesckdi^
klug, listig; vb. it. allestare, allestire zurecht machen; vom ^ott. lis-
teigs, ahd, listic kunstreich, mit abgeworfenem suffix u?ie im it. chia88o
von classicum, altfr. raste von rasticus u. a. Sbst. churw. list (masc. m
ahd. mhd, list).
Lettiera it. bettgestdl, sp. litera, pr, leitiera, fr. litifere säfifie,
ndat. lectaria; von lectus.
Levante it. sp, pg., levant /r. osten; eigenü. Sonnenaufgang, o?e
il sole si leva; ähnlich pg. nascente, cat. solixent, sämmüich partic^
wie lat. oriens, occidens, vgl. unten ponente.
Levistico, libistico it., fr, liv^che (levesse Menage) liebstöM
ein kraut; von ligusticum, bei Vegetius De re veter. levisticom. Ein p§*
levistico bei Nemnich.
Levriere it., sp. lebrel, fr. 16vrier unndhund; von leporariHS
hctöenhund.
Li it., sp. allf, pg. allf ortsadverb; von illic.
Lia 5p. weintrester, pg. lia, pr, Ihia, fr. lie, engl, lee, bret, ly k(^
(auch venez. lea schlämm d, i, bodensatz des wassers, oder etwa vom gr.
IXvg iXvogP), bei Papias lia ^amurca^ ölsatz. Lix licis lauge oder asdie,
worauf einige verweisen, verlangt sp. liga und dem käme neupr, ligo, fast
liga (Humboldt, Scdaherry, lia Larramendi) zu statten, hätte die alte fwm
Ihia nicht größeren werth, denn g kann eingeschoben sein; fr. lie aus licem
wäre möglich, wenn man berlue aus lucem vergleicht. Ist die zweite he-
deutung die ursprüngliche des Wortes, so leitet man es der form tmd dm
begriffe entsprechender mit Diefenbach GeU* I) 63 von levare, une cmA
unser hefe von heben, das gleichbed. bärme vom aÜen heran (tragen)
kommt, vgl. levain //. c.
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I. UBECCIO-LILAC. 1Ö3
Libeecio t/., sp. lebeche, pr. labech (jäjd abech), dtfr. lebeche,
lebech südwestwind; vom gr. U\p Xißog mit gl, bed., cihan, live. Die
itd. form lieh den andern das muster/
Libello t^., pg, pr, livel, nivel, sp. nivel, fr, niveau, bret. liv^
setewage; vh. sp. nivelar, fr. niveler; von libella. Anlauterules n für 1
tmähmafiich durch dissimikUion.
Liccia, lizza it,, sp. liza, pr. lissa, fr. lice, engl, list (F, Müller)
sehranke des tttmier- oder hxmpfplatzes, auch der platz selbst, spätmlai,
lieia (särnmiliche Wörter meist im pluräl gebraucht). Lat. licium passt
mtr mit dem buchstaben, nicht mit dem begriffe. Abhüreung aus pa-licci-
ata pdizzata it., sp. palizada ff. pfahlwerk, so daß man zuerst licciata,
dann sekieehtweg liccia gesagt hätte, ist, was den anfang des etymons be-
trifft, unbedenklieh eineuräumen, da viele nicht minder starke beispiele
dieser art vorliegen (Bom. gramim. I, 294, 4. ausg.), nicht so was das
ende härifft. Sollte das wort nicht deutsch sein wie so viele aus detn
iHegswesen? Mhd. letze, vom ahd. lazt, fieißt schutstwehr (letzen ab-
hauen); der ahd. form entspricht vollständig die bei Gruir. Biquier mehr-
mds vorkommende form laissa (1^ layssas son ben acairadas die palis-
Baden sind hübsch viereckig zugehauen p. 104), kaum aber das gemein-
rom. lissa, da der Umschlag des ai oder der des kurzen e tn i (letze,
liflse) ein unäblicher ist. Zu prüfen wäre noct^ ein. ceUisches wort: gad.
lios einzäummg, befestigter ort, pdlast, kymr. llys gerichtshof^ fürstlicher
h^, brä. I6z hof (auch rand, säum, was an lisi^re erinnert).
Lieorno und alicomo it., pg. alicomio, fr. licorne (f.) einhom;
entstellt aus imicomis, sp. nnicomio u. s, w.
Lieve it., sp. pg. leve, pr. leu leicht, von levis; fr. lief fehlt; ital.
1 e gg ie r 0, j>r. lengier, fr. 16ger, gleichsam leviarius; vb. pr. loujar er-
leichtern = nüat. leviare fün levare Cap. Cor. Galv,, auch aleujar (ale-
viar), ü. alle^iare, sp. aliviar {sbst. alivio), fr. all^er. Das an den
stamm gefugte i zeigt auch das sard. dem it. lieve erdsprechende lebiu.
Li^vito it., romagn, leud, sp. leado (liebdo Bc.), pg, 16vedo auf-
gegangen (vom teig); vb. it. levitare, sp. lendar, Ueudar, aleudar, ale-
vadar, pg. levedar aufgehen lassen (gleichfalls vom teig). Aus levare
maekte man in frühester zeit nach dem vorgange von cabare cubitus,
domare domitns ein partic. levitus, daher das roman, wort. Solche un-
classisdie participien sind überdies dolitas statt dolatus Varro ap. Non.,
vocitns statt vocatns, provitus statt probatus bei Gruter, s. Struve, Lat.
deeL u. cof^. p. 186, 186; die L, Sah kennt rogitus für rogatus, vgl,
Pott in der abhandlung PlatÜatein 324, Man nehme also levitare nicht
für «m iterativ von levare, • woraus nachher lievito entstanden sei, denn
dem iterativ kommt auch im span. ein t zu. Eine andre form ist pr.
levat, eat. Uevat, woi. alnat Sauerteig; auch der Neapolitaner sagt levato,
der Piemoniese und Mailänder levä = it. lievito. Churw. levont vom
peai.präs.
Lilac ü, sp., pg. lila, fr, lilas ein Strauch, syringe; soll ein pers.
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194 I. LIMONE-LISTA.
wort seifiy agem lilac (agem bedeutet persisch, eigefUl. barbarisch^ mcU-
arabisch), VüUers findet das wort nur bei Meninski, Complementum ft^
sauri linguarum Orient,, unter dem lat. syringa persica, wo leil&k sUk,
das wahrscheinlich türkisch ist.
Limone it, sp, pr, limon, pg. limäo, fr. limon citrone, it. sp.pg.
auch lima, it. lomia, sie. lumiuni; it. limone, sp. limon, pg. limoeiro^ fr,
limonnier citronenbaum; vom pers. Itmü^ weiches die frucht und den ham
bedeutet, dies aus dem indischen nimbüka, bengal. nimba, nibn, daher
auch arab. laimün.
Limösina it., altsp. pr. almosna, nsp. limosna, pg. esmola [urngt-
stellt aus elmosa), fr. aumöne almosen; von eleemosyna.
Lindo it. sp. pg., neupr. linde hübsch, geputet, zierlich, rem lim-
pidus Mar, daher die bed. aufrichtig im piem. lindo. Itai. auch limpido,
sp. limpio: dieselbe doppelform in nitido netto, torbido torbo u. a.
Linea it. sp. in der bed. geschlecht, geschlechtsfdlge aus der eigent-
lichen bed. reihe abgeleitet, altval. linia JFebr. 55, bask. leinna, mlat.tti
Qregor VII. linea sanguinis. Daher fr. lignöe, altpg. linhada fi. o.. »ä
ders. bed.; pr. schlechtweg linh (m.) von lineas, vgl. sp. lido reihe; oitfr.
ohne erweichtes n lin, das Ginin, Variat. de 1. 1. fr. p. 221 aus lignage dh
gekürzt wähnt, unewohl es nichts anders ist als das einfache linmn «cAnur.
Lisca ü. hdlm, gräte, piem. lesca, maü. lisca, fr. laiche (/t^l^e)
riedgras; ahd. lisca farrenkraut, fied, ndl. lisch. Dasselbe wort ist ü.
lisca, piem, lesca, cat. llesca, neupr. lisco, lesco, fr. Igche (nicht laiche
geschr.) mit der bed. feine schnitte von etwas; vb. cat. llescar in sdmittche»
zertheHen. Eine altndd. glosse Oraffll, 281 lautet lese ^scirpus, papind^
die zweite bedeutung der zweiten romanischen ganz nahe liegend; em an-
deres setzt gradezu lisca "^sniede Nyerup p. 285.
Liscio it., sp. pg. liso, pr. lis, fr. lis«e glatt, mit vielen abü.; fA.
it. lisciare, ligiare, sp. alisar, i?r. lissar (lipsar QProv. 31), fr. lissei
glätten, polieren. Zu erwägen ist das gleichbed. gr. haaog und das aUL
lisi leise, sanft; für letzteres spricht der vocal (I = rom. i, T = e) ««(i
selbst das it. sc = si. Daher die verba sp. deslizar ausgleiten, caL
Uiscar {mit ableitendem c) dass. Zu ahd. leisanön nachahmen (im gdeiu
gehen) scheint sich zu fügen altsp. deleznar gleiten, adj. lizne glaä;
deutlich entspricht churw. laischnar neben lischnar. Norm, alise gdeise
des Wagens ist desselben Stammes.
Lisciva it., wcd. l^ie, sp. lexia, fr. lessive, pr. lissin (m.) lauge,
so auch kymr. lisiu ; von lixivia, lixivium, w(für der vocabularius 8. OalU
das halhroman. leciva setzt, s. bei Hattemer.
Lista, listra it. pg., sp. lista, pr. lista, listre, fr. liste streif, borU,
Verzeichnis d. i. papierstreif; vi. Ä, lista re, sp. listar, alistar, pg. lis-
trar, pr. listar, listrar, ältfr. lister streifen, bordieren; vom dkd. lista,
mhd. liste säum, borte, part. gelistet mit einem säum versehen, im romcm.
mehrmals mit eingeschobenem r. Eine äbl. ist fr. lisifere {woher ^^
lisiera) säum, für listiere.
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I. LIUTO— LOCCO. 195
Liuto, leüto, liüdo ü., sp. laüd, pg. alaüde, pr, laut, altfr, leüt,
nfr. lath, wd. läute, al^ute, ngr. XaoSd'Oy nhd. laute^ name eines saiten-
mstrumentes. Wäre dieses vielbesprochene tcort etwa das lat, lituus ge-
hrümmter dab und name eines blasinstrumentes, durch versetßung it. liüto,
sjßim. entstdU in laü^ Allein grade die itai. spräche meidet solche ver-
setstmgen und würde selbst in diesem falle wenigstens linto accentuiert
haben, Name und sacke rühren von den Arabern her, welchen 'üd C*^)»
mit artikd affid (in einem wörterbuche um das j. 1000, s. Gol. 1665,
Freyt. IIIj 240*), jenes tongeräthe, ursprüngl, aber etwas hölzernes be-
mchnä. Aus dem orientalischen werte bildete sich laüd, indem man
den eigenOmmUchen arab, hauchlaut ain {vor ü) mit dem nahe liegenden
a ausjsudräcken suchte. Die port, form zumal weist, wenn auch nicht
entseheidendj auf ein arab. etymon, das entlegenere Italien empfieng das
wort schon in etwas veränderter gestaU. Wackemagel, Litt, gesch. p. 19,
vermuthä in dem rom. werte unser von saitenspid unzertrennliches lied,
r^. goth. liuthön zur harfe singen: liegt nicht schon in dieser begriff s-
Sberiragung etwas ungewöhnliches, so ist es vollends die darstellung des
deutschen dipMhongs iu in den roman. formen, weiche ganz andre vocaie
verlangen würden, Bom. gramm. I, 310.
Live rare, livrare ö., pr. liurar, fr. livrer übergeben, liefern, in
diesem sinne auch zuweilen sp. Hb rar, pg. livrar, auch mlat. liberare
z.h dona Cap.Car. Cälv.; dsgl. fr. Iivr6e, i/. livrea, «p. librea kleidung,
die der herr dem bedienten gibt, eigentl. geliefertes, ursprüngl. auch auf
lAensmittd bezogen, mlat. liberata, liberatio; zsgs. fr. d^livrer s. v. a.
liyrer, ndat. deliberare Cap. dar. M. Nicht von librare wägen in der
bed. Muwägeny zutheHen, sondern, in Übereinstimmung mit den nüat. und
itai. formen, von liberare frei machen, losmachen, daher aus der Jiand
gAen; dieselbe begriffsentwiddung ist z. b. auch im sp. soltar (lösen, los-
Uusen, ausgeben) wahrzunehmen. Die lat. bedeutung vertritt ü. liberare,
sp. librar, pr. liurar, fr. d^livrer.
Loeco it. in mundarten {neap. sicü., aber auch oberitai. z. b. cremen.
loacch) dummkopf, sp. adj. loco, pg. louco, npr. locou thöricht, ein im
spanischen besonders übliches wort, daher die Sprößlinge loeura, loquear,
alocar, enloqueeer u. a. Man konnte versucht sein, diesem werte cdtiscJie
keriunfl beizulegen. Irisch logaidhe, ersisch lognid bedetUen narr; Pictet,
Ztsehr. f. vgl. sprachf. VI, 331, geseilt sie zum sanskr. locaka narrheit,
ohne des rom. loeco zu gedenken. Weiches nun auch der tM-sprung des
rom. wertes sei (denn selbst unser deutsches eule dürfte in erwägung
kommen), es findet sich etwas ganz ähnliches, wie auch schon Ferrari und
andere erkannt haben, bei Servius zu Virg. Ed. 8, 66: alulae (xtvo tov
oloUtßiy nominatae, quas 'vulgus* nlucos {cd. alucos) vocant : der lesart
alacos entspridd daspiem. comask. oloch, der andern das it. alocco allocco,
wUke sowohl eule wie dummkopf bedeuten, beide bedeutungen einigt auch
das parm. cio. Bestimmter würde sich urtheüen lassen, wenn die quanti-
tat der zweiten sUbe des roman. wertes bekannt wä/re.
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196 I. LOCO— LONZA.
Loco aUitdl, ortsadverb, hie, a. b. BrunettOj Tesar, ed. Zamm
p. 66. 90. 221, PPS. II, 26, dsgl. $p. luego, pg. logo, pr. luec, luecx,
(dtfr. luec, Ines, toai. de loc zeUadverb, statitn; von locas, loco.
Loggia it.^ pg. loja, pr. lotja, fr. löge, sp. lonja gaüerie u. dgl.;
vom ahd. lauba, genauer laubja, ndat. laubia, nhS. laabe, darum noch
altfr. löge in der bed. zeit, Mite, welche bedetäung ihm auch im neufr,
noch zusteht. Denselben wandet des bi zeigt unter andern cangiare, Chan-
ger at4S cambiare. Wie laubja aus laub folium, so entsprang altfr. foillk
hatte Brt. I, 160, II, 160 aus feuille. Am genauesten erhielt sich äk
ursprüngliche form im chw. laupia emporkirche und im lomb. piem. lobia.
Abgel. /r. loger, it. alloggiare herber gen; fr. logis wohnung u, a,m.
Die bekannte herleitung von loggia aus gr. Xoyelov oder ).6ywv, lai. lo-
geum, loglum vorderer theil der Schaubühne, proscenium genügt allerdings
dem buchstaben, keineswegs dem begriffe. Nicht aber den buchstaben, d. k
die gesetze der lautlehre, befriedigt die neuerlich uneder vorgebrachte deä-
tung von loger aus locare, welches e^weder louer oder höchstens, dk
bastardbüdung, loqner erzeugen mußte.
Logoro it. (für logro?), pr, loire, altfr. loirre, nfr. leurre (m.)j
engl Iure stück leder, um den falken damit zurückzulocken; ist das glädt-
bed. mhd. luoder, welches Weigand II, 70 aus einer deutschen wund
leitet; im itcd. trat g an die stelle von d wie in ragunare aus radonaie.
Die übliche deutung aus lat. lorum ist mit den roman. formen unverträg-
lich. Vb. pr. loirar, fr. leurrer anlocken, verführen, betrügen, gewi^
aber auch it* logorare, das mit seiner bed. verzehren, schwelgen ganz zm
mhd. luodem passt, wiewohl Muratori es vom lat. lurcari (fressen) her-
leitet. Vgl. lodier IL c.'^S. auch Blanc, Vöcab. Dantesco v. logoro.
Lontano it., pr. lonhdaj fr. lointain entfernt; würde ein lat. lon-
gitanus fordern und stützt sich in jedem fälle auf eine ableitung mit t
wie in longiter. Festus hat überdies longitroreus, unmach 0. Mutter ein
altes adj. longiterus vermuthet.
Lontra it., in oberit. mundarten lodria, ludria, sp. lutria, nutria,
pg. une it., pr. loiria, luiria, luria, fr. loutre fischotter; von lutra, gr.
swögig, dem sich das sp. nutria anzuschließen scheint. Ein aites Zeug-
nis für das franz. wort ist loutrus 'octur (otter) in den Erfurter glossen
345, 68.
Lonza it., mit weggeworfenem arüaut sp. pg. onza, fr. ouee (altfr.
Ben. II, p. 112) ein thier aus dem katzengeschlecht: leggiero piü che
lonza 0 liopardo PPS. U, 186. Die übliche herleitung dieses durd
Dante zu einer gewissen berühmtheit gelangten Wortes aus lynx oder auch
dem adj. lyncea hat grammatisch nichts gegen sich: neben it. lince, sp.
lince, fr. lynx (m.) kann eine volksü^lichere form mit o aus dem grieck
V in kvy^ bestanden haben, vgl. borsa, tomba, torso aus ßvQorjy vvfißo^i
&vQaog. Wackemagel verweist auf gr. hovnog löwenartig, uh3w aUerdmgs
zu beachten ist. Dem ital. wort entspricht ein mhd. nur bei Konrad v(m
Würzburg vorkommendes lunze, das aber löwin heißt.
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I. LORDO-LUSINGA. 197
Lordo ü. schmutzig, auch lurido; offenbar von luridas gelblich,
zsge. lordas. Buchstäblich dasselbe wort ist fr. lourd, sp. pg. lerdo (für
loerdo wie frente für fruente u. a.) träge, schwerfäUig, dumm, letzteres
gewohnlich von lentus hergeleitet; ob auch das gleichbed. pr. lot, fem. Iota,
steht sehr dahin, es erinnert mehr an lutens. Auch altit, lordo muf^ die
frwfus, bedeuttmg gehdbt haben, man sehe Ihtcange v. lurdus. Die entwich-
lung der ital. bed. schmtäzig aus der classischen gelblich läßt sich ver-
schieden auffassen, so viel aber darf man behaupten, daß das wort schon
im frühen wlatein die bed, faulig, faulend angenommen (gelblich, euer-
farbig, eiterartig?), wenigstens ilber setzen es die Rhdban. glossen mit fül.
Den Übergang aber von dieser bedeuttmg zur bed, träge (nichtsnutzig)
büden uns auch andre sprachen i)or: fr, pourri verfault, wallon, pourri
träge, dsgl. ahd. föl putridus, ndl. vuil sordidus, nhd. faul segnis. Oder
entstand lordo, wie andre wollen, aus horridus, »it. ordo mit vor gefügtem
artikel? Aber nichts nöthigt zu dieser annähme, die auch durch das über-
aus seltne oder zweifelhafte vorkommen des mit adjectiven verwachsenen
artikels (s. lazzo JZ a) nur schwach unterstützt wird. Die norm, mund-
ort hat sieh auch ein vb. loarder geschaffen. — Eine zss. ist fr. balourd
tolpd, daher it. balordo, chw. balurd, sp. palurdo und vilordo: das vor-
gesetzte ba scheint aus dem vb. baer, b^er, woraus auch das synonyme
badand entstand, und der sinn des compositums gaffender dumnikopf
hossi piem. sp.y pg. lousa, i>r. laasa, aW/r. lauze Roq., ftosÄ;. ar-lauza
(arri stein) grabstein, Steinplatte, eig. grabschrift, vom lat. laades, U)ie auch
sp. landa das grab bedeutet. Wegen des buchstabens (s für d) vgl. unten
Insinga.
Lotto it. glückstopf, pg. lote (m.) sorte, anzahl, fr. lot ardheil (ältfr.
3IFr, 7, 418: a sun los ne retient que treis); pg. lotar die zahl oder
Sorte bestimmen, taxieren; altfr. lotir das hos werfen, weissagen : Calabre
la reyne le m'avoit bien loty Gachet 288'', neufr. \oi\r theilung machen;
loterie ein glücksspiel, vgl. lot in der bed. lotterieloog, lotteriegewinn,
woher das neuere sp. lote. Deutsches wort, goth. hlauts, cdtn. hlatr, ahd.
Uoz u. s. w., nhd. loos xk^Qogj sors, ahd. hluz durch das loos zugefallene
Sache, attn. Uiit theü, antheil.
Lumaccia it., sp. limaza, pg. durch Umstellung lesma, fr. limace
lima^oiiy pr. Ihimatz LB. V, 50", und mit gutturalem c oder g it. Inmäca,
chw. limaga, ven. limega, cat. Uimac Schnecke; von Umax.
Lnnedl it., fr. lundi, pr. dilus, cat. dilluns montag, von Lunae
dies, dies Lunae; sp. lunes, i>r. auch luns mit derselben endung wie in
martes {s. martedi), wdl. luni, und so auch ven, luni, romagn. Ion. Da-
für pg. segunda feira une neugr. devriga.
Lusinga it., sp. lisonja, pr. lauzenga, lauzenja, altfr, losenge
schmeichdei, bask. lausengua; vb. lusingare, lisonjar, lauzengar, losen-
ger schmeicheln; sbst. lusinghiere, lisongero (losengero Alx.), lauzengador
und lauzengier, losengeor -Schmeichler. Daspr. lauz-enga (denn von dieser
spräche ist auszugdien) bildete sich. aus lauzar, lat. laudare, mittelst des-
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198 I. MACCUIA-MACCO.
selben stiffixes, das im altfr. ha-enge oder laid-enge oder cost-enge oier
im nfr, vid-ange vorliegt; die form losenge datJct ihr s vieUeiM nitk
einmal dem pr. z = lat. d, sondern dem stobst. \oB, von dem aus dar
hirchensprache bekannten als einheit gefaßten laudes lobgesang, woher äai
vb. aloser lobpreisen, norm, einfach loser. Das itai. und ^pan, wort sM
aus dem nordwesten angeführt; doch kommt das einfache loso auch m
nördl. Italien, 0. b, in alten genaes. gedickten (Archiv, stör, iial. app.
num. 18. p. 11. 42) vor, ebenso lox im altmaü. bei Bonvesin. Im 1^.
loaange, louanger, loaangeur ist nicht etwa s ausgefallen, es sind tujben
losenge stehende eigentlich richtigere büdungen. Aus laudare in dm
eigerUhümlich roman. bedd, eustimmen, rathen machte das spätere ndatm
laadimium, laudemia (nach Pott in der abhandl, Plattlat 387 das er-
kaufen der laus d, h. der bewilligung des lehnsherm, also eine dem hd^
vindemia nicht unähnliche formation) und aus diesem juristischen tcorie
gestaltete sich das pr. landeme, lauzimi, lauzisme, it. sp. laudemio.
Das altfr. los hat. sich in der gleichfalls juristischen formet los etvent«,
lods et ventes erhalten, s. Ducange v. laudare. Nach FaUot p. 549
stammt losenger vom deutschen lobsingen, aber sclwn die erste sUbe der
prov. form lauzenjar ist dagegen. Bessere ansprüche hätte das mhd. lösen
mit falschheit schmeicheln, unesen die roman. Wörter in ihrer bedeiä^fif
nicht zugleich auf ^.laudare: altfr. 2X0%^ z. b. ist an beiwort derhMm^
der hochgepriesene. Menage dachte an ludus, andre sogar an luscinii,
passende verwies der oben p. 16 citierte Erich §. 399 auf lenocinüi
Die wahre herkunft des Wortes traf schon ein alter dichter, wenn er mii
den Worten spielend sagt: de lauzengiers mi lau je me loue des loucmgem
Chx. in, 396.
M.
Macchia i/., sp. pg. mancha {für macha) fleck, auch ein sSd
buschwerk (wal. m^gure waldgebirg), vgl. unser flecken bewohntes s^
land; in anderer form it. maglia, sp. pg. pr. gleichlautend, fr. maiUe
masche, ringlein; alle von macula. Eine dritte darstellung ward diesem
wort im pg. mägoa fleck, betrübnis, vb. magoar. Auch sp. mancilU
fleck, wunde, mitleid gieng vermöge der öfter angewandten Umbildung des
sufjßxes ul in ill aus macula hervor, im Alex, ohne n maciella.
Macco U. gemetzel (eigentl. zerquetschung, v^fi. vfc. ammaccare, daher
auch bohnenbrei, com. mach gestampfte gerste), sp. maca quetschung o»
fruchten, fleck, altfr. maque hanfbreche (werkzeug zum quetschen), hetmeg.
maca dicker hammer, maquet art bolzen, wallon. maclott (f.) kolben; th.
it. maccare, macare (nur mundartlich), am-maccare, s-maccare, ehe.
smaccar, sp. cot. macar, pr. macar, machar, altfr. maquer quetschen,
stampfen; sbst. neap. maccaria, altfr. macheüre (beim Rabbi SdL Jareh
genes, cap. 4 maccature) metzdei u. a. Für diesen gemeinrom. nur dm
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I. MADEIGALE-MAGAGNA. 199
Portugiesm fehlenden stamm scheint sich in den nahliegenden sprachen
Im taugliches etyman ssur finden. Das bret. vb. mäc'ha (pressen) mag
mit den raman. Wörtern aus derselben quelle geflossen sein, Biese ver-
mdhä Grandgagnage in dem verlorenen primitiv des lat.. mactare d. h.
in macare, was scharfsinnig, aber bedenklich ist, da man kaum annehmen
kam, daß die römische sdirißsprache der volksmundart ein so wichtiges
stanmwerbum ausschließlich überlassen haben solltej ein Vorgang^ der sich
m der that auf diesem gebiete mit keinem andern beispiele unterstüteen
\afii, Le Pelletier vermuthet diese quelle im gleichbed. hebr, mahach,
riditiger makkah das schlagen, dsgl, die niederlage im kriege. Eineeine
hebräische werter fanden allerdings eingang in die occidenUdischen, zumal
(mck m die roman. sprachen, doch ist es rathsam sich weiter unufusehn;
Diefenbach, Groih. wb. 11, 58, e. b. liefert reiches material dam. Daß
das Merquetschen die roman. grundbedeutung ist, bezeugen die aufgestellten
Wörter: daran ist festzuhalten. Itdl. macco, macca schwere menge, altfr.
maqnet häufe, waUon. a make in menge, scheinen sich der bed. ^ etwas
gestampftes, zusammengedrängtes anzuschließen.
Madrigale ü., sp. fr. madrigal eine Uedergattung ; nicht unwahr-
sckekdich, da man iUü. früher mandriale (se il madriale o mandriale non
perdiamo Varchi), sp. mandrial {nach Rengifo cap. 88 mandrigal) sagte,
WH mandria, lat. mandra herde, also hirtenlied, s. JBlanc, Ital. gramm. 787.
Maestro, mastro it., sp. maestro, maestre, alt maese, pg. mestre,
fr. maitre aus dem alten maYstre, wal. melter Vorsteher, vorgesetzter u.
dgl.; von magister. Der häufige gebrauch dieses auch Ober andre euro-
päische sprachen verbreiteten wertes hat die beiden ersten sUben früh in
eine zusammengezogen; die Leys S amors erlauben schon die contrahierte
form: e devetz saber qu*om pot dire mayestre en tres sillabas e maystre
per doiis sillabas /, 48. Eine abl. ist it. maestrale, sp. maestral, cat.
mestral, fr. mistral nordwestwind, prov. auch schlechlu>eg maestre, meister
der winde wegen seiner starke genannt.
Magagna it., cremen, mail. piem. mit n mangagna gebrechen, leib-
licher fehler, altfr. m^haing, meshaing (m.) Verstümmelung^ krankheit
(m&mgae s. Roq.), wallen, mehaing mangd, im späteren mlatein maha-
minm, z. b. mah. dicitar ossis cujaslibet fractio, vel testae capitis in-
cnssio, vel per abrasionem cutis attenuatio Beg. majest. DC; vb. it.
magagnare, pr. maganhar, altfr. m^haigner verstümmeln, zu gründe
richten. In der franz. form ist ein aspiriertes h anzuerkennen, da dieser
buehstabe hier keine zusammenziehung wie in bröhaigne braigne duldet,
und dieses inlautende h konnte sich anderwärts durch g darstellen. Wäre
ätca ein aÜes deutsches ipan-hainjaii zu vermuthen (man mensch, hamjan
verstümmeln), gebildet wie maQ-sla*go todtschläger? Die bret. spräche
bietet mac'bafi verstümmelt: ist dies nicht vielmehr aus dem franz. und
würde sieh umgekehrt bret. c'h in franz. h verwandeln und nicht
vidmehr in c oder g? Merkwürdig ist, daß in der mundart von domo
neben magagn {also masculin wie mehaing) auch miga gebraucht wird.
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200 I. MAGAZZINO-MALATO.
das auf einen stamm mag fuhrt. Muraioriy Ant. üal. 11^ 477, ertiärt
sich magagna aus manganum wurfgeschüte^ 'womit sich die bedeutmg
schwerlich verträgt, wenn auch üal. mundarten die form eu stützen scheinen.
Magazzino it., sp. magacen, almagacen, almacen, pg. armazem,
fr. magasin vorrathskammer; vom arab. machsan almachsan schemie,
waarenniederlage, s. Gel. 707, Freyt. I, 484K
Magione it., pr. dltsp. mayson, dltpg. meisom (12. 13. jh.) SBos..
fr. maison (aus letisterem das neusp. meson) haus, behausung; von mansic,
in diesem sinne bei PalUxdius. Eine abl. ist it. masnada, sp. mesnadi,
manada, pr. mainada, aitfr. maisni^ hausgenossenschaft, gefolge, truffi
gleichsam mansionata (it. manata, sp. pr. ma,nB,Asi handvoU, vonmanns);
eine abl. von masnada, gleichsam masnadino, ist it. mastino, sp.pr.
mastin, pg. mastim, fr. mätin haushund, ursprüngl. hausgenosse oder emer
vom gesinde wie cdtfr. mastin Fl. El. 1910, Gar. 7, 154.
Maglio it., 5p. pg. gleuMautend, pr. fr. mail, wcH. maiu scüägd,
von malleos; vb. it. magliare, sp. majar, pg. pr. malhar, fr. mailler
hämmern, zerstoßen, von malleare, wovon sich nur das partic. maUeatos
vorfindet.
Magr4na und emigrania ü-, sp. migrafla, fr. migraine; vom gr-
rjficuQavia einseitiges hopfweh.
Mai, ma it., aUsp. pg. pr. mais, nsp. pg. pr. auch mas, fr. mais
Partikel; von magis, in bestimmten formen (it. ma, sp. pg. mas) auch als
• coryunction für lat. sed angewandt, vgl. goth. mais für magis und potm,
mlat. sed magis für sed potius Breq. p. 8V (v. j. 684), mhd. mßr /5r
sed. Zsgs. sp. demas für caeterus, lat. de magis bereits bei Festus, wo
es aber mit minus erklärt wird, und bei Nonius; daher abgd. dema-
siado für nimius.
Majo it., sp. mayo, fr. msLi, j>rov. fem. m aia or^ birken, maUfomi,
maie, weil sie im mai grünt, dsgl. ein grüner bäum, den man vor einem
hause aufpflanzt, oder,~'z. b. in Itcdien, ein grüner zweig, der in der ersten
mainacht an der thüre der geliebten befestigt wird. S. darüber Schrndi»
II, 533. Churw. maig Strauß, blumenstrauß.
Majorana, maggiorana it., sp. mayorana, pg. maiorana und man-
gerona, fr. marjolaine ein kraut, majoran, mhd. meigramme; entstdU aus
dem gleichbed. amaräcus. Aber sp. almoradux, co^. moradnx sind vom
arab. mardaqüsch Freyt. IV, 168''. Die form majorana mag in irgend
einer umdeutung mit major ihren grund haben.
Mala sp. pg. pr., fr. malle feUeisen; gael. mala, ahd. malaha,
malha, mhd. malhe tasche, sack, ndl. maal, maale. Vgl. Diefenba^
Goth. wb. I, 271.
Malato it.altsp., fr. malade, pr. malapte, malaut, cat. malalt hraink;
it. malattia, oZ^p. malatia, /r. maladie, j>r. malaptia, malautia, malatia,
cat. malaltia krarMidt. Die prov. formen malapte uf^ malant umsen
offenbar auf male aptus untauglich, wie unser unpässlich auf passen
aptare; das cat. malalt ist daraus abgeändert wie galta aus gauta. Dk
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I. MALLEVARE-MANCO. 201
cnttpreehenden frans, und ital. formen wären malate und malatto statt
malade und malato. SoU man darum ein volksmäßiges lat. malatus von
malom anndtmen wie barbatus von barba? vgl. malatus atvyvog Gl gr,
lai. Eben so leicht konnte malatto dem partic. ammalato von ammalare
mgepasst d. h. in malato verwandelt iberden, während malattia dessen
eififluß nicht erfuhr und nicht erfahren konnte^ da die äbleitung solcher
sitbstantiva aus participien unübUch ist: nur so erTdärt sich das einfache
t im adjecHv neben dem doppelten im Substantiv, Oh nun die franz. form
selbständig und im einklange mit den Sprachgesetzen aus male aptus,
oder ob sie (ms malatns, malato durch die gewöhnliche Verwandlung der
temtis in media entstand, bleibt zu erwägen: für erster es zeugt die uralte
form malabde Pass. de J. C. 116, worin beide tenues in ihre mediae er-
weidU erscheinen.
Mallevare it. bürgen, sp. pr. manlevar, altpg. malevar SRos. bür-
gen, borgen; von manum levare die hand erheben, feierlich geloben, ndat.
jedoch mit manu levare ausgedrückt. Lai. mallavium für manlnviam
zeigt dieselbe assimilation wie das Ual. wort.
Malvagio it.^ pr. malvais, fr. manvais böse, schlecht; ^st. it. mal-
vagitä; pr. malvastat, malvestat, ältfr. mauvaisti^ (noch bei Nicot),
aü^. lualvestad, (aus'dem prov.?). Das adjediv scheidet sich bestimmt
von malvat = mide levatus, indem es ein auf si ausgehendes etyinon ver-
langt; es hat überdies das gepräge eines compositums. Im goth. findet
sidi balyaySsei bosheit^ wonach ein adj. balvavesi-s anzunehmen ist, dem
ein ahd. balväsi entsprechen würde; rom. balvais aber wäre in malvais
[von mal) umgedeutet oder übersetzt worden, ein in der Wortbildung nicht
mSblicher auch in dem ursprünglich deutschen guiderdone (L) und main-
bour (U. c) erkennbarer Vorgang, s. vorrede. — Awh dickter waren zu
grammatischen grübeleien aufgelegt: wie der Provenzale P. Cardinal mal-
vais mit va8 in Verbindung bringt, sehe man bei Mahn 982, 2.
Malvavischio it., sp. malvavisco (fr. maavisque hat Nemnich)
eibisch, von malva ibificum (ißiaxog); umgekehrt ibiscum malva, ndat.
bismalva Capit. de vülis, so auch ital., fr. guim'auve für vimauve, in-
dem ursprünglich inlautendes b sich in v erweichte.
Mamma U., sp. mama, fr. maman, wal. mam^ muäer (in der kin-
derspracheX genues. u. s. w. mamma amme; vom lat. mamma 1) brüst,
mutterbrust, wie noch it. sp. pg., 2) mutter, Varro ap. Non., Inscr. Im
tcatach. k^un mater durch dcis kinderwort ganz außer gebrauch wie pater
durch tat^ Die franz. form hat das ansehn einer accusativischen, stimmt
aber doch nicht eu nonnain, Evain und ähnlichen (Rom. gramm. II, 47),
venmäUich weil mamain in seiner endung zu weit von papa abgewichen
wcare. Ein vb. ist'sp.pg. mamar an der brüst saugen: mammare schon
bei Augustinus, Opp. ed. Bened. /F, 1039. Dem deutschen memme feig-
ling entspricht das neap. mammamia (masc.) eigentl. einer der seine mtUter
zu hüfe ruft. Vgl. zu diesem ariikel Henr. Steph. Lex. graec. v. Ttannag.
Manco U. sp. pg., manc pr. aitfr. mangelhaft; von mancus ver-
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202 I. MANDORLA-MANGIARE.
stümmeU. Daher fr. manch ot = it manco d'nna mano, einhän^,
dsgl. it. sp. manca linke hand, die verstümmelte^ schadhafte^ s. gaaclie
n. c. Vb. ü. mancare, sp. pr. mancar, fr. manqner mangdn. Fär
die loit. bed. verstümmelt wich if. manco aus in monco, vb. moncare ver-
stümmeln (vgl. chw. muncar = mancar), wobei aber in betreff der sdterm
Verwandlung des 2l in o wahrscheinlich anlehnung stattfand an Imb.
moch ac{j. stumpf, mit abgebrochner spitze (vgl. akd. fiar-muckit hAeludo
Graff Ily 656, mhd. mocke masse, brocken^ aUengl. mock sbst. stmff
HaUiw.), wenigstens ist it. moncone = romagn. mncön.
M4ndorla, mändola ü.y sp. almendra, pg. amendoa, pr. amandols,
fr. amande, ndat. amandola Form. Marc, eine fruchty mandd^ ndl. Kam-
del; entsteUt aus amygdala {dfivydaXrj), wal. migddle neben mandnle.
Eine starte ssusammeneiehung seigt die prov. form mella, npr. amello,
wozu das occ. amenloa den Übergang bildet.
Mane it., cdtsp. man (f.) Sanchez Colecc.y pr. ma, dUfr. main, wA>
mqine eine tageszeüy morgen, in ital. Urkunden auch für osten z. b. HPMim,
143. 146; von mane, dessen adverbiale natur noch im pr. lo be ma M
= dem classischen bene mane sich geltend macht. Daher adv. U, di-
maniy domani, pr. dema, fr. demain, u;aZ. de muine, wofür ^p.manana,
pg. & manhäa. Eine zss. ist das fr. subst. lendemain, pr. lendem
der morgende tag, für le en demain, vgl. eine ähnliche zss. im aUeai.
1-en-de-mig ^das in der mitte d. h. mittlerweile, en aquest endemig Ckr.
d'Esd. p. 600"; in le lendemain, welches z. b. schon Froissart bramU^
verdoppelt sich also der artikd, altfr. nur Tendemain. Von matntinum
ist it. inattino, pr. matin, /r. matin, mit der schwer zu erklärenden
nebenform pr. u. oberit. maitin, altfr. maitin Bq. Für domani braucheie
ital. volksmundarten, z. b. die sicil., noch crai = cras, während das span
cras veraltet ist.
Mängano it. Schleuder; daher manganello armbrust, ^. mangaoel,
altfr. mangonean Steinschleuder, wal. mungfl^n roUe, mange; vom gr.
fioyyavov mit gl. bed., ahd. mango, nhd. mangel maschine. Daher auch
sp. manganilla listiger streich.
Mangiare it., dUpg. pr. manjar, fr. manger, dsgl. it. manucare,
manicare, altfr. manuer {ml ausgefallnem o), wal. mancä, monenca
essen, prov. und altfr. häufig mit radicalem e menjar, menjier, limous.
mit i mindzä; von manducare eigentl. kauen, später sehr üblich fiir essen:
manducat et bibit = ia&iei xai nlvei Vulg. Matth. 11, 19; mandacantes
simul atque bibentes Greg. Tur. 5, 18; in beudo (tisch) mandncassent
L. Sal. Seltsam ist das pr. manjaiar, altfr. manjuer {präs. cot^. man-
jnce), das sieh schwerlich anders als aus einer Umstellung mandcuare wird
deuten hissen; norm, sagt man moujouer und mai^usser. Zsgs. fr. d6-
manger, piem. smang<^ jucken, eigenü. fressen^ wie das gleichbed. sp*
comer von comedere; bereits in einem alten Reichenauer glossar (Bz.)
demandncavit 'conrodit, ddaceravit^, desgl. demanducare "^corrodere Gloss.
arab. lat. DC.
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I. MANICO— MARAVIGLIA. 203
Mdnico it., sp, pg. mango, pr. margue, fr. manche (1m.^ tieft, griff.
Von Dianas miUelst des suffixes ic wäre möglich; da aber dieses süffix
fast nur feminina gibt, so ist es raihsam, in manico eine abänderung des
tat, manica (ermel, Handschuh) anjsunehmen, um so mehr eis das it. ma-
nica awih die hed. heft entwickelt hat. Merkwürdig ist lomb. ven. mänega,
sp, pg. manga in der hed. ansaht, trupp, häufe, dem man eine auch den
neuen sprachen bekannte bedeutung des lat. manne übertrug; das goth.
mauagei = nhd. menge würde man anders wiedergeg^en haben.
Ma niero it., sp. manero, pr. manier was sich in der hand tragen, sich
beianddn läfU; von manarius für manuarins handlich, vgl. mannaja IL a.
Von diesem ac^jectiv ist auch das subst. maniera it., sp. manera, pg.
pr. maneira, fr. maniere art und iveise, eigentl. Handhabung, benehmen.
Maniglia und smaniglia it., sp. manilla armring, fr. manille im
kartenspid; von monile, ph moniliB^ vielleicht, was die erste sUbe betrifft,
mä einmischung des ahd. mänili mondßrmiger schmuck, da o hur höchst
sdten in a enistdlt unrd. Zu vergleichen Diefenbach, Orig. europ. p. 377.
Manöpola i^., sp. pg. manopla paneerhandschuh; nicht sfsgs. mit
dem fremden onXor, es ist von mannpulns für manipnlns, dem man, von
manns ausgehend, die bedeutung einer handbekleidung beilegte; dazu
stimmt mit seinem genus das mlat. manipula Handtuch.
Manovra it., sp. maniobra, pr. manobra GRoss., fr. manoeuvre
handgriff, kunstgriff u. dgl.; wörtlich hand-werk, hand-arbeit Vb. sp.
maniobrar mit den Händen arbeiten; so cmcH dltfr. manovrer, e. b.
qnant li ehastian[8] fd £aiz et tres bien manovrez cds das schloß gemacht
und <e&r wohl gearbeitet war PDuch. p. 61.
Man 80 it. sp. pg., mans pr. zahm; abgekürzt aus mansnetns (vgl.
oben fino). Daher sp. manso leithammel, leitochse, ü. manzo (für manso)
ochse Sberhaupt, eigenü. zahmer ochse, entgegengesetzt dem bue brado un-
gezähmter stier, der noch nicht am pflüge gM; comask. trient. manza
junge kuh.
Man teuere it., sp. pr. mantener, pg. manter, fr. maintenir auf-
recht halten; von mann tenere, mannm tenere, wie nhd. hand-haben, ndl.
hand-haven, l^zteres mit der bed. erhalten, schirmen; vgl. mallevare und
lat. manstntor. Synangtn sind pr. cap-tener, aity>. cab-tener Bc., von
capnt tenere; wai. mnn-tni von manu tneri.
Manto und ammanto it., sp. pg. manto ein kleidungsstück, fem.
sp. pr. manta, fr. mante decke, verkürzt aus lat. mantelnm; dsgl. it.
njantello, fr. manteau, sp. mantilla, von mantellnm; it. mantile, sp.
mantel, von mantile^ mantele. Ein sd^ altes zeugnis für das sp. manto
ßndä sieh bei Isidor: mantnm Hispani vocant, qnod manus tegat tan-
tum: ein noch älteres in einer Urkunde v. j. 642 mantnm majorem Breq.
nmn. 23; manta und mantns in einer spanischen Yep. III, num. 17,
aer. 818.
Marayiglia it., sp. pg. gleichlaut., etymologisch richtiger it. pr.
mentTiglia, fr. merreille wunder; vom plur. mirabilia wunderbare dinge.
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204 I. MARCA-MARMITA.
Maroa it, sp. pg. pr., fr. marque, marche seichen, gränse; ii. sp.
pg. maroo, pr, fr, marc, altfr, auch merc seichen, maß; vb, ü. mar-
care, marchiare, sp. pg. pr, marcar, fr. marquer, altfr. auch merker,
merchier beseichnen, marchir angrämen; dsgl, sbst, it. marchese, sp,
pr. marques, fr. marquis marJcgraf, ndat. gewöhnlich marchio, das m(
roman^ baden kein abbild hat. Vom goth, marka, ahd. marcha, ags,
mearc gränse, altn, mark (n.), nihd. marc (n.) seichen, vb. ahd. markSn
begränsen, beseichnen, nhd. merken.
Marcassita it., sp. marcasita, marquesita, fr. marcassite eine ort
Schwefelkies; nach Sousa vom arab, markazat, dies vom vb. rakaza eric
finden; beiFreyt. /, 17 P heißt dies minerai marqaschita.
Mare fr. (f.) ansammlung von wasser, tei^: super lacum, quem
nsu qaotidiano loquendi maram vocamns Guill. Oemet. Die latinisierwag
mara ist gans richtig: dem lat. mare kann das frans, wart buchstalM
nicht entsprechen. Indessen sagte 600 Jahre früher Isidorus : oimiiscon-
gregatio aquamm, sive salsae sint sive dulces, abusive maria nimciipan-
tur. Eine Urkunde enthalt villam sitam inter duo maria Breq. p. M.
i(rf. mare unrd also wohl die bemerkte bedeutung in sich aufgenmma
haben, wofür sich im- frans, eine eigne der 1. decl. entsprechende fem
einfand. Abgel. sind die ungefähr gleichbedeutenden it. marese lacke,
sumpf j attfr. marese, nfr. marais, welches lästere formal sowoU eu
marese wie su marese passt; altfr. marescot, maresquel, maraischiere^
marescage; e{$^Z. nee^r. marage, mar^cage; it, marazzo. Zum theüiömen
diese Wörter auch in verwandten deutschen Vire quelle haben^ wie im ndL
maar, maeraseh, ndd. marsch: natnentlich läßt sich das pr. marcx (/ir
marsc?) LR. IV, 163 nicht aus lat. mare ableiten, es muß unser marscli
sein, und vidleicht gehört auch das altfr. marchais hieher. Merkwüräij
ist, daß die span. spräche an diesen ableitungen keinen theU nimmt; Imt
jedoch ist marisma {af4S maritima?) ein durch das austreten des meer^
entstandener see, was auch für die übrigen Wörter su bemerken ist. Über
einschlägige deutsche, celtische u. a. Wörter wäre Diefenbachs GoÜi. d.
II, 44 nachsulesen.
Margotta it., champ. henneg. margotte, fr. marcotte absenker, m-
leger; von mergus dasselbe. Daher auch das gleichbed. it. margolato,
wosu ein vermittelndes vb. margolare fehlt,
Mariscalco, maniscalco, maliscaico it., sp.pg. mariscal, pr. mane-
scalc, fr. mar^chal hufschmied; vom ahd. marsth-scalc, mhd. mar-schalc
Pferdeknecht, später ein name hoher beamter geworden. Am nächsten der
ahd. form liegt das trient. marascalco.
Marmita it. (in lomb. mdarten), sp, cot. dass., fr. marmite fkisd-
topf von metdl; daAer i^. marmitone, sp. marmiton, /r. marmiton ämcä«»-
junge; fr. marmite ux {altfr. schlechtweg marmite) armsdig, eigenil'
bettelhaft, hungrig, in besiehung auf die marmite des pauvres, die arm&^
suppe. Die herkunfl ist unsicher, am meisten efnpfiehlt sich noch FriscKs
deutung, der einen naturausdruck, vom sieden des wassers (vgl. mannotter
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I. MAKMOTTA-MARTORA. 205
summen) darin erkennt ; und die von Marina aus arabisch marmrd ort wo
fleisch graten wird (wurdet ramaMa Freytag Ily 193).
Marmotta, marmotto it., sp. pg. marmota, fr. mannotte murmd'
tUer. Churwälsch heißt es montanella und (nach Mumenbach) murmont,
wdehes letztere denn nebst dem ahd. muremnnto, marmenti, Schweiz.
mnrmet aus mus montanas oder genauer mus montis entsprang und ail-
mählich in marmotta abgeändert ward.
Marrir i>r. aJtfr. sich^verirren^ marrir chemin den weg verlieren
RutA. II, 228j as tu le sens man? HBord. 39, 10; esgs. es marrir,
it. smarrire hindern^ verwirren^ chw. smarir verlieren; vom goth. marzjan,
ahd. marran {für marrjan), ags. mearrian ärgern, hemmen^ nüat. legem,
bannom, Tel praeceptnm marrire Cap. Cor. M. ann. 802. Eine andre
cmyugaiion wähUe der Spanier in mar rar fehlschlagen^ abirren, wiewohl
ihm auch ein pari, marrido, amarrido betrübt = pr. marrit, piem. mari,
pie. amari zu geböte steht. Aus demselben stamme ist wohl auch das
span. marana vencirrung^ maranar verwirren. Vgl. Diefenbach, Goth.
wb. II, 47.
Marrochino it., sp. marroqnf, fr. marroquin eine feine sorte leder,
saßan; nach Marrocco genannt, wo es bereitet wird.
Martedi, marti it.^ fr. mardi, pr. cot. dimars dienstag, von Martis
dies, dies ilartis; sp. martes, pr. auch mars, vom gen. Martis, wal.
m4rtzi, ven. märti, romagn. mert. Dafür pg. ter^a feira, ngr. Tgirrj.
Martello it. pg., sp. martillo, fr. marteau hammer; von martulns,
bereits in den Cassder glossen martel ^hamar^ als beiname bekannt in
Carolas Martellns.
Martin pescatore it. ein seefisch, sp. martin pescador, auch paxaro
de San Martin, sard. puzone de Santa Martina (Nemnich I, 169), fr.
martinet pSchear eisvogel, sp. martinete Meiner weißer reiher, ardea
gareetta, fr. oiseaa S. Martin, dtsch. martinsvogel, fako cyaneus, fr. mar-
tinet haussckwatbe, auch leuchter mit einer handhabe (in form eines
Schwalbenschwanzes), it. martinetto winde die armbrust zu spannen
(ebenso); aUe von dem namen Martinas, aber aus welchem anlaß? Die
legenden über diesen feigen geben keinen aufschluß, s. Orimm, Mythol.
1083. 1233 (3. ausg.J.
Martirio, martiro it., sp. martirio, pr. martire, martir, /r.martyre
quoll, pein, leibliche wie geistige; vb. it martirare, martirizzare, ^. mar-
tiriar, martirizar, pr. martiriar und marturiar, fr. mariyriser; von mariyr
eeuge, bei den hrchenvätern einer der für die Wahrheit des christlichen
gkmbens quäl und tod erleidet, zunächst von martyriam. Die ungriechische
bed. quid, quälen, die sich auch auf einigen fremden gebieten eingefunden
hat, verschmäht unter den Romanen allein der Wcdache, welchem mar-
tTriom fehU, m^rturisi aber nur bezeugen heißt, (AaQtvQ€iv. Zu erwähnen
ist hier etwa noch das aus dem falschen genitiv martyrorum geschaffene
pr. martror z. b. in festa de martror.
Hartora it.^ sp. pg. marta, pr. üiart, fr. marte, martre (f.) ein
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206 I. MARZAPANE-MASCHERA.
säugethier der nordlichen länder, marder; vom lat. martes in einer sidk
hei Mariiaiy wiewohl sich martora, martre dem deutschen worte ßtmätM
(mschließen.
Marzapane it., sp. mazapan, fr. massepain suckerbrot; aberneaj^.
marzapane, sie. marzapanu schächteichen. Das beste über dieses nemt
wort bei Mahn p. 89, der das lat. maza mehlbrei darin vermuthä.
Mas trient. pr., mas, mes altfr. hufe, bauemgut^ wohnstätte, eä.
mas landhaus; vom altem ndat. mansas, ii\^nsam> dies wahrschebdiA
von manere wohnen, weil die coloni auf dem grundstücke zu wohnen pfle^
(Grimmf Bechtsait. p. 636), vgl. in cigus pago manet L. SciL tit. 85;
daher pr. maner, fr. manoir wohntmg; pr. manen, altfr. manant woü-
habend, ndat. manens colonus. Derselben herkunß ist sp. masa, md.
massa, aitfr. mase meierhof, ndcU. mansa, massa; it. massaro, düfr.
mansiaire hamverwalter, nebst vielen andern ableitungen.
Mäschera it., sp. pg. mdscara, fr. masque (m.) larve, nüat. maseos
'grima^ Ol. lat. anglos. {s. Mone's Aneeiger VII, 144, in der erf. k
marcus). Die form masoa ist historisch die ältere, man trifft sie heräs
in longob. gesetzen in der bed. hexe: striga, qnod est masca; striga, qnae
dicitur masca. Noch piem. heißt masca hexe, mascra aber larve, na^r.
masc hexenmeister, dim. mascot (Honnorat). Grimm, Myth. 1036, fuhi
dieses masca bedeutsam auf das vb. masticare zurück, die hexe heifit so,
weil sie kinder verzehrt, une manducus bei Plautus popam bedeuld; da-
bei kann es gleichgültig sein, ob man hexe oder ob man larve (etwas mi
offf^em maule) ais grundbedeutung annimmt. Ähnlichen Ursprungs isi
auch das occit. roumöco popanz (altpr. wäre romeca), wenn man es vm
lat. ruma gurgd, scMund, wie baveca von bava, herleiten darf, so d4
es ein verschlingendes wesen bedeutete (Honnorat leitet es aus roumec donh
Strauch), und in der romagn. mundart heißt papon fresser und pop(me.
Nach andern, z. b. Kilian, ist das wort deutsch, ahd. mascä netz, ML
masche, vgl. persona adjicitnr capiti densusve reticalus Plin. 12^ 11
und dies masca unrd von mäsa mahi, fleck abgeleitet. Erwägt man oder
erkennt man an, daß namen von personen oder persönlich gedachten gegm-
ständen kaum ohne cAleitungssuffix aus verbis geformt wurden, so hat diest
letztere deutung einen kleinen grammatischen vorzug vor der ersteren, aber
diese scheint treffender, bezeichnender. Beide liefem offenhar zuverlässigen
Wörter als die von Soimasitis, welcher masca aus gr. ßaaim bei Hespckias
erklärt. Dies wird t^ndich mit iiaxiXrj (/xoxß^ixr) breite hacke, so vk
mit ßaaxavia tadelsucht übersetzt, letzteres trifft mit ßaaKovioy, ngoßa-
anäviov amidet gegen bezauberung, fr atze, verwandt mit maske, zusamm^\
für ßaaxa aber muß auch fiaayux gegolten haben, da es Hesychius mi
dixeXla zweizinkige hacke (fast gleichbed. mit f.iaiäXrj) übersetzt. -Mo«
fühlt eher leicht dcks gekünstelte dieses Zusammenhanges. Wie verhält sieh
aber' m&scsLYB. zu masca? Etymologisch betrachtet kann dies eher a»s
jenem abgekürzt als jenes aus diesem verlängert sein, denn ein suffix a»
erkennt die spräche nicht an. Erklärt man sich indessen miscara atö
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I. MASSIMA-MATTO. 207
mascra, wie es Ja auch in piem, mundart lautet^ dieses dureh häufig vor-
kommende hutverstärkende einschiebung von r aus masca entstanden, so
sind beide formen identisch^ ähnlich entstand sp. cdscara aus casco, cot,
plitara sehüssei aus plat, it. tartaraga (xus tartnga. Ugutio (12. jh.) kennt
beide formen, die mit r aber ist ihm die volksübliche: masca simnlacrum,
qnod Yülgo dicitar mascatel (/. mascara?), quod apponitur £aciei ad
terrendos pairos. Ein compositum gleiehfdUs mit der bed. larve ist das
ftdat. ursprüngl. deutsche talamasca, in einem alten glossar delusio
imaginaria ^talemasca^; anderswo larvae daemonum, quas vulgo talamas-
cas dicant; talamascae litterae geheimschrift; ättfr. talmasche, vb. en-
talemasehier entstellen LRs. 328; auch in deutschen glossen talemasge
'larva s. SchmeUer II, 640, Graff V, 397, mndl. talmasche. — Derselben
kerkunfl ist ohne eweifel wai, mescäre schimpf (Schandfleck), pg. mas-
cirra, cot. masc&ra schwareer fleck im gesicht; vb. pg. mascarrar, pr.
mascarar, aUfr. mascnrer Äntioch. II, 42, nfr. machurer, bürg, macherai
gehwärjgen, belecken, mndl. maschel, mascher, c^s. mäscre fleck, letztere
unmittelbar an maschera erinnernd. Alban. mascar^ possenreißer aus
dem ital. — [Eine neue (hier nicht 0u prüfende) unterm*chung über dieses
wort iheilt Mahn mit, p. 60. Nach ihm ist mascara vom arcA. mascharat
gdäehter, dies von der würzet sachira verspotten Freyt. II, 296. Franz.
magqne sei aus mascara abgekürzt, vidleicht durch einfluß von masca hexe.]
Hässima it., sp. mÄxima, fr. maxime grundsatz, von maxima sc.
sententia, s. Menage.
Masticare it., wal. mesteci, sp. pg. masticar, mastigar, mascar,
pr. mastegar, maschar, fr. mächer, chw. mastiar, bask. mascatn kauen;
von masticare, einem nachdassischen bei Äpulejus u. a. vorkommenden,
im roman. aber sehr üblichen worte, gr. fiaaxa^eiv. Daiher neap. genues.
masea hnnbaeken, wange.
Masto, mastro i)^., pr. mast, fr. mät, sp. mastil masiibaum; vom
ahd. mast, dttn. mastr, ags. mäst.
Matassa it., sp. madexa, pr. madaisa, dltfr. madaise strähne,
fleckte, wal. m^tase seide; von mataxa rohseide, dsgl. seil, faden, aus dem
spatem griech. fiora^a, fihafyt.
Materasso it., fr, materas, matelas, nihd. matraz, cat. matalds,
pr. atmatrac, sp. pg. almadraque küssen, polster, matratze, prov. (xuch
abgdoürzt matre Am. Vid. Die span. form läßt arab. Ursprung annehmen
tmd muß in diesem faUe die genaueste sein; aus dem prov. nomin. alma-
tracs konnte die franz., hieraus die itai. entstehn. Als das arab. etymon
gibt Sotisa al-ma'tra'h an, aus der wurzd 'tara'ha, dem er die bedeutung
der roman. worter beilegt; bei Freytag III, 47* heißt es nur [locus, quo
quid projidtur, aber auch in der bed. küssen wird es angeführt (Bozy
p. 63), wdehe bedeutung auch ein anderes wort aus derselben würzet,
ohne vorgefügtes m, i^lji^ ausdrückt. Dahin pg. madra^o faülenzer?
vgL unten poltro.
Matto U., sp. pg. mate, pr. fr. mat schachmatt, pr. oitfr. auch
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208 I. MATTONE-MEDES.
niedergeschlagen, traurig, daher nihd. mat, nhd. matt, s, Grimm IV, 881
Weigand, Synon. tob. 11, 306; abgekür/d aus it. scaccomatto, ^. xaqoe
j mate, xaquimate, fr. 4chec et mat, vom pers. sch&ch mat ^der iönt^
ist todt\ Vb. it. mattare, pr. matar, fr. mater matt setaen im scM
{sp. dar mate), dsgl. demüfhigen; altfr. amatir LBs. 25, MGar. v. 805.
Mattone it. backstein, fr. mdartl. maton; cat. matö rahmkäse. Mm
darf es wohl wageti^ diese worter als identisch eusammensfustdlen und sie
aus dem dtschen matz, matte (käsematte) herzuleiten, pic. matte, da M
der backstein nach /Zubereitung und formung dem käse vergleicht, Ob&rdks
altfr. matOQ sowohl eine art käskuchen wie auch backstein bedeute. Mura-
torfs herleüung von mattone aus tat. maltha ist gatus unstatthaft. Eteker
wohl auch lomb. natta schlechter käse (n öfter aus m).
Mazza it., sp. pg. maza, pr. massa, fr. masse (sot^ mace geschr.)
kolhen, streükolben; dsgl. i^. mazzo, sp. mazo schlaget, auch bündd;
vb. it. mazzare (in mazza-sette u. a., auch comask. maza), chw. sp.
mazar, pr. massar prügeln, niederschlagen, it. ammazzare, daher woU
unser metzen. Eine weitere abl. ist altpg. massuca, massua SBos.jfr.
massue, pic. machaque ketde, ngr. fiar^ovxa, wal., m^ciace. Mazza fMcki
kein großes bedenken, es ist lat. matea {vgl. piazza aus pUtea), wm»
sich in einer stelle bei Cato R. R. nur die abl. mateSla schlaget arkcUm
hat, it. mazzuola, pr. massola kleiner klöpfel.
Medaglia it., sp. medalla, fr. mMaille Schaumünze; augment.js^t-
daglione ff. Die bemerkte bedeutung hat das wort erst später empfcat
gen. In der ersten hälfte des 12. jh. ist lat. medallia, medalla eine ge-
ringe münze und diese bedeutung hat auch altit. medaglia, altpg. mealha
SRos., altsp. meaja Bc., pr. mealha GO., fr. maille statt möaille; die
formen mit d sind wahrscheinlich at4S dem ital. Gleichbedeutend ist das
aus dem mlatein geschöpfte ahd. medilla, medilt, mhd. medele, dock
brauchte man das wort in Frankreich auch von göldmümen (medailhe
d'aur DC). Aus medius, medialis für dimidius konnte es nicht eräspm-
gen trotz der deutung des Guill. Brito: obolus di^itur medalia i. e. me-
dietas nummi, es hätte it. mezzaglia oder wenigstens mediaglia g^
müssen; auch nicht wohl unmittelbar aus metallum. Es hat vidmekr sem»
Ursprung, wie zahlreiche andre substantiva, in einem ac^jectiv mit dm
Suffix eas, metalleos, metallea; daher auch sp. metalla goldblättckes^
Auch im fr. m^tail für m^tal, pr. metalh, spürt man die einwirhmg des
adj. metalleus, das übrigere nicht classisch ist.
Med es altpg., pr. medeis, meteis, in der alten Pass. Chr. noA
medeps; von met-ipse, met-ipsum: per mi meteis = per memet ipsnm,
se mezeis = semet ipsum u. s. w. Eine superlativische form davon irf
pr. smetessme im Boethius, sonst medesme, aUfr. meYsme, f^r. meme,
altsp. meismo, neusp. mismo, pg. mesmo, it. medesimo, chw. medem, ««*
venez. und piem. ohne s medemo, medem, wald. meseyme, lat. gleicksf»
semetipsimos, metipsimus für semetipsissimus, metipsissimas, s. Bm^
gramm. II, 449.
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I. MEGE-MENTAR. 209
Mege^ menge aZ^., ältpg. meye, pr. metge, altfr.mogQ a/ret, noch
jäd Umous, medze wtmdarat, Ühieraret; von medicus. Daher äUsp.
mengfa areenei. Ein andrer Sprößling von medicus ist (üifr. medicien,
neuff, mMecin: so äLtfr. Philistien, neufr. Philistin.
Membrare tY., oitsp. pr. membrar, oitfr, membrer, mit anlauten-
dem n aUsp. nembrar Alx.j FJ.^ altpg. pr. dieselbe fomi, mit atdaut. 1
pg. lembrar, occit. lembri erinnern; von meinorare, woher auch das adj.
membrado, membrat, membr^ besonnen^ Mug. Seltsam ist das neupr.
memembrä, das an meminisse erinnert, aber doch wohl nur aus remem-
hri enistdU ist. AUpg. reimbrar SBos. unrd aus renimbrar syncopiert sein.
Menare it.j altsp. pr. cat. menar (ersteres Alx., Bc.), pg. fehlte fr.
mener führet^ leiten, figürl. betreiben, verrichten^ ausführen, daher sbst.
ä. |)f. mena betreibung, geschäß, auch beschaffenheit Neben lat. minari
drohen bestand ein unclassisches activ minare das vieh antreibest durch
drohungen und andre mittel, und so braucht es Apulqfus: asinos et equum
sarcinis onerant et minantes bacolis exigunt, vgl. agasones equos agentes
i. e. minantes Paulus ex Festq. Bei dieser bedeutung ist die wal. spräche
ungefähr stehen geblieben, munä heißt treiben e. b. ochsen, wegtreiben, ver-
jagen, aber doch auch eine Sache, ein geschäft treiben. In den übrigen
sprachen ward ihm allmählich die bed. ducere, deducere zu theil: mener
on cheyal ist etwas anders als equum minare, wiewohl es in seiner an-
wenAmg auch mit dem lat. worte Busammentreffen Icann, denn mener les
betes boire ist minare (appellßre) bestias ad bibendum. Jene wahrhaft
rman. aus dem gemeinen redegebrauch entwickelte bedeutung ist auch
dem mlatein früh geläufig geworden: minare, sagt Papias, '^ducere de loco
ad hemm, promovere! Die gleichfalls nur bei Apule^us vo^-findliche jsfss.
prominare s. v. a. minare fand nur im franz. aufnähme, aber aus dem
aUen tmd richtigen pourmener spazieren führen, se pourmener spazieren
gekn, machte man später promener, se promener, das B. Stephanus (1639)
noch nicht hat, Nicot (1673) schon kennt, und so ward auch pourmenoir
Spaziergang durch das itoiisierende promenade verdrängt. Über mhd.
menen s. Wb. II, 135.
Menoscabo sp. pg., ältpg. mazcabo SBos., pr. mescap, fr. m^chef
teHust, unheü; eigentl. Übler ausgang, von cabo ende, lat. caput; vb. me-
Qoscabar, mescabar, altfr. meschever (meseaver Antioch. I, 40).
MenoTare it., sp. menguar, pg. mingoar, pr. minuar, cat. minvar,
fr. di-minuer vermindern; sbst. sp. mengua, pg. mingoa mangel. Lat.
minBere ist &ns der wenigen verba dritter conj., die schon in frühester
zeit in die erste auswichen: minuare liest man in Urkunden des 6. 7. und
8. jh. nicht selten, s. z. b. Breq. num.^ 13 (v. j. 628), n. 131 (v. j. 663),
auch Bsp. sagr. XI, 129. Im sp. menguar härtete sich der diphihong
oa in gua, wie dies ja mit deutschem uk (wa) gleichfalls geschah; ein
andres beispid dieser ort ist mangual aus manualis, s. Bom. gramm. I, 325.
Mentar sp. pg., aUfr. menter (qui li mentoit la mort BCam. p.
326) erwähnen, erinnerlich machen; zsgs. it. ammentare, rammentare,
U
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210 I. MENTE-MENTRE.
aüpg, amentar SRos.^ ältsp. enmentar s. b, Apol, 629. 682 mü ^. bei;
von mens, wobei vidleickt ammentare die älteste büdung ist. MgeiMm-
lieh hat sich dies verbum in den nordwestlichen sprachen gestaitä: fr,
mentaure, amentaver, ältfr. mentoiyi^p, mentevoir, amentoiTre, amen-
teyoir, ramentevoir ßetzteres noch bei Moliere), worin man eine ßss. m
mente habere, ad mentem habere, vgl. it. avere a mente, erkemU, so da^
es aus seiner ursprünglichen bed. gedenken in die faäitive gedenken maehm
übergetreten wäre (beispiele dieser ort Born, gramm. ZZ7, 114). FicBrictt
ist das sonst unerMärliche it. mentoYare aus mentevoir verderbt. Se-
her auch it. dementare, sp. dementar bethören^ äUfr. dementer tobei^
sich unsinnig gebärden, lat. dementare in leteterer bed. bei Laetantius;
dsgl. it. dimeuticare vergessen.
Mente it. sp. pg. {aitsp. mientre), pr. men, fr, ment, wd. fM,
adverbialsuffix gefügt an das feminin der adjectiva, s. das nähere Bm,
gramm. II, 462, Blanc 520. Es ist der ablativ des lat. mens sede, ge-
danke, absieht, von den Römern nur im eigentlichen sinne (bona, devoti,
placida, celeri mente), allmählich aber in der bed. ort und weise ange-
wandt, indem man die absieht oder meinung auf die erscheinung hinam-
führte und also auch breve-mente, perfetta-mente, altra-mente aufhursej
voUkommnCy andre weise u. dgl. sagte. Diesdbe anwendung gestaüd^
wenn auch in beschränkterem ßnaße, das mhd. ahte 1) ansieht, gesinmmg^
urtheü, 2) art und weise, so wie das bair. meinung (auf die meinung =
(xuf die weise u. s. /*., s. SchmeUer, der audi mente vergleicht). Die «l^
stantivische natur des roman. sufßxes aber macht sich noch darin geÜend,
daß es, wenn mehrere dieser adverbia auf einander folgen^ im span. und
port. nur an dem Uteten derselben ausgedrückt m werden pflegt (beUa y
sutihnente), ja daß in älteren mundarten auch das erste adverbium jenes
Suffix für die übrigen vertreten kann: pr. sanctament e devota Chx. VI,
316y aitcat. fellonament et desordenada Chr. d'Escl. p. 602'.
Mentre it. pr. altfr., sp. mientras, altsp. mientre, altpg. menties,
Partikel, dem lat. dum oder auch interim entsprechend; dsgl. aiiit. do-
mentre, altsp. demientras, pr. domentre, dementre, dl^r. dementre,
dementres, überdies auch alifr. endementres, altpg. emmentres •♦. d^
Darf man das veraltete domentre als die grundform annehmen^ so Ue^
wie schon Muratori wollte, die entstehung aus dum interim (mü regeiretM
abgestoßenem auslautenden m) nahe genug und grade der pleonasmus ist
gan0 volksmäßiger art; das anlautende do konnte im gefuhi analoger MI-
düngen (domani, domandare) leicht mit der partikd de verweehsdt md
darum als nicht wesentlich abgedoßen werden. Herleitung aus dum mente
(wie quasimente) findet in dem ausbleiben der form demente {ohne r)
ihre Schwierigkeit, nur im altgenues. begegnet demente, s. Archiv. 5fer.
itai. app. num. 18. p, 33, im aümaü. auch demente (Bonvesin), impr^s.
das ganjsf vereineelte mens que, domenhs que. Für den bemerkten ursprwg
läßt sich auch das oitfr. dementiers, dementieres anführen, das mof
nicht aus dum interim, woU aber aus dem nahe liegenden dum int^r»
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L MENZOGNA-MERLO. • 211
mU difUhatigierung des betonten e entstehen konnte. Für das dltfr, en-
tremente, d<MS hier noch heransuaiehen ist, umrde sich allerdings interea
mente aufstdlen lassen; piem. tramantre (tra = fr. entre) aeigt wieder
das kritische r. Pottj Forsch. IIj 100, construiert mentre aus in inter
mU Verwandlung des ersten n in m; mrJdich, keimt die maü. mundart
eine präp. in-enter, Bonvesin ein adv. mintro (für inßno, e. h. mintro mo
fm qm)j das sich nur aus in intro deuten läßt, aber solche dissimüationen
si$id sdten gemeinromanisch und seibst die anwendung der haaren präp.
inter als eonjünction eine ungewöhnliche freiheii. Im altital. begegnet
noch ein adv. intröcque Inf. 20, 130 für interea, dctö sich aus inter hoc
mU euphonischem suffix erklären muß.
Menzogna it., pr. menisonga, mensonja, fr. mensonge lüge. Non
a mentig sonininm, qnod est Sylvii somniom, bemerkt Ferrari v. men-
torare gegen Sj/ivius. Es ist sunächst aus mentitio, pr. mentizo, gewiß
aber, da sich nur sehr wenige ahleitungen mit oneus und darunter gar
heine abstracta vorfinden, eine bloße anbildung an das sinnverwandte
calogna, ealonja, chalonge verläumdung. Die prov. form mesonega Ev.
JokS, 44 (ed. OiUg) wird diese deutung nicht entkräften, ssu abgeschmackt
wäre eine aM. mentitionica: e ist bloß eingeschoben. Das span. und port.
wort ist mentira: dafür besiUt der Catalane so wie der Sarde das rich-
tig gebildete mentida, und nur ais eine entstellung desselben läßt sich das
unbegreiftiehe span. wort, weiches vielleicht auch das picard. mentfrie her-
vorgerufen, begreifen, vgl. lampara aus lampada. Aus der aitmail. mund-
ijoi kann man noch eine eweite anbildung dieser art aufzeigen, cativonia
seUeehtigkeü Bonves. disp. muscae cum formica v. 35. 160.
Mercfe it., sp. mereed, pg. pr. mercS, fr. meroi gnade, auch dank;
von merces lohn, im frühsten ndaiein, e. b. bei Gregor d. gr., schon in
der bed. misericordia. Daher pr. merceiar, aUfr. mercier, nfr. remer-
cier danken.
Mercoledi, mercordi it., fr. mercredi, pr. dimercres, cot. dimeores
mittwoch, von Merenrii dies, dies Mercurii; sp. mi^rcoles, pr. auch
mercres nnt derselben endung wie in martes {s. martedi), it. auch m^r-
oore, wol. mi^eari. Statt dessen sagt man in it<ü. mundarten mez-
ödima = media hebdomas mittewoche, mittwoch, s. Cherubini und Archiv,
stör. ital. app. num. 20, p. 41, churw. maz-eamda; man gab also den
göttemamen auf wie im deutschen, worin, nachweislich nicht vor dem ende
des 10. Jahrhunderts, der mittwoch an die stelle des wodanstages trat.
Auch sUwisch heißt er die mitte, slovenisch e. b. sreda. Für das sp.
mierooles hat der Portugiese das den tag wählende quarta feira wie ngr.
Merlo, merla it. sinne der mauer; abgel. sp. merlon, pg. merläo,
/r.merion; vb. it. merlare, pr. merlar mit jsrinnen versehen. Anspreche^id
id die hei BoUa, Vocab. genet., bemerkte herleitung aus dem archaisti-
schen auch auf einer inschrift Orell. n. 566 vorkommenden moerus für
maros, äimm. moemlos, und nur aus dem offenen e, das dem lat. oe
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212 I. MERLUZZO-META.
sonst nicht gemäß ist^ läßt sich ein leichter einwand dagegen erhdboL
Nach Menage kommt es vom lat. mina, dimin, minula, endlich mirala
u. s, w.; besser als von mirari, woraus Muratori^ Ant. itoi. II, 468. es
deuten möchte. In anschlag kommt endlich auch das sie. mergula (aUsori
merguleri Spanu) mauerjsinne, das aus lat. merga gabd cAgdeitä Mi
muß und ursprünglich zinke der gabd bedeuten mochte^ womit sid^ ik
zacken der mauer passend vergleichen ließen.
Merluzzo it., pr, merlas, fem. sp. merluza, fr. merlache stoA-
fisch; wird für eine eusammenseteung aus marislucius (seeheckt) gMUm^
um so richtiger als in der catai, mundart schon das einfache Uns (hcioB)
dem begriffe genügt, also keine aibleitung marl-ozzo gestattet ist.
Merme altfr. klein, gering; von minimus wie arme von anima.
Daher sbst. sp. merma, pr. mermaria Verringerung; comask. maTmam,
ital. marmaglia geringes volk; comask. marmgl, cremen, mannele^
kleiner finger; vb. sp, pr. m er mar sich vermindern.
Meschino it., sp. mezqaino, pr. mesqui, fr. mesquin, altfr. anA
meschin arm, elend; vom arah. meskin mit gl. bed., dies vom vb. sakana
Fregt. II, 335^. Die herkunß des Wortes ist, eine alibekannte: Saratm
mischinmn mendicum vocant Gloss. paris. (Pfeiffers Germmiia VIII^ 396).
Prov. und altfr. heißt es auch schwach, zart, meschin daher knabe, me-
schine mägdlein, it. meschina, wallon. mesk^ne magd.
Messa it., sp. misa, fr. messe messe, messopfer; bekanntlich wm
missa est sc. concio, mit welchen warten der diaconus die versammlw^
entließ. Andrer meinung ist Ferrari, der messa für gleichbed. halt mü
oblatio, gäbe, opfer. 8. Ducange.
Mestiero, mestiere it., sp. altpg. menester, neupg. mister, pr.
raenestier, mestier, fr. mötier geschäft, hantierung, gewerbe, handweri;
von ministerium dienst, Verrichtung, mlat. maliercula, quae textricis ftw-
gebatur officio . . . habebat cooperatricem, qaae ejasdem erat mini-
sterii ^imoin. Daher sp. pr. raenestral, pg. menestrel, altfr. menestrel,
später menestrier, m^nötrier handwerker, künsÜer, musiker, mlat. mini-
sterialis diener des hauses, une noch altfr. im Alexiuslied 66; eine noA
ältere franz. form in den Liv. d. rois p. 236: dameiseles menestrales
mulieres meretrices. Wie mestiere die bed. von opus ausdrückt, so oNci
it. e mestiere, fa mestiere, sp. es menester die von opus est.
Mestize sp., pr. mestis, fr. m^tis, it. (in einigen wbb.) metiecio
hind von altem verschiedener race, ursprünglich auch verschiedenes Stan-
des; gleichsam mixticius.
Meta it. {mit geschlossenem e) misthaufe, lomb. meda häufe he%
holz u. dgl.j sard. überhaupt menge, sp. pg. meda häufe garben, altfr.
moie; von meta kegelßrmige figur. Abgd. pg. medäo häufe, medao de
areia sandhügel, sp. in letzterer bed. m^dano und sdbst durch vertagt
schung des d mit g m^gano; dsgl. sp. al-mear heuschober für almedar.
Das lat wort spaltet sich eigentlich in zwei romanische mit verschiedener
bedeutung: neben den genannten forfnen steht it. meta {mit offnem e), sf.
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I. METTERE-MIGLIO. 213
meta, dUfr. mete, mette, noch jäsft picard. m^te, gränestein, gränee, ge-
w^füich eines grundstückeSy aber auch eines Staates,
Metter e ü. ff. (fehlt woi.) legen^ setzen. Lot. mittere (gehn lassen,
scUcken) war schon fähig, die nahliegende bed. ponere auseudrücken: so
sagt Seneca manns ad anna mittere, so Lactantius gleichbed. fundamenta
ponere und fdndamenta mittere, so später die L. Sai, super cubitam
manum mittere, mittere manan! ' super fortunam alicujus, caput mittere
in pala (hineinstecken), s. Pott über die Lex, Sah 166, Plattlat. 388.
Die grmdbedeutung aber schwand dem Romanen, ausgenommen in trans-
mittere, votUg.
Mezzo ü.j tcäl. mez, sp. medio, pg, meio, jpr. mieg mitten, halb,
vm medius; präpositional fr. parmi = it. per mezzo; pr. enmieg, äUfr.
enmi = ü. in mezzo. Abgd. it. mezzano, sp. mediane, pr. meia, fr.
moyen, von medianus bei spätem; it. metä, mitad (meatad PC. 622),
pr. meitad, fr. moitiö halfte, von medietas, das Cicero ungeme, die
späiem aber häufig brauchten; daher fr. m^tayer, npr. meytadier Pach-
ter oder meier, der den ertrag eur hälfte mit dem eigenthümer theilt, hol-
feH, mlat. medietarius: fr. m^tairie meierhof. — Aber cdtfr. mit an (m.),
woher mitanier pachter und wohl auch nfr. mitaine fausthandschuh (ge-
iheäter handsckuh) werden sich schwerlich aus medietas ableiten lassen
wid seheinen, wie schon andre aufgestellt haben, aus unserm mitte ent-
standen, nach Grandgagnage aus ähd. mittamo.
Mica, miga it. pr., fr. mie eine partikd eur Verstärkung der ne-
gatioH; von mica krümchen, bißchen, daher auch wcd. nimic /ur lat. nihil.
&ibst. fr. miche stück brot.
Miccia t^., sp. pg. pr. mecha, fr. meehe docht, lunte; von myxa,
eigenü. dUle der lampe, aber schon im altem nüatein, wo es auch nixa
lo^ää {vgl. niccia Minage, Orig. ital., limous. netse), s. v. a. ellychnium.
Dos wort muß aber aus dem frane., wo sich x in ch umbilden kann
(Uunw liehe) den übrigen sprachen mitgetheilt sein, wie es denn auch
dort £u den meisten bedeutungen gelangt ist. — Prov. findet sich auch
meca, das sich zu mecha verhalt wie coea au cocha: die mit c sind un-
Organist durch den häufigen Wechsel zwischen c und ch (boca bocha,
lecar lechar) veranlaßte formen (rücJcbUdungenJ.
Micio, micia it, sp. micho, mizo, miza, miz, wal. mutzu, mi(tz^,
oÜfr. mite katze; niUurausdruck d. h. ein nach der stimme des thieres
gemachter sdhmeichelname wie unser miez (über welches jedoch Weigand
II, 169 andrer meinung ist). Abgel. fr. mitou und matou kater, ähnlich
ml. mutöc. Zsgs. fr. chatte-mite Schmeichlerin, vgl. das Sprichwort
se Tuue est chate, Tautre est mite Ben. I, p. 6, vollkommene gleichheit
der gesinnung auszudrücken. Eine andre form für it. micio ist muci,
mocia, muscia, latinisiert musio, welches Papias gegen die lateinischen
Sprachgesetze, die jedesfalls murio verlangten, aus mus herleitet.
Miglio ü^ fr. mille (m., aus dem ital.), sp. pr. fem. milla ein
längenmaß ursprünglich von tausend schritten, besonders in Italien üblich,
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214 I. MILANO-MINA.
ahd. mila, miUa, nkd. meile; van millia für mille passus, daher der M.
flur. miglia, woraus der sing, erst entstanden sein muß.
Milano sp.y pg. milhano, pr. fr. milaa huhnergeier; von milnaniu
ahgel. aus milaus, woraus erst später milyns geworden (lUtsehl im Bkm,
Museum für phü. K F. VII, 698) jsur aufhebung des hiatus. Zu milmig
stimmt auch das bask. mirua für miruna, indem tat. 1 hier öfters i» r
Übergeht. Vb. sp. amilanar, s. oben astore.
Milza it., sp. melsa, neupr. melso, dauph. milza, burg.mm^ mii]
vom ahd. milzi (n.?) vgl. alban. meltzi leber. Andre fortnen sind: nuä.
nilza, chw. snieolza, weit stärker erweichend neupr. melco und melfo, s.
Honnorat. Sonderbar ist das venee. spienza, worin sich spien und milz
begegnen; ersteres findet sich auch im sard. spreni, im wai. splene. Dm
das ital. adj. smilzo schlaff, leer des leibes, müßlos.
Mina it. ^. pg., pr. mina, möna, fr. mine, waUon, meinn schadi,
eregrube; vb. it. miliare^ sp. pg, pr. minar, fr. waUon. miner tm^erjro-
ben. Daher cdtsp. minera, pr. meniera, fr. miniere bergwerk, wd.
miner^ erestufe; hiervon it. minerale, sp.pr. mineral, fr. min^raL Ifa
fif^t den Ursprung des wortes im lat. minare oder rom. menare fiihrm^
betreiben, vgl. pr. menar secretz geheimnisse betreiben, mlat. minare oon-
silium einen anschlag bereiten, minas parare nachsteUungen ins werl
säßen. Hiemach ist mina jst4erst geheimer anschlag, getriebe, in begidm^
aiuf einen belagerten ort geheimer gang ewr Untergrabung der manery
demnächst auf den bergbau angewandt. Dieser wandet des begriffs hä
nicJUs unwahrscheinlii^hes : ganz ähnlich legte man dem it. doccia vw
ducere die bed. canal bei. Auffallend ist nur die abweichung des richtigen
e in i; geschah es zwr Unterscheidung der begriffe führen menaie wi
^graben minare? Buchstäblicher ausammenhang mit kymr. mwn masse^
mine, ist nicht anzunehmen \ wie sich gad. m^in zu engl, mine, rom. miiUL
verhält, wäre wohl noch genauer festzustellen, s. über letztem punct Diefm-
bach, Cett. I, 71. — Mine fr. hcitung, gebärde, ansehn, daher nhd. miene,
engl, mien, scheint man ohne grund vom gesammtrom. mina zu treimm,
da es gleichfalls von menare (pr. mena, s. oben) herstammen kann^ indm
es die äußere führung oder haltung, etwa wie gestus von gerere, ottf*
drückt: pr. se menar in der bed. sich benehmen, s. das Katharisck
ritual p. 30.
Mina aUUmous. großmütterchen, gase, menina, sard. minnanna dof^
pg. minino, menino knäbchen, minina, menina mädchen^ sp. menino eäA-
knabe, menina hoffräulein, neupr. menig klein, beam. menit kind, norm.
minet, minette dass.j wohl auch romagn. minen, fr. minon, minette häii-
chen, (bair. minni), henneg. minette mädchen, cat. minyö bübchen, wdches
aber an fr. mignon erinnert; auch sicü. minna mutterbrust? Der stamm
fordert langes i (das erst in abll. zu e u?ird) und dies bietet das goA
adj. mtn klein^ artig, das sich wohl zur bildung von kosewörtem eignd,
— [Beachtenswerth ist, was Mahn p. 120 einwendet. Das gaelisd^irisck
mtn latUe bretonisch m&n und dessen aneignung würde dem Bomtmm
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I. MINACCIA-MODANO. 215
doch woU näher gdegm haben als die des ersteren wertes. Zeuß /, 117
stM irisch min^ hymr. mwyn^ bret. moan jntsammen: ich erblickte, viel-
leicht irrlhämlichy in mtn die primäre ceUische form, auf welche es hei
einem über aUe romanischen provineen verbreiteten wortc ankommen mußte.
Nach Mahn hat dieses wort eine gam nah liegende^ lateinische quelle,
minimiis, erweitert miniminns, mit ausgestoßenem im mininus. Aber
wäre der sprachgeseteliche Vorgang nicht mimninus miminas gewesen?]
Hinaccia it., sp. amenaza, pr. menassa, fr. menace drohung; von
minaciae für minae, nur bei Pkmtus.
Hiniare it. fein iUuminiereny sp. miniar punctieren, ndat. miniare
mit mennig, miniom, schreiben und zeichnen, daher miniatara kleines ge-
mälde, wie es in handschriften vorkommt. Von minium leitet Menage
auch it. mignatta blutegd, weil er roth gejseichnet sei.
Minoto it., sp. menudo, pg. miudo» pr. menut; fr. menu klein;
von minntas. Sbst. it. sp. minuto, fr. minute (f) der 60. theU einer
stunde, eigenÜ. minuto primo die erste Verkleinerung oder eintheilung;
minnto secondOy fr. seconde (f.) der 60. theü einer minute^ die «weite
einikeilung; minuto terzo, fr. tierce (f.) der 60. theü einer secunde. Von
/r. menn ist mennet tana mit kleinen schritten. Vb. minuzzare it., pr.
mennzar, altfr. menuiser klein machen, verschneiden, gleichsam minntiare.
Hievon das franM. sbst. menuisier schreiner.
Mirabella ü.^ sp. mirabel, /r. mirabelle eine art kleiner gelblicher
pflaumen. Italien nennt diese pflaume auch mirabolano; das gleichlautende
siHm. wort aber, so wie das fr. myrobalan = gr. fivqoßahxvog bedeutet
eine aus Ltdien kommende pflaume, woraus die Alten eine salbe (fivgov)
bereiteten. Man scheint also in Italien den namen der indischen frucht
auf eine einheimische übertragen und ihn ncuMher durch eine umbüdung
sieh näher gerückt zu haben, wobei man das Originalwort (mirabolano)
auf den bäum beschränkte, während es im span. die doppelte bed. frucht
und harnn behauptet.
Mi 8 it., fr. m6s, m6, pr. mes, mens, sp. pg. menos in compositis
mä der bed. 'nicht recht, nicht gehörig', ungefähr dem lat. male, besser
no(h dem deutschen mis entsprechend, beweist seine herkunft von minus
durdi die südwestliche form, und hat mit unserm mis, woraus es zuweilen
noch hergeleitet wird, keinen Zusammenhang. Ein beispiel ist mis-pregiare,
mens-, mes-prezar, m^priser, menos- preciar misachten, s. Bom, gramm.
11,434.
Mischiare und mescolare it., sp. pg. pr. mezclar, mesclar, fr.
müer mischen, im altern mlatein misculare, sbst. it. mischia ff.; von
miseere. Eine aU. ist fr. m^langß (noch bei Nicot fem., jetzt masc),
pr. mesclanha gemiscK vgl. dasselbe sufßx in louange, laidange.
Mita sp., mite fr. milbe; vom ahd. mtzä, ags. mite, ndd, myte, s.
Grimm UI, 366.
Mödano, mödine it., sp. pg. umgestellt melde, i^. molle, fr. moule,
sard, moglia muster; von modulus, woraus aucA mo d eil o, modele, modele.
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216 1. MODERNO-MONTONE.
Moderno ü, sp., fr, moderne heutig; von modernns, das sicherst
bei Friscian und Cassiodor findet, dbgel, vom adv, modo in der dem frü-
heren nUatein geläufigen bed. nunc, daher amodo ^von jetzt an\ vgl. dk
ebenfalls aus adverbien abgeleiteten hodiernus, hesternus, sempiternus.
Die erklärung aus dem subst. modus verträgt sich nicht mit der bedeuiung
dieses worteSy eben so wenig die at4$ dem erst später entstandenen franz.
fem, mode.
Moggio itj sp. moyo, pr. muei, fr. muid ein getreidemaß, scheffd;
von modiu8. Ein sehr altes beispiel des franz, worfes ist in den Cass.
glossen moi ^mutti\ vgl. W. Grimms anmerkung.
Moja it., fr. muire (Triv,) sahqueUe, salsswasser, vielleicht auch sp.
murria salbe von Jmoblauch, essig und salz; von muria. Zsgs. it. sala-
moja, sp. sal-muera, pg, sal-moura, fr, sau-mure, u?ie gr. äX-fttgig,
Molla it., pg. mola, sp. muelle (m.) Stahlfeder, im plur. zange, sp.
molla krume, auch wade; abgel. it. molletta, sp. molleta lichipidge
(eigentl. kleine zange), moUedo nebst fr. mollet fleischiger theü, wade,
sp. moWejSL .kalbsdrüse, it. möUica brosame u. a. m.; sämmüich von mollis
weich (daher die bed, krume und ebenso wade d. h. weicher theü im
gegensatz zum Schienbein), biegsam (daher Stahlfeder, stahlzcmge). Zu
merken noch itdl, adj. moUe feucht, gleichfalls von moUis in der hei
weich; daher denn auch vb. it. mollare nachgeben, ammollare netsen,
in letzterer bedeutung pg. pr. molhar, cat. mullar, fr, mouiller, sp. mojar,
d. i. moUiare (wie roman. levi-are, gravi-are aus levis, gravis); ^st.pg.
mölho, sp. moje brühe. Span. moUera s. II. b.
Molo it., sp. muelle, fr.m6\e(m.)hafendamm; vom gleichbed. mo\e&,
Monna if., sp. pg. mona, neupr. mouno, bret. moana affin, äffe,
daher fr. momiine. Monna hat auch die bed. von madonna, woraus es
zusammengezogen ward: muthmaßlich brauchte man es als schmeicheUoort
von der affin.
MoDOCordo it., umgedeutet mit hinsieht auf manus, sp. pg. mani-
cordio, fr. manieordion ein Saiteninstrument; vom gr. ^lovoxoqdov, weü es
nur eine saite enthielt, vgl, die prov. stelle manicorda ab una corda LR
Montone it,,pic. monton, ven. moltone, pr. cat. moltö, jpr. aUsp. (Alz.)
moton, fr. mouton hammel. Ein mlat. multo geht vielleicht bis in das 8,
jh. hinauf : multones et verveces 'wideri' (hämmel) Gl. SchletUd. 34, 2,
multo 'wider^ Gl. Flor. p. 289''. In der angegebenen bedeutung treffen
alle sprachen zusammen, wenn auch wohl einmal, wie Livr. d, rois p. 141
aries mit mouton übersetzt oder wenn es aitcat, durch moltö entegare
(lat. integer) ausgedrückt wird. Das wort begegnet auch auf andern
Sprachgebieten und zwar in primitiver gestält, z. b. bair. motz (von matz^
schneiden? fragt SchmeUer), allein die herleitung daraus würde die probe
nicht bestellen, zu deutlich zeigen die mundarten die form molt, abgeänderi
in mont Femer altir. molt vervex Zeuß I, 78, gael. mult, kymr. moUt,
com. molz, bret. maout, aber eine überzeugende 6eU. würzet fehU. En
besseres und ganz bezeichnendes primitiv gewährt die roman. spräche
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I. MORA-MOSCIO. 217
sdbsl: neupr, mont, com, mot, chw. mutt verstümmelt, welches ohne Schwie-
rigkeit aus lat. mntilas mit versetztem 1 entstehen konnte, vgl, neupr, cabro
mouto {cdtpr. wäre cabra mouta) eine der hörner beraubte ziege, wörtlich
Columella's capella mntila, schweif, muttli. Das aus diesem adjediv ah-
geieitetemonton bedeutet also, wie unser hsimmel^ ein verstümmeites thier,—
[Beistimmt Gaehet p. 322^, der auch ein entsprechendes aUfr, wort für
hammdy castrois, anführt.]
Mora it. schober abgehauener zweige, sp. moron hügel, fr. (Schweiz)
moraine steingeröUe ; vgl. bair, mur losgebrochenes gestein, Schmeller
IT. 612. — [Nach Weigand TL, 213 scheinen diese Wörter auf das mit
mürbe wurzdverwandte altn. mor (feiner staub) zurückzugehn.]
Morchia und morcia it., sp. morga, richtiger cot. mail. morca
olschaum; von amnrca.
Morello it., altfr. morel, morean, aber sp. pg. moreno schwarz-
bra%m; von morns maurisch^ schwärzlich. Daher auch it, pr. morella,
fr. morelle eine jrflanze, nachtschattcn. Weiteres bei Roesler, Etymologie
der farbenbezeiehnungen p. 6.
Morione it, sp. morrion, alt mnrion, pg. morriäo, altfr. morion
pidcdkaube; von ungewisser herhunft. Man erinnert dabei an das sp.
morra schadet.
Mormo pg., sp. mnermo, pr. vonna (jetzt bonn m.), fr. morve (f.),
sicmorm schleimige feucktigkeit der nase, im span. und port, eine pf erde-
IrankheU. Man leitet diese Wörter aus morbus, was weder den begriff
noch die form recht befriedigt, wenigstens wäre nach den franz. lautge-
setzen morbe aisdann richtiger denn morve. Das pr. vorma nähert sich
auffallend dem fr. gourme //. c.
Mortajo it., sp. mortero, pr. fr. mortier, wal. moz^riu mörser
md mortd (ital. wal. nur ersteres) ; von mortarinm in beiden bedeuiungen.
Moschetto it.j sp. mosquete, fr. mousquet ein feuergewehr, altfr.
monschete, mlat. moscheta ein Wurfgeschoß, bolzen ; ursprüngl. eine kleinere
ort zur beize dienender sperber^ sp. mosquet, mosqueta, fr. ^mouchet,
it. moscardo. Werfen nach jagdvögeln benannt s. unter falcone. Mosquet
aber hieß dieser sperber von der gesprenkelten gleichsam mit mucken,
moQches, gezeichneten brüst, daher auch fr. moucheter sprenkeln. S.
Frisch II, 310' v. sprinz.
MoBcio it. schlaff, welk, sp. mustio, cat. mox düster, nachlässig,
pr. mois dfister, tückisch, altfr. mois Ben., wallon. muss (für must une
cress für crest, lat. crista) trübsinnig. Buchstäblich leisen sich alle diese
formen im lat. musteus vereinigen^ das aber fast das entgegengesetzte aus-
sagt (ßing, frisch). Sind sie atis raucidus entstanden, das sich durch
umstdltmg in mn^dins mnstius verwandelte ? Wie aus der bed. schimmlig
die bedd. träge, verdrießlich erfolgen können, zeigt der artikel muflfo.
Densdben stamm verräth cat, müstig schlaff. Auch limous. moasti,
ckurw. maoet, lomb. moisc fetu:ht (dumpfig) scheinen dieses ursprtmges.
Abgd.istit. ammoscire ermatten^ welken, pr.Bmosir düster werden Bth.203,
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218 I. MOSTACCIO-MUFFO.
Mostaccio ü., sp. mostacho, fr. moostache, und. mostatie hiM-
bort; vorn gr, fAvara^ mit gl. bed., Man. mustäke, im lateinischen mcJU
vorhanden.
Mos tarda it. pg. pr.y fr. moutarde, sp. aber mostaza senf; mm
mustum, weil er mit most angemacht wird. >
Motta it. herabgeschwemnUe erde, sp. pg. mota erdaufumrf, fr.
motte erdscholley altfr. mote aufgeworfene anhöhe mit festem schloß, aitpr.
mota schutzwerk eines Schlosses SBos. Utusweifelhcft findet sicJi das tmt
in deutschen mundarten wieder. Bair. mott aufgehäufte moarerde^ schwi.
mutte ausgestochener rasen^ ndl. mot abfaU von torf, fries. mote lohkmkt.
Span, mota, sofern es knoten im tuche, kleiner fehler bedeutet, jnekt lat-
ramendi aus dem bask. motea knöspchen, womit auch das ndl. moet, wr^.
möt, kleine erhabenheity knopfchen, fleck oder fehler zusammentrifft; pg.
mouta kleines gebüsch läßt sich unter vergleichung des iL macchia (fledt.
busckwerk) damit verbinden. Außer motta besitzt die ital. spräche mota,
gleichbed. mit malta II. a. und daraus entstanden, aber auch motta U
diese bedeutung. Daß auf das altfr. mote das irische die bed. berg oder
hügd ausdrückende mota (m.) anspräche mache, ist noch anzufügen.
Motto ö., sp. pg. mote, pr. fr. mot wort, spruch, pr. auch vm;
vom lat. mntire mucksen, ndat muttum; *mattum nuUum emiseris^ pio-
Terbialiter dicimus, id est verbum Coinutus in Pcrsii sat, I. Mi matiie
cAer trifft zusammen sard. mutire rufen, pr. citfr. motir anzeigen,
Mozzo it., sp, mocho, pr. mos (fem. mossa), fr. mousse stumpf, ver-
stümmelt; vb. mozzare, smozzare, mochar, ämoasser abstumpfen; vm
ndl. mots, schwz. mutz abgestutzt, ndl. motsen, matsen abstutzen, nU.
mutzen. Aus dem franz. aber ist entnommen it. smussare, smusso. Abgd.
sp. mochin Scharfrichter, eigentl. verstummter. Oder ist sp. mocho vm
mutilos, wie man cachorro aus catnius leitet? Das bask. mntila buie
(kleiner stümmd) könnte diese ansieht unterstützen.
Muffare ü. in camuffitre Verkappen, für capo-mafGure den topf
vermummen; vom deutschen muf, entstellt aus mhd. moa, moawe emd^
s. J. Grimm über diphthonge. Desselben Stammes ist fr. moufle fansi-
handschuh, mlat. mnffala, daher ndl. moflfel; dsgl. adj. pr. moflet,
(neupr. moufle), pic. mouflu, wallon. mofhes' weich, eiastisch (nach ort des
muffs), und vermuthlich auch, mit rücksicht auf die ausstopfmg dessdbe»^
fr. moufler die backen aufblasen, sp. mofietes bausbackm, pic moaln
wohl ausgestopft, l^enneg. moflu dickbackig, doch ist hier auch mufleÜ.c
in ansMag zu bringen, vgl. Grandgagnage v. moufler, wo diese uförter
mit großer genauigkeit abgeJumdelt sind.
Muffo it. schimmlig, com. romagn. moff bleich oder graulich; disL
it. muffa Schimmel, pg. mofo, sp. moho schimmel, moos, fr. monfette
moderdunst; vb. it. muffare, lothr. mouffd, neupr. muffir schimmeln; ok'
dem deutschen, ndl. muf schimmlig, hd. muff schimmel, vb. mttffen. M
demselben stamme werden figürlich auch üble fnoralische eigensduifle»
ausgedrückt: sp. moho trägheit, mohino verdrießlich, boshafl^ pg.moisfi
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I. MUGAVERO-MUNON. 219
bnekerig^ venee. mnffo schwermüthig : es sind begriffe, die sich dem schim-
md ak schmiUß oder fäulniss anschließen^ vgl, nhd. faul ptUridus und
pigcTy schws. auch malus. Doch ist noch isu vergleichen bair. mufiisch
miirrischy muffen murren^ schmollen. Der Spanier nennt auch den maul-
fsd mohino wegen seiner tüche^ ein worty das Cabrera gegen die sprach-
gesetse aus mulus hinnns construiert.
Hngav^ro U., sp. almogavar, almogarave, pg. almogaure^ dUcat.
almugaver Chr. d'Escl. 603'' y oZtoai. almugaber JFeftr. ^r. 2i, almugavar
220 pariheigänger; vom arab. al-mog&yir Streiter Freyt. Uly 302" y vgl.
auA Monüy Ägg. dl vocab. Ily 2, 306 y und S. Rosa s. v. Im ital. gut
es OHch für einen unirfspiefi, wie die magaveri ihn führten.
Hogghiare it.y sp. majar fehlt, fr. mugler, meugler brüUen; mlat.
mngolare, frei gAüdet aus mugire.
Mdggine t^., sp. mdjol, mügil, pg. magern, fr. muge ein Seefisch;
von magiL Frone, mulet aber entspringt besser aus mullns.
Mola i^., male fr.y molilla sp. pantoffel; nach Frisch u. a. von
moUeofl schuh von roihem leder; nicht unbedenklich.
Mulino ü.y molino sp., moinho pg., moalin fr. mühle; von molina
fiir mola, bei Ammian. Marceil. Daher it. malinaro, magnajo {wie
batneam, bagno), sp. molinero, fr. meanier mutter. Eine ssss. isi it. ti-
molinare , sp. remolinar, pg. remoinhar, dltfr. remooliner ^A im kreiße
drAeny trir&eZn, it. sp. remolino, pg. redomoinho {mit einmischung von
retro) strudely wirbelwindy dUfr. remoalin stem am köpf eines pferdes
(haancirbd) Roq. Auch das einfache it. molinello bedeutet Wirbelwind.
Von re-molere, remoadre aber ist fr. remous (m.)y remole (f.) wasser-
wirbd, meeresstrudd. Der alten prov. spräche scheinen die jsss. mit re
eu fehlen^ es bleibt daher eu Oberlegeny ob tn revolina GO.y revolinariiZ.,
inmal da diese Wörter den schwestersprachen abgehen, nicht eine umwand"
lung des m in y statt gefunden, indem an volvere gedacht ward; molinar
'taurbUlonner hat lUxynouard.
Mammia ü.y sp. momia, fr. momie, mamie ein einbalsamierter
und gärockneter leichnam; vom gleichbed. pers. mfimgä, dies von mfim
waehsy womit die leichen übersogen umrden. Scaliger weist dagegen auf
gr. aftwfiov ein gewüre. 8p. adj. momio abgemagert.
Mangere^ mognere it.y sp. (arag.) mmxy pg. mangir, pr. molser
GO.y wai. molge melken; von mulgere. Das übliche span, wort ist or-
defiar //. 6., das fr. traire, aber die eilte spräche kannte malger LBs. 66,
MocA pic. moudre. Andre mundartl. formen sind lomb. molg, piem. monse,
sard. mnlliri, chw. malger, cot. maöir. Von muugere ist das ital. adj.
monto, smonto hagery dbgemergeUy nicht von emanctus.
Manon sp.y cot. munyö, sie. magnani großer armmuskely wohl auch
fr. moignon fleischiger theily stück fleisch (Trev.)y stümmel eines abgenom-
menen gUedes; vb. camask. magna abstutsen. Die einfachste form gewährt
dos bret. den übrigen cdtischen sprachen unbekannte moil, moaü ver-
stümmeU an hand oder arm. Als primitiv des y^an. Wortes bietet sich
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I
220 I. MUR— MUSO.
das basJc. mufi dotier: die begriffe doUer and tnnskel begegnen sich cmck
im IcU, torulus, it. tuorlo. Welcher spräche aber dieser stamm eigettüid
angehörCy bleibt ungewiß. Eine ableitung daraus ist sp. muneca hani-
wurjBel, fausty puppe, in letzterer bed, auch muneco; ramagn. mugnacBofe.
Mur altsp. altpg, (m,), churw. mieur (f.) maus. Das wort iomiti
sich neben murus (mauer) nicht behaupten und mußte mit andemj teit
sorex, talpa, vertauscht werden. Eine abl. mit gl. bed. ist pr. murena
(vielleicht mureca su lesen)^ in der neuen spräche murga, welches m
mus entstand wie auca aus avis {st ooa), daher pg. murganho, ^.mos-
gaüo junge maus; eine andere sp. murecillo muskely worin sich äUo äk
bekannte auffassung dieses Organs als maus oder mäuschen wiederholi,
die sich auch im mittelgr. Ttovtixog (abgekürst aus fivg Ttovttxog) dairffei
ausspricht.
Mnsaioo {/., sp.pg. mosaico, pr. mozaic, fr. mosatque imtsttwfccö;
entstellt aus masivnm sc. opus bei Spartian, maseum bei andern, ausgr.
ftiovaeiovy musenwerk. Für masivnm findet sich zuerst pr. masec^ scfc»
GRoss.: lo palaitz . . totz fo penhs a muzec 1032; peiros . . figurata
a musec d'aur resplanden 1635, altfr. musike Parton. /, 30 (s. LR),
wobei man wohl an Musa und musica dachte. Später, wenigstens sä
anfang des 14. jh., kam das etwas nach gelehrter umbüdung schmedcende
musaico, endlich, indem man die Muse verließ, mosaico auf.
Musarana sp., pg. neupr. gleichlautend, fr. musaragne (museraigoe
Rabelais), norm, mesirette, wdllon. miserette, chw. misiroign, comaA,
mns-de-ragn spitsmaus; von mus araneus.
Masco, maschio it., sp. masco, pr, masc, fr. masc, Uxt. mosciis
erst bei lEeronymus, später auch moscas, moschus bisam; aus dem pers.
maschk, arab. al-misk Freyt. IV, 179^, woher das üblichere sp. almii-
it\Q,pg. almiscar, cat. almesc.
Maso it. altsp., pr. mas und mursel, fr. masean maul, schnam
(daher engl, muzzle, gael. maiseal maidkorb); vb. it. masare, altsp. pr,
musar, fr. maser, engl, muse gaffen, brüten, harren, seine seit verliereni
pr. altfr. masa, mase vergebliches harren; pr. musart gaff er, thor {cft
neben M)y w/r. masard; esgs.fr. amaser hinhalten, unterhalten. Ferrari
sieht in masare das lat. mussare, allein die buchstaben stimmen nidit>
Stalder erwähnt ein Schweiz, mause schnauze, aber als mtdhmaßliche naeh-
bildung des ü. muso. Auch ndl. muizen kann in der bed. nachsinnen
aus muser herrühren (vgl. wegen des voccds luister aus lustre); (beim
hat die Schweiz, mundart ein vb. rausen, sbst. mus schwermuih. Biefen-
bach, Goth. wb. II, 89, wagt es mit dem altfries. müth (engl, mouth) t»
Verbindung zu bringen. Bei musare wnrf müsa ließe sich 'auch das M.
muozön unthätig sein, muoza unthätigkeit, muße geltend machen; cbtf
das roman. yerbum konnte sehr wohl aus muso hervorgehn, wenn man
sich als grundbedeutung denkt 'ein maul macJten, mit offenem maul dtt
stehn, vgl. unser maulaflFe und oben badare. Das etymon liegt naher,
als man glaubt. Lat. morsus gebiß (das womit gebissen wird) twuHW-
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I. MUSSOLO-NEGARE. 221
d(Üe sieh durch einen ziemlich üblichen ausfall des r vor s in mösus,
kmges o aber wird leicht jsu u, und so entstand muso aus morsus u)ie
gioflo aus deorBum deösum. Das andenken, an r erhielt sich noch im pr.
mnrsel, worin dieser buckslabe durch seine Stellung in unbetonter sübe
geschütsi ward, während der vocal sich nach dem primitiv mus richtete;
so wie im bret. mors^el, worin eine oitfr. form fortlebt.
MqssoIo, mussolino ity sp. muselina, fr. mousseline nesseltuch;
vm Mosnly arab. Mauftl, Stadt in Mesopotamien^ wo es merst verfer-
tigt ward.
N.
Nicchera, gnacchera it., sp. n&cara, fr. nacre, altfr. nacaire,
masc. sp. n&csLTj it. nAccaro perlcnmuschd, muschelschak^ it. altfr. auch
üapper, pauie, pr. necari; orientalischer herkunft, bei den Kurden na-
kÄra. 5. darüber Ducange zu Joinviüe und zumal Pott in Höfers Ztschr.
IT, 354,
Nasturzio it. u. s, w. gartenkresse, lat. nastartium, bemerkenswerth
wegen vielfacher entsteUung: ven. nastrazzo, fr. nasitort, netipr. nastoaU;
mii vertauschtem anlaut sp. mastaerzo, pg. mastru^, sie. mastrozzo, sard.
martnzzu, piem. bistorcc (cc palatal). tat. nastartium soU s. v. a. nasi-
tortinm bedeutenj a naso torquendo, das fr. nasitort wäre also eine er-
üärung desselben. Ihm entspricht das cot. morritort, denn morro ist
schnauze. Andre namen der kresse sind it. crescione u. $. w.y s. oben,
sp. berro //. b.j sard. ascione.
N4tica it., sp. nalga, pr. nagga Eludd.^ altfr. nache, nage Bert,
p. 96 hinterbcuken, mlat. natica; abgeleitet aus natis wie cutica aus cutis,
pr. aoca aus avis, s. oca.
Na ve rare U. in innaverare z. b. PFS. II, 113, pr. cot. nafrar,
fr. Darrer durchbohren, verwunden^ wohl auch sard. nafrar backen; sbst.
pr. nafra, norm, nafre umnde, sard. nafra fleck; vom ahd. nabagSr, nhd.
Tfibeiy ndl. neviger, nef&ger, nord. nafar bohrer. Vielleicht ist das pg.
escalavrar leicht verumnden damit zusammengesetzt.
Nayilio, naviglio, navile t^., j)r. navili, aitfr. navile (navilie JRoZ.)
flotte^ schiff y nfr. nur nayire (vgl. concire aus concilium Ben. u. a.,
Basire aus BasUius Eapp. au min. p. 178), in den Livr. d. rois navirie
fem^ Wie der Lateiner aus civis civilis, so leitete der Italiener aus navis
das adj. navile und hieraus allerdings unublicher weise navilio.
Negare venez. {fnaü. gen. negä), pr. negar, fr. noyer, chw. nagar
ertränken; von necare in eingeschränktem sinne, mlat. necare, negare mit
dersdben bed. in der L. Burg, und Alam. Die formen der andern spra-
chen sind it. annegare, sp.'pg. anegar, nicht aus ad-necare, sondern
aus enecare, von Gregor v. Tours 4. 30 für ertränken gebraucht, wcd.
inneeJL
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222 I. NEGROMANTE-NIDO.
Negromante, nigromante ü.^ sp. pg. mgromeLUie, wald. uigto-
mant, pr, nigromanoii, fr. negromanoien tocUenbeschwörer ; it. negroman-
zfa, sp. nigromanda, ältfr. nigremance und ingremance Alx. 7, 9, Bari
211 todtenheschwörung; von vexQOfdavvig^ vB%qnpiavTaia. Negro passt wA
dem buchstdben allerdings eu vexqogy da k leichTzu g wird^ aber äU
hinneigung eu nigro zeigte daß man das lat. niger darin ßhUe (tcolun
es auch Raynouard stellt), indem man sieh darunter einen mit schwärm
dingen verkehrenden dachte, was deutlich aus dem span. magia negn,
synonym von nigromancia, hervorgeht. Ein lat. deutsches glossar sehreü
darum negromantia ^swartseJconst* Dief. Gloss. Uxt. germ. 377^; die eauber-
bücher hießen schwarze bücher. S. e. b. Frommann zu Herbort v. 662.
N^spola it., sp. pg. nespera, cot. nespla, dUfr. pic. neple Voc
duac, neufr. nfefle (fotwp) eine frucht, mispel; it. nespolo, s/i. nispero,
cot. nespler, pg. nespereira, fr. neflier mispeibaum; von mespilns, mes-
pilum mit gemeinrom. übergange des m in n, der auch im ahd. nespil
vorliegt. Formen mit m sind cdtsp. mespero, bask. mizpira, waUon. mess,
in Bheims mgle.
Nessuno »^., in älterer form nissuno, pr. neisun, altfr. nesnn, nisim
pronomen für lat. ntMus. Es ward sonst wohl durch nescio nnum erüäfij
näher aber liegt ne ipse unus, so daß es heißt ^auch nicht einer.
Netto Ä., sp. neto, pg. nedeo, pr. fr. net rein, hell u. dgl.; wm
nitidus.
Nevula, neula sie, letzteres auch sard. prov. cot. ein badcwerk^
hippe, fr. (henneg.) nienle oblate; von nebula, das im latein. zmeeüe»
einen dünnen Stoff oder dünnes blech bedeutete, für ein dünnes badtweri
häufig im nüatein vorkommt, z. b. ab hominibus romanae lingaae nebolae,
a nostratibus appellantur oblatae, sagt Bern. Cluniac. (Itjh.); ein mi
älteres Zeugnis s. Altromanische glossare p. 28.
Nicchio muschd; von mjtTlas, mitfoXvifi eßbare muschd, wie secchi»
von situla, vecchio von vetalus; wegen des anlautes vgl. nespola aus
mespilnm. So mit recht Ferrari, wogegen Bolza es aus dem dtsehen
Schnecke leitet. Nach der 1. decl. bildete man daraus nicchia muschd-
artige Vertiefung in der mauer, daher fr. niche (f.), und aus diesem
sp. pg. nichOy nM. nische. Auch das vb. rannicchiare zusammeneieken^
sich einkrümmen (une die muschel), gehört hieher. Das span. wart ist
almeja, das port. ameijoa: trennt man davon den arabischen artikd, $»
stimmt es gleichfalls zu mitulus. Das fr. monle (f.) dagegen schwebt tm-
entschieden zwischen mjtilus und mnscalus, aus letzterem ist occit. mnsde,
cot. mnsclo, ahd. muscla, nhd. mnschel, ags. mnscel.
Nido it. sp.j fr. nid, pr. niu, nieu, trient. nif, chw. ignien nest,
von nidus; it. nidio, von nidnlus nid'lus {vgl. cingnlns cinghio); pg,
ninho für nidinho diminutivform. Adj. it. nidiace aus demneste ge-
nommen (von vögeln, besonders raubvögdn), daher unerfahren, eihfiMig,
albern, von nidio und dem suffix ace {lat. ax), entsprechend dem gieidh
falls 'neugeschaffenen adj. ramace, s. unten ramingo. Damit identisch «rf
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I. NIELLO-NINNO. 223
fr. niais^ fem. niaisey mckt aber pr, niaic, nizaic, dessen feminin niaica
oder niaca sein würde und wdches toie ibriac, ibriaic jmm suffix ac ge-
hört Und wieder anders eu heurtheilen ist sp. niego sc. halcon nest-
fatkey für nidego, pg. ninhSgo, welches das suffix eg (Rom. gramm. II,
30?) an sich trägt.
Niello Ü.J sp. pr. niel, altfr. neel schwäreliche Zeichnung auf gold
oder Silber, ndat. nigellum; vb. ü. niellare, sp.pr, nielar, altfr. noeler,
ndat. nigellare; vom laf. dimin. nigellus. Derselben herkunft ist it. ni-
gella, sp. negaUla, fr. nielle schwarzer mehithau im kome, frone, und
span. auch sehwarekummdj mhd. nigel.
Niente it^ pr. neien, nien, fr. n^ant negation für lat. nihil; von
ens entis wesen, ding^ mit vorgefügtem ne oder nee. Das lat. von den
pküosopken gebrauchte wort muß aber doch uhM volksüblich gewesen sein.
Zwar denkt Ferrari an ne hetta (s. ette II a.), aber it. chente, das
seiner bedeutung nach nur mit ente, nicht mit hetta eusammengesetet sein
iaMfi, entscheidet dagegen. Zsgs. fr. n^anmoins, it. niente dimeno
wänUmmus. Im GuiU. d'Angl. wird nient einsilbig gebraucht, noient
sweisäbig.
Niffa, niffo, nfffolo it. (flor.), chw. gniff rüssd, pr. nefa dicker
theü des Schnabels der raubvögel; deutsches wort, ags. engl. ndl. neb, ndd.
nibbe, ni^ oitn. nebbi, ne^i schnabd, nase. Daher limous. niflÄ, pic.
nijBer, fr. renifler schnüffeln^ henneg. niflete schnüffler, limous. niflo fräsen-
foeA, vgl. schweig, niffen die nase rümpfen, bair. niffeln durch die nase
reden. MU u piem. nufie = s-nttffeln.
NinnOy nüma ü. (ersteres mundartlich), sp. nino, nina kindchen.
Es bedeuM Buerst ein wiegenkind und scheint entstanden aus der formd
ninna-nanna (auch im port. üblich), womit man die kit^der einwiegt, vb.
ä. ninnare einwiegen, neupr. ninä einschlafen. Auf das ablautende
naima bejsidU sich lomb. nana kind, auch bettchen (flor. andare a nanna
schlafen gdm), sp. ebenso nana (hacer la nana schlafen), wallen, naner
einsMtmmem u. dgl.; andre vocaie kamen zur geltung im cat. nen, nena
kindchen, im venes. nena amme, im henneg. nenen dass., im limous. naina
wiege. Woher nun jenes schlafbringende ninna-nanna, worin man das
sehaukdn der wiege eu hören glaubt? Weder nidus nest, bettchen (lonib.
nin), noch nanns, noch min (js. oben mina) läßt sich darin erkennen; nur
ein auf nn oder mn ausgehender stamm umrde grammatisch genügen.
Aber hnder- und ammenwörter können leicht in hohes dUerthum hinauf-
steigen und ems verlorenen wurzeln herrühren; hiereu mag aus Hesychius
nrmov Wiegenlied angeführt werden. Ninna-nanna ist eine der häufigen,
gewohnlieh über den gränzen der äymologie liegenden ablautformeln wie
das lamb. ginna-gianna name eines Underspiels, oder litta-latta Schaukel;
nur hat es weitere Verbreitung gefunden als die meisten andern. — Wie
gr. no^ und lat. papilla mädchen und augenstem (spiegdbildchen im
ouge) heißen, so sp. niiia, cat. pr. nina ; so aber auch pg. menina, ven.
pfltioa, romagn. bamben (kindy nicht bloß mädchen), sie. yayaredda (von
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224 I. NIUNO-NONNO.
vava, s. bava), pic. papare, alban. bebeze. Der Proveneaie sagt für j»-
piUe auch anha lämmehen.
Niuno »<., sp, mit eingeschobenem n ninganO; pg. nenhnm, pr.
negUD; nengun, neun, w(ü, nici un, pronomen, zsgs, aus nee nniis^ im
wal. neqae unus. Andre formen sind ältit. neano, altsp. nenguno, altpg.
neun, niun D. Bin,, cot. ningü; chw. nagin, com. negun, nigon. Dm
auch cätfr. nun e, b. nuns ne me tent, nuns ne me baiUe But^, I^l
noch in Champagne nune part = nulle part; von ne unus.
Noeehiere ä., sp. nauelero, alt naochero, nauchel, pr, nauder,
nauchier; fr. noeher Steuermann, fahrmann; von nauclerus {yaixhr^
schiffsherr^ nur bei Plautus.
Noja it., sp. enojo, pg. nojo, pr. enuei, fr. ennui verdruß; vb,'ü.
nojare ff. verdrießlich machen. Dieses wichtige wort hat lange der
forschung trotz geboten, denn die Üblichen erJdärungen aus noxa, noxia,
nausea vertragen sich schlecht mit den lautregeln^ und was das von Fau-
riel vorgebrachte bash. enoch betrifft (Ampere, Form. d. 1. 1. fr. 2. ed. p. 320),
so sieht es aus wie ein der span. spräche entnommenes. Es entstand vid-
mehr, wie schon Cabrera bemerkt, at^ odium, cAer nicht durch zusammeft-
Setzung mit dem adv. in, sondern aus der auch den roman. mundarten
wohlbekannten phrase est mihi in odio : aus in odio ward ganz regdrecM
it. noja mit dbgrfaUnem i (besser altit. masc. nojo PPS. II, 90), sp. enojo,
alt enoyo, pr. enuei, enoi, wie it. bajo, sp. bayo, pr. bai aus badim
wurden. Der Provenzale z. b. muß anfangs gesagt haben amors mes
en oi = lat. amor mihi est in odio, später, en ois als nomen gefafi,
amors m'es enois. Am deutlichsten tritt des Wortes Ursprung in der oli-
maü. mundart hervor: z. b. plu te sont a inodio = it. pin ti sono a
noja Bonves. p. 324, v. 92; a to inodio = a tua noja v. 413. Dasu
nehme man das cUtital. verbum inodiare nebst dem adjectiv nodioso =
nojoso Trucch. I, 48. Altfranz, construierte man enuier noch mit dem
dativ der person, z. b. LRs. 367 icest afiaire al rei ennuiad, was a^
den Ursprung des Wortes zurückzudeuten scheint. Ein sehr oites Zeugnis
für dieses verbum ist anoget ^taedef Gl. augiens. (AUrom. glossare p. 51),
wie für ennuyeux anoediosus ^taediosus Gl. paris. ed. HUd. p. 12, w
and^^ glossaren anediosus, anodiosus.
Nolo, naulo it., daher noleggio, fr. nolis, aÜsp. nolit fracht, be-
sonders eines Schiffes, noleggiare, noliser ein schiff miethen; von naulam
{vavXov) fährgdd.
Nona it. sp., fr. none in den Uöstem die neunte stunde des tages^
also, wenn man den Sonnenaufgang um sechs uhr annimmt, drei «Ar
nachmittags. Attfr. nahm man es auch im sinne einer wdtgegcnd (sOd-
west?) : une riviere Tavirone deverz midi e devers none Bau 11^ p- 29.
Nonno it. großvater, nonna großmutter, pr. nona, fr. nonne, non-
nain klosterfrau, nonne, lothr. nonnon, neupr. uounnoun ohdm; von dm
in das spätere loUein eingeführten nonnus, nonna, einem ausdrucke dm
ehrfurcht, bei Hieronymus und auf inschrißen (OreUi n» 2816). Die fram.
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I. NOTARE-OBBLIO. 225
fcfm nonnain begrüß sich als eine accusativische von nonnam wie putain
VOM pntam, der nüat. plur. nonnanes in einem capitular v. 789 (de mo-
nasteriis minntiS; ubi nonnanes sine regula sedent) hängt damit zusam-
men, Hieher auch sp. fiono steinalt.
Notare it.y odtfr. noer, chw, nudar, wal. innota schwimmen; erklärt
sichf da es auch im walach. {und alban. not) vorhanden ist, nur aus
einer uralten volksmäßigen vergröberung des kurzen a (lat. nätare) in
hwrses o, daher die ital. diphthongierung im präs. nuoto. Prov. und span.
bUeb nadar.
Nnca it. sp. pg. pr,, nuque fr. nacken^ genick. Cervix ist »war
iiberaU vorhanden (it. cervice, wal, cerbice, sp. pr. altfr. cerviz), aber
mdU Oberdü volksüblich geblieben. An seiner statt haben sich in den ein-
idnen sprachen mancherlei ausdrücke eingefunden^ wie it. collottola, cot-
tala, ^. cogote, pescuezo/ pestorejo, tozuelo, ca^. beseoU, clatell, papada,
pr, nozador, neupr. coutet, galet, fr. chignon, alt haterel, chanole, chaon,
in Berry cacouet, wallon, hanett, chw. tattonna, wal. ceafi^, gyt u. dgl.y
aber nur ein gemeinromanisches bloß dem Wdlachen abgehendes^ nuca.
Man hat seinethcJb auf das arab. nucha rücken- oder nackenmark (noch-
ton Gol. 2333) verwiesen, einen anatomischen ausdrucke der sich schwer-
lieh auf roman. gebiete so einbürgern konnte. Sollte das wort aus nux
nocis herrühren? Der Sicilianer nennt den nacken in der that nuci di
In codda noee dd coUo^ halswirbd, Bum unterschiede von noce del piede,
hwchd am fuße^ gr. davQoyalog begreift beide bedeutungen; allein das
birse n siimnU nicht, denn das scheinbar parallele duca aus dnx ducis
ist ein eigenthümlicher faU (s. oben), doch wäre es immerhin möglich^
daß grade dieser fall ewr form nuca als einer scheideform von noce (nuß)
verfiikrt hätte. Ähnliches klanges bei gleicher bedeutung ist das mhd.
nftwe Wb. JJ, 387. 427; aber inlautendes deutsches w tritt kaum als g,
nimmer als c auf, nur ein ahd. nuha wäre befriedigend. Kilian ver-
seichnä ein ndl. nocke = engl, nock kerbe an der armbrust, eigentlich
das eingAerbie Stückchen knocken^ welches die gespannte sehne anhält;
man konnte dieses wort für halswirbel gebrauchen (die bed. rückgrat legt
ihm Kilian bei)^ aber es hat mehr gemein mit it. nocca knöchel (lomb,
gnueen genickt it. dinoccolare erUhaupten) als mit nuca. Nox also hat
unter den angeführten fällen die größere walirscheinlichkeit für sich.
Naora U.^ ^.nuera, pg. pr, nora, altfr. nore, wal. nore Schwieger-
tochter; von narus mit einer dem natürlichen geschlecht angepaßten endung:
noms non nura App. ad Prob., mlat. nora Breq. p. 362\
0.
0, od it., sp. 0, ü, pg. ou, pr, o, oz, fr, ou, wal. au, conjundionj
von aat Zsgs, it. ovvero, von aut verum.
Obblfo, obblfa U. Vergessenheit^ von oblivium, pl. oblivia; vb.
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226 I. OBSEQÜIAS-ONDE.
obbliare vergessen, von dem rom, substantivy vgl. disiare van disio =
dissidium. Dagegen pr. oblit, oblida^ fr. oubli, sp. umgestelM oYniia]
vb. oblidar, oublier, olvidar vom pari, oblitus. Die der üal, Uuäregd
widersprechende syncope des t in oblitus nöthigt eu dieser ireimmg der
Wörter.
Obsequias sp. pr., obs^ques fr. leichehbegängnis; von obseqniae
für exßequiae, schon bei Petrus Chrysologus (\ 449), auch auf in^knf-
ten, s. Ducange.
Oca it. sp. pg., oie fr., ursprünglicher sp. pr. chw. anca gans, »
auch mlat. L. Älam. (accipiter, qui ancam mordet cet.), Form. Mm,
Es ist msammengesfogen aus avica, das von avis abgeleitet ward wie nitiea
von natis u. s. w. Rom. gramm. 11, 308. Im sinne dieser dymcio^
übersetet ein lat. gr. glossar auca mit Ttxfjvov {Tirtpfov) vogd. So ntmäi
man die gans als das ntUebarste hausthier dieser classe, wie man ixü
rind schlechtweg animal (s. aumaille II. c) nannte. Dimin. fr. oißon
(wie cler^on von clerc), in den Cass. glossen auciun. Im alt- und neupm.
kommt auch das masc. auc gänserich vor, ebenso im veron. oco, im erenum.
ooch, so mlat. avecus, avicus; eine andre gleichbed. limous. bildmg ui
ooutzar, dem ein fr. oisard entsprechen würde.
Oggi it., chw. oz, sp. hoy, pg. hoje, pr. huei, dUfr. hui, adverbim^
von hodie. Zsgs. it. oggimai, omai, l-etßteresT für oimai (vgl. oi tu der
jsss. ancoi), nicht für ormai, da au&fall des r schwierig ist, pr. hueimais;
it. oggidi, aus hodie die, so daß dies aweimal darin enttuüten ist, 9.
hoy dia, fr. aujourd'hui; altit. ancoi ff., s. anche.
01a 5p. cat., fr. houle (f., h asp.) woge; scheint ceUisch, kffm.
hoewal (m.) bewegung des wassere, bret. houl (m.) woge, vb. houieona-
Von houle t^ altfr. waUon. holer sich hin und herbewegen.
Oleandro it., sp. oleandro, eloendro, pg. eloendro, loendro, fr,
ol^ndre lorbeerrose. Zu Isidors aeit lorandrum, dem die ßweäe pofi
form mnächst steht: rhododendrum, quod corrupte vulgo lorandrum vo-
catur, also wohl aus rhododendrum mit anlehnung an laurus e$UstM
und weiter entstellt durch abwerfung des \, u)orin man den artikd fukUn
mochte.
Olore it., sp. pr. olor, altfr. olour dufl, geruch; vom gleiehbei
olor, bei Varro L. L. und Aputejus.
Ombelico, bellico, bilico it., wal, hurio, sp. ombligo, p^r. umbigo,
embigo, pr. ombelic, umbrilh, fr. nombril nabel; von umbilicus. ümbrift
und nombril {letzteres reimend auf p^ril) entstanden aus umbiliculns, tu
Vocab. S. Galli umpiculo; das franz. wort hat überdies ein vorgesetzte
n, das durch dissimüation für ein artikelhaftes 1 angetreten sdn mag^
nombril aus lombril, denn auch der Catalane sagt llombrfgol. Die stärkste
dbweichung von dem urworte zeigt eine zweite cat. form melic. N<jbd
war den Alten s. v. a. mittelpunct: hierauf gründet sich^dc^s ital. vb. bi-
licare ins gleichgewicJU bringen, figürl. überlegen.
Onde it., aUsp. ond, pg. onde, pr. ont, on, woi. unde, erts-
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I. ONIRE-ORBO. 227
adverbiitm; von unde. Zsgs. it. sp. pg. äonäe, pr. don, fr. dont; von
de ande.
Onire it., pr. aunir, ältfr. honnir (h asp.) beschimpfen; vom goth.
hannjan, dhd. hönjan, nkd. höhnen. Sbst. it. onta, so auch altcat. Chr.
d'Esel. 590^ j pr. anta (für aunta), selten onta, fr. honte (h asp.\ auch
altsp. fonta PC.; vom goth. haunitha, ahd. hönida, cdts. höuda schmach;
daher vb. it. ontare, o^/sp. a-fontar (aontar (7anc. deB.) pr. antar, cdtfr.
ahonter, hontoier; über sp. f = fr. h s. Born, gramm. 7, 320.
Ora it. ff.i IcU. hora, bemerkenswerth wegen der Verbindung bona
hora, mala hora jsur guten oder bösen stunde, zum glück oder Unglück^
schon im ersten nüatein: omnes mala hora dixerunt, quod a quibusdam
pro anspicio sosceptum est Greg. Tur.6, 45; tam mala hora te videnint
oculi mei Gest. reg. Fr. cap. 35. So it. in buon' ora, in mal' ora, sp.
en bnena hora, en hora buena jssgjs. norabuena und so noramala, pr.
en bon' hora Chx. JF*, 420, cdtfr. en bone heure und bone heure Brand,
p. 141. Ikdlich genügte bloßes bona und mala, euw^en. mit einr
mischmig von r aus hora: it. mal jmm unglück Inf. 9, 54, Purg. 4, 72,
Par. 16, 140 (mala in maladire für maledire), sp. en buena Bc. Hill.
481f mala Mü. 419j altpg. bora (npg. embora), pr. bona Bth. 253, Am.
FW., mala Jfr. 64\ IW, mal GAlb. 6406, altfr. bone Ben. I, v. 2858,
bor sdion Alxs. str. 90, auch buer, entsprechend mar. — Wie sich hora
und augarium berührenj lehrt die redensart en bona ora (ä la bonne
heure) Jfr. 136^ = en bon aür J72*. S. Bom. gramm. II, 461, Alt-
rom. sprachdenkm. p. 71.
Ora ö^ sp. pg. hora, <üt oras, pr. ora, oras, or, altfr. ore, ores,
or, nfr. or, seitparükei für lat. nunc, von hora jsur stunde, im frane. auch
formal vom sbst. heure geschieden. Der Provenaale kennt überdies die
form ara, aras, ar, geschwächt in era, eras, er, (chw. era, er für ancora),
noch jetzt aro, cat. ara, bei deren entstehung vielleicht nur der eufäU
waltete. Dasselbe wort in der bedeutung des chw. er ist das von S. Bosa
für ein Personalpronomen gehaltene altpg. oder gallic. er, ar, 0. b. deus
sabe mui ben ... er sabe mui ben auch weiß er sehr wohl D. Din.
p. 7; nnnca ar ouv* eu pesar noch nie hatte ich kummer p. 33, vgl.p. 7
note. Noch häufig bei G. Vicente. Daher auch das gleickbed. bask. ere?
Zss. sind unter andern: sp. ahora, pr. aoras, adoras, altfr. ä ore LBs.;
H. a ora, von ad horam; fr. alors, it. allora, von ad illam horam; fr.
lors von iUa hora; altsp. pg. agora von hac hora; it. ancora, altsp.
encara, pr. encara, enquera, fr. encore, von hanc horam bis diese stunde;
altfr. unquore (uncore) von unquam hora; altsp. esora t;on ipsa hora;
pr. quora, qnor, chw. cura, cur für lat. quando, aus que ora zsgs.
Über ein altfr. cor s. Bom. gramm. III, 214 note.
Orbo ü., pr. orb und dorp, altcat. altfr. wal. orb blind, eine be-
deutung, die das lat. orbus erst spät entwickelt hat, die aber Isidorus als
die ursprüngliche hinstellt: orbus, quod liberos non habet^ quasi oculis
amiflsig. in derselben braucht es ApuUgus, Met. Oudend. p. 336 en orba
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228 I. ORCO-ORLO.
Fortuna! so wie die Fragm. vatt. §. J50. Im altem sinne bemerkt Chem-
bini aus dem mailändischen on tett orb de lacc eine /ritse, die heim
müch gibt.
Orco ü.j neap. huorco, aUsp. huergo, uerco lU. 390. 802, ngp,
ogro, fr. ogre, ags, orc höllischer däman, mensd^enfressender popam; vm
lat. Orcus ais goUheit gedacht. S. Grimm, Mythci. 464. Ädj. sp. bnereo
traurig.
Orda it., fr. horde (h asp.) herumstreifender häufe Tataren; M,
horde, alban. hordi, russ. orda u. s. f,, ein aus Asien stammendes wort,
Ordo it.^ ort pr., ord altfr. pic. häßlich, schmutjrig; daher pr. or-
deiar, altfr. ordoier beschmutzen; sbst. it. pr. ordura, fr. ordwc
schmutz. Daß ort {fem. orda) von horridus ist, beweist eine aweite pm.
dem etymon besser angepasste form orre, fem. orreza {d. i. orreda), wü
derselben bedeutung, daher das vb. orrezar s, v. a. ordeiar.
Orecchia, orecchio it., wal. nreache, ureche (f.), sp. oreja, py«
pr. orelha, fr. oreille ohr; von auricula Ohrläppchen, schon von denJlim
für ohr gebraucht (garrire in auriculam Martial), von einem gra$mnatiker
aber verworfen: auriß non oricla App. ad Probum.
Örgano it. •sp., pg. orgao, cat. orga (f.), pr. orgues 0?^.), ff>
orgue (m.), orgues (pl. f.), wai. orgdn (m.), ahd. Organa und orgda,
nhd. orgel, mndl. orghel; von Organum {oQyavov) Werkzeug, besonders
tonwerkzeug, wasserorgd.
Orgoglio it., alt argoglio, mit versetztem r rigoglio, sp. orgnllo,
alt arguyo, erguU, pr. orgolh, erguelh, altcat. argull RMunt. 143*, neu-
cat. orguU, wald. argolh floÄn 677, fr. orgueil stolz, übermuth; vomaUL
urguolt, zu folgern aus urguol insignis Graff IV, 163. Ln cMsp. adj-
urguUoso PC. 1947 hat sich sogar die ahd. partikd ur buchstabUek er-
halten. Früher ließ man es aus gr. ogyilog (jähzornig) entspringen mä
rücksicht auf die form des altfr. orguilleus, worin aber i eine durch fori-
rückung des accentes hervorgebrachte Schwächung des ursprimglichen vocda
ist. S. auch Grimm II, 789, Diefenbach, Goth. wb. 11, 382.
Oricalco it., sp. auricalcO; fr. archal messing; von aurichalciUD)
orichaleum, aus dem gr. oqdxalxog, d. i. bergerz, die erste der lat. formen
vermittels aurum umgedeutet.
Oriuolo it., mail. reloeuri, sp. relox, pg. relogio, pr. relotge nkr;
von horologium, ahd. orlei. Dafür fr. montre, eigenü. zeiger.
Orlo it., sp. orla, orilla, altfr. orle z. b. SB. 662^ rand; dimi^
von ora, welches, wohl zum unterschiede von hora und nicht etwa nad
dem gr. ogog gränze, einige sprachen als masculin behandeln: sard. ora,
lomb. oeur (or), pr. or Bth. 204, altfr. or Gormond v. 69, ur LRs. 254.
churw. gleichfalls ur (kgmr. 6r fem.). Vb. it. orlare, sp. orlar, /f.
ourler einfassen. Ein ärgerer ausdruck für rand, ufer ist pr. vor 2k GO..
cat. bora, vol. vora (vora el riu am rande des Flusses JFd>r. 162), uhM
auch altfr. vore Roq. suppl., worin ein vorgesetztes oder eigenüid^ einge-
sclkobenes v angenommen werden darf; d. h. la vora stfM zur vermeidms
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I. ORMA-OSTE. 229
ck$ Makis für la ora^ indem man sich wegen des gleichlautenden Tora
(stmde) der anleknung des artikds enthielt: ähnlich sagt der Catalane
nayors = ^. ä la hora, fr, lors. .
Orma tf., unn^ wdl. spur auf dem boden; vb. ormare die spur
verfolgen^ wci. urmä folgen. Orma scheint = sp. husma geruch d. h.
spur, daher husmar auswittern ^ altfr. osmer Parton. 7, 32 j Ben, 7,
216, lomb. ven. usma, nsmare; vom gr. dofirj geruch, oafiSad-ai riechen,
spüret^ wai, in ders. bed. ulmju Der übertritt des s in t ist zwar sonst
m Hol. nicht üblich, aber ebenso unüblich ist, wenn man orraa von forma
kitä, der wegfaU des anlautenden f, vgl. übrigens oben ciurma. Ein
aUes seagnis für das wort gewähren die Erfurter glossen, 366, 19: osma
'smcae (ags. sväc geruch),
Orpello ü,, sp, oropel, pr, aurpel, fr. oripeau flittergold; wörtlich
gcldhaut^ esgs. aus anmm und pellis.
Orza it. seil am linken ende der segelstange, linke seite des schiffes,
pr. orsa (s'ana milla va drech, quatorze vai a Torsa LB. IV, 233"),
fr. ourge seü an der segelstange des besanmastes (Triv.), sp, pg, orza
das sogenannte sckwert eines fdhrzeuges, womit das gleiehgewicht desselben
hergesteHt wird, orza de avante ein ausdruck, die richtung des schiffes
nach der linken hand eu bezeichnen; vb. it. orzare, sp, orzar mit halbem
winde segeln. Span, orza bedeutet auch ein gefäß {entweder von urceus
od^ von orca, adjectivisch orcea) und in der that war ein solches, eine
tomie, d>en so geeignet, das gleiehgewicht des schiffes eu unterstützen, wie
ein brett (das sckwert), aber worauf soU die beeiehung der orza zum
Iwifc» schiff sborde beruhen? Des wertes eigentlicher begriff muß sein ^die
linke stüe und so ist es deutschen Ursprunges: mndl. Iuris, mhd. bair,
Iqtz Unk; ü. orza ist also aus Torza, das anUxutende deutsche 1 als ar-
^ikd gefafUf eitstanden und so ins span. übergegangen. Daß das fr. s
aber änem ursprünglichen z entspricht, dafür bürgt die picard. form
orcbe, welche Monnard, Chrest, frang., verzeichnet,
Orzo ü., pr. ordi, fr. orge gerste; sp. orzuelo gerstenkom-, von
hordennL
Ostaggio it., sp. hostaje, pr, ostatge, fr. ötage bürge, geisel;
im späteren nUatein hostagium, hostaticum, it." statico; zsgz, aus ob-
sidaticnm (osdatcnm) vom ächtlat. obsidatus bürgschaß durch geisel,
dies von obses. S. darüber Vossius, Vit. serm, 3, 14, und Grimm, Bechts-
aU. p. 620. '
Oste it. (bei dichtem) y sp. hueste, pg, hoste, pr, altfr. ost, wcd.
oaste heer, pic. ost {spr. o) herde; abgd. weil, 08ta§ soldat; vb, it. osteg-
giare, pr. osteiar zu felde liegen, bekriegen. Schon im ältesten ndatein
bedeutet hostis heer (hostem coUectum habet Greg. M,) oder kriegsdienst ;
der begriff könnte sich aus der üblichen redensart ire in hostem gegen
den feind d. i. zum heere gehen, entfaltet haben. Seltsam ist die Verände-
rung des genus: mlat, meist fem., ital. masc, und fem., sp, pg. wcd, fem., altfr.
fem.^ selten masc. (li ost LBs. 166; tut V ost 200). — Exercitus erhielt sich
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230 I. OSTE-OVE.
in voller anwendung nur im südwesteny im ii<d. ist es wenig üftKcA, t»
nordwesten fast ein fremdwort.
Oste it., sp. hvLQspedy pr. hoste,. /r. höte, toal. oaspet tcirth, dsgi
gast; von hospes {eigentlich von hospit-) gastfreund (gast oder wirih);
nimmer von hostis. Äbgel. it. ospitale, ospedale, spedale, imiorA.spi-
tale {woher unser spital), sp, pr, hospital, fr, höpital anstaU mir tmeiA-
geltlichen aufnähme armer, kranker und Wanderer, im ältesten miaim
s. 6. hei Gregor v. T, hospitale, von hospitalis gastlich; zsge, it. ostale,
sp. pr. hostal, fr. hötel, it. ostello {aus ältfr. hostel) herherge, prov. auA
Wohnung, behausung.
Otriare it., sp. otoi^r, pg. outorgar, pr. autorgar, autreyar, fr.
octroyer bewilligen; von auctoricare für auctorare bestätigen, bekräfligm.
Diesmal steM die neufr. form dem etymon naher als die aUfr. otroier:
aber es war ein wort des cansleistils : die Volkssprachen lassen c faUeH.
Daher sbst. otorgo, autorc, autrei, octroi bewiUigung.
Ot tarda it., sp. avutarda, pg. abetarda, betarda, pr. austarda, fr.
outarde ein vogel, trappe. Vom lat. otis ((orig) mü dem sufßx ard «<
abzusehen, une oft auch dies süffig thiemamen bestimmt. Plinius, fftd.
not. 10, 22, entziffert uns die etymologie dieses wertes: proximae iis sunt,
quas Hispania aves tardas appellat Spanien aber hat sich hier offenbar
eine getninatian erlaubt: arutarda lOann nicht sein = an-tarda mä ein-
geschobenem V, denn solche Zerlegungen des diphthongs sind nicht iiHid^
vielmehr ward dem schon vorhandenen u-tarda für o-tarda {vgl. urdir fSr
ordir) nochmals ave vorgesetzt wie in av-estruz. Das prov. wort ist «iw
nominativform, aus von avis, daher wohl auch das champ. bistarde.
Ottone it., sp. laton, alaton, caJt. llautö, fr. laiton messing, wH.
lätun; muthmaßlich vom rom. (it.) latta weifies bleck, also eigentl. piatte^
latte, vgl. sp. plata, das gleichfalls der bed. platte eines metalles entsprich.
Die ital. form wird ihr anlautendes 1 ais misverstandnen artikd verloren
haben, mundarten aber, die piem. fncUl. comask. venez., sagen loton.
Ovata it., fr. ouate, aus letzterem sp. huata wulst zum fättem der
kleider. Es könnte eine dbleitung sein aus dem lat. ovum (ei, eiförmiges
ding) vermittelst des Suffixes ata, das dem begriffe des primitivs zuu^eäen
die Vorstellung einer ausbreüung im räume beifügt (it. lombo, lombata);
alsdann wäre ouate aus ovata entlehnt. Das wort ist auch den deutsden
sprachen bekannt, aber nicht den alten: nhd. ndl. watte, engl, wad (auA
pfropf, büschd, bündel Halliw.), schwed. vadd; sollte sich gleickwM
seine deutschheit rechtfertigen lassen, so ist von ovum dbzusehn; aber
der herleitung aus ahd. wät ^ vestimentum* widersetzt sich die bedeutung
entschieden.
Ove it., alt o, auch u, altsp. o, altpg. ou, pr. o, fr. oü, ortsadveri^
von ubi. Zsgs. it. dove, fr. d'oü; von de ubi.
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I. PABILO-PAESE. 231
P.
Pabilo 8p.t pg. pavfo, sard. pavilU; pr. pabil, chw. pavaigl, kymr.
pabwyr iocU; von pabnlum nahrung (des feuers); ähnlich esca speise j
sunder. Maü. pabi futter,
Pacciare ü, in impacciare, sp. pg, pr. empachar, fr, empScher
beunnJügen^ behdligen, hindern; sbst, <^. impaccio, sp, pg, empacho,
/»r. empach, <^. ampaig; dsgl, ü, dispacciare, spacciare, sp. pg.
despachar, fr. d^pteher losmachen, abfertigen, sbst. dispaccio, spaccio,
de«pachOy d6p6che. Der herleUung at^ impedicare verstricken (bei Am-
miomis) ßgt sich bloß das fr. empScher; dech war der eigentliche aus-
druck dafür aUfr. empegier = pr, empedegar. Muralori räth auf
pactio, davon impactiare = pacta inire sich auf händd einlassen^ es
seheitU aber mii pacisci gar nicht eusammenjmhängen. Lot. impingere
heifU einem etwas anhängen, womit behdligen, das frequentativ, bekannt-
lich ein sehr wichtiges bildungsmittel der neuen spräche, wäre impactare,
davon regdrecht sp.pr. empachar; eine erklärung, die in denprov, neben-
formen raipaitar und empaig (vgl. faita, faig von ÜLßtSL, factum) so wie
m der bed. impfen d. h, einstoßen (impingere) und in der des cot, em-
paitar verfolgen (wieder impingere^ sichern anhait findet. Dis-pactare
von dis-pingere wäre das gegentheü von impingere, d. h, losmachen, wie
diqmigere das gegentheil ist von injungere, discingere von incingere.
Fram, empScher ist entweder aus pr. en^)achar, empaichar oder gradezu
cms impactare wie fl^hir aus flectere, altfr. delecher aus delectare: erst
ein pic, empeker würde für impedicare eeugen. Die französischen Wörter
wären alsdamn von den übrigen su trennen. Das it. impacciare aber
muß in eitler mit i bewirkten abl, impactiare seinen grund haben.
Pacco it., fr. paqnet, sp. paquete bündel, pack; wohl kein alt-
romanisches und d>en so wenig ein dUgermanisches wort, zunächst aus
dem ndl. pak oder engl, pack = gad. pac. S. oben baga. '/n den ro-
manischen, keltischen und deutschen sprachen stehen die stamme bag und
pak nAen einander, sind aber vielleicht trotz den kreuzungen der bedeur
Umg grundverschieden^ So Diefenbach (Kuhns und Schleichers Beiträge
I, 262). Vgl. auch dessen Goth. wb. I, 339. 343. 344, und Weigand
V. pack.
Padiglione it., sard. papaglioni, sp. pabellon, pr. pabalho, fr.
pavillon zdt, auch kymr. pabell, altir. pupall; von papilio in dieser be-
deutmng bd Lampridius und späteren, s. Ducange; dltfr, paveillon noch
in der bed. Schmetterling Fl. El. 2353. Wegen der itd. form s. Rom,
gramm. I, 189.
Paese it., 5p. pg. pals (aus dem franz.?), pr. paes, fr. pays (zwei-
süh.) lond, gleichsam pagense von pagns; dsgl, altsp. pages Bz., pr.
pages bauer, pagensis bei Gregor v. T., in der L. Long, u, s, w,; daher
ü. paesano, sp. pg. paisano landsmann, fr. paysan landmann.
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232 I. PAGANO-PALIO.
Pagano it sp., pg. pagao, pr. pagan, payan, fr. payen, «Tal.p^gm,
auch böhm. pohan u. s, w., adj, heidnisch^ sbst. heide; von paganns, (dso
eiffentl. ländlichj bäurisch, und so hießen die bekenner des dien götter-
dienstes, weil er sich seit Constantin d. gr, auf dcis platte hmd hatU
flüchten müssen. Derselbe was paganns, bezeichnet unser heide, M
heidan, goth. fem. haithnö (von haithi feld)^ vgl. Grimm^ My(k. p. 1198.
Pagare ü., sp. pg. pagar, pr. pagar, payar, fr. payer ftßwWfli,
befriedigen; sbst. it.sp.pg.pr. paga, /r. paie Zahlung^ Ic^n; von pacare
zum frieden bringen, beruhigen, roman. mit dem accus, der^persm oder
Sache: payer ses cr^anciers, payer leg int^rSts. Die ursprüngliche bedm-
tung läßt sich im S. Leodegar str. 18 wahrnehmen, wo es heißt: eio li
preia paias (se) ab lui er bittet ihn sich mit ihm eu versöhnen, für wdck
bedeutung sonst apagar gebraucht wird. Der wcHach. ausdrudc ist pleti
= serb. platiti.
Paggio it., pagi neupr., page fr. edeUcnabe zum aufwarten, daher
sp. page; vom gr. naidiov Jcnäbchen, Meiner diener, wie mhd. kint Dk
Byzantiner mögen dies wort, wie manches andre, nach Italien gtbratM
haben, wenn es nicht durch die kreuzzüge herüberkam. In spätem miUd-
latein pagius. Mit pag^s von pagensis {s. oben paese) ist es nicht zu ver-
wechseln. Die ungeschlachte herleitung aus paedagoginm oder paedago-
gianUB ist nicht der rede werth. •
Paglia i^., sp. paja, pg. pr. palha, fr. paille, wai. paie stroh; von
palea spreu. Daher pr. paillola lager; fr. paillard unzüchtig, weä
die liederlichen dimen, wie Caseneuve erklärt, ihr gewerbe auf dem sbrak
ausübten; zsgs. pg. espalhar zerstreuen, verbreiten.
Palafreno it., sp. palafren, pr. palafrei, fr. palefroi zdter; vm
hybriden para-veredus nebenpferd Cod. Justin., zsgs. aus rraga und vere-
dus, nikd. parafredus L. Bajuv., daher auch unser pferd, ahd. pherit,
aUs. pererd. Die form freno in diesem worte {fr. palefrenier) bemk
wohl auf einer umdeutung, indem man an frenum dachte, vgl. übaldm
zuBarberino. Lehrreiche bemerkungen über dieses wort bei Wackemagd^
Voc. opt. p, 7.
Palandra it., sp. pg. balandra, fr. baiandre Memes lastschiff zur
küsten-, fluß- und canalfahrt (Seckendorf); soll aus dem gldchbed. ndi
binnenlander (der innerhalb des landes fährt) entstanden sein, s. Add*mg^
der auch ein deutsches dem franz. entnommenes beiander (m,) anmerU.
Spanu nennt das sard. belandra ein flandrisches schiff. Roquefort ver-
zeichnet als eine art schiffe palondrie, palondrin.
Palandrano it., sp. balandran, neupr. balandri, fr. balandrao
ein weiter rock, reitrock, regenmantd.
Palio it.sp., pr. pali, ältfr. pali, paile Überkleid, teppich, baldadiin;
von Pallium, zunächst der hierzu verwandte baumwollen- oder seidenst4)ff;
Pallium a pellibus, unde fiebat, sed modo dicitur pallinm quoddao
genus panni ex serico. et quilibet mantellus Ugutio. Es ist das okd.
phellol, mhd. pfellel, pfeller (palliolum). Wie der name eines ifeute
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L PALMIERE-PANTOFOLA. 233
zum namm des dassu gd>rauchten Stoffes werden Iconnte^ lehrt unter andern
cidaton, s. oben.
Palmiere it., sp. palmero, altfr. paumier püger, eigentlich ein zum
Aal. grobe wollender y weil solche püger pdmeneweige mißachten : qui
de Hierosolymis yeniant, palmam in manibus ferant in Signum, qnod
Uli regi militarunt, qni Hierosolymis cum palmis honorifice receptas est
IharaiHdits, s. Ducange; mhd. ein eilender man der truoc ein palm in
der hant Wb. II, 461.
Palpebra lat, augenlied, im plur. auch wimper, vornehmlich wegen
seiner £um iheü durch den unbestimmten latein. accent veranlaßten roma-
msehen vidformigieit beachtenswerth. Ital. palpebra, palp^bro, venejs.
palpiera, piem. parpeila, sard. pibirista, pg. pdlpebra, ^. palpebra und
pirpado, pr. palpebra, palp^la, pAlpet (f.), altfr. palpre lAb.psalm. 10, 6,
neufr. panpiere, pic. panpiele, norm, paupille, churw, palp^ber, pal-
p6der, wai. pleöp^. Unter diesen muß pr. palpet durch einfluß von pal-
pitare entstanden sein, wofür man auf unser aus wimper abgeleitetes vb,
Wimpern d. i. in einer gitternden bewegung sein (Adelung) verweisen
darf. Wcd. pleopf läßt sich, da es wenigstens im slavischen nicht vor-
kommt, nur als eine starke entstetlung des lat. Wortes auffassen. Seltsam
siM das sard. pibirista aus.
Pancia ü., sp. panza, paneho, pr. pansa, fr. panse wanst; von
pastex panticis, wgi. p^ntece. Daher it. paneiera, sp. pancera, al^r.
panchire, mhd. panzier, nhd. panzer, der theil der rüstung, der den Unter-
leib bedeckt.
P an dura, pandöra it., dltsp. pandurria, fr, pandore, entstellt sp.
bandnrria, pg. baiidurra, sp. auch bandöla, dsgl. it. mandöla, fr. man-
dole, mimdore ein saüeninstrument, jrither ; von pandora, pandurium, gr.
navdovQa.
Paniere it., älisp. panero, pr. fr. panier korb; von panarium
brolkofb.
Pannocchia it., sp. panoja büschel an der hirse; von panucula für
panicola, bei Festus ed. Müller p. 220, wie auch Pott bemerkt in der
abkandl. Plattlat. 316.
Pantäno it. sp. pg. sumpf, schlämm; ndat. pantanum begegnet in
einer Urkunde Karls d. gr. Marin, p. 106". MSnage meint vom hypothe-
tischen paladanum, was schwer zuzugeben ist. Stammt es vom gr. nccvog,
natr^fia (koth) mit eingefügtem n wie im folgenden u)orte? Lombardisch
hat man das einfache palta (piem. pauta), abgel. paltan = pantano; es
kömUe aus polta brei, von puls, abgeändert sein, denn auch poltiglia
heißt brei und schlämm, chw. pantan ist gleichbedeutend mit paltan.
Pant^fola, pantüfola it., wai. pantofl^, sp. pantuflo, fr. pantoafle
(^f.) eine fußbekleidung, hdihschuh. Von zweifelhafter herkunft, sicher
nicht von der ungeschickten griech. Zusammensetzung TtavTO'tpellog ganz-
kork, wobei die Verarbeitung des korks zu pantoffelsohlen in anschlag kam.
Rn compositum scheint es allerdings. Der erste, theU desselben ist etwa
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234 I. PAPA— PAPPAGALLO.
dcts fr. patte fußsohle, denn es fehlt nicht an mundarÜichen formen cim
n, js. b. ndl. pattuffel, piem. patofle neben pantofle; in der persdviMM
bed. eines menschen mit schleppendem schwerfälligem tritt genf. patonfle,
henneg. norm, patouf, denen sich fr. pataud vergleicht. Der Catalane sagi
plantofa, das an planta (sohle) mahnte er muß jedoch das 1 durch um-
deutung versetzt hahen^ denn hieraus patofla entstehen eu lassen, wärt der
spräche eu viel zugemuthä. Aber was ist mit dem zweiten theüe da
Wortes anzfdfangen? Neupr. sagt man auch man-oufle (f.) für eine had-
beJdeidung, einen muff, latinisiert maniflua Gl. de Lille p. 8 (Sek 17)^
mtdhmaßUch aus manupula (s. oben manopola) wie fondefle aus fdndibo-
lum: sollte pantonfle diesem werte nachgdnldet sein, da oafle für sieh
nichts bedeutet? und unirde sich auch fr. emmitonfler {wohl von ami^
tus) auf diesem wege erklären lassen? — [Man sehe auch bei Atdeat, dtr
die endung onfle aus dem deutschen herzuleiten versucht.]
Papa fr. vater (in der Under spräche), von papa, das nicht mpape
oder peve übergieng, weil es als gemination pi^-pd behandelt ward, wdAe
die Under lieben; daher entlehnt das span. und mdartl. ital. papi, woßr
diese sprachen die einheimischen ausdrücke taita und babbo hesÜK^
Basselbe wort ist it. sp. pg. papa, fr. pape höchster priester der katiuü-
sehen kirche. — Lat. papa, pappa speise oder brei der kmder ist gemein-
romanisch: it. pappa, wcd. pape, sp. pg. papa, altfr. papin, papette; »
aucl% pappare essen, brei essen, das im sard. papai ganz die stelle vm
mangiare einnimmt. Dazu noch ein subst. it. pappo broty sp. pg. papo
bissen, den der falke mit einem male verschluckt, dsgl. kröpf der vögd
{auch päpera), wanwne der ochsen (etwas gefuttertes, gemästetes), ven. wro».
papota {auch papa) dicker, fleischiger backen, papon und papota adj. fett,
fleischig, ausgemästet, sp. papndo mit dickem hals oder kröpf. Gleicher
herkunft, aber durch dissimilation abgewichen, ist wohl auch iL paffnto
s. v. a. ven. papoto, und selbst wohl sicil. baffu, vgl. pic. norm, empaier
vollstopfen. Für die bed. kröpf mag auch noch lat. papnla (blatter, blase)
erwogen werden, dem die span. spräche die bed. kropfartige geschundst, dU
ital. die bed. geschwür DC. s. v. beilegt.
Pappagallo it., cot. papagall, wal. papagal, sp. i^^. papagayo, ^.
papagai, altfr. papegai und papegaat, engl, popinjay, vrlt. papyngay
Halliw., mhd. papegän, mittelgr. nanayag, ngr. naTtayaXXog name emes
vogels. Das roman. gebiet hat psittacuß verloren, das sich im deutseha^
Sittich erhielt, s. Dief. Gloss. lat. germ. v. psittacus. Das neue wort W
das ansehen eines compositums und wird in dieser Voraussetzung auf ver-
schiedene weise gedeutet, z. b. von papa pfaffe und altfr. gai = nfr. geai
hoher, oder ebenso von papa und gallo hahn, weil die geistlichen ife«
Vögel vornehmlich gehalten hätten, s. Frisch II, 39'', und dazu sckev^
auch das engl, pope zu stimmen; doch darf man nicht vergessen, da^
papa papst, nicht geistlicher heißt, der sinn also papsthähei' oder pi^sh
hahn wäre, ein name, für welchen in der sache nicht der geringste grusiß
vorhanden ist. Andre deuten ihn aus pavus galloB pfauhdkn^ was eücas
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I. PAPPALARDO-PABCO. 235
gans anders aussagt. Wer es femer vom gleichbed, arab, babagä her-
leMj der möge bedenken, daß dieses wort in der arab. spräche keine
umrsd hat und erst spät voreukommen scheint (Gol. p. 213, Freyt. J, 81"),
so wie daß die Vertretung des arab. b durch rom. p wenigstens ungewöhn-
lich ist: umgekehrt drückt der Araber das fremde p durch b aus, Boqra't
f. i. ist Hippocrates. Unglücklich ist Ginin's einfall, papaganlt bedeute
einen vogd, der die zweige des waldes (gault) d. h. die Stangen seines
kä^s benage: es liegt auf der hand, daß dies nur den sinn wcUdfresser
hoben kömUe; wer denkt aber bei einem stängelchen an den wald? Es
ist ciso mit diesen umdeutungsversuchen nichts entschieden. Ein andrer
nam des vogels ist parrocchetto, s. unten.
Pappalardo it,, papelard fr. scheinheiliger ; nach Genin, Becreat.
pVid. I, 433, einer der enthältsamkeit heuchelt, aber im geheimen speck
tjK (pappe-lard). Daß dies im geheimen geschieht, worauf hier alles an-
hmmt, muß man freilich suppliereti. Die ital. spräche hat noch andre,
den scheinheiligen kraßiger zeichnende ausdrücke^ wie baciapile säulenküsser,
stropiccione reibwisch (der auf den. knien umherrutscht), graffiasanti heili-
geniaratMer, torcicoUo halsverdreher (augenverdreher würden wir lieber sagen).
Paraggio t^., pr. paratge, ebenso arag. (Ducange), fr. parage
herhmft, stand; eigentl. gleichheit, ebenbürtigkeit^ von par.
Paragone it., sp. paragon, parangon, fr. vrlt, parangon verglei-
ehmg. Das wart ist von l^anien ausgegangen und dankt seinen Ursprung
dm substantivisch angewandten präpositionen para con, z. b. la criatufa
para con el criador das geschöpf im vergleich mit dem Schöpfer: c zwischen
voedlen mußte zu g herabsteigen. Es ist also verlorene mühe, es im grie-
dwsthen aufzusuchen.
Parare it., pr. parar hitihdlten z. b. die wange, auch sp. parar in
parar mienites aninmm adveriere; in andrer bed. ital. abhalten z. b. einen
stoß, so fr. parer parieren, sp. anhalten, stehen machen. Lot. parare ge-
wahrt nur die bed. bereiten; hieran knüpfte sich einerseits die bed. hin-
halten, eigentl. bereit machen, bereit halten, andrerseits die bed. ab-
halten, anhalten, eigentl. verwahren, schützen, wie lat. defendere. Von
parare schützen ist it. para- petto, daher fr. parapet brustwehr; von
parare abhalten it. para-sole, fr. parasol Sonnenschirm, para-vento
windschirm; darnach gebildet fr. para-pluie (m.) regenschirm. Auch
it. riparare, sp. reparar, sofern es abhelfen, bewahren heißt, weicht vom
lat. warte ab, sbst. riparo, reparo ausweg, schutzwehr. Zu merken auch
it. comperare, comprare, sp. pr. comprar, cdtfr. comperer, wäl. cum-
p^ri, bloß mit der bed. kaufen, lat comparare. Eine neue zss. ist sp. pg.
pr. emparar, amparar (une sp. embrollar, ambroUar) in besitz nehmen,
ergreifen, fr. s'emparer sich bemächtigen, it. imparare lernen (une ap-
prenderej; fr. ge remparer sich verschanzen, sbst. rempart (früher
rempar geschr.) verschanzung, wall. Eine andre zss. ist it. s parare,
sp. disparar ein gewehr losschießen, eigentl. entladen, entrüsten.
Parco tf^ sp. pg. parque, pr. parc, pargne (noch jetzt mit g pargou,
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236 I. PARECCHIO-PARPAGLIONE.
pargado, pargagi), fr, parc umsmnung, thiergarten, daher z. h. fr. pir-
quet, vb. parquer. Es tritt bereits im frühsten ndatein auf: pareas,
parricus L. Rip., L. Angh, parc, parch L. Bajuv,j wo es aber konnspAkr
bedeutet; ahd.lautet es ißixtx\Q]ij pferrich, nAd. pferch, a^^. pearme Oiim,
pearroc Alfred.^ gad. p&irc, hymr, parc, parwg. ScdUger hidl es fir
eine entsteUung aus pale, dies von palas pfähl, in bessiehung auf die ein-
zäunung; andre leiten es, gestützt 'auf eine ital. nebenform barco, vm
deutschen vb. bergen, prät. barg, aber der anhxut ist entschieden (Ke
tenuiSj ahd, pf ; andre vermuthen celtischen Ursprung (Diefenb. Goth, •*.
J, 265), aber auch in dieser spräche steht es da wie ein fremdling. Es
wird zu bedenken sein, ob es nicht vom lat. parcere herstammen Uime:
stsbstantiva mit activem sinne aus verbis sind häufig. Wie it. redina tm
retinere etwas zurückhaltendes^ cigna von cingere etwctö umgürtendes, «o
konnte parco etwas schonendes, schützendes bedeuten; das Substantiv orf-
stand zu einer zeit, wo ce noch guttural gesprochen ward, daher itd.
nicht parcio, vgl. sp. torca von torquere, roman. torcere u. a. Dagegen
ließen sich einwenden die ags. formen pearrne, pearroc, insofern diese
spräche in latein. Wörter keinen äbleitungsvocal einschiebt, doch hnrnU
das beispiel einheimischer formen wie veolc, veoluc, veoloc l^cht zu jener
einschiebung verführen.
Parecchio it., parejo sp., pareil fr. gleich, wai. ^st. pereäche
paar; dimin. von par, nüat. pariculus: hoc sunt pariculas caasas pareHles
choses L. Sai. u. s. w. Der ital. plur. parecchi bedeutet ^mehrere\ eigenH
mehrere dinge von gleicher art, mehrere exemplare. Zsgs. it. apparcc-
chiare, sp. aparejar, pr. aparelhar, fr. appareiller eigenü. paarumst
verbinden, paaren (wie noch franz.), daher zusammenfügen {vgl. lat. com-
binare), zurüsten, sbst. apparecchio ff. zurüstung.
Parola it., sp. palabra, pg. palavra, alt paravoa SBos., pr. (äÜL
aUsp. paraula, fr. parole wort; von parabola gleichm, daher sprw^
wort, schon im frühem nüatein. Es ist ersatz für verbum, das man am
scheu vor seiner religiösen bedeutung vermied (Schlegel, Obs. sur la laiigue
prov. not. 33), wenigstens sind it. sp. verbo, altsp. vierbo, pr. verbi,
churw. vierf (plur. verba s. Garisch p. 214) in dieser allgemeinen bedeu-
tung unübliche Wörter, nur das weil, vorbe (fem. wie altit. verba PPS. IL
170) ist gleichbed. mit parola. Vb. it. parlare, 5p. pr. parlar, pg-
palrar, fr. parier, dsgl. pr. paraular, dltfr. paroler, noch bürg, pairölai
reden, tnlat. parabolare: noßtri seniores parabolaverunt simul et eoIlßid^
raverunt Cap. Gar. Calv.
Parpaglione t^., i>r. parpalho, lomb. auch parpaj, parpaja sc&meMer-
ling; entstellt aus papilio, welchem cot. papallö zunächst steht. Daher ä.
sparpagliare, pr. esparpalhar, altfr. esparpeiller LRs. 336, nfr. ^par-
piller, sp. desparpajar umherstreuen (auseinander flattern machen); der-
selbe begriff wird neupr. ganz entsprechevhd durch es&rfalhi (von forfidU
= parpalho) ausgedrückt. Andre namen dieses insectes sind it. farfeU»?
sard. faghe£ariiia, parabatola, calagasu, sp. mariposa, alevilla (im Di(X.
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L PARROCCHETTO-PASQUINO. 237
casi. eakU. Reus 1836), bresc, barbel, pg. borboleta, churw. bnlla, lothr,
boaU6 u. s. w.
Parrocchetto i^., periquito 5p., perroquet fr. papagei. Es soll
pfäffehen bedeuten, von parocbns, weil die geistlichen herren diesen vogel
euersi gekeilten hätten^ s. pappagallo. Erwägt man das einfachere Span.
perico, wdches Peterchen und papagei bedeutet und nicht aus parochus ab-
ßdaien ist, so hat man eins der mehrfachen beispiele von anwendung mensch-
licher namen auf ihiere vor sich; mehrere andre gibt Minage v. perroquet.
Parröchia it.,.sp. pr. parroquia, fr. paroisse kirch^iel; ndat pa-
rochia, verderbt aus gr. nagoiiua (daher paroecTa bei Augustinus, worauf
sid^ die frans, form besieht), buchstäbl. fremdlingsleiben, im kirchlichen
sinne nackbarschaft, rmt hinsieht auf nagoixog nachbar, entweder weil
die glieder derselben pfarre sich als nacM>afn betrachteten (vgl. pr. paroc
pfarründj ital. aber p&rroco, wäl. paröh pfairrer), oder weil die ältesten
Christen ihre religiösen Zusammenkünfte {hydrjatai) in der nackbarschaft
großer städte hielten. Davon handelt Ducange s. v. parochia.
Partigiana it., altval. partesana JFebr. 28, fr. pertaisane eine
der helleibarde ähnliche waffe. Ist die frans, form die ächte, so floß das
wort aus pertois, allein was soll dies heißen? Rabelais schrieb partui-
sane und in der that verräth die gangbar gewordene form pertaisane
eine auf pertuiser gestütste Umbildung desselben, indem man cm eine
durMokrende waffe dachte. Auch das deutsche bartä (partä) ist aus dem
^pide SU lassen, das sufßx würde sich nickt rechtfertigen können. Vtel-
leicht läfit sieh auf andre weise helfen. Mit dem masc. partisan beseich-
nete man einen partheigänger, den fulirer eines haufens leichter truppen
(Trev.): sollte die solchen truppen sukommende waffe nicht ihren namen
daher empfangen haben? Beispiele dieser art sind: it. gialda spieß vom
pr. gdda fußvolk, oder it. mugavero Wurfspeer, eigentl. leichter reüer,
oder sp. gineta spieß, von ginete reiter, oder auch it. rubalda pickelhaube,
woU von nibaldo.
Partire it., sp. pr. fr. partir in der bed. abreisen, theils mit, theils
ohne reflexivpronomen, ursprünglich aber gewiß nur mit demselben ge-
braucht (altfr. se partir Ordli 175); von se partiri sich theüen, sich
trennen, weggehen, vgl. unser scheiden für trennen und sich trennen.
Pasqna ü., sp. pr. pascua, fr. p&que Osterfest, lat. pascha, be-
iamälich aus dem hebr. pesach Übergang d. i. aussug der Juden aus
Ägypten. Die einschi^ung des u, auf die auch die frans, form weist
(pasea hätte p&che ergeben), ist alt (pascua Ol. Keronis 201' u. s. w.)
und erklärt sich genügend aus einmischung von pascua weide d. h. ende
der fasten. Doch sagt der Provetisale auch pasca, pascha, der Sarde
pasea, der Baske pazco. Eine abl. ist pr. altfr. pascor, aUit. pascore
TmeA. I, 24 osterseit, frühling ; ob nach dem geniUv plur. von pascha
(paseharum) gdnldet, wie man neuerlich angenommen hcU, dies su erwägen
Ueibe der grammaük überlassen.
Pasquino it. name einer statue in Rom, an welche man spott-
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238 L PASSAMANO-PATTA.
Schriften eu heften pflegte, daher it. pasquinata ff. Spottschrift^ witeiger
einfaU; sp. pasquino, t^. pasquillo (aus pasquinolo? vgl. cuUa aus cunula
u. a.) dass.y fr. pasqnin lustigmacher.
Passamano it., sp. pasamano, fr. passement horte oder hesats an
Jdeidem und möbeln, posament. Span, pasamano heißt treppengeländer,
porque pasamos por 61 la mano, den ausdruck für die einfassung der
treppe übertrug man auf die der Ueider; so deutet Covarruvias. Diese
Übertragung wäre möglich: ward doch auch eine andre art der Verzierung
oder einfassung von kleidem und anderem geräthe,, triforium (s. trifoire
//. c), aus der architectur genommen. Passement vom verbum passer,
weil die schnüre durchgezogen werden, erklärt Frisch. Schwed. pasman,
ungr. päszma, paszo